Nie wieder schlechte Musik – schade!

Man sollte sich nicht über Dinge äußern, die man nicht kennt. Man sollte keine Kritik über Bücher schreiben, die man nicht gelesen hat, man sollte über Musik keine Rezension schreiben, die man nicht gehört hat. An diesen Grundsatz halte ich mich, mache aber heute eine Ausnahme. Ich schreibe über den Eurovision Song Contest 2022, obwohl ich ihn nicht gesehen habe.

Eigentlich ist es eine seit Jahren wiederkehrende Gewohnheit. Ich finde mich mit meist gleichgeschlechtlich liebenden Freunden vor irgendeiner Form von Glotze ein und wir wohnen dem Event gemeinsam bei. Es gibt zu Essen und vor allem zu Trinken und irgendwann sind alle blau. Dann ist der ESC auch halbwegs erträglich. Die Beiträge werden kommentiert, es wird diskutiert, viel gelacht. In diesem Setting habe ich mir den ESC schon an vielen unterschiedlichen Orten Europas zu Gemüte geführt. In Spanien auf den Kanaren, in Großbritannien in London, in Russland in Sankt Petersburg und in Moskau, aber natürlich auch in Deutschland. Ich bin selbst nämlich Europäer.

Über die musikalische Qualität des Dargebrachten muss man nicht wirklich viele Worte verlieren. Es ist ein Schlagerwettbewerb. Es geht um die Produktion von Ohrwürmern, von Varianten des ewig Gleichen, von musikalischen Gefälligkeiten. Manchmal wird es laut und schrill, aber auch das geschieht immer mit dem Ziel, Aufmerksamkeit zu erheischen. Es geht niemals um musikalische Innovation. Wer das von einem Schlagerwettbewerb erwartet, hat von Schlager keine Ahnung. Aus diesem Grund finde ich die häufig vorgebrachte Kritik, die Musik beim ESC sei scheiße, völlig deplatziert. Natürlich ist sie das.

Natürlich ist die Musik scheiße

Dennoch gefällt mir die ursprüngliche Idee. Durch einen Wettbewerb um völlige Seichtheit setzen sich ehemals verfeindete Länder mit ihren Nachbarn auseinander, bekommen einen sicherlich völlig oberflächlichen aber bewusst positiven Einblick in das Land und die Kultur. Stereotype werden umgedreht. Wir diskriminieren uns jetzt gegenseitig alle positiv und tragen so zum Frieden und zur Einheit in Europa bei – das mag der ursprüngliche Gedanke gewesen sein. Kitsch als Heilmittel. Aus gutem Grund mussten die Beiträge in den Anfangsjahren immer in der jeweiligen Landessprache sein. Damit hatte man den Klang des vormaligen Erzfeindes in seiner Menschlichkeit vernommen. Ging ein Beitrag schief, hieß es oft, dass sich die Sprache nicht zur Musik eigne. Bis dann irgendwann gewonnen wurde. Selbst die deutsche Sprache schaffte es 1982, den Westeuropäern lieblich und freundlich zu klingen. Von diesem ursprünglichen Gedanken ist inzwischen allerdings nichts mehr übrig.

Der Grand Prix war zudem immer ein schwules Ereignis. Er wurde später zum LGBT-Event. Der Weg vom schwulen Event zur queeren Propagandaveranstaltung war eine Fehlentwicklung, ein Abstieg. Dieser Wandel erfolgte zeitgleich mit der NATO-ähnlichen Ausdehnung des ESC in Richtung Osten. Inzwischen ist der Eurovision Song Contest zu einem westlich-queeren Angriffsbündnis gegen Russland verkommen

Kitsch eint

Zunächst ist es richtig, Der Kitsch zieht Menschen wie mich an, ich will das nicht verhehlen. Überdurchschnittlich viele Schwule lieben Kitsch. Auch ich finde Kitsch toll. Ich mag Klischees und ich mag, wenn es um große Gefühle geht; um die ganz große Liebe, die ganz große Sehnsucht und die ganz große Verzweiflung. Ich bin da recht typisch für meine Zunft. Ich weiß auch, dass all diese ganz großen Gefühle nicht real sind, aber es ist irgendwie schön. Der Eurovision Song Contest hat genau dies bedient. Er war dabei immer züchtig. Jeder wusste, welche Zielgruppe besonders angesprochen wurde, aber man benannte das nicht. Noch 2003 musste sich die russische Girl-Band t.A.T.u. für lesbische Spiele auf der ESC-Bühne maßregeln lassen. Was die Russen hier so freizügig darstellten – das ging einfach nicht. Der Eurovision Song Contest war schließlich ein seriöser Wettbewerb.

2013 wurde in Russland das Anti-Gay-Propaganda-Gesetz verabschiedet. Im gleichen Jahr wurde der ESC divers, offen LGBT-freundlich und politisch. Die Beiträge Russlands wurden künftig regelmäßig ausgebuht. Ganz vorn immer mit dabei beim Diskriminieren war die schwule deutsche ESC-Fangemeinde, die zwar von den tatsächlichen Verhältnissen in Russland keine Ahnung hatte, in ihrem medial gezüchteten Hass auf alles Russische aber meinte, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Es stellte sich bei mir in der Folge immer schmerzhaftes Fremdschämen ein, wenn sich irgendwelche deutschen Deppen in aller Arroganz und Überheblichkeit bei einem Wettbewerb, welcher der Verständigung und dem Zusammenwachsen dienen sollten, zum Instrument der Teilung und des Hasses machen ließen.

Der ESC wird zu einem westlich-queeren Angriffsbündnis gegen Russland

Dann kam auch schon die Ukraine-Krise, der Maidan. Die ukrainische Sängerin Jamala gewann 2016 mit einem durchweg politischen Lied, in dem es um die Deportation von Krim-Tataren im Jahr 1944 geht. Der Damm war damit endgültig gebrochen. Der Eurovision Song Contest war zu einer westeuropäischen Politveranstaltung geworden, die mehr das Trennende als das Einende betonte. Und während die deutschen ESC-Fans, wenn es um die heimische AfD geht, in Wut und Rage geraten, weil sie die Mitglieder und Wähler für Nazis halten, drückten sie bei Jamala beide Augen zu. Die trat gern bei rechtsnationalen Konzerten auf und machte auch aus ihrer rechten Haltung keinen Hehl. Aber wenn es gegen Russland geht, dann ist die deutsche LGBT-Gemeinde gern vollumfänglich solidarisch. Für die gute Sache und so.

Im darauffolgenden Jahr fand der ESC dann unter dem Motto “Celebrate Diversity” in Kiew statt. Im Vorfeld wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass man das Motto nicht allzu wörtlich nehmen sollte, weil gleichgeschlechtliches Rumgemache in der Ukraine gefährlich werden könnte. Außerdem wurde ganz offiziell geraten, politische Themen zu meiden. Man war schließlich in einem faschistischen Land zu Gast.

Wie gesagt, ich habe den ESC in diesem Jahr nicht verfolgt. Russland war wieder einmal ausgesperrt worden. Dem Land war die Teilnahme versagt worden – aus politischen Gründen. Wenn Israel Gaza bombardiert, hat das noch nie einen Ausschluss nach sich gezogen. Bei Russland ist das selbstverständlich was ganz anderes. Schon im Vorfeld war klar, die Ukraine würde gewinnen. Es ginge um ein Zeichen der Solidarität, wurde den Fans mitgeteilt. Ein Wettbewerb, bei dem der Sieger schon vorher feststeht, ist übrigens keiner. Und obwohl ich die Übertragung nicht gesehen habe, ist die Information trotzdem zu mir durchgedrungen: Anscheinend hat man offene Nazis zum Sieger gekürt, die beim Abgang von der Bühne die Hand zum Hitlergruß erhoben und mit politischen Botschaften um sich geworfen haben. Für den einst unpolitischen Schlagerwettbewerb ist das inzwischen okay.

Die NATO-Außengrenzen trennen guten von schlechtem Schlager

Der ESC wurde zu seinem eigenen Gegenteil. Aus der Idee, die Menschen Europas unter Auslassung von Politik in Frieden und besoffen gemacht mit Schlager-Harmonien zu einen, wurde eine antirussische Agitationsveranstaltung, die Europa wieder teilt. Die NATO-Außengrenze zusammen mit jenen Staaten die um Aufnahme begehren, ist dabei weitgehend identisch mit der Trennungslinie von gutem und schlechtem Schlager. Schade. So naiv und einfach die Idee ursprünglich war, so schön war sie. So schön, dass ich dafür jedes Jahr einen Abend vor der Glotze zugebracht habe, obwohl die dargebotene Musik nichts besonderes ist. Ich werde es trotz entsprechender Veranlagung nie wieder tun.

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Gert-Ewen Ungar

Gert Ewen Ungar legte sich kurz nach dem Abi sein Anagramm zu. Er und seine Freunde versprachen sich damals bei einem Kasten Bier, ihre Anagramme immer für kreative Arbeiten zu verwenden. Dass sein Anagramm jemals mehr als zehn Leuten bekannt werden würde, war damals nicht abzusehen und überrascht ihn noch heute. Das es dazu kam, lag an seinem Blog logon-echon.com. Mit seinen Berichten über seine Reisen nach Russland stiegen die Zugriffszahlen und es entwickelte sich eine Zusammenarbeit mit RT DE. Anfang 2022 stieß er zu den neulandrebellen und berichtet über Russland, über Politik, über alles Mögliche.

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ChrissieR
ChrissieR
1 Jahr zuvor

Guude!

Es gab da aber eine Alternative:

https://nuoflix.de/nuovision-songcontest-2022

Den hab ich mir reingezogen..

Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik…

Rudi K
Rudi K
1 Jahr zuvor

Nun gut was die musikalische Qualität angeht, gehen die Meinungen sicher auseinander. Von den „Gewinnern“ gibt es nur wenige Gruppen, die nachher Erfolg hatten. Ich kenne eigentlich nur ABBA und Udo Jürgens, die noch Jahre später Erfolg hatten. Was die Sprache angeht, So galt die Bedingung der Landessprache schon in den 70ern nicht mehr. ABBA sang damals auf Englisch und auch das Siegerlied von Israel „Halelulija“ wurde in Englisch vorgetragen. Damals hiess dier Wettbewerb auch „Eurovision de Chanson“.

Noch eine kleine scherzhafte Bemerkung: Es gab ja die finnische Gruppe Lordi, die den ESC vor Jahren gewonnen hat. Ich kommentierte das damals privat, daß jetzt sogar Klingonen teilnehmen durften.

Roberto J. De Lapuente
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

France Gall natürlich auch, also die damals noch junge Dame, die man auf dem Bild sieht. Ihr Siegerlied von 1965 kann man heute noch gut hören. Für damals war es ein sehr modernes Stück – jedenfalls für so einen Wettbewerb.

Wurde Hallelujah nicht auf Hebräisch gesungen? Ich kenne alte Aufnahmen, da war es jedenfalls nicht Englisch.

Last edited 1 Jahr zuvor by Roberto J. De Lapuente
Heiko
Heiko
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

France hat ihr Lied auch hervorragend auf deutsch vertont als „Das war eine schöne Party“.
Kann man immer gut auflegen, um Stimmung in die Bude zu bringen.
Oder doch besser meinen Geheimtipp von ihr: „Wassermann und Fisch“?
https://www.youtube.com/watch?v=VRtRII4JPFc

Roberto J. De Lapuente
Reply to  Heiko
1 Jahr zuvor

Danke für den Tipp, meine bessere Hälfte rief gerade, dass sie das kenne. Ich kannte es nicht. Die späte France Gall war ein bisschen der Soundtrack meiner Kindheit, die Autofahrten ins Baskenland, dorthin wo mein Vater herkam, waren lang und anstrengend. Wir durchfuhren Frankreich der Länge nach und in einem Sommer hörten wir „Voyage, Voyage“ von der Französin Desireless – und dann war da natürlich noch France mit „Ella elle l’a“ oder „Babacar“. Leider ist sie ja schon verstorben.

Heiko
Heiko
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

Welchen Tipp meinst du? Party oder Wassermann?
Ach, eigentlich egal…beide klasse.

Aber du triggerst gerade meine Tour De France. Nach dem Abi bin ich mit einem Kumpel kreuz und quer durch Frankreich gefahren, gehalten wurde wo es uns gefiel, gepennt wurde aus Kostengründen im Auto.
Genau diese Stücke spielten im Radio jeden Tag, gerade Voyage, Voyage passte natürlich klasse.

Aber gruselig, wir fuhren auch kurz ins Baskenland nach San Sebastián und alles war cool, bis wir in eine Nebenstrasse fuhren und in eine wilde Strassenschlacht gerieten. Steine flogen, Sachen brannten, wir hatten keinen Bock mehr. Zurück auf der Hauptstrasse war seltsamerweise alles normal.
Ich weiss nicht mehr das genaue Jahr, 82 oder 83 war das vielleicht.

Hast du da Infos oder war das nur ein zufälliges Straßenbattle?
Wir sind auf jeden Fall schnell zurück ins sichere Frankreich zu France Gall, Baguette und Rotwein, hehehehe…

Last edited 1 Jahr zuvor by Heiko
Roberto J. De Lapuente
Reply to  Heiko
1 Jahr zuvor

Nein, Infos habe ich keine. Was ich aber sagen kann: Im Baskenland gibt es seit vielen Jahrzehnten eine sehr wache Zivilgesellschaft, die z.B. jeden Eingriff in das städtische Gefüge sehr laut und kritisch begleitet. Besonders die Bürger San Sebastiáns gelten als sehr stadtverbunden, sehr traditionalistisch. Besonders das Txoko-Wesen gedeiht hier sehr – Txokos sind Kochklubs oder Kochgesellschaften. Ich habe vor einigen Zeiten mal eine Doku zu dem Thema gesehen, mir war so, als sei da auch von Straßenschlachten in San Sebastián berichtet worden. Es hatte irgendwas mit dem städtischen Bild zu tun – ganz sicher bin ich mir allerdings nicht. Proteste gegen die ETA waren das so früh in den Achtzigern noch nicht.

Defi Brillator
Defi Brillator
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Das war das erste Mal, dass ich es nicht bereute, den ESC angesehen zu haben. 😀

Es gab damals dazu ein lustiges Grafik Mash Up namens der kleine Lordi.

Uwe Borchert
Uwe Borchert
1 Jahr zuvor

Ich habe da eine leise Kritik. Da steht: Natürlich ist die Musik scheiße. Es geht aber nicht generell um „die Musik“. Es geht um die Musik des ESC. Besser wäre: „Natürlich ist diese Musik scheiße“ oder „Natürlich ist die Musik auf dem ESC scheiße“. Das ist zwar auch eine Verallgemeinerung und alle Verallgemeinerungen sind falsch … aber ….

Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  Uwe Borchert
1 Jahr zuvor

Liest du nur die Zwischenüberschriften?

„Aus diesem Grund finde ich die häufig vorgebrachte Kritik, die Musik beim ESC sei scheiße, völlig deplatziert. Natürlich ist sie das.“

Uwe Borchert
Uwe Borchert
Reply to  Daniel D. Dietze
1 Jahr zuvor

Nein. Ich habe auch den Text gelesen. Aber die Zwischenüberschrift ist definitiv falsch. Diesen Fehler machen die systemrelevanten Medien ARD, ZDF und BILD auch ständig. Das sollten seriöse Medien, wie die Neulandrebellen, eben nicht tun. *fiesgrins* Ich bin sehr an semantisch hyperkorrekter Ausdrucksweise interessiert. Ist wohl auch eine Berufskrankheit. Geh noch mal den Text durch und bewerte dann die Zwischenüberschrift neu. Dann solltest Du erkennen, was ich kritisiere?

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Uwe Borchert
1 Jahr zuvor

Ey, Alder, bist Du konkret Deutschlehrer oder was?

Uwe Borchert
Uwe Borchert
Reply to  ChrissieR
1 Jahr zuvor

Nö. Aber im Umgang mit offiziellen Stellen muss man jedes Wort ganz genau abwägen. Und eine Aussage wie „Musik ist Scheiße“ muss ich reflexhaft und immer widersprechen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Uwe Borchert
Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  Uwe Borchert
1 Jahr zuvor

Natürlich ist die Musik scheiße […] Kitsch eint […] Der ESC wird zu einem westlich-queeren Angriffsbündnis gegen Russland […] Die NATO-Außengrenzen trennen guten von schlechtem Schlager – Ich kann nichts kritikwürdiges erkennen. Es ist ein durchweg gelungener Beitrag, der meine Beobachtungen bestens in Worte fasst.Ich dachte schon, ich wäre ein Erbsenzähler und Krümelkacker. 😉 Während der fast täglichen Lektüre der Sächsischen Zeitung erwische ich mich nämlich oft genug beim Meckern über falsche oder irreführende (Zwischen-)Überschriften. Hier nicht.

Uwe Borchert
Uwe Borchert
Reply to  Daniel D. Dietze
1 Jahr zuvor

Dann bist Du durch die systemrelevanten Medien extrem desensibilisiert worden. Du kannst bestimmt auch Deutsch-Wikihausen, auch Wikiblödia genannt, ohne Herzrasen und Wutausbrüche lesen?

Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  Uwe Borchert
1 Jahr zuvor

Oder du hast nervöse Reflexe.

Mensch
Mensch
1 Jahr zuvor

Mal ganz davon abgesehen, dass auch ich die Musik dieses Wettbewerbs zu 99,9% scheiße finde und ich das deshalb nie schaue (Raabs „Engagement“ als Alf Igel fand ich ganz witzig), finde ich die Fragen interessant, was Musik zu scheiß Musik und was Musik zu guter Musik macht?

Für mich geb ich’s gern zu, ist es ausschließlich der persönliche Geschmack und würde wagen anzunehmen, dass das auf die Meisten zutrifft, wenn es um die Bewertung von Musik geht. Über Nichtkönner, die nicht singen können oder das Instrument was sie spielen nicht einmal ansatzweise beherrschen, es aber trotzdem nicht lassen können ihr Nichtkönnen vorzutragen, möchte ich nicht reden.

Defi Brillator
Defi Brillator
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Reine Vermutung: Die Neulandrebellen wollen sich gar nicht als neue Spex etablieren!

„Musik wird stets als störend empfunden, da sie mit Geräusch verbunden!“ (Wilhelm Busch)

Über Geschmäcker zu streiten bringt in keinem Lebensbereich was. Sonst würde man sich um dieselben Geschlechtspartner:innen kloppen, wie neulich noch beim Discounter um das Speiseöl.

Natürlich kann auch ein Schlager eine musikalische Qualität ausstrahlen, wenn er gut produziert wurde. Ob die Darbietungsform des ESC dazu taugt?

Die Qualität werden aber wohl nur die erkennen, die sich eben tiefer mit Musik beschäftigen.

Für den Rest reicht eine gute Hook und eine plausible Variation oder dass die Musikrepräsentierenden toll aussehen.

Massenevents bedienen eben den Massengeschmack und leider gilt auch hier, dass Masse nicht Klasse ist.

Im Wesentlichen sind alle öffentlichen Contests nur ein Ausdruck des Zeitgeists.

Wer seinen Ansprüchen frönen will, der sucht sich eh was Passendes.

Erstaunlich ist doch eher, dass Russland beim ESC nicht mitspielen darf, während UK, dass sich schon länger aus der EU verabschiedet hat, immer noch dabei ist (obwohl es nur noch durch einen Tunnel mit dem Kontinent verbunden ist). Ich finde ja, die sollten das E streichen und den Rest der Welt noch mit hinzufügen. Dann können sie ein mehrtägiges Festival draus machen. Die Sieger:innen standen auch sonst meist vorher fest.

Mensch
Mensch
Reply to  Defi Brillator
1 Jahr zuvor

Ich finde Kategorisierungen von „minderwertig (schlecht bzw scheiße) bis hochwertig(gut) bei Musik faszinierend.

Erinnert mich an Zeiten in denen noch abwertend über „Negermusik“ gesprochen wurde, die heute zur fine art gezählt wird.

Was einst die „Negermusik“ war ist heute der Schlager und für der Ruf der Schlager-Fans in der gar nicht Mal so kleinen Gruppe der Musikschweinchen, ist auch nicht wesentlich besser als der Ruf der „Neger“ unter Rassisten.

Ich find Schlager zwar meist auch scheiße – gefällt mir halt meist nicht – ,hab‘ aber keinen Stress mit Leuten die Schlager mögen. Wenn sie Spaß dran haben, ist das für mich völlig okay. Musik soll ja Spaß machen.

Ich kannte jemanden, der mehr oder weniger heimlich Peter Maffay gehört hat. Nach außen hin nur Cream, Jeff Beck und so Zeug – weil gute Musik, klar – für sich allein auch gern den Maffay aufgelegt.

…und dann gibt es noch die hochsubventierte E-Musik. E für Ernst. Ist mir bis heute ein Rätsel, warum gerade die Musik, die sich meist gut betuchte Menschen anhören von der Allgemeinheit subventioniert werden muss? Das können Leute mit zu viel Geld wie ein Bill Gates gern übernehmen. Juckt mich nicht, wenn die sich dort nervtötend ihres vielen Geldes wegen in alles einmischen.

…und mit der Einordnung: Musik, die die Masse mag ist… nein! muss kacke sein, kann ich auch nichts anfangen.

Wie sang Michael Jäger einst noch?

„but, he can’t be a man ‚cause he doesn’t smoke the same cigarettes as me“

Heiko
Heiko
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

„…und dann gibt es noch die hochsubventierte E-Musik. E für Ernst. Ist mir bis heute ein Rätsel, warum gerade die Musik, die sich meist gut betuchte Menschen anhören von der Allgemeinheit subventioniert werden muss?“

Oh Mensch,
da hab ich nie drüber nachgedacht.

Ich gebe dir vollkommen recht und ergänze aus meiner Erfahrung:
Die meisten Opernbesucher haben von Musik soviel Ahnung wie Dieter Bohlen oder ein Fisch vom Fahrradfahren.
Das ist für diese Menschen ein Sehen und Gesehenwerden, egal was da gespielt wird.
So eine Schande, als Musiker wäre ich beleidigt, für so ein Publikum zu spielen.

Sehr schön wurde das in der TV-Serie MONACO FRANZE „Ein bissel was geht immer“ gezeigt.

Wers noch nicht kennt…viel Spaß

Wütender Bürger
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

„Raabs „Engagement“ als Alf Igel fand ich ganz witzig“

Ich mag Herrn Raab zwar nicht besonders, aber sein musikalisches Talent erkenne ich neidlos an. Jede seiner drei Beteiligungen am ESC hat mehr Punkte für Deutschland eingefahren als alles zusammen, was Ralf Siegel in den Jahren zuvor produziert hatte!

Last edited 1 Jahr zuvor by Wütender Bürger
ShodanW
ShodanW
1 Jahr zuvor

Was für ein Glück für mich, dass ich für dieses Scheinbrimborium nicht empfänglich bin. War ich nie, werde ich auch nie. Egal, jedem das Seine. Aber wenn nicht nur der ESC mit solcher politischen Durchzogenheit ausgetragen wird, sondern gleich jedes zweite Event, dann ist auch mal gut. Das Firmenlogo meiner Firma ist sonst grün, jetzt blau-gelb. Auf Bahnhöfen prangen entsprechende Fahnen und Banner, man wird überall mit Solidaritätspropaganda zugeschissen. Nein, uns soll es nicht egal sein. Ich bin eher megasauer, weil wir jetzt leiden, nur weil Baerböckchen und Co. das wollen. Und alle Bescheuerten machen mit. Und natüüüürlich war das kein Hitlergruß da auf der Bühne. Wenn das mal ein anderer gemacht hätte, was wäre dann los gewesen?

flurdab
flurdab
Reply to  ShodanW
1 Jahr zuvor

Die „Ikea- Nazis“ gehen mir auch auf den Sack.
Vielleicht sollte man es nächstes Jahr mal mit einer schmissigen Neuinterpretation des Horst Wessel Liedes versuchen, könnte Erfolg haben.

Art Vanderley
Art Vanderley
1 Jahr zuvor

Starker Artikel, zeigt so nebenher, daß es übergriffig ist, wenn diejenigen, die aktuell die Richtung der LGBT-Community bestimmen, so tun als stünden alle hinter ihnen, die entsprechend veranlagt sind.
Ähnliches gilt für Frauen, Muslime, Migranten usw usw…
Natürlich ist die Musik scheiße“Ausnahmen abgesehen, Dschingis Khan war gut, mit dem gleichnamigen Titel, 1979, glaub ich- der beste deutsche Beitrag ever (heute wäre das kulturelle Aneignung).
Und natürlich ABBA, wie schon genannt, die es übrigens zweimal versuchten und 1973 noch in der schwedischen Vorauswahl scheiterten, mit dem späteren Welthit „SOS“.
ABBA triggerten darüberhinaus die damals schon grassierende Korrektheit, in pseudopazifistischer Form. Vom schwedischen Fernsehen, bei dem sie zunächst sehr unbeliebt waren, wurden sie allen Ernstes gefragt, ob sie es denn verantworten könnten, über eine Schlacht- Waterloo- zu singen, in der 40000 Menschen starben.

Mensch
Mensch
Reply to  Art Vanderley
1 Jahr zuvor

„Auf Brüder!, Sauft Brüder!, Rauft Brüder!, Immer wieder!
Lasst noch Wodka holen
Denn wir sind Mongolen“

Ralph Siegel in lyrischer Bestform, aber wieso nicht, wenn’s gefällt.

Ich persönlich würde da andere deutsche Beiträge vorziehen.

Ganz oben für mich: Joy Fleming 1975 „Ein Lied kann eine Brücke sein“

Art Vanderley
Art Vanderley
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Das mit den sieben Frauen hast du noch gar nicht erwähnt…gut, den Literatur-Nobelpreis werden sie wohl nicht gewinnen.
Wundert mich eigentlich, daß das von Siegel stammte, bei dem Zeugs, daß er (musikalisch) sonst so geschreiben hat.
Fleming, nicht mein Ding, schließe mich aber an, wieso nicht, wenns gefällt.

Brian
Brian
1 Jahr zuvor

Tja, Gert-Ewen, das Thema selbst geht mir – sorry – am A….. vorbei, insofern bleibt mir
gemäß Prince nur eins zu sagen : you sexy motherfucker…😉
PS : Selbst an mir als Hete geht Kitsch übrigens auch nicht spurlos vorüber, er muss
allerdings gut gemacht sein, einfach nur aufgesetzten Zuckerguss finde ich widerlich.
Genauso wie die allgegenwärtige Heuchelei.

Pentimento
Pentimento
1 Jahr zuvor
Pentimento
Pentimento
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor
Pentimento
Pentimento
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor
Pentimento
Pentimento
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor
Pentimento
Pentimento
1 Jahr zuvor

https://m.youtube.com/watch?v=uFLVKaFVGag

Lieber Gerd, Thema verfehlt. Dies ist Belcanto. 😉

Pascal
Pascal
1 Jahr zuvor

Was es in der deutschen und deutschsprachigen LGBT-Szene über die mutmasslichen Verhältnisse der LGBT-Gemeine in Russland zu sagen gab, wurde damals, und dies nachhaltig, vorallem von einem weiteren Russenschreck aus der vormals grünen, heute olivgrünen Partei namens Volker Beck geprägt, der sich auch nicht zu schade war, sich selbst medienwirksam in Russland auf Demonstrationen verhaften zu lassen, nur um die richigen Bilder zu produzieren.
Zu dumm, dass er dann über seinen Meth-Konsum gestolpert ist; in allen Tonarten gegen Russland und vorallem gegen Putin wettern geht immer, aber Drogenkonsum, ne das geht für die deutsche Seele dann überhaupt nicht.