Aladdin, der Wunderrechner oder: Der Markt und wie er die Welt sah

Gibt es eine Verbindung zwischen dem Kauf von Kartoffeln und dem Hochfrequenzhandel? Offenkundig nicht, und dennoch handelt es sich in beiden Fällen um „Märkte“. Doch wie funktionieren Märkte heute?

Im Gespräch mit dem Volkswirt Jens Berger umkurven wir die Klippen der Finanzkrisen, analysieren, ob es heute noch Gordon Gekkos gibt und werfen einen Blick auf die Strategie der Künstlichen Intelligenz, wenn es um Marktbewegungen geht.

Inhalt:

01:00 Der Kartoffelmarkt
04:30 Aus aktuellem Anlass: Ein paar Worte zum Ölpreisdeckel
06:30 Der Markt, die Märkte
08:50 Wenn der Aktienverkauf zwei Tage dauert (die 1970er)
14:30 Gordon Gekko (die 1980er)
23:00 Der letzte „Finanz-Cowboy“
24:00 Die Finanzwelt der Naturwissenschaftler
27:30 Die Algorithmen kommen!
29:00 Der Geist in der Maschine 2018
33:00 Der menschliche Faktor
36:00 Ein Dollar mehr
41:00 Markt ohne (ungewisse) Zukunft
44:00 BlackRock
46:30 Larry Finks ETFs
51:00 Aladdin (I)
53:00 Aus aktuellem Anlass: Klima und KI
54:00 Aladdin (II)
57:00 Woher kommt die Macht von BlackRock?
01:10:00 Big Data
01:14:00 Willkommen in der Dystopie!

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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Horst Kevin
Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Danke!

Wegen der Komplexität (und weil ich fürs Abendessen verantwortlich bin) hab ich nicht ausformuliert, sondern eher Stichpunkte formuliert.

Wie passt das Märchen vom Markt eigentlich mit willkürlich festgelegten Preisobergrenzen für russisches Öl zusammen?

Aha! Die Ölpreise haben jetzt noch (zusätzlich) mit den weiteren Tankerrouten zu tun. Das muß dieser Markt sein, von dem alle immer reden!
Zumal die Ölpipelines aus Russland auch noch da sind.

https://blog.fefe.de/?ts=9d6266fe

Ich finde es ja „köstlich“, wie Jens sich amüsieren kann, wenn Finanzverbrecher Finanzverbrechen verüben… Blöd nur, daß dabei auch regelmäßig viele andere über die Klinge springen. Das Beispiel brachte er, trotz Wortfindungsstörung, mit Lehmann Brüdern doch noch selbst.

Stop-Lost-Order: Wie blöd kann man eigentlich sein? Abgesehen von der Fehleranfälligkeit – wer denkt daran, daß sowas dank Datensammelei/Überwachung auch super missbraucht werden kann?!

Ich wurde hier ja kürzlich als Frauenversteher bezeichnet. Darf ich Jens jetzt als Finanz“Markt“Versteher bezeichnen?!

„Die Finanzindustrie stellt nichts her.“ Lieber Jens, dafür feier ich dich! Deshalb fällt da bestimmt auch keine Mehrwertsteuer an. 😉

„Es ist immer so ausgegangen…“ (das mit den Blasen) Ja, und die blöden unbeteiligten Bürger dürfen zahlen… und wenns wieder über geringere Renten ist.

Wollen wir ewig zusehen, wie dieser Unfug immer weiter betrieben wird?!
Wobei ich mit „Unfug“ natürlich unzulässig untertreibe. Verbrechen wäre das passende Wort.

Seit vielen Jahren mach ich nur das Nötigste mit Banken. Ein einfaches Girokonto für die regelmäßigen Zu- und Abgänge. Ich lass da nicht einen überflüssigen Pfennig liegen.
Es gilt wohl wie so oft: Wer mitmacht…

spartacus
spartacus
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Wie passt das Märchen vom Markt eigentlich mit willkürlich festgelegten Preisobergrenzen für russisches Öl zusammen?

Natürlich gar nicht. Wenn es nach dem von dir (z.T. zu recht) so gescholtenen „Markt“ ginge, würden wir unser Öl und Gas immer noch preiswert und vergleichsweise umweltschonend aus Rußland beziehen. Der Markt regelt dann wieder, wie wir sonst zu Öl und Gas kommen, da wir ja durch bestehende Nachfrage denselben auf Trapp halten. Aus Sicht „des Marktes“ ist die Preisobergrenze ein externer, weil politischer, Eingriff, der, folgt man den Hardcoreideologen, immer suboptimale Ergebnisse erbringt.
Letztlich ist es jetzt auch nicht anders, wie letztes Jahr mit dem Essen. Die Grüninnen wollten es mir verweigern, die Kapitalisten haben es mir aber trotzdem verkauft – weil sie es durften. Beim Öl dürfen sie es halt jetzt nicht mehr.

Last edited 1 Jahr zuvor by Spartacus
spartacus
spartacus
Reply to  spartacus
1 Jahr zuvor

„auf Trab“ muß es natürlich heißen.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  spartacus
1 Jahr zuvor

Natürlich gar nicht. Wenn es nach dem von dir (z.T. zu recht) so gescholtenen „Markt“ ginge, würden wir unser Öl und Gas immer noch preiswert und vergleichsweise umweltschonend aus Rußland beziehen.

Bist du dir da sicher?

Wenn es bei gleichbleibender Nachfrage zur Angebots-Verknappung kommt, steigt automatisch der Preis.
Wenn man Rohstoffe ( ohne Verfallsdatum ) nicht fördert bzw. geförderte Rohstoffe bunkert, macht man mit dem, was auf den Markt kommt, höhere Profite.
Erhöht sich die Nachfrage ( z.B. wg. Konjunkturanstieg ), kann man die zurückgehaltenen Rohstoffe mit ebenfalls sattem Gewinn auf den Markt werfen.

Ein weiterer Aspekt sind die Förderkosten.
Fracking z.B. ist recht teuer und lohnt sich erst ab einem bestimmten Marktpreis, der deutlich über klassisch gefördertem Öl liegt.
Man erreicht diesen eher, wenn man einen Konkurrenten ausschaltet, weil dann wg. des geringeren Angebots eine Abhängigkeit entsteht.

Noch vor wenigen Jahren sank die Zahl der Bohrlöcher ( Rig-Counts ) wg. des zu niedrigen Marktpreises kontinuierlich, Förderunternehmen gingen pleite und die kreditgebenden Banken kamen in Schieflage.

Jetzt herrscht wieder Goldgräberstimmung, auf unsere Kosten.

spartacus
spartacus
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Und warum sollte jemand das teurere Zeug kaufen, wenn es das günstigere russische gibt? Eben.
Der Markt wird politisch manipuliert bzw. reglementiert, um amerikanische Kapitalinteressen zu bedienen. Und das werden wir künftig noch häufiger erleben. Weil die weltgrößten Marktschreier, die immer für den totalen Freihandel waren, die westliche Welt von östlichem Kapital abschotten wollen, weil sie Schiß vor den Chinesen haben.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  spartacus
1 Jahr zuvor

Weil die weltgrößten Marktschreier, die immer für den totalen Freihandel waren, die westliche Welt von östlichem Kapital abschotten wollen, weil sie Schiß vor den Chinesen haben.

Recht so.

Die Gier hat sie nach China getrieben und ihm den Dünger für sein rasantes Wachstum beschert.
Jetzt kommt der Boomerang zurück.

Da hilft auch die erzwungene Reindustrialisierung auf Kosten Europas nicht, weil irgendwer das Zeug auch kaufen muss und Asien wird immer billiger sein.
Made in Germany USA kann sich hier eh bald keiner mehr leisten.

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  spartacus
1 Jahr zuvor

Wenn es nach dem von dir (z.T. zu recht) so gescholtenen „Markt“ ginge,

Ich kritisiere nicht den Markt, sondern das Märchen vom „freien“ Markt.

spartacus
spartacus
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Naja, daß in Kriegszeiten der freie Markt eingeschränkt ist, kann ja kaum verwundern. Die Haupterzählung des Märchens vom freien Markt (den es ohnehin vielleicht nur auf dem Flohmarkt gibt) ist ja, daß der alles optimal regelt, wenn man ihn nur ihn Ruhe ließe.

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  spartacus
1 Jahr zuvor

wenn man ihn nur ihn Ruhe ließe.

Und, wann wurde der Markt zuletzt in Ruhe gelassen?
Das hat auch nix mit dem Krieg zu tun, sondern mit völlig durchgedrehter Politik.

Ich geb dir ein Beispiel: Vor einigen Jahren hatte ich viel in Frankreich zu tun. Dabei stellte ich fest, daß die einen ganz anderen Weltmarkt haben müssen als wir. Während man uns das Spritpreisjojo mit Weltmarktpreisen erklärte, blieben diese in F wochen- und monatelang konstant.

Immer, wenn mir jemand was mit den Märkten begründen möchte, kann ich mir sicher sein, belogen zu werden.

Auch das „Kriegsargument“ steht auf sehr dünnen Beinchen. Oder kennst Du eine Erklärung dafür, daß Speiseöle ausschließlich in D knapp wurden oder man derzeit aus dem Ausland nichts von Medikamentenknappheit hört?

spartacus
spartacus
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Und, wann wurde der Markt zuletzt in Ruhe gelassen?

Da Du den Podcast verfolgt hast, solltest Du das wissen. 😉

jjkoeln
jjkoeln
1 Jahr zuvor

https://www.blackrock.com/corporate/literature/whitepaper/viewpoint-standard-riester-produkt-september-2019.pdf

Der Griff nach den europäischen Vorsorgegeldern wird durch die EU-Kommission konzertiert. Blackrock soll auch diese bekommen.

Überigens: Blackrock ist in Brnachen an den meisten Playern beteiligt. D.h. es hat alle Konkurrenten im Griff. Wettbewerb?

Dieser Verein ist eine Finanzhydra, die unser Leben bestimmt und die Politik fördert das.

BTW: Das Anzapfen der öffentlichen Quellen aus Social Media – Meta, Twitter, Google, etc. ist heute Standard. Das machen alle.

BTW2: Es reichen 30sek Internetaktivität, um ein Psychogramm zu erstellen.

Have fun & Take care.

Carlo
Carlo
Reply to  jjkoeln
1 Jahr zuvor

Eine sozialistische Wirtschaft wie sie ja schon in der Bundesrepublik Jugoslawien bestand, wird wieder hergestellt werden müssen.
Es sei denn, daß die „Wirtschaft“ nur von Toten für Tote wirkt.
Lassen wir das, auch den Glauben an die Allmächtigkeit der Schwarzstrümpfler,
immer gab es Menschen die den Deppen nicht gehorcht haben…..
……….Vivat Jugoslavia….

spartacus
spartacus
1 Jahr zuvor

War eine prima Sendung. Danke an Jens für die kompetenten Ausführungen.
Noch einige Ergänzungen:

Crashs und Krisen. Bei „der“ Finanzkrise wird häufig vergessen, daß es sich um ein immer wiederkehrendes Phänomen handelt. Es gab z.B. 1987 einen Börsencrash, Japan hatte Ende der neunziger eine stagnierende Wirtschaft aufgrund einer Immobilienblase und Anfang der nuller Jahre platzte die IT-Blase. Kapitalismus ist perspektivisch nicht lernfähig, auch wenn Blackrock solider agiert, wird sich daran vermutlich nichts ändern. Die nächste Krise steht, auch ohne das desaströse Eingreifen unserer Politiker, vor der Tür. Die Immobilienschönrechnerei verweist dirket in Härings Endspiel des Kapitalismus.

Die Algorithmiker. Die sind aus meiner Sicht der Ausverkauf der vorherrschenden ökonomischen Ideologie. Denn nach dieser ist doch alles nach rationalen ökonomischen Kriterien organisiert und führt quasi naturgesetzlich zum ökonomischen Optimum, z.B. an und durch die Aktienbörsen. Das meiste Geld wird heute im Hochfrequenzhandel umgesetzt. Die durchschnittliche Haltedauer einer Aktie beträgt etwa zwei Sekunden. Es gibt aber keinen ökonomisch fundierten Sinn, einen Unternehmensanteil für diese Dauer zu kaufen. Das heißt, daß sich dieses System schon längst von seinen Grundlagen verabschiedet hat und selbstreferentiell abläuft. In einer sehr empfehlenswerten Doku „System Error“ (außer für H-K, es ist jedem Abschnitt ein Marx-Zitat vorangestellt) kommt ein Mathematiker vor, der jeden Tag seinem Algorithmus beim arbeiten zusieht. Von dem sind mir zwei Aussagen in Erinnerung. „Mit Ökonomie habe das überhaupt nichts zu tun.“ Sonst würden in seiner Firma Ökonomen arbeiten. Dort arbeiten aber nur Informatiker, andere Wissenschaftler und Juristen. Und es sei ihm völlig schleierhaft, wie Leute denken könnten, ihre Alterssicherung an der Börse zu verdienen. Schließlich würden sie alles dafür tun, denen ihr Geld abzunehmen.
Zudem Dank für die Erwähnung des exorbitanten Stromverbrauchs. Das gilt für das ganze Internet, dessen Stromverbrauch exponentiell wächst. Ein Faktor, der von niemandem, auch keinem Klimakleber, je problematisiert wird.