Den Westen zensieren? Alexander Dugins Ideen zum Liberalismus
Nachdem der russische Philosoph und Publizist Alexander Dugin gefordert hatte, den westlichen Liberalismus als extremistische Ideologie zu behandeln, gehen wir der Frage nach, wie sich Dugins Aussagen einordnen lassen.
Worüber wir nicht sprechen: Über die Wikipedia-Behauptung, Dugin sei ein „Neofaschist“. Derlei Plattitüden interessieren uns nicht.
Mit Gert Ewen Ungar und Tom J. Wellbrock.
Inhalt:
00:30 Staat und Zensur
02:00 Artikel: „Kritik statt Verbot – Replik zu Dugins Forderung nach Zensur und Repression in Russland“
09:00 Es gibt immer Zensur
10:00 Zensur der „Mitte“
13:00 Liberalismus oder etwas anderes?
15:00 Die drei großen Erzählungen
19:30 Das vergessene vierte System
24:00 Zensur ja – aber wie?
41:00 Das „Zentrum Liberale Moderne“
45:00 Dugins Einfluss
47:00 Einflüsterer und Diktatoren
49:00 Ein einstimmig beschlossenes Gesetz
53:00 Glück im neuen Geschlecht?
56:30 Ungut gleich
58:00 In China essen sie Hunde
59:00 Der Liberalismus frisst sich auf
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Kritik statt Verbot – Replik zu Dugins Forderung nach Zensur und Repression in Russland
Alexander Dugin oder wenn ein Idealist Repression verordnet
#Liberalismus #Neoliberalismus #Kapitalismus #Faschismus #Marxismus #Politik #Philosophie #Gesellschaft #Russland #AlexanderDugin #wohlstandsneurotiker #neulandrebellen #Podcast
0hne den Podcast gehört zu haben, möchte ich vorab meine Freude ausdrücken über den Satz „derlei Plattitüden interessieren uns nicht“.
Klasse!
Als ich vor einigen Tagen den Artikel von Dugin gelesen hatte, fehlten mir erstmal die Worte.
Vor allem wegen der rigiden Zensurmaßnahmen, die Dugin für andersdenkende (Liberalismusagenten) empfahl, aber auch, weil ich auf diese Weise erst erfuhr, wie drastisch bereits heute in Russland Abweichler behandelt werden. Daß die öffentliche Kritik an der Spezialoperation zum Beispiel mit Haft bedroht werden kann, hatte ich so nicht gewußt und das ist aus meiner Sicht bereits ein deutlicher Schritt zu weit. Wenn dann noch einer der einflußreichsten Philosophen in Russland empfiehlt, diese Maßnahmen drastisch auszuweiten, wäre dieses Land im Prinzip das Unterdrückerregime, von dem die Westmedien immer schwadronieren, dachte ich.
Immerhin kamen dann aber in kurzer Folge die Erwiderungen von Gert und von Alexej Dankwardt, die beide den Forderungen von Dugin wirdersprachen bzw. diese abschwächten und eine Debatte zu dem Thema eröffneten. Eine Debatte, die es so vermutlich derzeit in unseren gleichgeschalteten Medien nicht geben könnte und nciht geben würde.
Dennoch bleibt der Vorschlag Dugins für mich ein Vorstoß in eine ganz falsche Richtung.
Der Vorschlag sollte daher schnell im Giftschrank verschwinden.
Warum?
Da gibt es mehrere Gründe, einer davon ist genau der, daß es Russland besser anstünde – ihr thematisiert das ja in eurem Podcast ebenfalls – sich kritisch mit den Fehlern des und mit den systemimmanenten Bedrohungen der westlichen Liberalismusausprägung auseinander zu setzen und dabei sichtbar zu machen, daß das aktuelle System in Russland das ist, das für die Menschen in Russland (und nicht nur dort) das Vorteilhaftere ist.
Ein Weiterer Grund ist, auch das findet in eurem Podcast statt, daß die Dämonisierung des Liberalismus nicht nur ein Fressen für die Propaganda des Westens ist, die dann mit dem Finger darauf zeigt und mit Fug und Recht sagen kann: Seht hin, die Maske ist gefallen! Zudem würde auch für die Systemkritiker innerhalb Russlands ein weiteres Argument gegen die aktuelle Regierung und Regierungsform gefunden: Wenn diese so repressiv reagiert, dann setzt sie sich ins Unrecht und den Liberalismus (in gewisser Weise) ins Recht.
Und drittens, für mich vielleicht der wichtigste Punkt:
Das, wogegen sich Dugin richtet ist im Eigentlichen weder der „Liberalismus“ noch der „Neoliberalismus“, sondern der jahrhundertealte menschenverachtende und heimtückische Expansionsdrang des Westens in seiner aktuellen Form. Dieser mag sich mit dem Namen „Liberalismus“ schmücken, jedoch steckt unter der Hülle außer dem Namen kaum noch etwas von der politischen (oder auch wirtschaftlichen) Theorie, die der Liberalismus einmal begründet hat. Ob man für diese These die Schriften von Kant heranzieht oder ob man in dem wirtschaftlichen Liberalismus eines John Rawls nach Gemeinsamkeiten zum aktuellen West-Regime sucht, man wird kaum fündig und dort, wo man fündig wird, sind nur noch Zerrbilder, Karikaturen dessen zu finden, wofür der Liberalismus in einer Urform einmal stand.
Das im Einzelnen zu belegen würde eine Magisterarbeit erfordern, aber wer die Schriften der o.g. Autoren mit der Travestie unserer Tage vergleicht, dem wird das auch ohne ausuferndes Elaborat ins Auge springen.
Und da ist mein Punkt:
Es bedarf keiner strengen oder gar ausmerzenden Zensur des Liberalismus, es bedarf – wie bei so vielem – einfach nur einer klaren Analyse und anschließend einer korrekten Benennung dessen, was den Westen in seinem zerstörerischen Kern heute ausmacht. Es ist nicht der Liberalismus, mit dem sich Russland auseinander setzen muß, es ist der totalitäre Westen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Weltherrschaft für weitere Jahrhunderte zu zementieren. Und, auch, wenn es derzeit nicht so aussehen mag, auch, wenn einige von uns von einer mulitpolaren Welt hinten am Horizont träumen, hinter der Fassade des zu scheitern scheinenden Ukraine Krieges ist der Westen drauf und dran, ein Hochsicherheitsgefängnis des Digitalen zu errichten, gegen das, wenn es einmal fertig ist, die weltweite Coronadiktatur ein Kindergeburtstag war.
Das hat alles mit Liberalismus nichts zu tun. Das ist der Faschismus.
Herzlichen Dank für diesen Kommentar!