Wir brauchen ein laxeres Waffenrecht!

Nach dem Amoklauf in Hamburg ist klar: Jetzt muss ein strikteres Waffenrecht her. Für Deutschland! Für die Ukraine gilt keine Zurückhaltung: Dort sind Waffen das Gegenteil dessen, was sie hier sind.

Man konnte den Wecker danach stellen, kaum schießt mal wieder jemand um sich, wird erneut das Waffenrecht in den Fokus der Betrachtung rücken. Und so war es dann ja auch, keine Stunde danach schon die ersten Forderungen. Später bekräftigte Innenministerin Nancy Faeser bei ihrer PR-Tour am Tatort nochmal, dass man da wirklich eingreifen müsse: Man dürfe nicht so leicht an Waffen kommen. Die Besorgten tun gerade so, als könnte man hierzulande, wie in Gods own country in einen Laden marschieren, um eine Halbautomatik auf Ratenbasis zu erstehen.

Dass der Täter, der in Hamburg mehrere Zeugen Jehovas erschossen hat, wohl psychische Probleme hatte – echt jetzt, ohne Scheiß?–, nimmt man jetzt als Argument auf: Denn wenn Waffen, dann nur an geistig Gesunde. Merkt man das immer so deutlich? Einige Ministernde aus dieser Regierung würden jedenfalls unbewaffnet in die nächste Zombie-Apocalypse gehen.

Stottern Sie Ihre Halbautomatik monatlich ab

Ein schärferes Waffenrecht soll es also sein. Machen wir uns nichts vor, es geschieht ohnehin nichts. Forderungen sind heutzutage nur orchestrierte Reflexe, die man einstudiert hat oder von einem Imageberater an die Hand bekommt. Morgen kümmert sich keiner mehr darum, aber im Augenblick der Tragik tun anpackerische Sentenzen gut: Denn sie simulieren Fürsorge und Umsicht. Sie gaukeln einem vor, dass die Opfer nicht umsonst gestorben sind.

Ob das Problem damit behoben wäre, interessiert keinen. Wahr ist auch, dass der Täter von Hamburg auch ohne Schusswaffen hätte töten können. Das hat die Menschheit die größte Zeit ihrer Geschichte so gehandhabt. Was also tun? Messer verbieten? Äxte einschränken?

Aber gut, man muss das Gefühl der Masse berücksichtigen, darin spiegelt sich ja auch etwas wider: Die Sehnsucht nach Sicherheit nämlich, man möchte nicht Angst haben, dass man selbst oder die Lieben in eine solche Situation geraten. Für manchen ist das ein Alptraum, dass da plötzlich jemand mit einer Waffe aufkreuzen könnte und erst vielleicht droht, dann um sich schießt. In so einem Moment ist man nämlich wehrlos, fühlt sich wie im Krieg, wie in einer Hölle ohne Notausgang.

Dabei ist es gar nicht im Trend, dass man hier und jetzt den deutschen Verbots- und Einschränkungsansatz verfolgt. American Way of Life: Das ist das Stichwort. Was wir jetzt brauchen ist ein laxeres Waffenrecht! Eines wie in Amerika, wo man tatsächlich in einem Laden eine Halbautomatik mitnehmen und sie dann monatlich abstottern kann. Hätten die Menschen in Hamburg Waffen besessen, wäre das anders ausgegangen.

Rüsten Sie auf!

Wie? Sie finden das geschmacklos von mir? Pietätlos? Zynisch sowieso? Warum bitte? Was mache ich anderes als Panzer-Tony oder Strack-Zimmermann? Es ist genau diese Logik, die wir nun seit Monaten zu hören bekommen. Waffen sind des Teufels seit Hamburg: Aber bis kurz davor hieß es noch, sie schaffen Frieden. Nur sie hätten die durchschlagende Kraft, diese Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen. Und das soll jetzt in diesem Augenblick gerade mal nicht gelten?

Warum? Weil sich die Deutschen nach so einem Anschlag miserabel fühlen? Weil sie es nicht mögen, dass unter uns welche mit Waffen verweilen? Fühlt sich nicht gut an, oder? Vielleicht ist der Nachbar Sportschütze und bekommt morgen einen Rappel. Was hilft nun? Ihm die Waffen abnehmen oder selbst eine kaufen? Machen Sie es so wie die deutsche Außenpolitik empfiehlt: Rüsten Sie auf!

Ach, das wollen Sie nicht? Verständlich. Aber den Ukrainerinnen und Ukrainern empfehlen Sie es natürlich. Die sind weit weg, Sie kennen diese Leute ja auch gar nicht. Denen kann man das zumuten.

Der intellektuelle Verfall und die niederträchtige Mal-so-mal-so-Logik in diesem Lande ist wirklich nur noch schwer zu ertragen. Es fällt noch nicht mal mehr jemanden auf, dass dieselben Gestalten, die Waffen nach Osteuropa verschieben wollen, weil sie dort angeblich Gutes tun, hier gleichzeitig als etwas gehändelt werden, was unbedingt aus unserer unmittelbaren Nähe verschwinden soll. Wir könnten ja das Waffenrecht hier verschärfen und die herrenlos gewordenen Waffen in die Ukraine schicken: Denn Negatives wird bei Grenzübertritt positiv. Was wie höhere Mathematik klingt, ist im Grunde ganz simple geistig-moralische Verrottung.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Schwitzig
Schwitzig
1 Jahr zuvor

Der gemeine Deutsche erkennt keine Widersprüche. Der gemeine Deutsche denkt, was ihm gesagt wird.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Schwitzig
1 Jahr zuvor

@Schwitzig

Aber darin ist er konsequent. 😉

AnjaP
AnjaP
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Würden jetzt diese Schafe gem. der Eigenheit deren tierischen Artgenossen auch mal nur eine Woche zuhause schlafen, wäre das Problem erledigt.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  AnjaP
1 Jahr zuvor

@AnjaP

Hatten die während Corona nicht genug Gelegenheit dazu, verordnet sozusagen?

Robbespiere
Robbespiere
1 Jahr zuvor

Roberto De La Puente

Ein Punkt fehlt noch:

Gerade weil wir so fleißig Waffen in die Ukraine und sonstwohin verschicken, wächst die gefahr, dass die postwendend wieder hier landen, Waffenrecht hin oder her.

Den Opfern ist es reichlich egal, ob so eine Knarre legal oder illegal erworben wurde und das ist, den strikten Willen vorausgesetzt, offenbar kein Problem, zumindest im zwielichtigen Millieu.

Wie ich gelesen habe, landen nur etwa 30% aller gelieferten Waffen tatsächlich an der Front.
Der Rest wird von „honorigen Ukrainern“ auf dem Schwarzmarkt vertickt und ich will gar nicht wissen, wieviel davon zu uns zurückkommt.
Dazu noch das Zeug, das Opa aus dem Krieg mitbrachte und gut gölt und verpackt unter den Kartoffeln im Keller versteckte.
Nach jedem Amoklauf geben reuige Nachfahren solche Funde bei der Polizei ab und den verstorbenen Opa kann man ja nicht mehr wg. illegalem Waffenbesitz verknacken.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

In Finnland und den baltischen Staaten sind doch mW schon im Sommer 2022 massenweise erst kurz vorher in die Ukraine gelieferte Schusswaffen bei Razzien zB bei der OK aufgefunden worden.
Auch hiesige Nazis werden von ihren Brüdern im Geiste aus der Ukraine bedacht worden sein… zum Eigengebrauch oder Weiterverkauf zur Finanzierung ihrer sonstigen Hobbies.

flurdab
flurdab
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Du meinst die Antifa? 🙂
Der „Bedarf“ an Schußwaffen dürfe nicht nur bei „Rechten“ verspürt werden, zumal diese ja bereits vermutlich vom Innlandsgeheimdienst versorgt werden.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Die Rechten haben eindeutig die mannigfacheren und besseren Bezugsquellen… und werden auch noch beim „Fronturlaub“ (war früher mal anders konnotiert, ich weiß) daran kostenlos ausgebildet.

flurdab
flurdab
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Aber jenseits der Landesgrenze sind die dann doch die Guten!111
Von den möglichen Bezugsquellen der Antifa wird nur selten gesprochen.

Worauf ich eigentlich hinaus wollte, illegale Waffen ließen sich bei vielen finden, dafür brauchts keine Reichskriegsflage über dem Bett.
Seltsam das immer der Fokus auf Jäger und Sportschützen gelenkt wird, niemals dorthin wo eine Tätigkeit des Staates angebracht wäre.

Cetzer
Cetzer
1 Jahr zuvor

Nancy Faeser ist wie der Sheriff von Shithole City, der das fiktive Whisky- und Waffenverbot im Saloon durchsetzen will, stolz einen mehrfach durchlöcherten Sheriffstern überm Herzen tragend.
Im Übrigen fordere ich, dass die Gehirne von Faeser und Baerbock zum Wohle des Landes vertauscht werden, natürlich nur von einem Fachmann.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Cetzer
1 Jahr zuvor

Im Übrigen fordere ich, dass die Gehirne von Faeser und Baerbock zum Wohle des Landes vertauscht werden, natürlich nur von einem Fachmann.

Rechte Tasche, linke Tasche, sag ich da nur.

Das ist ja in etwa so, als würde man die Hirne von Salome und Rosmarie Nitribit tauschen. 😉

Schwitzig
Schwitzig
Reply to  Cetzer
1 Jahr zuvor

Der müsste aber schon ein ausgewiesener Fachmann sein, um da Hirne zu finden.

Pentimento
Pentimento
Reply to  Schwitzig
1 Jahr zuvor

😊

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Ein schärferes Waffenrecht scheitert in Deutschland spätestens an der Brauchtumspflege und seiner sakrosankten Schützenvereine!

AnjaP
AnjaP
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Die sind aber mittlerweile fast flächendeckend auf Laser-Schießstände umgestellt. Was noch fehlt ist so was wie in Hamburg, um den Schützenbrüdern den Waffenbesitz zu untersagen.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  AnjaP
1 Jahr zuvor

@AnjaP

Woher hast du denn diese Info?

Die Spielen doch nicht Starwars nach.

Cetzer
Cetzer
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Viele Schützenbrüder können ihr CDU-Parteibuch (Premium-Edition) schneller ziehen als Clint Eastwood seinen Revolver (vor 50 Jahren).

flurdab
flurdab
1 Jahr zuvor

Was bei diesen Taten zwanghaft ausgeblendet wird, ist ihr Hintergrund.
Ob nun Hanau oder jetzt Hamburg, es sind Beziehungstaten!
In Hanau hatten Migranten in der Jugend eine negative Beziehung zu dem psychisch gestörten, späteren Täter hergestellt.
In Hamburg war der Täter ehemaliges Mitglied in einer fragwürdigen christlichen Sekte.
Wobei sich die Frage stellt ob die Politik nicht viel zu oft den Religionen viel zu nahe kommt, sich geradezu verbrüdert.

Es sind also keine Amokläufe mit unbeteiligten Opfern, wie sie in den USA geschehen.

Mit einer bewaffneten Bevölkerung wären die Agenda 2010 und das Migrationsversagen von 2015 nicht möglich gewesen.
Waffen schützen die Demokratie, Politiker die keine Angst haben müssen werden gefährlich für das Allgemeinwohl.
Nochmals zu Erinnerung, unser heutiges Waffengesetz wurde von den Nationalsozialisten eingeführt. Man stelle sich vor, die Juden hätten zurück schießen können.

Und ja, Roberto hat recht. Die Doppelmoral und Floskelstanzerei ist zum erbrechen.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

„Waffen schützen die Demokratie, Politiker die keine Angst haben müssen werden gefährlich für das Allgemeinwohl.“

So ähnlich wie hier ab Minute 1:55 als die unserer Form der Demokratie entsprechende „repräsentative“ Variante angedeutet?
https://www.youtube.com/watch?v=_FrXjXYNbxE&list=PLMrooi2juJAiOanQcQkLY_cq2bUNum5F9&index=2

flurdab
flurdab
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Wigald Droste.
Sein früher Tod. ein herber Verlust.
Aber wo er Recht hatte, hatte er recht.
Die Nummer unterschreibe ich.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Wiglaf Droste.
Der Wigald heisst Boning 😉

AnjaP
AnjaP
1 Jahr zuvor

Wir benötigen eine Bürgergesetzgebung wie in den USA, und Politiker die nicht erst mit BTag oder LTag-Mandat zu Vermögen und Eigentum kommen.

spartacus
spartacus
Reply to  AnjaP
1 Jahr zuvor

Wir benötigen … Politiker die nicht erst mit BTag oder LTag-Mandat zu Vermögen und Eigentum kommen.

So etwas hatten wir schon mal. Das nannte sich Ständestaat und Kaiserreich.

Iwan der Schreckliche
Iwan der Schreckliche
1 Jahr zuvor

Da die BRD eine US-Kolonie ist, sollten die Deutschen den Beitritt zur USA fordern!
Dann sind sie US-Bürger und können die US-Verfassung nutzen, um mit den verdammten Politikern abzurechnen! …
Sie können sich dann auf den „2. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten“berufen und die Berliner Verfassungsbrecher über den Haufen ballern!

Das wäre doch mal eine Lösung!
😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Iwan der Schreckliche
spartacus
spartacus
1 Jahr zuvor

Es fällt noch nicht mal mehr jemanden auf, dass dieselben Gestalten, die Waffen nach Osteuropa verschieben wollen, … hier gleichzeitig als etwas gehändelt werden, was unbedingt aus unserer unmittelbaren Nähe verschwinden soll.

Das wäre schön.

flurdab
flurdab
1 Jahr zuvor

Nur mal einen Link zu RTde.

https://meinungsfreiheit.rtde.life/meinung/164947-wagenknechts-bevorstehende-parteigruendung-volksaufstaende-in-redaktionsstuben/

Da hat ein Nachwuchswortakrobat namen Wellbrock mal ordentlich an der Unke geleckt.
Unbestritten mit Erfolg, ich habe nun ganz neue Impulse für meine Albträume.
Zumal ich mir schon längere Zeit die Frage stelle wie ein Zusammenleben mit dem aktuellem „Funktionspersonal“ eigentlich noch möglich sein soll.

Das Krokodil
Das Krokodil
1 Jahr zuvor

Gruss aus der Schweiz:

Unbewaffnet sind Untertanen. Bürger sind bewaffnet.

https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=asm-004:2001:167::1647

ShodanW
ShodanW
1 Jahr zuvor

Was hatte man sich noch über Donald Trump empört, als er alle Lehrer bewaffnen wollte, damit die Amokläufe verhindern?

https://www.stern.de/politik/ausland/donald-trump–bewaffnete-lehrer-sollen-bonus-bekommen-7875246.html

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  ShodanW
1 Jahr zuvor

Da hat man den Lehrern den Rohrstock verboten und will sie jetzt bewaffnen? 😮

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  ShodanW
1 Jahr zuvor

@ShodanW

Die Reduzierung der Schülerzahl ist auch eine Möglichkeit, den Lehrermangel zu beenden.
Hoffentlich lesen die Kultusminister hier nicht mit. 😉

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Da gibt es subtilere Mittel: armutsbedingte Mangelernährung zB. Damit riskieren die Kultusminister auch nicht das Leben der eigenen Kinder.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

@Draussen vor der Tür

Ich schätze mal, die schicken ihre Blagen eh auf eine Privatschule. 😉

PhilSt
PhilSt
1 Jahr zuvor

Ich glaube die Position ist den Linken hier in diesem Land komplett verloren gegangen.
Liebknecht, Bebel und andere Gründungsväter der Sozialdemokraten waren Verfechter der Volksbewaffnung und gegen Militarismus. Und sahen darin auch eine Möglichkeit gegen Militarismus vorzugehen.

https://www.marxists.org/deutsch/archiv/liebknechtw/1887/01/groschen.htm