Eine Wertzerstörungs-verhinderungsteuer ist notwendig

Mineralwasser ist uns 19 Prozent Mehrwertsteuer wert; Eier und Honig immerhin noch sieben Prozent. Und Aktien? Auch für ihren Kauf wird künftig »ein Mehrwert« entrichtet. Satte 0,2 Prozent sollen es werden. Viel zu wenig!

Was war das neulich noch für ein Ringen um den Mehrwertsteuersatz. Es ging um Tampons, die man mit dem 19-Prozent-Satz verkaufte, als Ware aus dem Luxussegment gewissermaßen. Nun kann man ja streiten, ob das der ganz große Kampf für mehr Gerechtigkeit war oder nicht. Ich lasse das hier bewusst aus der Debatte. Aber immerhin bewegte sich mal was, denn wir sprachen von der Mehrwertsteuer, ob sie denn gerecht sei oder nicht. Überhaupt ist es ja so, dass sie eine Steuer ist, die besonders diejenigen trifft, die über wenig Geld verfügen. Sie bezahlen denselben Satz wie Vermögende: 19 Prozent auf Mineralwasser oder eben sieben Prozent auf Tampons – ganz genauso wie Frau Generaldirektorin.

Bei Aktien sprechen wir hingegen nicht von der Mehrwertsteuer. Es gibt ja auch keine. Immer wieder wurde darüber gesprochen in den letzten Jahren. Dann aber unter dem Label der Finanztransaktionssteuer. Der Kabarettist Volker Pispers hat schon vor Jahren erklärt, dass dieses Stichwort verschleiern soll. Würde man von einer Mehrwertsteuer beim Aktienkauf sprechen, würden die ganz normalen Leute ja verstehen, um was es da wirklich geht. Aber wenn sich ein besorgter Politiker hinstellt und mahnt, dass Finanztransaktionssteuern den Standort gefährden, dann kann sich zunächst nicht jeder dabei was vorstellen. Tendenziell gibt man dem Mahner dann vielleicht sogar recht.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Defi Brillator
Defi Brillator
4 Jahre zuvor

Das Beste daran: Falls da überhaupt was kommen wird, werden die Steuern garantiert in den Kriegsetat fließen. Dafür wird die GroKo Haram schon sorgen!

Heldentasse
Reply to  Defi Brillator
4 Jahre zuvor

Ist ja auch nur logisch! Die die am Krieg verdienen sollen das ja auch nicht gleich wieder abgeben müssen, wo kämen wir den sonst hin?

niki
niki
4 Jahre zuvor

Die originäre Aufgabe der Politik ist es, der Bevölkerung zu erklären, warum immer gegen das Interesse der eigenen Bevölkerung Gesetze beschlossen werden und gleichzeitig dabei die herrschende Klasse eindeutig profitiert…
Ab und an ist mal ein kleines Geschenk an den „Pöbel“ nötig, um nicht das Fass zum Überlaufen zu bringen. Letzteres ist allenfalls nur Kosmetik!
Die Mainstreammedien sind das zweite Instrument dafür… Zumindest hier in Deutschland gibt es so gut wie keine Kritik von dieser an die Regierung… Ist ja auch klar warum! Die MSM sind in der Hand der herrschenden Klasse und die Regierung macht wie eben festgestellt die Gesetze für diese…

Dann gibt es noch die Kabarettisten in der Funktion als Hofnarren!

So langsam verliere ich jegliche Hoffnung…

Heldentasse
Reply to  niki
4 Jahre zuvor

Wobei die Geschenke an Völker, da fällt mir besonders eins ein, was westlich von uns verortet ist, die ab und an mal die Mistgabel heraus holen etwas größer ausfallen. Aber das ist ja unsere Sache nicht!

Heldentasse
4 Jahre zuvor

Warum so kompliziert und (wieder mal?) von hinten durch die Brust?

Das was IMO Roberto meint, heißt ganz trivial Börsenumsatzsteuer und würde in Teutschland 1922 eingeführt und unter Kohl dem I. 1991 abgeschafft.

Warum man es abgeschafft hat ist offensichtlich, die Schwarzengelben später auch die sogn. Sozen/ Olivgrünen, und danach Schwarz mit einem pseudo– roten Wurmfortsatz wollen/ wollten die Finanzmärkte entfesseln.

Was aber nichts anderes heißt als als eine Umverteilung von unten noch oben, dass ist politisch gewollt, und darum wird es Börsenumsatzsteuer niemals nie nicht wieder geben. Der große Nagus und seine politischen großen Proxys werden es niemals durch gehen lassen.

Ansonsten gilt die 26. Erwerbsregel: Die überwiegende Mehrzahl der Reichen in dieser Galaxis hat ihren Reichtum nicht geerbt, sondern gestohlen.

Beste Grüße

Roberto De Lapuente
Roberto De Lapuente
Reply to  Heldentasse
4 Jahre zuvor

Das schreibe ich aber auch. Sie lag bei 2,5 Prozent.

Heldentasse
Reply to  Roberto De Lapuente
4 Jahre zuvor

Mea culpa, ich schiebt das jetzt mal auf mein altes Smartphone. 😉

Frage, lag die Steuer nicht bei 0,25%?

Juergen
Juergen
4 Jahre zuvor

Bis 1991 galt wenigstens noch die Börsenumsatzsteuer. Sie lag bei 2,5 Prozent. Im Zuge der Liberalisierungen hat man die natürlich kassiert, der Staat zog sich völlig aus der Spekulation heraus und überließ dem Markt die absolute Kontrolle.

Willkommen in der Globalisierung. No nations, no borders. Keine Grenzen für Kapital, Güter, Dienstleistungen und Arbeitskräfte. Der Markt ist absolut begeistert.

Tatsächlich kann es in einer globalisierten Welt keine wirksame Finanztransaktionssteuer geben da sich immer irgendwo ein Standort finden lässt der diese nicht hat. Wobei damit sowieso nur der Standort des Briefkastens gemeint ist.

Heldentasse
Reply to  Juergen
4 Jahre zuvor

Mich dünkt, dass hier der Neoliberalismus zum Naturgesetz erklärt wird, was dieser in der Wirklichkeit gar nicht ist, der Pöbel aber glauben soll, damit jedwedes Bestreben auf eine Besserung erst gar nicht im Diskurs erscheint.