Der pandemische Sinnstifter

Was wir erleben, ist eine Unterwerfung, die fatal an jene erinnert, die Michel Houellebecq in seinem gleichnamigen Buch vor sechs Jahren skizzierte.

Vor sechs Jahren führten wir einen sonderbaren Diskurs. Ein berühmter Autor hatte einen kontrafaktischen Roman geschrieben – und wurde dafür an den Pranger gestellt. Dass ein Satire-Magazin ausgerechnet an jenem Tag, da seine Redaktion von Terroristen überfallen und Mitarbeiter getötet wurden, eine Karikatur auf der Titelseite hatte, die den kontrafaktischen Inhalt des Buches wiedergab, trug letztlich nicht gerade dazu bei, dass man den Autor weniger kritisch sah.

Natürlich ist klar, von wem hier die Rede sein soll: vom französischen Schriftsteller Michel Houellebecq. Mit »Unterwerfung«, einem Roman, in dem sich das Frankreich einer nahen Zukunft freiwillig in die Hände von Muslimbrüdern wählt, um so einem Zugriff der Nationalisten um Marine Le Pen zu entgehen, hat Houellebecq polarisiert. Er habe sich die Islamophobie zunutze gemacht, unterstellte man ihm. Er würde spalten. Wohin das führe, dafür gäbe es nur zwei Worte: Charlie Hebdo. Über künstlerische Freiheit sprach man in jenen Tagen wenig. Und auch nicht darüber, was das eigentliche Thema seines Buches war und ist.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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ShodanW
ShodanW
2 Jahre zuvor

Interessanter Ansatz und gute Überleitung vom Autor zur heutigen Politikentwicklung. Worüber ich staune: man hat sich in der jüngeren Vergangenheit so viel Mühe gegeben, den alten Herdentrieb mit Gruppen und Institutionen zu demontieren und man dachte, alles würde auf den ultimativen Individualismus als Endziel herauslaufen.

Corona hat das aber Lügen gestraft. Man wollte wohl in dieser Phase der Desillusionierung wieder nach Werten und Sinnstiftung leben, weil der Individualismus immer mehr zum gesellschaftlichen Ärgernis verkam. Vielleicht ist dieser neue Schrei nach Zusammenhalt auch deshalb so radikal und moralisch aufgeladen.

Gerade in letzter Zeit fällt mir wieder auf, dass wir verstärkt mit Werbekampagnen geflutet werden, die an Gruppenzugehörigkeit appellieren. Natürlich immer einem Zweck, dem Produkt, untergeordnet. Wer weiß, wo das hinführt…

Ich habe übrigens auch noch einen Text in der Mache mit dem Titel „Hilfe, ich werde liberal.“. Es ist quasi der gefühlte Gegenentwurf.

Mensch
Mensch
2 Jahre zuvor

Wobei es durchaus auch gute Auseinandersetzungen mit Houellebecqs „Unterwerfung“ gab und gibt!

Edgar Selge machte das auf der Bühne und der Verfilmung gar sensationell gut.

Heldentasse
2 Jahre zuvor

Das liberale Gesellschaftsmodell hat abgestumpft, man ist seiner überdrüssig, da nimmt man alles an, was irgendwie so aussieht wie eine neue Moral, wie ein System, in dem es irgendwie einen neuen Lebenssinn zu geben scheint.

Ich denke , dass das ganz und gar nicht der Weg sein kann. Man taumelt nämlich dann von einem Kult in den anderen, und beleibt so ohnmächtig und besinnungslos.

Die Lösung läge (man achte auf den verdammten Konjunktiv) darin, dass ein Mehrheit ein neues Bewusstsein entwickelt, und daraus wiederum eine neue humane Kultur (kein Kult!!!) erwächst.

Aber wir sind mehrheitlich so kaputt, indoktriniert und vor allem leider nicht in der Lage das zu erkennen, geschweige denn zu ändern. Also machen wir es am besten so, wie die D.A.F. es so schon vor langer Zeit besungen haben, wobei „Jesus Christus“ durch eine beliebige religiöse Ikone, wie z.B. das fliegende Spagetti-Monster oder die heilige Corona, ausgetauscht werden kann. Ist eh allles Wumpe, m.E.

Ergo: Macht euch einen schönen Tag und genießt den Sommer!

Last edited 2 Jahre zuvor by Heldentasse
Mensch
Mensch
Reply to  Heldentasse
2 Jahre zuvor

Ergo: Macht euch einen schönen Tag und genießt den Sommer!

Hier schüttet es gerade wie aus Kübeln und außerdem trifft man dieser Tage quasi an jeder Ecke wo sich die lieben Mitmenschen tummeln, auf Aufforderungen sich zu unterwerfen bzw Gehorsam zu sein😓

Ergo: Das Wetter und die lieben Mitmenschen machen es einem nicht gerade leicht einen schönen Tag zu haben und den Sommer zu genießen 😬😉

Brian
Brian
Reply to  Mensch
2 Jahre zuvor

Ergo : Dann mach dir einen schönen Drink…😉
Kein Alkohol ist auch keine Lösung…

Heldentasse
Reply to  Mensch
2 Jahre zuvor

Dann trinke doch einfach ein Warm oder Kaltgetränk Deiner Wahl, nehme etwas Abstand von der eigenen (sehr kleinen) Realität, und lache über die ganzen großen und kleinen Kasper. Wenn man sehr gut drauf ist, kann man sogar über sich selber lachen, das befreit total!

Wertvoll in diesem Kontext, zur werten Beachtung.

Cetzer
Cetzer
2 Jahre zuvor

Unterwerfung und Gehorsam stecken den Menschen im Blut, vielleicht auch in den Genen. Zur krassen Verdeutlichung ein fiktiver Dialog zweier SS-Männer in einem KZ:

„Mensch, Schulze! Warum haben Sie denn den Häftling 1174 tot geschlagen? Der konnte doch noch ordentlich arbeiten!“

„Das Schwein hat mich frech angeglotzt!“

„Frech angeglotzt!? Na ja, dann musste es natürlich sein.“

Auch in den alten Fabriken mit ihren häufigen Arbeitsunfällen konnte von der Entscheidung des Vorarbeiters Leben und Tod abhängen (Personalabbau durch Transmissionsriemen). Siehe auch Bauernlegen (nicht die weichgespülte Wikipedia-Version).

Last edited 2 Jahre zuvor by Cetzer
Mensch
Mensch
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

Unterwerfung und Gehorsam stecken den Menschen im Blut, vielleicht auch in den Genen.

Dann bin ich entweder kein Mensch, oder wenn doch stimmt was mit meinem Blut nicht, oder es liegt gar ein Gendefekt vor🤔😉

Cetzer
Cetzer
Reply to  Mensch
2 Jahre zuvor

Korrektur: den meisten
Es gibt wohl auch bei vielen Gegenspieler wie Freiheitsdrang oder Individualität

Heldentasse
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

Unterwerfung und Gehorsam stecken den Menschen im Blut, vielleicht auch in den Genen.

Das ist aber sehr praktisch, denn wenn es angeboren sein sollte, wäre es auch natürlich und eine zünftige Diktatur auch artgerecht?!

In meiner Welt ist das aber nicht so, da wird der Mensch ganz überwiegend geprägt von der Gesellschaft. Auch ist es m.E. so, dass diese Prägung umso schwerer ist, je mehr es in Richtung Diktatur/ Faschismus geht. Nicht umsonst wollten die Nazis gerade die Kinder in ihre Ideologie pressen.

Auch Herr Mausfeld, ohne jetzt die Quelle bereit zu haben, hat sich dahingehend geäußert, dass die paar angeborenen Verhaltensmuster die Menschen haben, den Machteliten eigentlich ein Dorn im Auge sind. Ein Schelm wer pöses dabei denkt, dass es auch deshalb im besten Teutschland was es je gab eine Schulpflicht gibt.

Im Kontext: Schon Dreijährige setzen sich für andere einSinn für Gerechtigkeit und Solidarität mit Opfern ist schon bei Kleinkindern ausgeprägt

Cetzer
Cetzer
Reply to  Heldentasse
2 Jahre zuvor

„praktisch“

Die Wahrheit kümmert sich nicht um Konsequenzen. Historisch (weltweit!) ist Diktatur(Monarchie…) der Normalfall; es gibt gerade genug Besseres, dass das Licht der Hoffnung weiterflackert.

„überwiegend geprägt von der Gesellschaft“

Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass die brutale Pressung in die Hierarchie schon seit so vielen Generationen betrieben wird, dass die Unterwürfigkeit sich in die Menschen eingefräst (~Epigenetik) hat. 1968 war auch ein Aufbegehren dagegen; Es ist, glaube ich, kein Zufall, dass viele Corona-Maßnahmen-Gegner aus dieser Generation stammen oder, so wie ich, von ihr(APO Lehrer/Eltern) erzogen wurden. Corona hat gezeigt, wie oberflächlich Fortschritte waren und wie tief verwurzelt Autoritätsgläubigkeit bei vielen ist. Wenn man den Lack der Zivilisation abplatzen sieht, wenn sich die Fassaden-Reden von Demokratie und Grundrechten in Lächerlichkeit auflösen, dann soll wo bitteschön der Optimismus herkommen?

„Prägung umso schwerer ist, je mehr es in Richtung Diktatur/ Faschismus“

Milgram-Experiment, Stanford-Prison ?

„den Machteliten eigentlich ein Dorn im Auge“

Ich glaube, dass die sich in einem ständigen Kampf gegen das Widerspenstige und Kooperative in ihren Untertanen fühlen; Corona war die günstige Gelegenheit, eine gründliche Auffrischung des Grundgehorsams einzuüben und durch verschärfte Vereinzelung gemeinschaftlichen Erhebungen vorzubeugen. [Corona 2020 – Die größte Gehorsamsübung aller Zeiten!]

„Schon Dreijährige“

Als Kind habe ich beim Bolzen sogar mehrere Hunde erlebt, die entschieden dafür sorgten, dass jeder mal den Ball bekam. Wie kann aus einer wilden Kinder-Horde mit Ball und Gebell, ein erbärmlicher Haufen von Gleichschritt-Denkern werden?

Brian
Brian
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

 wie oberflächlich Fortschritte waren und wie tief verwurzelt Autoritätsgläubigkeit bei vielen ist. Wenn man den Lack der Zivilisation abplatzen sieht, wenn sich die Fassaden-Reden von Demokratie und Grundrechten in Lächerlichkeit auflösen, dann soll wo bitteschön der Optimismus herkommen?

Dem stimme ich zu.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen : ich finde, daß H-J Maaz diesbezüglich
eine sehr treffende Analyse in seinem Buch „Das falsche Leben“ geschrieben
hat. Er spricht da u.a. auch von innerer und äußerer Demokratie. Und von der
inneren sind wir Lichtjahre entfernt.

Suzie Q
Suzie Q
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

Wie kann aus einer wilden Kinder-Horde mit Ball und Gebell, ein erbärmlicher Haufen von Gleichschritt-Denkern werden?

Nun, es ist ganz einfach: Das Internet macht’s möglich. Hier lassen die alten übrig Gebliebenen aus den sogenannten wilden Horden (die sich regelmäßig dem lautesten und aggressivsten Babymacker unterordneten) den Dampf ab, von dem sie zeitlebens träumten, ohne jemals irgend etwas zu tun, um diese Welt besser zu machen.

„Ich schau den vorbeitreibenden Leichen nach“ – echt jetzt? Immer vorm Spiegel, bis das Bild zerfließt? Was für ein armes Leben!

Heldentasse
Reply to  Suzie Q
2 Jahre zuvor

„Ich schau den vorbeitreibenden Leichen nach“ – echt jetzt? Immer vorm Spiegel, bis das Bild zerfließt? Was für ein armes Leben!

Kann man so sehen, muss man aber nicht! Am Fluss sitzen und beobachten ist schön, besonders wenn die Sonne scheint. Es macht bescheiden und wirft einen auf das Wesentliche zurück, nämlich einfach nur ein Mensch zu sein.

Alles andere ist erstmal nur eine Fiktion, und man muss egal von welcher Ecke sie einem „Kämpfe doch für ein besseres Leben!“ zurufen, höllisch aufpassen. Meistens sind es nämlich nur Rattenfänger die so etwas vorschlagen.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Suzie Q
2 Jahre zuvor

@Suzie Q

Gib doch mal Butter bei die Fische und erkläre, was du so tust, um die Welt besser zu machen.

ShodanW
ShodanW
Reply to  Robbespiere
2 Jahre zuvor

Da wird keine Antwort zu erwarten sein, bisher ist er/sie/es nur darauf aus gewesen, sich auf unsere Meinungen zu stürzen. Sich selber aber schön im Hintergrund halten

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  ShodanW
2 Jahre zuvor

@ShodanW

Das vermute ich auch, aber damit entblößt es sich ja auch und das hohe Roß versinkt im Treibsand. 😉

Suzie Q
Suzie Q
Reply to  ShodanW
2 Jahre zuvor

Das stimmt zwar nicht ganz, scheint jedoch hilfreich für’s Vorurteil zu sein. Und ganz klar, ich habe nur Cetzer auf ein fragwürdiges Bild von einer romantisierten Horde Rotznasen geantwortet, die (die ehemals Rotznasen)… na ja, lies selber. Ist ja nicht so schwer, oder?

Jedenfalls kann Robbespiere daraus keinen Anspruch ableiten, und mit „sag doch erst mal selber, was du blablubbbläh“ macht er auch nur deutlich, dass ich es getroffen habe, wenigstens bei ihm. Heldentasse steht ja dazu und hat auch sofort kapiert, dass er (teil)gemeint war und auch den richtigen Teil. Ich bin ja schon ein paar Jahre länger dabei und erinnere mich noch an Aussagen von früher, (Robbes „dann bin ich nicht sozialistisch“ oder Tasses „Ja, ich könnte mir was bei der freiwilligen Feuerwehr oder dem THW vorstellen“.) die ja alle im Kontext ein Bild ergeben, das über die Jahre konkreter geworden ist.

Das hohe Ross ist eine Giraffe. Wenn es knapp wird, klettere ich peu à peu den Hals hoch, und wenn das nicht reicht, stelle ich mich auf ihren Kopf um zuschlechterletzt auf den Zehenspitzen auf ihren Hörnern balancierend den Horizont näher kommen zu sehen. Immerhin hübscher als unten zu versinken und rumzuheulen.

Also, Jimdotestblogger, sag nicht Sachen, die du nicht weisst! Du weisst das Falsche nicht!

Last edited 2 Jahre zuvor by Suzie Q
Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Suzie Q
2 Jahre zuvor

@Suzie Q

Du klingst nach einem alten Bekannten, der gerne auf Kleinschreibung wert legte.
Ein neuer Nick ändert aber nichts, wenn man sich erhebt, über Andere urteilen zu dürfen, selbst aber nicht Farbe bekennt, wie man sich aktiv für Veränderungen einsetzt.

Suzie Q
Suzie Q
Reply to  Robbespiere
2 Jahre zuvor

Ja ja… immer an die Geschichte mit der eigenen Nase denken!

Dieses Blog besteht praktisch nur aus Kommentaren, in denen man sich gegenseitig im „über Andere erheben“ übertrumpft. Und du bist ein Haupttreiber in diesem dummen Spiel! Lest Ihr eigentlich nie, was ihr selbst schreibt und wie ihr dabei über andere herfallt?

Du nicht, so nicht!

Last edited 2 Jahre zuvor by Suzie Q
Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Suzie Q
2 Jahre zuvor

@Suzie Q

Ja ja… immer an die Geschichte mit der eigenen Nase denken!

Schön, dass du verstanden hast und jetzt kannst du dich weiter winden, wie ein Wurm.

Brian
Brian
Reply to  Suzie Q
2 Jahre zuvor

„Was hat dich bloß so ruiniert ?
Konntest Du nicht richtig laufen,
oder was ging schief ?
Nun sitzt die Wunde tief.
Wo fing das an, was ist passiert,
was hat dich bloß so ruiniert ?“ 😂

Suzie Q
Suzie Q
Reply to  Brian
2 Jahre zuvor

Ach…

Cetzer
Cetzer
Reply to  Suzie Q
2 Jahre zuvor

„romantisierten Horde Rotznasen“

Ich kann nicht nur Nostalgie und romantisieren; Ich kann sogar Blumen schenken**

„Dieses Blog besteht praktisch nur aus Kommentaren, in denen man sich gegenseitig im „über Andere erheben“ übertrumpft.“ [Weiter unten]

Im Vergleich zu anderen Foren läuft das hier ganz gut; Immer wieder gelungene Diskussionszüge, gewürzt mit eklatanten Missverständnissen und heillosen Sackgassen. Selbst auf der Trollwiese geht es halbwegs gesittet zu. Nur im Forum der AltstadtKonformisten soll es noch besser sein.

**Mein erster Versuch als Jugendlicher war ein Strauß Brennnesseln, aber ich habe dazu gelernt.

Brian
Brian
Reply to  Suzie Q
2 Jahre zuvor

Das war ja inhaltlich wieder mal unglaublich gehaltvoll…
Ich glaube, sowas nennt man auch geistigen Dünnschiss…

Pen
Pen
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

Man kann wohl sagen, daß es vor allem die Deutschen sind, bei denen Gehorsam und Unterwerfung in den Genen fest verankert sind.

Diejenigen, die anders sind, wandern gerade scharenweise aus.

Last edited 2 Jahre zuvor by Pen
Cetzer
Cetzer
Reply to  Pen
2 Jahre zuvor

Nach meinen Informationen sieht es in z.B. Italien fast noch schlimmer aus als hier, jedenfalls soweit es die Gleichschaltung der Medien betrifft. Auch die dort tradierten Formen passiven Widerstands scheinen verkümmert.
I’m looking over the world and nowhere can I be.

Last edited 2 Jahre zuvor by Cetzer
Heldentasse
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass die brutale Pressung in die Hierarchie schon seit so vielen Generationen betrieben wird, dass die Unterwürfigkeit sich in die Menschen eingefräst (~Epigenetik) hat.

Diese Aussage sehe ich sehr kritisch, wir sind nicht nur Opfer sondern auch Täter, was man in der jetzigen großen Krise sehr gut ersehen kann.

Ein Beispiel: Wer quält denn die Kinder? Das sind nicht die Herrschaften sondern die, die an die Herrschaft glauben, die wiederum von Ohnmächtigen dazu gebracht wurden das zu verinnerlichen.

So tut sich eine Kette von Opfer-Täter Beziehungen auf, die man m.E. nur durch ein neues Bewusstsein unterbrechen kann. Alles andere, m.E. im besonderen gewalttätige Lösungsversuch, führen m.E. nur dazu das die Herrschaften ausgetauscht werden, dass schlimme Spiel aber weiter geht.

Von daher sehe ich die Krise auch als (kleine) Chance, wenn die Menschen sehr leiden, könnte das den dringend notwendigen Wandel möglich machen.

Hoffmann von Fallersleben – Deutsche Verzweiflung

Cetzer
Cetzer
Reply to  Heldentasse
2 Jahre zuvor

„auch Täter“

ab wie viel passivem Widerstand ist man kein Täter mehr? Wo beginnt der aktive Widerstand? Ich habe z.B. 10000 (Größenordnung) Mini-Flyer mit wirklich scharfer Anti-Corona-Propaganda unters Volk gebracht. Werde ich für meine Anti-Impf-Propaganda das Bundesverdienstkreuz am Hanfseil bekommen, wenn überall in diesem unserem Lande die mRNA-Friedhöfe wie Pimpfe aus dem Boden schießen? Was ist mit den Mitgliedern der BPD (Basisdemokratische Partei Deutschland), zu denen auch ich bald gehören werde, wenn ich endlich „Partei-Eintritt für Dummies“ durchgelesen habe?

„das die Herrschaften ausgetauscht werden, dass schlimme Spiel aber weiter geht.“

Meet the new boss, same as the old boss, but his whip arm is much stronger.
Ich habe keine Lösungen, ich fürchte es gibt keine.

Heldentasse
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

ab wie viel passivem Widerstand ist man kein Täter mehr?

So wie ich die reine Lehren der bekannten „Frankfurter Schule“ verstanden habe, gibt es kein richtiges Leben im Falschen. Ergo muss man um kein Täter zu sein gegen offensichtliches Unrecht ankämpfen. Da Gewalt m.E. alles nur noch viel schlimmer macht, bietet sich „Ziviler Ungehorsam“ an, um das zu bewerkstelligen. Nach der reinen Lehre.

Nur dann darf man auch nicht mehr am Fluss sitzen, so wie ich alter Sack.

Im erweiterten Kontext: Rüdiger Lenz über Links, Rechts & Demokratie

Brian
Brian
2 Jahre zuvor

Ein – wie ich finde – wieder sehr passender und aktueller Text.
Interessanterweise hatte ich – bevor ich den Artikel gelesen habe – heute eine Begebenheit, infolge der ich ein paar ähnliche Gedanken hatte, wie die im Text bzw. von
Herrn Houellebecq. Stichwort Verbindlichkeit, Werte, Anything goes, Sinnstiftung, etc.
Und das Chaos der modernen, gesichtslosen Gesellschaft beschäftigt mich auch schon
sehr lange – ohne es je so benannt zu haben.
Und was unser aller liebstes Symbol betrifft : Hr. Wahn hat ja schon angekündigt, daß dies auf jeden Fall bis mindestens Ende des Jahres (nee, is klar…) bleiben wird.
Seine Villa muss ja schließlich irgendwie bezahlt werden…

Robbespiere
Robbespiere
2 Jahre zuvor

Ich kann die Nachdenkseiten nicht öffnen.
Geht es euch genauso?

Cetzer
Cetzer
Reply to  Robbespiere
2 Jahre zuvor

Also bei mir gibt es keine Probleme, denn ich habe den Pinguin im Tank und die Himbeere von der Pike auf programmiert.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

Jetzt funktioniert es wider.

Du hast Linux?

Cetzer
Cetzer
Reply to  Robbespiere
2 Jahre zuvor

Ja, schon sehr lange (ca. 1999); Microsoft Schweinkram kommt mir nicht ins Haus. Programmieren tue ich nur noch wenig.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

Ich würde das ja gerne auf einem älteren Laptop mal ausprobieren.
Gibts da was Idiotensicheres für einen DAU?

Cetzer
Cetzer
Reply to  Robbespiere
2 Jahre zuvor

Vielleicht ist für die ersten Anfänge immer noch Knoppix (läuft von DVD oder USB-Stick) das beste. Mit schnellem Stick (USB 3.0) ist es keine so schlimme Geduldsprobe mehr. Knoppix lässt sich ggf. fest auf HardDisk bzw. SSD installieren (früher war das offizielle Skript nicht so gut; Ich habe das mal per Hand gemacht: cp -vir /mount/dvd/* /). Für eine feste Installation würde ich aber auch die richtigen Distributionen Ubuntu oder Manjaro in Betracht ziehen, auf einem älteren Laptop besser in der LXDE**- oder Xfce-Variante (XUbuntu) , die mit weniger Ressourcen (Arbeitspeicher, CPU-Leistung) zurechtkommen. Es gibt zudem Distributionen speziell für museumsreife Geräte (Emmabuntüs?).
Obwohl inzwischen einiges eingedeutscht wurde, ist das L-Englisch wohl immer noch die größte Hürde für Anfänger. L-Englisch enthält viel (historischen) Slang, kryptische Anspielungen, wird oft von Menschen verfasst, die nie in Oxford oder Cambridge waren, und ist in der sogenannten Kommandozeile (Shell) verwurzelt, siehe oben: cp -vir. Manchmal lautet die Antwort auf eine Anfängerfrage schlicht: Rtfm ~ Read the fucking manual; Manchmal gibt es erstaunliche Hilfsbereitschaft.
Mein Rat: Ausprobieren!

** Unterschiedliche Desktop-Systeme, die in erster Linie die Ressourcen-Anforderungen bestimmen. KDE oder GNOME sind verbreiteter, aber auch anspruchsvoller.

Last edited 2 Jahre zuvor by Cetzer
Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Cetzer
2 Jahre zuvor

Danke für den Tip. 🙂

Heldentasse
Reply to  Robbespiere
2 Jahre zuvor

Anfänger nehmen meist ubuntu. Ich fahre damit seit der v14 LTS sehr gut damit. Wenn man ein wenig daran herum bastelt, ist es eh egal, man bekommt fast jeden Pi guin dazu das zu machen, was man will. Viele windoof Programme laufen übrigens auch gut nativ, da gibt es extra eine Ausgürungsschicht für.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Heldentasse
2 Jahre zuvor

Ubuntu scheint also für Anfänger eine recht gute Lösung zu sein, aber das Herumbasteln lasse ich lieber.
Erfahrungsgemäß brauche ich danach einen Fachmann, der die Kiste wieder zum Laufen bringt. 🙂

Heldentasse
Reply to  Robbespiere
2 Jahre zuvor

Moin Rob,

bei den neuen Ubuntu(s) braucht man nicht mehr basteln, bei mir hier und auf der Arbeit (Meinem Arbeitgeber ist es egal was auf den Kisten ist, Hauptsache die Arbeit wird gemacht) findet Ubuntu alle Hardware und Treiber selber, bzw. man kann mit einem Klick das fehlende automatisch einbinden lassen.

Updates/ Upgrades laufen automatisch und sehr viel schneller als unter Windoof. Und man kann es auch gut von einer Live-DVD oder Stick laufen lassen, bzw. als parallel Boot Windows installieren. Die wenigen Schwachpunkte sind m.E.:

Neue Windoof Spiele laufen in der Regel nichtEiniges an produktiver Windoof Software, z.B. das neue MS-Office läuft nicht, aber da gibt es immer eine Alternative, z.B. das in Ubuntu eingebaute Libere-Office, das gut auch mit den MS Formaten zurecht kommtGanz neue Hardware wird nicht so gut unterstützt wie unter Win. Kann z.B. passieren das einige Optionen einer ganz neuen 3D Grafikkarte nicht genutzt werden, und die erst mal etwas langsamer funktioniert als sie könnte. Bei alter Hardware habe ich die Erfahrung gemacht, dass Ubuntu besser als Win ist.
Empfehle immer die aktuelle LTS Desktop Version von Ubuntu, wenn die frisch ist haste als Otto Normal 5 Jahre Updates/ Upgrades. Die aktuelle 20.04 LTS läuft erst im April 2025 ab.

Was Du brauchst ist das Desktop Image:
https://releases.ubuntu.com/20.04/ubuntu-20.04.2.0-desktop-amd64.iso

Die würde ich auf DVD brennen, und dann erstmal eine Stunde mit dem System herum spielen. Es arbeitet genau wie Knopix u.a. auch von DVD. Wenn es gefällt kannst Du es von DVD aus auf die Festplatte installieren.

Mindestvoraussetzung.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Heldentasse
2 Jahre zuvor

Danke für die ausführliche Info.

Cetzer
Cetzer
Reply to  Heldentasse
2 Jahre zuvor

„eine Stunde mit dem System herum spielen“

Oder 2 oder 3…

Mensch
Mensch
Reply to  Robbespiere
2 Jahre zuvor

Bei mir auf Android (11) und mit einem Chromebook (Linux-Wurzeln) geht’s.

JW
JW
2 Jahre zuvor

Der Autor schmachtet einem Republikanismus, einem Gemeinsinn nach, den der Liberalismus gar nicht verwirklichen will.
Diese Passage hat mich richtig be(ge)rührt, denn im Grunde ist das meine Befindlichkeit, als Sandkorn im neoliberalen Getriebe. Durch Corona ist dann alles quasi ex- oder implodiert: weisse Folter, schwarze Pädagogik – so leuchtet dann auch kein Regenbogen. Schwer erträglich, ganz schwer verdaulich. Und doch – vielleicht naht Rettung. Gerade eben gelesen: der Oskar aus dem Saarland hat gesprochen, und wie.
https://de.rt.com/inland/120443-lafontaine-mittlerweile-faellt-wort-covidioten-auf-die-zurueck-die-es-erfunden-haben/

Mensch
Mensch
Reply to  JW
2 Jahre zuvor

Ich hab’s heute Morgen auch mit Wohlwollen vernommen.

Dass sich nun wieder einmal ein Shitstorm zusammenbrauen, der den Oskar arg durchrütteln wird, wird wohl leider unumgänglich sein😓🤔

Mensch
Mensch
Reply to  Roberto J. De Lapuente
2 Jahre zuvor

Uiii, das ging ja schnell😨

….meine Entscheidung, mich von den (a)sozialen Medien fernzuhalten, scheint nicht zu den schlechtesten Entscheidungen in nun schon ca vier Jahrzehnten selbstbestimmten Leben gewesen zu sein🤔

niki
niki
Reply to  Roberto J. De Lapuente
2 Jahre zuvor

Inzwischen ist dass doch schon eine Auszeichnung diese Reaktion von den üblichen Hanseln zu bekommen…
Von daher: Go ahead, Oskar!

Wolfgang Seidel-Guyenot
Wolfgang Seidel-Guyenot
2 Jahre zuvor

Zitate aus Houellebecqs Kolummne „Un peu pire“ (Ein wenig schlimmer)

„Le coronavirus, au contraire, devrait avoir pour principal résultat d’accélérer certai­nes muta­tions en cours. Depuis pas mal d’années, l’ensemble des évolutions technologiques, qu’elles soient mineures (la vidéo à la demande, le paiement sans contact) ou majeures (le télétravail, les achats par Internet, les réseaux sociaux) ont eu pour principale conséquence (pour principal objectif ?) de dimi­nuer les contacts matériels, et surtout humains. L’épidémie de coronavirus offre une magni­fique raison d’être à cette tendance lourde : une certaine obsolescence qui semble frapper les relations humaines.“

„Das Hauptresultat des Coronavirus wird hingegen voraussichtlich bestimmte laufende gesellschaftliche Veränderungen beschleunigen. Seit einigen Jahren sind alle technologischen Entwicklungen, egal ob klein (Video on Demand, kontaktloses Bezahlen) oder groß (Telearbeit, Internet-Shopping, soziale Netzwerke) hauptsächlich Folge (oder Hauptziel?) . Die Coronavirus-Epidemie bietet eine großartige Begründung für diesen starken Trend: eine gewisse Obsoleszenz, die die menschlichen Beziehungen zu treffen scheint.“

„Toutes ces tendances, je l’ai dit, existaient déjà avant le coronavirus ; elles n’ont fait que se manifes­ter avec une évidence nouvelle. Nous ne nous réveillerons pas, après le confinement, dans un nouveau monde ; ce sera le même, en un peu pire.“

„All diese Trends gab es, wie ich sagte, bereits vor dem Coronavirus; sie manifestierten sich nur mit neuerer Klarheit. Wir werden nach der Haft nicht in einer neuen Welt aufwachen; es wird das gleiche sein, aber ein bisschen schlimmer.“

Darum geht es eigentlich. Alles was vorher schon schlimm war soll nur noch schlimmer gemacht werden (für Normalverdiener zumindest). Kluger Mann und leider so oft missverstanden.

Last edited 2 Jahre zuvor by Wolfgang Seidel-Guyenot