Die Infantilisierung der Klimadebatte

Selbst in unserem postheroischen Zeitalter scheint es eine tiefe Sehnsucht nach einer Erlösergestalt zu geben. Anders ist nicht zu erklären, warum Greta, das It-Girlie des Klimaschutzes, zu einer Prophetin hochgejazzt wird.

An Heilige glauben wir schon lange nicht mehr. Ja, selbst Helden sind rar geworden in unserer Zeit. Die Protagonisten unserer modernen Geschichten sind oft zerklüftete Gestalten, ohne grundsätzliche Überzeugung, nicht unbedingt bereit sich für die falsche Seite zu entscheiden, aber eben auch nicht dazu in der Lage, auch nur mit halber Kraft auf der richtigen zu verweilen. Dafür wurde der Begriff des Anti-Helden konzipiert. Denen gucken wir gerne zu: Im Kino oder TV. Ihr Nihilismus ist unterhaltsam. Vielleicht übertreiben wir es als Gesellschaft auch mit der Unterhaltung durch nihilistische Akteure. Denn dann und wann bricht etwas hervor, was schon längst gebändigt schien: Die Sehnsucht nach einem blütenweißen Helden, einer Erlöser- und Rittergestalt.

Aktuell wird ein 16-jähriges Mädchen in diese Rolle gedrängt. Greta Thunberg heißt sie. Sie – was so viel heißt wie ihre Eltern – spielt munter mit. Für viele im Land ist dieser Teenager die frohe Kunde im Dunkeln klimatischer Gleichgültigkeiten. Während sich ein reißender Absatz von Büchern und Filmen über Pubertierende – also über das elterliche Leid mit angehenden Erwachsenen und ihren Eitelkeiten – verzeichnen lässt, lauschen Millionen dem Evangelium einer Pubertären ganz so, als sei diese jugendliche Lebensphase ein Kainsmal besonderer moralischer Reinheit. In den Augen von Katrin Göring-Eckardt von den Grünen ist Greta gar eine Prophetin.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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27 Gedanken zu „Die Infantilisierung der Klimadebatte

  • 7. Mai 2019 um 19:13
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    Warum ausgerechnet Katrin Göring-Eckardt als Beispiel… Diese Frau ist für mich nicht zurechnungsfähig und gehört ganz schnell weggesperrt… Asozial (Hartz4-Befürworterin um jeden Preis), kriegsgeil (will alles mit Waffengewalt lösen, Putinhasserin!). Allerdings gilt das auch für eine Vielzahl andere Politiker…!
    Wenn ich Greta Thunberg wäre, täte ich mich von den „Umarmungen“ der üblichen Politiker vollständig distanzieren und sämtliche Preise ablehnen! (Vielleicht hingehen zur Verleihung und dann unter scharfen Worten den Preis den Leuten vor die Füße schmeißen)

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    • 8. Mai 2019 um 12:18
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      Warum ich KGE nenne? Na, weil sie es war, die den Quark gesagt hat.

      Antwort
      • 8. Mai 2019 um 12:52
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        Okay… Nur halte ich diese Frau für denkbar schlecht um einen Trend in der Gesellschaft auszumachen…
        Abgesehen von meinen vorherigen Ausführungen, neigt diese Frau nur zu extremen Polarisierungen in ihren Aussagen welche in der Tat schon religiös anmuten…

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        • 9. Mai 2019 um 0:15
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          Nun, ich finde ja auch, dass die Diskussionen zum dem Mädel fast religiöse Anflüge bekommen – insofern halte ich Frau KGE nicht für denkbar schlecht.

          Antwort
          • 9. Mai 2019 um 11:58
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            Wenn einem Personen umarmen, die eigentlich absolut konträr handeln, wie KGE, Merkel, wer auch immer…., dann weiß man eigentlich genau was die Stunde geschlagen hat.

  • 7. Mai 2019 um 21:03
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    Mal nebenbei: seit hier immer mehr Artikel hinter einer nachgelagerten Bezahlschranke auf Sekundärseiten verschwinden, haben sich die neulandrebellen für mich mehr oder weniger erledigt. Journalismus zu unterstützen, ist die eine Sache, aber hier zahlen zu müssen, dort zahlen zu müssen und woanders nochmal ein Abo abzuschließen, weil die Autoren „neulandrebellen.de“ zu einer Art Aggregationsseite für kostenpflichtige, „verteilte Artikel“ gemacht haben, das nervt nur noch.

    Antwort
    • 7. Mai 2019 um 21:38
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      Vorschlag zur Güte: Lies uns einfach nicht mehr. Wir tragen es mit Fassung.

      Antwort
      • 8. Mai 2019 um 10:48
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        Den gleichen Vorschlag reichte mir gestern „meine“ Tageszeitung (ein Produkt der Funke-Gruppe) rüber. Dort wird auch zunehmend zum schon vorhandenen Abo noch mal „Zoll“ für sog. Plus-Inhalte kassiert.
        Meine „Güte“ ;).

        Antwort
        • 8. Mai 2019 um 12:17
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          Der Unterschied liegt allerdings auf der Hand: Die Texte bei den neulandrebellen sind immer frei zugänglich. Meine Texte beim ND sind so gut wie immer frei zugänglich. Nur meine Publikationen beim Makroskop sind kostenpflichtig – wobei anzumerken ist, das dieser Text hier eine Woche lang frei zugänglich war. Aber letztlich kann auch nicht alles gratis sein, denn sonst wird es letztlich umsonst gemacht.

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    • 9. Mai 2019 um 10:27
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      Das klingt ein bisschen zu sehr nach Masterplan – Greta und ihre heilige Familie war schon da, wurde schon wahrgenommen. Man hat sie sich zunutze gemacht, im Agenda Setting mit Priorität ausgestattet und somit einen Nebenschauplatz eröffnet, den man den Lesern als Hauptschauplatz präsentiert.

      Antwort
      • 9. Mai 2019 um 10:43
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        ACK! Ohne Beweise bleibt alles Spekulation, und da muss man sehr aufpassen! Allerdings setzen „die“ nicht selten Kinder, die es mit sich machen lassen, in die Spur als Propagandamittel. Ohne Skrupel, sogar um Kriege zu rechtfertigen.

        Aber im Grunde ist Greta egal, die Fakten sind wichtig und die sind aus meiner Perspektive so, dass halt nur noch hoch geistige Getränke helfen. 🙁

        Beste Grüße

        Noch so ein Gag, sehr hörenswert für den der Zeit hat:

        Prof. Dr. Harald Lesch an der TH Köln 2019 | Vortrag Zeitalter des Kapitalozän

        Antwort
      • 13. Mai 2019 um 14:13
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        Greta dient aber doch dazu, medial geschickt auf die Hauptschauplätze hinzuweisen und konkrete Taten anzumahnen.

        Antwort
  • 12. Mai 2019 um 23:17
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    Natürlich braucht ein wichtiges Thema für die Medien ein Gesicht. Und wer könnte dazu besser geeignet sein, als eine Jugendliche aus einer Generation, die davon am meisten betroffen sein wird?

    Dass eine 16-jährige weder kompetente Wissenschaftlerin oder Politikerin sein kann, ist doch völlig klar. Davon gibt es aber ja bereits genug. Was es braucht ist ein junges Gesicht, der von Klimawandel und den kommenden weltweiten Verwerfungen am meisten Betroffen. Dafür ist Greta Symbol und Stimme und das ist sehr löblich und absolut berechtigt.

    Wie engstirnig muss man sein, um das auch nur ansatzweise anders zu sehen? Der Klimawandel ist Realität und die junge (!) Generation hat Anspruch darauf, dass wir mit allen Mitteln zu allen Kosten sofort Gegensteuern.

    Antwort
    • 13. Mai 2019 um 7:25
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      Bei dem Artikel scheint es ausschließlich darum zu gehen, ein reaktionäres Publikum zufrieden zu stellen. Es ist ein nahezu unerträglich vorurteilsbeladener Text.

      Antwort
      • 13. Mai 2019 um 10:23
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        Olle Vorwurfskamellen. Immer wenn man etwas kritischer beleuchtet, ist der Vorwurf der Reaktion nicht weit. Es ist aber interessant, dass es da draußen Journalisten und Blogger gibt, die wir alle als links wahrnehmen, die hinter vorgehaltener Hand dennoch dieselben Punkte anbringen wie ich bzw. selbst wie Lindner.

        Antwort
        • 13. Mai 2019 um 11:23
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          Ihr habt mit der Kritik ja auch Recht und Unrecht zugleich.

          Letztendlich braucht man aber bei wichtigen Anliegen für die Medien ein Gesicht und niemand wäre dafür besser geeignet und hat ein größeres Recht dazu, als jemand der davon zukünftig am Meisten betroffen sein wird und gleichzeitig entwaffnend unverschuldet jung und naiv daherkommt.

          Antwort
        • 13. Mai 2019 um 15:15
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          Sie haben natürlich insofern recht, als ich diesen Vorwurf nicht zum ersten Male anbringe. Jedoch so etwas wie
          …lauschen Millionen dem Evangelium einer Pubertären ganz so, als sei diese jugendliche Lebensphase ein Kainsmal besonderer moralischer Reinheit.
          habe von keinem Journalisten oder Blogger da draußen, den ich als links wahrnehme, lesen müssen. Das ist nicht satirisch, sarkastisch, ironisch oder was auch immer, das ist möglicherweise lindneresk in seiner absoluten Sicherheit, daneben treffen zu können. Ich kenne keine Botschaft einer Pubertären mit Kainsmal, die man auch nur im Entferntesten mit „Evangelium“ betiteln könnte. Was ich jedoch kenne ist ein Draufprügeln mit allen verfügbaren Mitteln, und Sie machen mit. Okay, sei’s drum. Wenn Sie den schwarzen Kanal zu imitieren versuchen, das ist ja Ihre Sache, aber ich nenne das einfach „Reaktionäre fischen“!

          Antwort
          • 13. Mai 2019 um 18:46
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            Wer würde denn den Hank als links wahrnehmen wollen? Der ist so was von schwarzer Kanal, schlimmer geht das ja gar nicht! Und ja, reaktionärer als Hank muss man auch erst mal sein können. Das ist nicht so ganz einfach.

          • 13. Mai 2019 um 19:58
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            Ich habe nicht behauptet, dass Hank als Linker wahrgenommen wird. Aber er hat einen Punkt.

          • 13. Mai 2019 um 21:36
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            Welchen „Punkt“ denn? Weil sie als Autistin (?) nicht empathisch sein kann?
            Oder weil sie so wenig, die in den letzten 30Jahren übliche Empathie mit der Wirtschaft und der Alternativslosigkeit ihretwegen, nicht mittragen will?

          • 17. Juni 2019 um 1:17
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            Dass Greta Asperger diagnostiziert bekam, macht sie für mich viel sympathischer. Die taktiert und inszeniert sich also wirklich nicht.
            Und Empathie wird immer schnell gefordert, nur: womit oder mit wem?
            Muss ich mit jedem fettgefressenen, trägen Westler emphatisch sein, oder darf ich das auch z.B. mit einem wilden Tier?
            Und wie ist mit dem entstehenden Widerspruch umzugehen, wenn ich mit beiden mitfühlen soll?

          • 17. Juni 2019 um 1:25
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            Ja… wie Amis sagen einen „talking point“…
            „fake it till you make it…“

          • 13. Mai 2019 um 21:33
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            So ein dämlicher Artikel…..
            „Kinderkreuzzug“ so wehren also die satten Profitschmarozzer und die Nichtstuer die
            Fordere ab?!?!
            Anstatt mal „Selfies“ darüber zu machen, was man ab 74 und spätestens ab Ökobewegung selber tat, problematisiert man mit Krankheitssstigmatisierung die RuferIn?

          • 13. Mai 2019 um 22:43
            Permalink

            Der Punkt ist auf der Stirn.

  • 17. Juni 2019 um 1:33
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    Letztlich ist der Artikel – trotz „erwachsenem“ Autor – ziemlich infantil…

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