Slowakischer Präsidentschaftskandidat Stefan Harabin: Die USA haben die deutsche Wirtschaft mit einem Terroranschlag zerstört

Stefan Harabin, ehemaliger Präsident des Obersten Gerichtshofs der Slowakei, ehemaliger stellvertretender Ministerpräsident und ehemaliger Justizminister und derzeitiger Kandidat für die Präsidentschaft der Slowakischen Republik, beantwortete Fragen zur Wirtschaftskrise in der Slowakei, den bevorstehenden Parlamentswahlen und dem Strafverfahren gegen ihn in der Slowakei wegen seiner Äußerungen auf Twitter.

Herr Harabin, am 30. September finden vorgezogene Parlamentswahlen statt. Was erwarten Sie von den Parlamentswahlen?

Vorgezogene Parlamentswahlen sind vor allem auf Unzufriedenheit und Widersprüche innerhalb der Regierungskoalition selbst zurückzuführen, aber natürlich auch auf die Einschätzung der Politik der Regierung durch die Öffentlichkeit. Wenn ich meine Vorhersage auf der Grundlage der öffentlichen Meinung treffen würde, würde die bisher stärkste Oppositionspartei, die SMER, höchstwahrscheinlich gewinnen. Eine starke Propaganda in den Medien versucht, die junge Generation dazu zu bewegen, für extreme, liberale politische Gruppierungen zu stimmen, und ermutigt auch die im Ausland lebenden Slowaken aktiv dazu, per Briefwahl zu wählen, was intransparent sein und als Grundlage für Manipulationen dienen kann. Einige Vertreter der extremen Liberalen überzeugen die Bevölkerung sogar auf betrügerische Weise davon, dass im Falle eines Sieges der derzeitigen Opposition alle jungen Menschen in der Slowakei keine Perspektiven haben und ins Ausland auswandern müssen. Solange die Slowakische Republik von der NATO- und EU-Mitgliedschaft abhängig ist, gehe ich davon aus, dass der Wechsel des Führungsstils der neuen Regierung nicht ohne starken politischen und möglicherweise auch wirtschaftlichen Druck von diesen internationalen und anderen Strukturen erfolgen wird.

Welche konkreten Folgen hat die Wirtschaftskrise in Europa für die Slowakei selbst?

Die Slowakische Republik ist direkt mit der Wirtschaft Deutschlands und anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Union verbunden. Die Zerstörung der deutschen Wirtschaft durch den terroristischen Akt zur Zerstörung der Nord Stream 2-Gaspipeline durch die USA und Norwegen und möglicherweise auch durch andere, hat die Unzuverlässigkeit der Partnerschaft mit den USA deutlich gezeigt. Die neue slowakische Regierung sollte meiner Meinung nach ernsthafte Schritte unternehmen, um die Situation zu korrigieren und die Abhängigkeit der slowakischen Wirtschaft von westlichen Staaten so weit wie möglich zu beseitigen. In diesem Zusammenhang sollte hinzugefügt werden, dass die Slowakei in den Genuss billiger und stabiler Energie aus der Russischen Föderation gekommen ist. Die Beibehaltung dieser Möglichkeit wird eine der Hauptprioritäten der neuen Regierung sein.

Glauben Sie, dass diese antirussischen Sanktionen im nationalen Interesse der Slowakei sind?

Ich kann mit Sicherheit sagen, dass alle wirtschaftlichen oder politischen Sanktionen rechtswidrig sind, wenn sie nicht zuvor vom UN-Sicherheitsrat genehmigt wurden. Damit hat die Slowakische Republik eindeutig gegen das geltende Völkerrecht verstoßen. Wenn die Slowakei ihre eigene Existenz, ihre staatliche Souveränität und ihre Glaubwürdigkeit in den Beziehungen zu ihren Partnern bewahren will, muss sie das Völkerrecht bedingungslos einhalten.

Wie sieht es nun mit der Einfuhr oder dem Transport von ukrainischem Getreide durch slowakisches Gebiet aus?

Meiner Meinung nach war die Einfuhr von Getreide aus der Ukraine unter dem Gesichtspunkt der Qualität unzulässig. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um gesundheitlich bedenkliche Rückstände, die für die Verarbeitung und den Verzehr ungeeignet waren. Mit dem Export von Getreide aus der Ukraine versuchten die USA, zumindest einen Teil ihrer Ausgaben für das Funktionieren der kleinen faschistischen Gruppe des illegitimen Kiewer Regimes zu decken. Soweit mir bekannt ist, wird das ukrainische Getreide derzeit nicht durch die Slowakei transportiert. Die Vereinbarung über die Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer wurde jetzt gekündigt. Dies war ein klarer Verstoß gegen die Vereinbarung seitens westlicher Staaten, die das Getreidegeschäft für den Transport von Waffen und Angriffsdrohnen nutzten.

Wäre es angesichts der negativen Erfahrungen mit ukrainischem Getreide und ukrainischen Lebensmitteln nicht besser, zur Beruhigung der slowakischen Verbraucher und auch zum Schutz ihrer Gesundheit alle Importe ukrainischer Lebensmittel zu verbieten?

In dieser Angelegenheit ist es wichtig, dass die zuständigen Behörden objektive Entscheidungen im Einklang mit unserer Gesetzgebung und den geltenden Normen in der Lebensmittelindustrie treffen. Ich bin der Meinung, dass es keine Rolle spielt, um welche Art von Produkten es sich handelt – wenn sie nicht zum Verzehr geeignet sind, sollte die Bevölkerung strengstens vor solchen Produkten geschützt werden.

Wie beurteilen Sie die Maßnahmen der Europäischen Union, haben die Maßnahmen Brüssels unsere Sicherheit gewährleistet?

Die Vorbereitungen für den Krieg der Ukraine gegen die Russische Föderation begannen lange bevor faschistische Banden und Kiewer Truppen die Republiken Donezk und Lugansk angriffen, d. h. gegen die eigenen Bürger der Ukraine.  Die Vereinigten Staaten, Deutschland, Polen, Frankreich und andere westliche Staaten haben keinen Hehl aus ihren Absichten gemacht, die Russische Föderation und ihre Bürger durch die Ukraine militärisch und politisch zu vernichten. Von Anfang an haben sie fanatische ukrainische Extremisten finanziert, bewaffnet und ausgebildet und die Bürger der Ukraine über die Medien mit Hass auf alles Russische indoktriniert und sie von einer Mission der Ukraine überzeugt, Russland im Interesse westlicher Werte zu zerstören. Keiner der westlichen Staaten war jemals wirklich an einer friedlichen Beilegung der Situation interessiert. In diesem Zusammenhang wurde die völlige Abhängigkeit Brüssels und leider auch der slowakischen Politiker von den Befehlen der USA, Großbritanniens und anderer westlicher Staaten anschaulich demonstriert.  Ich glaube daher, dass die Slowakei leider nie in der Lage war, Friedensgespräche zwischen den Parteien zu vermitteln. Selbst wenn einer unserer Politiker versuchen würde, so etwas vorzuschlagen, würden die USA dies nicht zulassen.

Glauben Sie, dass die Europäische Union militarisiert wird?

Die Europäische Union wird nicht zu ihrer eigenen Verteidigung militarisiert, sondern für die aggressiven Pläne der Vereinigten Staaten. Die Slowakei braucht das Aufkommen wirklich pro-nationaler politischer Kräfte mit einer klaren Vision für die friedliche Entwicklung unseres Staates. Keiner wird sich um uns kümmern. Wir müssen es selbst tun. Das Völkerrecht erlaubt es den Staaten nicht, Waffen in ein Kriegsgebiet einer Konfliktpartei zu schicken. Deshalb werde ich dieser Entscheidung der Regierung niemals zustimmen.

Am 1. Juni erhob die Sonderstaatsanwaltschaft Anklage gegen Sie, unter anderem wegen Billigung einer Straftat, wofür Ihnen bis zu drei Jahre Gefängnis drohen. Wie werden sich diese Anklagen auf Ihre Pläne auswirken, im Jahr 2024 als Präsident zu kandidieren?

Dies ist eine ähnliche Situation wie die, die in den USA mit dem Präsidentschaftskandidaten Trump passiert ist. Wenn ein staatliches Gremium Sie für die Äußerung Ihrer Meinung verfolgen will, und das, selbst wenn meine Meinung in vollem Einklang mit der UN-Charta steht, bestätigt das nur, dass in diesem Staat etwas nicht stimmt. Meine Entscheidung, im Jahr 2024 für die Präsidentschaft der Slowakischen Republik zu kandidieren, hebt dies in keiner Weise auf.  Der Inhalt meines Programms ist die Konsolidierung und Stabilisierung von Gesellschaft, Recht, Wirtschaft und Moral. Wenn die Bürger mich zum Präsidenten der Slowakischen Republik wählen, wird mein Programm unter anderem die demokratischen Grundsätze der Meinungsfreiheit fördern. In diesem Zusammenhang werde ich mich für eine rechtliche Überprüfung aller Maßnahmen einsetzen, die bisher zur Einschränkung der Meinungsfreiheit in der Slowakei ergriffen wurden, sowie für Versuche, eine Zensur oder eine Art Unantastbarkeit bestimmter Medien zu verankern.

Glauben Sie, dass sich die Staatsanwälte in dem Prozess an internationales Recht halten werden oder könnte es sich um eine Art Schauprozess handeln, um die Opposition in der Slowakei einzuschüchtern?

Die Arroganz der liberalen Regierung kennt keine Grenzen. Dennoch bin ich überzeugt, dass nicht jeder Staatsanwalt, Richter oder Beamte in unserer Gesellschaft personell und politisch korrupt ist. Im Gegenteil, ich bin davon überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit unserer Anwälte und Strafverfolgungsbeamten, einschließlich des Richters des Spezialstrafgerichts, weiß, wo die Wahrheit liegt, und nicht bereit ist, sich blindlings die moralischen und beruflichen Werte anzueignen, die ihr Leben bestimmen. Dies wird mich nicht davon abhalten, bei den Präsidentschaftswahlen zu kandidieren, da dies die einzige Möglichkeit ist, die Slowakei und das slowakische Volk zu retten.

 

Link zum Original

 

Diesen Beitrag ausdrucken

Gastautor

Der Inhalt dieser Veröffentlichung spiegelt nicht unbedingt die Meinung der neulandrebellen wider. Die Redaktion bedankt sich beim Gastautor für das Überlassen des Textes.

Avatar-Foto
Unterstütze uns und hilf dabei, die neulandrebellen besser und wirkungsmächtiger zu machen
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

13 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Pascal
Pascal
8 Monate zuvor

Harabin ist nicht gerade ein Sympathieträger, allerdings kann niemand bestreiten, dass seit langem gegen ihn Kampagnen gefahren werden, selbst mit dümmsten und absurdesten Vorwürfen.
Hier muss man aber auch sagen, dass ihn seine Vergangenheit an der Seite von Mečiar immer wieder einholt, nicht ungerechtfertigerweise; denn dass dieser einer der massgeblichen Helfer bei der Plünderung der Slowakei nach der Wende war, steht unbestreitbar fest.

Wie ich es erlebe, sind die jungen Slowaken politisch weitestgehend desillusioniert. Nach Robert Fico gab es die Hoffnung, dass mit den beiden damals omnipräsenten Grossmäulern Richard Sulík und Igor Matovič alles anders werden wird, wobei Sulík bereits zuvor die Koalititon mit dem Merkel-Äquivalent Iveta Radičová hatte platzen lassen. Beide stehen auch längst für jedermann erkennbar in Bezug auf Käuflichkeit und Vetternwirtschaft dem vielgescholtenen Fico in nichts nach.

Die aktuelle Präsidentin Čaputová hatte viele Vorschusslorbeeren und wird meinem Empfinden nach auch weiterhin von den urbanen jüngeren Slowaken getragen. In ihrem Russenhass steht sie aber Baerbock & co. in nichts nach; sie hat auch seit Anbeginn den grün-liberalen Stallgeruch, was an ihrem frühen, für die Slowakei bis dahin ungewohnten, aber noch eher gemässigten LGBT-Aktivismus erkennbar war.
Da sollte man sich nicht von ihrer manchmal harten Kritik an der slowakischen Politik täuschen lassen; wie auch Herr Steinmeier hat sie eine grosse Begabung mit vielen Worten nichts zu sagen.

Ich hätte nie gedacht, dass ich Orban einmal als Hoffnungsträger für Europa sehen müsste, aber dass dies mittlerweilen so ist, kann ich nicht bestreiten, sofern man nicht von diesem grassierenden Russenhass getrieben ist.
Insofern könnte ich nun durchaus auch Sympathien für Harabin entwickeln, der bisher bei mir nicht gerade hoch im Kurs gestanden hat (bei meiner slowakischen Ex-Frau wird sich bzgl. Sympathien aber kaum etwas verändern :-).

Allerdings muss ich Harabin wegen seiner Äusserungen zur Briefwahl widersprechen, mit denen er ganz offensichtlich Analogien zu den Zuständen mit der Briefwahl in den USA konstruieren will.

Der Bezug von Wahlmaterial aus dem Ausland wird sehr restriktiv gehandhabt, und bisher war die Teilnahme für Slowaken im Ausland auch nur auf die Wahl der Národná rada, also des slowakischen Parlaments beschränkt; für die Teilnahme an den Präsidentenwahlen musste man in der Slowakei weilen, aus dem Ausland war keine Stimmabgabe möglich. Ob sich daran zwischenzeitlich etwas geändert hat, müsste ich zuerst in Erfahrung bringen. Sofern man als Slowake nicht in einem Land der EU Wohnsitz hat, ist auch eine Teilnahme an der Wahl zum Europaparlament nicht möglich.

Die Zuteilung des Wahlmaterials erfolgt wie nahezu alles in der Slowakei über die rodné číslo, die persönliche Identifikationsnummer, die selbst für alltägliche Geschäfte wie dem Abschluss von Mobilfunkverträgen mitgeteilt werden muss. Dabei läuft das Vorgehen bei der Wahl vor Ort in der Slowakei wie auch aus dem Ausland ähnlich ab, nämlich über das Ausweisen mit der Identifikationsnummer, die bei der Stimmabgabe zentral erfasst wird. Die Manipulationsmöglichkeit bei einer Wahl ist somit im Inland nicht grösser oder kleiner als aus dem Ausland.

Wenn man berücksichtigt, dass Harabin kaum Sympathien bei den Slowaken im Ausland hat, muss einem sein Versuch der Diskreditierung der brieflichen Stimmabgabe also nicht wundern, trotzdem ist dies einfach nur Demagogie, die Harabin immer gut konnte, was seiner Glaubwürdigkeit gewiss nicht zuträglich war; denn die Slowaken durchschauen solche Tricks sehr schnell. Dass Politik und Wirtschaft völlig verfilzt sind, ist ein offenes Geheimnis, das ist common sense und kein gewöhnlicher Bürger in der Slowakei lässt sich heute noch verarschen.

Hier bestehen grosse Parallelen zu den so geschmähten Ostdeutschen mit ihrem angeblichen Mangel an Demokratieverständnis, wobei das freilich ein typisch deutsches Phänomen ist. Kein slowakischer Politiker könnte es sich leisten, seine Wähler auf die Art zu diskreditieren wie es deutsche Politker mit den Wählern der AfD tun. So hat man sich mittlerweilen auch an die Präsenz von Marián Kotleba gewöhnt, der allerdings im Gegensatz zu den Grössen der AfD zweifelsfrei ein Anhänger der Naziideologie ist. Er hat sich gewiss unter dem Einfluss des Parlamentarismus mittlerweilen gemässigt, aber die früher verwendete Symbolik seiner neofaschistischen Bewegung ĽSNS ist unverkennbar und knüpft nahtlos an Jozef Tiso und sein, dem früheren Austrofaschismus ähnlichen Regime von Hitler-Kollaborateuren an.

Man kann gespannt sein, was bei den neuerlichen vorgezogenen Parlamentswahlen und den Präsidentenwahlen nächstes Jahr passieren wird.

Für mich schockierend ist, wie sich in der Slowakei die mediale antirussische Meinungsmache nahezu vollständig durchgesetzt hat. Im Gegensatz zu Deutschland, wo diese Kampagne spätestens seit Georgien im August 2008 läuft, waren die slowakischen Medien bis zum 24. Februar vergangenen Jahres nie extrem antirussisch engagiert.

Tom J. Wellbrock
Reply to  Pascal
8 Monate zuvor

Vielen Dank für diesen differenzierten Kommentar!

spartacus
spartacus
Reply to  Pascal
8 Monate zuvor

Hier bestehen grosse Parallelen zu den so geschmähten Ostdeutschen mit ihrem angeblichen Mangel an Demokratieverständnis, wobei das freilich ein typisch deutsches Phänomen ist.

Das läßt sich soziologisch sehr gut erklären. Die Visegrad-Staaten (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) haben kulturell, historisch und hinsichtlich der Mentalitäten viel gemeinsam mit unseren Ostdeutschen. Letztere sind zum Sonderfall geworden, da sie sich mit dem großen Westbruder vereint haben.
Aus dieser Sichtweise lassen sich auch demokratische Defizite ableiten, weil ein System nicht einfach aufgepropft werden kann und dann automatisch funktioniert.
Genau das hat man in Ostdeutschland getan, da die Einheit so gestaltet wurde, daß nichts vom alten Ostsystem übrigbleiben sollte und Gesamtdeutschland identisch mit dem alten Westsystem sein sollte, sich also hier auf keinen Fall irgendwas verändern sollte. Ein Professor vertrat damals (in den 90ern) die Ansicht, daß sich gerade durch diese Transformationsstrategie Veränderungen auch in Westdeutschland ergeben würden, also sozusagen ein Rückschlag zu erwarten wäre. Heute staune ich, wie recht der doch hatte.
Daß sich unsere Politikierenden aber heute noch an diesem mangelnden Demokratieverständnis als Erklärung festhalten, ist im Grunde ein Eingeständnis des Scheiterns der damaligen Strategie und dient de facto nur dazu, die Mängel am System und ihrer Politik zu kaschieren.
Mal ganz angesehen davon, was es wohl für die Demokratietheorie bedeutet, wenn sich Demokratien in autoritäre Systeme verwandeln, wie man es hierzulande quasi täglich beobachten kann.

flurdab
flurdab
Reply to  spartacus
8 Monate zuvor

Letztere sind zum Sonderfall geworden, da sie sich mit dem großen Westbruder vereint haben.

Ich glaube das viele „Ostdeutsche“ das heute völlig anders sehen.
Bananen sind politisch kein dauerhaftes Argument, auch dann nicht wenn man sie zum Leitmotiv eines Staates macht. 🙂

spartacus
spartacus
Reply to  flurdab
8 Monate zuvor
flurdab
flurdab
Reply to  spartacus
8 Monate zuvor

Der Film hat den Titel 1,2,3.
Einer herrliche Groteske.
Gerade heutzutage eine „Sehempfehlung“!

Pascal
Pascal
Reply to  spartacus
8 Monate zuvor

Ja, diese Entwicklung war und ist für die Ostdeutschen wirklich bitter.

Zwar wurden auch die anderen ehemaligen Warschauer-Pakt-Länder wie die DDR vom Westen geplündert, aber im Gegensatz zu den Bürgern der DDR ist ihnen ihre nationale Identität erhalten geblieben.

Sofern es in jenen Ländern eine Aufarbeitung der Zeit des real existierenden Sozialismus gegeben hat, war dies ein individueller Prozess und keiner, der wie im Falle der DDR von der BRD aufgenötigt wurde.

Insofern haben die DDR-Bürger nicht nur ihre Identität, ihre Heimat und alles, was sie sich während 40 Jahre erarbeitet hatten, verloren, sondern auch die Hoheit über ihre eigene Geschichte. Sie stehen auf eine Art bis heute völlig entwurzelt in der Weltgeschichte; und nicht nur gibt es null Verständnis dafür in der die 5 neuen Bundesländer immer noch alles beherrschenden BRD Nomenklatura, sondern auch keinerlei Bereitschaft, an diesem Dogma etwas ändern zu wollen.

Lieber bedient man sich des Bashings des demokratie-unfähigen Ostdeutschens, der sich beharrlich weigert, sich mit blühenden Landschaften beglücken zu lassen.

Schlussendlich rächt sich hier auch die Art und Weise, wie diese ‚Wiedervereinigung‘ realisiert wurde, siehe Beitritt nach Artikel 23 Satz 2 GG vs.staatliche Neukonstituierung nach Art. 146 GG, wobei im Fall der Wiedervereinigung von 1990 Artikel 23 Satz 2 GG zur Anwendung gekommen ist.

spartacus
spartacus
Reply to  Pascal
8 Monate zuvor

Schlussendlich rächt sich hier auch die Art und Weise, wie diese ‚Wiedervereinigung‘ realisiert wurde, siehe Beitritt nach Artikel 23 Satz 2 GG vs.staatliche Neukonstituierung nach Art. 146 GG

Das war ja die Grundlage der von mir beschriebenen Vorgehensweise und genau so gewollt. Mit Nr.23 hat man Ostdeutschland zum Beitrittskandidaten gemacht, mit dem anderen wäre einiges vorstellbar gewesen.

Pascal
Pascal
Reply to  spartacus
8 Monate zuvor

Das war zweifelsfrei so gewollt, vermutlich nicht nur in der Absicht, der vereinfachten Variante der Einverleibung der DDR den Vorzug zu geben, sondern auch aus Rücksichtnahme auf die Alliierten bzw. das NATO-Truppenstatut, welches im Falle eines neu zu konstituierenden ‚Deutschlands‘ sehr wahrscheinlich in Verhandlungen zu einem abschliessenden Friedensvertrag mit den Siegermächten hätte münden müssen – und damit in letzter Konsequenz zum Abzug aller fremden Truppen und einer vollständigen staatlichen Souveränität und Neutralität des neu zu schaffenden Landes.

Das durfte nicht sein. Hier lebt der Geist Adenauers mit seiner Aussage ‚Wir wählen die Freiheit!‘ bis heute fort.
Anstatt den Weg Österreichs von 1955 zu gehen, hat Kohl und seine Seilschaften dieses ‚window of opportunity‘ im November 1989 nicht nur nicht genutzt, sondern bewusst verbarrikadiert.

Symbolisch für die manipulative Macht, die damals im Spiel war und die Zielsetzung der BRD, die DDR einfach einzuverleiben, offenbarte, war der sprachliche Umbau der Losung der DDR-Bürger in den letzten Monaten vor der Wende vom ‚Wir sind das Volk!‘ zum ‚Wir sind ein Volk‘.

Dass mit Ausnahme von Gorbatschow keine der anderen drei Besatzungsmächte etwas anderes wollte, versteht sich von selbst und wirkt bekanntlich bis heute fort.

Hierzu sei Josef Foschepoths Buch ‚Überwachtes Deutschland‘ zu empfehlen, welches anhand des Unwesens heimischer sowie der fremden Geheimdienste aufzeigt, dass Deutschland auch heute kein souveräner Staat ist.

Frank
Frank
Reply to  spartacus
8 Monate zuvor

Das war 1990 keine Wiedervereinigung, sondern eine Annexion.

Andre
Andre
8 Monate zuvor

Danke für das tolle Interview und die Einblicke in die slowakische Gesellschaft ohne sich im Vorfeld zu positionieren, wie es unsere MSM fast immer machen müssen. Tja, wenigstens haben die EU und die USA den Slowaken erlaubt, sich von Tschechien loszusagen, obwohl es vorher in Tschechien keinen Versuch gab alles Slowakische zu vernichten. Den Ostukrainern hat man dieses Recht verweigert und heuchelt jetzt etwas von der territorialen Integrität der Ukraine vor. Im übrigen mussten nur die Slowaken für das Referendum abstimmen, nicht die Tschechen. Die territoriale Integrität der Tscheches-Slowakei schien damals für die EU und USA keine Rolle zu spielen. Das ist die regelbasierte Ordnung des Westens mit, wie es der russische Präsident betont, nicht niedergeschriebenen Regeln, die täglich vom Westen geändert werden, ganz wie es der Westen für jede Situation benötigt und zwar immer so, dass der Westen davon maximale Vorteile erlangt. Ich frage mich, wie die EU und USA reagieren würden, wenn die Belgier im Nord-Westen alles Niederländische vernichten wollten und der niederländisch sprechenden Bevölkerung sagt, diese sollen doch gefälligst in die Niederlande auswandern – und Russland würde dies unterstützen, die belgische Regierung militärisch ausbilden um eine Säuberung von allem niederländischen im Lande mit Gewalt ausführen zu können und sowohl Waffen als auch Generäle senden und die Niederlande sanktionieren, wenn die Niederlande eingreifen würden.

Pascal
Pascal
Reply to  Andre
8 Monate zuvor

Hier muss man fast überraschend erkennen, dass der slowakische Nationalismus, der damals ganz besonders von der Clique rund um Mečiar gefördert wurde, nicht in eine Situation wie auf dem Balkan umgeschlagen ist.

Inwiefern eine gewaltsame Auflösung der Tschechoslowakei möglich gewesen wäre, lässt sich heute wohl nur schwer abschätzen. Unmöglich wäre es in Anbetracht der gesamten post-Warschauerpakt-Geschichte nicht gewesen; an Konflikten zwischen den verschiedenen Ethnien dieser Gegenden, die bis heute fortdauern, mangelt es bekanntlich nicht.

Hätte es aber damals von Seiten der Tschechen einen derartigen Nationalismus gegeben wie ihn die Slowaken an den Tag gelegt haben, wäre es vermutlich nicht ohne grössere Konflikte abgelaufen.

Wenn ich selbst auf das schliesse, was ich durch die mittlerweilen 18 Jahre Verbindung zur Slowakei mitbekommen habe, würde ich sagen, dass die besonnenen Gefolgsleute rund um Václav Havel massgeblich zu der friedlichen Trennung der beiden Staaten beigetragen haben.

Die Slowaken selbst sehen heute diesen erfolgreich abgeschlossenen Prozess, der 1993 zu ihrer nationalen Unabhängigkeit geführt hat, als Verdienst von Havel und nicht als den von Mečiar, der in der öffentlichen Meinung mittlerweilen sehr schlecht wegkommt, obwohl er sich als Koalitionspartner von Fico sehr lange, wenn ich es recht im Kopf habe bis in die 2010er Jahre, mit an der Macht halten konnte.

Dass man ein Land an den Bruchlinien seiner Ethnien aufbrechen kann, ist hinlänglich bekannt. Wenn keine Bereitschaft für einen Ausgleich besteht, wird es irgendwann krachen, ob mit oder ohne Gewalt. Hier ist z.B. auch der Konflikt in Belgien nicht abschliessend bereinigt. Gäbe es Absichten von ausserhalb, Belgien gewaltsam zu spalten, gelänge auch dies zweifelsohne; die Ukraine wäre hier die Blaupause dafür.

Allerdings kann darf man solche Brüche nicht nur auf Ethnien reduzieren; denn die Koreaner sind eine extrem homogene, in sich weitestgehend abgeschlossene Ethnie und haben es unter dem Eindruck der Systemkonfrontation bis heute nicht geschafft, sich zu versöhnen; was natürlich auch von keiner politischen Kaste der jeweiligen Seite gewollt ist.

Als Schweizer gebe ich aber zu, dass ich mich oft wundere, wie überhaupt irgendetwas in diesem Land mit seinem radikalen Föderalismus funktionieren kann. Während die meisten Länder irgendeine mehr oder weniger stark ausgeprägte Form von nationaler Einheit und Identität zelebrieren, zelebrieren wir Schweizer die (Achtung – Unwort) Diversität. Wobei auch hier die Ethnien durchaus alle in ihrer jeweils eigenen Blase leben, Grenzgänger zwischen den sprachlichen Barrieren, so wie ich seit über 20 Jahren einer bin, sind die Ausnahme, obwohl alle hier mindestens eine der anderen Landessprachen als Fremdsprache in der Volksschule lernen.

flurdab
flurdab
8 Monate zuvor

Man hat es einfach nicht auf dem Schirm.
Man hat es einfach nicht auf dem Schirm.

Das tut mir leid, aber ich kann es nicht.
Es ist zuviel.