Nicht gleich den Hitler an die Wand malen
Hitlervergleiche und NS-Parallelen: Selten hat man sie so inflationär gebraucht wie heute. Was wie ein besonders rücksichtsvoller Umgang mit der deutschen Geschichte aussehen soll, bewirkt das Gegenteil: Die Banalisierung der Erinnerung.
Vor drei Wochen hat Jens Berger einen Artikel über Greta Thunberg geschrieben. Über Facebook hat er kurz danach eine an ihn gerichtete Mail zitiert. In der entgegnete Bergers Leser, dass ihm »ein eiskalter Schauer über den Rücken« laufe, nachdem er die Reaktionen auf den Artikel bei den NachDenkSeiten gelesen habe. Ja, »beinahe sprachlos« sei er: Wegen der Hetze gegen das Mädchen. »Viele erinnern in Art und Duktus an die Ausfälle eines Roland Freisler«, schob er nach. Tja, da war er wieder: Der beliebte Rückgriff auf Hitler und Nationalsozialismus. Godwin’s law greift einfach immer wieder. Manchmal schneller als man »SS« tippen kann. Es ist schon erstaunlich, wie schnell das in unseren Breitengraden geht. Offenbar können wir uns die Gegenwart gar nicht mehr ohne jene tausend Jahre vorstellen, die nur zwölf andauerten.
Seit es die AfD gibt, hat sich der Nazi-Vergleich im öffentlichen Diskurs etabliert. Da fungiert ein Mann namens Höcke als Goebbels, wird aus dem Bundestagseinzug der Fraktion eine neue Machtergreifung und die Partei ganz grundsätzlich zur NSDAP erklärt. Schon bevor es diese Rechtspartei gab, hatten sich die Rückgriffe auf jene deutschen Jahre zwischen 1933 und 1945 zu einer Art polemischen Popkultur entwickelt. Der Journalist Daniel Erk, der jahrelang für die taz den Hitlerblog betrieben hatte, behauptete in seinem gleichnamigen Buch, dass »so viel Hitler […] selten« war.
Als er das Buch 2012 veröffentlichte, gab es die AfD noch gar nicht. Aber die Nazivergleiche florierten trotzdem. Das konnte jedem auffallen, der genau darauf achtete. Alle waren irgendwie Hitler – nur schlimmer. Wahrscheinlich entwickelte sich das so, analysierte Erk in seinem Buch, weil kaum ein Tag verging, in dem dieser Teil der deutschen Vergangenheit nicht Thema war. Die Knoppisierung der Nazi-Zeit schritt voran, bei Bild legte man reißerisch nach. Harald Schmidt, der in seinen Shows viel, oft auch sehr gelungen, »mit Hitler spielte«, meinte mal in einem Interview, dass sein Bedarf gedeckt sei. Sein »Speicher sei momentan gut gefüllt mit Führer-Infos«, jene Story, dass sich Hitler auch Kokain ins Auge träufelte, konnte er daher nicht mehr verfolgen.
Der deutsche Alltag scheint gar nicht mehr zu laufen, wenn nicht mindestens einer mit irgendeinem Nazi von dunnemals verglichen wird. Was man früher dem Teufel in den Schuh schob – an seinem Pferdefuss trägt er wahrscheinlich keinen -, wird heute zu einem Fall für Hitler und seine Nazis. Selbst Werbung macht man heute mit ihm: Er hat seinen eigentlichen Schrecken verloren und ist zu einer banale Figur geworden. Zu einem fast scherzhaft bösen Spießbürger mit Zweifingerbart, der gar nichts mit dem historischen Diktator gemein hat. Ja, während man verschiedensten Zeitgenossen schon nachsagte, sie seien wie Hitler, ist das Bild des Banalhitler, mit dem wir hantieren, so gar nicht mehr wie Hitler. Und wenn nicht mal mehr Hitler wie Hitler ist, dann stimmt da was nicht.
Jetzt sind die, die Greta Thunberg kritisieren für einen Leserbriefschreiber also wie Freisler. Nun gebe ich ihm ja recht, viele der Kritikpunkte, die man gegen Greta ins Feld führt sind lächerlich. Manche sind nicht nur dumm, sonder böse und nicht angemessen im Urteil. Aber Freisler? Die Trolle klimpern lahm in die Tasten – Freisler war hingegen Richter, er hatte die Macht Menschen dem Tode zu überantworten. Dieser hanebüchene Vergleich zielt darauf ab, die Trolle als Leute hinzustellen, die junge widerständige Leute der Enthauptung überstellen würden, wenn sie dürften. Wie Freisler halt – so wie er es mit der Weißen Rose tat. Mag ja sein, dass es solche Typen unter den Greta-Bashern gibt. Aber nicht jeder, auch wenn er sich kräftig aus dem Fenster lehnt beim Abwatschen der jungen Schwedin, ist deswegen gleich wie ein Massenmörder.
So ein Vergleich, so markig er gemeint sein will, sei es um aufzurütteln, sei es um politisch anders denkende Menschen zu diskreditieren, ist eine ausgemachte Respektlosigkeit. Er wird dem, was der Antifaschismus mal wollte, nämlich Andenken bewahren und für den aktuellen Alltag begreifbar, ja nutzbar zu machen, indem man unmenschliche Zustände auch in der Gegenwart anprangert, in gar keiner Weise gerecht. Ganz im Gegenteil, hier wird der Bluthund der Nazis banalisiert, zu einem anonymen Tastaturtroll herabgemindert. Der Freisler, auch nur ein Orientierungsloser im Ideologiedschungel?
Ich gebe zu, der Rückgriff auf den Nazi, als Überbegriff wie als konkreter historischer Name, ist eine bequeme Angelegenheit. Man kann politisch unliebsame Zeitgenossen nicht elegant, dafür aber recht effektiv in eine Ecke drängen, aus der sie dann nur noch schwer rauskommen. Und ja, das habe ich auch schon gemacht. Ich behaupte aber: Früher häufiger als heute. Ich versuche mittlerweile weitestgehend ohne diese Rückschauen auszukommen, wenn ich über die Gegenwart urteile. Natürlich ist da dieses Erbe, man muss damit verantwortungsvoll umgehen – aber das darf nicht dazu führen, die Welt von heute dauernd mit der Schablone von diesen kürzesten tausend Jahren aller Zeiten abzustimmen. Wer es doch tut, ist eben auch ein Ewiggestriger.
Daniel Erk glaubt, dass »die linke Losung, Faschismus sei keine Meinung, sondern ein Verbrechen […] zunehmend als Ausrede [erscheine], sich erst gar nicht inhaltlich und argumentativ mit Faschismus und Neonationalsozialismus auseinanderzusetzen«. Ich neige dazu, ihm beizupflichten. Man sollte nicht immer den Hitler an die Wand malen. Denn nicht jedes Arschloch ist ein Hitler. Zu dieser ans Ende seines Buches gestellten Einschätzung kam Erk einige Zeit, bevor die AfD gegründet wurde. Heute sind wir dann auch so weit, dass sich diese Losung tatsächlich verfestigt hat – selbst in der Mitte der Gesellschaft. Der Zeitgeist ist halt ein bisschen wie Hitler …
@Roberto J. De Lapuente:
https://www.neulandrebellen.de/2019/08/nicht-frisch-nicht-fleisch/#comment-63528
Ist der Beitrag von dir um aufzuzeigen, wie dämlich manchmal Nazi-, bzw. Hitler-Vergleiche sind?
Nee. Wir faken doch keine Kommentare hier.
Nun gut… Vielleicht solltet ihr das dann entsprechend kennzeichnen oder gar löschen, weil der Text nun doch strafrechtliche Relevanz haben könnte… Zumindest mein Ratschlag. So stehen lassen würde ich das nun nicht. Egal ob Satire oder nicht…
….wie sagte Joopie Heesters doch:…der Hitler war eine netter Kerl….lach…
Also, so 1990 gab es jede Menge Nazis aber noch keine AfD, wo sie sich organisieren konnten. Allerdings gab es damals Godwin’s Law, und Godwin hat nicht für deutschsprachige politische Entgleisungen gesprochen. Das ist schon wichtig. Des Weiteren heißt es
wiederum an die eigenen Landsleute und deren Sprachkultur gerichtet. Das mal ganz am Rande.
Die AfD eine Naziaffine Partei zu nennen, halte ich dagegen für mehr als legitim. Und Höckes und Poggenburgs und v. Storchs Sprüche legen das ziemlich nahe.
P.S. Die Greta nagt an Ihnen, was? Gut so!
Wenn man die „wissenschaftliche Weltanschauung“ durchdrücken will, braucht man halt valide „Argumente“…
Man muss nicht jedes Erbe annehmen, man kann es auch ausschlagen.
Flurdab: Schlagen ist gut. Selten mal wieder einen derart indifferenten, von jüngster Historie und Analyse befreien, realitätsignorierenden Text (oben) gelesen. Zitat:“aber das darf nicht dazu führen, die Welt von heute dauernd mit der Schablone von diesen kürzesten tausend Jahren aller Zeiten abzustimmen. Wer es doch tut, ist eben auch ein Ewiggestriger.“ Dann bin gern ein Ewiggestriger.
Rostock-Lichtenhagen, Mölln, Solingen, Hünxe, Hoyerswerda, Guben, Heidenau, Freital usw. Alles wieder vergessen? Ein Relativierer, wer da Nazivergleiche zieht?
Aber es ist N U R die M E I N U N G das Autors. Nehm ich mit Abscheu zur Kenntnis.
@Molle Kühl
Und schon muß ich meinen Beitrag von weiter unten relativieren. Hier reicht der Begriff ‚faschistisch‘ nicht aus. Hier ist der Nazivergleich in der Tat angebracht.
Na ja, vor ca. 2 Tagen wurde gemeldet das die BRD 4 oder 5 Kinder von islamistischen Schlächtern nach Deutschland holt. Begründung: die Kleinkinder kann man nicht für die Taten ihrer Eltern verantwortlich machen.
Mal abgesehen davon das die Eltern sich ja freiwillig einem anderen „Staat“ angeschlossen und damit auch ihre Kinder in die neue „Staatangehörigkeit“ geboren haben, ich also wirklich nicht sehe was diese Kinder mit mir gemein haben sollen und was sie mich angehen.
Als ich geboren wurde war Hitler bereits 22 Jahre lang tot. Ich habe mit Ihm nichts zu tun, nie gehabt.
Und trotzdem wird mir ständig eine „Geistes- Verwandtschaft“ unterstellt sobald es Fremdenfeindlichkeit gibt.
In der Türkei gibt es übrigens erste Übergriffe von Türken gegen Syrer, wie kann es dazu kommen, wo doch die Türken frei sind von jeglicher Hitlerei?
Was ich ziemlich schräg finde ist das es Menschen gibt, die Alles was sie selbst erst in ihre heutige Position gebracht hat als leichtfertig und überflüssig benennen.
Wie kann man etwas wegwerfen auf dem man selber steht?
Mit Verrückt ist das nicht mehr zu beschreiben.
@flurdab
Stimmt. Man kann und darf hier nicht von Geistesverwandschaft sprechen. Alle Menschen haben aber die gleichen, angeborenen Instinkte; Sexualität und Aggressivität, sind unerläßlich für die Erhaltung der Art.
Aggressivität kann bei entsprechenden, frühen Erfahrungen und unter bestimmten Umständen umschlagen in Destruktivität. Dann ist sie nicht mehr sinnvoll, nicht mehr Schutz und Motivation, sondern zerstörerisch. Wann und wodurch diese Veränderung geschehen kann, darüber wurde genug geschrieben. Man muß sich nur klar machen, welche Möglichtkeiten in jedem Menschen vorhanden sind. Auch Adolf Hitler kam als unschuldiges Kind zur Welt.
Leseempfehlung:
– ‚Am Anfang war Erziehung‘ von Alice Miller
– ‚Die Archetypen und das kollektive Unbewußte‘ von C.G. Jung
@Roberto J. De Lapuente
Da ist was dran.
Sowohl die Verfechter des Nationalismus, und Rassismus, als auch diejenigen, die ständig Bezug auf die NS-Diktatur nehmen, sind zwei Seiten einer Medaille.
Die Ursachen für die Entstehung des Rechtsradikalismus waren damals wie heute die gleichen, nämlich eine soziale und ökonomische Massenverelendung.
Damals wie heute war der Verursacher das Finanzkapital, 1919 wollte man , nebst Rachegelüsten, die Tilgung der Kriegskredite eintreiben, heute ist es die Gier nach Rendite, die Massen von Menschen ins Elend stürzt.
Dem Kampf gg. diese Ursache wollen sich aber weder rechte, noch neoliberale oder pseudolinke Interessenvertreter stellen und suchen statt dessen lieber einen Dummy, auf den sie ersatzweise einprügeln können.
Es ist absolut notwendig, sich der Historie zu stellen, aber was bringt es, nur das Phänomen der Bestialität zu betrachten aber nicht dessen Ursachen zu analysieren?
Auf diese Weise fördert man geradezu eine Wiederholung und das ist m.M.n. von den Machteliten genau so gewollt, weil die, egal in welchem System, immer oben treiben wie Scheiße auf dem Bodensee, weil keiner sie zur Verantwortung zieht.
@Robbespiere
Occupy hats versucht, hat aber nichts gebracht. Wenn man sieht, wie die G7 Herren sich in Biarritz einbunkern, und was da an Schutzpersonal aufgestellt ist, dann ist klar: Sie wissen es und haben Angst.
Diese ganze Sch…Einteilung in links und rechts, ebenso wie die Nazi – und Hitlervergleiche stiften nur Verwirrung und dienen der Ablenkung und der Teilung. Man hetzt die Demonstranten aufeinander. Diejenigen, die aufbegehren, bekämpfen sich gegenseitig, und wenn das nicht hilft, rückt der staatlich geförderte schwarze Block an. (s. Doku auf youtube zum G8- Gipfel I (2001) – Gipfelstürmer – die blutigen Tage von Genua)
Das Infame ist, je mächtiger die Oligarchen werden, desto mehr Dummies gibt es, auf die man einprügeln kann. Dafür sorgt letztlich ihre Diskriminierung. Der Krieg gegen die Armen wurde gründlich vorbereitet. Daran hat die SPD kräftig mitgearbeitet. („Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“), und Olaf Scholz, der Regisseur des Gipfels in Hamburg, hatte, wurde nicht etwa geschaßt, sondern zum Finanzminister gemacht.
@Robbespiere
„Ihr aber lernet, wie man sieht, statt stiert
Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt‘ einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert –
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_aufhaltsame_Aufstieg_des_Arturo_Ui
Herbert Marcuse. „Wenn der Kapitalismus sich sicher fühlt, zeigt er sich liberaldemokratisch. Und wenn er in Bedrängnis gerät, zeigt er sein faschistisches Gesicht“.
@Molle Kühl
Seit Mussolini steht der Begriff ‚Faschismus‘ für Unterdrückung und Gleichschaltung sowie für die Diskriminierung des Individuellen. Man weiß sofort, was gemeint ist. Es gibt kein besseres Wort dafür, zumal der italienische Ursprung meist so gut wie unbekannt ist, so daß man dabei nicht unbedingt an die Schwarzhemden Italiens denkt.
„Hitler“ und „Nazi“ dagegen werden eindeutig mit dem Nationalsozialismus, der Vernichtung der europäischen Juden und der Ausgrenzung aller Andersdenkenden in Verbindung gebracht. Einen bürokratisch- technisch perfekten Völkermord hat es in dieser Form noch nie irgendwo gegeben. Die banale Selbstverständlichkeit, mit der diese Vernichtung betrieben wurde, ist einzigartig und sehr deutsch. Deswegen sollte man den Begriff „Nazi“ (außer in dem historischen Zusammenhang) überhaupt nicht benutzen, und auch niemanden als ‚Hitler‘ bezeichnen.
Vergleiche sind immer erlaubt. Denn vergleichen kann man alles. Auch Äpfel mit Birnen. Ich kann auch die Lager in Libyen mit KZs vergleichen.
Oder Pferde mit Katzen: Wäre das Pferd eine Katze, könnte es auf Bäume klettern. 😉
Was der Autor nicht merkt, ist, dass er eigentlich von Gleichsetzen redet. Das ist etwas ganz anderes und angesichts der Singularität des Holocaust selbstverständlich unzulässig.
++++ !1!!
🙂
Schwieriges Thema, ein paar Bemerkungen:
1. So furchtbar viele personalisierte Vergleiche („wie Hitler, Goebbels, Göring, Freisler, etc.“) habe ich noch nicht gesehen. Aber ja, der generelle Vergleich (Nazi, Rassismus, Antisemitismus, etc.) ist allgegenwärtig und nur eine Kommentarspalte entfernt.
2. Verglichen mir anderen europäischen Ländern ist die neurechte Bewegung in Deutschland verspätet eingetroffen und politisch vergleichsweise unbedeutend weil nicht an der Macht und auch mit geringer bundesweiter Machtperspektive. Machtperspektive besteht, wenn überhaupt, nur in einigen wenigen Regionen.
3. Ich habe noch nicht wahrgenommen (was aber auch mein Fehler sein kann), dass in anderen europäischen Ländern mit teils weit höherem Anteil an Neurechten als in Deutschland die gleiche Diskussion tobt und ständig Vergleiche mit dem Nationalsozialismus rausgehauen werden.
4. Deswegen neige ich dazu, diese Zuschreibungen und den Vergleich mit dem Nationalsozialismus als eine spezifisch deutsche Diskussion zu sehen. Und ich habe auch die Angewohnheit spezifisch deutsche Diskussionen für eher irrelevant zu halten. 🙂
5. In anderen Ländern wird den Neurechten üblicherweise vorgeworfen, nationalistisch, fremdenfeindlich oder protektionistisch zu sein. In Deutschland lautet der Vorwurf dann „Nazi“, meint aber eigentlich genau das gleiche wie in den anderen Ländern.
6. Im Wesentlichen geht’s um den (angeblichen) „Kampf“ der „Guten“ gegen die „Bösen“. Und im heutigen Deutschland ist „Nazi“ dann auch nur noch ein Synonym für das „Böse“ schlechthin. Jegliche intellektuelle Auseinandersetzung mit den Phänomenen Faschismus oder Nationalsozialismus spielt da überhaupt keine Rolle mehr wenn man einfach nur „Nazi“ brüllen kann wenn man die „Bösen“ meint.
Sind nicht so wenige. Erk hat eine Liste in seinem Buch. Ich habe hier im Text einen Link eingebaut zu einem alten Text von mir. Da sind auch einige Vergleiche gesammelt.
Im Ausland sieht es diesbezüglich eh anders aus. In den USA sagt man oft „Nazi“ und meint damit einen despotischen Menschen. In andere Kulturen wirbt man sogar mit dem Bild von Hitler. Als ich in Bulgarien war, hätte ich Hitler-Tassen erwerben können.
Das sagst du was. Mir geht es ähnlich. Ich bin nur noch wenig bei Facebook unterwegs. Das hat mir geholfen, gewisse Diskussionen gar nicht erst mehr wahrzunehmen.
Das kritisiere ich ja auch. Mit den Nazis haben die, denen man heute sagt, sie seien die neuen Nazis wenig gemein. Selbst der Blick auf die Wirtschaft derer damals und heute ist ein anderer.
Der Nazi ist eben eine Stilfigur geworden. Der Faschist ist ein historischer Terminus.
Mich überrascht die geringe geschichtliche Kenntnis des Autors. Natürlich war Hitler einmalig. Aber es geht eben nicht um die Person, sondern um die Ideologie, die dahinter steckt. So wusste bereits Hannah Arendt recht früh, dass Hitler ohne massenhafter Anhängerschaft gar nicht möglich war. Roberto J. De Lapuente setzt mit seinem Hitler-Bild nur die Nachkriegs-Interpretation fort, den Faschismus zu personifizieren und sich damit zu entschuldigen, statt seine weltanschauliche Basis als Ursache zu begreifen. Alle hätten ja nur Befehle ausgeführt, war die Entschuldigung. Dass – wie u.a. Norbert Frei dokumentierte – Hitler bis zum Umschwung 1941 derart beliebt in der Bevölkerung war, wurde kaum beachtet und untersucht. Auch scheint für Roberto J. De Lapuente „der Nazi“ Ausdruck des offensichtlich Bösen zu sein (obwohl nun gerade speziell Hitler 1934 Röhm bekanntlich ermorden ließ). Der Autor begreift offenbar nicht, dass z.B. Antisemitismus in der Bevölkerung nicht gleich Holocaust war (vgl. dazu Peter Longerich „Davon haben wir nichts gewusst!“) Viele Anhänger des deutschen Faschisten waren ganz „normale Menschen“, teilten jedoch für den Sieg des Faschismus wesentliche Mythen. Nur genau hierin liegt die Gefahr. Heute wissen wir, dass seine Gefährlichkeit gerade darin besteht, dass er nicht so offensichtlich daher kam, aber sich durchaus an eindeutigen Merkmalen festmachen lässt (z.B. Höckes Umvolkungsmythos). Vielleicht sollte der Autor sich einmal mit Robert O. Paxtons viel gelobte „Anatomie des Faschismus“ auseinandersetzen oder auch mit Volker Weiß „Die autoritäre Revolte“. Egal. Aber man kann nicht bei anderen fehlende Auseinandersetzung bemängeln und sie selbst aber nicht führen. Wenn Roberto J. De Lapuente meint, dass zwischen Vergangenheit und Gegenwart keine gefährlichen Parallelen existieren, dann sollte man sich zumindest mit der Vergangenheit auseinandersetzen.
Wer waren die Anhänger von Hitler?
Und wer hat Hitler den die finanziellen Ressourcen zur Verfügung gestellt um dies Omnipräsenz zu erreichen?
Wer macht gerade Greta Tunberg so bekannt?
Frau Ahrendt war auch nicht objektiv, konnte Sie garnicht.
Erst kommt das Fressen und dann die Moral.
@Alfons
Vielleicht geht es gar nicht so sehr um die Ideologie, sondern etwas ganz anderes:
https://www.rubikon.news/artikel/wir-kollaborateure
Ich habe abgeschaltet. Du hast nicht mal im Ansatz verstanden, um was es in dem Text geht. Was du aber verstanden hast: Dich als jemanden hinzustellen, der all das weiß, was du anderen in Abrede stellst. Kannste machen. Juckt mich nur nicht.
Was ich nicht verstanden habe: Warum überhaupt nun die Auseinandersetzung mit übertriebenen Vergleichen wichtiger sein soll, als die Frage nach einem erfolgreichen Kampf gegen den rechten Vormarsch. Wird hier wirklich zu viel übertrieben oder eher unterschätzt? Als Vorkämpfer gegen Rechts kann ich dich da leider nicht empfinden. Muss natürlich auch nicht sein.
Und das wäre das Einzige was wirklich interessiert. Aber woraus besteht dieser Kampf denn? Ab und zu (gemeinsam mit dem Finanzminister, lol) auf eine unteilbare Demo zu gehen und danach vom Außenminister fürs Engagement gelobt zu werden? Ein Gratiskonzert von Feine Sahne Fischfilet zu besuchen? Ist das Kampf oder politisch korrektes Wochenendvergnügen?
Solange sich an den Ursachen für den neurechten Vormarsch in sehr vielen formal demokratischen Staaten von Finnland bis Brasilien nichts ändert gibt es keinen Kampf gegen den rechten Vormarsch. Wir erleben Verteilungskämpfe um knapper werdende Ressourcen und die Neurechten haben dies verstanden während die Linken am Seitenrand stehen und sich auf ihren Smartphones eine rührselige Story vom Kampf der Guten gegen die bösen Nazis ansehen.
„Was man früher dem Teufel in den Schuh schob – an seinem Pferdefuss trägt er wahrscheinlich keinen -, wird heute zu einem Fall für Hitler und seine Nazis. “
So neu ist das doch gar nicht. Das ist seit 1945 gute Tradition. Hitler und die Nazis waren an allem Schuld. Blöd ist halt nur, dass praktisch jeder arbeitende Deutsche ganz ohne NSDAP-Parteibuch beim Holocaust und WW2 mitgeholfen hat. Man hat ja nur seinen Job gemacht.