Gebührenfinanzierte Journalismussimulation

Der WDR befragt eine Penny-Kundin beim Einkauf – und gibt später zu, dass die Kundin selbst WDR-Moderatorin ist. Geht so Journalismus?

Der Discounter Penny hat eine jener ausgezeichneten Ideen entwickelt, die dem Zeitgeist den Bauch pinseln: Er druckt jetzt auf einige Artikel die »wahren Preise«. Bis zu fast 100 Prozent teurer müssten manche Waren sein. Natürlich gilt der ursprüngliche Preis, die Kette möchte nur aufmerksam machen auf das, was normalerweise nicht eingepreist wird. Etwa Folgekosten des Klimawandels. Der Bauernverband spricht – nicht ganz zu Unrecht – von Greenwashing. Und tatsächlich kann man annehmen, dass die Aktion mehr dem Marketing als einer Sensibilisierung des Penny-Managements entspricht – Focus Online schrieb hämisch, dass bei Penny gleichzeitig Entenschlegel verramscht würden.

Die Berechnung hat indes etwas von Willkür, denn wie man den Klimawandel einpreisen kann, ohne gleichzeitig spekulativ zu sein, muss man erstmal mathematisch aufdröseln. Penny erntete relativ viel Kritik für die Aktion. Dabei waren die Medien sehr bemüht, den Discounter zu loben und die Aktion als großen Wurf vorzustellen. Der WDR fragte dann mal bei Penny nach: Eine junge Kundin zeigte sich begeistert. Ob sie mit dem WDR-Außenteam erstmal zu Penny mitfuhr oder schnell in der Mittagspause dort war, müsste jedoch noch geklärt werden. Denn eines weiß man bereits: Die »Kundin« ist selbst WDR-Mitarbeiterin.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Lasse Machen
Lasse Machen
8 Monate zuvor

„Der WDR befragt eine Penny-Kundin beim Einkauf – und gibt später zu, dass die Kundin selbst WDR-Moderatorin ist. Geht so Journalismus?“

Antwort: In Deutschland auf jeden Fall. Nur so.

N.B.
N.B.
Reply to  Lasse Machen
8 Monate zuvor

Das ist meiner Meinung nach PROPAGANDA fürs woke sein … Für mich das abartigste was man sich vorstellen!

Rudi K
Rudi K
8 Monate zuvor

Sicherlich kann es möglich sein, daß auch in einer PENNY-Filiale ein(e) WDR-Mitarbeiter(in) zu finden ist. Aber eine Kandidatin der Grünen etc ist damit zusammen schon nicht sehr wahrscheinlich. Wenn die Nachrichten dann noch eine „politisch korrekte Botschaft“ vermitteln wollen werden eher die “ passenden Antworten“ ausgestrahlt. Nur sollte man dann doch eher „unbekannte Personen“ anstelle irgendwie bekannte Personen zeigen. Da müssen die Macher doch noch etwas üben.

Bernie
Bernie
8 Monate zuvor

Also mal ehrlich? Ist dass denn so neu? Schon vergessen, es gab früher einmal dies:

Herkunft

Fürst Grigori Alexandrowitsch Potemkin (auch: Potjomkin) war unter Katharina der Großen verantwortlich für die Bevölkerung des Schwarzmeergebietes durch Bauern und Bürger. Bei einer Reise durch die Krim nahm die Zarin Potemkins Arbeit in Augenschein. In St. Petersburg wurden derweil – vermutlich von Personen, die verärgert waren, an der Reise nicht teilnehmen zu dürfen – Gerüchte verbreitet, nach denen Potemkin lediglich Dörfer aus bemalten Häuserfassaden aufgestellt habe, um die Zarin mit seinen Erfolgen zu beeindrucken. Durch die Werke des sächsischen Gesandten in St. Petersburg, die als seriös angesehen wurden, hielt man die bloßen Verleumdungen lange Zeit für die Wahrheit.[1]

Link:

https://de.wiktionary.org/wiki/Potemkinsches_Dorf

….übrigens, ohne Deutschland zu verlassen, beim Thema, ist das nicht für ehemalige Ex-DDR-BürgerInnen nichts Neues? Wurden die nicht auch so veräppelt im SED-Staat? Kein Wunder, dass manche ältere „Ossies“ hier sich noch gut an diese Masche erinnern können 😉

Leider weis ich es nicht wie es vor 1933 oder danach war- bin ja erst viel später in der alten BRD, die nichts mit dem heutigen Einheitsdeutschland zu tun hat, meiner Ansicht nach, geboren worden, aber mich würde es nicht wunder, wenn diese Masche uralt ist, und, jetzt verlasse ich mal Deutschland – sicher auch in vielen anderen Ländern bekannt…..

Wird nur zu wenig darüber berichtet, in Medienprodukten und Büchern, sonst wüßte man dass diese PR-Masche uralt ist…..und ideologienübergreifend……und wie gesagt ich vermute einmal stark, dass ältere Menschen in der Ex-DDR – oder der UDSSR bzw. den Ostblockstaaten auch so „veräppelt“ wurden – in der Frühzeit des Fernsehens, ebenso wie viele US-Bürgerinnen denen jemand die Gesundheit des Rauchens vorgespielt hat – (nach Edward Bernays Propagandakampagne in den US-Medien)…..

Nichts Neues unter der Sonne also, mich wundert nur, dass manche Menschen, dass als neu ansehen – leben wir in medial so schnelllebigen Zeiten, dass das schon vergessen ist??????

Gruß
Bernie

Bernie
Bernie
Reply to  Roberto J. De Lapuente
8 Monate zuvor

J. de Lapuente

Hast recht 😉

Aber ehrlich, die PR Masche ist doch uralt….deswegen wundert mich das, dass Mensch das für neu hält…..gibt in der Geschichte mehr als ein Beispiel dafür, auch schon vor der Erfindung des Fernsehens……;-)

Amüsierte Grüße
Bernie

Bernie
Bernie
Reply to  Bernie
8 Monate zuvor

….und ehtlich ich halte dich für nicht so alt, dass du Katharina schon persönlich gekannt haben könntest….*grins*

Brauchst also keine neue Visagistin *grins*

Amüsierte Grüße
Bernie