Warum ich kein Linker mehr bin

Ein Kommentar

Mir reicht’s! Ich habe genug von der Heuchelei und der Scheinheiligkeit all derer, die für sich in Anspruch nehmen, links zu sein. Das, was sie als links bezeichnen, ist nichts anderes als geistige Onanie mit einem schmutzigen Höhepunkt.

Es gab Zeiten, da lag ich in Embryonalhaltung auf dem Bett; verzweifelt, pleite, scheinbar ohne Perspektive. Damals war die LINKE, waren die Menschen, die als links galten, meine Anker, meine Hoffnung darauf, dass es besser werden würde. Ich konnte mit ihnen sprechen, mein Leid klagen, meine Wut loswerden. Im Laufe der Zeit bin ich noch mehr losgeworden: die Menschen, die mir damals geholfen haben.

Heute brauche ich sie nicht mehr, und das ist gut, denn wenn ich sie bräuchte, wäre ich verloren. Die einen sind einfach verschwunden, die anderen haben sich gut eingerichtet in ihrem ehemals kritischen und menschenfreundlichen Leben. Von denen, für die sie von sich behaupten da sein zu wollen, haben sie sich entfernt. Das ist das Leben, aus Idealismus kann eben auch persönlicher Luxus werden, und nicht immer passt beides zusammen.

Aber es sind so ekelhaft viele nachgerückt, die – ahnungslos, wovon sie eigentlich reden – in die Fußstapfen ihrer Vorgänger getreten sind, um sie mit Dreck und wokem Gelaber auszufüllen.

Sie predigen zum Beispiel offene Grenzen für alle statt dafür einzustehen, dass niemand seine Heimat verlassen muss, weil unsere Gesellschaften Kriege führen, Regime Changes durchziehen, durch Wirtschaftssanktionen für Tod und Armut sorgen und ganze Kulturen mit dem Duktus des besseren Menschen in den Kollaps treiben.

Nehmen wir doch mal Andersdenkende. Sie sind eigentlich eine geschützte Art der Linken, Andersdenkende sind mutig, sie verdienen Unterstützung, denn die Linken wissen ja, dass es dunkle Zeiten gab, da hatten Menschen mit abweichender Meinung einen schweren Stand, der auch mit dem Tod enden konnte. Also legt man sich ins Zeug und postuliert, wie wichtig Toleranz und Respekt für Andersdenkende sind. Gern auch für die, die ohnehin nicht mehr leben und keinen Unsinn machen können.

Das Andere muss aber zum eigenen Anderssein passen, sonst ist das Band ganz schnell wieder durchschnitten. Ein Mann, der behauptet, gut zu Andersdenkenden zu sein, schrieb mir:

Letztlich darf ich mit jedem reden, aber ich muss halt nicht.

Und wer ist „jedem“?

Meine rote Linie sind schon Leute, die Leute wie Kubitschek und Sellner ein Forum bieten.
Ich bin Demokrat. Durch und durch.

In diesem konkreten Fall ging es um (angebliche) Interviews, die ein Blog unter anderem mit diesen beiden Kandidaten geführt hatte. Mein woker linker Freund wollte unter diesen Umständen kein Interview geben. Demokrat durch und durch, wie er eben ist, reicht es also schon, wenn jemand, mit dem er nichts zu tun haben will, auf der gleichen Seite wie er ein Interview gibt, da ist dann aber mal Schluss mit lustig und dem ganzen Geschwafel über die ach so tollen Andersdenkenden, die man schützen und füttern müsse.

Ein anderer Fall:

Laut Wikipedia ist der Blog-Betreiber AfD-Mitglied. Sollte diese Info stimmen, sehe ich den skeptisch.

Auch da ging es um ein geplantes Interview. Auch da ist das Verständnis für Andersdenkende am Ende, sobald das falsche Parteibuch in der Hosentasche steckt. Das Motto der heutigen Linken lautet scheinbar:

Andersdenkende ja! Aber nur, wenn sie so anders denken wie ich.

Was für eine Heuchelei! Und was für eine destruktive Arroganz! Ich sehe das so: Wenn ich mit Andersdenkenden spreche, dann kann ich dabei keine Selektion vornehmen. Wenn ich verstehen will, wie jemand denkt, muss ich mit ihm sprechen. Die Alternative wäre, nur über ihn zu lesen, bei einem Stück französischem Käse und italienischem Wein einen Wikipedia-Eintrag zu lesen, gedankenverloren mit dem Kopf zu schütteln und in die Küche zu rufen: „Du, ich hab mir mal den XXX angeguckt. Lass uns mit dem mal lieber nicht reden, der scheint anders zu denken als wir.“

Gibt es Leute, mit denen ich nicht reden würde, wenn sich ein Gesprächsangebot ergibt? Nein, die gibt es nicht, schreibt euch das in euer Notizbuch, ihr woken Sittenwächter! Man stelle sich einen Psychiater vor, der zwar gern seinen Job macht, aber mit Mördern, Vergewaltigern und Psychopathen nicht reden will. Er sollte unverzüglich gefeuert werden!

Gabriele Krone-Schmalz hat es versucht. Sie hat versucht zu erklären, dass Verstehen nicht Verständnis bedeutet. Sie ist mit diesem Ansatz gescheitert. So wie die gescheitert sind, die sagen, dass die Sanktionen gegen Russland uns mehr schaden als den Sanktionierten. Als Antwort kommt dann:

Aber das würde ja bedeuten, dass Putin einfach so weitermachen kann, wenn wir die Sanktionen beenden.

Ihr merkt es nicht, oder? Ihr kapiert nicht, dass eine misslungene Aktion nicht dadurch besser wird, dass man sie immerzu mit dem gleichen Argument rechtfertigt und wiederholt. So sind die woken Linken auch. Mit einem Nazi reden? Aber das würde ja bedeuten, dass er weiterhin ein Nazi bleiben kann. Kann er. Oder auch nicht.

Ich habe Gespräche mit Nazis geführt. Eines verlief so, dass sich herausstellte, dass dieser Nazi irgendwie etwas anderes ist. Ich lernte viele seiner Gedanken kennen, verstand, was ihn bewegte, was ihn ängstigte. Am Ende kam ich zum Schluss, dass er in Wahrheit kein Nazi ist, er verhedderte sich auch so oft in Dinge, die er als Nazi eigentlich gar nicht sagen dürfte, dass ich zu ihm sagte: „Tut mir leid, aber ein Nazi bist du für mich nicht.“ Er guckte mich kurz an und sagte dann: „Vielleicht bin ich das ja auch nicht, ich weiß es auch nicht so genau.“

Ein anderes Gespräch lief anders, die Premiere fand keine Fortsetzung. Wir kamen zu keiner Übereinkunft, da war nichts zu machen. Hätte ich also beide Gespräche bleiben lassen sollen? Ich brauche darauf keine Antwort, herzlichen Dank!

All das ist nicht links. Es ist nicht links, sich die Perlen der eigenen Wohlfühlthemen herauszupicken und alles in die Tonne zu kloppen, was kompliziert werden könnte. Das hat mit linkem Verständnis nichts zu tun.

Daher stimme ich all jenen jetzt zu, die mir schon seit Längerem vorwerfen, kein richtiger Linker zu sein, weil ich die falschen Positionen vertreten oder den falschen Leuten zuhören und mit ihnen reden würde: Ich mach das weiter so. Weil es mich weiterbringt. Und weiter weg von euch!

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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Ralph Metzger
Ralph Metzger
1 Jahr zuvor

Erster! 🤩
Warum ich noch bei der PdL bin?
-mit den Gemeinderäten hier vor Ort bisschen zusammarbeiten die sehr anständig waren und extra Parteitreffen in Gastro verschoben bis ich nach Aufhebung von 2G wieder teilnehmen konnte.
-weil ich so schön poltern kann in denForen der woken Linken 😁
Ist mir noch den reduzierten Mitgliedsbeitrag jeden Euro wert

niki
niki
Reply to  Ralph Metzger
1 Jahr zuvor

Woke sein und links schließt sich komplett aus…

Das sind die Faschisten in der Maske des Antifaschisten vor denen Adorno, oder von wem auch immer das Zitat stammt, gewarnt hat!

Pentimento
Pentimento
Reply to  niki
1 Jahr zuvor

Adorno wars. Denke schon die ganze Nacht an diesen Satz.

Bernie
Bernie
1 Jahr zuvor

Kann nur zustimmen und beim Lesen des Textes dachte ich an meinen 20O6 verstorbenen Vater der einmal gesagt hat – als er eine Bundestagsdebatte ansah – die machen uns doch einfach etwas vor und verstehen sich über die Parteigrenzen hinweg Bestens, wenn sie sich unbeobachtet fühlen.

Er meinte das negativ, denn seine Generation wuchs in der Zeit des NS-Staates, und der westdeutschen Adenauer+Republik auf, wo sich politische Gegner verteufelten bzw. Im NS-Staat sogar im Gefängnis oder KZ verschwanden.

Dank der „Ampel“ gehen wir wohl wieder in diese Zeiten der Meinungsunterdrückung zurück? Nur diesmal von „Linken“ eingeführt! 😳

Dabei fand’s ich, ganz im Gegensatz zu meinem Vater, gerade als ein Zeichen wahrer Demokratie wenn die im Parlament nach Bundestagsdebatten zusammen sassen – trotz, oder gerade wegen, unterschiedlicher Meinung.😉

Gruß
Bernie

Last edited 1 Jahr zuvor by Bernie
Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Bernie
1 Jahr zuvor

@Bernie

Dabei fand’s ich, ganz im Gegensatz zu meinem Vater, gerade als ein Zeichen wahrer Demokratie wenn die im Parlament nach Bundestagsdebatten zusammen sassen – trotz, oder gerade wegen, unterschiedlicher Meinung.

Durchaus, der Unterschied liegt aber darin, ob die öffentlich zur Schau getragenen Differenzen Echt oder gespielt sind.
Bei Wehner und Strauß war das noch recht klar und Sahra Wagenknecht spricht da auch eine recht deutliche Sprache.

Skeptiker
Skeptiker
1 Jahr zuvor

Mit dieser Haltung sehe und schätze ich Sie mehr als „echten“ Linken ein, mehr als dies viele „Schein“-Linke von „Antifa“ bis „Linkspartei“ von sich behaupten oder denken. Ein Grundübel besteht darin, dass in Orwellscher Manier der „Links“- Begriff gekapert und sinnverdreht wurde und wird (rinks vs. lechts..).

Horst Kevin
Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Lieber Tom,

tut mir leid, aber für mich bleibste ein Linker. 😉

Die woken sind keine Linken mehr und das völlig unabhängig davon, wofür sie sich halten.
Mal sehen, ob sich irgendwann der Spruch etabliert: „Ich bin ja ein Linker, aber…“

Dieses Phänomen ist wohl auch kein neues. Die alten Hausbesetzer der 68er Generation, die sich nun gemütlich eingerichtet haben, fühlen sich auch gern in ihrer schicken Ruhe gestört.

Ich habe schon vor längerer Zeit für mich festgestellt, daß mir ein ehrlicher Nazi lieber ist, als ein verlogener/unaufrichtiger angeblicher Linker. In ihrer Schädlichkeit unterscheiden sie sich nicht all zu sehr.

Kopf hoch! und herzliche Grüße

PS: Eigentlich hatte ich schon vor längerer Zeit beschlossen, die Welt nicht nach rechts und links, sondern nach gutem und schlechtem Mensch einzuteilen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Horst Kevin
Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

„Die alten Hausbesetzer der 68er Generation, die sich nun gemütlich eingerichtet haben, fühlen sich auch gern in ihrer schicken Ruhe gestört.“

Die alten Hausbesetzer sind heute oft Hausbesitzer…

Juergen Wehrse
1 Jahr zuvor

Puh, Tom, nun bekam ich tatsächlich Gänsehaut. Ein saustarkes Statement! Das nenne ich mal wirklich „links“. Danke dafür! Ich leide wie du an dieser exponentiell ansteigenden Heuchelei und spüre das fast körperlich (auch wenn ich mich wiederhole).

Es ist einfach so, dass die Linke spätestens beim Thema Lockdown die Bremse hätte anziehen MÜSSEN! Das ist tatsächlich, wie auch die Duldung oder Forderung von diesem irrsinnigen 2G, für mich persönlich – quasi unverzeihlich. Und extrem dumm!

Habe folgendes Zitat von Fjodor Dostojewski gestern schon beim Galeristen hinterlassen, egal, die Botschaft scheint mir verdammt gut zu passen:

„Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen.“

An dem Punkt sind wir inzwischen angelangt, meiner Meinung nach.

Jel
Jel
1 Jahr zuvor

Aus ähnlichen Gründen bin ich keine Feministin mehr. Wir waren mal angetreten um gegen Niedriglöhne, Abtreibungsverbote (die gleiche bigotte Scheissargumentation wie heute – und sobald das unerwünschte Kind auf der Welt ist interessiert es niemanden dieser Heuchler mehr), gegen kirchlich abgesegnete Gewalt gegen uns und für gleiche Lebensrechte und -chancen zu kämpfen.

Dann haben die Kleinbürgerinnen die Bewegung geklaut und heute geht Feminismus darum, ob das Bürgertöchterchen oder das Bürgersöhnchen schneller an die vergoldeten Fressnäpfe der gutdotierten Planstellen gelangt.

Keine dieser Madamen interessiert sich noch einen feuchten Kehricht für soziale Gerechtigkeit. Im Gegenteil, sie spielen die polnische Putze gegen die afrikanische und die ukrainische Lieferbotin gegen die deutsche aus.

Ich hoffe, dass diese verrohte, selbstgerechte und denkfaule Klasse sich alsbald selbst zu Fall bringt.

Last edited 1 Jahr zuvor by Jel
Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Jel
1 Jahr zuvor

„…und heute geht Feminismus darum, ob das Bürgertöchterchen oder das Bürgersöhnchen schneller an die vergoldeten Fressnäpfe der gutdotierten Planstellen gelangt.“

Als in den späten 80er Jahren in NRW im öffentliche Dienst der Grundsatz eingeführt wurde, dass Frauen bei gleicher Eignung und Befähigung Männern gegenüber zu bevorzugen seien, hat ein mir damals bekannter Jura-Prof gezürnt, man könne nicht jahrhundertelanges Unrecht durch entgegengesetztes Unrecht wieder gutmachen. Nach dem Gleichheitsgrundsatz des Artikel 3 GG müsse in solchen Fällen eben einfach das Los entscheiden, nur das sei wirklich gerecht.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Im Grunde ist doch das, was diese „Woken“, die sich „Linke“ nennen, auch nichts anderes als eine Form der von ihnen selbst bei anderen so verachtete „kulturelle Aneignung“.

Da haben sich gutsituierte Moralisten kackdreist des Proletariats und seiner politischen Vertretung bemächtigt – was daran zu erkennen ist, dass das Proletariat heute nicht mehr links, sondern gar nicht oder wenn, dann rechts wählt.

ShodanW
ShodanW
1 Jahr zuvor

Man müsste mal die Definition von „links“ richtig und ehrlich auseinanderdröseln. Fakt ist, dass die Übereinkunft des alten Links mit dem neuen nur noch via Stichworte funktioniert. In der Ausführung sieht man jedoch die Widersprüche, die sich auftun. Für mich sind die woken Linken meist nur Maulhelden, die höchstens durch Parolen geglänzt haben und ständig die Opferrolle hervorholen, wenn Gegenwind kommt.

(Das gilt auch für anders Politisierte, wie der AfD, das ist dann aber ein übergeordnetes Mentalitätsproblem)

Ich habe nun den Eindruck, dass auch die Definition von „Zeitenwende“ da hineinspielt – ja, die klassische Arbeiterschaft und er Zusammenhalt ist dahin, weil auch die Partei nicht mehr funktioniert. SPD-Linke-Grüne… da ist mittlerweile zu viel Schnittmenge mit dem, was für uns früher ein No-Go war, vor allem die transatlantische Anbiederung oder überhaupt irgendeine Affinität zu einer allzu marktwirtschaftlichen/neoliberalen Regierungslinie. Und die trieft den Woken allzu sichtbar aus allen Poren. Das ist der neoliberale Wolf im linken Schafspelz, deswegen finde ich es immer widersprüchlich und kaum überzeugend, wenn sie jetzt mit „Solidarität“ ankommen. Da steckt viel zu viel Individualismus via Identitätspolitik drin.

Nein, Tom, du bist wahrscheinlich immer noch links. Im Gegensatz zu ihnen. Das darf ich mit Fug und Recht behaupten, weil ich selbst mal in der Punkszene aktiv unterwegs war und das ziemlich cool fand. Heute die kannst du vergessen.

Schwitzig
Schwitzig
1 Jahr zuvor

Es ist für „die Linke“ nicht wichtig, was gesagt wird, sondern wer es sagt.
Diese Linken sind so dumm, dass sie ihre eigenen Ideale verraten und es noch nicht einmal merken.
Diesmal werden es hinterher „die Linken“ sein, die ihren Kindern erklären müssen, dass sie „nichts gewusst“ haben.

Andrea Zett
Andrea Zett
1 Jahr zuvor

Für mich ist die Krux am Links-Sein, ob ich mich für konkrete Menschen interessiere oder eben nicht.

Viele sog. „Linke“ interessieren sich aber nicht für Menschen.Die wollen nur gut dastehen.

Wenn ich mich für konkrete menschliche Schicksale interessiere, dann kann ich nicht dafür sein, dass der Staat einfach alle aufnimmt, die hier um Asyl bitten. Es bitten nämlich auch die Verfolger um Asyl und die machen dann den Verfolgten in den Asylbewerberheimen das Leben schwer.

Ich kann dann auch nicht dafür sein, dass diejenigen, die lügen, um Asyl zu bekommen, nicht herausgefiltert werden, weil die nämlich denen, die Asyl brauchen, die Ressourcen streitig machen, denn diese Ressourcen sind endlich.

„Wir“ haben nämlich in diesem dicht besiedelten Land nicht genug Platz, das ist eine Lüge. Wir haben auch nicht genug Wohnungen, genug Lehrer, genug Infrastruktur. Es reicht schon jetzt für viele nicht.

Wenn einem Menschen egal sind und man nur „hilft“, weil man sich selbst gut fühlen will, dann kann man natürlich fordern „Alle rein“. Wenn man z.B. einen Topf hat, der nur für 100 Leute reicht, dann wählt ein Verantwortungsethiker (und nur diese Leute sind in meinen Augen links) sehr gut aus, wer eine der Portionen bekommt. Weil der nämlich 100 hungrige Leute sattkriegen will und nicht nur 50, während die anderen 50 einfach nur billig essen wollen und sich sehr wohl leisten könnten, sich selbst Essen zu kaufen.

Wem Menschen egal sind, also wer ein sog. „Gesinnungsethiker“ ist (und das woke Gesocks ist gesinnungsethisch durch und durch), der kann die 100 Portionen auch auf 1000 Leute verteilen. Satt wird dann keiner, aber der sog. „Linke“ kann behaupten, er hätte 1000 Leuten Essen gegeben.

Es kommt beim Linkssein darauf an, ob man konkreten Menschen helfen oder gut dastehen will. Man kann übrigens Menschen helfen UND gut dastehen, aber es kommt darauf an, was einem letztlich wichtiger ist.

Genauso ist das in Sachen Ukraine. Sind mir konkrete Menschenleben wichtig oder ein abstraktes Gebilde namens „Ukrainischer Staat“, für das unbegrenzt Menschenleben geopfert werden dürfen?

Mache ich mir Gedanken darüber, ob ein Staat überhaupt Zugriff auf die Leben von Menschen haben darf (durch die Wehrpflicht) oder bin ich der Meinung, dass jedes Menschenrecht auf Leben in einem Krieg auf einmal obsolet ist? Weil es wichtiger ist, Putin (wie Russland ja neuerdings heißt) in die Knie zu zwingen?

Mit Corona das Gleiche: Darf ich wirklich jedes Leben retten wollen auf Kosten vieler anderer Menschen, die ich dafür ruiniere? Ist es denn menschlich, Menschen einsam ohne ihre Angehörigen sterben zu lassen? Warum betreiben wir den Infektionsschutz gleich nochmal? Als Selbstzweck?

Oder darf ich aus ideologischen Gründen Menschen frieren lassen für einen idiotischen Wirtschaftskrieg? Darf ich deren Arbeitsplätze opfern? Darf ich einen Atomkrieg riskieren?

Es geht doch letztlich darum: Betrachte ich Menschen als wertvolle Individuen oder als formbare Masse, mit der ich alles tun kann als Staat, was ICH will.

Die Letzeren sind die, die sich neuerdings „links“ nennen. Wo – verdammt nochmal – unterscheiden die sich eigentlich von den Reaktionären, die auch glauben „Du bist nichts, der Staat ist alles“?

Vielleicht verstehen die sich mit den Nazis in der Ukraine deshalb so gut, wer weiß?

Ich jedenfalls halte Menschen nicht für links, die über die Wünsche, Hoffnungen und Meinungen anderer Menschen einfach drüberplanieren, weil sie glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, während alle anderen blöd sind. Von wegen „Demokraten“. Lachhaft. Und das Schlimme ist: das sind nicht nur keine Demokraten, das sind auch keine Menschenfreunde. Das sind eitle Fatzkes, die andere Menschen benutzen, um sich selbst besser zu fühlen und darum sind ihnen alle üblen Konsequenzen für konkrete Menschen völlig egal. Weil ihnen nämlich andere Menschen egal sind.

Corinna
Corinna
Reply to  Andrea Zett
1 Jahr zuvor

Sehe ich alles ganz genauso.

Pentimento
Pentimento
Reply to  Andrea Zett
1 Jahr zuvor

Gute Analyse. Trifft m.E alles auch auf die Grünen zu.

Schwitzig
Schwitzig
Reply to  Andrea Zett
1 Jahr zuvor

Die Differenzierung in Verantwortungs- und Gesinnungsethik ist eine wirklich gute Formel, welche scheinbar komplexe Themen in ihrer Essenz darstellt. Danke dafür!

Mutant77
Mutant77
1 Jahr zuvor

Ich halte es für das größte Missverständniss, dass „Links“ heute als ein Synonym für „gut zu den Armen“ verstanden wird. Das ist für mich das was die Kirche im Mittelalter darstellte. Eine Plattform für die mit dem schlechten Gewissen und denen, die sich damit „Ruhe“ erkaufen wollten beim ausbeuten der Menschen.
Ich bin kein Experte für Marx, aber ich denke das was damals als linke Bewegung entstand richtet sich an die arbeitende Bevölkerung und deren Stand in der Gesellschaft. Diese wird heute weder von den Linken und auch nicht von den Rechten vertreten im Bundestag.

Gerade „die Linke“ in deutschland hat sich massiv von dieser Bevölkerungsgruppe abgewandt. 30% der Menschen wählen nicht mehr und 10-15% denken die Afd würde sie eher verstehen, als SPD oder die Linke. Was vermutlich sogar stimmt. Nur ist deren sozialpolitsches Programm auch kein rosiges für den Arbeiter.

Wir leben in einer Oligarchie einer akademischen Klasse, die ihre eigene Versorgung durch die arbeitende zum politischen Modell erklärt hat. Dies geschieht vor allem dadurch, dass alle öffentlichen Debatten nur noch über völlig unrelevante Themen geführt werden. Diese lassen sich dann mit vermeintlichen wissenschaften Belegen untermauern und müssen dann mittels zahlreichen Studien, Gremien und Beauftragten überprüft und begleitet werden. Und dazu braucht es etliche Stiftungen und Beratungsunternehmen die massiv Gelder binden die für technische Entwicklung und der Investition in Infrastruktur benötigt würden. Das immer mehr Großprojekte zum Desaster werden hat seine Gründe.

Diese Entwicklungen spüren nicht nur wir Linken, die früher aus einer selbstbewußten und tatkräftigen Position argumentiert haben und einen Teil der erschaffenen Werte forderte. Sondern diese Diskussion wird es so auch in rechten Kreisen geben. Denn der klassische Konservative der selbstbewußt und tatkräftig seine Familie aufbaut und pflegt, ist heute genau so unter Druck und wird als Nazis beschimpft. Daher fühlen wir uns in direkten Diskussionen oft diesen Menschen näher, als dem was heute medial als Links verbrämt wird. Beiden Gruppen ist der zusammenhalt und die individuelle Leistungsfähigkeit wichtig. Die reale Spaltung kommt aus anderen Kreisen.

Und wer sich genau den ganz rechten Rand anschaut, wird dort auch Veränderungen sehen, die dem sehr ähnlich sind was wir am ganz linken Rand beobachten. Aber das ist ein anderes Thema.

Mensch
Mensch
Reply to  Mutant77
1 Jahr zuvor

…wobei zumindest ich mich noch nie der Illusion hingegeben habe, dass Wähler, egal welcher Partei, mit den politischen Grundausrichtungen der Parteien überwiegend vertraut sind und erst Recht nicht, dass Wähler ihre Wahl überwiegend rationell, ihren eigenen Interessen zu gute kommend treffen.

Zudem gehe ich so ziemlich jede Wette ein, dass jede Partei der Nachkriegszeit, die eine Wahl für sich entscheiden konnte, ihre Mandate hätte nicht antreten dürfen, wenn ihre Wähler einer Gesinnungsprüfung nach heutigen Maßstäben bestehen müssten.

Wahlentscheidungen, auch wenn’s keiner aussprechen mag, werden in einem entscheidenden Maß irrational getroffen. Egal was hochnäsige Politiker undJournalisten vor und nach der Wahl zum Zustandekommen dazu meinen.

„Ehemalige“ Wähler linker Parteien, die die AfD wählen, können selbst keine linke Überzeugung haben. Nein, ich halte die AfD nicht für rechtsextremistisch, eigentlich noch nicht einmal für sonderlich rechts. Es ist ein elitärer Haufen, die viele eben nicht blöde Leute in den Reihen haben, die sehr viel davon verstehen, wie Menschen ticken. Sie nehmen sich gern aller „heißen“ Themen an, die zu einer hohen Wählergunst taugen, bei denen die Altparteien kein offenes Ohr mehr für die Menschen aufzubringen bereit sind.

Die Eliten, die jetzt die Altparteien fest im Griff haben, würden auch kein Problem mit der AfD haben, wenn diese durch Wählergunst im Mainstream angekommen ist.

Das ganze derzeitige politische System des sogenannten Werteweatens ist aus Wählersicht eine verdammte Zwickmühle, die nur dazu dient, den Menschen zu suggerieren, sie hätten wirklich eine Wahl.

So wenig, wie die einst hoffungverheißenden Grünen, einmal an der Macht etabliert, das was sich die Menschen einst von ihnen versprachen gehalten haben – sie haben sich noch nicht einmal sonderlich bemüht -, wird das irgendeine x-beliebige andere Partei einlösen. Auch die AfD nicht.

Da bleibe ich ganz Linker: „Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“

Damit „man“ möglichst viel Ruhe vor der Politiker-Mischpoke hat, mag die italienische Variante – am Besten alle halbe Jahre eine neue Regierung, damit die so mit sich und ihrem Chaos beschäftigt sind, dass ihnen maximal viel Zeit fehlt, um Bürger zu drangsalieren – das maximal Machbare sein?

Mutant77
Mutant77
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Mag alles gefühlt richtig sein, hilft aber wenig.
Mir geht es auch mehr um die Ideologie, die ich zumindest von Parteien und Politikern erwarten würde. Die ist mittlerweile völlig den Bach runter gegangen, was ich für das größte Problem in einer Demokratie erachte.

Linke Ideologie ist für mich vor allem eine, die versucht die Arbeit der Menschen zu würdigen und dabei die „Verwerfungen des Lebens“ im Auge behält. Also alles was sich um Lohn, Arbeitsverhältnis, Ausbildung und Familie dreht sind Dinge, die für die meisten Menschen wichtig sind und wo sie eine Stimme brauchen gegen Reiche, die keine Probleme damit haben.
Daher ist jede Politik die sich auf diese Dinge fokusiert eine linke Poltik und natürlich im eigenen Interesse, was ist daran verkehrt?
Eine Politik die nicht im Interesse der Wähler ist, erleben wir ja gerade, ich verstehe aber auch nicht, warum Politik nicht traut zu sagen sie handelt im Interesse der Menschen die sie wählen. Das ist Demokratie.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Mutant77
1 Jahr zuvor

„30% der Menschen wählen nicht mehr“

Inzwischen bewegen wir uns eher in Bereichen von 40-50% Nichtwählern.

Dabei ist auch interessant, wie sich das verteilt:
Während in den teuren Wohngegenden Wahlbeteiligungen von deutlich über 80% die Regel sind, bleibt die Wahlbeteiligung in sogenannten „sozialen Brennpunken“, z.B. die am Rande der Grossstädte gelegenen Hochhaussiedlungen, ebenso deutlich regelmässig unter 20%.

Christa Meist
Christa Meist
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Danke, dass du das nachgeschoben hast. Es ist wichtig im Auge zu behalten, dass Politik sich entlang von Zeit entfaltet und nicht durch ideologische Positionen entwickelt wird, sondern durch die Praxis. Wer – wie inzwischen die meisten linken Parteien – Leute für den Haustürwahlkampf ausbilden muss, hat keinen Kontakt mehr zu den Menschen. Eine Entschließung zur Vergabe einer soziologischen Untersuchung der Lebenssituation von Obdach- und Wohnungslosen wird für „politisch“ wichtiger gehalten als die Suppenküche selbst.

Rotewelt
Rotewelt
1 Jahr zuvor

Tatsächlich ist es doch so, dass die, die heute als links gelten oder sich dies selbst auf die Fahne schreiben, es längst nicht mehr sind. In Wahrheit haben sie das Linkssein verraten. Ich verstehe mich heute noch als links im eigentlichen Sinne und grenze mich deshalb von den antisozialen Scheinlinken deutlich ab, mit den intoleranten verbohrten Woken habe ich nichts im Sinn, im Gegenteil.

Last edited 1 Jahr zuvor by Rotewelt
Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

„Laut Wikipedia ist der Blog-Betreiber AfD-Mitglied.“

Wer einen Vortrag, eine Antwort oder einen Artikel mit den Worten „Laut Wikipedia…“ beginnt, disqualifiziert sich sofort selber.

Wenn ich das von meinem gegenüber höre, schalte ich an oder verlasse den Saal.

Mutant77
Mutant77
1 Jahr zuvor

Vielleicht hilft’s ja zu wissen, dass auch andere diese Probleme haben 😉
https://www.spiked-online.com/2022/06/08/why-i-left-the-left/

Schwitzig
Schwitzig
1 Jahr zuvor

Auch immer wieder witzig ist eine beliebte Parole der „Linken“: „Nazis raus!“

Der Witz dabei: Sie erkennen die Ironie nicht :-).

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Schwitzig
1 Jahr zuvor

@Schwitzig

….und Spiegel sind sowas von Vorgestern. 😉

Schwitzig
Schwitzig
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Ich habe den Eindruck – egal bei welcher politischen Orientierung – immer mehr Leute einfach nur noch Parolen repetieren und das, ohne überhaupt nur die Bedeutung der Parolen zu begreifen.
Das führt zu immer destruktiveren Polarisierungen.

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Schwitzig
1 Jahr zuvor

Das Tolle an Parolen ist, daß sie durchaus allein stehen können. Daher sind sie besonders Orientierungslosen so hilfreich.
Mit den Fahnen ist das nicht anders. Die sind vornehmlich dazu da, daß ihnen hinterhergerannt werden kann.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

@Horst Kevin

Das Tolle an Parolen ist, daß sie durchaus allein stehen können. Daher sind sie besonders Orientierungslosen so hilfreich.

So ein „Parollator“ ist eine prima Stütze, wenn die innere Haltung fehlt, aber zum Glück noch keine Kassenleistung. 😉

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Geschäftsidee, Geschäftsidee!!!

Ich verkaufe künftig Orientierungslose. Mit etwas Glück können sie dann Orientierung gewinnen. 😉

spartacus
spartacus
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Biete zwei Kamele pro Orientierungslosen. 😉

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

@Horst Kevin

Pack nicht zu viele Nieten in die Lostrommel.
Die finden sich erschreckend oft. 🙂

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Schwitzig
1 Jahr zuvor

@Schwitzig

Ich habe den Eindruck – egal bei welcher politischen Orientierung – immer mehr Leute einfach nur noch Parolen repetieren und das, ohne überhaupt nur die Bedeutung der Parolen zu begreifen.

Den Eindruck teile ich.
Über die Sinnhaftigkeit dieser Parolen scheinen sich immer weniger Menschen Gedanken zu machen.
Die Nutzung des eigenen Verstandes ist nicht mehr zeitgemäß, weil zu anstrengend und die Aufklärung dem Scholz’schen Vergesslichkeitssyndrom zum Opfer gefallen. 😉

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Scholz, wer war das doch gleich?

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Der mit dem WUMMS… als Richtlinie der Politik.

Mensch
Mensch
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Hm, war das nicht der ohne Linien? Zumindest ohne rote Linien?

Ich weiß jetzt nur nicht, ob man angesichts seiner Performance schwarz oder rot sehen soll?

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

@Mensch

Schwarz natürlich, schließlich ist er der Sensenmann der Republik.

Mensch
Mensch
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

…wobei dann rot das Letzte ist, was „man“ sieht, wenn er die Sense walten lässt😬😉

Okay, hast Recht, dann wird’s mächtig dunkel. „Man“ könnte auch schwarz sagen🤪

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Ja, rot kennt der Scholz wie die meissten in der SPD gar nicht mehr… dabei waren die früher alle zumindest mehr oder weniger rot dort. Ist aber lange her… damals hatte der Scholz noch Haare, und zwar sogar recht lange:
https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/juso-vize-olaf-scholz-bei-der-manifestation-der-jugend-in-der-ddr-100.html
q.e.d.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

@Draussen vor der Tür

Doppel-WUMMS, bitte, so wie gebrauchtes, zweilagiges Toilettenpapier.
Aussen nur dünne Pappe, drin nur Sch…e.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

@Horst Kevin

Ich glaube, dass war der, welcher bei der Störtebeker-Gedächtnisspielen die Hauptrolle spielen will.
Ob der wohl wenigstens am schmalen Lauterbach vorbeikommt? 😉

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Von Ralswiek bis Lauterbach sinds nur ein paar Kilometer über die Insel. 🙂

Last edited 1 Jahr zuvor by Horst Kevin
Bionado
Bionado
1 Jahr zuvor

In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde der rechte Arm über alle Maßen bemüht. Dieser schon längst verrenkt und erlahmt. Unterdessen der linke Arm wohl zu lange geschont. Es wurde nie von ihm verlangt.
Und jetzt soll sich ausgerechnet der linke Arm zum Zenit heben? Das ist doch Blasphemie! In Wirklichkeit wollen wir unsere Augen nur vor der Sonne schützen. Man benutzt ihn allmählich und zaghaft, aber es schmerzt noch.

Wer hätte dies also für möglich gehalten? Wohl nur jemand, der ebenso an eine gerechte und erfolgreiche Entnazifizierung glaubte.

Die Deutungshoheit über „die Linken“? Wer hat sie?

Mein bester Spitzel (momentan) namens Misstrauen beobachtet: Auch die Linken mit ihrem Kommunismus als „Antwort“ auf den Kapitalismus dienen dem gleichen Herrn.
Als bloße „Antwort“, sei sie noch so geschlossen, versiegelt und vor jedem freien Gedanken hermetisch abgeriegelt, braucht es nur den gesunden Menschenverstand, um verstehen zu können, wie auch die politischen Ideologien des linken Spektrums nie auch nur einen Hauch von Bestimmung erlangen können..
Meine Befund für den Kommunismus: Er wird sich als Kaugummi unter dem polierten Schuh des Großkapitals wohl nie emanzipieren können. Und sollte das rotzfreche Kind mal davon laufen und „Erwachsen tun“, wird es wieder von seinen Eltern zurück geholt oder es hängt sich gleich wieder freiwillig an den Rockzipfel.

Den linken Arm heben?

Linke können ja keine böse Menschen sein und schon gar nicht faschistisch. Wirklich?

Der Kapitalismus hat doch auch seit jeher beide Beine benutzt, um laufen zu können. Und wie bei allem, was dem Ende entgegen sieht, bäumt man sich kurz vorher noch ein letztes mal auf. Oder etwas euphemistischer (Public Relation): Der große Sprint vor der Ziellinie. The Grrreat Sprint.

Und nun beide Arme! Vor dem Teleschirm des großen Bruders. Der größte Witz daran ist wohl, wie der große Bruder nicht einmal einem klassischen Stalinisten gleicht. Wer sich seine Avatare anschaut, weiß, was ich meine.

Weiter geht es: Laufen!
Links, rechts, links, rechts… Und springen!

Horst Zilian
Horst Zilian
1 Jahr zuvor

Links ist Emanzipatorisch, Rechts Autoritär. Alles andere ist Neusprech.

Pascal
Pascal
1 Jahr zuvor

Ich verstehe die Argumente des Autors nur zu gut.
Aber ich denke, wir dürfen uns das Links-Sein nicht von dieser Bande woker selbstgerechter Latte-Machiato-‚Linken‘ streitig machen lassen.
Diese waren in der Tat enorm erfolgreich mit ihrer Diskursverlagerung weg von der sozialen Frage hin zu dieser hirnlähmenden Identitätsdebatte; aber wir dürf(t)en nicht einfach aufgeben, auch wenn ich selbst längst nicht mehr weiss, was noch zu tun ist, um diese fatale Entwicklung aufzuhalten.

ich verstehe die Ernüchterung, und ich kämpfe Tag für Tag damit, nicht völlig an diesen wohlstandsverwahrlosten Wohlfühl-Linken zu verzweifeln.

Churchill wird das Zitat zugeschrieben, dass, wer mit 20 kein Sozialist sei, kein Herz habe; wer aber mit 40 immer noch Sozialist sei, kein Verstand habe.
Und in der Tat wird es immer schwieriger, nicht den Verstand zu verlieren, aber noch haben mich diese Maulwürfe, welche die links-soziale Idee immer weiter aushöhlen, nicht kleingekriegt

Mensch
Mensch
Reply to  Pascal
1 Jahr zuvor

„Diese waren in der Tat enorm erfolgreich mit ihrer Diskursverlagerung weg von der sozialen Frage […]“

Waren sie das wirklich?

Die Partei, „Die Linke“, war es jedenfalls nicht. Die hat sich mit dem Diskurswechsel (Verlagerung klingt mir zu abgeschwächt) keinen Gefallen getan, denn zu mehr als den knapp rettenden Fünf-Prozent-Strohhalm reicht es bei denen kaum noch.

SPD und Grüne als „Linke“ zu bezeichnen, verbietet sich schon lange selbstredend, meine zumindest ich.

Uwe Borchert
Uwe Borchert
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Nach dem die Piraten platt gemacht wurden, sind die Täter mit dem Bapperl Anti-D weiter gezogen zur Partei Die Linke und haben dort ihr Zerstörungswerk weiter gemacht. Da diese Anti-D aber langsam als lächerlich erkannt wurden, ließ deren Effektivität aber nach. Da musste also ein neues Werkzeug her. Und da haben sich die Transgendergagas angeboten und aufgedrängt. Und die Klimawandelisten wurden auch wieder aktiviert. Damit wurde Die Linke von Innen zersetzt und zerstört. Die echten™ Linken wurden in den letzten Jahren aus Parteien und linken Organisationen schon gesäubert. Was jetzt noch übrig ist, das hat sich nur ein fadenscheiniges Mäntelchen aus rot-grün-versiffter Gut- und Bessermenschenhaut übergeworfen. Trotzdem fallen sehr viele Menschen, quer durch das politische Spektrum, darauf rein. Da muss noch sehr viel Aufklärung geleistet werden, damit die breite Masse das miese Spiel erkennt.

Suzie Q
Suzie Q
Reply to  Uwe Borchert
1 Jahr zuvor

Es ist immer wieder amüsant, wenn von der Fraktion der reaktionären Rechten eine „Diagnose“ linker Bewegungen in die einschlägigigen Blogs kommentiert wird. Man denkt dann immer, haben die keine Phantasie mehr, dass sie immer noch von „rot-grün-versifften Gut- und Bessermenschen“ salbadern müssen? Und ausgerechnet die glauben, irgendwas über „echte Linke“ zu wissen!

Stammtischgezülze, das seit der schmachvollen Kapitulation vor dem Feind keinerlei Entwicklung mehr erfahren hat, nur alle zehn, zwanzig Jahre ein paar wenige neue Wörter. Na ja, man lernt eben nicht so schnell.

Last edited 1 Jahr zuvor by Suzie Q
Uwe Borchert
Uwe Borchert
Reply to  Suzie Q
1 Jahr zuvor

Inhaltliches Verstehen von Gelesenem und korrektes Zitieren gehören definitiv nicht zu Deinen Kernkompetenzen. Du musst Apologet von Kriegsbündnis 99/Die Olivgrün*innen sein?

Suzie Q
Suzie Q
Reply to  Uwe Borchert
1 Jahr zuvor

Ich schrieb es ja: Stammtischgesülze! Ich war noch nie ein Apologet von Kriegsbündnissen, gleich welcher Art. Und du wirst auch nirgendwo einen Satz oder nur Teil eines Satzes finden, den ich geschrieben habe und der auch nur die geringste Interpretation in dieser Richtung zuließe!

Du bist einfach nur ein rechter Hetzer, der erkennbar mit einer Art Auftrag zugange ist, die ich zumindest bei den Identitären verorte.

Last edited 1 Jahr zuvor by Suzie Q
Mensch
Mensch
Reply to  Uwe Borchert
1 Jahr zuvor

Das Problem ist meiner unmaßgeblichen Meinung nach, dass sich die breite Masse nicht wirklich für Politik interessiert. Hat sie auch noch nie und wird sie wohl auch nie.

Je mehr Menschen es zumindest materiell besser geht, desto weniger sind „linke“ Themen für die breite Masse von Interesse.

Es mag zynisch klingen, aber wer als Politiker erfolgreich sein will, wird mit der Zeit gehen müssen. Genau davon sind wir meiner unmaßgeblichen Meinung nach gerade Zeitzeugen. Wer als Politiker kein Opportunist ist, der hat nur mäßigen Erfolg und eine eher geringe Halbwertzeit. Das gilt unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Dessen sollte man sich immer bewusst sein und deshalb ist Misstrauen immer dringend geboten.

Es mag noch zynischer klingen, aber aus meiner unmaßgeblichen Sicht wird linke Politik erst wieder gefragt sein, wenn es für die breite Masse bis tief in den sogenannten Mittelstand hinein ans Eingemachte geht. Da ist dann die breite Masse ebenfalls nicht minder opportun. Wenn sie dann wieder aus dem Tal heraus sind, wird wieder angepasst gewählt.

Es geht aber noch zynischer. Die Zeichen stehen in Deutschland gerade verdammt gut für linke Politik! Sobald Frau Wagenknecht Kanzlerin ist, wird sich ein jeder sicher sein können, dass sich Deutschland im freien Fall befindet. Nur wird die ehrenwerte und streitbare Dame nicht zaubern können, sodass sie über kurz oder etwas länger wieder vom Hof gejagt wird.

Das was mit Beginn der ausgerufenen Pandemie und den beschlossenen Maßnahmen losgetreten, mit den Sanktionen gegen Russland verstärkt wurde und nun mit einem sich anbahnenden Wirtschaftskrieg mit China weiter befeuert wird, ist aus meiner unmaßgeblichen Sicht nicht mehr aufzuhalten. Der sogenannte Wertewesten dürfte selbst wenn sie die weißen Fahnen schwenken, in der Restwelt das Vertrauen nachhaltig verspielt haben. Die Restwelt hätte gar kein Interesse mehr daran, dass „wir“ wieder zu einstiger Stärke zurückfinden. Das hat der Wertewesten tatsächlich nachhaltig hingekriegt.

Suzie Q
Suzie Q
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

…aus meiner unmaßgeblichen Sicht wird linke Politik erst wieder gefragt sein, wenn…

Und das erzählst du jetzt jemandem, der unablässig seit Jahr und Tag gegen alles Linke hetzt, mit dem Vokabular und der Attitüde eines Franz Josef Wagner.

Und was kriegst du sonst noch so mit?

Last edited 1 Jahr zuvor by Suzie Q
Mensch
Mensch
Reply to  Suzie Q
1 Jahr zuvor

„Und was kriegst du sonst noch so mit?“

Dass es Dir ein Bedürfnis war, mir Deine Meinung zu Uwe Borchert mitzuteilen.

Dass es Dir ebenso ein Bedürfnis war, mich hier als Idioten hinzustellen.

Dass beides zu dem was ich Uwe Borchert antwortete, ganz unabhängig davon was Du von ihm hältst, keinen Bezug hat und deshalb völlig unrelevant ist.

Ist hier die Blogwärtin zu geben befriedigend?

Was reizt Dich daran hier die Schlaupuperin zu mimen und Dich mit den Leuten hier, die Du eh alle für mehr oder weniger beschränkt hältst immer wieder aufs Neue auseinanderzusetzen?

Suzie Q
Suzie Q
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Wieso Blogwärtin? Außerdem halte ich hier nicht alle für mehr oder weniger beschränkt, bin nur hin und wieder erschüttert über das Eine oder Andere, was ich hier lese. Allerdings gibt es auch Leute die ich für beschränkt halte. Borchert gehört nicht zu denen. Der gehört zu einer anderen Fraktion.

F.Böhne
F.Böhne
1 Jahr zuvor

Interessant in diesem Zusammenhang ist das Buch von Fritz Erik Hoevels:
https://www.ahriman.com/de/produkt/politik-and-zeitgeschichte/die-rechtslinks-verwirrung/51

Kann ich empfehlen!

Mensch
Mensch
Reply to  F.Böhne
1 Jahr zuvor

Den Zusammenhang kann ich nicht erkennen.

Eine scheinbar einleuchtende Empfehlung hätte aber auch ich in dem Zusammenhang:

„Fresst Scheiße! Milliarden von Fliegen können sich nicht irren 🙂

Peter M3
Peter M3
1 Jahr zuvor

Mit dem Titel „Warum ich kein Linker mehr bin“gibt es auch ein Büchlein von Manfred Kleine-
Hartlage (Kaplaken-Reihe, Antaios Verlag).

Das ist natürlich etwas ausführlicher als der Artikel
hier, allerdings auch angenehmer zu lesen, was
ich noch in Erinnerung habe (nicht so „eckig“ ge-
schrieben).

Und, es trifft auch auf mich zu. In Sachen Sozial-
Staatsausgestaltung bin ich nach wie vor „links“
ebenso in der Ablehnung der Kernenergie (Der
Dual-Fluid-Reaktor muss mich erst noch über-
zeugen). Des Weiteren oute ich mich als „Putin-
Versteher“, was man ebenfalls als „links“ be-
zeichnen könnte.

Dann gibt es aber auch Kultur- und Bildungs-
politik. Nachdem ich mich etwas für Geschichte
interessiere und auch etwas über Preußen und
die Kriege gelesen habe, sehe ich einiges etwas
anders als früher.

Daher empfinde ich Soros´ mediale Schläger-
trupps von „Wokoharam“ als Angriff auf unsere
Gesellschaft:

Dass es beim ÖRR keinen Zwang zum „Gender-
Gaga“ geben soll, ist wenig glaubhaft. Erst jüngst
soll das „Magazin“ Kontraste massiv gegen
„Wokoharam“-Kritiker aufgetreten sein. Einen
Artikel dazu gab es u.a. in der „Berliner Zeitung“.
„Wer gegen uns ist, ist Rechts“ lautet das Mantra.

Konzerne und Verwaltungen nutzen diese Welle
zur kostenlosen Image-Politur. So funktioniert
Ausbeutung „moralisch einwandfrei“ Die billigste
Münze ist das große Wort, heißt es. Die Vernunft
und Aufklärung hat diese Gesellschaft längst
hinter sich gelassen, sie ergeht sich in „Hyper-
moral“ (Titel eines Büchlein von Alexander Grau).

Und so steht man im Nirgendwo, auf der einen
Seite die „Moralinsauren“ und auf der andern
Seite die Blase der Hayek-Jünger (TE, Achgut,
JF, usw.): Sie alle sind Atom-Betonköpfe, über-
zeugte Transatlantiker, Philosemiten und ver-
achten Sozialleistungen, während die Erbschafts-
steuer des Teufels ist. „Wenn jeder an sich denkt,
ist an alle gedacht.“ Ein alter FDP-Spruch, glaube
ich.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Peter M3
1 Jahr zuvor

Es gibt auch ein – leider bezüglich der darin genannten Protagonisten schon lange nicht mehr aktuelles – Büchlein (im wahrsten Sinne – es ist nicht viel grösser und kaum dicker als ein Streichholzbriefchen) von Joseph von Westphalen mit dem Titel „Warum ich Terrorist geworden bin“.

Vielleicht ja eine Art Fortsetzung… 😉

epikur
epikur
1 Jahr zuvor

Volle Zustimmung!

„Links sein“ heißt ja heute auch Diskriminierung gut zu finden. Also gegen bestimmte Gruppen natürlich. Gegen Ungeimpfte. Alte, weiße, heterosexuelle Männer. Oder gegen „Querdenker“. Das ist und bleibt auch gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Nichts anderes machen Rechte. Da sind es eben nur andere Gruppen.

Der große Sündenfall waren die letzten drei Jahre. Wenn „links sein“ bedeuten soll, dass ich autoritäre und totalitäre „Maßnahmen“ befürworten muss, weil „Solidarität“ und „Gesundheit“ – dann bin ich auch nicht mehr „links“.

Wer heute „links“ im Sinne von Sozialer Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit sowie für die Abschaffung von Armut und für eine gerechtere Vermögensverteilung ist – der ist nicht woke genug und gehört notfalls ausgegrenzt (Sahra Wagenknecht).

Uwe
Uwe
1 Jahr zuvor

Die, die sich da „Linke“ nennen sind keine Linken im Sinne sozialer Gerechtigkeit und Frieden. Die meisten (es ist die gewählte Führung der Partei der Linken)stützen und helfe dem System. Sie haben nicht die Absicht soziale oder andere gesellschaftliche Verbesserungen herbei zu führen. Der eine möchte Kariere machen, der nächste möchte ein Schulterklopfen von den Medien und der nächste möchte einen grünen Diskutierklub über abgehobene Themen.
Heute wird alles als „links“ oder „rechts“ diffamiert was nicht konform ist. Die Partei der Linken ist bestimmt keine linke Partei mehr. Das „linke“ in der Partei wird oder wurde verdrängt-vereinnahmt.
Es gibt in Deutschland und auch in Europa keine vereinigte demokratische „Linke“.