Gut gepflegt wird nur die Pflegedokumentation

Mitarbeiter der Altenpflege werden ausgebeutet? Richtig – das auch. Sie sind aber nicht nur Opfer, sie sind auch Mittäter und tragen eine Mitschuld an den Missständen im Pflegebereich.

Sie verdienen schlecht – und arbeiten viel. Schlechte Personalschlüssel, die oftmals sogar noch bewusst unterschritten werden, baden sie mit Mehreinsatz aus. In der Altenpflege wird im Grunde Akkord gearbeitet. Wie am Fließband. Nur dass die Stückzahlen nicht irgendwelche Dichtungsringe oder Nieten sind, die man einbauen, einlegen oder anbringen muss: Es sind Menschen. Alte Menschen um genau zu sein. Hilflose Menschen um es noch genauer zu formulieren. Das verhindert aber nicht, dass man sie trotzdem wie Dichtungsringe behandelt – ja behandeln muss, will man sein Pensum verrichten.

Altenpfleger haben keine Lobby, sie werden ausgebeutet und an den Rand ihrer Kräfte gebracht. Sie sind Opfer einer Pflegeindustrie, die kalt auf Profitraten schielt. Und dennoch sind Altenpflegekräfte auch selbst schuld an diesem Dilemma. Dass es in der Altenpflege so miserabel läuft, hat durchaus mit dem Personal selbst zu tun.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Mordred
Mordred
3 Jahre zuvor

Beruflich habe/hatte ich viel mit Qualitätsmangement zu tun. Was soll ich sagen – den Doku-Fake gibt es mittlerweile überall. Daran verdienen sich Berater und Prüfer in jedweder Branche eine goldene Nase. Paradebeispiel für das Stichwort Bullshit-Jobs.
Wobei das in der Pflegebranche wohl noch extremer als im Durchschnitt ist. Bspw. findet da wohl noch sehr viel in Papierform statt. Das macht den Arbeitsaufwand und den Fake durch wesentlich aufwändigere Prüfungsmodalitäten exorbitant.

Marla
Marla
Reply to  Mordred
3 Jahre zuvor

Schuld ist nicht Papier, sondern die Fitzelarbeit!
Egal wo und wie ‚dokumentiert‘ wird, es findet eine Selbstmanipulation statt! Es ist was anderes, ob ich Oma Händchen halte und ihr zuhöre , wenn sie vom Enkelchen erzählt und ich muss schreiben: 10 Minuten Geschichte angehört (gilt seit Jahrzehnten als unwert (!))….. Oder ob es ’so‘ geht! Die Selbstdokumentation ist eine geile Form der Uberwachung und der ‚Züchtigung‘!

Rudi
Rudi
3 Jahre zuvor

In vielen Berufen, die schlecht bezahlt und manchmal als systemrelevant bezeichnet werden, werden die Lohnabhängigen zusätzlich ausgebeutet. Die Pflegerinnen tragen Arbeiten in ihre Dokumentation ein (s. oben), die sie aus Zeitgründen nicht ausführen können. In Minijobs werden feste Monatslöhne vereinbart, die Stundenzahl jedoch überzogen, um den Mindestlohn zu umgehen. Die Reinigungskräfte werden nach Quadratmetern bezahlt, deren Zahl oft zu hoch ist, so dass länger gearbeitet werden muss. Man kann Pausenzeiten nicht einräumen und vieles mehr, um gesetzliche Vorgaben zum Nachteil der Arbeitnehmer zu umgehen. Kontrolliert wird kaum, denn das Jahrzehnte lange Werben für den „schlanken Staat“ hat seine Wirkung nicht verfehlt und den Personalabbau vorangetrieben, so dass heute die Leute fehlen, die kontrollieren müssten, dass Gesetze eingehalten werden.

Wer meint, dafür seien vornehmlich die Konservativen verantwortlich, irrt. Die Ampelkoalition in RLP hat im aktuellen Koalitionsvertrag, der im März 2021 ausläuft, vereinbart, weitere 2.000 Stellen von Landesbediensteten zu streichen.

Last edited 3 Jahre zuvor by Rudi
Marla
Marla
Reply to  Rudi
3 Jahre zuvor

#socialdistancing hat doch noch was anderes überdeutlich werden lassen!
Lebewesen leben in Delegatiosgesellschaften! Ab und mit Corona zeigte sich: die die Geld kriegen, um zu kontrollieren versteckten sich in #socialdistancing……

Zynisch könnte man sagen: die an der Front wurden nicht gesichert und nicht unterstützt und jene in ihren klimatisierten Büros, bzw homeoffice erfuhren höchsten Schutz!
Ergebnis: am schützenswertesten in unserer Gesellschaft sind Politiker und Bürohengste! (Weswegen diese ja auch VOLLEN Lohnausgleich bekamen, trotz reduzierter bzw gar nicht geleisteter Arbeit!)

franz
franz
Reply to  Rudi
3 Jahre zuvor

Ja zur Landesregierung!! Schlanker Staat, grundsätzlich gerne!

der-5-minuten-blog.de
der-5-minuten-blog.de
3 Jahre zuvor

Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare!
(von, ich glaube, Heinz Erhard)

Die Zunahme an Verwaltungsarbeit, lässt sich aber auch so unheimlich schwer in den Griff bekommen. Wir haben auf der Arbeit ein 10-jahre altes Diensthandy (monochromes Display, ca. 6 cm2 groß) Damit das bloß keiner klaut, werden seit 10 Jahren 3 Übergabe-Protokolle pro Tag ausgefüllt. Hat inzwischen so ungefähr 10.000 Blatt Papier gekostet. Aber auch egal.

Am Parkinsonchen Gesetz führt einfach kein Weg vorbei!

Last edited 3 Jahre zuvor by der-5-minuten-blog.de
Frust
Frust
3 Jahre zuvor

Hat denn jemand eine Idee wie man als Angehöriger prüfen kann ob die Dokumentation richtig ist?
Ist z.b. ein Elternteil in einem Pflegeheim was könnte man tun? Man kann ja nicht 24 Std daneben stehen und gucken ob auch alles so gemacht wird wie es dokumentiert wird (und wenn man sich das 24 Std angucken würde, würde natürlich alles während dieser Zeit nach Vorschrift gemacht).

Mordred
Mordred
Reply to  Frust
3 Jahre zuvor

Das Grundprinzip aller Überprüfungen überall ist, dass man sich alles real zeigen lässt und des weiteren logische/sachliche Inkonsistenzen prüft. Hauen die Angaben bspw. zeitlich hin? Fiktiv zur Veranschaulichung: Kann der Pflegedienst einen Bewohner nach den Regeln der Kunst gewaschen und eingekleidet haben, wenn er pro Bewohner nur einen Pfleger mit 5 Minuten Zeit hat etc.

Frust
Frust
Reply to  Mordred
3 Jahre zuvor

Inwieweit muss dem Angehörigen Einblick gegeben werden?
Beispiel: die Aufzeichnungen für Patienten x zeigen das für das Waschen durch Pfleger y 25 Minuten gebraucht wurden. Jetzt müsste ich ja nachschauen können, ob Pfleger y nicht vielleicht an dem Tag soviele andere Arbeiten bei anderen Patienten eingetragen hat, so dass die 25 Minuten nicht stimmen können.

Mordred
Mordred
Reply to  Frust
3 Jahre zuvor

Inwieweit muss dem Angehörigen Einblick gegeben werden?

Das weiß ich leider nicht.
Dein Beispiel ist vollkommen richtig.

Marla
Marla
Reply to  Mordred
3 Jahre zuvor

Das Grundprinzip aller tatsächlichen Überprüfungen ist eine Fiktion!
Man sagt vorab: was, wo, wann in welchem Umfang getan werden sollen, können, müssen und dann über prüft man! Damit schafft man die Willkür und die Überwachung!

Wenn die Überprüfer vorab die Vorgänge selber durchspielen würden und dann ein Durchschnitts’Konzept‘ entwickeln würden, ja dann…. Aber so läuft das nie!

Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente
Reply to  Frust
3 Jahre zuvor

Rieger empfiehlt oft da zu sein. Zu prüfen. Zu reklamieren. Heimelig hätten Angst vor Kalamitäten, die durch Meldungen entstehen. Inwieweit Angehörige Akteneinsicht haben dürfen, schreibt er – glaube ich – nicht. Auf alle Fälle sollte man immer nachfragen, ob die oder jene Leistung auch bei der Kasse abgerechnet wird, wenn man weiß, dass sie nicht erbracht wurde.

Frust
Frust
Reply to  Roberto J. De Lapuente
3 Jahre zuvor

Ich hoffe das ich nie davon betroffen sein werde. Aber da die Wahrscheinlichkeit besteht bin ich gerne vorbereitet.
Und dabei helfen solche Artikel und die anschließende Diskussion.
Danke

Marla
Marla
Reply to  Frust
3 Jahre zuvor

Die soziale Kontrolle der Besuchenden ist nicht zu unterschätzen! Weswegen man ja am liebsten gern ‚unter sich‘ kontrolliert!
Gleichzeitig wird den Besuchenden ja quasi ein Stockholm syndrom abverlangt: man sieht Ärzte/Pfleger nur noch im Schweinsgalopp also denkt man: ‚die kann ich jetzt nicht auch noch behelligen‘!
Übrigens sieht man in all diesen Bereichen nie die Anzugträger, die man eigentlich behelligen müsste!

Frust
Frust
Reply to  Marla
3 Jahre zuvor

Das kann ich mir so auch vorstellen, dass man das Personal nicht behelligen möchte da es sich ja eigentlich um die Patienten kümmern sollte.
Ich denke auch das man hartnäckig sein sollte und sich an die Anzugträger wenden muß (auch wenn man weiß das das dann nachher trotzdem auf die Pfleger zurückfällt).
Aber nur so kann man dieses System gaaanz langsam korrigieren.

Ceryk
Ceryk
Reply to  Frust
3 Jahre zuvor

Aber nur so kann man dieses System gaaanz langsam korrigieren.

Nein, nicht wirklich.
Das Beste, was man damit hoffen kann zu erreichen, wenn man penetrant genug ist, ist evtl die Bedingungen fuer die eigene Verwandtschaft dort zu verbessern, weil das Personal nicht staendig von den Anzugtraegern eins aufs Haupt bekommen moechte (- kann genausogut aber auch nach hinten losgehen…).
Der Versuch, damit das System auch nur ein winziges bisschen aendern zu wollen, ist dem Kampf gegen Windmuehlen gleich von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Zur Aenderung des Systems ist naemlich ein Bruch mit der jetzigen Maxime, dass Pflege wirtschaftlich zu sein hat, noetig.
Dies ist aber eben nicht ueber den einzelnen Buerger zu bewerkstelligen, sondern nur im gesammtgesellschaftlichen Konsens ueber die Politik.

Marla
Marla
Reply to  Frust
3 Jahre zuvor

Aus eigenen Erfahrungen weiß ich aber auch: du hast es mit Abhängigen zu tun!
Der Kranke, die Betreute, der Bettlägerige braucht die Betreuer!!!! Und du als Angehöriger auch!

Im Gegensatz z.B. wenn du Schaffner zusammenstauchst….endet ‚eure‘ Fahrt….
Hier hast du den Konflikt: du machst 1 Stunde Aufstand, gehst und der Abhängige ist 23 Stunden mit dem Systemträgern allein!

In unserer Fassadendemokratie hat man deswegen ja auch externe (angeblich unabhängig!!) Begutachter, und eigentlich auch Beschwerdestellen eingerichtet!
Die Idee ist gut, super und Ur-Sozialdemokratisch, nur…..

Guckst du Corona: da haben sich diese Angsthasen zuerst ins #homeoffice verkrochen! (Und da die kritischen LinksLiberalen da auch bibberten wurde es nicht bemerkt! )

Die spontanen, unangekündigten und neutralen Überprüfungen sind das a und o!!!

Diese haben unter Corona nicht die Altenheime geprüft, nicht die Schweinebetriebe, nicht die Kinderheime etcpp!) (Bei S21- Baustelle kam raus: die Prüfer sitzen im fernen Freiburg und wagten sich wegen Corona nicht auf die Autobahn gen Stuttgart…. ergo dramatische CoronaHotspots!) (auch in Schweden/Italien und co wurde deutlich: die Kontrolleure versagten!)

Ich denke, da ist die Angriffsfläche!!! Denn die Privatisierung der Systemkritik unter geschwächten Bedingungen ist brutal!!
Diese institutionelle ‚Mittelschicht‘ ist extreme Obrigkeitshörig!
Ergo: wenn die von oben Druck bekommen, dann geht da was….

Klugscheißer
Klugscheißer
3 Jahre zuvor

Psst. Du meinst Niete. Das ist die Mehrzahl von Niet.
Nieten sind z.B. Lose ohne Gewinn, die Mehrzahl von Niete.

Aber dein Artikel ist gut!

Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente
Reply to  Klugscheißer
3 Jahre zuvor

Du hast natürlich recht. Ich bin manchmal echt ne Niete.

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Klugscheißer
3 Jahre zuvor

@Klugscheißer:
Als ich noch kein Schweissgerät hatte habe ich auch oft Bleche am Auto mit „Nieten“ verbubden…und die halten heute noch! Eigentlich eine Beleidigung für eine technisch gutfunktionierende Lösung, das gleiche Wort für unsere Totalversager zu verwenden!!!

Marla
Marla
3 Jahre zuvor

Du hast Recht @Roberto….. und (trotzdem?) ist mir deine Sicht zu einseitig!
rechts der Null und links der Null….

Seit Jahrzehnten erleben wir eine Überregulierung des ‚weiblichen Systems‘, da wo vornehmlich gemenschelt wird!
Da wird gewogen, gemessen, reguliert, überwacht, sanktioniert, gepresst, erpresst wo und wie nur geht! Vorgeblichs Ziel: bessere Dokumentation ergibt bessere Handlungsoptionen…. ist gelogen, dass sich die Balken biegen….
Und genauso gilt hier: je mehr dokumentiert wird, desto weniger Geld wird kassiert (ein Paradoxon an sich!)
Gleichzeitig sehen wir, dass der Södersche Zugang/Zeitgeist überall sichtbar ist: so wenig wie möglich dokumentieren (am besten noch löschen) um ‚frei nach Schnauze handeln‘ zu können und trotzdem Milliarden einstreichen!

2. da wo Menschen mit Lebewesen umgehen sind sie erpressbar! (Stellen wir uns vor: bei #socialdistancing hätte sich jeder in seine LoftWabe verkrochen! Einzeln! (‚Kinder, Kranke, Alte, Behinderte … was juckt mich das?) ein Fließband, einen LKW Truck, ein Flugzeug still stehen lassen, um zu streiken …geht….. Menschen in ihrer Lache liegen lassen?

3. immer wieder: hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau, hinter starken Frauen niemand!
Ja, wenn das männliche System nicht nur klatschend aufm Balkon gestanden hätte, sondern tatkräftig ‚ihre‘ Frauen verteidigt hätten…. Und/oder wenn Frauen wüssten: wenn ich rebellieren steht ‚mein Mann‘ hinter mir…. dann…..

4. wie kommt es, dass in der ScheinGesellschaft, dem überregulierten Teil der Gesellschaft, vornehmlich Frauen Täterinnen werden, während in der ’scheinlosen‘, der deregulierten, Gesellschaft vornehmlich Männer Täter sind?

5. die Frauenbewegung der 60/70/80er hat sich immer gegen das männliche Narrative ‚Frauen: Huren oder Heilige‘ gewehrt….. Mein Ziel war immer: genauso mies und blöd sein dürfen wie Männer, aber NICHT MÜSSEN! Und ich hoffte, dass Männer Ähnliches anstrebten……
Leider scheint ‚mies und blöd sein müssen‘ das gemeinsame Narrative ergeben zu haben!

6. ob Altenpflege, Krankenpflege, Kindergärten, Schulen….. Wir dokumentieren uns zu Tode! Und wie so schön sagt: gut für Schein-Jober (die übrigens weniger Ihre Tun dokumentieren müssen!)

7. man sollte auch bedenken: gerade hier wurde ein zynisches Spiel getrieben: einerseits gelten diese Jobs als nicht so wichtig (unter Wert!), gleichzeitig wird wo nur geht ‚gespart‘ und massiv mit Billigjobber und Umsonstjobber aufgefüllt…. mit dem Effekt, dass der KonkurrenzDruck und das ‚alles richtig gemacht haben zu wollen‘ gigantisch ist!
Sang Koczian das Lied noch “das bisschen Haushalt“ geht von ganz allein, sagt mein Mann’… Was damals deutlich die Situation aller ‚typisch weiblichen Tätigkeiten‘ darstellte, so hat sich daran erschreckend wenig geändert…. trotz oder wegen MännerVäterbewegung, trotz oder wegen Corona!

Brian
Brian
3 Jahre zuvor

Ich teile die Meinung von Herrn Rieger nur bedingt. Natürlich wäre es wichtig, wenn die
Pflegekräfte mehr für ihre Rechte einstehen würden (dies gilt im Übrigen für viele Berufsgruppen). Aber ganz so einfach ist es ja nicht. Ich habe als ehemaliger Physiotherapeut mal in einer Praxis gearbeitet, deren Räumlichkeiten in das Gebäude eines Altenheims integriert waren und hatte dementsprechend nicht nur die Bewohner des Hauses, sondern auch viele Pflegekräfte in Behandlung. Und diese waren ausnahmslos immer extrem verspannt, viele nahe am Burnout. Trotzdem meinten viele,
daß ihr Beruf ein sehr schöner sei, nur die Umstände (Druck,etc.) machten sie kaputt.
Und dann sollen sie noch die Kraft finden, sich dagegen aufzulehnen. Im Sinne eines :
„Ihr seid ja selbst schuld, wenn’s euch scheiße geht !“. Und überhaupt, dieses ewige
Dokumentieren (als ehem. Physiotherapeut kann ich davon ein Liedchen singen…).
Bis zu einem gewissen Grad kann ich das ja noch nachvollziehen. Aber in unserer jetzigen Zeit wird es v.a. zur Kontrolle genutzt, um dann ggf. wieder etwas kritisieren zu
können.Mich macht es einfach nur noch wütend, wie sehr die Technokraten mit ihrem
offensichtlich grenzdebilen Weltbild die Oberhand behalten und diese Welt (und die
darin enthaltenen Gesellschaften) immer entfremdeter, entseelter, mitgefühlloser und entmenschlichender werden lassen.

Brian
Brian
3 Jahre zuvor

Ganz abgesehen davon, daß es ja meist ein längerer Prozess ist, bis man sich einer Sache (einer Ungerechtigkeit oder sonstiges) bewusst wird und man dann auch noch ins Handeln kommt.

niki
niki
3 Jahre zuvor

Wenn es in der Altenpflege genauso ab geht wie in der Krankenpflege…
Bspw. im Krankenhausbericht für den Hausarzt bezüglich des letzten Aufenthalt von meiner Lebensgefährtin dort, standen Dinge drin die gemacht worden sein sollen, die niemals auch nur ansatzweise durchgeführt worden sind. Ich musste gar persönlich sehr nachdrücklich nachhaken, dass dann überhaupt was gemacht wurde!

Soviel dazu!

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  niki
3 Jahre zuvor

Es wäre u.U. sinnvoll, wenn Patienten ein Behandlungs-Protokoll unterschreiben müßten, als Basis für die Abrechnung mit der Krankenkasse.

Wir müssen mit unseren Beiträgen Maßnahmen finanzieren, die nie erbracht wurden.Das ist Betrug an uns.

niki
niki
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Natürlich ist das Betrug!
Und wenn man sich dabei noch überlegt, dass eine komplette Fehldiagnose dabei herauskam. Eine kurze Untersuchung beim Facharzt nach dem Krankenhausaufenthalt, weil letztere aufgrund geschilderter Situation freilich keine Besserung der Problematik ergab, war diesbezüglich sehr aufschlussreich…

Pen
Pen
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

@Rob

Die Unterschrift des Patienten oder der Angehörigen wäre gut. Unverständlich, daß da noch keiner drauf gekommen ist.

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
Rudi
Rudi
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

Bei den Privatversicherten geht die Rechnung mit den ärztlichen Leistungen an diese selbst. Sie können die einzelnen Positionen immer nachprüfen. Nur: Wenn die Krankenkasse sowieso das Geld an den Privatversicherten zurückzahlt, weshalb sollte er sich dann beim rechnungsstellenden Arzt über Positionen beschweren, die nicht erbracht wurden?

So wäre das auch mit der Kontrollunterschrift bei den gesetzlich Versicherten. Die wenigsten würden intervenieren, da die KK sowieso zahlt.

Pen
Pen
Reply to  Rudi
3 Jahre zuvor

@Rudi

Wenn das so ist, kann das den Privatversicherten natürlich egal sein. Wer macht sich da schon die Mühe, das anzufechten. Aber was für eine Verschwendung!

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

@Pen

ein den Privatversicherten kann das eben ncht egal sein.

Wer in jungen Jahren keine Leistungen beansprucht, bekommt einen Teil seiner Versicherungsprämien rückerstattet.
In älteren Jahrn steigenaber die Prämien aber massiv an, weil ältere Personen nunmal öfter an Krankheiten leiden.

Es liegt also im Interesse der PKV-Versicherten, möglichst wenige Leistungen in Anspruch zu nehmen, weil der Weg zurück in die GKV sehr schwer ist.

Rudi
Rudi
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

Das ist richtig. Sie kennen wenigstens die Höhe der Rechnung, die ein Arzt stellt. Gesetzlich Versicherte haben, da sie nie eine Rechnung sehen, eher keine Ahnung wie das Honorarsystem funktioniert. Für Privatversicherte kann der Arzt in der Regel das 2,3-fache abrechnen, manchmal auch das 3,5-fache, wenn es sich um – angeblich – besonders schwierige Arbeiten handelt. Auch wenn er diese selbst nicht ausführt, sondern von der medizinischen Fachangestellten, früher Arzthelferin oder Sprechstundenhilfe genannt, ausüben lässt, so z.B. die „professionelle Zahnreinigung“ beim Zahnarzt.

Wenn der Arzt die Tür reinkommt und dich „berät“ rechnet er 4,66 € ab, bei Privatpatienten 10,72 €. Spricht er mindestens 10 Minuten bekommt er 8,74 €, bei Privatpatienten 20,10 €.

Siehe Gebührenordnung für Ärzte ab Seite 6

Für Patienten ist es nicht einfach, bei 40 engbedruckten Seiten sich da durchzukämpfen, um das System zu verstehen und dann auch noch zu beschweren, dass zu viel abgerechnet worden sei.

Last edited 3 Jahre zuvor by Rudi
Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Rudi
3 Jahre zuvor

@Rudi

Für Patienten ist es nicht einfach, bei 40 engbedruckten Seiten sich da durchzukämpfen, um das System zu verstehen und dann auch noch zu beschweren, dass zu viel abgerechnet worden sei.

Ließe sich das nicht verbessern, wenn die Kassen einen übersichtlichen, für den Patienten verständlichen Behandlungsbericht forderten oder wenn es dort einen Patientenservice gäbe, der diesen dem Mitglied vertändlich erklärt?

Last edited 3 Jahre zuvor by Robbespiere
Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

@Pen

Darauf gekommen sind schon Einige, aber wenn das geheiligte „BIP-Wachstum“ wichtiger ist als ein effektives Gesundheitssystem und die Patienten eh über ihre Kassenbeiträge alles blechen müssen, wird die Politik doch nicht die Einnahmen von Paharmeunternehmen, Ärzten oder Kliniken schmälern.

das Kassensystem will man ja auch nicht reformieren. Eine für Alle würde ja völlig reichen.

Pen
Pen
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

„Eine für Alle würde ja völlig reichen.“

Vielleicht kommt das irgendwann. Nach der Revolution…

Billy
Billy
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

„Vielleicht kommt das irgendwann. Nach der Revolution…“

Die wird für dich und deine Spielkameraden böse enden. Dann werden so faschistoide Kameraden wie horst das Zepter in der Hand halten, der hier noch Beifall für sein unsäglichen Dreck bekommt. Und dann wird es für euch lustig, das Netz vergisst nichts.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

@Pen

Eine für Alle passt nicht zum Neoliberalismus.
Wer sichals was Besonderes empfindet, möchte auch besonders behandelt werden.
Eine Revolution wird es erst geben, wenn die wenn die hochnäsige Mittelschicht merkt, dass sie auch nur Melkkuh für die Reichen ist und ihren Status verliert.

Cororona könnte dafür allerdings die Initialzündung sein.

franz
franz
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Nicht nur Reiche in der PKV

franz
franz
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Es sind nicht nur die bösen Reichen in der PKV, sondern auch viele Aktenmausi

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  franz
3 Jahre zuvor

@Agent 00, Experte für geistigen Dünnpfiff

….und bei den Neulandrebellen sind nicht nur Primaten, die ständig ihren Nick ändern, aber immer wieder durch das gleiche, geistlose Geschwätz auffallen.
Nimm dir noch eine Banane und lies weiter deine Landser-Heftchen.

Franz
Franz
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Wieso nennt der kleine Mann nicht ein Land, welches nach seiner Art regiert wurde weil der Vordenker ohne Studienabschluss es nicht kann, so einfach
Nie wurde ein Land von Links wirklich gut regiert, sehr peinlich
Ihr Grundschüler könnt die Reichen hassen, ein Gemeinwesen führen aber natürlich nicht!!

Marla
Marla
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

Doch, darauf kam man schon…. doch dann erklärte kompliziertStaat: das müssten objektive Kräfte übernehmen! (Ich und viele waren sauer, weil die Externen doch gar nicht dabei seien…. aber: das blöde Fußvolk sei überfordert deswegen die externen Kontrollen! (Die natürlich ausschließlich nach Plausibilität ablaufen…. Mehr haben Kontrolleties ja nicht!)

Marla
Marla
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Mehr DDR wagen! Ich will weg von Einzelleistungsberechnungen! Warum kriegen Ärzte nicht ein Gehalt und Krankenhäuser sind wieder staatlich?

Der Betrug ist doch Teil des kapitalistischen Systems und der Kontroll- und damit Uberwachungsapparat auch (schafft Arbeitsplätze 🙁
(Guckt noch mal wie bei den Intensivierten wegen Corona getrickst wird!)

Der ’neue Mensch‘ macht Dinge kompliziert und dann als Lösung noch komplizierter und dann mit Berater nochmals komplizierter und mit Reform versteht dann niemand mehr wies geht!
Ich behaupte auch, dass insgesamt gerechnet: das Komplizierte teurer ist als das einfache! (Nur beim Komplizierten können einfach zuviele Menschen Dinge abzweigen!)

Ich will da Dinge einfach wo es einfach sein sollte und könnte und da wo Natur kompliziert ist, da sehen wir dann was geht!

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Marla
3 Jahre zuvor

@Marla

Mehr DDR wagen! Ich will weg von Einzelleistungsberechnungen!

Haben wir die nicht durch die Fallpauschalen?

Der Aufwand für die Ärzte scheint aber recht hoch zu sein und bindet Personal, welches bei der Versorgung der Patienten fehlt.

Ein Schlüssel liegt m.E.n. bei den Pharmakosten.
Die Dänen z.B. kommen mit halb so viel Medikamenten aus als wir und sind auch nicht kränker.

Dass Unternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungskosten plus Gewinn realisieren wollen, ist verständlich, aber dass sie bei der Preisfestsetung uber eine lange Dauer so freie Hand haben, treibt die Kosten in die Höhe.
Wenn dann im Anschluss die Inhaltsstoffe für ein erfolgreiches Medikament geringfügig verändert werden, kann diese Phase beliebig verlängert werden, obwohl die Entwicklungskosten sich längst amortisiert haben.
Hier müßte m.M.n. der unabhängige, wissenschaftliche Nachweis erfolgen, dass die Veränderung der Rezeptur tatsächlich eine signifikante Verbesserung der Medikamentenwirkung mit sich bringt.

Ansonsten müßte das Medikament für Hersteller von Generika freigegeben werden.

Thomas
Thomas
3 Jahre zuvor

Das kenne ich aus dem Lebensmitteleinzelhandel auch. Wir haben mittlerweile haufenweise Kontrolllisten, die ohnehin kaum noch jemand schafft, z.B. Temperaturkontrollen. Da werden dann nachträglich schnell irgendwelche Fantasiezahlen eingetragen, die nie gemessen wurden.
Ich habe aufgehört mich darüber aufzuregen, sonst heißt es nur:
„Warum schaffen sie ihre Arbeit nicht? Andere schaffen es doch auch!“

Das setzt sich Ebene für Ebene nach oben fort und lässt sich gut daran veranschaulichen, wenn mal wieder die hohen Herren aus der oberen Führungsebene unterwegs sind. Das passiert regelmäßig, am liebsten kurz vor wichtigen Feiertagen. Dann fährt unser Regionsleiter mit seinen Verkaufsleitern und dem jeweiligen Bezirksleiter von Markt zu Markt und guckt ob alle gut aussieht. Das wird vorher angekündigt und so kann sich dann jeder darauf vorbereiten und es heißt mal wieder Überstunden schieben, damit alles tiptop ist.

Wäre toll, wenn die sich mal ein realistisches Bild machen könnten. Aber dann kriegt der Marktleiter ärger, weil sein Markt scheiße aussieht, dann kriegt der Bezirksleiter ärger, weil er seinen Bezirk nicht unter Kontrolle hat und dann kriegt der Verkaufsleiter ärger, weil in seinem Verkaufsgebiet die Zahlen nicht stimmen.
Ich glaube einen realistischen Eindruck wollen die sich gar nicht machen, die wollen nur sehen, das alles in Ordnung ist, sonst müsste ja mehr Personal eingestellt werden.