Land der Starköche, Land der Sparfüchse

Wenn Julia Klöckner nicht so unglaublich miserable Politik machen würde, käme das, was sie über die Zahlungsbereitschaft der Deutschen in puncto Lebensmittel gesagt hat, vielleicht besser an. Den ganz falsch liegt sie damit ja nicht.

Ja, ja, ja, ich weiß schon was gleich kommt. Jemandem wie Julia Klöckner, der Unfähigkeit in Weinköniginnenperson, die der Lebensmittelindustrie alles durchgehen lässt und sie zur Selbstverpflichtung verpflichtet (und damit also zu gar nichts), kann man nicht recht geben. Auch dann nicht, wenn sie vielleicht doch mal was sagt, was nicht ganz falsch ist. Der beste Weg wäre es, in den Chor der Empörten einzustimmen. Der hatte freilich wieder Chorprobe, nachdem sie kundtat, dass die Menschen in Deutschland zu wenig für Lebensmittel ausgäben.

Sie hat ja leicht reden. Kann ja nicht jeder bei Grace am Kurfürstendamm essen. In diesem Nobelschuppen lief sie mir vor vier Jahren über den Weg. Jedenfalls glaube ich bis heute, dass sie es war. Wir hatten ein Abendessen in dem Laden gewonnen. Anders hätte es unser Budget weit überstiegen. Das Essen war vorzüglich – wenn auch weit überteuert. Die Klientel dort war zum Kotzen. Die Kellnerinnen leisteten fachliche Arbeit, aber sie wurden von den Feinkostjunkies arrogant behandelt – anderes Thema. Klar ist also, dass nicht jeder Hartz-IV-Empfänger einfach mal tiefer in die Tasche greifen kann. Aber es sind ja gerade nicht die ganz Armen, die Pfennigfuchser spielen.

Deutsche Tradition günstiger Verköstigung: Freibank, Discounter, Abendbrot

Man muss nur schauen, wer da bei Aldi und Lidl einkauft. Das kommt die Mittelschicht in ihrer Mittagspause angestürmt – und zu guten Teilen auch die gut verdienende, die obere Mittelschicht. Leute also, die sich auch bessere Lebensmittel leisten könnten. Sie greifen aber auf Discounterware zurück. Günstige Speisen haben in Deutschland Tradition.

An anderer Stelle äußerte ich mich mal dazu. Mein spanischer Vater wunderte sich zeit seines Lebens darüber, wie die Deutschen viel Geld in Außenfassaden ihrer Häuschen oder neue Autos steckten, sich abends, nach einem schweren Tag auf Arbeit, allerdings nur ein kaltes Abendbrot gönnten. Ein »Onkel« der deutschen Familienseite lobte Gasthäuser wegen ihrer tellerfüllenden Sättigungsbeilagen und die güstigen Preise – über die Qualität des Essens hat er sich jedoch nie geäußert. Mein deutscher Großvater, nicht schlecht verdienender Arbeiter in der Auto-Union, den heutigen Audi-Werken, kaufte Fleisch nur bei der Freibank. Da konnte er einige Mark sparen. So waren sie gestrickt.

Mein Vater war Gastarbeiter, er kam aus dem an sich armen Spanien der Franco-Ära. Aber gutes, warmes Essen: Das vermisste dort keiner. Deshalb ja dieser Kulturschock, der ihn ereilte. Natürlich hatte das auch was mit dem mütterlichen Teil seiner Familie zu tun, die Árgotes waren berühmt für ihren Hunger – als sich dieser Familienzweig mal zu einer letzten Wiedervereinigung in einem Restaurant traf, haben sie den Laden leergefressen. Da weiß ich wenigstens, woher ich es habe. Kein Wunder, sie stammten ja aus dem spanischen Baskenland – und baskische Küche, man munkelt ja, die hochgelobte französische Küche blickt neidvoll in deren Töpfe. Wer einmal die Raffinesse von Bacalao al Pil Pil genossen hat, weiß was Kochkunst bedeutet. Dort lässt man sich Essen was kosten – auch wenn man weniger hat. Ja, es ist gewissermaßen das Wichtigste im Leben. Lieber spart man am Haus oder am Auto. Sie sind Lebensmittel – und Lebensmittelpunkt.

Hierzulande hangelte man sich teilweise mit Graubrot und blassen Aufschnitt durch die Woche. Sicher gesünder als das, was wir aus dem Land meines Vaters kannten. Aber halt auch langweilig. Diese spartanische Speisemoral hat sich bis heute gehalten. Nur kauft man das Brot nicht mehr beim Bäcker und die Wurst nicht mehr beim Metzger. Man geht dorthin, wo es preiswert zu haben ist. Und es kümmert auch nur wenige, warum diese Sachen so kostengünstig sind. Für alle die rätseln: Es könnte was mit der Qualität zu tun haben.

Nicht zu viel Geld in die leibliche Versorgung zu stecken: Das ist in deutschen Landen quasi Tradition. Sicherlich hat es was mit den Weltkriegen zu tun – und ganz sicher auch mit dem kollektiven Schock des Dreißigjährigen Krieges, als man in diesen Breitengraden auch Hunde oder tote Menschen verspeiste. Man hatte nichts, musste es sparsam halten, wenn es doch mal was gab außer ein frommes Gebet.

Wertigkeit der Lebensmittel: Fast nirgends so günstig wie im reichen Deutschland

Die Sparsamkeit hat sich erhalten. Und die Versorgungsbetriebe reagieren darauf – Discounterpreise bestimmen den Lebensmittelmarkt. Wenn ich im Ausland in einen Supermarkt gehe, ereilt mich ein ähnlicher Schock wie meinen Vater seinerzeit. Kulinarisches vom Tier ist zum Beispiel in Belgien sehr teuer. 150 Gramm Schinken, abgepackt und mit der Abpackware vergleichbar, die wir hier so kennen, kosteten dort 3,33 Euro. In Spanien sieht es nicht anders aus, speziell Fleisch ist dort teurer als in Deutschland. Selbst Chorizo oder Jamón Serrano bekommt man in Deutschland günstiger als im Ursprungsland.

Ich staunte nicht schlecht, als ich einen bulgarischen Supermarkt betrat. Dort herrschen Preise wie hier – und das bei einem viel niedrigeren Durchschnittseinkommen. Auf Sizilien dasselbe: Fleisch ist da nicht für Discounterpreise zu haben. Nicht mal im Discounter. Meine Einschätzung ist natürlich nur subjektiv: Aber überall sah die Ware besser aus, als das Zeug, das man uns so unterbreitet. Ich bilde mir ein, das liegt an der Kundschaft. In Spanien oder Italien würden sie einem den Ramsch von hier um die Ohren schlagen.

Natürlich sind die Deutschen Billigheimer. In vielen Dingen, günstig ist schließlich schwarze Null und Geiz ist ohnehin seit Jahrzehnten das geilste Lebensgefühl im Lande. Aber nirgends spürt man das so sehr, wie beim Thema Lebensmittel

Die Wertigkeit spielt dabei nur eine zweitrangige Rolle. Und das eben nicht nur beim Sozialhilfeempfänger, bei dem man es verstehen kann und muss. Sondern in jeder Gesellschaftsschicht. Auch bei denen, die sich was Besseres leisten könnten. Und das ist erstaunlich, denn ich kann mir kaum ein Land denken, in dem Köche so in den Unterhaltungsbetrieb eingebunden werden, wie es in Deutschland seit einigen Jahren der Fall ist. Dort predigen sie Nachhaltigkeit, Qualität und Respekt vor dem Produkt.

Zugegeben, manche dieser Zunft kochen abgehoben und für normale Leute wie dich und mich viel zu Chichi. Aber man kann mit einfachen Zutaten Gutes zubereiten: Das zeigen diese Köche auch hin und wieder. Nur die Qualität muss stimmen. Und die kostet nun mal was. Man muss sie sich leisten können, schon klar. Aber man muss sie sich auch leisten wollen. Und da hapert es. Der Erfolg der Discountkultur legt davon Zeugnis ab. In dieser einen Sache hatte Klöckner recht. Im Übrigen bin ich aber der Meinung, dass Klöckner entlassen werden muss.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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ChrissieR
ChrissieR
4 Jahre zuvor

Morsche, lieber Roberto!

Ich lass mal die Weinkönigin aussen vor, da wäre jeder Kommentar überflüssige Vergeudung von Zeit und Tipperei…

Was die Preise betrifft, sehe ich das in meinem Teilzeit-Heimatland Frankreich auch so: Voele Franzosen kaufen dort auch bei Aldi und Lidl…aber Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse ist dort teurer als hier. Die Auswahl ist grösser, die Qualität schaut auch recht gut aus.
Leider bewirken die Discounter aber auch in Frankreich das Aussterben kleiner Bäckereien, Metzger und Fischläden in kleineren Städtchen oder Gemeinden!
Ich habe aber in Frankreich gelernt, lieber bessere teure Ware vom Metzger/Bauern/Winzer zu kaufen und davon kleinere Mengen zu verspeisen. Langsam beim Gespräch in mehreren Gängen…macht das satt ohne vollzustopfen!
In manchen deutschen Gasthäusern gibt es ja Klodeckelgrosse panierte Schnitzel mit Bergen von Pommes….nee…da fühl ich mich beim Zuschauen schon ausbetoniert!

Und….meine Hausfassade hat recht viel Patina und ein neues Auto würde ich mir niemals kaufen, selbst wenn ich das Geld dafür geschenkt bekäme!

Lieber gescheites Wildfleisch vom Jäger kaufen, nen guten Rotwein dazu…
Na ja…grad denk ich spontan:

Der Deutsche hat auch die passende „Discounter-Politik“!

Billiges Gelaber von der Reste-Rampe…

Alloah

Christine

Gaby
Gaby
Reply to  ChrissieR
4 Jahre zuvor

Lieber gescheites Wildfleisch vom Jäger kaufen, nen guten Rotwein dazu…

Japp! 👍
Seit gut zwei Jahren kommt bei mir nur noch Wildschwein zum Einsatz und das auch nur 4-5 mal im Jahr – ansonsten gibbet G’müs, Kräuter, Pilze und Obst (das Wenigste davon gekauft); getrunken wird nur noch Hafermilch und Leitungswasser. Selbst an meine Haare kommen nur noch Kräuter. Wenn ich mal irgendwo eingeladen bin, kommt etwas Ruß (kein Witz!) auf die Lider und gut ist.
Jetzt laber ich mich wieder fest… Ok, ich lass‘ es 😂

Grüßle

Frau Wirrkopf
Frau Wirrkopf
4 Jahre zuvor

HI! 🙂

Das stimmt komischerweise nur für Fleischwaren. (Mein subjektiver Eindruck.) Zum Glück kann ich mir – dank Minijob zur Mickerrente – derzeit Fisch und Fleisch auf dem Markt oder im Hofladen des Bauern leisten. Da ist die Qualität eindeutig besser als im Supermarkt.

Aber bei Obst und Gemüse sieht das m.E. anders aus. Da ist die Qualität auf dem Markt oft nicht erkennbar besser als beim Diskounter aber wesentlich teurer. Warum das so ist – hab ich mir noch keine Gedanken drum gemacht aber ich staune oft.

Zur Kernaussage „der Deutsche ist zur geizig für gute Lebensmittelqualität“ würde ich dir aber zustimmen. Allein die Begriffe „Lebensmittelqualität“ und „Fertigprodukt“ sind ein Widerspruch in sich. Und wenn ich mir die Masse an Fertigprodukten anschaue finde ich das irgendwie „perverses Essen“. Es ist nicht nur das Geld fürs Essen zu schade, auch die Zeit zum Kochen. Also auch eine Einstellungssache.

Pen
Pen
Reply to  Frau Wirrkopf
4 Jahre zuvor

Was Obst und Gemüse aus Spanien betrifft: seit Jahren schon geht die mindere Qualität nach Deutschland, denn dort will man es billig, egal wie es schmeckt. Auf die gummiartigen, an Plastik erinnernden Gurken aus Spanien, die auch merkwürdig riechen, verzichte ich solange, bis es hier regional frische Gurken gibt. Eingemachte, saure Gurken sind ein guter Ersatz.

Gaby
Gaby
4 Jahre zuvor

Auch ich stimme dir zu, Roberto.
Dazu noch: auch in Dänemark sieht es (für mich) nicht so aus wie Hierzulande. (Wobei, Dänemark muss anders gewertet werden: der Dänen Einkommen liegt höher als unseres und sie haben z. T. auch verschiedene Erleichterungen (Krankenkasse wird vom Staat übernommen, kostenlose Bildung, ect – dafür allerdings eine Mehrwertsteuer von 25%) – wie viel Fleisch die Dänen konsumieren ist mir nicht bekannt)

LG
Gaby

Alter weiser Mann
Alter weiser Mann
4 Jahre zuvor

Ich tu mich ja immer bissl schwer mit solchen Vergleichen… 🤔
Ja, sicher haben andere Länder andere Preise. Aber hat das zwingend immer nur mit der Qualität zu tun??? Oder spielt da vielleicht doch auch das Lohnniveau eine Rolle? Subventionen? Traditionen?
Ich weiß nicht, was Schinken in Belgien kostet oder in Bulgarien. In Polen dienen solche Supermärkte wie hier jedenfalls hauptsächlich zum Touristen abzocken. Der indigene Pole geht da so oft hin, wie Du zum Käfer. Auch wenn er reich ist und es sich leisten könnte ist das eher eine Form von Dekadenz – eingekauft wird traditionell auf dem Markt oder im Tante Emma. Zum halben Preis. Wird in Bulgarien (selbst am Sonnenstrand) sicher nicht viel anders sein.

Und mal überhaupt: Ein Schwein ist ein Schwein ist ein Schwein: Schnauze, Schnitzel, Ringelschwänzchen, an jeder Ecke ein Eisbein. Kostet Futter, Stall, Bauern, Tierarzt, Fleischer, Händler. Und wenn ich den Preis mal eben verdopple oder verdrölfzigfache, bleibt es doch immernoch exakt dasselbe Schwein. Nur daß ich abgezockt werde und für Sachen bezahle, die niemals existiert haben. Die Züchter tun (wie jeder andere, der arbeitet, auch) i.a.R. ihr möglichstes, um anständige Qualität zu liefern und wenn mal wieder eine Horde „Tierschützer“ ein ekliges Filmchen dreht, mag das ja für diesen einen Stall durchaus richtig sein und der ist nächste Woche dann auch völlig zurecht pleite und dicht. Aber darüber hinaus gibt es immer noch 1 Million Ställe, die sich an knallharte Normen halten, die ich weltweit so sicher nicht überall zu erwarten habe. Aber die bringen eben keine Schlagzeilen. Und keine Diskussionen bei der Empöreria…

Gaby
Gaby
Reply to  Alter weiser Mann
4 Jahre zuvor

Holã
Ich kenne in meinem Umfeld auch „Kleinst-„Höfe die mehr als knallharten Gesetzen folgen. Die haben eine komplett andere Einstellung in Bezug auf den Umgang mit Tieren – sind allerdings auch keine Produzenten oder Nahrungsverwahrer. Mein großer Fleisch- und tierische Produkte-Verzicht hat nicht sehr viel (zwar auch, aber nicht ausschließlich) mit der Haltung und dem Umgang, oder Preisen zu tun. Davon habe ich mich frei gemacht. Zuguter Letzt, weil mir das angebotene Fleisch einfach nicht mehr (nach Fleisch) schmeckt, sondern maximal nach Wasser. Das sieht mit dem Wildschwein vom Jäger definitiv anders aus, aber auch da halte ich mich dezent zurück. Für mich sind das – ganz platt – Lebewesen und Lebewesen haben ein Recht auf Leben. Was oder wie auch immer ein anderer darüber denkt – es ist mir egal. Ich bin mit mir selbst im reinen.

Grüßle

Ps: Wer einen Widerspruch wegen des Wildschwein erhebt, der sei freundlichst darauf hingewiesen, dass diese Tiere zuvorderst nicht zur Nahrungsmittelproduktion erlegt werden, sondern zur Bestandsregulierung.

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Gaby
4 Jahre zuvor

Natürlich, das deutsch naturbelassene Wild und die Bestandsregulierung. Am Schönbuchsüdhang ist ein Wildgehege für die Kinder des akademischen Nachwuchses und IT-Mittelstandes. Das kann man bedauern, aber es ist zu spät! Daneben jedoch, hinter Hohenentringen, beginnt württembergischer Staatsforst mit ca. 2,5 m hoher Einzäunung und daneben alle 200 m ein Hochsitz für die Bestandsregulierung an Hirsch auf dem Tisch und Schwein muss sein.

Natürlich gibt es noch viel mehr solcher romantischen Vorstellungen, wie vom Bauer, der seine Kuh melkt und nur 30 Cent für einen Liter Milch erhält – weil Sie zu geizig sind! Wie soll man von 30 Cent leben? Fragen Sie doch mal den Hartzer, der kann das auch nicht, und der steht nicht von morgens um Fünf bis nachts um Elf im Stall und auf dem Acker, um uns zu ernähren! So sieht das nämlich aus! Und wegen ein paar Millionen nikotinverseuchter Hähnchen und sulfonamid- und penicillinersäufter Schweinchen sollte man doch nicht alle neuseeländischen Lämmchen über einen Kamm scheren. Da kann der Bauer doch nichts für. Das ist ganz alleine die Schuld der EU, das heißt der SPD! Und der Linken! Und der Grünen! Und der Konsumenten, die nach dem Kauf noch Geld übrig haben wollen! Was wollen die denn noch? Weltfrieden? Wetter? Weibchen?

Schlimm ist das!

P.S. Die Bauern haben in Berlin für ihr Recht auf mehr Güllespritz demonstriert. Der Morgan V8 braucht ne neue Auspuffanlage.

Gaby
Gaby
Reply to  Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

Ich bestreite nicht, dass es auch bei der Jagd schwarze „Schafe“ gibt. Für meinen Teil (hier im Forst) kann ich jedoch nicht die von Dir beschriebenen Umstände sehen, da so nicht existent. Wäre dem so, würde ich ebenfalls darauf verzichten.

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Gaby
4 Jahre zuvor

Schwarze Schafe will keiner bestreiten, nirgendwo! Die gehören einfach dazu, wie das goldene Korn zum blinden Huhn. Doch wie bei den Körnern geht es auch bei den Schafen um das Verhältnis zum Rest. Und glauben Sie mir, der Schönbuch ist noch der schönere Teil unserer filettierten Welt. Selbstverständlich kann hier Pleti nicht einfach auf die Jagd gehen! Wo kämen wir da hin! Doch die, die es können und nie auf die Idee kämen, Kreti zu fragen, haben mit Bestandsschutz weniger zu tun als Pinochet (der Herr sei seiner Seele gnädig) mit F.J. Strauß selig.

Will sagen, Bestandsschutz ist das PR-Feigenblatt einer rechts-reaktionären Freizeitvergnügung.

Gaby
Gaby
Reply to  Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

Ich verstehe. Nun, ich hätte kenntlich machen sollen/müssen, dass sich meine Aussage auf den mir bekannten und hiesigen Forst bezieht.

Danke

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Gaby
4 Jahre zuvor

Alles gut… Mir ging es nur um diese plakative Vorstellung einer „gesunden“ Land- bzw. Forstwirtschaft vs. „ungesundem“ Konsumverhalten. Da findet eine Verschiebung statt, die ich so nicht stehen lassen wollte. Darum habe ich einfach mal kräftig mitgeschoben. Ihre persönliche Erfahrung mit Jagdrevieren kann und will ich nicht beurteilen.

Ich bin im Internet, ich bin informiert

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

@Drunter & Drüber

Will sagen, Bestandsschutz ist das PR-Feigenblatt einer rechts-reaktionären Freizeitvergnügung.

Dass Jagd ein teures Vergnügen besser Betuchter ist, stimmt durchaus, aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Durch viel zu milde Winter und das Fehlen von natürlichen Feinden ist beim Wildschwein die natürliche Auslese obsolet und sie vermehren sich wie die „Wutz“.
Ein Bauer, dessen Feld von so einer Rotte umgepflügt wurde, ist alles Andere als glücklich über deren Besuch.
Die Tiere kommen mittlerweile in die Vorstädte, um Mülltonnen nach Freßbarem zu durchwühlen.
Nach Aussage eines Jägers schwimmen manche Exemplare sogar über den Rhein, um sich in BW häuslich niederzulassen.

Im Übrigen können Jagdpächter auch für Wildschäden in Haftung genommen werden, wenn sich eine Population wg. zu geringer Abschüsse zu stark vermehrt.

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Robbespiere
4 Jahre zuvor

Wer hätt’s geahnt…

Auch Ihre persönliche Erfahrung mit Jagdrevieren kann und will ich nicht beurteilen. Im Übrigen bricht der Wolf (DER WOLF!!!) jetzt auch schon durch bis nach Mainz. Da staunen Sie, was?

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

@Drunter & Drüber

Im Übrigen bricht der Wolf (DER WOLF!!!) jetzt auch schon durch bis nach Mainz. Da staunen Sie, was?

Na wenn er da mal nicht den „Blauen Bock“ reißt. 😀

Die Rückkehr des Wolfes begrüße ich übrigens, auch wenn es sich bei so manchem gesichteten Exemplar eher um illegale, freigelassene Wolfshund-Mischungen aus Osteuropa handeln dürfte, mit denen die Besitzer wg. ihrer Wildheit nicht klar kamen.

Pen
Pen
Reply to  Robbespiere
4 Jahre zuvor

Na wenn er da mal nicht den „Blauen Bock“ reißt. 😀

Gaby
Gaby
Reply to  Robbespiere
4 Jahre zuvor

Die Tiere kommen mittlerweile in die Vorstädte, um Mülltonnen nach Freßbarem zu durchwühlen.

Nicht nur das, Robbespiere. Sie sind gekommen um zu bleiben. In Berlin ferkeln sie bereits in Gärten ab und der Nachwuchs bleibt dann in diesem Gebiet, weil sicherer für sie als der Wald. Früher, so wird erklärt, war kein reinkommen in die Städte, weil jede Stadt durch eine Mauer geschützt war.

Das war jetzt auch nur eine wiedergegebene Information – „niemand will eine Mauer bauen“ (ich auch nicht, gegen Brücken habe ich jedoch nichts; anderer Kontext)

LG

Pen
Pen
Reply to  Gaby
4 Jahre zuvor

Das wäre doch die Lösung, Ferkel im Garten und frisches Fleisch auf dem Tisch. :- ))

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pen
4 Jahre zuvor

@Pen

Gute Idee, wäre da nicht der mörderische Instinkt der Bachen.

Als Wildschweine noch mit der Saufeder erlegt werden mußten, gabs öfter mal Verlierer unter den Jägern. 🙂

Bauer Grundmann
Bauer Grundmann
Reply to  Robbespiere
4 Jahre zuvor

Zustimmung.
Die Jagd macht durchaus Sinn. Ein Vergnügen ist das nicht immer, da man als Jagdpächter auch eine Menge Verpflichtungen übernimmt. Die Jägerschaft ist, so wie die Bauern, nicht homogen und es werden teilweise recht kontrovers unterschiedliche Sichtweisen auf Arten-, Umwelt- und Naturschutz vertreten. Stichworte sind Wolf, Treib/Drückjagd und Wildscheine.
Ganz ungefährlich ist es auch nicht. Eine Bekannte hat erst vor kurzem ein Wildschwein auf fünf Meter erschossen welches aus dem Unterholz zum Angriff übergegangen ist. Kopfschuss, das Tier war sofort tot.
Wild ist aus Tierschutzsicht (tot sind die Tiere natürlich am Ende schon) das beste Fleisch. Bis zu ihrem Ableben müssen die Tiere keine Abstriche in Bezug auf ihr natürliches Verhalten und auf Platz hinnehmen.
Ich würde aber aus einigen Gebieten kein Wildschwein essen, da die Rückstände von Chernobyl immer noch teilweise in recht hohen Konzentrationen vor allem in Süddeutschland im Boden lauern. Die Schweine reichern die radioaktiven Isotope aufgrund ihres Nahrungsspektrums stark in ihrem Körper an. Es besteht teilweise in besonders belasteten Gebieten ein Verbot dieses Fleisch in den Verkehr zu bringen. Die Jäger sind aber verpflichtet die Wildschweine stark zu dezimieren und müssen zusätzlich das Fleisch entsorgen.
Was die Ganze Sache mit Besitz und Privilegien betrifft, mir sind verantwortungsvolle Eigentümer und Besitzer (nicht immer das Selbe) lieber als Pächter und Konzerne die nur kurzfristig maximalen Profit aus Wald und Feld ohne Rücksicht auf Verluste holen wollen.
Ideal wären aus meiner Sicht kleinteilige Besitz- und Pachtverhältnisse welche eine große Vielfalt an unterschiedlichen Nutzungsformen und Landschaftsstrukturen ermöglichen würden.
Noch eine Bemerkung zur Tierhaltung. Ich denke nicht das man zur Ernährung auf Tiere verzichten kann, da viele Flächen sich nicht zur Pflanzenproduktion eignen. Ist keine ausreichende Versorgung mit Wasser sichergestellt oder die Fläche zu feucht oder die Hangneigung zu stark (massive Erosionsgefahr, massives Austragsrisiko von Düngemitteln incl Gülle in Gewässer) kann man auf diesen Flächen nur (extensive) Weidetierhaltung oder Grünlandbewirtschaftung (Gewinnung von Futter für Tiere in Stallhaltung) betreiben.
Auch in Bezug auf nachwachsende Rohstoffe und Nachhaltigkeit sind tierische Bestandteile recht wichtig.
Leder, Knochen, Sehnen, Haare und sonstige Bestandteile sind im Gegensatz zu Kunststoffen (z.B. Stichwort Microplastik) vollständig biologisch abbaubar.
Es ist aber nicht notwendig die Tiere in kleine Boxen zu pferchen und hundert Kilometer zum schlachten zu fahren.
Einer, wo ich mein Fleisch herbekomme hält seine Schweine fast das ganze Jahr im Freien (Boxen aus Holz, jedes Schwein hat quasi ein eigenes Haus und hat kleine Wäldchen angepflanzt wo die Tiere sich selber um sich kümmern). Die Flächen werden immer mal gewechselt und teilweise für die Pflanzenproduktion genutzt (bis auf die Gehölzanpflanzungen, da gewinnen die ihr Feuerholz). Die Schweine werden auf dem Hof geschlachtet und seit neustem werden die Rinder (das ganze Jahr im Freien haben nur einen Unterstand) auf der Weide erschossen und vor Ort (nicht auf der Weide) zerlegt, so das die Tiere bis zuletzt keinen Stress haben.
Die Kosten bei so einer Produktionsmethode sind überschaubar (bis auf die Räumlichkeiten für die Schlachtung und Kühlung, Auflagen halt). Das schlägt sich in akzeptablen Preisen nieder. Reich wird man allerdings auch nicht. Nur Fläche braucht man halt.

Alter weiser Mann
Alter weiser Mann
Reply to  Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

Ja, und der Bäcker kriegt nur 15 Cent für das Brötchen! Wie soll man von 15 Cent leben?
Und der Bauer hat ja nur eine einzige Kuh und die gibt ja nur einen Liter, das ist ’ne ganz kleine Kuh, die kann man nachts mit ins Bett nehmen, da spart man den Stall und kann Morgan V8 fahren… 🤡

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Alter weiser Mann
4 Jahre zuvor

Ne, der ist in Polen auf dem Markt. Da kriegt man noch echte Złoty für. Gold für Abgasschleudern!

Rainer N.
Rainer N.
4 Jahre zuvor

nun, ich bin zwar Grusiempfänger, aber mein Brot kaufe ich beim Bäcker. Leider wurde vor einiger Zeit meine LIeblingssorte eingestellt – Sojabrot – und Kürbisbrot gibt es nicht immer.

Und der Satz – der Mensch lebt nicht vom Brot alleine – so kommt auf mein Brot zwar was drauf, aber eher ungesund – Nuss-Nougat-Creme – keine Wurst, keine Butter oder Margarine.

Wurst – da bin ich bei vielen unten durch – Rossgriller – wie kann man Pferdefleisch essen. Hab ich gelernt – von meinem „Opa“ – der war Soldat im Krieg und die waren froh die „gefallenen Pferde“ als Nahrungsquelle zu haben –

und früher – als Kind – gab es nur Kaninchen an Feiertage, selbst „gezüchtet“ – was bei meiner Schwester die sich in eines der Kaninchen „verliebt“ hatte, den Fleischkonsum reduzierte, als das eines Weihnachten auf dem Tisch stand –

aber ich gebe zu – mein „Fleischessverhalten“ ist eher ungewöhnlich – denn ich habe selbst einmal gesagt – Geflügelfleisch ist Abfallverwertung durch den Magen des Verbrauchers. Und wenn ich einmal essen gehe, beim Griechen – Buffet – KEIN GIROS – NIE – aber Pute oder Lamm.

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Rainer N.
4 Jahre zuvor

..

Pferd ess ich auch gern…bekomme ich aber fast nur noch in Frankreich!

Pen
Pen
Reply to  ChrissieR
4 Jahre zuvor

Für die leckeren Pferdewürstchen hab ich früher meine 50 Pfennig Jahrmarktsgeld ausgegeben. Kein Karussel, keine Zuckerwatte, aber Rostbratwürstchen. Sehr schade, daß es die nicht mehr gibt.

Aber in diesem verlogenen Land quält man lieber massenhaft Tiere in Zuchtanstalten, stopft sie mit Hormonen voll und vergiftet sie mit Antibiotika, und erst in der Pfanne hat dann deren Leiden ein Ende. Der Verbraucher freut sich.

Wie sinnvoll wäre es dagegen, das Fleisch von glücklichen, freilaufenden Pferden zu essen, die nichts als Gras und Hafer gegessen haben, und deren duftende Ausscheidungen von ihrem sauberen Innenleben zeugen. Die Moral halt.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pen
4 Jahre zuvor

@Pen

Wie sinnvoll wäre es dagegen, das Fleisch von glücklichen, freilaufenden Pferden zu essen, die nichts als Gras und Hafer gegessen haben, und deren duftende Ausscheidungen von ihrem sauberen Innenleben zeugen. Die Moral halt.

Naja, die meißten Pferde zu Schlachtzwecken kommen aus Polen Richtung Frankreich.
Polen würden diese „edlen Tiere“ niemals essen.
Mag sein, dass die ein besseres Leben hatten als die Tiere hier aus der Massenzucht, aber der lange Transport dürfte auch eine Quälerei sein.

Ganz abgesehen davon hat Pferdefleich einen ganz eigenen Geschmack, so wie Schaf oder Ziege auch.
Das muss man mögen, auch wenn das Pferd extrem sauber ist und wenig Cholesterin enthält.

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Robbespiere
4 Jahre zuvor

Richtig. Die Polen essen so ein Fleisch nicht. Die essen Mastgans, oder Kartoffelsuppe. Nur wir, wir essen Verdener Spargel. Ach ja, wer erntet denn dieses Jahr unseren guten niedersächsischen Sumpflandspargel? Die Polen ja angeblich nicht. Die sollen zu teuer sein. Ukrainerinnen? Moldavierinnen? Ja richtig, die könnten als Bulgarinnen getarnt, oder so. Aber die Bulgaren und überhaupt alle da unten, die wissen ja gar nicht, was sie an ihren ureigensten (französischen?) Supermärkten haben. Da ist alles frisch und bunt und wert und voll – nicht wie bei ALDI. Nehmen Sie noch eine Keule, es ist genug da.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

@Drunter & Drüber

Aber die Bulgaren und überhaupt alle da unten, die wissen ja gar nicht, was sie an ihren ureigensten (französischen?) Supermärkten haben.

Auf dem Balkan zieht man sich,soweit wie möglich, sein Essen selber heran.
Da weiß man noch, was auf dem Teller liegt.

Rainer N.
Rainer N.
Reply to  ChrissieR
4 Jahre zuvor

Auf „unserem“ Wochenmarkt steht jeden Samstag ein Pferdemetzger – und dann – 12 Griller – ja so verrückt bin ich – mit diesen Milchbrötchen (12er-Pack) dann „Hothorse“ kein Hotdog – lach.

R_Winter
R_Winter
4 Jahre zuvor

Natürlich sind die Deutschen Billigheimer.

Diese Feststellung ist sehr oberflächlich. Wenn in anderen Ländern die Angebotspreise niedriger wären, würden dort die Kunden „Billigheimer“ werden.
Im übrigen bezieht das „Preiswerte“ nicht nur auf Fleischprodukte. Ich habe in Osteuropa gesehen, dass in Deutschland unverkäufliches Obst zu deutschen Preisen vom Hamburger Großmarkt verkauft wurde (bei dort 30% Einkommenshöhe deutscher Beschäftigter).

Nein, es liegt nicht an „deutsche Billigheimer“, sondern an
– Verbraucher-Prioritäten
– Stand der Volkswirtschaften (Fresswelle-Einrichtungselle-Bekeidungswelle-Urlausbswelle-Vergnügungswelle/Internet) usw. usf.
– Logistik/Anzahl der Kunden/Monopolstellungen usw.

Es lohnt sich etwas tiefer einzusteigen.

Pen
Pen
Reply to  Roberto J. De Lapuente
4 Jahre zuvor

Aber jaah!

niki
niki
Reply to  Roberto J. De Lapuente
4 Jahre zuvor

Mindestens viele der Schwaben sind es…
Ich darf das sagen… Ich habe schwäbische Wurzeln!
Und ich halte die meisten meiner Verwandten von dieser Seite aus für krankhaft geizig!

R_Winter
R_Winter
Reply to  R_Winter
4 Jahre zuvor

Die Deutschen sind keine geborenen Billigheimer, sondern sie sind das Produkt des ungezügelten Kapitalismus = Neoliberalismus.
Das gleiche Problem ist in allen Kontinenten zu finden.
In Südeuropa spielt der warme Sommerabend ein Rolle – oder besser gesagt: „spielte“.

Das Einkommen ist viel zu niedrig.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Roberto J. De Lapuente
4 Jahre zuvor

J. De Lapuente

Ich beschrieb, wie sich der deutsche Hang zu sparsamer Esskultur schon vorher zeigte. Nein, so einfach ist es ja nun auch nicht, den Kapitalismus verantwortlich zu machen für diese Form des Esskultur. Jedenfalls nicht als Ursache – eher als Symptom.

Da stimme ich dir zu.
In Deutschland gab es aus klimatischen Gründen schon immer wenig Auswahl beim Essen, was durch Leibeigenschaft und Kriege noch verschärft wurde.
Man war gezwungen zu darben und das hat die Gesellschaft nachhaltig geprägt.
Allein viele Gemüse- oder Obstsorten, die wir heute kennen, gab es noch nach WWK2 hier überhaupt nicht.
Vieles von dem kam erst durch die Gastarbeiter ins Land.
Die Erfahrung permanenten Hungers hat uns so nachhaltig geprägt, dass Viele von uns beim Thema Ernährung extrem sparsam haushalten.
Ein Gutteil der Bevölkerung kann aber auch gar nicht anders, als mit schmalem Budget das Billigste zu kaufen, damit das Einkommen bis zum Monatsende reicht.
An dem Punkt hat R.Winter absolut recht.

Pen
Pen
Reply to  Roberto J. De Lapuente
4 Jahre zuvor

Die Deutschen waren von jeher sparsam, und gutes Essen, oder sogar Luxus galt als Völlerei. Der gute Luther hat das Seinige dazu beigetragen. Der Deutsche ist auch recht asketisch. Im Gegensatz zu den sinnenfreudigen, levantinischen Menschen, die ihm immer verdächtig waren. Man brauch sich doch nur mal die Hetze gegeg die „faulen“ Griechen und Italiener anzuhóren.

Pen
Pen
Reply to  Pen
4 Jahre zuvor

Ob die Deutschen wohl deshalb gern Krieg führen? Man gönnt sich ja sonst nichts.

Bauer Grundmann
Bauer Grundmann
4 Jahre zuvor

Naja, alle können sich die schöne gesunde und nachaltige Küche einfach nicht leisten.
Es ist einfach eine Vernebelungstaktik zu sagen das die Deutschen gutes Essen und Tierwohl einfach nicht schätzen würden und quasi die armen Landwirte zwingen umweltschädigend und tierquälend zu produzieren.
Erstens, Menschen in Ländern in denen beispielsweise 60 Prozent für Nahrung ausgegeben wird machen das nicht, weil die eine so hohe Wertschätzung für gutes Essen an den Tag legen, sondern weil die so arm sind.
Zweitens, auch Normal- bis hin zu Gutsverdienern in Deutschland geben teilweise unverhältnismäßig viel Geld fürs Wohnen aus was dann beispielsweise beim Essen nicht mehr zur Verfügung steht. Die geben aber nicht so viel fürs Wohnen aus, weil die damit ihre Wertschätzung für die tollen Leistungen von beispielsweise Vonovia zum Ausdruck bringen wollen.
Drittens, könnte man besonders umweltschädigende und tierquälende Praktiken einfach verbieten, diese Verbote kontrollieren und ahnden. Immer den Verbraucher vorschicken um nichts machen zu müssen ist langsam langweilig. Würde dann das Steak 20 Cent mehr kosten, bliebe dem Verbraucher einfach nichts anderes übrig als dies zu bezahlen oder es zu lassen.
Zumal aus meiner Erfahrung heraus nachhaltigere Produkte nicht immer massiv teurer sein müssen als konventionell produzierte Lebensmittel. Viele kleinere Bauern produzieren quasi Öko und verkaufen selbst verzichten aber auf eine Zertifizierung durch beispielsweise Bioland, weil das eine Menge Geld kostet und bei deren Mengen die die produzieren einfach zu teuer ist.
Kauft man direkt bei denen ist der Preisaufschlag überschaubar. Nur der Sprit um zu denen hinzukommen trübt die Ökobilanz.
Diese Bauern würden sich eine Änderung der Agrarförderung wünschen die bisher Großproduzenten bevorzugt.
Für viele der großen Betriebe wären Änderungen bei der Förderpraxis und der Gesetzgebung durchaus existenzgefährdend.
Teilweise haben die sich aber selbst in diese Position gebracht. Einfach dadurch das sie jede Fördermöglichkeit mitgenommen haben und den Eigenanteil über Kredite finanzieren. Die teilweise recht hohen Förderungen und einseitige Beratungen/Gewinnversprechen haben viele verleitet fragwürdige Investitionen zu tätigen. Fragwürdig in Hinsicht auf Gesetzesänderungen in Richtung Tierwohl sowie Nachhaltigkeit und generell aus Sicht einer objektiven Kosten Nutzen Rechnung. Viele Landwirte sind Techniknerds. Neue Gerätschaften werden gerne und unkritisch angenommen. Generell wird eine Produktionsausweitung immer eher positiv gesehen und eventuelle negative Begleiterscheinungen werden gerne ausgeblendet. Über die Frage wer den ganzen zusätzlichen Kram, der durch die Produktivitätssteigerung dazukommt, essen und viel wichtiger, zu vernünftigen Preisen (praktisch haben die durch das massive Überangebot was die produzieren erst die niedrigen Preise verursacht die die jetzt bejammern) kaufen soll wird nicht nachgedacht.
Da kommt dann maximal das Argument, das man die wachsende Bevölkerung in der dritten Welt ernähren muss. Die könnten das selber würde man sie lassen (mit Kleinbauern) und werden hoffentlich bald auch aufhören sich exponentiell zu vermehren.
Zusätzlich wird teilweise die gute fachliche Praxis (trotz Vermittlung in der Ausbildung) bei der Produktion nicht eingehalten (Fruchtfolge, Bewirtschaftung von Hanglagen, Vermeidung von Bodenverdichtung und Erosion, PSM- und Düngereinsatz, Tierbesatz pro Flächeneinheit, Windschutzstreifen usw). Hierbei spielen die Anbieter von Landtechnik, PSM- und Düngemitteln sowie Saatgut eine sehr negative Rolle bei der Beeinflussung von Landwirten, Überwachungsbehörden und Politik.
Würde das alleine berücksichtigt gäbe es nur einen Bruchteil der jetzigen Probleme zu beanstanden und die Preise würden nicht mal extrem steigen.

Jane Doe
Jane Doe
Reply to  Bauer Grundmann
4 Jahre zuvor

Diese Bauern würden sich eine Änderung der Agrarförderung wünschen die bisher Großproduzenten bevorzugt.

Es haben, wie so oft, die Politiker das Heft in der Hand, und nicht der Endverbraucher. Durch Bekannte weiß ich, dass Kredite/ Fördergelder für deren Höfe nur bewilligt wurden, wenn sie die Stallung samt Viehbestand erheblich ausbauten und erhöhten – sonst gab es das benötigte Geld nicht. Die Politiker und deren Politik haben damit maßgeblich zu den ganzen Hochleistungs-Fleischproduzenten und -Schlachtereien beigetragen. Dazu beigetragen ist zu wenig, geradezu gezüchtet trifft es besser.

Folkher Braun
Folkher Braun
4 Jahre zuvor

Hier fehlt ein Argument: Des Bauers Gülle infolge intensiver Viehwirtschaft. Es gibt nicht wenige Regionen, wo die Wasserwerke die Nitratbelastung nicht mehr ausfiltern können. Zum Beispiel im Raum Cloppenburg.
Nun gibt es einen ausgedehnten Gülletourismus. Hervorgerufen durch das „meststoffenwet“ in den Niederlanden. Dort muss an jedem Gülletanker eine Probe gezogen werden, die wird via GPS an das zuständige Ministerium verschickt, und das entscheidet, ob die Brühe überhaupt in den Niederlanden injiziert (unter Druck in den Boden verpresst) werden darf.
Als Alternative bietet sich an, die Gülle in den Nachbarländern auszubringen. Die seinerzeit aktive Landwirtschaftsministerin, Frau Ilse Aigner, hat das NL-Kontrollsystem abgelehnt, mit der Begründung, der in D-Land übliche Abfall-Kontrollschein würde genügen. Nun fahren unsere Nachbarn den Dreck, den sie zuhause nicht haben wollen, halt zu uns.
Die Agrarindustrie möchte halt für die Durchseuchung des Grundwassers nicht bezahlen. Deswegen waren sie in Berlin so zahlreich mit ihren Ackerschleppern protestierend anwesend.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Folkher Braun
4 Jahre zuvor

@Folkher Braun

Die Agrarindustrie möchte halt für die Durchseuchung des Grundwassers nicht bezahlen. Deswegen waren sie in Berlin so zahlreich mit ihren Ackerschleppern protestierend anwesend.

Bist du sicher, dass das Vertreter der hochsubventionierten Großbetriebe waren?

Irgendwer
Irgendwer
4 Jahre zuvor


Du wirfst aber gründlich verschiedene Zeiten und verschiedene Länder durcheinander.
Die Freibank gab es vor Aldi, man hat dort gutes Fleisch bekommen, nur weil sich das Vieh die Knochen gebrochen hat und nicht mehr in normalen Fleischereien verwurstet werden durfte.
Das Schwein wurde in einem Verschlag gemästet und im Spätherbst/Winteranfang wurde geschlachtet. Karnickel und Hühner hatten auch nur winzige Stallungen. Rind- und Pferdefleisch über die Freibank, das konnte sonst keiner bezahlen.
Ein Auto konnte sich auch nicht jeder Leisten, dafür fuhren Werksbusse.
Gemüse gab es von April bis Oktober, Kohl auch noch im November. Danach gab es nur das, was man eingelegt hatte.
Und das alles in ländlicher Umgebung. In Städten war es vermutlich erheblich schlechter.
Den ersten Frost gab es im Oktober, danach vielleicht noch einen etwas wärmeren November, aber von Dezember bis März mußte man Schnee schippen. Es ist da schon sinnvoll, verfügbares Geld ins Häuschen zu stecken.
Angeblich soll es in Spanien wärmer sein.

Ich habe auch so meine Zweifel daran, daß dein spanischer Vater nach der Arbeit eingekauft hat (Ladenschluß in Deutschland 18 Uhr), dann Essen gekocht hat, mit der Familie in Ruhe gespeist (wann war Schule in Spanien?) und anschließend den ganzen Babel abgewaschen hat. Die Freibank dürfte er nicht mehr kennen, im Gegensatz zu deinem Großvater.
Mein Großvater hat einen Henkelmann mit zur Arbeit genommen; mein Vater konnte schon in der Kantine essen. Wozu zweimal am Tag warm essen?

Im übrigen ging es beim Essen früher nicht so sehr darum, sich ordnungsgemäß qualitativ hochwertig zu ernähren, sondern schlicht und einfach darum, satt zu werden.

Aufgabe der Klöckner ist es, vernünftige Gesetze zur Lebensmittelversorgung und -kontrolle durchzusetzen und nicht von normalen Menschen zu verlangen Geld auszugeben, das sie nicht haben.

Pen
Pen
Reply to  Irgendwer
4 Jahre zuvor

Wintergemüse gibt es bis ins Frühjahr, wenn es richtig gelagert wird, d.h. in der Erde, kühl, feucht, geschützt vor Frost. Die Erde verhindert. daß es schimmelt, weil sie antibakteriell ist. Auf meinem Balkon halten sich ungewaschen Sandmöhren den ganzen Winter, in einer belüfteten, mit einer Plane zugedeckten KIste, die Möhren bedeckt und geschützt mit einem alten Pullover aus Wolle, der genau die Feuchtikeit anzieht, die das Gemüse braucht.

Aus Weißkohl wird ein Holzfaß voll Sauerkraut gemacht, das ewig hält und roh gegessen gesund ist. Es ist das Beste für Verdauung, weil die Milchsäure Millionen verschiedener Stämme von Probiotika enthält. Täglich gegessen ist es der beste Schutz gegen Darmkrebs. Studien belegen, daß Krebszellen kein Sauerkraut mögen. Ich kenne 80 jährige Rußlandeutsche, die immer Saukraut gegessen haben, kerngesund sind und eine Haut wie junge Menschen haben, rosa Wangen und einen roten, vollen Mund, Augen, klar und leuchtend wie Edelsteine.

Hier oben wächst wunderbarerweise genau das, was uns den ganzen Winter über ernähren kann. Ich würde sagen, es war so, wie heute auf dem Balkan, der von den US Supermarktkultur zum Glück noch nicht verändert wurde.

Einlegen, Einkochen oder Trocknen muß man nur Sommerobst – und Gemüse, Birnen, Pilze, grüne Bohnen und Beeren als Kompott oder Marmalade. Grünkohl – und Rosenkohl schmeckten überhaupt erst, wenn sie Frost gehabt haben, ebenso Porée. Pilze kann man auch trocknen, ebenso Zwiebeln, Knoblauch, Hülsenfrüchte sowieso. Das alles hält den ganzen Winter. Äpfel werden im kalten, gut belüfteten Apfelkeller auf Lattenroste gelagert. Wir haben Wild und Geflügel, Fisch, Eier, Milch und Käse, weiter im Norden gibt es Rentiere, Bären und Robben. Sonst hätten sich hier nie Menschen angesiedelt.

niki
niki
4 Jahre zuvor

Puh…. Da ich Fleisch allgemein schon fast 10 Jahre keines Blickes mehr würdige, kann ich auch nicht die Qualität mehr beobachten und beurteilen. Laut einigen Aussagen aus meiner Verwandtschaft, soll die Qualität noch weiter abgenommen haben. Aber da viele von denen eine schwäbische Erziehung genossen haben, fressen sie den Billigscheiß trotzdem (und wundern sich dass sie krank werden…)
Lediglich das die Preise immer noch auf extrem niedrigem Niveau zu sein scheinen… Ein Kilo Hack für unter 3 Euro wird in den Werbenprospekt angekündigt…
Ich habe gestern mit einem ehemaligen Biobauern (im Ruhestand, sein von ihm aufgebauter Betrieb existiert allerdings noch und floriert zusehens!) geredet… Der hält die Situation in der Landwirtschaft und auch die deutsche Politik diesbezüglich auch für eine einzige Katastrophe. Von den Subventionen in der Landwirtschaft profitieren natürlich die konventionellen und Großbetriebe überproportional. Umweltschädigendes Verhalten der Landwirte wird noch belohnt…
Interessant ist es dass es letztes Wochenende zwei Trecker-Demos in Berlin gab….
Freitag die konventionellen Landwirte, welche ihre Existenz bedroht sehen, wenn diese nicht weiterhin die Umwelt vernichten dürfen (Ja, das ist Framing… ich weiß) und ein Tag später die der Biolandwirte mit einem Umweltgewissen, die wesentlich strengere Auflagen fordern…
So auch hier vor Ort: Bio- und konventionelle Landwirte sind sich bis auf ein paar Ausnahmen nicht gerade grün zu einander!