Das Ausbrennen der Anderen

Ich war stets bemüht ein liberaler Vater zu sein. Habe meinem Kind alle Freiheiten gegeben. Egal, welchen Beruf es ergreifen wollte: Für mich war das in Ordnung. Hätte es aber gesagt, dass es die Pflege sei, für die es brennt: Da hätte ich interveniert und alle Hebel in Bewegung gesetzt, um es von dieser wahnwitzigen Idee abzubringen.

Bei uns war das nie ein Thema: Was das Kind lernen will, soll es lernen. Eltern, die ihren Kindern dreinreden bei der Berufswahl, sie nicht einfach nur beraten, sondern vorgeben, wohin die berufliche Reise zu gehen hat, sind für mich ein Graus – sie legen den Grundstein für ein Unglück. Es ist nicht so, dass ich annehme, dass ein Kind besser weiß, was am besten für es ist. Es kann sich täuschen. Kinder sind ja auch nur Menschen. Aber Fehlentscheidungen muss man selbst treffen. Oktroyierte Fehler sind doppelt so hart. Daher geziemt es sich, als Elternteil von Format, zurückhaltend zu sein, wenn es daran geht, einen Ausbildungsberuf für den Nachwuchs zu finden.

Hätte mein Kind aber gesagt: Vater, ich glaube, ich möchte einen Pflegeberuf ergreifen, so hätte ich interveniert. Und zwar nur bei diesem Beruf. Warum? Weil ich mein Kind liebe – und weil ich nicht will, dass es zu Schaden kommt. Ja, ich hätte es geradezu verboten. Es gibt nämlich Fehlentscheidungen, die sollte man Kinder nicht treffen lassen. Dazu gehört unter anderem, sich in ein ausbeuterisches System zu begeben, einen Kreislauf der Zermürbung zu betreten, der zur Lebensfalle wird. Das ist natürlich eine an sich dumme Haltung, wenn mehrere so tickten, werden wir im Alter bald auf uns alleine gestellt sein. Das ist hart – aber die Ausbeutung junger Menschen ist nicht die Lösung dieses Problems.

Eingang in die selbstverschuldete Unmündigkeit

Jeder von uns kennt wohl die Erzählungen von Bekannten, die im Pflegeberuf tätig sind. Man wundert sich oft, denn eigentlich wird der Beruf ja glorifiziert: Die Bundesregierung suchte noch vor der Pandemie »Pflegehelden«, die ehemalige Bundeskanzlerin sprach in einem ihrer Podcasts von »Helden des Alltages« – das, was die Pflegenden in unserem Umfeld berichten, klingt stets anders. Nicht heldenhaft. Sie berichten von Stress, zu viel Arbeit, zu wenig Ruhepausen, ausbeuterischen Verhältnissen und Arbeitgebern. Seien Sie ehrlich, wann haben Sie zuletzt erlebt, dass jemand aus Ihrer Familie oder Ihrem Freundeskreis, der diesen Beruf ergriffen hat, mit Begeisterung von der Berufung spricht, Menschen helfen zu können? Ich habe das nie erlebt, denn die realen Verhältnisse überlagern den Idealismus, den man haben muss, um einen Pflegeberuf ergreifen zu wollen.

Okay, im Anzeigenbereich sieht man hin und wieder Fotos von Pflegenden, die sich in den höchsten Tönen zu ihrer Berufswahl äußern. Die wollen aber auch neue Kollegen generieren – und vermutlich sind das nicht mal Pflegekräfte, sondern Modells, die man in einen Kasack gesteckt hat. Worauf ich aber eigentlich hinauswill: Dass es die Wahl eines solchen Berufes mit schweren Bürden, ja mit Selbstausbeutung und auch Selbstaufgabe im Zusammenhang stehen, könnte man durchaus wissen, wenn man nur ein wenig zuhörte. Denn der Pflegeberuf ist längst entzaubert.

Wer sich da hineinbegibt, man sehe es mir nach, wenn ich das so direkt formuliere: Aber der durchschreitet den Eingangsbereich in die selbstverschuldete Unmündigkeit. Wenn man auch nur eine Chance hat, diesem Berufsfeld zu entgehen, sollte man – aus Gründen des Selbstwertgefühls – die Flucht antreten. Es ist naiv zu glauben, man könnte gut durch die miserablen Strukturen des Gesundheitswesen hindurchsteuern, wenn man nur etwas auf sich achtet und seine Resilienz hier und da schult. Wenn man in dieser Maschine, dieser Mangelapparatur erst eingespannt ist, kommt man nicht mehr heraus, ohne selbst Schaden zu nehmen. Aus meiner naiven Sicht gibt es nur eine Chance, die Strukturen wirklich zu verändern: Indem möglichst viele fernbleiben – wenn man der Zermürbungsmaschine immer wieder neue Kräfte zusetzt, verschleißt sie weiter Personal und weiter Personal. Denn es scheint ja immer Nachschub zu geben. Bis kürzlich glich man den Mangel mit ausländischen Arbeitskräften aus. Aber auch diese Masche kommt an ihre Grenzen. Es wollen immer weniger in deutschen Krankenhäusern und Altenheimen arbeiten.

Aber wer kümmert sich dann mal um uns?

Zu dieser beruflichen Entscheidung kommt ja an sich noch eine Grundüberlegung hinzu, man könnte fast sagen, das »metaphysische Dilemma der Pflege«: Die Würde des Pflegenden – wie des Gepflegten. Im Pflegeverhältnis stellt sich ja die Frage nach der menschlichen Würde beidseitig. Einmal hat man da den gepflegten Menschen, der hilflos und nicht autonom ist – und der jemanden als Erfüllungsgehilfen seiner täglichen Verrichtungen benötigt. Um mit Kant zu sprechen: Er benötigt jemanden, den er nicht als Zweck, sondern als Mittel »verwenden« muss. Auf der anderen Seite ist da freilich derjenige, der zu so einem Mittel degradiert wird, der dem Pflegebedürftigen »den Hintern abwischt«, wie der Volksmund dieses Urdilemma gerne bildhaft ausschmückt. Die Pflegekraft wird dann auch nicht als autonome Person betrachtet, sondern als Verlängerung des eigenen Antriebs.

Mit dieser Grundüberlegung hat es die Pflege an sich ja schon schwer genug. Die Berufswahl ist keine wie jede andere. In anderen Berufsfeldern arbeitet man mit Materialien, verwaltet Geld oder verkauft eine Dienstleistung. Die Pflege ist allerdings ein zwischenmenschliches Arrangement in den Grauzonen des menschlichen Würdebegriffes. Wenn diesem Dilemma nun auch noch Hemmnisse in den Weg gelegt werden, die bei niedrigen Löhnen anfangen und bei schlechter Arbeitszeit aufhören, schreckt das ohnehin Menschen ab. Die, die sich allerdings für den Beruf entscheiden, werden quasi doppelt entwürdigt, weil sie in dieser Grauzone der Würde auch noch ausbrennen, ausgeplündert und ausgesaugt werden.

Aber ist das nicht pure Naivität, den Leuten einen solchen Beruf am liebsten gleich vorneweg ausreden zu wollen? Immerhin sind viele, die diesen Text gerade lesen, vielleicht bald selbst schon auf helfende Hände, auf eine menschliche Stütze angewiesen. Und wenn es dann so weit ist, so schwören sie sich natürlich jetzt, dann werden sie der ihr zugeteilten Pflegekraft mit ausgewählter Freundlichkeit begegnen. Ich gebe ja zu, dass so ein abschreckendes »Frühwarnsystem« wie dieser Text, hätte er denn Erfolg, manchen Patienten wirklich zusetzen würde. Aber mir geht es hier um Sensibilisierung.

Ihr Ausbrennen ist nicht unsere Lösung

Denn es ist mitnichten so, dass es eine Selbstverständlichkeit wäre, als erkrankter Mensch irgendwie Fürsorge zugeteilt zu bekommen. So eine relative Selbstverständlichkeit gab es vielleicht noch in Zeiten, da das Christentum ideologisch dazu beitrug, ins Karitative auszuschwärmen. Aber in diesen Zeiten, gerade auch in einer Epoche, da alles zur Ware umgedeutet wird, halte ich es für vermessen, dass ausgerechnet der Pflegeberuf weiterhin für Werbe- und Rekrutierungszwecke in einer idealistischen Blase eingetütet werden soll, die es verunmöglicht, dass sich Pflegende als Lohnangestellte sehen, als Beruf- nicht als Berufungsgruppe. Indem man den Beruf emotionalisiert, nährt man den Irrtum einer moralischen Verpflichtung, den Laden irgendwie am Leben zu halten – auch wenn man sich selbst dabei wehtut.

Aber Pflegende sind nicht menschlich und humanitär verpflichtet, zu bleiben, Überstunden zu klotzen, es auszubaden, ihre Arbeitskraft aufzuzehren, um ein System zu stützen, das geradezu darauf ausgelegt ist, menschliche Arbeitskraft bis auf Anschlag auszureizen. Das Ausbrennen von jungen Menschen, die naiverweise in ein solches System geraten, weil sie die warmen Worte der Headhunter glaubten, ist auch dann nicht erträglich, wenn sie doch unbedingt benötigt werden, um Heere von Alten und Patienten zu versorgen. Es bleibt falsch. Denn ein Menschenleben zu quälen, um andere Menschenleben zu pflegen: Wo ist da die Würde?

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass junge Menschen auf Gedeih und Verderb ihre Kräfte investieren, um diese absolut wichtige Aufgabe für die Gesellschaft zu leisten. Eine Gesellschaft, die sich dessen nicht bewusst wird und dieses System der Fallpauschalen und Privatisierung – übrigens aktuell gut erklärt von Thomas Strohschneider in seinem Buch »Krankenhaus im Ausverkauf« – zum Teufel jagt, um wieder menschlichere Bedingungen für die dort Beschäftigten entstehen zu lassen, sollte sich nicht darauf verlassen können, dass weiterhin die Naivität und der gute Glaube junge Menschen dazu bringt, sich verheizen zu lassen. Solange sich darauf verlassen werden kann, wird sich dieses Berufsfeld nicht verändern – von einigen Pflichtstunden allgemeinen Applauses mal abgesehen.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
1 Jahr zuvor

Meine Solidarität mit Pflegekräfte (in Pflegeeinrichtungen!) endete schlagartig, als ich vor meiner an Alzheimer erkrankten Mutter angebrüllt wurde, weil ich keine vermummende Maske trug, und mir klar wurde, dass sie es sind, die die faschistischen Corona-Maßnahmen an meiner Mutter und mir exekutieren. Sie sind die Exekutive der Spahns und Lauterbachs dieser Welt. Bei allem Respekt, wer meine Mutter einsperrt, wer mir ein Stäbchen in die Nase schieben will, wenn ich meine Mutter sehen möchte, und damit in Kauf nehmend riskiert, dass ich 2 Wochen sinnlos eingesperrt werde, ist nicht mein Freund. – Im Gegenteil! Man muss schon völlig empathiefrei oder (höflich formuliert) fachlich ungeeignet sein, um da mitzumachen. Wer das noch mitmacht, macht sich mitschuldig und braucht sich irgendwann – hoffentlich bald – nicht auf Dienstanweisungen berufen. Das zog bei den Nürnberger Prozessen auch nicht.

Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

Herzlichen Dank für deine verständnisvolle Antwort auf meinen, zugegeben, unversöhnlichen Kommentar. Das bedeutet mir wirklich sehr viel! Eine ungefähre Vorstellung von den Konsequenzen habe ich schon, Roberto. Dass häufig Angst im Spiel ist, ist unzweifelhaft. Angehörige der Waffen-SS, beispielsweise, haben für Befehlsverweigerung mit ihrem Leben bezahlt. Angsthörigen in der Pflege droht drei Monate verspätetes Arbeitslosengeld. „Bitter“ und „drakonisch“ sind hierbei sehr dehnbare Begriffe. Im Falle der Einrichtung, in der meine Mutter untergebracht ist, sind es übrigens diakonische Strafen. Jesus, der, so die Überlieferung, hochansteckende „Aussätzige“ durch Berührung heilte, würde im Grabe rotieren, wenn er nicht auferstanden wäre.

Marla
Marla
Reply to  Daniel D. Dietze
1 Jahr zuvor

Du @Daniel scheinst unversöhnlich zu sein… (und unsere immer mißbrauchte Nazikeule geht mir auf die Eier!)

Es gibt -kein Zufall!!- bestimmte abhängige Gruppierungen die besonders restriktiv und hart getroffen wurden: Zu Pflegende und Pflegerinnen und Kinder!!
Und es war immer auch ein mieses Psychospiel dabei: ihr seid schuld, wenn xy stirbt!!
(Nie hörte ich: wenn Lauterbach ohne Windel wieder und wieder bei Lanz sitzt stirbt Lanz!)
Auch bei anderen Arbeitsfeldern schien selten eine Korrelation: Kontakt=Sterben aufgestellt zu werden! Einkaufen=Kundin stirbt? Merkel und ihre 20Zwerge Treffen: 10 Mann sterben!
(Wie oft hätte Söder sterben müssen, bei seinen dauernden Tingeln nach Berlin?)

Aber: was mich verschnupft: soweit ich es sehe, sind es die Pflegekräfte, die als einzige Berufsgruppe sowas wie Widerstandsnestern bildeten!

Von keiner anderen Gruppe kam soviel Gruppenwiderstand wie von dieser! (Obwohl sie seit Jahrzehnten für ihren Job bestraft wurden und auch jetzt Widerstand hart geahndet wird!)
Weder von Kulturarbeitenden, geschweige denn von Journalisten, Politikern oder UniAngehörigen!!

Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  Marla
1 Jahr zuvor

Marla, mir geht es weder um irgendwelche Kulturveranstaltungen, Presstituierten oder Karrieristen in den Parlamenten, sondern um meine Mutter! Wenn du der Meinung bist, dass das für den Seelen- und Gehaltsfrieden der Pflegekräfte hinten anstehen muss, bist du herzlos und hast keine Ahnung von einer liebevollen Mutter-Sohn-Beziehung.
Und wenn dir die Nazikeule auf die Eier geht, frag dich mal ob Stasi-Mitarbeiter und -Spitzel nach der Wende(!) mit ihrem Verhalten hausieren gegangen sind. Die eigene Tochter darf studieren, der Nachbar landet dafür im Stasi-Knast. Ganz groß.
Versöhnung gibt es, wenn darum gebeten wird.
Von dem besagten „Gruppenwiderstand“ kam bei mir allerdings nicht viel an. Ich kenne dafür einige Pflegekräfte, die gekündigt haben, weil(!) sie sich nicht zwangsimpfen lassen wollten. Das ist verständlich, aber selbstlos ist es nicht. Damit du mich nicht falsch verstehst: die Pflegekräfte, die sich von Beginn an gewehrt und nicht mitgemacht haben, die also längst keine Pflegekräfte mehr sind, bleiben von meiner Kritik völlig unberührt.

Christa Meist
Christa Meist
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

Vorurteile, d.h. Urteile, die ganze Gruppen betreffen, sind immer fragwürdig. Ich habe an einigen der lokalen Demos gegen die Corona-Maßnahmen teilgenommen. Bestimmt die Hälfte der Teilnehmer kamen/kommen aus dem Pflegebereich. Man sollte von Menschen, deren Existenz von einer gewissen Willfährigkeit abhängt, nicht mehr erwarten, als sie leisten können.Auch Pflegekräfte können alleinerziehend sein, haben eine Miete zu zahlen, müssen sich ernähren…

Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  Christa Meist
1 Jahr zuvor

Möglicherweise gab es auch alleinerziehende SS-Offiziere, die Miete zahlen und sich ernähren mussten. Das rechtfertigt gar nichts. Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie gib es nicht ohne Eigenleistung. Wenn alle „Systemrelevanten“ weiter dabei mitmachen, das kriminelle, korrupte, unmenschliche System zu erhalten, ändert sich nichts.

„Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.“ – Marie von Ebner-Eschenbach

Christa Meist
Christa Meist
Reply to  Daniel D. Dietze
1 Jahr zuvor

Die moralischen Worte zum aufrechten Gang kommen nach meiner, sicher unmaßgeblichen, Lebenserfahrung in aller Regel von Menschen, die sich nicht in real prekären Lebenssituationen befinden. Es geht wohlgemerkt nicht um Reichtum, aber es redet sich leicht über Not, wenn man selbst saturiert ist. Unter saturiert ist zu verstehen: „Persönliche Bedürfnisse erfüllt“. Das sollte einen aber nicht dazu verleiten, die Lagen anderer Menschen und ihrer persönlichen Entscheidungen zu bewerten.Schon gar nicht, wenn man sie persönlich nicht kennt, sondern in eine Schublade steckt, über deren Inhalt man alles zu wissen glaubt. Kritik an Menschen ohne Eigenleistung für Demokratie ist leicht und ganz besonders häufig anzutreffen bei Menschen, die zur Selbstkritik nicht fähig sind bzw. sich selbst nicht kennen, sondern nur ihre „Identität“. Wird auf die Spitze getrieben vor allem in die Form gegossen: „Wenn… wäre, würde ich nie… .“ Begegnet ist mir dieser Satz besonders häufig von Menschen, die die Wahrnehmung ihrer Freiheit verschoben haben, auf den Tag nach der Überreichung ihrer Verbeamtungsurkunde, nicht bereit sind auch nur rechtlichen Rat einzuholen, wenn sie unzumutbaren Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind, sich arbeitsrechtlichen Streitigkeiten wegen der Nerven nicht aussetzen wollen…
Menschenrechte müssen nicht erworben werden. Sie stehen jedem zu. Ganz besonders denjenigen, die aus persönlichen Gründen nicht in der Lage sind, die Vorleistungen zu erbringen, die nach deiner Ansicht nötig sind, um sich einer Demokratie als würdig zu erweisen. Das dürfte der grundlegende Unterschied zwischen einer bürgerlichen und einer eher sozialistischen Auslegung des Begriffs „Menschenrechte“ sein.

Last edited 1 Jahr zuvor by Christa Meist
Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  Christa Meist
1 Jahr zuvor

Erzähl das Mahila aus Indien oder Akofa auf Afrika. Abschhnitte aus meinem Lebenslauf (Vorgeschmack: halbes Leben Sozialarbeit) schicke ich dir bei Gelegenheit vertrauensvoll per e-mail zu. Du hast ja bestimmt ein traditionell bürgerliches Impressum. Doch in aller erster Linie sprichst du hier mit einem Sohn, der seine Mutter liebt und da geht mir irgendeine Moral, von der du sprichst, na du weißt schon wo vorbei. Beschäftige dich bitte mal mit dem sozialwissenschaftlich ganz nüchternen Unterschied zwischen relativer und absoluter Armut.

Last edited 1 Jahr zuvor by Daniel D. Dietze
Mensch
Mensch
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

In (Alten)Pflegeeinrichtungen sind echte Fachkräfte eher die Ausnahme und nicht die Regel. „Angelernt“ dürfte der weit überwiegende fachliche Bildundungsstand dort sein.

Das macht diese Menschen nicht zwangsläufig zu ungeeigneten Personal. Leider aber sehr anfällig für Druck von oben. Dass sie, zumindest fachlich, jederzeit ersetzbar sind (bzw aktuell eher waren), wissen sie meist selbst und wird ihnen leider wohl sehr häufig von den Vorgesetzten deutlich gemacht.

Nun ist künstlich eine Situation erschaffenen worden, wo diese gebeutelten Menschen nicht mehr so einfach ersetzbar sind, sondern gar mit Macht ausgestattet wurden.

Mit Macht verantwortungsbewusst umgehen zu können, gelingt leider eh nur ganz wenigen Menschen. Die, die sonst nur Druck kennen gelernt haben, die immer nur unter der Macht anderer gelitten haben, sind in dem Falle, dass sie selbst Macht über andere zugeteilt bekommen, leider dann übelste Gesellen.

Das war schon zwischen 33 und 45 – Marla, Du kannst mich Mal kreuzweise – nicht nur ein bekanntes Phänomen, sondern genau so gewollt. Menschen, die sonst nur unter der Macht anderer zu leiden hatten, verabscheuen Machtausübung zum Nachteil anderer, wie man meinen könnte, nicht. Sie sehnen sich danach endlich auch einmal der- oder diejenige zu sein, der/die anderen sagen kann was sie zu tun oder zu lassen haben.

In der (Alten)Pflege muss sich niemand um Arbeitslosigkeit fürchten. In dem Bereich (und nicht nur in dem Bereich) werden Menschen, gleich mit welcher Stufe der Berufserfahrung händeringend gesucht.

Eine Pflegekraft, die in ein Zimmer einer alten Dame kommt, die gerade Besuch von ihrem Sohn hat, die kann sich einfach ohne was befürchten zu müssen wieder vom Acker machen. Tut sie es nicht, ist es einfach ein machtgeiles, verabscheuungswürdeges Arschloch.

So einfach ist das in dem Fall…

Brian
Brian
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Nanü, wieder da ?

Mensch
Mensch
Reply to  Brian
1 Jahr zuvor

Lesender Weise nie weg gewesen 😉

Brian
Brian
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Das habe ich mir schon gedacht.
Welcome back ! 🥳

flurdab
flurdab
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

In 2016 war es bei den „Jobcentern“ sehr beliebt Langzeitarbeitslosen „Arbeitsgelegenheiten“ in solchen „Heimstätten“ christlichen „Trägern“, zu verhelfen.
Keine Vorkenntnisse nötig!
Es gibt eine Menge Dinge die man ohne Ausbildung in diesem Bereich nicht darf, aber wenn die Türen sich schließen wird vieles möglich.

Es wird schon Gründe geben warum Langzeitarbeitslosen Umschulungen verwehrt werden, trotz bestehenden Personalmangels und bestehnder hohen Arbeitslosenquote.

https://www.youtube.com/watch?v=fVuSYUNAekc

Wolfgang Seidel-Guyenot
Wolfgang Seidel-Guyenot
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

Das sehe ich genauso. Es gibt fürwahr sehr patzige, sozial völlig inkompetente und empathielose Zeitgenossen unter den Pflegekräften. Ich selbst hatte auch schon das zweifelhafte Vergnügen von übellaunigen Xanthippen von Krankenpflegerinnen ziemlich rüde behandelt zu werden und die Frage, ob die fraglichen Damen wirklich den für sie geeigneten Beruf gewählt hatten, drängte sich förmlich auf.

Aber es gibt auch andere (es gibt immer „Andere“ sowohl im Guten, wie im Schlechten). Der Druck, der in den Pflegeeinrichtungen (v. a. in Altenheimen) von den Pflegedienstleitungen auf die Pflegerinnen und Pfleger ausgeübt wird ist, wie du zutreffenderweise sagtest, geradezu unvorstellbar.

Bereits bevor die „einrichtungsbezogene Impfpflicht“ eingeführt wurde, hatten viele Pflegeeinrichtungen ihre Pflegekräfte mit Kündigung bei „Nichtimpfung“ bedroht, was damals ja völlig illegal war.

Dennoch hatten und haben sich zumindest einige Pflegerinnen und Pfleger dazu entschieden, sich nicht impfen zu lassen und dabei erhebliche Anfeindungen, Androhung der Entlassung und andere Schikanen in Kauf genommen und dem Corona-Regime mutig die Stirn geboten.

Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es eine sehr engagierte Krankenschwester, die ihren Beruf liebt und für die ihre Patienten einfach alles sind. Wenn ich höre wie – fast schon lebevoll – sie von ihren Patienten spricht, dann weiß ich, dass sie eine gute Krankenschwester ist. Sie darf z. Zt. nicht arbeiten, weil sie sich nicht impfen lassen möchte. Es gibt eben immer Solche und Solche.

Last edited 1 Jahr zuvor by Wolfgang Seidel-Guyenot
ChrissieR
ChrissieR
1 Jahr zuvor

Guude, lieber Roberto,

was Du über den Pflegeberuf schreibst kann ich auch auf meine frühere Tätigkeit als Busfahrerin übertragen: Auch ich hätte meinen Töchtern eher abgeraten, diesen Beruf zu ergreifen, nicht weil er mir nicht Spass gemacht hätte – im Gegenteil, es war mein „Traumjob“- allein, es waren die Umstände der Privatisierung und Umstrukturierung die einen dermassen hohen Stresslevel erzeugten, dass ich krank wurde und dann in 3/4 Teilzeit wechselte.
Es betrifft wohl gerade in Deutschland sehr viele Branchen, hier wird nur noch Stress erzeugt! Bin grad aus Frankreich zurück ( nur für kurze Zeit, gottseidank) ..dort ist allein schon das Einkaufen bei Aldi ganz anders als hier…die Kassiererin nimmt sich für ein kleines Schwätzchen Zeit, manche Kunden zahlen mit handschriftlich ausgefüllten Schecks , es wird gewartet, bis alles im Wägelchen verstaut ist und niemand brüllt von hinten, dass eine weitere Kasse öffnen soll.
Bei der Post ist das ähnlich, die Leute sind weniger gehetzt und niemand wird nervös.

In Deutschland würde ich nur noch einen Beruf, der mit Menschen zu tun hat ausüben : Bestatterin….

Aline.Bill
Aline.Bill
Reply to  ChrissieR
1 Jahr zuvor

Meine Meinung zu den meisten BusfahrerInnen steht
Zum Glück kein Staatsdienst

Brian
Brian
Reply to  Aline.Bill
1 Jahr zuvor

Hey, kleiner Feigling, Du läufst ja immer noch mit deinem alten Pseudonym rum.
Willst Du nicht langsam mal mit einem neuen kommen ? Ich hätte da ein paar
Vorschläge :
Amorpheus (Du weißt schon, Amöbe und so…)
GaDiL (Geil auf DisLikes)
Die Schrumpfnudel (Ich denke, das spricht für sich)
Captain Vollhonk
Es hat mich vollgeschleimt
Holleri-Du-Dödel-Du (oder war’s Du-Dödel-Di ?)
Falls dir das nicht ausreicht, ich hätte noch jede Menge mehr in petto.

Aline.Bill
Aline.Bill
Reply to  Brian
1 Jahr zuvor

Was will der Blogbettler ohne Bücher im Schrank?

Brian
Brian
Reply to  ChrissieR
1 Jahr zuvor

Ich denke, es gibt einen zentralen Punkt im obigen Artikel, der sich m.E. nicht nur auf
die Pflege beschränkt, sondern (zumindest in unserem Land; ich weiß nicht, ob das nur
typisch deutsch ist) grundsätzlich ein Thema ist (und das ich bei verschiedenen beruflichen Tätigkeiten regelmäßig erlebt habe) : mangelnde Wertschätzung.
Anspruchshaltung, immer an irgendetwas herumkritteln müssen, es häufig besser wissen
wollen, etc. Darüber könnte ich Romane schreiben…

Aline.Bill
Aline.Bill
Reply to  Brian
1 Jahr zuvor

Nie ein Buch lesen, aber ein Buch schreiben wollen

Brian
Brian
Reply to  Aline.Bill
1 Jahr zuvor

Feige ohne Ende, aber einen auf großer Macker machen.
Würstchen wie dich kenne ich zur Genüge.
Aber hey, kleiner Feigling, mein Angebot steht noch.

Aline.Bill
Aline.Bill
Reply to  Brian
1 Jahr zuvor

Was will der Bettler? Ein Treffen ohne Zeugen?

Rudi K
Rudi K
1 Jahr zuvor

Sicher ist dies richtig, daß dies ein sehr belastender Job ist. Besonders auf Intensivstationen, wo ja auch eine große Verantwortung dazu kommt, und bei einem Patienten im Koma muß man ja die Ausscheidungen „entsorgen.“.

Last edited 1 Jahr zuvor by Rudi K
Christa Meist
Christa Meist
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Als ob das Beseitigen der Ausscheidungen das schlimmste Problem wäre. Selber keinen Kindern den A… geputzt?
Bei fast allen alten Pflegebedürftigen, Dementen, die nicht mehr Herr ihrer Handlungen sind, sind Windeln zu wechseln. Sobald Menschen gezwungen sind, ihre sebständige Lebensführung aufzugeben und in Pflege müssen, beschleunigt sich der altergemäße Steuerungsverlust. Normale 90-jährige sterben nicht „gesund“, auch wenn die Werbung anderes suggeriert. Was der geistig topfitte Alte im Rollstuhl unter der Hose trägt, oder der Darmkrebsüberlebende, weißt du nicht! Er kann sich nämlich noch um sich selbst kümmern.
Rudi K, ich zweifle langsam daran, dass du ein leidlich umfassendes und realistisches Bild von der Lebenswirklichkeit deiner Mitmenschen hast.

Last edited 1 Jahr zuvor by Christa Meist
Rudi K
Rudi K
Reply to  Christa Meist
1 Jahr zuvor

Rudi K, ich zweifle langsam daran, dass du ein leidlich umfassendes und realistisches Bild von der Lebenswirklichkeit deiner Mitmenschen hast.

Da machst du es dir aber sehr einfach. Ich hatte einen Mitbewohner (wesentlich später gestorben), der 2 Monate mit Beatmung und Katheder auf der Intensivstation war.

Christa Meist
Christa Meist
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Dann können wir deine Formulierung und mein Verständnis als das abhaken, was regelmäßig passiert, wenn sich Menschen „unterhalten“, die einander nicht kennen. Man versteht sich nicht, und hat nur sehr geringe Möglichkeiten Missverständnisse umgehend auszuräumen. Wie jetzt hier.
Das ist – jetzt kommt ein ganz anderer Schauplatz – der Grund, warum ich die Ersetzung politischer Treffen durch Videokonferenzen und Skype-Dialoge w#hrend der verordneten Pandemie für eine sehr schädliche, demokratiefeindliche Auswirkung hielt und halte.

Rudi K
Rudi K
Reply to  Christa Meist
1 Jahr zuvor

Das ist – jetzt kommt ein ganz anderer Schauplatz – der Grund, warum ich die Ersetzung politischer Treffen durch Videokonferenzen und Skype-Dialoge w#hrend der verordneten Pandemie für eine sehr schädliche, demokratiefeindliche Auswirkung hielt und halte.

Dies auf jeden Fall, wenn sich die Leute vorher nicht gekannt haben. Hier ist es ja so, daß wir uns nicht mal mit dem echten Namen kennen.

Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

„Hier ist es ja so, daß wir uns nicht mal mit dem echten Namen kennen.“

Rudi K ist nicht dein echter Name? Sowas!

Christa Meist
Christa Meist
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Du kannst mich jederzeit googeln. Ich halte mich an traditionelle bürgerliche Sitten. Anonymen aufrechten Gang gibt´s nicht. Außerdem habe ich schon öfter auf eigene Texte verwiesen. http://www.wordpress.randstaendig.de .

jjkoeln
jjkoeln
1 Jahr zuvor

Wieso, Putin löst doch gerade unser Pflegeproblem, oder?

Wir integrieren viele ukrainische Frauen in den (Pflege-)Arbeitsmarkt.
Millionen neue Arbeitskräfte zum Mindestlohn.
Das ist gelebte Solidarität mit den Ukrainerinnen.

Brian
Brian
Reply to  jjkoeln
1 Jahr zuvor

Kleine Korrektur : unterhalb des Mindestlohns.
Und Warmduschen ist auch nicht. Aber auf eigene Kosten abspritzen lassen.

zoppo trumq
zoppo trumq
1 Jahr zuvor

Vater, ich glaube, ich möchte einen Pflegeberuf ergreifen

Nein mein Sohn, werde Päckchenfahrer beim Sub-Sub-Sub-unternehmer von Hermes oder Essenlieferer bei Wolt, Lieferando, Gorillas oder arbeite am besten in einem Callcenter. Blühende Landschaften fairer Arbeitsbedingungen zu bester Entlohnung mit maximalen Karrierechancen sind Dir garantiert und niemend wird Dich quälen.

Da weißt Du morgens schon, dass die erwarteten Ziele und die damit verbundene Minimalentlohung bis zum Ende der Arbeit (nicht Uhrzeit) kaum zu erreichen ist.
200 von 300 Päckchen bis 18 Uhr abgegeben, 50 Stück noch bis 21 Uhr geschafft, die Restlichen 50 auf dem Rückweg in den Shops noch schnell abgebeben, denn die Kunden waren ja ’nicht zu Hause‘.
Oder heute einen schlechte Lügen-Tag gehabt und nur 6 Spendenverträge für das XYZ-Spendenwerk am Telefon zurecht-betrogen und nicht die erwarteten 20.

Und diese Jobs sind so wichtig und selbstverständlich in unser ‚Leben‘ integriert, dass in der Pandemie noch nicht mal jemand vom Balkon für Dich geklatscht hat.
Und im Gegensatz zu nem Kellner bekommst Du seltenst Trinkgeld, denn es ist schon alles bezahlt und Du hast den Hass und Frust Deiner Kunden sicher, denn Päckchen kommen nie richtig an, das Essen zu spät und kalt und Callcenteranrufe sind nervige Hölle die mit Trillerpreiffen beantwortet werden.

Ich denke die Liste der Jobs, wo die Alternative alle halbe Jahr einen Bewerbungsleergang und hier und da eine völlig verantwortungslose und meist sinnbefreite Beschäftigungstherapie mitzumachen, vielleicht besser ist, ist lang. Es gibt viele Fallen, wo andere mit Deinem Leid viel Geld verdienen und man bis aufs Blut für nix und wiedernix ausgesaugt und gequält wird nur um selber zu überleben.

Ob einen nun der Pflege-Sektor aussaugt oder der Päckchensektor ist doch dabei egal?
Und die Stellenanzeigen Headhunter-propaganda mit gut-aussehenden und gut-gelaunten ‚Kollegen‘ sieht auch überall gleich aus.

Ja mein Sohn, werde Model für Stellenanzeigen und nicht für Heidi Klump, denn die saugt Dich auch aus.

Edit: Ich habe die beiden Joboptionen Schweine-in-hälften-zerteiler und Spargelstecher/Erbeerpflücker vergessen.
Hat sich seit dem Coronaausbrüchen eigentlich was im Schlachthaus geändert, da arbeiten jetzt nurnoch Deutsche mit Metzgermeisterlohn ohne Wohncontainer?

Last edited 1 Jahr zuvor by zoppo trumq
Brian
Brian
Reply to  zoppo trumq
1 Jahr zuvor

…und Luke, mein Sohn, wenn wir uns auf die dunkle Seite der Macht begeben und einen
auf Maschmeyer & Co. machen, können wir sogar den schwäbischen Imperator stürzen
und gemeinsam die Galaxis beherrschen !

Daniel D. Dietze
Daniel D. Dietze
Reply to  zoppo trumq
1 Jahr zuvor

Beschissene Jobs gibt’s wie Sand am Meer. 4 oder vielleicht auch 5 davon habe ich in meinem Leben bereits gemacht. Dabei soll es dann auch bleiben. Ich habe dabei viel (unangenehmes) über uns Menschen gelernt. Aber vorallem habe ich es überlebt. Was prekäre Arbeitsbedingungen angeht, piekst die Pflege mit der gruppenbezogenen „Impf“pflicht jedoch deutlich heraus. Im Pfegesektor wird man nämlich nicht nur ausgesaugt, sondern auch vollgepumpt. Schon allein deswegen ist, wie ich finde, im Besonderen davon abzuraten.
Zudem: Schlecht behandelt zu werden, ist das eine. Kontrollierende Tätigkeiten sind darüber hinaus schlecht für den Charakter – so man einen hat.

Iris-Marie
Iris-Marie
1 Jahr zuvor

Selber seit fast 25 Jahren Krankenschwester, würde auch ich meinen Kindern abraten diesen Beruf zu ergreifen!!
Ich und die meisten meiner Kollegen haben diesen Beruf mit Liebe, Engagement und der richtigen Einstellung (Menschen helfen, sie anständig und würdevoll zu versorgen, in Not zu begleiten etc.) begonnen!
Es soll jetzt keine Entschuldigung für das schlechtes Verhalten einiger Pflegekräfte gegenüber den Angehörigen oder der ihnen anvertrauten zu Pflegenden sein – aber die Entwicklung der letzten Jahrzehnte (DRG, Privatisierung der Kliniken und Pflegeheime mit daherkommenden Personalmangel) haben zur Erschöpfung, Ausbeutung und Resignation der Pflegekräfte beigetragen! Jeder von uns kennt die Situation „dem Patienten nicht mehr gerecht zu werden“ – heißt ihn bestmöglich zu versorgen! Man selber hängt sich dann extra rein, macht notfalls Überstunden (gratis!) um die Dokumentation nach der Arbeit zu erledigen damit der Patient irgendwie doch noch in der regulären Zeit versorgt wird!
Über die Jahre sammelt sich dann Frust und Erschöpfung an, und ich merke selber wie die Nerven immer dünner werden, und am Ende der Geduld noch zuviel Arbeitszeit übrig ist! Man muss sich selber am Riemen reißen um immer freundlich zu bleiben. Obwohl einen die Arbeit schon um 7h Morgens erschlägt!!
Und die letzten zwei Jahre (Pandemie) haben die Situation auch nicht verbessert! Es ist noch mehr unerträglich und menschenunwürdig geworden! Vorallem als Ungeimpfter!!
Diese Zeit hat auch dazu beigetragen, das ich meinen Job aufgeben will und werde!! Ich habe keine Lust mehr der Spielball von der Gesellschaft und der Politik zu sein! Diese moralische und ethischen Forderungen von denjenigen, die keine Ahnung vom Job haben! Nach der Pandemie ist vor der (nächsten) Pandemie!
Deswegen musste ich in den letzten Monaten so viel ertragen, wurde von Kollegen gemobbt, beschimpft und beleidigt – ich werde vermutlich demnächst sowieso vom Gesundheitsamt „entsorgt“. Also harre ich der Dinge die kommen und suche Alternativen für die Zukunft. Und empfehle gar niemandem in meinem Umfeld diesen Job zu ergreifen! Ich bin mittlerweile müde, resigniert und desillusioniert und kann es kaum erwarten das es vorbei ist! Viele haben schon aufgehört (auch geimpfte!)!
Das haben Politik aber auch die Gesellschaft in den letzten Jahren geschafft!!!