Die Beschleunigung der Vereinsamung
»Wir werden nach Corona nicht in einer neuen Welt aufwachen. Es wird dieselbe sein – nur etwas schlimmer.« Diese Einschätzung ist nicht von mir. Sie stammt von Michel Houellebecq. Dem ist wenig hinzuzufügen. Ich tue es trotzdem.
Nichts ist mehr so, wie es mal war. In unserer neuen Normalität. Die Welt wird eine andere sein nach Corona. Diese Einschätzungen kennt wohl mittlerweile jeder von uns. Sie sind der Versuch, das schwer Fassbare mit visionärer Eloquenz zu verarbeiten. Wer solche Sätze einwebt in seine Analyse, der gilt gleich als weitsichtig, als jemand, der die Zeichen der Zeit erkannt hat. Das ist wie im September 2001, als man immer wieder vernahm, dass die Welt eine andere sei, nachdem die beiden Türme zu New York einstürzten.
War sie ja auch. Sie ist es mehr oder weniger jeden Tag, nie gleichen sich die Tage völlig. Der Spruch stimmt quasi immer. Er ist genauso wahr wie jener, wonach wir alle so jung wie heute nie mehr zusammenkommen werden. Wer mag daran zweifeln? Abgesehen davon, dass man nie zweimal in denselben Fluß steigt, wie bereits Heraklit dieses Phänomen des kontinuierlichen Wandels bildlich umschrieb, ist natürlich zwischen den Zeilen zu lesen, was sich da für alle Zeit wandeln soll. Das System? Unsere Distanzlosigkeit? Für micht steht fest, wir werden in keiner nachhaltigeren Welt erwachen. Der Druck wird hingegen mit ziemlicher Sicherheit noch stärker.
Netflix, Homeoffice und Facebook
Die Maßnahmen gegen den Virus sind indes nicht völlig neu, sondern passen ganz gut ins liberale Bild der Zukunft. Das fiel mir recht früh auf. Ich dachte dabei an die visionären Sequenzen aus Houellebecq-Romanen. Und siehe da, er meldete sich dazu selbst zu Wort. Auch für ihn wird Corona nichts grundlegend verändern, sondern den bereits stattfindenden Wandel von Mensch und Gesellschaft nur ein wenig beschleunigen. »Seit einigen Jahren haben die technologischen Entwicklungen, ob sie nun weniger wichtig sind (Video-on-Demand, kontaktloses Bezahlen) oder wesentlich (Fernarbeit, Shoppen per Internet, die sozialen Netzwerke), zur Folge (zum Hauptziel?), die physischen Kontakte zu reduzieren, besonders die zwischen Menschen. Die Epidemie des Coronavirus liefert dieser Tendenz eine wunderbare Daseinsberechtigung, die menschlichen Beziehungen obsolet erscheinen zu lassen«, glaubt der Autor und schließt, dass man die Utopien habe, die man verdiene.
Das Konzept unserer Vision für die Zukunft, wenn wir überhaupt von so einer visionären Kraft sprechen können in dieser Zeit, reduziert sich tatsächlich darauf, den Menschen als Prosumenten zu etablieren. Diese Utopie malt sich den neuen Menschentypus als autonomes Wesen aus, abgeschottet und auf sich alleine gestellt. Besorgungen treiben ihn nicht mehr aus dem Haus, sie kommen zu ihm. Eine Minimierung der sozialen Kontaktaufnahmen ergibt sich wie selbstverständlich daraus. Wem der Sinn nach Mitmenschen steht, trifft sie nicht etwa zufällig, sondern von Algorithmen aufbereitet mit rechnerischer Ansage. Einkäufe, kulturelle Angebote und Sex sind auf das Wohnzimmer zugeschneidert. Wir haben schon vor dieser Krise gelernt, was es bedeutet, daheimzubleiben und trotzdem Zusammenhalt zu suggerieren. Letzterer findet in Netzwerken statt, aufgehübscht mit Hashtags; man trifft sich nicht mehr, um zusammen mit anderen Parolen auf Leinwände zu pinseln und sie durch Straßen zu tragen – man tippt alleine vor sich hin und produziert sich als digitaler Straßenkämpfer.
Michel Houellebecq: »Die Möglichkeit einer Insel«
Es ist eine Entwicklung, die Michel Houellebecq schon seit Jahren thematisch umtreibt. Speziell in seinem Roman »Die Möglichkeit einer Insel« trieb er diesen Gedanken bis in eine äußerst dunkle Zukunft, die gleichzeitig von ihm aber auch nicht völlig ohne Licht skizziert wurde. Im futuristischen Teil dieses vielschichtigen Romanes sitzen geklonte Menschen in Wohnzellen, die sie nie verlassen. Anderen Menschen begegnen sie in dieser Zukunftsvision nie. Sie sind einsam, aber irgendwie auch nicht völlig verlassen, denn sie werden versorgt. Das macht diese Dystopie paradoxerweise gleichzeitig zu einer Wohlstandsutopie, zu einer Versorgerfiktion, in der der Mensch nicht einfach vegetiert, sondern Fürsorge erlebt. Die Einsamkeit wirkt dabei wie ein Kollateralschaden, wie der Preis für das moderne, schier körperlose Dasein, das frei ist von Schmerz. Dass dabei auch die Lust, die Berührung aus der Lebenswirklichkeit gebannt wird: Hat nicht alles Vor- und Nachteile?
An »Die Möglichkeit einer Insel« habe ich sofort gedacht, als klar war, dass nun das Daheimbleiben, die eigene Abschottung zur Maxime des virologischen Kampfes gegen Corona werden würde. Houellebecq kommt in seinem kurzen Essay darauf zu sprechen; Catherine Millet, Chefredakteurin einer französischen Kulturzeitschrift, hat ihn auf die Parallelen zu seinem Werk hingewiesen, berichtet er. Er selbst tat so, als habe er diese Parallele zunächst gar nicht wahrgenommen, weswegen es mal wieder »toll [sei], Leser zu haben«. Damals sei es ihm ja um das Individuum gegangen, dessen physischer Kontakt zu seinem Artgenossen schwindet. Die Vereinsamung vollzieht sich anders als jene, die wir aus der Geschichte kennen. Sie ist keine Konsequenz aus Alter oder schlechter sozialer Stellung, sondern ein aktiv forciertes Lebensgefühl – ein Geschäftsmodell ganz nebenbei auch. Neben der Wohlstandsverwahrlosung existiert parallel dazu eine Form der Wohlstandsvereinsamung.
Alles wie immer – nur schlimmer
Wie schon oben gesagt, so wie immer wird die Zeit nach Corona nicht sein. Weil eben nie etwas wie immer ist. In dem Moment, da ich diese Zeilen tippe, denke ich vielleicht noch anders über sie, als zu dem Zeitpunkt, da sie hier veröffentlicht werden. Sie müssen deshalb nicht falsch sein oder sich falsch anfühlen, nur eben anders als zum Zeitpunkt der Niederschrift. Trotzdem kann man jetzt dem Gedanken nachhängen, dass sich in dieser Woge der beständigen Dynamik eine gewisse Kontinuität einstellen wird. Denn die Stimmen, die jetzt von der Änderung aller Zustände sprechen, meinen ja ganz spezifische Entwicklungen. Sie glauben, dass jetzt mit einem Aufwisch auch gleich der Klimawandel weggefegt wird, jetzt würde man ja wohl nachhaltiger produzieren und durch die Welt rasen wollen. Ja, überhaupt sei der Kapitalismus auf dem Prüfstand. Die Welt wird ohne ihn auskommen müssen.
Woher diese Annahmen kommen? So genau weiß ich das auch nicht. Sachlich angemessen sind diese Einschätzungen jedenfalls nicht. Es sind Wünsche – nicht mehr. Wünsche, die sich durch den Schock der Corona-Krise irgendwie manifestiert haben. Aber ökonomisch betrachtet geben diese Visionen keinen Sinn. Da werden wir weitermachen wie bisher. Nur eben noch sparsamer, mit noch mehr schlankem Staat. Das ist es, was schlimmer wird. Das – und die gesellschaftlichen Folgen, die uns noch lange beschäftigen werden, die Blockwartmentalität, die Kultur der Entfremdung, Vereinsamung und Entkörperlichung. Da werden wir die Entwicklungen, die wir eh schon kannten, noch mal verstärkt erleben. Als Turbokapitalismus ohne Klimabewusstsein, in dem der Mensch noch viel drastischer als je zuvor Entsolidarisierung und Entsozialisierung auslebt. Wer es genauer wissen will: Bei Michel Houellebecq gibt es einen Ausblick.
Alternativ bilden sich Kleingruppen von vielleicht 4-12 Leuten, die ihre freundschaftlichen Kontakte untereinander pflegen.
Kontakte außerhalb dieser Gruppen finden online statt.
Waren es nicht drei? Das WTC 5, um das sich viele Gerüchte ranken, wurde nicht von einem Flugzeug getroffen und ist trotzdem eingestürzt.
Ja, nach 9/11 hat sich Welt verändert. Rache wurde genommen, Kriege geführt. Schön wäre, wenn die derzeitige Krise die Wirtschaftspraxis mit ihrer neoliberalen Ideologie sich mehr zu einem vergemeinschafteten System entwickeln würde. Dagegen spricht jedoch diese Weisheit: Die Erde mag vergehn, der Kapitalismus bleibt bestehn.
Logo wird die Welt eine andere sein! Jetzt ist die Demokratie offiziell beerdigt worden!
Super wichtiger Text von Roberto . Ich verweise hierbei auf auf Marshall Mcluhan und „The Medium is the Message“. Der Mensch wird immer mehr zum Prothesengott und wir sind gerade drauf und dran unsere Menschlichkeit durch kalte Information zu ersetzen.
„Die Möglichkeit einer Insel“ kenne ich nicht(werde ich aber bald), aber interessanterweise erinnert mich die heutige Situation an eine Sci Fi Kurzgeschichte aus dem Jahre 1909.
„The Machine Stops“ vom E. M. Forster. Einfach mal kurz die Zusammenfassung durchlesen auf Wikipedia, dann wisst ihr was ich meine ;). Es wirkt, als hätte der Mann eine Kristallkugel gehabt und in unsere Zukunft gesehen.
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Machine_Stops
Menschen Houellebecq und Forster denken Sachen und vor allem technische Entwicklungen konsequent zu Ende. Wir bräuchten viel mehr Denker von dieser Statur. Leider braucht man für diese Art von Schlußfolgerungen Muße und Ruhe, und die habebn wir nicht in unseren beschleunigten Zeiten des affektgesteuerten Denkens. Der beschleunigte Informationsfluss verlangt eine unmittelbare Reaktion. Für Denken/Weisheit ist da keine Zeit. Eine Entwicklung, die uns auf den Abgrund zusteuern läßt.
@algore85
Absolut. Die Geschichte von E.M. Forster, ist ein gutes Beispiel.
Ich glaube aber, nicht nur Phlosophen und Künstler, jeder Mensch könnte es schaffen, sich dem ununterbrochenen Informationsfluß zu entziehen, um zu sich selbst zu kommen. Gerade die Vereinsamung könnte das fördern. Das Problem ist mMn, daß viele Menschen trotz der gewollten und akzeptierten Vereinsamung, in Wahrheit das Mit- sich – Alleinsein fürchten. Es gibt eben genug Ablenkungen, nicht nur im Internet.
Die Geschichte „The Machine Stops“ vermittelt am Ende Hoffnung. Die Menschen können, so sie denn bereit dazu sind, stärker sein, als die „Machine“.
Übersetzung der Zusammenfassung von E.M. Forsters Geschichte.
Die Geschichte beschreibt eine Welt, in der der größte Teil der menschlichen Bevölkerung die Fähigkeit verloren hat, auf der Erdoberfläche zu leben. Jedes Individuum lebt nun isoliert unter der Erde in einem Standardraum, wobei alle körperlichen und geistigen Bedürfnisse von der allmächtigen, globalen Maschine erfüllt werden. Reisen sind erlaubt, aber unbeliebt und selten notwendig. Die Kommunikation erfolgt über eine Art Instant-Messaging-/Videokonferenzmaschine, mit der die Menschen ihre einzige Tätigkeit ausüben: den Austausch von Ideen und dem, was als Wissen gilt.
Die beiden Hauptfiguren, Vashti und Kuno, leben auf entgegengesetzten Seiten der Welt. Vashti ist mit ihrem Leben zufrieden, das sie, wie die meisten Bewohner der Welt, damit verbringt, gebrauchte „Ideen“ zu produzieren und endlos zu diskutieren. Ihr Sohn Kuno hingegen ist ein Sensualist und ein Rebell. Er überredet einen widerwilligen Vashti, die Reise (und die daraus resultierende unwillkommene persönliche Interaktion) in sein Zimmer zu ertragen. Dort erzählt er ihr von seiner Enttäuschung über die desinfizierte, mechanische Welt.
Er vertraut ihr an, dass er die Erdoberfläche ohne Erlaubnis besucht hat und dass er andere Menschen gesehen hat, die außerhalb der Welt der Maschine leben. Die Maschine holt ihn jedoch zurück, und ihm droht die „Obdachlosigkeit“: Vertreibung aus der unterirdischen Umgebung und mutmaßlicher Tod. Vashti jedoch weist die Bedenken ihres Sohnes als gefährlichen Wahnsinn zurück und kehrt in ihren Teil der Welt zurück.
Im Laufe der Zeit, und Vashti setzt die Routine ihres täglichen Lebens fort, gibt es zwei wichtige Entwicklungen. Erstens wird der lebenserhaltende Apparat, der für den Besuch der Außenwelt erforderlich ist, abgeschafft. Die meisten begrüßen diese Entwicklung, da sie skeptisch und ängstlich gegenüber Erfahrungen aus erster Hand und gegenüber denen sind, die dies wünschen. Zweitens wird das „Technopoly“, eine Art Religion, wieder eingeführt, in der die Maschine Gegenstand der Verehrung ist. Die Menschen vergessen, dass der Mensch die Maschine geschaffen hat, und behandeln sie als eine mystische Einheit, deren Bedürfnisse die eigenen überwiegen.
Diejenigen, die die Gottheit der Maschine nicht akzeptieren, werden als „unmechanisch“ angesehen und von Obdachlosigkeit bedroht. Auch der Reparaturapparat – das System, das mit der Reparatur von Defekten betraut ist, die in der Maschine selbst auftreten – hat inzwischen versagt, doch werden Bedenken darüber im Zusammenhang mit der angeblichen Allmacht der Maschine selbst zurückgewiesen.
Während dieser Zeit wird Kuno in einen Raum in der Nähe des Vashti’s verlegt. Er kommt zu der Überzeugung, dass die Maschine zusammenbricht, und sagt ihr kryptisch: „Die Maschine stoppt“. Vashti setzt ihr Leben fort, aber schließlich zeigen sich Mängel in der Maschine. Zuerst akzeptieren die Menschen die Verschlechterungen als Laune der Maschine, der sie nun völlig unterworfen sind, aber die Situation verschlechtert sich weiter, da das Wissen um die Reparatur der Maschine verloren gegangen ist.
Schließlich bricht die Maschine zusammen, und die „Zivilisation“ geht mit ihr unter. Kuno kommt zu Vashti’s zerstörtem Raum. Bevor sie untergehen, wird ihnen klar, dass die Menschheit und ihre Verbindung zur natürlichen Welt das ist, was wirklich zählt, und dass es den Oberflächenbewohnern, die noch existieren, zufallen wird, die menschliche Rasse wieder aufzubauen und zu verhindern, dass sich der Fehler der Maschine wiederholt.
Übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Diese Folge ist nur Folge und nicht Ziel. Es geht primär um Beschleunigung und Vereinfachung. Zeit und Organisation sind Geld.
Ne. Fast ganz im Gegenteil. Es wird wohl eine perverse Form der Marktbereinigung stattfinden und die übrig gebliebenen Kapitalisten werden dann fetter sein als je zuvor.
Aber das gibt doch keinen Sinn, dieses Mehr vom Bestehenden, vom Alten – auch ökonomisch nicht. Das ist ja nur noch nihilistisch, lebensverneinend, selbstmörderisch. Ich bin überzeugt, der Mensch kann mehr. Und er kann sich diesem Wahnsinn widersetzen. Das alles ist ja nicht eine Naturgewalt, sondern menschengemacht. Also: Nehmt den Finger raus und tut was für eine andere Welt! Es lohnt sich.
Durchhalteparolen und Erbauungsaufrufe finde ich persönlich auch immer toll. Sie geben mir für einen Augenblick ein gutes Gefühl. Dann gucke ich in die Runde, in die leeren Gesichter, die stumpfen Blicke und ahne, das gute Gefühl ist nur dazu da, um eben zwischendrin mal ein gutes Gefühl zu haben. Mehr aber auch nicht.
Ich denke, die Erfahrung mit den „Lockerungen“, die wir alle gerade machen, zeigen das Gegenteil: ein verstärktes Bedürfnis, wieder physisch unter Menschen zu gehen, Freunde und Bekannte zu treffen, Veranstaltungen aufzusuchen. Dort werden die „Abstandsregeln“ nicht lange Bestand haben, da sie wirtschaftlich auf Dauer nicht zu verkraften sind. 30 bis 50% Auslastung reichen einfach nicht.
Die Leute haben die Nase voll vom „zuhause Bleiben“, das ist doch klar erkennbar. Dass viele während des (auch nur eingeschränkten) Lockdowns digitiale Methoden kennen gelernt haben, z.B. um die vielen „Besprechungen“ zu ersetzen, ist ja nichts Schlechtes. Auch die Möglichkeit, zeitweise im Homebüro zu arbeiten wurde schon vor Corona vielfach gefordert, im Namen der besseren Vereinbarkeit von Familie und Arbeit.
In Berlin finden derzeit schon wieder 40 bis 60 Demonstrationen pro Wochenende statt. FFF macht weiter, will sogar eine eigene Partei gründen. Junge Menschen werden nie und nimmer bloß zuhause bleiben, da muss man sich keine Sorgen machen! Die wieder eröffneten Urlaubsdestinationen werden derzeit überlaufen…
All das und noch mehr widerspriche der miesepetrigen Insel-Dystopie eines Houellebecq, der schon oft als Misanthrop aufgefallen ist. Schon in den 70gern hab‘ ich einen Science Fiction gelesen (Titel/Autor leider vergessen), in dem die Menschen in voll versorgt alleine in Wohnkuppeln lebten und sich nur einmal im Leben zwecks Fortpflanzung mit einer anderen Person treffen mussten. Ist also auch nicht seine Idee, sondern ein bekanntes Szenario, das mit den urmenschlichen Bedürfnissen nach Gemeinschaft nicht viel zu tun hat,
Ich will nur kurz drei Punkte aufgreifen:
1.) Es ist ein wohlfeiler Vorwurf, einem Autoren vorzuwerfen, er hätte die Idee nicht gehabt. Das ist das Los der Literatur. Sein Roman beinhaltet aber letztlich wesentlich mehr als nur Wohnboxen, Es geht um künstliche Reproduktion und in den gegenwärtigen Sequenzen deutet er an, wie es zu dieser Zukunft kommen konnte.
2.) FFF ist eine Minderheit junger Menschen. Alle jungen Menschen sind sicherlich rege im öffentlichen Raum unterwegs. Oft hat man den Eindruck, sie seien dort nur physisch. Parallel führen sie ein kontaktloses Leben auf Plattformen, in Netzwerken oder auf Clouds. Die Deutung, wonach wir auf einem Weg der Kontaktreduzierung sind (bei Houellebecq immer auch ein Hinweis auf dem Irrweg der liberalen Gesellschaft), ist damit sicher nicht abwegig.
3.) Autoren verarbeiten Wahrnehmungen. Eigene – und auch solche, die andere im zutragen. Er ist aber kein Gefälligkeitsbeauftragter, der positive Stimmung oder dergleichen machen müsste. Wenn einem mehr nach Erbauung ist, auch da gibt es Werke von anderen Schreiberlingen. Ob das aber dem Ideal des kritischen Chronisten gleichkommt, darf stark bezweifelt werden.
Lol ich mag den Hullebeck auch nicht 🙂 bürgerlicher Kulturpessimist, gähn. Aber chacun a son gout.
Das tut seinem schriftstellerischen Rang keinen Abbruch. Als meinetwegen bürgerlicher Kulturpessimist halte ich ihn für nobelpreiswürdig 😉
gelöscht
“….Auch für ihn wird Corona nichts grundlegend verändern, sondern den bereits stattfindenden Wandel von Mensch und Gesellschaft nur ein wenig beschleunigen……….“
Die Feststellung stimmt natürlich. Jedoch wird seitens der Neoliberalen die „Corona-Krise“ stillschweigend zu einem Schnitt in der uns bekannten demokratischen Gesellschaft weltweit genutzt.
Shoshana Zuboff (eine amerikanische Ökonomin) hat an Hand der Machenschaften der amerikanischen Internetriesen den Begriff „ÜBERWACHUNGSKAPITALISMUS“ als Fortsetzung des uns bekannten Kapitalismus geprägt: Von Google, Apple, Microsoft, Amazon, Facebook usw. in ihrer Entwicklung und den wirklichen Zielen aufgezeigt.
Die Corona-Krise dient hier als Vorwand und Deckmantel den Schritt in einen Überwachungskapitalismus zu machen – leider keine „Verschwörungstheorie“ und seit 10 Jahren stillschweigende Tatsache.
Anschlagsversuch auf Ken Jebsen ~7min
https://m.youtube.com/watch?time_continue=937&v=oBIqxSpUN_U#t=15m35s
siehe auch
https://www.anti-spiegel.ru/2020/stuttgart-sprengstoffanschlag-auf-ken-jebsen-bei-corona-demonstration/?doing_wp_cron=1591463319.8550820350646972656250
Pohlmann&Kollegen zeigen sehr schön, dass Journalismus in Dtl möglich ist, auch wenn viele Spacken den gegenteiligen Eindruck erwecken.