Hirnwäsche 24/7 auf allen Kanälen?

Johannes Menath dechiffriert „Moderne Propaganda“ durch „80 Methoden der Meinungslenkung“. Eine Rezension von Sven Brajer.

Spätestens seit der „Corona-Krise“, dem Amtsantritt der „Ampel“ sowie dem Ukraine-Krieg und seiner langen Vorgeschichte ist immer mehr Leuten klar geworden: Besonders die Medien, aber auch die Politik und eben nicht nur die Werbung arbeiten selektiv, perspektivisch und vor allem normativ. Oder weniger wissenschaftlich ausgedrückt: Wir werden nicht nur permanent an der Nase herumgeführt, sondern auch noch zu nützlichen Idioten einer steinreichen und mit allen Wassern gewaschenen globalistischen Elite gemacht, die ihre moralinsauren und narzisstischen Wasserträger in Politik und Medien jahrzehntelang Stück für Stück in den entsprechenden Positionen installiert hat. Warum ca. 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung dieses traurige Spiel nicht durchschauen, erklärt Johannes Menath auf 141 Seiten im übersichtlichen 11,6×1,5×17,8-Format für 16,90 € (erschienen im Zeitgeist-Verlag).

Der 29-jährige Chemiedoktorand will dem Leser das Handwerkszeug bereitstellen, um „die unterschiedlichen Instrumente der Meinungslenkung zu verstehen und dadurch frühzeitig zu erkennen“, denn „In Zeiten in denen Presse und Medien nicht mehr ihrer originären Aufgabe als Korrektiv der politischen Macht nachkommen, ist es umso bedeutsamer, Widerstandkraft gegen Propaganda zu entwickeln.“ (S.11.) Zugegebenermaßen: Eine große Mission.

Dabei setzt er keinerlei Vorwissen voraus, sondern schildert knapp und präzise wie „Meinungslenkung“ funktioniert. Wer wachen Auges die deutschen Mainstreammedien verfolgt, dem fällt allerdings schnell auf, wie die von Menath zusammengetragenen 80 Methoden der Gehirnwäsche an allen Ecken und Enden lauern. Beispiele gefällig? Die Konstruktion von „Stereotypen“ (S.13) ist so alt wie die Menschheit selbst, doch sie hat heute mehr denn je Hochkonjunktur, auch wenn heutzutage die Art ihrer Ansprache eine Beleidigung für jeglichen noch einigermaßen klar denkenden Geist ist. Da ist schon mal die Rede von der „Pandemie der [gegen Covid-19] Ungeimpften“ (Bodo Ramelow) bzw. sogar der „Tyrannei der Ungeimpften“ (Frank Ulrich Montgomery). Diese sind wie der „Blinddarm […] ja nicht im strengeren Sinne essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes“ (Sarah Bosetti). „Der Russe“ ist auch wieder da – ihm gibt es quasi nur im Singular und er führt stets nur Böses gegen die westliche „Wertegemeinschaft“ (Olaf Scholz) im Schilde.

Das Konzept der permanenten „Wiederholung“ (S. 15) ist nicht nur aus Korea bekannt, wo der Norden immer und immer wieder die gleichen „Propagandabotschaften“ gen Süden via riesiger Lautsprecher sendet und dieser mit sogenannten „K-Pop“ antwortet, der wiederum auch stets gleich klingt (was schlimmer ist, sei an dieser Stelle dahingestellt und eine Geschmacksfrage). „Einprägsame Slogans“ (S. 15) gibt es wie Sand am Meer: Sie erinnern sich bestimmt noch an „Social-Distancing“, die „AHA“- oder „2G+-Regel“? Und wie wichtig seit der Scholz‘schen „Zeitenwende“ das  „Frieren für die Freiheit“ (Joachim Gauck) für „das beste Deutschland aller Zeiten“ (Frank-Walther Steinmeier) ist, wird uns im Zeitalter der „Sozialökologischen Transformation“ (u.a. Robert Habeck) nicht zuletzt auch wegen des „menschengemachten Klimawandels“ stets vor Augen geführt. Genau das Gegenteil passiert übrigens beim „Verschweigen“: „Die Auslassung bestimmter Sachverhalte“ (S. 20) gehört zum A und O in Medien und Politik: Impfschäden durch die Corona-„Impfungen“Fehlende Bildung und regelmäßige comedieartige Versprecher bei führenden Grünen-PolitikernNazis und Korruption in der Ukraine? Vergessen Sie es! Kommt in der Tagesschau nicht vor. Und wenn sowas einfach mal nicht mehr unterm Teppich gekehrt werden kann, wird der irritierte Adressat eben via „Nudging“ (S.55) also dem „Anstoßen oder Schubsen“ in die „erwünschte Richtung“ gelenkt, z.B.: „Der Habeck hat zwar keine Ahnung von Wirtschaft, aber ein perfekter Schwiegersohn ist er ja schon irgendwie!“

Der von Menath konstatierte „Pseudoindividualismus“ (S. 67) beschränkt sich stets auf nebensächliche Erscheinungen wie „Mode“ oder „Konsumgüter“, hinterfragt aber nie das große Ganze. Er reiht sich daher perfekt in die Propagandamethode der „Entwurzelung“ (S.68), „das Lostrennen eines Menschen von den Dingen, an die er fest gebunden ist, wie Familie, Sippe, Volk, Religion, Heimat, Kultur, Geschichte, Grundbesitz, Eigentum und Freundschaft“ ein. Solche Menschen ohne jeglichen Rückhalt sind besonders für die digitalisierte Propaganda des 21. Jahrhunderts empfänglich – auch wenn sie sich noch so sehr gegen ihre ureigensten Interessen richtet: Aus den Reihen des World Economic Forum heißt das dann (an den Pöbel gerichtet) etwa: „Dir wird nichts gehören und Du wirst glücklich sein“. Vorgespielte „Selbstlosigkeit“ (S.81) der Politikdarsteller überzeugt leider immer noch viele Menschen mit der Folge, dass „Abweichler“ dieser Agenden als „unsozial und verantwortungslos gebrandmarkt“ werden.

Final gibt Menath noch einige Tipps und Denkanstöße, wie man der Propaganda der Mächtigen eben nicht auf dem Leim geht: So muss man sich stets vergegenwärtigen, dass lediglich vier Nachrichtenagenturen AP (New York), Reuters (London), AFP (Paris) sowie dpa (Hamburg/Berlin) die Nachrichten in Europa und Nordamerika produzieren und diese eine „Gate-Keeper-Funktion“ ausfüllen (S.95). Private Medien, die „Teil des Systems“ (S. 96) sind, werden nichts wirklich Negatives über das System veröffentlichen, zumal die dortigen Journalisten genau wissen, was sie veröffentlichen dürfen und was nicht. Hier verweist Menath auf Noam Chomsky und Edward S. Hermann, welche diesen „manufactoring consent“ in dem von ihnen beschriebenen „Propagandamodell“ näher erläutern. Nicht zufällig stammen Chomsky und Hermann aus den USA („Imperialismus“, S. 99-102) – dem Land, welches seit über einhundert Jahren mittels gewaltigem Militärapparat, weltweit omnipräsenten Geheimdiensten, Unsummen an Geld für Lobbyisten und nicht zuletzt der größten Propagandamaschinerie weltweit von Hollywood über CNN bis hin zum Springer-Verlag verfügt. Die letzten Seiten des Buches widmen sich dazu passend dem „politischen Handeln“ (S. 103-106) und dessen Rückgewinnung durch mündige Bürger. Mit „Mut, Klugheit, Zusammenarbeit“ (S. 107) gilt es für Menath die „konsumorientierte, geistlose“ Kultur des „[pseudo-]hyperindividuellen Amerikanismus“ zu hinterfragen und mittels der eigenen, derzeit im Untergang befindlichen, jahrhundertealten Kultur ein „wahres Zusammengehörigkeitsgefühl“ (S. 109) zu entwickeln. Dabei und wie man Propaganda als solche erkennt, zeigt der Anhang auf, in dem u.a  die Herren Aristoteles, Niccolò Machiavelli, David Hume, Arthur Schopenhauer, Gustave LeBon, Edward Bernays, Noam Chomsky oder Uwe Krüger kurz vorgestellt werden. Menath hat jedenfalls gezeigt, dass es sich lohnt sich mit ihnen zu beschäftigen.

Dr. Sven Brajer ist promovierter Historiker und freier Journalist. Er betreibt den Blog „Im Osten. Perspektiven wider den Zeitgeist“ wo dieser Beitrag zuerst veröffentlicht wurde. 

www.imosten.org 

Twitter: Im Osten. Perspektiven wider den Zeitgeist https://twitter.com/ImWider

Telegram: https://t.me/imosten

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Gastautor

Der Inhalt dieser Veröffentlichung spiegelt nicht unbedingt die Meinung der neulandrebellen wider. Die Redaktion bedankt sich beim Gastautor für das Überlassen des Textes.

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Horst Kevin
Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Moin,

bei den Links hat sich ein Fäler eingeschlichen.

Einen schönen Tag!

Tom J. Wellbrock
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Ist korrigiert.

Mensch
Mensch
Reply to  Tom J. Wellbrock
1 Jahr zuvor

Zwar OT, aber vielleicht doch von Interesse?

Seit dem Klima-Seminar Podcast mit Markus Fiedler, ist Euer Podcast Wohlstandsneurotiker nicht nur in meiner Podcast -App nicht mehr zu aktualisieren.

Eine kurzzeitige technische Panne schließe ich mittlerweile aus. Ich fürchte, dass Ihr aus den üblichen Podcasts-Apps verbannt worden seid😥😡🤬🤮

Wütender Bürger
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Der Link unter dem Schildchen „Social“ oben rechts auf der Seite, unter dem auch Telegram, Twitter und Co aufgeführt sind, führt ins Haus des angebissenen Apfels. Dort ist die letzte angezeigte Folge jene über die Aufarbeitung der Corona-Politik vom 30. Dezember. In den „Pod-Catchern“, also den Programmen, mit denen die Kanäle abonniert und gehört werden, ist dagegen die Klima-Folge die letzte, die gefunden wird.

Da alle Podcast-Apps die Folgen als Abo wohl von dort beziehen, ist es nicht verwunderlich, daß keine Apps aktuelle Folgen findet. Ich finde es nur etwas merkwürdig, daß Apple die Podcast zwar anzeigt und sie heruntergeladen werden können, sie aber nicht ausstrahlt.

Nur, um sicher zu gehen: gab es im Dezember technische Änderungen auf Seiten der Rebellen? Hardware, Software, Aktualisierungen, andere Einstellungen in der Modulation oder Kodierung, abgelaufene Lizenzen? Irgend etwas, worüber vielleicht die Server für die Streaming-Dienste stolpern, aber nicht die Server, die Dateien auf einer einfachen Internetseite anzeigen?

Interessant wäre es auch zu erfahren, wie sich ein Abo des Kanals in anderen Ländern verhält, welche Folgen dort angezeigt und gehört werden können. Denn es ist nicht ausgeschlossen, daß eine Zensur nicht bei Apple stattfindet, sondern auf dem Weg von Apple an die Endgeräte der (deutschen) Hörer. Ich vermag über Apples Firmenpolitik nicht viel sagen, aber wenn sie zensieren wollten, wäre es einfacher, die Folgen gar nicht mehr zu ihnen hochladen zu lassen. Eine gezielte Beeinflussung der Übertragungswege von dritter Seite würde sich dagegen auch ohne Kooperation des Unternehmens realisieren lassen.

niki
niki
1 Jahr zuvor

halb OT:
Nachdem ich gestern am Postkasten war, konnte ich es kaum glauben… Die Polizeidirektion wirft mir vor ich hätte jemanden bei Twitter beleidigt mit einer entsprechenden Vorladung

Naja… Offensichtlich versuchen die alles um die Menschen von Meinungsäußerungen außerhalb des gewünschten Meinungskorridor abzuhalten!
Klar war das ganze ziemlich harsch geschrieben, aber eigentlich sollte das wirklich jeder verstehen, dass es als eigene Meinung verstanden werden soll…

Ich weiß nicht ganz genau was ich da geschrieben haben soll, ich bekomme dann wohl bei der Polizei bescheid…
Jedenfalls ist Twitter so ne Sache… Eigentlich ist das die Plattform um entsprechend auszuteilen und einzustecken… Wie oft ich da schon in übelster Form beleidigt worden bin, würde wphl die Polizei auf Jahre beschäftigen wenn ich das zur Anzeige bringen täte…. Entsprechend sind meine Reaktionen darauf ziemlich harsch…

Meine Konsequenz ist nun, dass ich Twitter zwar weiter nutze, aber meine Identität durch einen neunen Account und div. Maßnahmen maximal schütze!
Das hatte ich aus Bequemlichkeit versäumt…

Bei letzterem bin ich allerdings selbst schuld!

Last edited 1 Jahr zuvor by niki
Carlo
Carlo
Reply to  niki
1 Jahr zuvor

Gute Nacht, Deutschland! Für mich ist das, was Du berichtest, der Beweis, daß bereits der Ausnahmezustand herrscht.
Wenn es schon auf einer „privaten“ Kommunikationsplattform auf der politisch gestritten wird, justitiabel ist, ein A….loch so zu benennen, was es ist, was kommt dann noch?
Arbeitslager? Erziehung zur Demokratie? Marktwirtschaft lernen?
Ja, dahin führt es wenn Klassenbewußtsein quasi liquidiert ist…..
Ich hoffe wenigstens darauf, daß ein vernünftiger Amtsrichter die Klage als substanzlos verwirft.
Nebenbei mal bemerkt: OT ist das nicht, weil das kann uns allen drohen!

Last edited 1 Jahr zuvor by Carlo
niki
niki
Reply to  Carlo
1 Jahr zuvor

Ich weiß ja nicht einmal genau was das war…

Ich vermute mal das hing irgendwie mit den Coro-Impf-Faschos und den BGM KL zusammen!

Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Wir werden nicht nur permanent an der Nase herumgeführt, sondern auch noch zu nützlichen Idioten einer steinreichen und mit allen Wassern gewaschenen globalistischen Elite gemacht, die ihre moralinsauren und narzisstischen Wasserträger in Politik und Medien jahrzehntelang Stück für Stück in den entsprechenden Positionen installiert hat.

Interessanter und wichtiger Punkt!

Da ich nicht müde werde, darauf hinzuweisen, daß viel zu viele Juristen, insbesondere Anwälte und Notare in politischen Ämtern und anderen wichtigen Positionen sitzen, denen jeglicher Sachverstand aus dem Bereich der ihnen unterstellten Ressorts fehlt, sollte man vielleicht mal überlegen, wie diese Damen und Herren dort hingelangt sind. Ich bin sicher, daß bei der Durchsicht der vorhergegangen Mandantschaften sehr interessante Querverbindungen zutage gefördert würden.

aquadraht
aquadraht
Reply to  Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Da bin ich skeptisch. Sicher wäre es gut, wenn Arbeiter, Angestellte, Handwerker etc. stärker in Parlamenten vertreten wären. Aber wer ein Amt innehat, wird damit Beamter/in oder Angestellte/r im öffentlichen Dienst, die ohnehin, Jurastudium oder nicht, ohnehin die Mehrheit der Parlamentarier stellen. Das ist auch kein Wunder, da nur im öffentlichen Dienst Tatsächlich erleben wir aber derzeit eine Rückkehrgarantie gegeben werden kann.

Aber derzeit werden auch die Juristen zunehmend verdrängt von Studienabbrecher/innen oder Pseudoakademikerinnen wie Baerbock, oder bestenfalls solchen mit „irgendwas mit Medien“ und dergleichen.

Ein Minister oder Staatsekretär mit Juraabschluss ist das Schlimmste nicht. Das sind eher Figuren wie Baerbock und Habeck mit komplettem Kompetenzmangel, ersetzt durch Fanatismus.

Last edited 1 Jahr zuvor by aquadraht
Carlo
Carlo
Reply to  aquadraht
1 Jahr zuvor

aquadraht, da könntest Du bedingt recht haben.
Selbst halte gar nichts ich von Menschen, die ihr ganzes junges Leben mit dem „Abpinseln von Urteilen“ und dem lesen von Gesetzestexten verbracht haben, also reine, lebensuntüchtige Schriftgelehrte geworden sind.
Kleiner Joke am Rande, schon der Mann aus Nazareth hat über Schriftgelehrte sich tobend, gar wütend geäussert. (wehe Euch Schriftgelehrten…..etc. pp. )
Würde mich schon freuen, wenn wenigstens mal wieder ein paar Arbeiter in den Bundestag kämen….;-)
Über die Grünen will ich nicht sprechen! Wittgenstein sagt: Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man schweigen!

Last edited 1 Jahr zuvor by Carlo
Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  aquadraht
1 Jahr zuvor

Da bin ich skeptisch.

Ich auch!
„Früher“ hatten solche Leute zumindest Lebenserfahrung, viele sogar Bildung. Heute zeichnen sie sich durch genau nix aus.

Aus meiner Sicht ist es ein systemisches Problem, der Parteiendemokratur. Da geht es wohl eher darum, sich nachobenzuwurschteln.

Dabei könnte es doch (fast) so einfach sein. Einfach mal die Floskeln des Amtseids lesen und verinnerlichen. So z.B. „Schaden ….. abzuwenden“ statt Schäden in irrsinnigem Ausmaß zu verursachen.

Brian
Brian
1 Jahr zuvor

Auch wenn ich solche Bücher gut und wichtig finde, so sind und bleiben deren Autoren für mich die Rufer in der Wüste. So sollten solche Schriftwerke im besten Fall zu eigenen Gedanken und Schlüssen führen. Und im noch besseren Fall zu den entsprechenden Handlungen/ Konsequenzen. Das tun sie aber i.d.R. nicht (außer vielleicht bei einer Minderheit). Denn das erfordert eine gewisse Offenheit und vielleicht auch das Bemühen, weiter nachzuforschen und aus eigenem Antrieb/Neugier sich auf mehreren Ebenen zu informieren. Und diese Bereitschaft kann ich schon seit vielen Jahren nicht mehr erkennen (auch schon weit vor Cocolores).
Mir ist dabei völlig klar, daß auch dies ein multifaktorielles Geschehen ist. Ein Mensch, der Vollzeit arbeitet und Familie hat, wird wohl kaum die Zeit und das Interesse haben, sich noch stundenlang z.B. durch das Internet zu graben. Weitere Punkte sind sicherlich auch die zunehmende Infantilisierung der Gesellschaft und die Banalisierung des Alltags
und v.a. die zunehmende Entfremdung der Menschen voneinander, der Natur und der Welt im Allgemeinen (wobei sich aber viele trotzdem für klug und wissend halten, weil sie regelmäßig die Zeitung lesen und sogar schon mal etwas von Nietzsche und Platon
(Höhlengleichnis, ick hör‘ dir trapsen…) gehört haben) und oft weit fortgeschrittene Sinnentleerung ihres Lebens.
Aber gerade in den letzten 3 Jahren hätte es genügend Möglichkeiten gegeben, mal innezuhalten, viele Dinge (v.a. das eigene Leben betreffend) auf den Prüfstand zu stellen und zu hinterfragen. Und was ist passiert ? Nichts.
Die meisten trotten immer noch hinterher, glauben auch noch den krudesten und absurdesten ‚Erklärungen‘ und Anordnungen und vertrauen Menschen, die sie noch nicht mal kennen und die sie ganz offensichtlich nach Strich und Faden verarschen. Autoritätsgläubigkeit und Obrigkeitshörigkeit at its best.
Hinzu kommt eine permanente Konfliktvermeidung, das Absondern hohler Phrasen und Relativierung bzw. Klein-/ Schönrednerei.
Ich kann da irgendwie kein ‚Licht am Horizont‘ geschweige denn ein wie auch immer geartetes ‚Aufwachen‘ erkennen, sondern eher den weiteren strammen Marsch Richtung Abgrund. Und das Schlimmste ist : mir wird das langsam ziemlich egal.

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Brian
1 Jahr zuvor

Und das Schlimmste ist : mir wird das langsam ziemlich egal.

Dieses Gefühl beschleicht mich auch immer öfter.
Liegts am Alter?

Naja, solange wir uns hier immer noch und wieder begegnen, kanns ganz so schlimm nicht sein. 😉 🙂

Carlo
Carlo
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Horst,
es gibt Idioten, jetzt mal nicht die gemeint von L’Idiot de la famille“, was eher selten in frankophile Köppe reinging. Nein,………..
Es gibt kein Klassenbewußtsein mehr…………einfach weg………………..
Wie das passieren konnte wissen wir ja nun zur Genüge….
2 Weltrkriege und ein dritter in Vorbereitung….bravo!
Da fällt auch mir nichts mehr ein….

Last edited 1 Jahr zuvor by Carlo
Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Carlo
1 Jahr zuvor

Es gibt kein Klassenbewußtsein mehr…………einfach weg………………..

Ist das wirklich so?

Ich war ja zwischenzeitlich auch mal „Kapitalist“. Hatte Produktionsmittel und bis zu 8 Mitarbeiter.
Lohn war eine Insolvenz, nach der ich dennoch weitermachte und erst dann auf die 8 Mitarbeiter wuchs, weil es in diesem Land kein Gesetz gibt, was Leute, die ihre Rechnungen nicht bezahlen in den Knast bringt und es „Gesellschaftskonstrukte“ gibt, die aus jeder Verantwortlichkeit entlassen, wenns nur etwas „kreativ“ angelegt ist.
Ich hab „meine Leute“ auch durch schlechte Zeiten gezogen, ausgebildet…. Ich mieser Kapitalist.

Uhrlaup, Luxusleben… kannte ich nicht. Dafür aber ne Siebentagewoche und meine Kinder nur zum Abendessen.

Ich war der blöde kleine Handwerker, gering geschätzt, gern im Preis gedrückt, was ich zeitweise sogar, wider besseren Wissens, mitmachte, nur um die Löhne zahlen zu können…

Mein „Klassenbewusstsein“ hat sich nie geändert! Selbst nicht, als ich „Kapitalist“ war.

Vielleicht sind die Kategorien einfach überlebt.

PS: Einer meiner Mitarbeiter sagte mal zu mir: Haste gut gemacht. Dich arm gearbeitet.

spartacus
spartacus
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Ich war ja zwischenzeitlich auch mal „Kapitalist“. Hatte Produktionsmittel und bis zu 8 Mitarbeiter.

Das war von je her eine Selbsttäuschung, daß sich kleine Selbständige für Kapitalisten hielten. 😉

weil es in diesem Land kein Gesetz gibt, was Leute, die ihre Rechnungen nicht bezahlen in den Knast bringt

Kommt darauf an, wer die Rechnung stellt und wer nicht bezahlt. Als Privatperson kann das u.U. recht schnell gehen.

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  spartacus
1 Jahr zuvor

Ja, wenn Du schwarz fährst, gehts schnell. Aber wenn dir der Handwerker etwas fest einbaut, ists dein Eigentum.und der Handwerker darfs bei Nichtbezahlen nicht mal ausbauen. BGB
Gleiches, wenns die GmbH plötzlich nicht mehr gibt. Da haste sogar schlechte Karten, wenn der selbe Geschäftsführer mit den selben Mitarbeitern und Produktionsmitteln und ner neuen GmbH (die gibts auf Vorrat), am selben Objekt weiterrödelt.

Durfte ich selbst erleben und 100.000 abhaken. Mein letztes Glück war, daß ich nach vereinnahmten und nicht nach vereinbarten Geldern versteuert wurde, sonst hätte ich die damals 16% Mettwurststeuer als Kompott noch an den Staat abführen dürfen.

Brian
Brian
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Naja, solange wir uns hier immer noch und wieder begegnen, kanns ganz so schlimm nicht sein.

Stimmt, es ist noch schlimmer… 😉
Mal im Ernst : was ich meine ist, daß für ziemlich viele Menschen ganz offensichtlich das Leben bzw. irgendwelche Werte (ja, ich weiß, ich bin ein Spießer…) kaum noch eine Bedeutung oder Sinn haben. Wenn ich ständig mitbekomme, daß für eine ganze Reihe von Menschen ihr eigenes Smartphone den heiligen Gral bzw. ihren einzigen Lebensinhalt darzustellen scheint und es darüber hinaus v.a. um unmittelbare Bedürfnisbefriedigung zu gehen scheint, bekomme ich regelmäßig Nackenstarre ob der ständigen Kopfschüttelei.
Erlebnis gestern : es schien für einen Hundebesitzer das Normalste der Welt zu sein, seinen Hund auf die Abdeckplane eines Motorrads pinkeln zu lassen.
Man könnte das jetzt als lustige Anekdote abtun. Das Problem : das war beileibe nicht der erste Vorfall dieser Art, die ich beobachten konnte. Es ist diese erschreckende Gleichgültigkeit (gegenüber allem und jedem), die mich immer wieder fassungslos macht.
Und dementsprechend merke ich schon seit längerem : ich kann und will mit solchen Menschen einfach nichts mehr zu tun haben. Sie widern mich an.

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Brian
1 Jahr zuvor

ch kann und will mit solchen Menschen einfach nichts mehr zu tun haben. Sie widern mich

Ja, und genau deshalb treffen wir uns hier in dieser Oase der nicht ganz so Unbekümmerten.

Aber noch mal zu dem pinkelnden Hund: Hat der das Tier auf die Karre gehoben?

Brian
Brian
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Nein, er stand einfach seelenruhig dabei und hat zugeguckt (die Planen reichen i.d.R. bis zum Boden).
Wäre das meine gewesen, hätte er die Plane ablecken dürfen (der Hundehalter; nicht der Hund).

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Brian
1 Jahr zuvor

Ich hatte wohl meinen Jack Russel vor Augen, den hätte ich hochheben müssen. 🙂