Mindestlohn und DAX-Gehälter: In Häppchen serviert

Vor einigen Tagen versorgte man uns mit Nachrichten vom Aufschwung. 2018 war ein gutes Jahr, eines mit satten Zuwächsen beim Verdienst. Jedenfalls für DAX-Vorstände. 3,6 Prozent oder 7,5 Millionen Euro mehr als 2017 wurden ausgeschüttet – für eine kleine Riege von 23 Männern. Für 2018 und 2019 werden bereits weitere Steigerungen erwartet. Erst 2020 soll es wieder ein Minus geben. Bis dahin stellt die letztjährige Ausschüttung gewissermaßen den Mindestlohn für die illustre Riege potenter Firmenchefs dar.

Über den Mindestlohn gab es gleichzeitig übrigens auch eine Nachricht. Ob das eine aus dem Aufschwungsrepertoire ist, ganz so wie die freudige Botschaft der Bereicherung an sich ohnehin schon reicher Männer, ist da freilich Ansichtssache. Für die Betroffenen ist es aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht erfreulich, dass sie um ihren Mindeststandard gebracht werden. Der Zoll hat 2018 nämlich mehr Mindestlohnverstöße aufgedeckt als im Jahr zuvor. Ja, ganz richtig gelesen, im selben Zeitraum, in dem die Vorstandslöhne florierten, brachte man mehr Mindestlohnabhängige denn je um ihren verdienten, aber dann eben doch nicht verdienten (und eigentlich ohnehin zu niedrigen) Lohn.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Energetische Verhaltenstoene
Energetische Verhaltenstoene
4 Jahre zuvor

Tja, tja, tja…

Wir alle kennen die Geschichte der Partei Die Linke, diese sollte niemals vergessen werden. Und weil Kritik von der ehemaligen FDJ-Bezirkssekretärin grundsätzlich als störend empfunden wird … (?!)

🙂

Folkher Braun
Folkher Braun
4 Jahre zuvor

Wir haben drei Stufen der Lohnsenkung festzustellen. Die erste durch das Lambsdorff-Papier gegen den öffentlichen Dienst (als Rache am Kluncker), dann die Integration der Neufundländer als industrielle Reservearmee und schließlich die Auflösung der Flächen-Tarifverträge durch H4, Leiharbeit und befristete Verträge.
Was will uns der Gesetzgeber damit sagen? Erstens, ihm sind die Lebenspekpektiven der normalen Beschäftigten völlig egal. Denn so sehr sie die zernieten, werden sie zweitens trotzdem gewählt. Drittens haben die DGB-Gewerkschaften diese Entwicklungen verschlafen, was man am aktuellen Leiharbeits-Tarifvertrag ablesen kann. Und dass ein Gewerkschaftschef locker bei den Bilderbergern antritt, ohne dass die Mitglieder den achtkantik rauswerfen, ist ein Zeichen dafür, dass die Arbeiterschaft im Lande die Schüsse auf ihre Lebensbedingungen bis jetzt nicht gehört haben. Lenins Bemerkung zu den deutschen Revolutionären und der Bahnsteigkarte war wohl eine zutreffende Beobachtung.

Rösner & Degowski
Rösner & Degowski
Reply to  Folkher Braun
4 Jahre zuvor

“ Sozial ist, was Arbeit schafft ! „

Rudi
Rudi
4 Jahre zuvor

Der jetzt zurückgetretene Fußballfunktionär Grindel ist ein Paradebeispiel für die besserverdienenden Leistungsträger dieser Gesellschaft.

o Aufsichtsratsvorsitzender der DFB-Medien Verwaltungs-Gesellschaft 78.000 Euro für zwei Sitzungen im Jahr.

o Mitglied des FIFA-Rates 250.000 Dollar netto für drei Sitzungen jährlich.

o Vize-Präsident im Exekutivkomitee der Uefa für sechs Sitzungen 250.000 Dollar brutto pro Jahr.

Als vormaliger Bundestagsabgeordneter hat er lt. Gesetz ein Rückkehrrecht zu seinem früheren Arbeitgeber: dem ZDF. Seine Partei- und Fußball-Connections werden ihm jedoch sicher helfen, ein für ihn adäquates Betätigungsfeld außerhalb der Sendeanstalt zu finden. Also wenig tun, dafür viel Kohle. Echter Leistungsträger eben.

Was interessiert solche Kreise, ob der Mindestlohn den geltenden Regelungen entsprechend ausbezahlt wird. Schließlich geht es da nur um Kleingeld.

Rösner & Degowski
Rösner & Degowski
Reply to  Rudi
4 Jahre zuvor

“ Leistung muss sich wieder lohnen !“

Kopfschüttel
Kopfschüttel
Reply to  Rudi
4 Jahre zuvor

Es gilt:
Je mehr jmd kriegt, desto weniger hat er verdient!
Je weniger jmd kriegt, desto mehr hätte er verdient!

Da es eigentlich den „Marktgesetzen“ widerspricht, kann man nur von Bestechung, Maulkorb und Schweigegeld ausgehen!
Je mehr im Geklüngel, desto mehr weißt du über Lug, Betrug und Unmoral! Also soll Geld das Maul stopfen!

Der Witz seit Jahrzehnten: die die viel kriegen sind weder Leistungsträger, noch innovativ, geschweige denn verantwortlich und risko’arbeitend‘!

Als Steinbrück Bundeskanzler werden wollte, hätte er nicht eine neoliberale infantile Frage (ICH will auch viel!) stellen sollen, sondern eine sozial-demokratische:
Warum kriegt
Frau Merkel 300 000 Euro und
Herr Grube 3 000 000?
Was verantwortet, leiste, tut Grube sooooviel mehr?

anton
anton
Reply to  Kopfschüttel
4 Jahre zuvor

Soll der Staat festlegen, wer wieviel höchstens erhalten darf? Mit bestimmten Geschmacklosigkeiten wird man leben müssen, müssen wir alle auch bei Themen, welche uns wichtig sind.