Die Hochschule des Moralismus

Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel lässt Kriegsapologeten unter ihrem Dach lehren, schließt aber Kriegsberichterstatter aus: Das hat Tradition an der Kieler Förde.

Das Wort »Eskalationsphobie« ist neu. Wer es bei Google eingibt und die Suche vor den 11. Februar 2023 datiert, findet dann: Nichts. Schöpfer dieses unschönen Begriffes ist Joachim Krause, Professor am Institut für Sicherheitspolitik an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel. In einem Artikel für die Frankfurter Allgemeine kam das Wortungetüm erstmals vor. Eskalationsphobie, so schrieb er, sei offenbar eine deutsche Krankheit. Anders gesagt: Schade, dass die Deutschen nicht mit Hurra ins Gefecht ziehen, so wie damals ab 1914 – übrigens dieser Tage beeindruckend nachgezeichnet im Oscar gekrönten Erfolgsfilm »Im Westen nichts Neues«.

Dieselben Kommentatoren, die einem Apologeten der Eskalation ein Forum bieten, freuen sich jetzt über den Preis für den Antikriegsfilm aus deutscher Produktion. Deutschland ist wirklich ein reichlich schizophrenes Land. Ebenfalls an der CAU lehrte bis kürzlich Patrik Baab. Bis er etwas Dreistes anstellte: Er wollte vor Ort prüfen, ob es vielleicht im Osten auch nichts Neues gibt. Er ging als Journalist auf Recherchereise und kam als Geächteter zurück: Hier lässt sich mehr über seinen Fall nachlesen. Hätte er nur in der FAZ ein bisschen Öl ins Feuer gegossen. Dann wäre er weiter Lehrbeauftragter in Kiel, hoch oben im Norden, wo man immer milde mit denen war, die sich der Obrigkeit andienten.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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spartacus
spartacus
1 Jahr zuvor

Auch ohne die Talare noch Muff der tausend Jahre.

Horst Kevin
Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Danke!

Nun hab ich endlich meine Diagnose. Eskalationsphobiker.

Je suis Eskalationsphobiker!

Aber ich hab ja auch leicht phobieren, muß ich mich doch nicht um Zuwendungen (Drittmittelwerbung) prostituieren.

Bernie
Bernie
1 Jahr zuvor

Mein Fazit – nichts Neues im Westen 😉

Das war doch schon zu Kaisers Zeiten so, dass Professoren und sonstige Intellektuelle käuflich waren – leider, um gerecht zu sein, nach 1945 im Westen (NATO) wie im Osten (Warschauer Pakt) – so viel zum Märchen, dass „Glatzköpfe“ und „Skinheads“ nur strunzdumme Extremisten sind – Nein, die vermeintlich gefährlicheren Extremisten sind die, die sich selber für gebildeter halten – als der Rest der „dummen Mehrheitsbevölkerung“ in Deutschland.

Uns – hier im „Westen“ – wurde jahrelang eingebläut, dass die Rechtsextremen/-radikalen Dumpfbacken und Dummköpfe wären und die Intellektuellen und Professoren an Unis verschwiegen, die wie einst Heidegger, den neuen Nazis hinterher rannten….

Ja, ich geb’s zu als junger Mensch bin ich auch drauf reingefallen bis ich aufwachte und erkannte die wirklich gefährlichen Rechtsextremen sind die aus den „Eliten“ unserer Gesellschaft – das war anno 1933 auch nicht anders als heute…..

Obwohl? Ein bißchen schon, der Staatssozialismus ist ja mausetot in .de während der neoliberale Faschismus sein wahres Gesicht zeigt – eben er ist wirtschaftsnaher Faschismus der „gebildeten Schichten“ in .de, und dies parteienübergreifend……

Was Antikriegsfilme angeht, da bin ich der Meinung, dass es die nicht gibt – auch der aktuelle Film „Im Westen nichts Neues“ ist in Wahrheit Kriegspropaganda (ganz im Gegensatz zum Buch von Erich Maria Remarque, das ich gelesen habe und sehr schätze)…..es gibt bessere, und wirkliche, (Anti-)Kriegsfilme, die längst vergessen sind, und auf die ich bereits auf einer anderen Website hingewiesen habe.

Der hier zum Beispiel:

„[…]Johnny got his gun – Original Trailer[…]“

Quelle:

https://www.youtube.com/watch?v=qB7j4C6hBBA

…im Film wird kaum etwas von der Front gezeigt, es geht um das Schicksal eines Schwerstverletzten Soldaten der nur noch aus einem Rumpf – ohne Beine und Arme – besteht, auch der Kopf ist einbandagiert, wegen vieler Verletzungen kann er nicht reden….ein sehr eindrucksvolles Bild was Kriege anrichten können….das gleichnamige Buch von Dalton Trumbo ist auch sehr empfehlenswert…..

Hier noch eine Szene, wie der Mann sich verständigt, d.h. er herausfindet wie er sich verständigen kann aus seinem Cocon heraus:

[…] Johnny Got His Gun (1971) – S.O.S. Help me. (scene)[…]“
https://www.youtube.com/watch?v=7ytMdjsEp4U

….ein besseres Film gegen den Krieg als im „Westen Nichts Neues“, aber an eine Neuverfilmung wird sich Hollywood wohl kaum ranwagen….ist zu „wehrkraftzersetzend“.

Interessant auch was „Johnny“ denkt als ihm irgend jemand einen Orden anhängt…..aber das findet ihr im Buch heraus….

…nur soviel, der ist nicht so glücklich darüber wie die PolitikerInnen weltweit denen Herr Selenskyj Orden schenkt….er hätte lieber seine Beine und Arme wieder und auch den Rest….was ihm weggebombt wurde….

Zynische Grüße
Bernie

Last edited 1 Jahr zuvor by Bernie
Rudi K
Rudi K
1 Jahr zuvor

Danke für den Artikel. Interessant ist, daß Kiel schon 1665 eine Universität hatte. Dann war dies wohl nicht „ein kleines Fischerdorf, das von Kaiser Wilhelm zur Grosstadt gemacht wurde“, wie es ein Arbeitskollege in Hamburg ausdrückte. Da einige Kollegen in Kiel studiert haben, hatte ich den Eindruck, daß Studierende wie Lehrkräfte dort eher „rechts“ (neoliberal) eingestellt waren.

Cetzer
Cetzer
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

daß Studierende wie Lehrkräfte dort eher „rechts“ (neoliberal) eingestellt

Achtung! Kalauer-Alarm!
Wer nicht mitschwimmt, wird Kiel geholt.

Rudi K
Rudi K
Reply to  Cetzer
1 Jahr zuvor

In Kiel gibt es eine Firma mit dem Namen Hell. Daher ist die A7 „Highway to Hell“.