Kämpft die Bundeswehr in der Ukraine?
Am 23. September meldete die Nachrichtenagentur Ria Novosti unter Bezugnahme auf die Aussage eines russischen Soldaten, dass an der Front bei Saporoshje ein Leopard-Kampfpanzer vernichtet worden sei. Der Soldat berichtet weiter, dass die Besatzung aus Soldaten der Bundeswehr bestanden habe. Drei der vier deutschen Soldaten seien tot, einer hätte schwer verletzt überlebt.
Nach Aussage des Soldaten hätte der überlebende deutsche Soldat zugegeben, dass er kein Kombattant, sondern Soldat der Bundeswehr sei. Der deutsche Soldat sei später seinen Verletzungen erlegen.
Die Meldung ging viral. Nicht nur russische Medien nahmen sie auf, auch Nachrichtenformate in Asien und Nahost übernahmen den Bericht von Ria Novosti. In deutschen Medien blieb es dagegen still.
Sind Soldaten der Bundeswehr in der Ukraine?
Ich teilte den Link zur Meldung auf Twitter und erhielt das, was man auf Twitter immer erhält, wenn man etwas postet, das nicht dem regierungsoffiziellen Narrativ entspricht: einen Shitstorm.
In Deutschland hält man Informationen aus Russland grundsätzlich für frei erfunden und gelogen. Damit beschneidet man sich unnötig selbst. Ria Novosti ist eine seriöse Nachrichtenagentur, die an Qualität deutsche Formate übertrifft. Meinung und Bericht sind streng getrennt, die Quellen werden offengelegt und sind verlinkt. Das sucht man bei deutschen Formaten in der Regel vergeblich.
Der Bericht hat dennoch einen deutlichen Mangel. Es gibt nur eine Quelle – die Aussage eines Soldaten. Wie bei der Kriegsberichterstattung über russische Soldaten üblich, ist zudem nicht sein richtiger Name angegeben, sondern sein Pseudonym. Das wirkt natürlich nicht vertrauenserweckend.
Fake News aus Russland?
Ohne eine abschließende Bewertung des Wahrheitsgehalts der Meldung vornehmen zu können, möchte ich sie jedoch noch in einen etwas weiteren Kontext einordnen.
Die Verluste der Ukraine sind enorm. Gesprochen wurde zuletzt von über 40.000 Soldaten lediglich seit Beginn der Gegenoffensive am 4. Juni. Das russische Verteidigungsministerium meldet jeden Tag etwa 700 tote ukrainische Soldaten. Auch diese Zahlen kann man in Zweifel ziehen, allerdings spricht die belegte Praxis der Zwangsrekrutierungen in der Ukraine dafür, dass sie nicht völlig aus der Luft gegriffen sind.
Abschüsse von Leopard-Kampfpanzern werden relativ regelmäßig gemeldet und sind dokumentiert. Der Abschuss eines Panzers bedeutet in der Regel, dass die Crew tot oder schwer verletzt ist. Sie steht für einen weiteren Einsatz nicht zur Verfügung. Die Kampffähigkeit der ukrainischen Armee hängt daher nicht nur an der Verfügbarkeit von technischem Gerät, sondern auch an der Verfügbarkeit von qualifizierten Soldaten. Die Ausbildung ist relativ zeitaufwendig. Der Rückgriff auf bereits ausgebildete Soldaten ist einfacher.
Enorme Verlust der Ukraine
Hinzu kommen Berichte, dass sich ukrainische Soldaten weigern würden, westliche Panzer zu bedienen. Auf ihren Abschuss hat die russische Armee Prämien ausgesetzt. Sie sind daher bevorzugtes Ziel.
Die Prämien belaufen sich auf 1 bis 2 Mio. Rubel – ca. 10.000 bis 20.000 Euro. Das ist kein Betrag in einer Höhe, der es erlaubt, sich zur Ruhe zu setzen, es ist aber auch nicht nichts. Zur Einordnung: Ein russischer Soldat, der unter Vertrag im Donbass dient, bekommt einen monatlichen Sold von mindestens 200.000 Rubel. Das liegt deutlich über dem Durchschnittsgehalt in Russland. Die Prämie ist ein – man verzeihe mir den Ausdruck in diesem Zusammenhang – sportlicher Anreiz.
Abgeschossen werden die deutschen Kampfpanzer häufig durch Lancet Kamikaze-Drohnen. Für die russische Seite ist diese Form des Angriffs auch im Fall eines Fehlschlags absolut gefahrlos.
Soldaten oder Kombattanten?
Das sind sicher alles keine Beweise für die Anwesenheit deutscher Soldaten, aber es sind Indizien: Der Ukraine gehen die Soldaten aus und westliche Waffen sind bevorzugtes Ziel. Irgendwann wird die Ukraine auf ausländische Soldaten zurückgreifen müssen, will sie am Ziel einer Rückeroberung des Donbass und der Krim festhalten. Deutschland unterstützt dieses Ziel.
Dass es sich um offiziell entsandte Soldaten der Bundeswehr handelt, ist zu bezweifeln. Es gibt dafür kein Bundestagsmandat. Die Aussage des Soldaten ist wohl der Tatsache geschuldet, dass für Soldaten das Kriegsrecht gilt. Für ausländische Kombattanten gilt es nicht. Dass aber Deutsche in der Ukraine kämpfen ist belegt. Dass sich Wege finden lassen, Soldaten als Kombattanten in Kriegsregionen zu entsenden, und dabei den Anschein zu erwecken, sie handelten auf eigene Initiative, ist ebenso belegt.
Was an der Geschichte dran ist, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Sie einfach als russische Desinformation abzutun, dafür allerdings ist der Zeitpunkt noch nicht gekommen.
Ria Novosti übertrifft in ihrer Qualität die deutschen Formate? Dann nennen sie dort wohl die militärische Spezialoperation einen Krieg…
Du verstehst das falsch: Ria Novosti übertrifft die Qualität der deutschen Formate nicht, weil sie so gut ist, sondern weil die deutschen Formate so unterirdisch schlecht sind.
Danke für diese Meldung, Gert! Leider überrascht ich das gar nicht. 🙁
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als es für Reporter und Journalisten Ehrensache war, eine internationale Meldung mindestens bei 2 ausländischen Presseagenturen gegenzuprüfen. Und oft war die TASS eine davon.
Was die Verluste auf ukrainischer Seite angeht: ein ukrainische Mobilfunkanbieter hat neulich von 400.000 „endgültig stillgelegten“ SIM Karten seit Beginn des Krieges berichtet.
Als Fahnenflüchtiger oder Deserteur wurde ich meine SIM-Karte aber auch nicht mehr benutzen und auslaufen lassen oder gleich zerstören und dann ersetzen. Daher sind Schlussfolgerungen aus dieser Angabe nur mit Bedacht und großer Unsicherheit zu ziehen.
Wie viele „Fahnenflüchtigen“ willst Du denn von den 400.000 abziehen, bis die Zahl auch nur annähernd in die Nähe der „offiziellen“ Zahlen der westlichen Medien gerät?
Ich habe dazu erst mal keine Idee … Aber die Größenordnung liegt auch nicht sehr viel niedriger als die Gesamtzahl. Auf der anderen Seite sind sicherlich noch einige Karten Neuverstorbener noch aktiv. Nur so als Denkanstößchen.
Hallo Gert, würde mich freuen, wenn du an der Sache dran bliebest.
Ich hatte gestern davon gelesen und ich war kein bißchen überrascht. Warum sollte das nicht stimmen? Die Polen haben doch nachweislich auch bereits (seit langem) größere inoffizielle Truppenkontingente in der Ukraine. Und nachdem Baerbock jetzt schon zum zweiten mal von unserem Krieg mit Russland schwadroniert hat, wäre es nur folgerichtig, anzunehmen, dass die Wehr… äh, die Bundeswehr zumindest inkognito an den Kampfhandlungen teilnimmt…
Die Bundeswehr ist peinlich. Mehr Gelder als Italien, geringere Einsatzfähigkeit und Feuerkraft! Berufsoffiziere haben noch mehr Privilegien als BeamtInnen, sehr traurig! Trauriger Haufen! Abschaffen, Amis mehr Gelder für Verteidigung geben, also ehrlich!
Naja, sieh es mal so: wir sind auf dem besten Wege, die Forderung der Friedensbewegung zu erfüllen, von Deutschland dürfe nie wieder ein Krieg ausgehen. Ich finde den desolaten Zustand der BW sehr beruhigend!
Michael Mittermeier meinte dazu, es wäre sehr unklug, in den öffentlichen Nachrichten den schlechten Zustand der deutschen Verteidigung zu verkünden. Bei den Meldungen bekäme sogar Lichtenstein Bock auf Krieg mit uns! 😀
Die überversorgten Offiziere und die fette Verwaltung ist ein Witz
nur stark beim Globus an der Fleischtheke.
Von offizieller Seite der russischen Militärführung ist bisher nicht bekannt, dass sie diese Meldung bestätigt. Solange das nicht passiert, halte ich diese Meldung für unglaubwürdig. Bei allem, bisher publizierten, gibt es doch mehr Fragen als Antworten. Die russische Seite versteht von Propaganda noch nicht soviel wie der deutsch/amerikanische Mainstream, aber sie scheinen aufzuholen.
Das sehe ich auch so. Vermutlich sind es tatsächlich Bundeswehrangehörige, die sich für einen Söldnereinsatz haben freistellen lassen und dann zu feige waren, es zuzugeben.
An dieser Stelle: Campino an die Front!
Wie Larry Johnson (ein ehemaliger hochrangiger CIA Analyst) auf seiner Webseite schreibt, hört man auf dem Schlachtfeld in der Ukraine jede Sprache (in der Hauptsache englisch und polnisch) – ukranisch wird in der Kommunikation kaum gesprochen, was wiederum ein Hinweis darauf ist, wer die ukrainischen Truppen kommandiert und wer dort auch mitkämpft.
Fakt ist, dass in der Hauptsache dort die NATO aktiv ist und auch aktiv mit ihren Soldaten mitkämpft. Man braucht dazu ja nur einen Vertrag mit dem ukr. Verteidigungsministerium unterzeichnen, seine „Mitgliedschaft“ in der eigenen Armee ruhen lassen und schon ist man ein ukr. Soldat.
Aehm….wer hat denn die Propaganda erfunden? War das nicht Lenins Russland? Die brauchen nicht aufzuholen, die müssen sich nur an alte Zeiten erinnern – die Propagandakompagien Stalins/Schukows sind legendär gewesen – man sollte seinen „Feind“ nie unterschätzen, lieber Lasse machen……nur weil man hier von „kognitiver Kriegsführung“ – oder NATO-Propaganda – dank westlicher Demokratie so etliches mitbekommt heißt das noch lange nicht, dass die „im Osten“ das nicht auch können *augenroll*
Gruß
Bernie
Als Erfinder der modernen Propaganda gilt gemeinhin Gustave LeBon.
Also mal ehrlich, wie kann man in deutschen Medien nur so einen verlogenen Rotz verbreiten? Wenn dort deutsche kämpfen ist das deren privat Sache. Aktiven Bundeswehr Soldaten ist es verboten für andere Staaten zu kämpfen. Die Bundesregierung wird einen Teufel tun, unsere Soldaten dort hinzuentsenden. Das kommt einer Kriegserklärung gleich und die kommt höchstens von der Bockmist. Wer diesen Stuss glaubt muss als Kind zu oft hingefallen sein.
Kann mich nur anschließen, und denke ist russische Kriegspropaganda – kommt doch gerade zur rechten Zeit – und deutsche Panzer passen mit deutscher Besatzung eben besser als andere……ich bin auch bei den Meldungen beider Seiten sehr skeptisch – und warte auf neutrale Bestätigung……und wer glaubt die Russen könnten keine Kriegspropaganda der hat die komplette Geschichte der UDSSR seit 1941 verschlafen…..bzw. die vorher schon…..Stalins Propagandakompagnien sind legendär gewesen, und warum sollte es bei Putins Russland anders aussehen? Man sollte seinen „Feind“ (ich halte es übrigens mich als „neutral“ zu bezeichnen) eben kennen, und nicht unterschätzen – da redet man von NATO-Kriegspropaganda, und vergißt dabei das glatte Gegenstück, dass zwar längst Geschichte ist, aber das ebenso gut Kriegspropaganda konnte – im letzten Kalten Krieg – die Sowjetunion und den kompletten Warschauer Pakt…..
GrußBernie
Wenn dort Deutsche kämpfen ist das deren Privatsache? Ich denke nicht das es das wäre. Und ich glaube du unterschätzt massiv die Verlogen-und Verkommenheit der Eliten. Ich bin überzeugt das britische,amerikanische und polnische Militär und/oder Geheimdienstmitarbeiter im Auftrag ihrer Regierungen in der Ukraine aktiv sind. Warum nicht auch Deutsche? Es kategorisch auszuschließen ist genauso einfälltig wie es unhinterfragt zu schlucken.
Diese Aussage ist so nicht ganz korrekt. Die Russen veröffentlichen nur Zahlen von toten Soldaten, die sie zählen konnten – und zwar nur von ganzen Körpern. Die Zahlen sind also weder russische Propaganda noch reflektieren sie die Wirklichkeit, da die ukrainischen Soldaten, die im Hinterland durch Atillerie oder Raketenangriffe getötet werden, nicht gezählt werden (können) und damit nicht in die Statistik mit eingehen. Anders ausgedrückt, 40.000 ukr. Soldaten wurden seit der Offensive mindestens getötet, die wirkliche Zahl wird wohl viel höher liegen.
Lieber Gert Ewen Ungar,
Könnten es nicht auch Söldner sein, die sich als Bundeswehrsoldaten ausgeben? Dem ukrainischen SBU traue ich alles zu, sogar diese Taktik.
Übrigens, längst vergessen, aber es gab während der Ardennen-Offensive eine SS-Einheit, die sich für US-GIs ausgab, und die aufgerieben wurde, nachdem dies aufgedeckt wurde – ist zwar viel vom Krieg in der Ukraine die Rede, aber der sogenannte verdeckte Krieg der Geheimdienste – in diesem Krieg – wird wohl unter den Tisch gekehrt, und birgt sicher so manches Geheimnis, dass wenn, dann doch erst Jahrzehnte später herauskommt.
Zynische Grüße
Bernie
PS: Das auch Frankreichs De Gaulle zu dieser Taktik gegriffen hat ist ja mittlerweile auch bekannt – er lies elsässische Dörfer von arabisch-moslemischen Soldaten befreien, aber für die Kamera waren es dann eben „weiße“ Soldaten des freien Frankreich – ja, auch die allierte Seite kannte solche Tricks, die sich heute als Rassismus – der Franzosen gegenüber den arabischen Hilfstruppen damals – enttarnt hat……
Wer redet eigentlich von dem Krieg hier:
Link:
https://www.youtube.com/watch?v=onR7PD3Grc0
….ein Zufallstreffer, aber wer sagt den nicht, dass es neben dem offenen Krieg Ukraine/Russland eben noch einen geheimen Spionagekrieg gibt?
Man hört eben so wenig davon……
Sarkastische Grüße
Bernie
½ OT: In einem Artikel¹, der sich mit der
SpindDenkkontrolle bei der Bundeswehr beschäftigt, wird die dringend fällige Säuberungsaktion übers Doppelkorn angepeilt²:Anders gesagt: Der Soldat ist die Speerspitze der Völkerverständigung, sein Handwerkszeug sind GG, Wörterbuch und Rohstoff-Wunschzettel.
—-
Die Veränderung dieser Seite (sub-dezente Werbung³…) passt mir nicht; Teilweise funktioniert sie nicht, wenn mein Zugang gedrosselt ist (64 kBps) – Das war früher besser.
Nun kommentiere ich eh kaum noch…
¹https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/extremismus-bundeswehr-verfassungsfeinde-aus-der-truppe-entfernen-referentenentwurf-verteidigungsministerium/
²Pistorius’ Gesetzesentwurf
³Die beworbenen Hardcore-Christen können Euch sicher erklären, warum man die Seele seiner Seite nicht für
ein LinsengerichtBruchteile von Cent verkaufen sollte