Meinungskorridor dichtmachen

Letzten Donnerstagabend ging ein buntes Potpourri an kurzen Videos viral. Schauspielerinnen und Schauspieler kritisierten auf satirische Art unter dem Label #allesdichtmachen die Wegsperrpolitik der Bundesregierung. Das tat für einen Moment richtig gut. Bis der Morgen des Freitag graute.

Die Videos von #allesdichtmachen kamen zum richtigen Zeitpunkt. Jedenfalls für mich. Nachdem am Donnerstag der Bundesrat starke Bedenken zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes äußerte, gar einen »Tiefpunkt förderaler Kultur« erkannte, winkte man das Vorhaben des Bundesregierung dennoch durch. So viel gelebte demokratische Gleichgültigkeit depremierte mich. Das zog mir runter. Als ich dann abends diese Videos entdeckte, erst jenes von Jan Josef Liefers, dann von Ulrich Tukur, Martin Brambach, Ulrike Folkerts oder Heike Makatsch, war ich gerührt.

Ich meine nicht metaphorisch, sondern wirklich: Ich war richtig gerührt. Mit Tränen, die mir in den Augen schossen; ich musste sie mir verstohlen wegwischen. Mir geht die Situation ganz offenbar näher, als ich stärkster aller Männer je zuzugeben bereit wäre. Diese satirische Auseinandersetzung mit einer Politik, die uns Bürger entmündigt, einsperrt und das Leben für eine Gefahr erklärt, tat so richtig gut. Sie fühlten sich an wie eine warme Decke. Die Clips waren ein Ventil für die Eindrücke, die ich sammelte. Jene nämlich, wonach der Geist der Opposition, Regierungskritik oder Humor keine Größen mehr in diesem traurigen Lande sein dürfen. Ich fühlte mich verlassen und verraten. Bis die Schauspielerschaft sich zu mir gesellte und mir zeigte, dass ich nicht alleine bin.

Cancel Culture? Darüber sind wir lange hinweg …

Es fiel mir dann auch schwer am Donnerstag einzuschlafen, mein Herz schlug stark. Auch das meine ich nicht metaphorisch. Ich war aufgebracht, plötzlich putzmunter. Die Videos wühlten mich auf. Dass nun Künstlerinnen und Künstler endlich Widerworte fanden: Endlich geschah was! Und dann noch dazu künstlerisch wertvolle Widerworte. Klar, nicht jedes Video fand ich auf gleiche Weise witzig. Aber für jeden Humor, für jeden Kritikertypen, schien mir etwas dabei zu sein. Am Freitag sprangen dann die ersten ab. Unter anderem Heike Makatsch und Meret Becker. Die Kritik erdrückte sie. Hanns Zischler nahm das in seinem Beitrag vorweg, er distanzierte sich schon prophylaktisch von allem.

Der SPD-Rundfunkbeirat Garrelt Duin forderte gar den Rauswurf und letztlich ein Berufsverbot im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Mehrere Kommentatoren von Zeitungen und Influencer in den Netzwerken sprachen von Verhöhnung und zeigten auf die jetzt angeblich bediente rechte Ecke. Jan Böhmermann zeigte sich betroffen. Vielleicht auch nur deswegen, weil er nicht mitmachen durfte. Überhaupt könne man auf so satirische Weise nicht Kritik üben, nicht jetzt, da auf Intensivstationen Menschen sterben, hieß es von vielen Seiten.

Man spielte den Tod gegen den Humor der Lebenden aus. Gegen die Kunst, die Kreativität und die Unzufriedenheit. Und macht damit genau das, was die Schauspielerinnen und Schauspieler dieser Aktion in mannigfacher Weise thematisierten: Man ordnet Kritik rechts ein und führt synchron dazu einen Krieg gegen das Leben, ja gegen das Lebenswerte.

Während die einen aufgingen im Zurechtweisen von #wirmachendicht, sprachen die anderen von Cancel Culture. Aber trifft das noch zu? Ist dieser Begriff nicht viel zu harmlos mittlerweile? Sind wir nicht längst an einem Punkt, wo es nicht mehr nur um bloßes Wegwischen geht? Hier wird ja nicht einfach nur unliebsames ausgeblendet: Man rüstet regelrecht zum Feldzug auf, nimmt den sozialen Tod der Künstler in Kauf, fordert statt künstlerischer Auseinandersetzung ein wohlwollendes Bekenntnis zum Regierungskurs von ihnen. Das ist, ich will es fast nicht sagen, weil man den Begriff ja auch schon oft inflationär gebraucht hat: Faschistoid. Und das ist noch nett, denn faschistoid bedeutet annähernd faschistisch. Und ich bin mir nicht sicher, ob das mit annähernd noch trefflich umschrieben ist.

Freiheit der Kunst? Oder die Kunst der Freiheit?

Wir reden bei der ganzen Angelegenheit ja über Schauspieler, über Menschen also, deren Lebensuntethalt es ist, Rollen zu spielen. Ob sie jetzt nur einen Auftrag erfüllten oder selbst der Überzeugung sind, ist ja oft der Interpretation der Rezipienten überlassen. Anders gesagt: Künstler machen Kunst auch dann, wenn sie mit dem, was sie darstellen, auch inhaltlich konform gehen. Sie müssen es aber zwangsläufig nicht. #allesdichtmachen ist nicht nur ein Aufruf, es ist auch ein Beitrag zur digitalen Kleinkunst; Ulrich Tukurs Beitrag zum Beispiel ist nachdenklich, stark poetisch gefärbt, man merkt, dass er von der Bühne kommt. Wer das unterbinden will, hat ein Problem mit der Freiheit der Kunst – oder will zumindest, dass Kunstfreiheit staatstragend sein soll.

Natürlich ist das Projekt nicht der große Umbruch, niemand hat erwartet, dass durch die Kampagne plötzlich ein kollektives Umdenken stattfindet. Auch ich, der mit den Tränen rang, glaubte das nicht einen Moment. Aber es war ein Ventil, es gab mir Kraft, die ich an einem sehr schlechten Abend zu verlieren drohte. So ist Kunst zuweilen. Sie gibt den Menschen Mut und Zuversicht. Sie macht sich mit dem Zuschauer gemein.

Und nicht mal das vergönnt man uns Kritikern offenbar. Selbst dieses Ventil ist den Lockdownfetischisten und den Shotdownmasochisten noch zu viel Zugeständnis. Denn so ein Ventil birgt vielleicht Hoffnung: Die soll keinem zugestanden werden. Hoffnung und Kraftmacher: Abgelehnt! Man geht gegen menschliche Ressourcen vor, gegen die Resilienz, gegen heilende oder lindernde Strategien. Alles was geeignet ist, mental besser durch die Krise zu kommen, wird torpediert, wenn es nicht den Regierungsirrsinn lobhundelt. Jeder Zuversichtsfunke wird ausgelöscht im Namen einer Bundesregierung, die jeden Rest an Lebenswertem als Menschheitsverbrechen hochjazzt.

Es ist die Freiheit der Kunst, die man mindestens akzeptieren müsste, um die letzten Reste der Kunst der Freiheit zu reaktivieren. Aber selbst das versagt in diesen Zeiten. Wir sind den Menschenverachtern ausgesetzt, die sich menschlich nennen, den Kommandanten, die aus Gründen des Lebensschutzes jeden Lebenden, der auch nur zögerlich lächelt, vor aller Augen maßregeln und erniedrigen. Wenn wir jetzt nicht die Biege kriegen, rutschen wir in ein diktatorisches System ab. Nicht die Schauspieler bedienen rechtes Gedankengut – ihre Kritiker tun es. Sie machen den Meinungskorridor dicht.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Pen
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Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

Wer sind diese Menschenverachter, denen ganz offenbar an einem diktatorischen System und an einer Teilung gelegen ist?

Guter Artikel, Roberto, mir ging es wie Dir.

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
Madicken Larsen
Madicken Larsen
3 Jahre zuvor

Unter dem Vorwand einer „Pandemie“ werden Betriebe geschlossen, Existenzen und die Zukunft unserer Kinder nachhaltig zerstört. Als Grundlage für die abscheulichen Maßnahmen wird der sogenannte „Inzidenzwert“ angeführt.

Wir haben ein kleines Video (ca. 150 MB) zusammengestellt, das aufzeigt, wie das RKI (Robert Koch-Institut) bei der Berechnung der Inzidenzwerte ABSICHTLICH pfuscht, um die Werte nach Belieben an den Haaren herbeiziehen zu können. 
Weiterhin haben wir ein Informationsblatt erstellt, das auf einer Seite (+Rückseite) hierauf hinweist.
Wir bitten darum, dieses Blatt auszudrucken und an Betroffene zu verteilen. So kann es etwa bei Restaurants eingeworfen oder unter die Türen von Reisebüros geschoben werden.

Die Zeit drängt! Helfen Sie mit, die schlafende Mehrheit aufzuwecken.
Bitte posten Sie in anderen Foren. Machen Sie mehr Menschen hierauf aufmerksam.
Wenn Sie können, laden Sie das Video auf andere Plattformen (Odysee.com wäre bspw. hilfreich). Laden Sie das Informationsblatt bei anderen Betreibern hoch.

Das Informationsblatt (es enthält die anklickbaren Links zum Video) ist hier zu finden:

PDF unter: https://docdro.id/lvLh9Oy
Editierbare Version unter: https://docdro.id/8KYUxvA

Oder:
https://pdfhost.io/v/9bfSuh6Ww_Informationsblattpdf.pdf

PDF rechts:
https://archive.org/details/Informationsblatt

Editierbare Version unter:
https://archive.org/details/informationsblatt_202104

PDF unter: https://mega.nz/file/qsxkQbZK#kVOggIqYZQvj6aMsGsxu3CCNd9POJ9TcG8bqkulc7sQ

Editierbare Version unter:
https://mega.nz/file/T14yUb5Q#25EY0uAYppV3Wb4e0Bzjtq-EQhi-HxpNrLfalPqtDrc

PDF unter:
https://www42.zippyshare.com/v/dC21ilaW/file.html

Editierbare Version unter:
https://www62.zippyshare.com/v/rqsKAobJ/file.html

Danke für jede Hilfe!

Pen
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Reply to  Madicken Larsen
3 Jahre zuvor

Vielen Dank, mögen sich die Vielen alle beteiligen!!! Vielleicht kriegen wir es noch hin!

Heldentasse
Reply to  Madicken Larsen
3 Jahre zuvor

Danke für die Infos. Schaden tut das auf keinen Fall!

Nur hier ist es ganz überwiegend hier wie Eulen nach Athen tragen, und die Zeugen Coronas, die so etwas bräuchten, sind ja hier (zum Glück) eher selten. Aber auch wenn sie vermehrt hier wären, sie wären keinen Zeugen wenn sie nicht gleichzeitig auch beratungsresistent wären.

Brian
Brian
Reply to  Heldentasse
3 Jahre zuvor


Das ist genau der Punkt. Ich denke, es dürften fast alle hier im Blog mehrfach die Erfahrung gemacht haben, daß das Anbringen von durchaus fundierten
Argumenten i.d.R. abgeblockt, nicht akzeptiert oder gar nicht erst angehört wird.
Was jetzt nicht heißen soll, daß man deswegen nichts mehr versucht.

Pen
Pen
3 Jahre zuvor

Hier ist Michael Swinwood, ein kanadischer Rechtsanwalt, der in Canada und den USA die Sammelklagen gegen den Corona Betrug eingereicht hat, auf einer der Sitzungen des Corona Untersuchungsausschuß zugeschaltet.

https://m.youtube.com/watch?v=i_5Y3QMyEI8

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
Heldentasse
3 Jahre zuvor

Im Grunde ist es ja gut, wenn die Thematik um im Kontext „#allesdichtmachen“ ausgiebig erörtert wird, allerdings erscheint mir die immer gleiche Herangehensweise, auf die Dauer nicht fruchtbar.

Man muss nämlich nicht immer und immer wieder herausarbeiten, dass es eine totalitäre Sauerei sonder gleichen ist, dass man Bürger*innen in der besten Demokratie die wir ja hatten, wegen ihren Meinungssäuerungen fertig macht, bis hin zur Vernichtung der Existenz.

M.E. viel besser ist m.E. mal zu erörtern warum die Teutschland und andere Länder gerade in eine de facto Diktatur umwandeln. Und die möglichen Gründe die die mir dazu einfallen, sind geeignet mir das grauenhafte Gruseln zu lehren.

D.h. konkret, die bereiten meiner Meinung nach einen großen Krieg in Europa vor, und bringen die Völker schon mal mit den totalitären Maßnahmen auf Linie. Es gibt natürlich auch noch ein paar andere Aspekte, aber z.B. Volkswirtschaften und Gesellschaften so dermaßen zu schleifen, nur um der Pharmalobby und Online- Anbietern einen profitablen Gefallen zu tun, wäre wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Und die Ausgangssperren und von oben Geschäftsschließungen (die m.E. de facto Enteignungen sind) bekommt man so auch nicht gut erklärt.

Pen
Pen
Reply to  Heldentasse
3 Jahre zuvor

Was können wir denn dagegen tun, daß die hier einen großen Krieg vorbereiten? Die Grünen haben sich an die Amis verkauft und sind für einen Krieg gegen Rußland. Die treuen ersten Grünwähler glauben immer noch, es ginge um Sonnenblumen und Umwelt. Lehrer und Ärzte, wohlhabend genug, um in den teuren Bioläde einzukaufen, sind nach meiner Erfahrung einfach nicht davon zu überueugen, daß die Grünen einen Krieg gegen Rußland wollen. Und nun kommen die noch in die Regierung. Vermutlich stehen die sogar hinter der Hetze gegen die #alles dichtmachen Aktion. Was können wir tun?

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
Pen
Pen
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

Michael Swinwood sagt, das sei alles schon lange und so gut vorbereitet, daß wir eigentlich nur noch spirituel dagegen vorgehen können, also mit Meditation oder Gebet. Da werden enorme Kräfte freigesetzt, besonders , wenn es viele tun. Was die Reichen vorhaben, darf ihnen einfach nicht gelingen.

Heldentasse
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

Was können wir denn dagegen tun, daß die hier einen großen Krieg vorbereiten?

Wenn viele eine genügende Gewissheit hätten, was eher utopisch ist, könnte das Volk ja mal so einen richtigen Lockdown machen.

Jau
Jau
3 Jahre zuvor

Vielen Dank, lieber Roberto.
Der Moralbetrieb hat eins auf die Zwölf bekommen wie Dirk Maxeiner neulich feststellte.
Der Geist ist aus der Flasche.
Die Videos waren eine gute Überraschung, die Reaktion von den quieckenden Stellen erwartbar.

Große Reiche gingen unter, Kriege endeten – das mag gar nicht trösten, wenn man in so einem Mist steckt, weil so klar unerträglich und so scheinbar ohne absehbares Ende.

Pen
Pen
3 Jahre zuvor

Die Sitzungen des Corona Unersuchungs ausschuß finden jeden Freitag statt, meist gegen 10,oo Uhr. Die Uhrzeit wird auf jeweils auf der Seite bekanntgegeben`

https://corona-ausschuss.de/sitzungen/

Jau
Jau
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

Danke.
Heute schaute ich mir noch einmal etwas mit Dr. Ly an.
https://www.youtube.com/watch?v=7DPPA2w-6Rw
Auszug aus der Sitzung Nr. 29; Angriff auf Körper und Seele; vom 27.11.2020; 40 Minuten

Pen
Pen
Reply to  Jau
3 Jahre zuvor

Ja, der hat mir auch gut gefallen. Überhaupt kommen da lauter gute Menschen zusammen. Es tut schon gut, die zu sehen, und ihnen zu zuhören. 🙂

Andre Steudner
Andre Steudner
3 Jahre zuvor

Ich bin erschüttert über die Diffamierung der Künstler. Ist das noch mein Land? Alles wird niedergenüppelt, nur keine Kriitk an dem Irsinn der Coronpolitik! Was da den Künstlern unterstellt wird, erfordert eine geistige Vebiegung, welche für mich nicht nachvollziehbar ist. Schlimm, ganz Schlimm!!! Ich hoffe trotzdem, dass die meisten Künstler standhaft bleiben!!!

Pen
Pen
Reply to  Andre Steudner
3 Jahre zuvor

Ich glaube, diejenigen, die zu Coronafraktion gehören und hier an der Aktion rummeckern, sind transatlantische Merkelanhänger.

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
Bananita
Bananita
3 Jahre zuvor

Lieber Roberto, an diesem Text merkt man deutlich, dass Dir das Thema sehr nahe geht – mir im Übrigen genauso. Ich fand die Aktion richrig super und einige der Clips haben mir aus der Seele gesprochen. Die Reaktionen haben mich jedoch wenig überrascht, da die Diskussion schon seit Monaten vollkommen verhärtet ist, da sich bei den Lockdown-Fans alles nur noch darum dreht sich gegen jede Kritik am Lockdown zu immunisieren und Argumente zu suchen, um alles und jeden zu dämonisieren, der diesen Irrsinn nicht mittragen kann oder will. Ja, man faselt sogar was von einem „solidarischen Lockdown“ und blendet dabei komplett die Tatsache aus, dass unser aller Leben seit Monaten im Stillstand ist, so dass die Gesellschaft immer weiter zerbricht.

Dabei wird jedoch sichtbar, dass wir es mit lauter Heuchlern zu tun haben, die gar nicht den nötigen Verstand besitzen, um über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Ihre moralische Entrüstung ist jedenfalls genauso unglaubhaft wie die ganze Corona Politik, aber zeigt auch, dass das Framing funktioniert hat und es jede Menge Leute auch gibt, die lieber die Kritiker bekämpfen als mit all den Widersprüchen auseinander zu setzen, die zum Teil auch durch die Clips wiedergegeben wurden.

Ich gehe deshalb davon aus, dass sich das noch weiter zuspitzen wird, gerade weil die aktuelle Novelle in der Realität zu allerlei neuen Irrsinn führt, der auf eine mehrheitlich unzufriedene Bevölkerung trifft. Das Schöne an der Aktion war aber, dass die Kritik an den Massnahmen aus der rechten Schmuddelecke in die Mitte gerückt wurde. Das könnte ein Auftakt zu einer neuen Diskussion sein, die etwas weniger von der Massenhysterie geprägt ist.

Brian
Brian
Reply to  Bananita
3 Jahre zuvor

@Bananita
Die Aktion war auf jeden Fall richtig und wichtig, egal was da noch kommen mag. Und
sie hat auch etwas in Gang gesetzt, dessen Folgen noch nicht absehbar sind. Allerdings
sehe ich das genauso wie Du, daß sich das Ganze noch weiter zuspitzen wird. Der
Point of no return ist m.E. bereits überschritten. Allerspätestens mit der Mißhandlung
(diesen Begriff nutze ich ganz bewusst) der Kinder in vielerlei Hinsicht hätte ein Aufschrei durch’s Land gehen müssen. Das ist nicht passiert, im Gegenteil, ich sehe immer noch viele Kinder, die selbst im Freien mit oder ohne Begleitung der Eltern Maske
tragen. Und da die Verantwortlichen in Politik und Medien ganz offensichtlich überhaupt
nichts mehr empfinden, mithin auch keine Empathie, wird sich der Diskurs auch nicht
ändern. Die können gar nicht mehr zurück. Man möchte ja grundsätzlich immer, daß
sich Konflikte einigermaßen friedlich lösen lassen. Ich frage mich allmählich, ob ein
großer Knall nicht mittlerweile unausweichlich ist. Anders scheinen es ja viele nicht mehr
zu kapieren. Es ist nicht so, daß ich mir das wünsche. Ein Zombie-Dasein in einem Zombie-Land allerdings auch nicht.

ShodanW
ShodanW
Reply to  Brian
3 Jahre zuvor

Ja, das mit den Kindern macht mir auch Sorgen. Die Misshandlungen als Einzelpunkt, aber dieser schleichende Prozess, der noch nicht sichtbar ist, aber wohl sichtbar werden wird. Wenn die Erwachsene sind, dann wird man die wohl lieber mit Abstand begegnen – nicht als Virenschleuder, sondern vielleicht aggressiv, hypersensibel, verstört. Das wird kein schönes Leben mehr werden, die tun mir jetzt schon sehr leid. Aber dann will ich auch kein Gejammer mehr hören. Wer mir dann die Ohren vollheult und ich herausfinde, dass sie die Kids heute misshandelt oder irgendwie traumatisiert haben, dann sage ich auch mal „selber schuld.“

Das hat mir in der Vergangenheit ständig jemand an den Kopf geworfen.

Brian
Brian
Reply to  ShodanW
3 Jahre zuvor

Wie ich früher schon mal geschrieben habe, ich hoffe, daß die betroffenen Kinder ihren Eltern später mal bittere Vorwürfe machen. Und diese Eltern sich
das dann auch wirklich anhören und sich damit auseinandersetzen. Nur so ist
eine langfristige Lösung möglich. Ansonsten wird es laufen wie so häufig :
Schweigen, Sprachlosigkeit, emotionale und geistige Leere und das ewige
Weitertragen von Trauma.

Bananita
Bananita
Reply to  Brian
3 Jahre zuvor

Ich teile diese Bedenken, denn Fakt ist, dass das Ganze ein grosses soziales Experiment ist mit einem ungewissen Ausgang. Wir werden von Menschen regiert, die alles Menschliche verabscheuen, was nicht messbar und berechenbar und somit auch durch sie kontrollibar und ökonomisch verwertbar ist.

Deshalb greift man am härtesten bei den Familien und persönlichen Beziehungen durch, da sie nach wie vor in manchen Fällen eine kleine autonome Zelle sind, die sich gegenseitig geistig befruchtet. Dort entstehen auch immer oppositionelle Widerstandszellen, die im Rahmen ihrer Mittel agieren. Ich befürchte deshalb oft, dass bei dem Ganzen exakt darum geht und man deshalb auch nicht scheut davor die Menschen weiter zu traumatisieren, gerade weil man um den Schaden weiss.

Brian
Brian
Reply to  Bananita
3 Jahre zuvor

Das befürchte ich auch. Und es macht mich maßlos wütend.

Bananita
Bananita
Reply to  Brian
3 Jahre zuvor

Mich ebenfalls.
Noch wütender machen mich jedoch die dressierten Affen, die alles mitmachen und auf jeden einprügeln, der sich aus der Reihe wagt. Sie machen sich mitschuldig daran, dass dieser Irrsinn immer weiter um sich greift und immer mehr Menschen dabei zu Schaden kommen. Sie instrumentalisieren auch noch dreist bestimmte Gesellschaftsgruppen, um sie gegen andere auszuspielen.

Am schlimmsten daran finde ich, dass einige der lautesten Schreihälse Leute sind, die sich selbst im linken Spektrum verorten. In den letzten Monaten habe ich jedenfalls vor vielen Leuten aus diesem Spektrum gänzlich den Respekt verloren und betrachte sie auch nicht mehr als natürliche Verbündete im Geiste – so wie einst. Sie wissen nämlich gar nichts über die
Abgründe im Merkel-Deutschland und sie haben deshalb nicht mal den Anspruch sich für die gebeutelte Unterschicht stark zu machen.

Brian
Brian
Reply to  Bananita
3 Jahre zuvor

Dann wäre Frau Wagenknechts‘ Buch vielleicht auch was für Dich. Da macht sie
nämlich genau das zum Thema (Stichwort : Lifestyle-Linke). 😊

Chris
Chris
3 Jahre zuvor

Mir ging es beim Schauen der Videos genau so. Ich war zu tiefst gerührt.
Dieser ganze Wahnsinn wird für mich immer unerträglicher. Obwohl ich dachte mich können keine öffentlich -rechtlichen Anstalten mehr erschüttern, war ich am nächsten Tag entsetzt, wie man diese Aktion, und vor allem Liefers beim WDR z.B. angegangen hat. Unglaublich. Der Moderator führt dabei genau vor, was ja kritisiert wird, und scheint nicht in der Lage zu sein, das zu erkennen, und viele können das anscheinend gar nicht mehr wahrnehmen. Das macht mir Angst.
Danke für die offenen Worte, es tut auch gut, zu sehen, daß man nicht der einzige ist, dem es so geht.

niki
niki
Reply to  Roberto J. De Lapuente
2 Jahre zuvor

Das war echt sehr interessant wie der Moderator darauf reagiert hatte…

Heiko
Heiko
Reply to  Chris
3 Jahre zuvor

Aber mach dir mal nix vor,
für dieses Verhör springt der Kerl garantiert 2 Stufen in der WDR-Hierarchie rauf.

Ich fand ja dieses Video von der Frau (leider Namen vergessen) genial, die ihr Leben in der Familie streng nach den Indizenzwerten ausrichten will. Ab Wert 300 werden ihre lernresistenten Gören eben zur Adoption freigegeben….genial, genau wie Robertos Artikel.

Last edited 3 Jahre zuvor by Heiko
Heldentasse
Reply to  Heiko
3 Jahre zuvor

Wenn der Kerl so weiter macht, dann bekommt der bestimmt einen schönen Posten im Miniwahr.

Pen
Pen
Reply to  Heldentasse
3 Jahre zuvor

Und wenn Roberto so weitermacht, bekommt er der alternativen Nobelpreis. 🙂

Juvo
Juvo
Reply to  Chris
2 Jahre zuvor

Das Interview des WDR Journalisten von Mauschwitz, auf das du anspielst, mit Liefers, war die schlimmste Entgleisung des öffentlichrechtlichen, die ich je erlebt habe.

ShodanW
ShodanW
3 Jahre zuvor

Im Moment weiß ich auch nicht, wo das jetzt hinführt. Aktuell wird wieder die „Patientenkarte“ gezogen, um uns quasi mit dem Gesicht auf die Beatmeten in den Intensivstationen zu drücken. Im Grunde auch nur wieder eine Framingaktion, keiner erwähnt die Bettenabnahme und die kranken und mittlerweile ausgestiegenen Pfleger. Also wird hier wieder das gemacht wie vorher, nur mit dem Unterschied, von der Inzidenzerklärbär-Masche auf Intensivpatienten umzuswitchen. Eigentlich auch wieder nur ein statistischer Trick, der sogar ablesbar ist (DIVI-Register), aber bei denen nicht mal ein skeptisches Stirnrunzeln auslöst. Man denkt: die meisten scheinen sich gar nicht selbst um Infos zu kümmern, lassen sich von ihren Lieblingsmedien bespaßen und schlucken auch alles einfach so. Da wundert es mich nicht, dass sie nur das nachbrabbeln, was Drosten oder die ARD so von sich geben. Und wenn man tatsächlich mal jemanden erreicht mit einem Infoschnipsel, kommt nur „ach, das wusste ich ja gar nicht…“

So hart wie es klingen mag: mich triggert das nicht mehr besonders. Es ermüded mich eher. Weil mich dieses ständige Herumgeheule nervt, weil ich keine Lust habe, mich bei jedem Toten in eine fünfwöchige Staatstrauer drängen zu lassen, nur weil die Panikmaxe da draußen das so tun und haben wollen. Ich bedauere die Toten, aber ich benutze sie nicht, um meine Aufregung zu rechtfertigen.

Das Witzigste an der ganzen Debatte finde ich immer noch die AfD- und Querdenker-Vergleiche. Ich habe mir völlig unabhängig von parteipolitischem Mumpitz Infos zusammenrecherchiert und bin dann überrascht gewesen, dass es da Überschneidungen gegeben hat. Und nur, weil das zufällig gleich ist, soll ich meine Meinung ändern, nur damit es nicht mit dem Narrativ der AfD zusammenfällt? Geht´s noch?

Brian
Brian
Reply to  ShodanW
3 Jahre zuvor

Sehr gut formuliert !

Heldentasse
3 Jahre zuvor

Nicht ganz im Kontext, aber aktuell und wertvoll!

Es ist eine Katastrophe! – Dr Paul Brandenburg im Gespräch

Lamperl
Lamperl
3 Jahre zuvor

Da Pen schon die Meditation bzw das Gebet erwähnt hat – als Atheist bin ich zwar nicht ganz auf einer Linie mit dem österreichischen Psychiater Dr. Bonelli, aber
nachdem ich ähnlich wie ihr ein paar Tage sehr verzweifelt war, habe ich dieses Video gesehen:
https://www.youtube.com/watch?v=H-W2wL7Dsqc

Eine wie ich finde sehr kluge Analyse, vielleicht tut sie euch auch gut.

Jau
Jau
3 Jahre zuvor

Die Möhre äußert sich zu #allesdichtmachen
https://www.youtube.com/watch?v=TXzqyVTNHys
Vom 26.04.2021; 8 Minuten