100 Prozent Pazifismus: Die richtige Einstellung oder nicht mehr zeitgemäß?
Eine der Kernbotschaften der Linken ist das Bekenntnis zum Pazifismus. Aber gibt es Situationen, in denen dieses Bekenntnis überdacht werden muss?
Ist die vollständige Ablehnung an militärischen Einsätzen noch zeitgemäß? War sie es je? Oder gibt es Situationen, wo das Wegschauen nicht vertretbar ist? Und wenn ja, welche sind oder wären das? Nach dem Artikel „Pazifismus [lat.], von pax, »Frieden«, und facere, »machen, schaffen«“ von Roberto J. De Lapuente wurde unter dem Beitrag kontrovers diskutiert, was der Autor mit seinem Text aussagen wollte.
Über die im Artikel angerissenen Fragen habe ich mit Roberto J. De Lapuente und Jens Berger gesprochen. Einigkeit sieht anders aus, und letztlich kann man bei diesem Thema auch nicht erwarten, zu einem allgemein gültigen Schluss zu kommen. Auf das eine oder andere konnten wir uns aber einigen.
[InfoBox]
Die zentralen Ziele der Vereinten Nationen sind im ersten Kapitel der Charta aufgelistet:
– Weltfrieden und internationale Sicherheit wahren
– friedliche Schlichtung aller Streitigkeiten
– Verzicht auf Gewaltanwendung
– Gleichheit und nationale Souveränität aller Staaten achten
– freundschaftliche Zusammenarbeit zur Friedenssicherung fördern
– internationale Zusammenarbeit fördern, um wirtschaftliche, soziale,
kulturelle und humanitäre Probleme zu lösen
– Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten ungeachtet des
Geschlechts, der Sprache oder der Religion
Kriege sind heute grundsätzlich völkerrechtswidrig. Dies ergibt sich aus Artikel 2 Ziffer 4 der Charta der Vereinten Nationen. Diese Vorschrift lautet:
„Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.“
Das Völkerrecht und Kriegsvölkerrecht ist keine Erfindung der Linken.
Das ganze, schlecht recherchierte Stammtisch-Geschwafel kann man sich sparen.
Also so schlecht fand ich die Diskussion wieder auch nicht. Tom und Jens haben fast eine Stunde lang versucht, den Pudding Roberto an die Wand zu nageln. Letztlich konnte der kein konkretes Beispiel gegen den „Pazifismus“ der Linken bringen. Mit seinem Spruch, die Linke müsse „erwachsen“ (also NATO- und EU-fromm) werden, hat er sich verplappert, ruderte dann aber gleich zurück.
Im Grunde geht es aber genau darum: Die Linke soll ihre friedenspolitischen Grundsätze über Bord werfen und für NATO-Aggressionen offen werden.
Nee, darum geht es genau nicht.
Eine wichtige Frage, aber es gibt heute wichtigere Fragen:….
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https://www.heise.de/tp/features/Gabriel-Scheitert-Macron-scheitern-auch-wir-und-scheitert-Europa-3713564.html
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Chmeißt den Siggi auf den Cheiterhaufen und den Chulz gleich mit !
Nö, das sind keine wichtigen Fragen. Die Wählerei dieses Jahr ist eh abgegessen, das Kraft stinkt ab in NRW und führt höchstens mit Glück noch ne Groko. Nicht dass das ein Unterschied zu Rotgrün wäre.Bei der BTW gibt es entweder wieder ne Groko oder ne CDU/FDP/AfD-Koalition. Nicht dass das gross ein Unterschied wäre. Die USA haben ja vorgeführt, dass es egal ist, wer gewählt wird, der tiefe Staat regiert sowieso.
Bitte verlegt diese Diskussion zum Open Thread, den ich eben eingerichtet habe.
Hier ist das Thema ein anderes.
Vielen Dank!
Wenn man mit Gewalt angegriffen wird, sollte man sich verteidigen und nicht einach totschlagen lassen.
Aber sonst, nein.
Dürfen die denn andere dafür zB um Waffenlieferungen bitten, wenn die sonst keine Chance hätten?
Die Verfolgung der Diskussion war mühsam, weil der Ton extrem gruselig ausgepegelt war: Tom zu laut, Jens und Pünte mehr so aus dem telefonischen Jenseits (sorry für’s name dropping).
Ich bevorzuge die leisen Töne, aber diesmal war der Nachdenkliche halt übersteuert: Recht hat er trotzdem, der Tom! Natürlich will niemand, dass Unschuldige massakriert werden, und der Gedanke an bewaffnete Hilfe drängt sich förmlich auf. Nur: von wem soll die kommen?
Die Macht aus den Gewehrläufen für die Sache der Gerechten: das hat weder die Pariser Commune, die spanischen Republikaner noch Allende’s Chile gerettet. Siegreich waren immer die Geschütze der Anderen, konkret der Preussen, der Legion Condor (schon wieder wir) und der Amis.
Einverstanden, die tausend Jahre Nazi-Deutschland wurden – vor allem durch die Rote Armee – erheblich abgekürzt, aber um welchen Preis? Wenn man sich schon staatstragend gibt und glaubt, Bataillone für die „gute Sache“ in Marsch setzen zu können, sollte man vorher vielleicht die Rüstungsproduktion unterbinden – im eigenen, in jedem Land.
Man müsste auch die Lügenproduktion unterbinden, all die Kriegspropaganda, mit der uns Rot-Grün in den ersten gerechten Krieg seit dem zweiten Großen geschwindelt hat. Mittlerweile kann ich die Bundeswehreinsätze für eine bessere Welt gar nicht mehr zählen, die dafür erfundenen Lügen erst recht nicht mehr. Da finde ich es schon verdammt mutig, mir meinen kindlichen Glauben streitig machen zu wollen.
Mensch, da reden sogenannte Linke über militärische Optionen, die sie de facto gar nicht haben! Das sind Allmachtsphantasien, bestenfalls. Im schlimmsten Fall will man endlich mit den Großen mitspielen dürfen. Hey Roberto: Erwachsen werden kann echt Scheiße sein!
Es gibt die berechtigte Gegenwehr, auch mit Waffengewalt. Insofern bin ich kein Pazifist. Angesichts der mörderischen Gewalt des Kapitalismus sollten wir uns allerdings hüten, auch nur mit dem Gedanken an gerechte Kriege zu spielen – da sind die Spekulanten uns allemal über, das genau ist deren mörderisches Terrain.
Ich sehe dagegen nur eine mögliche Strategie: Frieden. Nicht das bisschen Geträller, sondern ganz offensiv. Die Welt wird nicht besser, wenn erst mal die Linke den „Verteidigungs“-Minister stellt, sondern nur, indem sie ihn abschafft. In diesem Sinne, allerdings, bin ich Pazifist.
sorry, aber in dem zusammenhang, in dem du das schreibst, ist das nur quatsch. es wurden nicht 1000 jahre nazi-deutschland abgekürzt, sondern der zweite weltkrieg wurde beendet. das ist dann schon was ganz anderes! und schaut man genauer hin, wurde auch der nicht einfach beendet sondern bis zum bitteren ende geführt. das ist noch mal was ganz anderes!
Ja, das verstehe ich. Aber ich kann halt den Ton nur so nachbearbeiten, wie er ankommt. Man kann ein wenig optimieren, aber eben nur im Rahmen dessen, was sich an Tonqualität bietet.
Hi Tom, ich wollte nicht meckern. Ist doch klar, dass man aus einer Bandbreite von 3000 Hz keinen HiFi-Leckerbissen für Audiophile zaubern kann. Muss auch nicht, Sprachverständlichkeit reicht. Mir fiel im Vergleich mit dem (akustisch leicht verdaulichen) Sieber-Interview nur auf, dass deine Stimme im Kontrast zu den Gesprächspartnern diesmal so laut rüber kam, dass mein Hund sich jedesmal erschreckt hat. Ich wüsste jetzt aber auch nicht, wie ich verschiedene Tonquellen mit Bordmitteln separat auspegeln könnte…
@ Jenseits von Böse
Ich hab es auch nicht als Meckerei verstanden, im Gegenteil, ich verstehe es gut. Ich habe ein recht gutes Mikro mit Interface, das klappt gut. Aber diesmal war ich etwas nah am Mikro. Und das Auspegeln zwischen meinem Sound und dem, der mit Headsets oder aus Räumen mit viel Raumhall ankommt, ist schwierig.
Hör mal in den Podcast mit Patrick Breitenbach rein, der hat seine Spur extra aufgenommen und mir dann geschickt. Das dürfte – unabhängig vom Thema, das Dich womöglich nicht interessiert – fast schon ein akustischer Hörgenuss sein 🙂
@Tom J. Wellbrock
Schon klar. Wenn man die Quellen nicht in getrennte Spuren aufzeichnen kann, lässt sich in der Nachbearbeitung nicht mehr viel reissen. Wenn ich demnächst von einer unblutigen Besetzung des NDR, Landesstudio Kiel, erfahre, weiss ich, dass du eine Lösung durch Vergesellschaftung der Produktionsmittel angehst – ist eh längst fällig 🙂
Du siehst, „Irgendwas mit Medien“ interessiert mich auch. Hast Recht, ist angenehm zu hören. Ganz anders der Podcast zum BGE – da habe ich irgendwann aufgegeben, trotz der spannenden Diskussion. Apropos und OT: BGE ist morgen wohl Thema in der „Anstalt“.
Da bin ich gespannt!
Und an der NDR-Besetzung bin ich dran 😉