Die Maidan-Dichterin: Im Gespräch mit Yevgeniya Bilchenko

Sie hat als „Maidan-Dichterin“ eine gewisse Berühmtheit erlangt. 2014 nahm sie an den damaligen Protesten teil und las Gedichte für die Menschen vor. Heute sieht Yevgeniya Bilchenko vieles anders.

Bilchenkos Sinneswandel begann im Jahr 2016. Sie erkannte, dass sich die Ukraine seit den Protesten 2014 keineswegs zu einem demokratischen Land entwickelt hatte. Auch an Frieden mit den Volksrepubliken war nicht zu denken, im Gegenteil. Yevgeniya Bilchenko reiste in die Krisengebiete und war schockiert, was den Menschen dort angetan wurde.

Im Gespräch berichtet Yevgeniya Bilchenko über ihre persönlichen Gefühle und Entwicklungen, aber auch über die Problematik des Faschismus in der Ukraine, der schon weit vor 2014 und auch weit vor 1990 mit seiner Dominanz begann.

Wir danken an dieser Stelle dem Dolmetscher Igor, ohne den dieses Interview nicht hätte stattfinden können.

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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Wütender Bürger
2 Jahre zuvor

Ein wichtiges Gespräch und schön zu sehen bzw zu hören, daß es für die NLR keine sprachlichen Grenzen gibt!

Es ist gut, daß ihr die Originalstimme Frau Bilchenkos nicht ausblendet, so kann jeder, der beide Sprachen beherrscht, hören, daß bei der Übersetzung nichts hinzugefügt oder weggelassen wird.

Spannend wird es noch zu sehen, ob sich yt erblödet, das Video vorab zu sperren, nachdem die Zensoren das Audio gehört haben.

Uwe Borchert
Uwe Borchert
Reply to  Wütender Bürger
2 Jahre zuvor

Das nicht Ausblenden der Originalstimmen nennt man Transparenz. Das ist aber total altmodisch, weder postmodern, noch postfaktisch und auch nicht postwahr. Wo kämen wir den hin, wenn Zuhörer die politisch notwendigen Anpassungen der Übersetzungen erkennen könnte? Da würden ja die ganzen mühsam aufgebauten Narrative gefährdet. Was erlauben Wohlstandsneurotiker? *fiesgrins*

Die gebrachten Fakten sind ab etwa Mai 2014 langsam in Deutschland und dem Rest des Wertewestens durchgesickert und wurden sogar in den systemrelevanten Medien thematisiert, z.B. der Anstalt im ZDF. Für mich ist dieses Wissen ab etwa 2015 so etwas wie etabliertes Wissen.

Aber ab wann fing das „Ausblenden“ dieser Fakten so richtig an? Das muss irgend wann mal ab 2019 kurz vor oder in der Coronoia ab 2020 gewesen sein? Für mich ist es doch sehr seltsam anzusehen wie innerhalb von kürzester Zeit altbekanntes Wissen und Fakten einfach so weggewischt wurde. Ja, ich weiß … bei der Coronoia wurde auch sehr viel etabliertes Wissen einfach so weggewischt. Aber ich bin doch immer wieder erstaunt wie schnell solches Wissen ausgelöscht werden kann und wie bereitwillig die Masse den neuen Narrativen Glauben schenkt und hinterher rennt.

Wütender Bürger
Reply to  Uwe Borchert
2 Jahre zuvor

Ich habe schon seit langem den Verdacht, daß es zwischen der „Pandemie“ und den Kriegsvorbereitungen einen größeren Zusammenhang gibt.

Welches Ereignis soll z.B. von welchem ablenken?

War Corona nur eine globale „Zivilschutzübung“ für einen globalen Krieg?

Masken, Isolation, Verfeindungen bis in die Familien hinein, Sterben und sterben lassen in völliger Einsamkeit, Dämonisierung anderer Menschen, Einüben von Kadavergehorsam, Gefahr durch „Verstrahlte“ statt durch Nichtgeimpfte, Durchhalteparole auf Durchhalteparole: das alles wird in einen Krieg auf uns zukommen. 😱

JW
JW
2 Jahre zuvor

Vielen Dank, euch dreien für das interessante Gespräch.
Wie die Russen (zumindest ein Teil davon, daher sicher nicht repräsentativ) die deutsche aktuelle anti-russische „moralische Entrüstung“ bewerten, liest sich hier:
https://sascha313.wordpress.com/2022/03/26/109029/
Mir ging der Text der Veteranen glatt durch die Haut!

Rudi K
Rudi K
Reply to  JW
2 Jahre zuvor

Dieser verlinkte Text ist reiner Schwachsinn. Das ist Rassismus und Lüge in Reinform, wie es für Stalinisten üblich ist.

JW
JW
Reply to  Rudi K
2 Jahre zuvor

Oh ja, ich bin befangen durch die Erfahrungen meines Vaters als einfacher Soldat (kein Nazi) in der Ukraine als auch in Russland während des 2. WKs. Er hat quasi von nichts anderem gesprochen, als von dem unermesslichen Leid, dass sich Menschen da angetan haben. Um überhaupt ein wenig Ordnung in dieses seelische Chaos zu bekommen, hat er seinen Söhnen haarklein alles schriftlich hinterlassen. Land und Leute Russlands waren die Liebe seines Lebens! Das, und vor allem das Bemühen, eigene Fehler und Versagen sich einzugestehen, habe ich ihm absolut glaubhaft abgenommen. Das war „menschliche Größe“ – nicht mehr und nicht weniger. Schuld und Sühne. Den russischen Veteranen – heute – wird es da wohl ganz ähnlich gehen.
Und nun kommst du in nur zwei Sätzen mit gleich fünf einseitigen, abwertenden und allwissenden Etikettierungen daher. Das „Setzen!“ hast du wohl vergessen anzufügen?

Rudi K
Rudi K
Reply to  JW
2 Jahre zuvor

Land und Leute Russlands waren die Liebe seines Lebens! Das, und vor allem das Bemühen, eigene Fehler und Versagen sich einzugestehen, habe ich ihm absolut glaubhaft abgenommen.

Das mag ja alles richtig sein. Nur der Text, den du verlinkt hast, is so voll von Hass und Propaganda, daß ich ihn als vernünftiger Mensch ablehne. Hier ein paar „Kostproben“ des gesammelten Unsinns:

Angesicht des urplötzlich in Deutschland wieder aufgeflammten Russenhasses und der unverhohlenen, deutschen Unterstützung der von Nazis kontrollierten ukrainischen Regierung und des ukrainischen Militärs mit Waffen und Geld haben die russischen Veteranen und Kriegskinder des Großen Vaterländischen Krieges nachfolgende Botschaft an das deutsche Volk und an die deutsche Regierung geschickt.

Welcher Russenhass denn? Ich empfinde keinen Hass auf Russen generell sonder nur auf Leute wie Putin und Lawrow. Und die Unterstützung ist vollkommen legitim, wenn ein kleines Land von einem großen Land angegriffen werden. Das nennt man „Stärke des Rechts“. Und wer sollen denn die NAZIS sein. Der Präsident ist es ja wohl kaum.

Oder sie, die Deutschen, die auch die ihnen einst versprochene Krim in Blut getränkt haben, hätten heute noch ein Interesse daran, die Krim zu einem amerikanischen und insbesondere zu einem NATO-Stützpunkt zu machen – ideal für Aggressionen gegen Rußland!

Wenn dann macht dies die NATO oder die USA. Die „Deutschen“ sind da wohl kaum bestimmend. Ma. wieder ein faktischer Fehler, wenn es denn ein Fehler ist und nicht dreiste Lüge.

Aber die Deutschen sind nicht dumm! Wir Russen kennen eure Psychologie als „Brüder im Blut“ – unser Blut, das ihr in Strömen von „berechnetem“ Blut vergossen habt!

Schon wieder „die Deutschen“ als Ganzes. Und was soll der Begriff „Brüder im Blut“? Das ist klar rassistisches Denken.

Wir hatten gehofft, daß die Deutschen, geleitet von einem Grundgewissen, sich nicht an dem eindeutig faschistischen, staatsfeindlichen Putsch in der Ukraine beteiligen würden!

Ach und jetzt haben „die Deutschen“ sich daran auch noch beteiligt? Daran kann ich mich nicht erinner, dabei gewesen zu sein. Das waren doch nach meinem Wissen Ukrainer.

Deutschland hat diesen faschistischen Abschaum wieder einmal in die Welt gesetzt!

Wie kann Deutschland solche Leute in die Welt setzen? Die waren doch schon da. Also wieder eine Lüge.

Also man siht, daß dieser Text meinem Urteil schon entspricht, wenn man ihn mit Mitteln der Logik und Empirie prüft.

Rudi K
Rudi K
Reply to  JW
2 Jahre zuvor

Ich habe mir nochmal den Blog angesehen, in dem dieser Text verlinkt wurde. Diese Seite ist im Geiste eines Denksystems geschrieben, von dem ich annahm, das es seit dem Fall der Mauer auf dem Müllhaufen der Geschichte modert.

JW
JW
Reply to  Rudi K
2 Jahre zuvor

Kann dich schon verstehen, Rudi K. Ist aber doch so, dass jeder Blog, den ich anklicke, „im Geiste eines Denksystems“ schreibt, anders geht es ja gar nicht. Bei Sascha ist es die Sehnsucht nach einer – meinetwegen – „verklärten“ Darstellung eines „funktionierenden“ kommunistischen Systems, bei den NDS ist es die Sehnsucht nach „Frieden mit Russland“ und bei den Neulandrebellen ist es ? die Sehnsucht nach einer erstarkten Partei „Die LINKE“, die sich endlich mal wieder für die Belange der kleinen Leute einsetzt und gegen totalitäre Strukturen und staatliche Willkür. Usw. Siehe die Diskussion über Reitschuster: Corona:Top – Selenskij:Flop (meine Sichtweise). So ist das nun mal. Mit dem Text der Veteranen, den ich übrigens komplett anders lese als du, wollte ich keinesfalls missionieren, sondern anregen. Ja, auch ein bisschen aufregen, denn mir geht das ganze deutsche Blau/Gelbe Charity-Geschrei der „Guten“ mit gleichzeitiger Unterstützung „fragwürdiger“ Boykottmaßnahmen gegen Russland – jedweder Art – auf die Nerven (ist mir persönlich zu bigott, einseitig [ver]urteilend, einen großen Teil der Gesellschaft zusätzlich spaltend und schwächend. Angesichts der Vielzahl erlebter westlicher Militäraktionen und der damit verbundenen Erfahrungen – z.B. – mit dem Umgang großer Flüchtlingsströme auch nicht ganz glaubhaft). Schwierig. Man kann nur noch auf diplomatisches Geschick hoffen – aber von wem?

Rudi K
Rudi K
Reply to  JW
2 Jahre zuvor

Bei den NDS vor allem „die alte BRD von Brandt-Scheel“. Der Gründer der NDS hat ja damals für Willy Brandt Wahlkampf gemacht. Aussenpolitisch hatte Brandt ja die Entspannungspolitik eingeleitet (Ostverträge).

Rudi K
Rudi K
Reply to  JW
2 Jahre zuvor

Nachtrag zu meinem Kommentar.
Unter „Denksysteme“ meine ich Karl Popper oder Karl Marx. Ich tendiere zu Popper.

Mensch ohne Welt
Mensch ohne Welt
2 Jahre zuvor

Danke für dieses aufwendige Interview. Interessant noch hierzu der ehemalige Bonner Bürger (Botschafter), Nicolai Patoschkin, der die Geschichte aus russischer Sicht beschreibt (dabei sitzt er selbst gerade im Hausarrest, und seine Frau wird als Duma Abgeordnete der Opposition von der EU sanktioniert, weil sie für die Anerkennung der Volksrepubliken gestimmt hat) . Zu Zeiten der SU mussten alle Kinder unkrainisch lernen, auch an russischen Schulen.
Diese Spaltungen sind wohl wie in Jugoslawien gefördert worden, wo es ja auch zahlreiche Verbindungen, Menschen sind ja mobil, ziehen von hier nach da, heiraten, machen Geschäfte, usw. Dennoch gelang es die Menschen gegeneinander aufzubringen, wer dagegen ist, muss weggehen, so wie ja auch die Dichterin.