Der Missbrauch mit der Notwehr

Töten, um das Töten zu verhindern? Diese Parole hört man nun oft: In der Ukraine, in Israel. Was nachvollziehbar scheint, ist ein perfider Kniff. Denn Staaten sind keine Privatpersonen.

»Manchmal ist es notwendig zu töten, um das Morden zu verhindern«, sagte der Historiker Michael Wolffsohn neulich im Talk mit Spiegel Online. Er spielte mit diesem Satz auf die Situation in Israel an. Diese Losung hört man häufig dieser Tage. Und sie erscheint ja auch irgendwie logisch. Man stellt sich dabei vor, wie ein bewaffneter Mensch drohend vor einem steht – jetzt zuerst schießen, mag man sich denken, würde mein Unglück verhindern. Wer könnte das anders sehen wollen?

Töten, um das Töten zu verhindern. Es ist eine Parole, die erstaunlich an jene erinnert, die Waffenlieferungen für den Frieden fordern. Oder an den Klassiker: Krieg ist Frieden. Töte, damit niemand mehr tötet: Das liest sich paradox – denn einer tötet ja mindestens, nämlich man selbst. Als letzter in der Liste der Totschläger? So die Hoffnung. Aber man ist nur der letzte im Augenblick. Es geht weiter, wer tötet, verhindern das Töten nicht. Er verewigt es. Die Skizze von der Notwehr greift dabei nicht, auch wenn sie jetzt gerne bemüht wird.

Das Prinzip »Notwehr«

Wer behauptet, es gäbe jetzt die Notwendigkeit des Tötens, um das Töten zu vereiteln, rekurriert auf eine Notwehrsituation. Das deutsche Strafgesetzbuch definiert die Notwehr folgendermaßen: »Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.« Gemeint ist damit aber eine Situation im zivilen Bereich. Wenn jemand bedroht wird etwa. Wenn Sie von einem Menschen gewaltsam im Schwitzkasten genommen werden, können Sie sich mit allen Mitteln befreien, auch mit dem Taschenmesser aus Ihrer Hosentasche, das sie Ihrem Peiniger nun in die Flanke rammen dürfen.

Dieses Szenario erscheint uns allen mehr oder weniger nachvollziehbar. Und vor allem angemessen. Wenige würden hier sagen, dass es übertrieben ist, sich auf diese Weise zu befreien. Wer in Gefahr schwebt, hat schließlich alles Recht der Welt, sich aus ihr mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu befreien.

Und was im Kleinen gilt, also auf ziviler Ebene, lässt sich allzu einfach auf die große Bühne heben. Wenn die Ukrainer nun Streumunition einsetzen, dann sei das immerhin der Notwehr geschuldet. Sie müssten sich wehren, so sie nicht sterben wollten. Sterben sie nicht auch, weil sie sich wehren, weil sie das Schlachtfeld nicht aber den Verhandlungstisch suchen? In Israel nun dasselbe. Tel Aviv sei in einer Notwehrsituation. Die Notwehrsituation, die die Palästinenser anführen, lässt man nicht gelten. Die Notwehr wird in die intellektuelle Debatte gestreut, um das mörderische Vorgehen moralisch flexibler zu gestalten. Denn unser Gefühl sagt uns fast automatisch: Notwehr ist ein Recht, eine erlaubte Gewalt. Wer sie anwendet, der ist kein Täter, er bleibt ein Opfer – wenn auch ein wehrhaftes. Wie also könnte man das beanstanden? Warum sollte man einem Opfer die Notwehr versagen wollen?

Staaten sind keine unkalkulierbaren Psychopathen

Israel ist keine Privatperson. Daran kranken diese Vergleiche grundlegend. Wenn wir von einer Notwehrsituation sprechen, dann meinen wir eine ausweglose Situation zwischen zwei privaten Parteien. Keine dieser Parteien kann in dem Augenblick eine diplomatische Stelle anrufen. Die Gewalt geschieht abseits der Öffentlichkeit, teils im Geheimen: Die Intervention Dritter ist daher nicht möglich. Eine Schiedsstelle nicht verfügbar. Die Vereinten Nationen sind für so einen Vorfall nicht zuständig.

Ein kurzer persönlicher Einwurf: Vergleiche zwischen Staaten und Zivilisten haben mich schon früh befremdet. Erstmals fiel mir dieses Prinzip im Jugoslawienkrieg von 1999 auf. Ein serbischer Freund und Kollege versuchte das Vorgehen gegen Bosnier so zu rechtfertigen: Sie kommen in unser Land und legen die Beine hoch. Stell dir vor, in dein Wohnzimmer gehen Leute und stehen nicht mehr auf, obwohl du sie bittest zu gehen. Also musst du gewalttätig werden. Ich war jung, konnte nicht genau sagen, was mich an dieser Argumentation störte. Nach und nach arbeitete ich das für mich heraus: Länder sind keine Wohnzimmer. Sich einen Lebensraum zu suchen bedeutet nicht, sich auf ein Sofa zu setzen. Während es eine Unverletzlichkeit der Wohnung gibt, die sich mit dem Recht auf Privatsphäre erklären lässt, haben Länder keine Ansprüche auf Privatheit. Und selbst, wenn man den Vergleich annimmt, fehlt doch eine Komponente komplett: Bevor ich die Leute mit einem Baseballschläger aus meinen vier Wänden prügle, könnte ich es mal mit der Polizei versuchen.

Staaten haben schlicht gesagt andere Mittel, um auf Gewalt zu reagieren. Die Notwehrsituation ist eine Notsituation. Die gibt es freilich auch für Staaten. Aber die Möglichkeiten, die zur Beisetzung eines Konflikts existieren, erlauben den Regierenden durchaus, anders zu reagieren, als jemand, der im Schwitzkasten steckt. Im Regelfall sind die, die man für die Notwehrsituation verantwortlich macht, wie im Falle der Ukraine eben Russland, keine psychopathischen Gewalttäter. Dahinter stecken Staaten mit Interessen. Sie sind nicht gewaltbereit, weil das ihr Lebenselixier ist, sondern weil sie etwas erreichen wollen. Das wollen zwar Einbrecher auch, aber Verhandlungen führen sie grundsätzlich nicht.

Die Anthropomorphisierung der Geopolitik

Vermenschlichung von Gegenständen und Tieren ist offenbar eine menschliche Spezialität. Wir schreiben Entitäten, die nicht Mensch sind, durchaus menschliche Attribute zu. Fabeln teilten manche Gattung in Eigenschaften ein. Der Storch war weise, der Fuchs verschlagen. Brauchen Tiere menschliche Wesenszüge? In Hollywood gibt es digitalisierte Filme über Autos oder Roboter, die menschlich agieren. Die Anthropomorphisierung schreitet voran. Nun hat sie auch die Geopolitik erreicht. In ihr rechtfertigen sich Staaten wie Otto Normalo und Lieschen Müller.

Natürlich gilt es in Israel nun, die Geiseln zu befreien. Man sollte nicht unterschätzen, welches Trauma es für die israelische Bevölkerung ist, dass ihre Mitbürger in den Händen einer terroristischen Vereinigung palästinensischen Zuschnitts sind. Man muss nicht München 72 zitieren, aber klar ist: Natürlich muss der israelische Staat reagieren. Die Zerstörung des Gaza-Streifens ist aber keine Notwehrsituation. Dort wird nicht getötet, um das Töten zu beenden. Diese Tötung wird weiteren Tod erzeugen. Es sei denn, die Israelis töten so viel, dass niemand mehr übrigbleibt. Der Notwehr adäquat reagiert wäre es , wenn Israel punktgenau die Entführer ausschaltete. Wer die Bilder aus Gaza sieht, weinende Väter, Hände die aus Schutthalden schauen, dieses immense menschliche Leid: Wer das als Notwehr deklariert, hat den mentalen Notstand erreicht.

Die Vermenschlichung staatlicher Sphären ist ein recht dummes Unterfangen. Denn es setzt Welten nebeneinander, die nicht vergleichbar sind. Bürger machen zwar in Demokratien den Staat aus. Jedenfalls in der Theorie. Aber sie sind dennoch keine Staaten. Ihre Reaktion fällt anders aus als jene, die Staaten zuweilen an den Tag legen. Man könnte hier von Sachzwängen sprechen, in denen Staaten stecken. Wer mit dieser Parole, diesem Missbrauch der Notwehr, die Gewaltspirale rechtfertigt, beweist eigentlich nur eines: Politische Unreife. Das ist wohl das größte Problem dieser Tage. Und zwar auf allen Ebenen.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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AeaP
AeaP
5 Monate zuvor

Die Anthropomorphisierung der Politik dient der Emotionalisierung und bedient das Krankheitsbild narzistischer Psycho- und Soziopathen unserer in den letzten 40 Jahren nach oben gedrückten „Elite“.

Anonym
Anonym
Reply to  AeaP
5 Monate zuvor

Toll! Geht es auch mit Vokabeln, die selbst ein „Harz 4“ Empfänger verstehen kann!?!?
Vielleicht möchtest Du ja nur ein „intellektuelles Klientel“ „mit Deinen Ausführungen „bedienen!?!?

N.B.
N.B.
5 Monate zuvor

Es sei denn, die Israelis töten so viel, dass niemand mehr übrigbleibt.

Zitat: https://www.derwesten.de/politik/israel-krieg-gaza-atombombe-kuehn-hamas-atomwaffe-id300711142.html

Der Minister für das Kulturerbe, Amichai Elijahu, hatte den Einsatz einer Atombombe auf Gaza im Krieg gegen die Terrorgruppe Hamas in einem Interview des Radiosenders Kol Barama als „eine Option“ bezeichnet.

Das Psychopathen in der israelischen Regierung sitzen, darf man ja nicht sagen…

Bernie
Bernie
Reply to  N.B.
5 Monate zuvor

@N.B. Tja, Netanjahu hat diesen Psychopathen ja entlassen, wenn ich neueren Informationen glauben schenken darf. Übrigens bezogen auf den Krieg Russland/Ukraine haben mit zwei Aussagen von US-Militarexperten auch mehr als beruhigt – bei Weltwoche Daily, einem Schweizer Format bzw. Medien, denn sie haben beide bestätigt, dass wir, bezogen auf mögliche Atomkriegsszenarien, nicht von Psychopathen – oder, ihre Worte, nicht meine „Selbstmördern regiert werden“…..interessant übrigens auch die Aussagen von Douglas MacGregor und Scott Ritter, den von mir erwähnten Militärexperten aus den USA, dass die besonnenen PolitikerInnen auf der Gegnerseite der USA sitzen – wäre es anders, und Putin und Xi Psychopathen bzw. Selbstmörder wären wir alle schon längst atomar versuchte Asche……übrigens, ich denke sie haben auch die US-Präsidenten, und deren Allierte, unausgesprochen angedacht mit „wir werden eben nicht von Selbstmördern regiert“…..

Optimistische, und beruhigende, Grüße
Bernie

Gruß Olaf
Gruß Olaf
Reply to  Bernie
5 Monate zuvor

Moin! Hallo Bernie;
„Psychopaten“ , ein interessanter Begriff für Menschen, die seit… 70 Jahren in einem, immer kleiner werden GETTO hausen. GOLDA MEIHA hast Du sich nicht im TV gesehen!? Sie war israelische Menisterpräsidentin. Lange her! Deine , sogenannten „Psychopaten“…. ein Volk, dass ewig in Palesina lebte, mit Christen ind Juden zusammen lebte, Handel trieb. Dann kam die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Die Weltmächte (!!!) damals gehörte noch „Großbritannien“ dazu, waren der Meinung, diesen Fleck Erde den Juden „zuzusprechen“. O.K.! Die Menschen, die dort lebten, wurden NICHT GEFRAGT!!!! ES WURDE EINFACH ENTSCHIEDEN!
„6-Tage Krieg“…. hast Du jemals was davon gehört!?
Weißt Du; der „Psychopat“ sitzt so lange in Deinem Gehirn, bis Du anfängst zu lernen! Bücher lesen!!! Könnte Dir helfen! Ich empfehle Dir das ALLE Bücher von PETER SCHOLL LATOUR!
Er war einer der genialsten Auslandskorrespondent, die Deutschland je hatte!!!

flurdab
flurdab
Reply to  N.B.
5 Monate zuvor

Das darf man dem Mann nicht übel nehmen.
Der hat wahrscheinlich überhaupt keine Vorstellung davon was eine Atombombe anrichtet. Dem hat man Zeit seines Lebens nur erzählt das diese „Bombe“ total gewaltig ist und alle Probleme löst.
Das ist ja das eigentliche Problem an der atomaren Rüstung, niemand hat verstanden was dieser Geist bewirkt, wenn er erstmal entfesselt ist.
Sie denken wirklich sie könnten Ihn beherrschen.

So schlimm kann es nicht sein, in Hiroshima und Nagasaki leben immer noch Menschen…

Bernie
Bernie
5 Monate zuvor

Hallo Roberto de Lapuente, ich neige dir recht zu geben, aber bin heute doch etwas skeptischer geworden und mußte an alle Bücher über Propaganda mit Bildern denken.

Bei Nachdenkseiten liest man heute, bezogen auf einen Telepolis-Artikel, dass zwischen Palästina, der arabischen Welt und Israel auch ein Informationskrieg tobt – mittels beidseitiger Bild-Propaganda, und anderen Propagandamitteln.

Das hat mir heute zu denken gegeben, auch wenn ich das Vorgehen der Hamas, und der israelischen Rache an unschuldigen ZivilistInnen in Gaza, und anderen Orten wo Palästinenser wohnen, genauso sehe wie du.

Tja, wir leben halt auch in Informationskriegstagen – wie Jonas Tögel, den du hier auch schon beschrieben hast, auf NATO-Propaganda bezogen, erwähnt hast – man muss also auch sehr vorsichtig beim Konsum von Nachrichten, aus allen Konflikten bzw. Kriegen, in 2023 sein……es könnten absichtlich gestreute Informationen sein, zwecks Informationskriegsführung….

Nachdenkliche und zustimmende Grüße zu deinem Artikel hier
Bernie

Andre
Andre
5 Monate zuvor

Wenn es Israel um das Leben der Geiseln ginge, würde Israel nicht wahllos alles im Gazastreifen bombardieren, denn woher will Israel wissen, dass in den bombardierten Gebäuden keine Geiseln sind?

Geiseln mit unbekanntem Aufenthalt können nur mit Verhandlungen befreit werden – ist der Aufenthaltsort bekannt, dann können diese auch mit militärischen Mitteln befreit werden, was die riskantere Option, aber manchmal die einzige Lösung ist.

Afghanistan ist wiederum ein Lehrbeispiel dafür, dass manche Organisationen auch nicht mit aller militärischer Gewalt vernichtet werden können.

Israel ist gut beraten, schleunigst mit der Bombardierung Gazas aufzuhören und sich mit den Palästinensern an einen Tisch zu setzen und eine Lösung ohne die direkte Beteiligung der Hamas zu finden. Ich habe jedoch momentan das Gefühl, dass der Terroranschlag der Hamas ein willkommener Grund ist um das durchzuführen, was sich einige Zionisten in Israel schon immer wünschten, nämlich die kläglichen Reste Palästinas komplett zu vernichten und die Palästinenser sowohl aus dem Gaza-Streifen als auch aus der West-Bank komplett zu vertreiben.

Die gezielte Bombardierung von Zivilisten soll wohl den Widerstandswillen der palästinensischen Bevölkerung brechen und sie dazu bewegen, aus Gaza zu fliehen. Falls sich Israel verkalkuliert, dann wird es nicht nur als Apartheidsregime sondern auch als Völkermord-Regime in die Geschichte eingehen.

Noch ist Zeit, zur Einsicht zu kommen, dass dies nicht der Weg sein kann und darf.

flurdab
flurdab
Reply to  Andre
5 Monate zuvor

Ein bisschen viel wenn, hätte, würde.
Die Geiseln interessieren in der politisch- militärischen Führung Israels keine Sau.
Die sind nur gut als Vorwand für die Vernichtung des Gaza- Streifen inclusive der dort lebenden Menschen. 2 Millionen, wen interessierts?
Niemand will die „Palistinenser“. Die Ägypter nicht, die Saudis nicht, die Libanesen ganz sicher nicht und der Iran dito.
Die „Palisinenser“ werden seit 1948 von allen Anreinerstaaten aufs übelste in den Hintern gef…. Und das scheint ihnen zu gefallen.
Sie waren immer nur Verschiebe- bzw. Schwungmasse im geopolitischen Totentanz.
Und Israels politische Führung scheint nun bereit die „Endlösung der Palisitenser- Frage“ herbei zu führen.
Wer sollte sie aufhalten?
Iran mit seinem verarmten schiitischen Bevölkerung die bereits in großen Teilen den Mullahs von der Fahne gehen?
Ägypten, das jeden Tag Hungerrevolten befürchten muss, wenn an der NY- Börse die Weizenpreise durch Spekulation in die Höhe getrieben werden?
Libanon, der Parade- Shithole- Country. In dem selbst die Ukrainer Workeshops für nachhaltige Korruption besucht haben?
Syrien oder gar die Türkei? Stecken beide bis zum Hals im Elend.
Alle Regiem im Nahen Osten stehen auf derartig wackeligen Beinen, die müssen froh sein wenn Sie das nächste Jahr überleben.

Das trifft aber ebenso auf die USA und Europa zu.

In der Gesamtsituation zählen zwei Millionen Menschenleben nichts.

flurdab
flurdab
5 Monate zuvor

Respekt!
Schön ausgearbeitet.

Juergen Wehrse
Juergen Wehrse
5 Monate zuvor

„Wer das als Notwehr deklariert, hat den mentalen Notstand erreicht.“

So sehe ich das auch, Roberto. 4.324 Kinder und 2.823 Frauen sind bis jetzt den israelischen Angriffen zum Opfer gefallen. Der „werte-basierte Westen“ hat sich damit auch seines Rest-Verstandes entledigt. Die vielzitierte „tödliche Umarmung von Herr und Sklave.“ Metaphern dieser Art gibt es nun mal Tausende in Bibel und Literatur. Deutschland hat mit der bedingungslosen Unterstützung – erst der Ukraine – jetzt Israel – ein Problem am Hals, welches auffällig einer Würge-Schlinge/Schlange gleicht. Ja – noch eine Metapher mehr, nur, sie hallen halt alle noch nach: die unzähligen lauten moralischen Ergüsse der letzten Jahre . . .

Ich traue leider niemandem zu, diesen verhängnisvollen Knoten zu lockern oder gar zu lösen. Das sehen im übrigen auch viele Publizisten weltweit so. Interessant, aber auch sehr beängstigend zu lesen, für wie verkommen, dumm und verlogen man uns mittlerweile hält. Junge, Junge . . .

Den Ultra-Kurs rechter Zionisten hat man schon 1948 kommen sehen. Lesenswerter Brief allseits bekannter geistiger Größen:

https://seniora.org/wunsch-nach-frieden/der-wunsch-nach-frieden/ein-brief-an-die-new-york-times-am-samstag-den-4-dezember-1948-von-albert-einstein-hannah-arendt-sidney-hook-et-alÜbrigens: So um die Zeit um 1950 hat mein geschätzter Senior-Musiker-Kollege – ich nenne ihn mal Hans – auf dem Rückweg von einer Mucke, sternhagelvoll, vor einem jüdischen Friedhof einen Choral geblasen und hat, verzweifelt ob all der Kriegserlebnisse gerufen: „Ihr lieben Juden – warum habt ihr euch nicht gewehrt!?“ Dafür ist er zwar verknackt worden, doch ich bin sicher: Er hat es nur gut gemeint!

Rudi K
Rudi K
5 Monate zuvor

Also ich sehe das hier eindeutig anders. Die HAMAS hat ja bekanntlich die Vernichtung von Israel im Programm. Sie sind also eindeutig mit der NSDAP zu vergleichen.

Schwitzig
Schwitzig
Reply to  Rudi K
5 Monate zuvor

Gemäß Deiner Worte müsste man die Israelis ebenfalls mit der NSDAP vergleichen. Ich erinnere an den Atombombenvorschlag.
Ich denke, solche Leute wie Dich hat Roberto mit mentalen Notstand gemeint.

Anonym
Anonym
Reply to  Schwitzig
5 Monate zuvor

Wieso denn? Will Israel alle Muslime oder Heiden umbringen oder doch die Hamas Juden und andere Ungläubige? Psychologische Ferndiagnosen zeigen von Argumentationsschwäche.

Andre
Andre
Reply to  Anonym
5 Monate zuvor

Taten sprechen lauter als Worte. Und bisher haben die Juden in Israel sehr viel mehr Palästinenser umgebracht, als die Hamas Juden. Wer hier wen umbringen will, ist noch lange nicht geklärt 😉

Andre
Andre
Reply to  Anonym
5 Monate zuvor

P.S: Aber was Israel und die islamische Welt anbelangt und was die Zukunft anbelangt, empfehle ich Ihnen diesen Artikel:

https://sonar21.com/a-condensed-history-of-israel/

Juergen Wehrse
Juergen Wehrse
Reply to  Rudi K
5 Monate zuvor

Sehe ich anders, Rudi. Laut „Haaretz“ Berichten unterstützen auch viele „Linke“ in Israel lebende Juden die neu entfachte Apartheid, obwohl sie gute 10 Monate gegen die „rechten“ Strukturen der Regierung massiv demonstriert haben. Ein Riesen-Fehler, meiner Meinung nach.

Unser Problem – hier – ist doch folgendes: „Wir“ berufen uns einerseits auf die kollektive historische Schuld am Holocaust, um Israel bedingungslos zu unterstützen, andererseits haben „wir“ ultra-rechte Gruppen, die den Holocaust entweder verleugnen oder abfeiern, massiv unterstützt. Wie man sieht: diese Doppelmoral fliegt uns gerade um die Ohren.

Wirtschaftlich werden wir in der nächsten Zeit wohl einen unvorstellbaren Rückgang erleben und – kulturell wird man uns des Hochmuts bezichtigen (zu Recht, mMn.). Der Fall wird dadurch nicht weicher. Wir sind komplett am Arsch . . .

Aus Sicht der USA dürften dort die Sektkorken knallen, denn, die EU als lästiger Konkurrent ist vorerst erledigt:
https://test.rtde.xyz/europa/186531-ex-ezb-chef-eu-steht/

Wäre ich ein neoliberaler US-Stratege würde ich genau so vorgehen, wie wir es gerade erleben. Die durch China- und Russland-Moderation entstandenen westasiatischen Bündnisse auf neu entstandener Verhandlungsbasis dürften dem Imperium derart schlaflose Nächte bereitet haben, dass man reagieren musste. Ich, als einfacher Musikant und Betreuer in der Suchthilfe, habe genau das erwartet. Es gilt die neoliberale Maxime: Instabilität zu schaffen. Das wird jetzt gerade in Nahost – vermutlich erfolgreich – fortgesetzt und wird dann irgendwann in Taiwan – wie auch immer – mal enden.

Man wird sehen!

flurdab
flurdab
Reply to  Juergen Wehrse
5 Monate zuvor

andererseits haben „wir“ ultra-rechte Gruppen, die den Holocaust entweder verleugnen oder abfeiern, massiv unterstützt

Interessanter Einwurf.
Da müsste man nochmals im Völkerrecht nachschlagen, eigentlich ist die Einmischung in Innerstaatliche Angelegenheiten strikt verboten.
Aber was ist die finanzielle Unterstützung der „Palästinenser“ anderes als Einflussnahme?
Ebenso der Einfluß von „NGOs“. Völkerrechtlich nicht zulässig.

Aber wen interessierts?

Wenn der Iran den Golf von Hormus dichtmacht (zur Not mit dem Wrack eine US- Kampfschiffs), ist weltweit Schluss mit Lustig.
Ohne Öl keine Wirtschaft, nicht in Europa und auch nicht in den USA.

Andre
Andre
Reply to  Juergen Wehrse
5 Monate zuvor

Gäbe es Frieden, dann würde der Westen die Macht über den Handel mit Gütern und vor allem Ressourcen durch sein Geldsystem verlieren. Wir müssten dafür dann hier im Westen wesentlich höhere Preise bezahlen und unsere eigene Produktion von Gütern würde schnell ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Der Westen würde dann sehr schnell seinen Status als 1. Welt verlieren und was für den Westen viel schlimmer ist, seine Macht, der ganzen übrigen Welt seinen Willen und seine Moralvorstellungen aufzwingen zu können – kurz gesagt: Die sog. „regelbasierte Ordnung“ des Westens würde kollabieren inklusive seines Fiat-Geldes, über das er die wirtschaftliche Entwicklung großer Teile der Welt bisher kontrollieren bzw. unterdrücken konnte.

Daher braucht der Westen das Chaos, dass sich die einzelnen vor allem unterentwickelten Nationen sich gegenseitig in Nah-Ost oder Afrika und am liebsten auch in Asien bekriegen und so in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurückgehalten werden. Nebenbei kann man daran noch durch den Verkauf von Waffen eine Menge Geld machen.

So findet untereinander kein Handel in eigenen Währungen statt, da man seinem „Nachbarn“ nicht vertraut – statt dessen kauft man Güter und Ressourcen in Dollar oder auch Euro und nutzt westliche Handelsplattformen. Dadurch kontrolliert der Westen den Handel aber auch die Währungen der anderen Länder, weil sie gezwungen sind, ihre Währung abzuwerten um an das westliche Schuldgeld zu für den Handel zu gelangen. Dadurch weiß der Westen ganz genau, wer was wann kauft und wer mit wem Handelt treibt, was ihm wieder zum Vorteil gedient, um sog. „Ausreißer“ mit Sanktionen wieder „zurecht“ bringen zu können.

Der Westen hat in 200 Jahren das perfekte Ausbeutungssystem erschaffen und konnte dies erfolgreich durch sog. „Werte“ maskieren (f.k.a. wir bringen euch Demokratie, Freiheit und Menschenrechte). Der Wolf im fast perfekten Schafspelz.

Aber das Problem des Westen ist: Der Schafspelz ist nun alt und abgewetzt – fast alle anderen „Schafe“ können mittlerweile den Wolf in ihren Reihen nur allzugut erkennen.

monteverde
monteverde
Reply to  Andre
5 Monate zuvor

richtig, jedoch sind die bewohner der eu mit den gesteuerten staaten der 2. o. 3. welt identisch. sie werden manipuliert, mit funktionierender propaganda, so wie weiland vor ein paar jahrzehnten (warte nur noch darauf, bis sie von bolschewistischen horden sprechen – auf das wort „horden“ sollte man achten, wenn dies erscheint, haben sie nicht nur die terminologie komplett übernommen) somit ist das „volk“ des westens mit der 3.welt insgesamt zu vergleichen. dass dieses volk sich immer noch als etwas besseres dünkt, ist nur der fehlenden bildung geschuldet. die installation der migranten in millionenzahl schafft einen schalter, der nach belieben zur erzeugung sozialer unruhen umgelegt werden kann. diese kanalisieren die wut und die manipulatoren lehnen sich mit ihrem bourbon in sessel zurück.

Andre
Andre
Reply to  Rudi K
5 Monate zuvor

Umgekehrt will Israel Palästina ja auch vernichten und tut dies ja schon seit seiner Gründung als Staat Stück für Stück. Ich habe die Aussage einer Israelin in einem Interview vernommen, die sagte, dass man alle Palästinenser auslöschen muss und im Gazastreifen nur die Geiseln Unschuldige sind. Das man nun die Palästinenserfrage ein für alle mal durch die Auslöschung des Gazastreifens inklusive seiner kompletten Bevölkerung erledigen sollte. „Lasst keinen von ihnen am Leben“, waren ihre letzten Worte/Gedanken zur Bombardierung des Gazastreifens durch ihre Regierung.

Und sie steht leider mit einer solchen Ansicht nicht alleine in Israel da. Das sind Vernichtungsphantasien, wie diese hier in Deutschland schon einmal in einer der dunkelsten Zeiten vertreten wurden – nur dass damals Juden das Opfer solcher Vernichtungsphantasien waren, während es heute Palästinenser sind.

Es denken aber noch lange nicht alle Juden so oder alle in Israel lebenden Juden. Laut meines Wissens wünschen sich ca. 40% der in Israel lebenden Juden ein friedliches Mit- und Nebeneinander mit den Palästinensern und sind auch für eine Zwei-Staaten-Lösung. Und ich finde, dass ist zwar (noch nicht) die Mehrheit aber schon eine gewaltige Menge. Es gibt also in meinen Augen noch genug Hoffnung.

N.B.
N.B.
Reply to  Rudi K
5 Monate zuvor

Das Teile der HAMAS das wünschen kommt nicht aus dem luftleeren Raum…

Wer meint dass massive Gewalt und Vertreibung durch Seiten Israels nicht zu massiven Hass auf Seiten der Palästinenser kommt, ist mindestens reichlich blauäugig oder ignorant.

Die Gewaltspirale muss unterbrochen werden. Erst dann sind Besserungen möglich.

Und der Vergleich mit der NSDAP ist lächerlich Natürlich ist ein Vernichtungswunsch indiskutabel, aber man muss die Ursachen kennen um das abzustellen. Glaubst du wenn einem die Kinder, Geschwister, Eltern und Großeltern usw. weggebombt werden, dass dieses nicht zu gewaltigen Hass führt?!?

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  N.B.
5 Monate zuvor

@N.B.

Gut gesprochen, wobei man immer im Hinterkopf behalten sollte, dass die Hamas quasi eine Schöpfung Israels selbst ist, um die Fatah zu schwächen und damit eine Zwei-Staaten-Lösung zu verhindern.

Was den irrsinnigen NSDAP-Vergleich betrifft, so wurden Deutsche nie von ihrem Land durch Juden vertrieben, die Palis schon, haben also ein anderes Motiv für ihr destruktives handeln als Rassenwahn.
Von daher ist der Vergleich voll daneben.