Bratwürste für 2,99? Bin ich Krösus, oder was?
Deutsche Handelsketten bieten Lebensmittel so günstig an, wie man sie sonst fast nirgends in Europa bekommt. Dieses vermeintliche deutsche Wirtschaftswunder ist ein Raubbau an anderen Volkswirtschaften und an unseren eigenen Ressourcen.
Mein Vater war Gastarbeiter. Er lebte länger in Deutschland als in Spanien. Eines der größten Rätsel der deutschen Existenz sah er darin, dass die Deutschen keinen gesteigerten Wert auf Essen legten. Dass ihre Autos glänzen und die Fassaden ihrer Häuser gepflegt aussehen: Dafür gaben sie Geld aus, dafür investierten sie Zeit. Aber ihr Essen musste billig sein. Das Wort »Abendbrot« empfand mein Vater als Ausdruck dieser Sparsamkeit. Wie frugal und traurig das klang – wenn die spanische Verwandtschaft zum Abendessen schritt, hatte man alles vor Augen: Spartanisches eher nicht. In den Siebzigern und Achtzigern aß man in Deutschland freilich nicht so oft auswärts. Dafür wollte man sein Geld nicht weggeben, seine Ration könne man billiger daheim essen. Mein Vater schüttelte nur den Kopf. Etwas Existenzielles als Essen konnte man doch nicht so billig mit seiner Sparsamkeit abspeisen.
Natürlich hat sich seither einiges in Deutschland verändert, die Gastronomie jammert zwar, aber es wird Essen gegangen. Bewusste Ernährung ist mittlerweile das It-Thema. In Läden kriegt man Waren, die man damals aus dem Urlaub anschleppen musste. Oh, was hat es in unserem Auto nach Chorizo gestunken, weil mein Vater sich für den Rest des Jahres damit einzudecken gedachte! Die Deutschen haben seit der Zeit, da mein Vater in diesem Land lebte, gastronomisch und kulinarisch enorm hinzugewonnen. Sie sind weltläufiger geworden und verstehen sich nicht mehr als die Bauern, die bloß das vertilgen, was sie auch kennen. Was sich allerdings nicht geändert hat: Essen hat weiterhin billig zu sein, teure Lebensmittelpreise hält man für Wucher. Man greift lieber zu günstiger Discounter-Ware und findet es nur fair, dass vier grobe Bratwürstchen für 0,99 Cent weggeben werden. Bei Essen, so scheint es, haben die Deutschen das verwirklicht, was Utopisten stets fordern: Menschenrecht muss erschwinglich sein.
Für ein Deutschland, wo wir gut und billig essen: Das ist der Wahlspruch. Fast nirgends in Europa, schon gar nicht in den reichen Industrieländern, sind Lebensmittel so preiswert zu haben. Mit dem Fleischpreis kann kaum eine andere Volkswirtschaft mithalten. In einem belgischen Carrefour zahlt man gut und gerne 3,33 Euro für 200 Gramm Kochschinken – bei Rewe oder Edeka, bei denen die Lebensmittel bekanntlich lieben, steht man zuweilen schon mit 1,29 Euro in vollem Fleischessaft. Neulich beobachtete ich eine Familie, der Vater wollte ein Paket mit Brühwürste in den Einkaufswagen legen, 750 Gramm tierisches Produkt. Die Mutter verneinte, der Liebste sollte es zurücklegen, denn 2,99 Euro sei zu teuer – sie sei ja doch kein Krösus! Selbst die kulinarischen Höhepunkte verschiedener europäischer Nachbarn kriegt man bei uns günstiger als dort, wo man sie voller Stolz der halben Welt auf die Teller schöpft. Ob nun Chorizo oder Jamón Serrano: In Deutschland sind sie billiger zu haben als in Spanien selbst.
Hierzulande haben wir eine aldisierte Lebensmittelbranche. Deutschland hat nicht nur den größten Niedriglohnsektor des Kontinents, es hat auch die günstigsten Verkaufsregale. Dieses Land stellt eine einzige Dumpinggesellschaft dar. Wie neulich auch Oxfam feststellte. Der deutsche Billigheimer-Kurs verlange den Produzenten in den Schwellenländern enorme Belastungen ab. Arbeitssicherheit spielt dort keine Rolle, die Löhne sind gering, lange Arbeitstage normal. Die Erzeuger in Deutschland selbst waren nicht Teil der Oxfam-Studie. Sie leiden nicht so sehr wie ihre Kollegen in jenem Teil der Welt, den wir als Zulieferzone für unsere Wohlstandssphäre betrachten. Aber gut geht es denen, die in diesem Sektor arbeiten auch nicht.
Sehr wahrscheinlich dürften die Erzeuger in kaum einem europäischen Staat so sehr in die Enge getrieben werden, wie in diesem Discounterdeutschland. Wie Aldi das handhabt, konnte man mehrfach lesen, die Praxis füllt ganze Schwarzbücher. Billigheimer zu sein wurde salonfähig, Geiz wurde im Grunde gar nicht erst geil – bei der Sparsamkeit beim Essen waren wir noch nie großzügig. Für fast alles war man in diesem Land von jeher finanziell aufgeschlossener als für Essen. Autos kosten Geld, hübsche Häuschen auch – da muss man sich was vom Mund absparen, den Gürtel enger schnallen. Beide Sprichwörter: Typisch Deutsch.
Das merkt man jetzt während der Weltmeisterschaft. Ein Sechser Bierplörre und Würstchen für einen schlappen Euro. Chips günstig in Riesentüten. Grillgut in rauen Mengen für kleines Geld: Man muss sich das nötige Kleingeld vom Mund absparen, um sich einen Flachbildfernseher holen zu können oder um den neuen SUV mit Seitenspiegelgamaschen in Deutschland-Optik auszustatten.
Als Kind eines spanischen Gastarbeiters habe ich die Essenszeit in Deutschland für die Deutschen selbst nie als soziale Komponente empfunden, sondern mehr so als Verrichtung einer biologischen Tätigkeit, die man möglichst effizient und kostengünstig über die Bühne bringt. Freilich stimmt das ja auch, nichts anderes ist es ja, wenn man speist. Man muss den Organismus füttern. Aber irgendwie hätte man sich ja den Zauber bewahren können und wenigstens so tun können, als komme es auf mehr an, als auf günstige Sättigunsbeilagenpreise und preiswertes Sattkriegen. Klar fanden auch die spanischen Verwandten, die hier in Deutschland waren, dass die Häuschen alle hübsch aussahen. Aber das Discounter-Fleisch, das in den schmucken Kästchen zuweilen kredenzt wird, würden sie eher nicht als Ausdruck von Lebensqualität ansehen.
Unser deutsches Zufriedenheitswunder hat freilich mit diesen günstigen Lebensmittelpreisen zu tun. Friede geht nun mal durch den Magen! Der Begriff von der Wohlstandssphäre, den die Japaner mit der Eroberung ihrer umliegenden Nachbarn in den Vierzigerjahren prägten, halte ich für sehr treffend für einige Entwicklungen, die wir in diesem Europa und in diesem Deutschland erleben. Wir wähnen uns als das Zentrum der Welt, wollen das irdische Leben erträglich machen, locker, flockig, günstig und mit reichlich Auswahl: Aber eine solche Wohlstandssphäre braucht Lieferanten, die uns unsere Vorstellungen zum Freundschaftspreis befriedigen.
Und das ist, was auch die Oxfam-Studie hervorhob – in diesem Dilemma steckt noch so viel mehr: Fluchtverursachung – und Hybris. Besonders Hybris. Lebensmittel müssen etwas wert sein. Und eine anständige und nachhaltige Politik sorgt dafür, dass jeder mehr oder weniger das aufbringen kann, um sich selbst so viel wert sein zu können. Das Dumping von Essen ist jedenfalls eines nicht: Verständige Politik.
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Könnte es denn nicht auch sein, neben den gut beschrieben gelinde gesagt „kulturellen“ Einflüssen, dass der Fraß hierzulande so billig ist weil es soviele arme Menschen in Toitschland gibt? Das Problem halte ich zur Zeit für dringender, als das der falsch „gepolten“ die auf ihrem 5t€ Grill die Billigheimer- Würstchen brutzeln.
Auch muss mal gesagt werden, dass Nahrungsmittel die nicht viel kosteten automatisch ungesund, tierquälend und umweltzerstörend hergestellt werden müssen, dass betrifft das billige Fleisch und Geflügel und diesen Industriefraß mit viel Zucker und Fett.
Die Lösung dieses Problems und vieler anderer wäre übrigens relativ einfach, man müsste halt nur die wahren Kosten in die Produkte einrechnen, aber dann müssten auch 1l Benzin und 1kwh Atomstrom mindestens 5€ kosten, womit wir wieder bei der „Systemfrage“ wären, denn im Grunde darf der Preis eines Produkts nicht die wahren Kosten beinhalteten sonst wären der Profit und die Rendite stark gefährdet, wenn nicht gar unmöglich.
Meine Ergo: Auch hier sehen wir wieder die Rückseite unseres Wirtschaftssystems, ob man das reformieren kann in dem man die Würstchen teuerer macht möchte ich bezweifeln.
Beste Grüße
Na klar. Auch damit hat es zu tun – aber ich denke, nicht nur. Günstiges Essen war auch schon vor Hartz IV, noch in der alten Bundesrepublik, ein Thema. Das Thema war Dauerbrenner in der Familie De Lapuente, wie ich ja schrieb. Aber richtig ist natürlich auch, dass man ein höheres Einkommensniveau braucht, um diese Fehlentwicklung zu reduzieren und Proukte anbieten zu können, die einen Preis nach Verursacherprinzip tragen.
Die Bundesregierung gab 2012 eine Studie in Auftrag. Danach werfen wir in der Bundesrepublik pro Bürger und Jahr 82 kg Lebensmittel in den Müll. Das sind laut dieser Studie 6,7 Millionen Tonnen per anno. Den Lebensmittelproduzenten ist egal, wohin die Lebensmittel gehen, ob durch den Verdauungstrakt oder direkt in die Tonne. Der Umsatz ist wichtig. Und dieser wird ins BIP eingerechnet, der alles entscheidende Maßstab für die Bewertung unseres Wirtschaftssystems.
@Rudi
Das ist in der Tat Wahnsinn, hat aber auch von Seiten des Handels Methode.
Oft werden da leicht verderbliche Lebensmittel in Packungsgrößen angeboten, die ein normaler Mensch gar nicht verzehren kann und wer will schon tagelang das Gleiche essen?
Im günstigsten Fall landet der Überschuss noch im Eisfach, was im Grunde aber auch unökonomisch ist, wenn man die Energiekosten mit einbezieht..
Gerade Single-Haushalte sind da oft die Gekniffenen und gibt es mal kleinere Packungsgrößen, sind die i.d.R. mehr als überproportional teurer ( bezogen auf den höheren Verpackungsaufwand bei Kleinmengen ), obwohl nicht gleich jeder Single entsprechend wohlhabend ist.
Da muss jemand sehr viel für mich wegschmeissen. Ich bin sicher, dass ich keine 225g Lebensmittel pro Tag wegwerfe. Ich verbrauche (einschliesslich Obst und Gemüse) ca. 1,5-1,8kg Lebensmittel pro Tag, weggeworfen wird da in der Regel nichts. Ok, mir ist auch schon Essen angebrannt, oder Obst/Gemüsse war verdorben, oder Reste waren nicht verwertbar, das sind aber Bruchteile. Oder werden Kartoffel- oder Bananenschalen zu den weggeworfenen Lebensmitteln gerechnet? In grossen Familien, wo viel gekocht wird, wird auch öfter mal etwas schlecht oder fliegt sonst auf den Müll, aber auch da nicht in dem Masse. Die „Studie“ hat wohl das Wegwerfen des Einzel- und Grosshandels selbst auf die Bevölkerung umgelegt.
a^2
@aquadraht
Das, was der Handel heute so großzügig an die Tafeln spendet, landete früher für teures Geld in der Tonne.
Im Prinzip ist das auch unnötiger Überschuss, den man zum Abfall dazurechnen kann.
Die Tafeln existieren ja auch nur, weil Armut gewollt ist.
Mal abgesehen davon dass mir mir Wurst, Fleisch und andere Produkte vom toten Tier schon seit ein paar Jährchen nicht mehr in den Einkaufskorb kommen, stimmt es vollkommen, dass man viel zu wenig Geld für Essen ausgibt. Ich leider auch. Der Grund dahinter: Die Löhne und Einkommen der meisten in den Bereich unterhalb des Durchschnitts ist trotz erheblich gestiegener Produktivität gar gesunken. Dazu noch die Spar- und Schnäppchenmentalität vieler Deutscher (nicht aller), meine Mutter hat schwäbische Wurzeln und dieses merkt man auch massivst, manchmal ertappe ich mich selbst dabei dass die Erziehung diesbezüglich auch bei mir zumindest teilweise „erfolgreich“ war, und schon haben wir die geschilderte Problematik, dass die Produktionsweise von Lebensmitteln aufgrund des niedrigen Preises gar nicht bzw. der Umweltproblematik nachhaltig sein kann.
Aber grundsätzlich für mich gilt:
Ich kann es mir schlicht nicht leisten mehr Geld fürs Essen auszugeben., mit ganz knapp mehr als ein Langzeitarbeitsloser schon viel viel zu wenig Geld zur Verfügung hat, …
Dass das Essen für leider ganz viele Menschen preiswert oder gar kostenfrei sein muss, sieht man auch daran das die Tafeln, die früher nur für wenige gedacht waren, leider viele ernähren müssen.
Darum ist das Thema auch so heikel, und grob betrachtet ein sich selbst verstärkender Teufelskreislauf auf vielen Gebieten der Wirtschaft. Denn geringe Einkommen führen zu niederen Preisen und die wiederum zu geringen Einkommen etc. pp.
Beste Grüße
@Heldentasse:
Darauf wollte ich hinaus.
Wenn Essen den wirklichen Produktionskosten angemessene Preise hätte, d.h. wären die Leute längst auf der Strasse. Bismarck hat den Sozialstaat nicht aus Menschenfreundlichkeit geschaffen, sondern um eine Revolution zu verhindern. Brot und Spiele halt.
Das Problem dabei: Olle Ruskin mag ja recht gehabt haben mit seinem Spruch
https://www.aphorismen.de/zitat/20535
und es ist sicher richtig, dass man miese Qualität bekommt, wenn man (zu) wenig bezahlt. Leider ist das Gegenteil nicht ebenso garantiert, dass man anständige Qualität bekommt, wenn man einen vermeintlich „angemessenen“ Preis latzt. Diverse Tests und Verbraucherportale beweisen es immer wieder.
Und DIES mögen echte oder vermeintliche Schnäppchenjäger vielleicht als „Entschuldigung“ verinnerlicht haben, wenn sie sich dann beim Einkauf doch lieber für die SICHERE Alternative entscheiden: Wenig ausgeben und wissen, dass man nicht gerade Gourmet-Food bekommt. Denn andersrum wäre die Enttäuschung größer.
Alles richtig. Und das ist nicht nur bezogen auf Nahrungsmittel richtig, sondern auch zumeist in Bezug aus andere Konsumgüter, z.B. Kleidung.
Eine, wenngleich auch nur sehr beschränkte Möglichkeit, diesen Kreis zu durchbrechen, wäre, die Nahrungsmittel direkt vor Ort bei einem regionalen Erzeuger, einem kleinen Bauern zu erwerben. Da wüsste man im Normalfall zumindest, dass man für einen – nicht immer! – höheren Preis auch bessere, fairer erzeugte Nahrungsmittel kaufen kann.
Das ist natürlich bei weitem nicht für jeden möglich. Abgesehen von finanziellen Einschränkungen hat auch nicht jeder „Städter“ die Möglichkeit, dies mit einem angemessenen Aufwand zu tun. Denn es ist weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar, für eine Packung Eier oder 500 Gramm Schinken 20 km hin und 20 km zurück direkt zum Erzeuger zu fahren. Wer aber am Stadtrand wohnt oder sonstige Bezugsmöglichkeiten in Reichweite hat, könnte mit dieser Art wenigstens ein ganz klein wenig zu einer faireren und angemesseneren Nahrungsmittelversorgung beitragen.
Dass man damit aber auch nicht seine Versorgung mit Chorizo oder Serrano-Schinken sichern kann, liegt auf der Hand. Wer hat schon einen diesbezüglichen Erzeuger direkt in seiner Nachbarschaft … 🙂
Ja, gut, dass das auch mal gesagt wird. In der Tat ist das Essen und Trinken der Teil der Lebenshaltung, in dem man am Variabelsten ist, wenn es mit dem Einkommen knapp wird und in Richtung Armutsgrenze geht. Am der Miete kann man nicht sparen, ok im Winter im Pullover statt die Heizung aufdrehen, das geht auch noch ..
a^2
An meiner Umstellung zum Veganer arbeite ich noch 😉 – im Stile eines Rauchers, der stolz verkündet: „Aufzuhören ist ganz einfach. Ich habe das schon x-mal geschafft.“
Immerhin haben wir es schon dazu gebracht, keine Eier mehr mit Haltungsform > 1 zu kaufen. (Wie viel Auslauf hat eigentlich so ein armes angeblich Freiland-Vieh?).
Vermutlich würde der eine oder andere (der es sich leisten kann) sicher auch mehr für Fleisch aus „artgerechter Haltung“ ausgeben, aber inzwischen hat man die Verpackungen – und damit letztendlich auch die sogenannten Verbraucher mit unzähligen „Siegeln“ zugemüllt (die meisten eh selbst zugeteilt oder dafür bezahlt), dass gar keins mehr als aussagekräftig und vertrauenswürdig gilt.
Ich bin Vegetarier. Aber egal. Grund dafür war das ich Fleisch, in der Qualität wie ich es mir leisten konnte, absolut nicht mehr vertragen hatte. Dazu kamen noch ethische Überlegungen und dann war die Sache für mich klar.
Ich teste es mal aus, ob ich ohne Fleisch und anderen tierischen Produkten vom totem Tier klar komme. Letztendlich war es kein Problem für. Denn massive Magen-Darm-Problem und Gicht waren recht schnell Vergangenheit. Den Scheiß wollte ich nicht wieder haben…
Gewisse Entzugserscheinungen hatte ich in den ersten 3 Monaten in der Tat…
Ist auch besser für die Umwelt und gegen den Hunger. Dasselbe Stück Land kann einen Fleischesser, aber acht Vegetarier ernähren.
Falsch, genau andersrum ist es richtig.
„Es wird ja immer so getan, als ob wir die Menschheit problemlos ernähren könnten, wenn wir das Getreide selber essen würden statt es an die Tiere zu verfüttern. Das klingt logisch. Dabei kann der Mensch einen erheblichen Teil des geernteten Getreides gar nicht essen. Schon allein deshalb, weil die Witterung nicht immer so ist, dass Weizen, der als Brotgetreide angebaut wurde, auch als Brotgetreide verwendet werden kann. Zudem kann man auf vielen Böden kein Brotgetreide anbauen, oder das Futtergetreide wird als Zwischenfrucht benötigt, um wieder vernünftiges Brotgetreide ernten zu können. Das heißt, die Tiere verwerten Getreide, das wir nicht essen können.
Bitte bedenken Sie auch, dass zwei Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen auf dieser Erde zum Weiden von Tieren genutzt werden. Diese Flächen sind überwiegend nur zur Nutzung durch Tiere geeignet. Da können sie aus klimatischen Gründen kein Getreide und Gemüse anbauen. Würden wir auf tierische Lebensmittel verzichten, dann würde das also bedeuten, dass wir zwei Drittel der Agrarflächen der Erde nicht zur Nahrungsmittelproduktion nutzen können.“
http://www.fr.de/wirtschaft/ernaehrungsexperte-udo-pollmer-ich-bin-kein-gegner-von-bio-a-766391
@Stefan Stulle: Ja genau… Dann dürften wir hier hingegen kein Fleisch essen. Hier ist Getreideanbau problemlos und effektiv möglich, damit der Ausgleich stimmt… Aber nein, hier in Europa wird soviel Fleisch gegessen, dass wir hier in quasi in Gülle absaufen…
Das ist der Grund weshalb ich deinen Beitrag für ziemlich dämlich halte…
Und noch etwas: Siezen ist in Internet-Blogs UNHÖFLICH, beziehungsweise als Minderwertschätzung gedacht!
„Und noch etwas: Siezen ist in Internet-Blogs UNHÖFLICH, beziehungsweise als Minderwertschätzung gedacht!“
weiß dies auch eure Datentrunsel wshira?
Die antonella mal wieder…. Höchst belustigend! 😀
@Stefan Stulle
Warum haben sich dann die Menschen früher überwiegend vegetarisch ernährt, weil Fleisch schlicht zu teuer war und wer sagt denn, dass man Feldfrüchte nur für Brot nutzen kann?
Er hat nicht Unrecht. Es ist auch so pauschal falsch, dass sich die Menschen früher überwiegend vegetarisch ernährt haben. Es gab sehr früh nomadische Hirtenvölker, die sich überwiegend von tierischen Produkten und nebenher von gesammelten Früchten, Samen, Flechten, Pilzen etc. ernährten. Der Ackerbau ist knapp 10.000 Jahre alt, der Moderne Mensch 10-30mal so alt.
Allerdings ist der heutige Fleischverbrauch der Menschen in der Tat unangemessen hoch. Für eine ausgeglichene Land- und Viehwirtschaft dürfte nicht mehr als 10-15% der Ernährung aus Fleisch, Fleisch- und anderen tierischen Produkten stammen, besser weniger. Tatsächlich ist das Verhältnis oft umgekehrt: auf 70-80% tierische Produkte kommen 10-20% Früchte, Gemüse, Getreideprodukte und so weiter.
Die vegetarisch oder vegan lebenden Menschen schaffen dabei einen gewissen Ausgleich. Auf 1 „normal“ fressenden bräuchte es allerdings ca. 3 Veganer, um das komplett auszugleichen :).
a^2
@aquadraht
Auch wenn meine Bezug auf frühere Generationen unpräzise war, so weit in der Zeitbetrachtung wollte ich gar nicht zurückgehen.
Es ist einfach schon zu lange her, dass der Wildbestand den Fleischbedarf einer recht übersichtlichen Population Mensch decken konnte.
Wenn man die, gemessen an der Lebenserwartung lange Zeitspanne von vllt. 1000 Jahren in Betracht zieht, war die Mehrheit der Menschen einfach zu arm, um sich regelmäßig mit teuerem Fleisch zu ernähren.
Wo Tiere als Last- und Zugtiere oder als Milchlieferanten dienten, war Fleischverzehr auch eher Verschwendung.
Der Ochse, der auf dem Teller landet, zieht eben keinen Pflug mehr, das „Pferdesteak“ zieht kein Bauholz aus dem Wald und das Brathuhn legt keine Eier mehr.
Vor derTechnisierung der Landwirtschaft war Fleisch schlicht Luxus und der Oberschicht aus Adel und Klerus vorbehalten.
Was die Hirtenvölker betrifft, so findet man die in aller Regel dort, wo die Böden zu karg für Ackerbau sind und eben nur genügsame Tiere wie Ziegen und Schafe ein Überleben sichern.
Aber selbst dort geht es mehr um um den Nutzen von Milch als um Fleisch.
Alles vollkommen falsch. Nur 1,5 % der Deutschen ernähren sich vegetarisch. Die Veganer befinden sich bereits unter den 1,5 %. Bei den Israelis sind es 5% der Gesamtbevölkerung. Den Israelis sagt man ja nach, eine vegetarisch orientierte Gesellschaft zu sein, Falafel und so….Auch falsch wie man sieht.
Wie stellt man NICHTS gegen IRGENDWAS ins Verhältnis ? Wenn sich 9 von 10 Leuten kein Eis kaufen aber einer von denen kauft sich ein Eis…..Wie viele Leute müssen sich auch kein Eis kaufen damit der eine sich statistisch betrachtet, nur ein halbes Eis gekauft hat ?
@Hallo: Du hast falsch gelesen… Robbespiere meinte das eigentlich es 3 Veganer auf einen Omnivoren geben müsste um einen Ausgleich zu schaffen der Umweltverträglich wäre.
Ebenso ist ungewiss wie hoch der Anteil der Vegetarier in Deutschland wirklich ist. ich habe Zahlen von 4 bis 11 Prozent gefunden…
Wobei ich ca. 5 Prozent für realistisch halte.
Man kann aber ausgehen wenn jeder billig Fleisch essen will, dass dieses kaum der Umwelt zuträglich ist. Schon jetzt haben wir extreme Probleme durch die Gülle… Na, Fleisch ist billig, aber dieses billige Fleisch macht das Trinkwasser, durch die nötige Aufbereitung ziemlich teuer. Wenn man die offensichtliche Tierquälerei weglässt…
@aquadraht
Stimme Dir zu. 10-15% Fleisch und der Rest pflanzlig,das ist die älteste Form der Ernährung, die der Steinzeit. Die frei umherziehenden Jäger und Sammler aßen, was sie auf ihren Wegen fanden. Wild, Beeren, Wurzeln und Knollen, Gräser und Früchte. Das Jagen mit Pfeil und Bogen war schwierig. Schon deswegen aßen sie weniger Fleisch. Erst als der Mensch seßhaft wurde, begann er Getreide anzubauen und Vieh zu halten. Von da an gab es auch Milchprodukte, eine relativ junge Form der Ernährung, weswegen viele Menschen an Getreide- und Laktose-Unverträglichkeit leiden. Die helfen sich oft mit der Paläo-Diät.
(Etwas OT: zu der Zeit wurde auch die Schrift erfunden. Der Buchstabe A bzw. das jüdische Alef ist das umgekehrte Bild eines Stiergehörns mit einem quer befestigten Joch.)
Durch die Massentierhaltung essen wir ganz klar zuviel Fleisch. Ich komme mit wenig Geld aus, weil ich aus einer großen, recht armen Familie stamme. Fleisch und Süsses gab es nur zu Ostern und zu Weihnachten. Ansonsten regionales Obst und Gemüse der Saison, morgens Porridge. Heute esse ich genauso; ich komme gerade so über die Runden. Aber ich leiste mir richtiges Brot vom Biobäcker und „gute Butter“. ?
Moin,
Ja, mal abgesehen davon, dass viele Deutsche nicht mehr genug verdienen ( meine Rente lässt auch keine grossen Einkäufe beim Edelbioladen zu), ist das bei den meisten Landsleuten doch eher so, dass sie sich den Industriefraß (frz:“ malbouffe“) genauso gierig und kritiklos reinziehen wie die tägliche geistige „malbouffe“ in Form von regierungstreuer „Information“ !
Das ist beides nicht gut für die “ Verdauung“ und es kommt in beiden Fällen nur Scheiße bei raus!
Eine durchaus aus rustikale ober wahre Betrachtung der Zustände!
Beste Grüße
https://www.youtube.com/watch?v=swpMfopVEJE
Mein absoluter Lieblingsfilm – immer noch – wenn auch sage und schreibe inzwischen schon 42 Jahre alt.
NEIN!
DOCH!
Ohhhhhh!
Jo, Heldentasse,
ich präferiere halt die rustikale Diktion….
Besser als politisch korreggd auf jeden Fall!
Wenn ich jetzt in Deutschland wäre, würde ich mir ein Zigeunerschnitzel bestellen und anschließend einen Mohrenkopf essen gehen!!!
Warum nicht umgekehrt? 😉
Apropos: Heißt das nicht „Negerkuss“? So kenne ich es jedenfalls noch aus meiner Kindheit. Aber geschmeckt hat mir das übersüße schaumige Gääg-Zeug schon damals nicht.
Aber „Zigeunerschnitzel“ ist lecker. Ach herrjeh, das geht ja auch nicht mehr. Wie heißt denn das jetzt übrigens politisch korrekt? Man kommt ja langsam mit den Neusprech nicht mehr hinterher.
Schnitzelnach Sinti und Roma Art glaube ich…aber von nem netten Neger würde ich auch gerne nen Kuss akzeptieren!?…
Ganz falsch und politisch total unkorrekt! Heute heißt das natürlich Neger*innenkuss!
Beste Grüße
Genau!!!?
Muss da nicht das „i“ im Wort groß geschrieben werden? Nicht dass dies hier Alice Schwarzer auf den Plan ruft. Und vielleicht ist es ja auch sexistisch, wenn ein Mann NegerInnenküsse mag. Tretminen wohin man nur schaut…
Politisch korrekt ist nach dem * klein zu schreiben.
Beste Grüße
Schnitzel nach Art einer mobilen europäischen Ethnie.
Volle Zustimmung. Gierig und kritiklos triftt es gut. Ganz abgesehen davon, dass man auch von wenig Geld gut essen kann, wenn man selber kocht.
@Pentimento
Naja, gierig und kritiklos halte ich für ein Pauschalurteil ggü. dem Konsumenten, weil die Interessen der Produzenten und des Handels außen vor bleiben.
Von wenig Geld gut essen zu können, ist auch so eine Aussage, die vor Allem Politiker zur Verteidigung ihres Hartz4- Regimes gerne vorbringen, die selber aber über 10.000€ pro Monat zur Verfügung haben.
Manche dieser Luschen kamen sogar schon mit Rezeptvorschlägen an die Öffentlichkeit, obwohl sie vermutlich noch nicht einmal wissen, wie herum man den Kochlöffel hält und regelmässig im Restaurant essen.
Klar ist selber kochen die billigere Variante, aber billig essen heißt nicht automatisch auch preiswert essen, wenn die Rohstoffe minderwertig sind und das Geld nicht für Qualität reicht.
@ Robbespiere
Natürlich ist das ein Pauschalurteil,aber muss man das jedesmal erwähnen? Die Zusammenhänge von Armut, Billigfraß, Agrar-und Nahrungsmittelindustrie und Lobbyismus sowie Ausnutzung der noch Ärmeren wurden hier ausführlich dargelegt. Der Durchschnittsdeutsche gönnt sich und anderen nun mal nix. Von gutem Essen in guter Gesellschaft hält er nicht viel. Zu tief sitzen die durch preußische Erziehung eingebläuten Ängste und Schuldgefühle. Gastfreundschaft und mediterrane Lebensart sind ihnen zutiefst verdächtig. Vielleicht hängt das mit den älteren Kulturen der romanischen Länder zusammen, die schon große Zivilisationen waren, als die Germanen noch recht primitiv lebten.
Interessant ist in diesem Zsammenhang auch, daß der Faschismus in Italien z. B nie zu derart unmenschlichen Konsequenzen geführt hat, wie in Deutschland. Und wenn das Gros der Deutschen billiges Essen möchte, wird ihm das auch angeboten. Die Spanier sollen ja die guten Gurken nach England exportieren und die weniger guten nach Deutschland. Es gibt Leute, die mit Aldikonserven im Süden Urlaub machen, anstatt das mediterrane Essen und die netten Menschen dort zu genießen. Die Gier und die Kritiklosigkeit, die man hier genauso beim Essens- wie beim Medienangebot an den Tag legt sowie das seelenlose Verhalten sich selbst und Schwächeren oder ganzen Gruppen gegenüber hängen unmittelbar miteinander zusammen.
OT zum Thema Faschismus in Deutschland: anläßlich des Todes von Claude Lanzman zeigte arte den Film „Shoah“, der noch drei Tage in der arte Mediathek zu sehen ist.
@Pentimento
Trotzdem erscheint der deutsche Konsument hier faktisch wie der fleischgewordene Geizhals, bei dem das schlechte Essverhalten praktisch genetisch verankert zu sein scheint und diese Darstellung finde ich einseitig.
Die handfesten Wirtschaftsinteressen im Hintergrund und die Politik als deren Gehilfe kommen mir einfach zu kurz.
Ich kann mich eben noch gut an Zeiten erinnern, als Lebensmittel in Fachgeschäften angeboten wurden und auch bei geringerer Auswahl deutlich besser schmeckten.
Versuch einfach mal, ein handwerklich traditionell gemachtes Brot zu finden statt dem Chemiecocktail, der dir in Kettenbäckereien oder Discountern angeboten wird oder ein schmackhaftes Legehuhn im Ruhestand für deine selbstgemachte Hühnersuppe.
Da wirds echt eng, wenn du nicht auf dem Land wohnst.
Es ist nicht so, dass sich die Älteren unter uns nicht an bessere Produkte erinnern könnten, nur bekommen sie diese oft gar nicht mehr, weil die Handelsketten die Anbieter verdrängt haben.
Man kann sich auch einmal die Dokus von Sebastian Lege auf Youtube ansehen.
Der ist Lebensmittelentwickler für die Industrie und zeigt, mit welchen Tricks die arbeiten, um unseren Gaumen zu übertölpeln und uns billigste Zutaten als tolles Essen zu verkaufen. Dank Chemie funtioniert das sogar.
Ein weiteres Element, das mir fehlt, ist die Arbeitssituation in den Familien.
Wo Frauen mitarbeiten müssen, weil ein Einkommen nicht reicht oder wollen, um vom Einkommen des Mannes unabhängig zu sein, wird logischerweise auch weniger selbst gekocht bzw. möglichst zeitsparend und entsprechend weniger Zeit für das Einkaufen aufgewendet.
Auch in Ländern, wo Essen traditionell reichhaltiger und wichtiger ist, wie z.B. in Italien, macht sich diese Veränderung bemerkbar.
Ich behaupte nicht, dass das Bewußtsein für Nahrung hier nicht auch an den Konsumenten liegt, aber man muss schon mehrfach den Blickwinkel wechseln, um ein annähernd objektives Gesamtbild zu erhalten.
Alles richtig! Meine Sicht ist auch nur ein Blickwinkel. ☺
@Pentimento
Danke für den Hinweis auf den Film „Schoah“, der in der Mediathek von ARTE anzusehen ist.
Ich habe mir gerade die ersten 25 Minuten angesehen und finde die Berichte der Augenzeugen weit wirklichkeitsnäher als die Filme, die direkt nach der Befreiung der Lager gedreht wurden.
Diese wirken in ihrer Grausamkeit eher unwirklich, die Berichte der Betroffenen jedoch mit Gesicht, Mimik und Stimme regen die eigene Vorstellung erschreckend an und machen das Grauen nachvollziehbarer.
@Robbespiere
Stimme Dir zu. Was auch auffällt, ist, wie eifrig die Ukrainer bei der Vernichtung der Juden halfen. Der Faschismus hat sich in der Ukraine erhalten und wird seit 2011 kräftig von unseren Machthabern unterstutzt. Die Umkehrung aller Werte hat in jener Zeit begonnen. Was 1933 begann, gilt bis heute. Macht ist gleichbedeutend mit Recht.
Korrektur: nicht 3 Tage, sondern bis zum 04.09.ist der Film noch zu sehen.
Ich würde ja nun nicht mal widersprechen, dass Lebensmittel hier zu billig sind, aber DIESER Teil Deines Beitrags lässt dann doch eher darauf schließen, dass die armen Spanier in ihren Supermärkten über die Theke gezogen werden – es sei denn, die spanischen Hersteller verkaufen den deutschen Großhändlern aus lauter Deutschlandliebe ihre Chorizos billiger als den Händlern im eigenen Land.
Oder ist der deutsche Chorizo-Verbrauch so viel größer als der spanische, dass die Marktmacht der deutschen Großhändler um so vieles größer ist als die der spanischen Aufkäufer?
PS:
Ich bin nicht schuld, denn mir schmeckt echte ungarische Salami ohnehin am besten.
Letztens hatten wir uns mal so ein „Serrano-Bein“ (inkl. Holzbock und Schinkenmesser) für – sicher zu billige – 50 Ocken geleistet. Der Schinken da dran hat mich allerdings auch nicht vom Hocker gerissen. Aber so unterschiedlich sind die Geschmäcker halt.
Fleischprodukte sind in Spanien tatsächlich teurer. Gewisse Produkte sind preislich in etwa so angesiedelt, wie in er BRD – bei niedrigeren Löhnen, versteht sich.
Chorizo wird teilweise ja auch in Deutschland hergestellt. Manche schmeckt nicht so viel anders als spanische – wobei es in Spanien natürlich unzählige Sorten gibt. Hier muss sie fettig und rot sein, dann kann man sie als Chorizo verkaufen. Eine gute Chorizo kostet natürlich auch in Spanien – dasselbe Produkt, hergestellt irgendwo in Niedersachsen, geschmacklich ähnlich, ist hier aber günstig zu haben.
Zum Serrano: Wir haben jahrelang Serranokeulen mit nach Deutschland genommen. Am Ende wird der Schinken trocken, man schneidet ja ewig an so einem Ding rum. Den nutzt man dann zum Kochen und Braten. Mittlerweile kann ich keinen Serrano mehr sehen. Die beste Variante ist der Pata negra, ein Serranoschinken, der aus Schweinen produziert wird, die nur von Eicheln ernährt werden. Der schmeckt deutlich besser, kostet aber. Im den Neunzigern haben wir schon für Serranokeulen umgerechnet 60, 70 Euro gezahlt. 50 Euro erscheinen mir da tatsächlich zu günstig. In Spanien würde es auch schwierig, für 50 Euro etwas zu finden.
Jedes Ding hat zwei Seiten……….mindestens.
Man sollte die deutsche Mentalität ( nicht Aller ) vielleicht auch einmal unter dem Gesichtspunkt von zwei verheerenden Kriegen und den dazu gehörenden Hungerphasen sehen.In der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen und der hatte im letzten Jahrhundert in Deutschland einen festen Wohnsitz.
Wer Kohldampf schiebt nimmt, was er kriegen kann.
Ein anderer Aspekt ist das Thema Manipulation durch Werbung.
In den 60ern, während meiner Kindheit, gab es in Briefkästen keine Werbung., heute Quellen sie über davon und diese Werbeblättchen suggerieren, dass man sich mehr extra leisten kann, wenn man den billigen Fraß der Anbieter kauft. Nicht von ungefähr werden da massenhaft Dinge angeboten, die mit Nahrung nichts zu tun haben.
Dass diese Preise durch Druck auf Erzeuger und entsprechend durch miserable Haltungsbedingungen für Tiere zustandekommen, wird natürlich nicht erwähnt, sondern eher noch durch selbst vergebene, nichtssagende Gütesiegel a la DLG verschleiert.
Die Politik weigert sich beharrlich, hier eine klare Kennzeichnung für den Verbraucher einzuführen, damit jeder informiert entscheiden kann, was auf seinem Teller landet.
Ich persönlich esse lieber qualitativ hochwertigeres Fleisch, das in der Pfanne nicht wegschrumpft, habe in der Stadt aber keine Kontrolle über die Herkunft.
Nichts garantiert mir, dass das Rohmaterial, egal ob vom Metzger oder vom Supermarkt, nicht aus der gleichen Quelle stammt. Dem Geruch beim braten oder Grillen nach gibt es da leider oft keinen Unterschied, im Preis aber schon.
Zu Spanien:
Meines Wissens nach leben die Spanier zu rund 85% in der eigenen Immobilie bei 92,5 EW pro km², in Deutschland weniger als die Hälfte bei 233 EW pro km², was möglicherweise auch die unterschiedlichen Präferenzen erklärt.
Was die Qualität der Lebensmittel in Spanien betrifft ist es allerdings auch kein Geheimnis, dass gerade im Landbau ordentlich Agrargifte verwendet werden und es gibt da eben nicht nur glückliche, schwarze Ferkelchen, die den lieben langen Tag Kastanien bzw. Eicheln futtern.
Was wir wirklich bräuchten ist absolute Transparenz über die Produkte, die uns angeboten werden, ein Ende der irrsinnigen Subventionspolitik, die Masse fördert statt Klasse und einen mehr regional orientierten Handel.
Es ist doch ein Irrsinn, dass Lebensmittel, die hier auch verfügbar sind, aus dem Ausland herangekarrt werden, weil dort die Erntesaison früher beginnt.
Immerhin bieten mittlerweile Supermärkte und sogar Discounter besseres Fleisch extra an: z.B. gestern 2 x 130g Burger vom frei laufenden ANGUS-Rind für unter 4 Euro. Immer noch billig, aber Angus ist Angus!
Wer kauft schon so „teures“ Fleisch?
Geh´zu Edeka – da bekommst Du es noch „billiger“.
Edeka: „Wir lieben Lebensmittel…“ (und Geld noch viel lieber…)
https://www.derwesten.de/region/edeka-montags-knueller-haehnchen-angebot-15-cent-id214805429.html
…wahrscheinlich aus den Abfall-Containern amerikanischer Chlor-Hühnchen…..????
Als jemand der arm ist, finde ich die niedrigen Lebensmittelpreise gut. Da ist einem das Hemd (der niedrigen Preis) nun mal näher als der Rock ( das Tierwohl, die Arbeitsbedingungen der Erzeugenden etc. ). Wahlweise kann man da auch diesen Spruch vom Fressen und der Moral bemühen.
Nicht verstehen kann ich die Menschen, die mit einem superteuren Wagen beim Discounter vorfahren, sich das ganze Jahr über von Billigfleisch ernähren und sich dann zu Festtagen mal „etwas Gutes“ gönnen wollen, mal was vom Fleischer um die Ecke – und dann sind sie verwundert, daß es diesen Fleischer nicht mehr gibt… sehen aber gar keine Zusammenhänge.
Ich habe jahrelang im Biobereich u. a. im Gemüsebau und in der Rinderzucht verschiedene Jobs gehabt und hab dort zum Teil sehr übele Arbeitsbedingungen erlebt. Mein niedrigster Stundenlohn waren vier Euro.
Ich denke, ich weiß ziemlich genau, was gute Lebensmittel sind und das diese auch ihren Preis haben sollten… .
Inzwischen kaufe ich mit nur noch mäßig schlechtem Gewissen beim Discounter auch, weil es mir schlicht nicht anders möglich ist.
Dabei denke ich immer an den zynischen Spruch des mir-vier-Euro-zahlenden Biobauern: Rolls Royce Mitarbeiter fahren schließlich auch nicht einen Rolls.
Das mit dem guten spanischen und dem deutschen qualitätsarmen Essen ist so eine Sache, die heute zu relativieren ist, wie anhand des Apfels zu belegen ist. Für Produktion der Lebensmittel setzt die Europäische Union den Maßstab. Ein Apfel muss demnach mindestens 90 Gramm wiegen oder einen Mindestdurchmesser von 60 Millimeter aufweisen, um im Supermarkt feil geboten werden zu können. Die Färbung ist für dessen Güteeinordnung (Färbungsgruppe A, B oder C) bedeutend: Sind etwa drei Viertel der Oberfläche rot, gehört der Apfel in die Gruppe A. Darüber hinaus werden die Äpfel in drei Klassen eingeteilt: Extra Klasse, Klasse I oder Klasse II, bei der geringfügige Anzeichen von Altersfleischbräune um das Kerngehäuse zulässig sind, sofern das Fruchtfleisch verzehrbar ist.
Apfelsorten wie Pink Lady, die es früher nicht gab, werden in den internationalen Markt gedrückt. Alte Sorten verschwinden. Damit sie auch außerhalb der Erntezeit knackig aussehen, werden sie im Gas gelagert. Das alles hat mit Regionalität oder landestypischen Besonderheiten nichts mehr zu tun. Die Monopolisierung der Lebensmittelproduktion schreitet voran. Es wird zunehmend schwieriger, sich diesen Normvorgaben zu entziehen, ohne den zu bewältigenden Alltag zusätzlich zu belasten.
Die gute alte Zeit, ob in Spanien oder in Deutschland, sie schwindet dahin…
Verzeihung, aber sie schwand dahin – vor geraumer Zeit!
Hier wird in der Diskussion leider nicht berücksichtigt, dass wir in der Distribution von Lebensmitteln weltweit bemerkenswerte Produktivitätsgewinne seit 40 Jahren nutzen.
Zum Beispiel wurde früher das Rindfleisch aus Argentinien per Flugzeug nach Europa geschippert. Heute kommt es mittels Kühlcontainer zum 1/20 stel der Frachtkosten. Die 24 t-Apfelsinenladung aus Murcia rodelte vor 30 Jahren noch für 2000 DM nach Münster in Westfalen. Heute für € 2000, weil der Transporteur aus Lettland es halt billiger macht.
Die Lebensmittelpreise in Toitschland sind nicht nur Ausdruck der verringerten Qualität, der Produkte, sondern auch der optimierten Logistik. Was der Phillipino im Containerschiff über die Ozeane schippert, übernimmt der Lkw-Fahrer aus den MOE-Staaten im Landverkehr. So können wir billiger fressen.
Am Ende hat der Autor recht, daß „wir“ den Preisdruck outgesourced haben…
Auf jeden Fall ! Wenn man den monatlichen Lebensmittelbedarf ins Verhältnis zur
Lohnsteuer setzt, die monatlich vom Brutto abgezogen, und vom Staat / EU in Agrarsubventionen
umgelenkt wird……Dann kosten die Bratwürste 5-6 Euro, also fast so viel als würde man dem
Ökoschweinebauern das Geld für Bratwürste gleich in die Hand drücken.
Ob man Ökodinkelbrot, Biogemüse und sonstig Edelmütiges kauft, die Agrarsubventionen
muss man immer draufschlagen. Die bezahlt man für die konventionelle Landwirtschaft so oder so
jeden Monat !
Das ist so ähnlich wie mit der Aufstockerei über die Jobcenter. Die Steuerzahler bezahlen dem
Dumpinglöhner die Lohndifferenz zwischen Dumpinglohn und dem Lohn der sich über Tarifverträge
und Angebot und Nachfrage einpendeln würde. Der Steuerzahler hält Dumpinglöhner am Markt die
da nichts verloren haben.