Russland: Der traurige Tag des Sieges

Am 9. Mai feiert Russland den Tag des Sieges. Neben einer Militärparade auf dem Roten Platz und einer Rede von Wladimir Putin findet normalerweise parallel zu dieser Veranstaltung der Marsch des Unsterblichen Regiments statt. Nicht so in diesem Jahr.

Auch wenn der Marsch des Unsterblichen Regiments im Westen als staatliche Propaganda dargestellt wird (was wird eigentlich nicht als staatliche Propaganda dargestellt?), geht seine Idee auf eine private Initiative zurück. Erstmals am 9. Mai 2012 fand der Marsch auf Initiative lokaler Journalisten in Tomsk statt, 2013 wurde landesweit marschiert.

Am 9. Mai gehen in Moskau Menschen auf die Straße, erinnern an die und gedenken der Opfer des Nationalsozialismus, aber auch die Helden und Widerstandskämpfer werden gefeiert. Besonders der letzte Punkt ist wichtig, denn eingeladen zu diesem Marsch der Erinnerung sind nicht nur Russen. Wer gegen die Nazis gekämpft hat, kann mitgehen, ebenso überzeugte Antifaschisten. Im letzten Jahr wollten meines Wissens auch US-Veteranen nach Moskau reisen, um an dem Marsch teilzunehmen. Es soll ihnen jedoch von US-amerikanischer Seite verboten worden sein. Ich konnte das nicht nachprüfen, möchte dieses Detail aber trotzdem erwähnen, und zwar aus einem einfachen Grund: Die Russen nehmen nicht für sich in Anspruch, allein den Nationalsozialismus besiegt zu haben, auch wenn ihr Anteil daran natürlich ganz erheblich ist. Sie laden jeden ein, der gegen die Nazis gekämpft hat, gleichgültig, aus welchem Land er kommt.

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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AusdieMaus
AusdieMaus
1 Jahr zuvor

Ja, es ist beschämend und traurig. Und es ist gefährlich, wie im “Wertewesten“ die Geschichte umgeschrieben wird. Und noch beschämender ist es, dass ein Ulrich Teusch aktuell auf Multipolar beginnt, das Agieren des “Wertewestens“ zu relativieren, ja streckenweise sogar zu rechtfertigen, die russischen Positionen dagegen als im Grunde irrelevant und vom Putin’schen System herbeifantasiert zu deklassifizieren. Die westlichen Methoden des Verschweigens, Leugnens und Umdrehens von Tatsachen und des sozialen Vernichtens von Andersdenkenden setzt sich bis ganz unten fort. Es hat “Methode“.

Pentimento
Pentimento
1 Jahr zuvor

Wer die Bücher Primo Levis gelesen hat, muß besonders enttäuscht sein von dem neuen, alten Geist, der sich in diesem Land wieder ausbreitet.

Schließlich waren es die Russen, die unsere KZs befreit haben. Sie waren es auch, die sich noch Monate danach um tausende umherirrende KZ insassen gekümmert haben, Lazaretts und Suppenküchen einrichteten, sich um die Befreiten kümmerten und sie mit Nahrung, Kleidung und medizinisch Notwendigem versorgten.

Sie schickten polnische Frauen, die sich anfangs um die erbärmlichen Zustände in den KZs kümmern mußten, nachdem die SS und ihre Helfer vor der näher kommenden Front geflohen waren.

Sie taten es, weil sie es mußten, weil sie Russen, d.h. Menschen sind, und weil Menschen sich gegenseitig helfen, wenn die Not es verlangt.

Nicht jeder, der auf zwei Beinen geht, ist ein Mensch.

Bärbock, Strack-Zimmerman und v.d. Leyhen sind es in meinen Augen definitiv nicht.

Leseempfehlung: Primo Levi, Die Atempause

Last edited 1 Jahr zuvor by Pentimento
Pentimento
Pentimento
1 Jahr zuvor
Reply to  Pentimento

Das ist ein sehr bewegender Artikel, der – ebenso wie das Foto von dem alten Soldaten – zu Herzen geht.

Ich bin entsetzt und angeekelt von unserem politischen Personal. Da ist Dein Artikel besonders wohltuend.

Berthold Kogge
Berthold Kogge
1 Jahr zuvor
Reply to  Pentimento

Die Truppen der Sowjetunion
Erhebt man die Russen daraus, werden sie auch mit Negativen für Ereignisse haftbar gemacht

Clarisse
Clarisse
1 Jahr zuvor

Ach ja, die bösen Russen können nie genug bekommen vom Krieg und feiern jeden Sieg, noch nach Jahrzehnten. Wie anders dagegen wir friedliebenden und hochbegabten Deutschen. Durch die schonungslose Aufarbeitung der N…zeit herrscht in Deutschland ein Klima des Friedens und des Vergebens, wir haben diese falsche Heldenverehrung nicht nötig. Bei uns ist jeder willkommen und kann frei seine regierungsfreundliche Meinung sagen, keine Autokratie wie in Russland. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es die 360 Grad Wende, und deswegen wird von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen (dafür haben wir ja unsere Freunde, unsere guten Freunde, die US-Amerikaner, die machen das für uns; derweil kleben wir immer noch am geistigen Asphalt von gestern fest). Also lasst uns friedlich auf die Wiedervereinigung mit Polen hinarbeiten und die kriegerischen Russen einfach ignorieren, macht was wirklich zählt !

Mordred
Mordred
1 Jahr zuvor

Mein lieber Scholli. Überschriften wie „Peinliche Parade für Putin: Nur ein Panzer rollt einsam durch Moskau“ sind sowas von asozial. Es gab den 2. Weltkrieg und es gibt den Ukrainekrieg. Wer da Bezüge und Realtivierungen herstellt (egal wer inkl. ggf. Putin) hat nicht mehr alle Steine auf der Schleuder.

Robbespiere
Robbespiere
1 Jahr zuvor
Reply to  Mordred

Es gab den 2. Weltkrieg und es gibt den Ukrainekrieg. Wer da Bezüge und Realtivierungen herstellt

Naja, Bezüge gibt es durchaus.

Diesmal ist es die US-NATO, welche Russland auf die Pelle rückt und wieder wird propagandistisch der angebliche „Untermensch“ aus dem Osten reaktiviert, den es zu besiegen gilt und dessen Resourcen man sich gerne unter den Nagel reißen würde.

Putin ist nur der Vorwand, das Etikett für die gesamte russische „Gesellschaft“, welche der Wertewesten zu dominieren gedenkt, und welche die historische Erfahrung teilt, Opfer von Angriffen polnisch-litauischer, schwedischer, französischer oder deutscher Armmeen geworden zu sein.

Clarisse
Clarisse
1 Jahr zuvor
Reply to  Robbespiere

Ich Dummerchen dachte wir sind noch im 2.Weltkrieg, wieder was dazu gelernt. „Is he (WW2) dead or just resting ?“

Robbespiere
Robbespiere
1 Jahr zuvor
Reply to  Clarisse

@Clarisse

Nö, wir stehen auf der ( Atlantik-) Brücke zum Dritten. 😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Robbespiere
Clarisse
Clarisse
1 Jahr zuvor
Reply to  Robbespiere

Na dann pass man gut auf auf deine Dritten, nicht das die bei dem Getöse auf der Brücke durch ukrainische Raketen auf dem Weg in Richtung Westen rausfallen.

Robbespiere
Robbespiere
1 Jahr zuvor
Reply to  Clarisse

@Clarisse

Ich bin noch original verzahnt. 🙂

Mir machen eher russische Raketen Sorgen, wenn das NATO-Irrenhaus den Bremshebel aus der Verankerung reißt.
Ramstein ist gerade mal ca. 70km von mir entfernt und ich hoffe du ahnst, was das bedeutet.

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