Deutsche Debatten: Von zahnlosen Friedenskämpfern und aggressiven Angriffskriegen

Die deutsche Debatte um den Ukraine-Krieg ist ermüdend, auch auf Seiten derer, die sich für Verhandlungen einsetzen. Denn wie so oft in den letzten Jahren wird die Geschichte nur stückchenweise erzählt – auch von denen, die Verhandlungen fordern.

Wo man auch hinschaut, wenn in Talkrunden vereinzelt Teilnehmer auftauchen, die sich für Friedensverhandlungen rund um den Ukraine-Krieg einsetzen, beginnt deren Redebeitrag immer mit der gleichen Argumentation:

„Natürlich verurteile ich den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Putin hat völkerrechtswidrig die Ukraine angegriffen, darüber gibt es keine zwei Meinungen.“

So oder sinngemäß so tönt es dann, und das ist aus zwei Gründen nicht zielführend und inhaltlich mindestens unvollständig. Zum einen ist es psychologisch nicht klug, sich durch die Betonung auf den Angriff und dessen bedingungslose Verurteilung zu fokussieren. Denn alles, was danach an Argumenten kommt, ist zahnlos und lädt die Kontrahenten zum verbalen Gegenschlag ein. Denn wenn das Handeln Russlands grundsätzlich verurteilungswürdig ist, sind die daraus resultierenden Maßnahmen per se erst einmal in Ordnung.

In der Folge kommen zum anderen oft Scheinargumente auf den Tisch, die die Friedenskämpfer unwidersprochen im Raum stehen lassen. Es ist nicht immer klar, ob das auf Unwissenheit oder schlicht Ignoranz beruht. Längst können die Strack-Zimmermänner und ihre Komplizen die Lüge verbreiten, dass Russland im Jahr 2014 die Ostukraine angegriffen habe. In den entsprechenden Talkrunden hört man faktisch nie einen Widerspruch dazu. Damit begeben sich die, die Verhandlungen fordern, um einen weiteren Schritt in die Defensive. Wenn es denn stimmt, dass Putin die Ukraine völkerrechtswidrig angegriffen und 2014 schon die Ostukraine eingenommen hat, natürlich ebenfalls völkerrechtswidrig, fällt die Argumentation der Verhandlungsforderer langsam in sich zusammen.

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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Pen
Pen
7 Monate zuvor

Es war m.E. Verteidigung. Das Sicherheitsbedürfnis Rußlands wurde von Selinsky nicht respektiert.

Und nun sieht man deutlich, worum es ging, denn die Ukraine wurde praktisch von den unersättlichen Amis besetzt.

Die Briten sind wie immer auch dabei. Die können nichts anderes.

Ich wünsche den Russen und Herrn Putin viel Glück!
Mögen sie diesen Mistratten aus dem Westen eine unvergeßliche Lehre erteilen.

Bettina Stange
Bettina Stange
7 Monate zuvor
Reply to  Pen

Die RF hat sogar eine gemeinsame Sicherheisarchitektur mit den NATO-Staaten im Sinn gehabt. Aber sie wurden von den Amis abgekanzelt wie kleine Kinder.
Selenski ist nur eine Puppe, die um des schnöden Mammons Willen als willfähriger Klangkörper für geostrategische/imperialistische Interessen des aggressivsten Blocks des Gross-/Finanzkapitals fungiert und zusätzlich noch sein Land nebst Einwohnern im Sinne derselben verschleisst.

Pen
Pen
7 Monate zuvor
Reply to  Bettina Stange

So ist es. Schade, schade!

Pen
Pen
7 Monate zuvor

Danke, Tom J.Wellbrock

Man braucht sich doch nur mal die Sprache dieser beiden Poltitiker anzuhören.

Der eine ruhig, kompetent, zivilisiert und menschlich,
der andere lügt – geifernd, mit hassverzerrtem Gesicht.

https://luuul.ru/uv/service/hvtrs8%2F-fpegdgrv.mnnile-kwrxcnirs-vkdgo-224%3A52-qoncje%2Flguve%2Fbgrgugn%2Fnkcjt%2Flcwpou%2F

Last edited 7 Monate zuvor by Pen
Schwitzig
Schwitzig
7 Monate zuvor

Es gibt zwei Gründe, weshalb Friedenskämpfer in Deutschland Fakten wie der Teufel das Weihwasser meiden:
1) Sie würden in den Fressefreiheits-Medien nicht mehr vorkommen und ggf. würde ihre finanzielle Existenz zerstört.
2) Es ist in Deutschland strafbar Fakten zu erwähnen, da eine differenzierte Sicht plötzlich „Unterstützung des illegalen Angriffskriegs Russlands“ ist.

flurdab
flurdab
7 Monate zuvor

Aus Deutschland heraus bzw. durch Deutschland darf man sich eh keine Initative zum Frieden erwarten.
Das Land ist derart in den Dreck gefahren worden, das kein Politiker von „Weltformat“ noch auf einen „Feind“ im Äußeren verzichten kann.

  • Migrationspolitik
  • Wohnungskrise
  • Energiewende
  • Infrastrukturkrise
  • Rezession mit Abwanderung der Industrie
  • Völlig vergeigter Rentenpolitik
  • Corona/ Pandemiepolitik, die eine Zäsur des Rechtstaates darstellt
  • etc.

Derweil sendet Frankreich die ersten 100 Fremdenlegionäre von geplanten 1500 an die „Front“, während die Briten sich mit ähnlichen Ansagen zum bevorzugten außerukrainischem Zielgebiet für russische Marschflugkörper machen.
Der Bühnenzauber der hier in den Medien veranstaltet wird soll nur von der eigentlichen Frage ablenken. „Was tun?“ wenn es wirklich in die Hose geht.
„Strahlende Landschaften!“
„Besuchen Sie Europa, solange es noch steht“

spartacus
spartacus
7 Monate zuvor

Warum biste denn rüber?
Das Problem ist doch grundsätzlicher Natur und nicht auf den Ukraine-Krieg begrenzt. Sieht man doch ganz hervorragend an Gaza.
Ein Konflikt beginnt dann, wenn wir es offiziell verkünden und hat prinzipiell keine relevante Vorgeschichte.
All das dient einzig und allein dem Zweck, das Volk zu verblöden und bedingungslos zu unterwerfen. Um das durchzuziehen, brauchen sie böse Buben, auf die sie mit dem Finger zeigen können und Putin hat ihnen den Gefallen getan. Um es ganz klar zu sagen – hier soll ein totalitäres System eingeführt werden, was im Grunde nur möglich ist, indem man vorgaukelt, von einem autoritären System bedroht zu werden. Rußland ist da nur Mittel zum Zweck.

Friedenskämpfer sollten vermutlich gar nicht in TV-Sendungen gehen. Wenn die dort keinen haben, den sie fertig machen können, wird die Talk-Show nur halb so schön. Solange in Diskussionen das eigentliche, oben formulierte, Problem der aufkommenden totalitären Gesellschaft nicht thematisiert wird, sind Auftritte dort voraussichtlich sinnlos.
Insofern ist Gaza momentan eigentlich auch die einzige Hoffnung, weil die Einteilung in gut und böse im angesicht rassistischer, kindermordender Juden bröckelt und sich, außer in Deutschland, nirgendwo mehr so einfach aufrecht erhalten läßt. All das ist ein Rennen mit der Zeit. Wenn die sog. sozialen Medien soweit unter Kontrolle gebracht sind, daß keine Bilder mehr von Metzeleien u.ä. dort auftauchen, ist der Zug wohl endgültig abgefahren.

Schwitzig
Schwitzig
7 Monate zuvor

So ist es. Nur hinterher hat es keiner gewusst und schon gar nicht kommen sehen. Eigentlich waren dann alle im Widerstand und können eine alte Eintrittskarte von Volker Pispers vorzeigen.

Robbespiere
Robbespiere
7 Monate zuvor

J. Wellbrock

Dann ist es hoffnungslos.

So siehts leider aus, solange sich die Mehrheit das bieten läßt, auch wenn ich deine Ansicht voll und ganz teile.

Allein schon Poroschenkos Terror gg. demn Donbass, als Anti-Terror-Operation maskiert, bestätigt deine Sicht der Dinge, wie die Auftritte von Fucktoria Nuland, Mc. Cain oder Steinmaier in Kiev 2014.

pamino777
pamino777
7 Monate zuvor

Genau das ist es auch! Wir sind zu Zuschauern eines Dramas geworden dessen Handlung wir nicht beinflussen können. Gnade Gott unserer Seelen.

Jasmina
Jasmina
7 Monate zuvor

Man musste ja auch unbedingt während der Coronakampagne immer vorausschicken dass man auf keinen Fall „Impfgegner“ ist, wenn man Bedenken wegen der modRNA Spritzen äußern wollte.
So muss man eben derzeit vor dem Kundtun der Meinung über den Ukraine Krieg Russland prophylaktisch verurteilen. Erst muss ein Code gesprochen werden, dann darf man seine Meinung sagen. Ansonsten kann man gleich einpacken. Man wird niedergeschrien!

Hartmut
Hartmut
7 Monate zuvor

Natürlich verurteile ich den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Putin hat völkerrechtswidrig die Ukraine angegriffen, darüber gibt es keine zwei Meinungen.

Ist mi auch schon unangenehm aufgestoßen.
Das nennt man wohl „Verbeugung vor dem Gessler-Hut.“ – und eine peinliche dazu, möchte ich ergänzen. Du, Tom, hast ja bereits begründet, warum.

Robert
Robert
7 Monate zuvor

Putin hat es vor ein paar Wochen anerkannt, das Russland nicht in der Lage ist, den info war zu gewinnen. Ich weiß nicht, wie das in anderen Ländern ist, vermute aber Zustände, die denen bei uns gleichen. Mit der Macht der Einheitsmedien, zunehmend ergänzt durch juristische Repression und Repressionen am Arbeitsplatz, ist es gelungen, die vorgeschriebene amerikanische Weltsicht zur Pflicht zu machen. Letztendlich sind zwei der Autoren dieses Blogs vor diesen Zuständen, die zunehmend zur unmittelbaren persönlichen Gefahr werden , aus Deutschland geflohen.
Es ist für die wenigen, die sich wagen, wenigstens Diplomatie statt mehr Krieg zu fordern, kaum noch denkbar, dass sie sich öffentlich äußern – jedenfalls, wenn es eine wahrnehmbare Öffentlichkeit ist – ohne zuvor dieses rituelle Glaubensbekenntnis abgelegt zu haben. Wir sind auf dem Weg zu einem neuen Totalitarismus schon sehr viel weiter, auch wenn noch keine Lager errichtet, Partein verboten werden und Widerspruch sicher ins Gefängnis führt. Wobei ich denke, dass auch das nur noch eine Frage der Zeit ist.
Ich würde es insofern hinnehmen, wenn sich in der Politik verbliebener Restverstand durchsetzt, um diesen Scheißkrieg zu beenden, auch wenn das Mantra in der beschriebenen Weise weiter gebetet wird. Leider gibt es nicht einmal dafür Anzeichen. Wenn wir in Deutschland anfangen, Kriege zu gewinnen, dann machen wir das bis zum Schluss. Von Stalingrad bis Lichtenberg.

Brigitte Breidenbach
Brigitte Breidenbach
7 Monate zuvor

„“Natürlich verurteile ich den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Putin hat völkerrechtswidrig die Ukraine angegriffen, darüber gibt es keine zwei Meinungen.““

 

Diese ständig kolportierte Lüge macht mich immer wieder wütend, denn Putins Einmarsch in die Ukraine war genau KEIN völkerrechtswidriger Angriffskrieg oder Überfall:

https://www.sueddeutsche.de/politik/un-charta-artikel-51-das-recht-auf-selbstverteidigung-1.652151

UN-Charta: Artikel 51: Das Recht auf Selbstverteidigung – 11. Mai 2010

Artikel 51 der am 26. Juni 1945 unterzeichneten Charta der Vereinten Nationen im Wortlaut (offizielle Übersetzung):

„Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat.

Maßnahmen, die ein Mitglied in Ausübung dieses Selbstverteidigungsrechts trifft, sind dem Sicherheitsrat sofort anzuzeigen*; sie berühren in keiner Weise dessen auf dieser Charta beruhende Befugnis und Pflicht, jederzeit die Maßnahmen zu treffen, die er zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit für erforderlich hält.“

*Die russische Föderation hatte den Sicherheitsrat ordnungsgemäß informiert: https://www.freidenker.org/?p=14742

Wer ist der Aggressor?

 

Wäre es ein völkerrechtswidriger Angriff, dann

– hätte die UNO das beschließen müssen;

– sie hätte Sanktionen und

– gegen Russland den Krieg erklären müssen.

Nichts dergleichen wurde beschlossen!

Somit handelt es sich um Maßnahmen in Ausübung des Selbstverteidigungsrechts Russlands – folglich ist der Einmarsch der russischen Armee legal und durch das Völkerrecht gemäß Artikel 51 gedeckt! (Bundesgesetzblatt 1973 II. Tag der Ausgabe: Bonn, den 9. Juni 1973, S. 431-503)

https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl273s0430.pdf%27%5D__1674921086294

Man muss kein „Putin-Versteher“ sein zu erkennen, dass der Westen mit Deutschland an erster Stelle als stiefelleckender Vasall der USA, Europa und das Kriegsbündnis NATO die Schuld (die Absicht…) am russischen Einmarsch tragen. Es ist die Quittung der jahrzehntelangen Kriegstreiberei und Drohungen gegenüber Russland. Lange, sehr lange haben russische Diplomaten und Putin selbst alles versucht. Die zahlreichen Völkerrechtsbrüche der USA wurden und werden verharmlost, nein, ignoriert. Jeder Krieg ist schlimm, hier aber geht es um den Schutz der russischen Bevölkerung vor den faschistischen Horden aus Kiew! Der militärische Einsatz Russlands ist auch die Antwort auf das 10jährige Schweigen und die Verhöhnung des Westens auf den Genozid gegen die russische Ethnie im Donbass, der seit 2014 einen grausamen Krieg erlebt – durch das nazistische Regime in der Ukraine:

https://de.rt.com/meinung/131632-kein-genozid-im-donbass-es-immer-noch-odessa/

Für Frieden zu sein, ist nicht alles… Für Frieden braucht’s die Wahrheit, und Russland/Putin ist eben NICHT der Aggressor.

Wer aus Angst vor Krieg bereit ist, die Wahrheit zu opfern, erlebt nur einen Waffenstillstand zwischen zwei Kriegen – aber niemals wirklichen Frieden…

Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst, sagt man – ich meine, die Wahrheit stirbt lange VOR dem Krieg…

„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat!“ Rosa Luxemburg

Albrecht Storz
Albrecht Storz
6 Monate zuvor

Richtig. Nur, was juckt das NAhTOd-Fans und Militaristen. „Der Feind ist böse, wir sind gut.“ So sieht es der Kadavergehorsame. Also alles von Politik über Konzertmedien bis hin zum tagesschauverstrahlten Dummbravbürger. (wohlgemerkt: es gibt auch andere Bürger!)

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