Über Deutschland lacht die Sonne

Die Gasspeicher sind nach wie vor erstaunlich voll: Weil es so schön warm war im Oktober. Der Klimawandel ist unser Freund. Das Wetter mag die westlichen Werte. Was für eine moderne Wirtschaftspolitik das doch ist, die sich wieder vom Wetter abhängig macht!

Letzte Woche wurde Robert Habeck – speziell von seinen Parteigenossen – belobigt: Er könne es halt. Das belegen die annähernd vollen Gasspeicher eindrucksvoll. Und das Ende Oktober. Klar, es liege halt auch am Wetter. Erstaunlich warm sei es gewesen, Gärten blühten noch und wer beim Bäcker stand, beobachtete weiterhin Bienen und Wespen, die sich emsig über das Süßzeug hermachten. Habeck wurde offenbar für seine meteoreologische Weitsichtigkeit gedankt. Der Schönwetterminister musste vermutlich laut durchatmen, denn es hätte ja auch ganz anders kommen können.

Was, wenn es im Oktober kalt gewesen wäre? So wie es im Oktober zuweilen ist? Die Speicher wären jetzt nicht annähernd voll. Habeck wäre dann womöglich – außer von seinen Parteigenossen – stark getadelt worden. Kurz und gut: Die vermeintlich gute Versorgungslage basiert auf einem wetterwendischem Zufall. Dass Wirtschaftspolitik aus dem Jahr 2022 so rückschrittlich sein kann, das hätten wir uns vor einiger Zeit nicht ausmalen können.

Grüner Wetterschamane

Jahrtausende führten die Menschen einen Kampf gegen die Natur. Und ganz besonders gegen das Wetter. Die Witterung entschied zuweilen über Leben und Tod. Entweder verhagelte es die Ernte oder aber sie verbrannte auf den Feldern. Selbst wenn die Ernte eingefahren werden konnte, waren die Erträge zuweilen schmal. Die Menschheitsgeschichte ist eine Geschichte einer Spezies im Kampf gegen die Zwänge der Natur – und die Naturgewalten. Erst in jüngerer Geschichte konnte sich der Mensch etwas davon unabhängig machen. Durch Forschung, durch Handel und Innovation. Auch durch eine Verwaltung, die die Versorgungslage der Bevölkerung ins Auge fasste.

Natürlich wurde das Klima in den letzten Jahren wieder stärker zu einem maßgeblichen Faktor. Aber in einer Art und Weise, wie man jetzt mit dem Wetter spekuliert, erlebte man das zuletzt nie. Denn was die Gasspeicher betrifft, hat man sich einfach mal Spekulationen hingegeben: Es wird schon nicht so kalt werden, nicht so viel geheizt werden müssen. Et hätt ja noch immer jot jejange. Warum nicht auch diesmal?

Es ist, als ob die Entscheider da stille Anbetungen vollzogen haben, so wie manches Urvolk, das seine Götter anflehte, sie mögen gnädig mit ihm verfahren und Sonnenschein schicken. Oder Regen – je nachdem, was gerade geboten war. Wir können ja froh sein, dass in uns keine Maya-Kultur lauert. Die Maya haben Angehörige anderer Stämme rituell ausgeweidet, um die Götter zu besänftigen. Es gab aber allerlei Wetterbeschwörungen in unserer Historie. Charmant womöglich der Regentanz indianischer Völker. Es wurden außerdem Wettermessen gelesen, es gab Wetterschießen und Wetterhornblasen, im Mittelalter beschwor man Wolkenformationen mit Kreuzzeichen. Und wir heute, unter den grünen Medizinmännern, hoffen einfach still vor uns hin: Gratulieren aber dem Wirtschaftsschamanen herzlichst, wenn das Wetter hielt – als sei es seine persönliche Leistung gewesen.

Wetterabhängigkeit ist totaler Kontrollverlust

Die Medien stimmten eintönig mit in den Chor der Erleichterten, als neulich der neueste Gasspeichermeldestand durchgegeben wurde. Alles laufe gut, schrieben sie. Das Wetter habe mitgespielt. Ein lapidarer Satz, der alles erklären soll, aber eigentlich nur eines erklärt: Die aktuelle Politik hat sich dazu entschlossen, sich wieder vom Wetter abhängig zu machen. Wie unsere Ahnen. Uns bleibt nichts mehr übrig außer zu hoffen, dass es nicht zu kalt wird. Der Winter mild wird. Mehr kann man in einer modernen Ökonomie scheinbar nicht mehr tun. Hoffen und beten: Als Eckpfeiler des Handels, als Stütze der Versorgungssicherung. Petrus als Wirtschaftsminister – und Robert als sein Statthalter auf Erden.

In den letzten Tagen wurde es merklich kälter. Ist uns der westliche Wettergott nicht mehr gewogen? Hat er sich abgewandt? Bedeutet das, dass er unseren Kampf nicht mehr unterstützt? Ob wohl ein Sonnentänzchen vor dem Bundestag hilft? Oder vor dem Wirtschaftsministerium? Sollten nicht vielleicht alle Bürgerinnen und Bürger dazu verpflichtet werden, täglich für Sonnenschein zu tanzen? Und die Alten zu beten? Ob die Sonne wohl wirklich Opfergaben in Form menschlichen Fleisches benötigt? Vielleicht wussten die Maya ja mehr als wir. Und was, wenn da was dran ist an dieser alten Weisheit indianischer Völker? Wer hat dann die Ehre, sich für gutes Wetter und volle Gasspeicher aushöhlen zu lassen? Freiwillige vor!

Längst haben wir die Pfade der Seriosität verlassen. Die Berliner Republik ist zu einem Schönwetterstaat verkommen, der nur dann zu funktionieren scheint, wenn es keine Krise gibt. Aber nur ein kleines Krisenanzeichen und er wird zum ideologischen Durchhaltestaat, in dem es keine Restvernunft, keinen Restverstand mehr gibt. Dann wird gehofft und nicht gemacht, gebetet und nicht verhandelt. Denn die Gerechtigkeit ist bekanntlich mit uns. Man kann das sogar am Wetter ablesen. Was für eine Meteorologie des Wahnsinns und der Fahrlässigkeit: Wer sich 2022 ohne Not vom Wetter abhängig macht, muss die Kontrolle vollkommen verloren haben.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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ChrissieR
ChrissieR
1 Jahr zuvor

Guude!
Helau am 11.11.!! Lässt sich alles nur noch alkoholisiert ertragen, die allumfassende Idiotie!
Ich kann auch das Wetter beeinflussen: Fast immer, wenn ich das Auto gewaschen oder die Fenster geputzt habe regnet es wenig später!

Kooka
Kooka
Reply to  ChrissieR
1 Jahr zuvor

bei mir ist allerdings erst 11:09 jetzt 11:10 – nur noch ein Minütchen – helau, alaaf

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  ChrissieR
1 Jahr zuvor

Suppie, krigst du auch einen Dauerregen aus Gülle über dem BT und der EU-Kommission hin? 🙂

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

@Robbespiere

Super Idee! Klappt vielleicht, wenn ich mein Auto mit Gülle waschen würde???

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  ChrissieR
1 Jahr zuvor

Die Bauern haben im Sommer ganz dringend auf Regen gewartet – und Du hast nur faul in der Sonne gelegen statt Auto zu waschen und Fenster zu putzen?

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

@Draussen vor der Tür
Tja…wegen der Trockenheit war Autowaschen hier in Frankreich leider verboten…😂

Wütender Bürger
Reply to  ChrissieR
1 Jahr zuvor

Das heißt dann, daß wegen Dürre etwas verboten ist, das die Dürre beenden könnte…

Und wieso sehe ich eine Parallele dazu, daß wegen des Krieges Dinge verboten sind, die den Krieg beenden würden…???

🤔

Fnde den Fehler — in beiden Fällen!

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Wer für den Krieg ist vermeidet natürlich den Frieden… oder so ähnlich. Wussten doch schon die alten Lateiner.

Defi Brillator
Defi Brillator
1 Jahr zuvor

Wetterabhängigkeit = Kontrollverlust? Was wohl die Somalia und Pakistanis und viele Andere dazu wohl sagen würden?

Mit einer Politik der selbstinszenierten Krisen lässt sich indes eine Menge Geld scheffeln. Man nennt sowas auch Insiderhandel mit Ansage.

Das funktioniert sehr gut und wenn ein paar Arme den Löffel abgeben müssen: Who fucking cares?
Sollen doch die Tafeln einen Vertrag mit Dignitas schließen.

Alles schick im BDaZ.

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn sich der Mensch nicht an Naturgesetze hält, folgt das Sterben.

Wenn dann noch eine „richtige“ Krise den Staat anfällt? Uiuiuiuiui….

Pentimento
Pentimento
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

Wäre der Mensch bei dem guten, alten, Mist geblieben, wäre es nie zur Überbervölkerung gekommen.

Irgendwann sind wir falsch abgebogen. Oder wir haben uns emanzipiert; aber es ist uns über den Kopfgewachsen.

Vernunft statt Gier wäre eine Lösung gewesen.

Aber die Gier liegt im Stammhirn verborgen und ist stärker, als alles andere.

Roberto De Lapuente
Roberto De Lapuente
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor

Es wären aber auch sehr viele verhungert, trotz weniger Menschen: Das war auch Teil der Realität. Es gab weniger Menschen: Und für die hat es auch nicht gereicht.

flurdab
flurdab
Reply to  Roberto De Lapuente
1 Jahr zuvor

Da kommen wir auch wieder hin.
Ich sag mal „Düngeverordnung der EU“.
Stickstoff über das Haber- Bosch- Verfahren fällt aus wegen Mangel an bezahlberem Gas. Phosphat müssen wir importieren, wird auch teurer. Kali haben wir selber, ist die Frage ob sich die Förderung noch lohnt.
Der internationale Agrarhandel zeigt auch schon die ersten Schwierigkeiten. China hat schon vor längerer Zeit mit dem Horten von Weizen begonnen, Indien macht beim Reis dicht.
Fedex und Maersk reduzieren ihre Umsatzziele, da sie mit abnehmenden internationalen Handel rechnen.

Es gab ja diese seltsame Deagle- Liste, in der Deutschland mit nur noch 28 Mio. Einwohnern aufgezählt wurde.
Langsam frage ich mich ob die wirklich nur ein Hoax war.

Wütender Bürger
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor

Wären wir stets bei „dem guten, alten, Mist“ geblieben, hätte sich nie die Luftatmung durchgesetzt, weil sich schließlich Kiemen Millionen Jahre bewährt hatten.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

De J. Lapuente

Nun ja, nehmen wir als Beispiel den Ackerbau. Ohne Düngung hätten wir Erträge nie gesteigert.

Den Satz würde ich so nicht unterschreiben.

Trotz rein natürlicher Düngung waren hier die Verhältnisse bis kurz vor der Pest ( 1347 ) recht gut.
Der Einbruch kam über das Klima, weil es zu kalt wurde, permanent regnete und die ernte auf den Feldern verfaulte.

Zudem fehlte noch die Vielfalt, die wir Heute im Feldanbau kennen, wie Kartoffeln und Mais.
Trotzdem waren die Zuchtergebnisse offebar recht gut gediehen, was die Körnermenge pro Ähre betrifft.

Es gab für die Bauern zwar keinen Luxus, aber immerhin einen bescheidenen Wohlstand.

Vor dieser Zeit dürften andere Faktoren wie mangelnde Hygiene, fehlende Medizinkenntnise, schwere Arbeit der Mütter bis kurz vor der Niederkunft oder Kriege weit tragischere Todesursachen gewesen sein als Hunger.

Defi Brillator
Defi Brillator
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

Das sehe ich anders. Hätte der olle Fritz nicht 1745 die Kartoffel mit Anbauzwang eingeführt, hätte es ein 1880 hier nie gegeben. Die Folge ist bekannt: Nicht die Südamerikaner sind die Kartoffeln, sondern wir.
Nur das hat uns vor weiteren Humgersnöten bewahren können.
Nun schauen wir uns die Stadtentwicklung an. Warum haben sich sehr viele Menschen ursprünglich in den Städten angesiedelt? Es gab gutes Wasser und die fruchtbarsten Böden. Jetzt könnte man sich fragen, warum das nicht mehr so ist. Man könnte das natürlich auch lassen.
Damit haben die Naturgesetze natürlich nix zu tun?

Die Technik und die Ideologie vermitteln dem Menschen die Illusion, gottgleich über den Dingen zu thronen. Aber wehe, es kommt Mal ein Starkregen daher. Dann wird der Mensch sehr schnell wieder geerdet.

Wenn dem so wäre, wie Du schriebst, dann wäre Musks Marsmission schon jetzt ein Gigaerfolg und wir könnten im TV und bei YT und Twitter die erste Feudalistenkolonie seit Generationen bestaunen.

flurdab
flurdab
Reply to  Defi Brillator
1 Jahr zuvor

Die Menschen sind nicht wegen gutem Wasser und fruchtbaren Böden in Städte gezogen. Es war die Stadtluft die Frei machte.
Die Leibeigenschaft ist ein sehr altes und lang andauerndes Brauchtum in Deutschland. Sogar die Stahlbarone wie Krupp haben diese eigentlich noch gepflegt. Sie haben „sozialen Wohnungsbau“ betrieben.

Eine andere Frage ist wieso in der Zeit ab 1300 soviel Städte in Deutschland gegründet wurden und wie die Handwerker dies bezahlen konnten.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

@flurdab

Eine andere Frage ist wieso in der Zeit ab 1300 soviel Städte in Deutschland gegründet wurden und wie die Handwerker dies bezahlen konnten.

Die Handwerker?

Du meintest wohl eher, wie man die Handwerker bezahlen konnte, oder?

flurdab
flurdab
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Damals schien Handwerk noch goldenen Boden gehabt zu haben. Banker, Internet- Nerds und Aktinäre gab es noch nicht.
Drei Stände Gesellschaft: Adel, Klerus, Pöbel

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

@flurdab

Da hat sich nicht viel geändert:

Geldadel, gekaufte Experten/Politiker und jede Menge Hühner zum Rupfen.

spartacus
spartacus
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Es gab zwar weder Banker noch Aktionäre, aber es gab Handel. Den sollte man in diesem Zusammenhang nicht vergessen.

Christa Meist
Christa Meist
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Das ist stark auf Europa bezogenes Denken. Es gibt inzwischen Hinweise wenn nicht sogar Beweise dafür, dass nicht allein im Zweistromland und entlang des Nils, Menschen Städte bildeten sondern auch auf dem amerikanischen Kontinent. Sehr lange bevor deren Luft „frei“ machte.

flurdab
flurdab
Reply to  Christa Meist
1 Jahr zuvor

Ja, aber ich bin nun mal hier in Deutschland.
Wie es um die Freiheit bei den Mayas und Inkas bstellt war entzieht sich nicht nur meiner Kenntnis.

Christa Meist
Christa Meist
Reply to  Defi Brillator
1 Jahr zuvor

Pflanzen und Tiere können sich ohne menschliche Beeinflussung akklimatisieren und an die Nahrungszusammensetzung im Boden gewöhnen. Die Zucht kann das beschleunigen, ist aber trotzdem keine Garantie, weder gegen außergewöhnliche klimatische Abweichungen noch gegen Nährstoffmangel.
Selbst die Kartoffel hat weite Landstriche nicht vor Hunger geschützt. Das wäre Schönfärberei, weil es die Eigentumsverhältnisse außer Acht lässt. Gemäßigte Zonen haben es eher selten bis zum realen Verhungern geschafft, weil sie von einer großen Vielfalt essbarer Pflanzen profitieren und weniger Wetterextreme kennen/kannten.
Was sich Mensch einbildet ist, dass er die einzige Gattung sei, der nicht von Zeit zu Zeit natürliche Grenzen gesetzt würden, die seine Verbreitung beschränken und das systemische Zusammenspiel beeinflussen. Woher die Annahme mancher Grüner kommt, das Verschwinden mancher Arten sei ausschließlich dem Menschen zu verdanken, entzieht sich meiner Kenntnis. Es geht nicht ständig um entweder/oder, sondern fast immer um sowohl/als auch. Siehe auch Engels-Texte zur Dialektik der Natur.

flurdab
flurdab
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

Wobei um 1850 gerade auch die „kleine Eiszeit“ ihr Ende nahm.
Bruegel hat da sehr schöne Ansichten (1565) von den Niederlanden im Frost gemalt.
Und dann war 1816 noch das „Jahr ohne Sommer“ wegen des Ausbruchs des Tamboras in Indonesien.
(Außerdem gab es noch kein Tempolimit, keine elektronische Patientenakte und mit der Digitalisierung hinkte man auch noch hinterher. :-))

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Roberto J. De Lapuente
1 Jahr zuvor

Ohne Düngung hätten wir Erträge nie gesteigert.

Das ist wohl etwas verkürzt.
Die Düngung ist notwendig, wenn man nicht jedes Jahr einen neuen Acker zum Bewirtschaften hat, weil die Pflanzen dem Boden die Nährstoffe entziehen und es länger dauert, bis diese von allein wieder da sind.

Z.B. Terra preta ist ein sehr altes Prinzip. Einziger Mangel ist wohl, daß die Industrie daran nicht so trefflich verdienen kann.

Ich fürchte, daß wenn man die Gesamtrechnung incl. Versteppung und Vergiftung des Grundwassers aufmachen würde, die Landwirtschaft, welche ohne die Segnungen der chemischen Industrie arbeitet, die preiswertere ist.
Auch das Argument, daß die Mengen dann nicht ausreichend wären, halte ich für vorgeschoben. Abgesehen davon, daß wohl große Mengen der so hergestellten „Lebensmittel“ eher nicht für die innere Anwendung geeignet sind.

flurdab
flurdab
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Das Haber- Bosch- Verfahren hat die Wende in der Ernährungssicherheit gebracht. Anders wäre die Steigerung der Erträge nicht möglich gewesen.
Dazu kam noch die Einführung von Maschinen in der Landwirtschaft.

Durch die starke Mechanisierung kann ein Landwirt heute etwa 139 Menschen ernähren, 1950 waren es dagegen nur 10 und 1900 gerade mal vier. Quelle: https://tinyurl.com/yc2rnn5w

Dass das Haber- Bosch- Verfahren auch zum Fortschritt bei den Explosivstoffen und damit den Industriellen Krieg ermöglichte, ist die Kehrseite der Medaille.

Natürlich könnte man wieder zurück in die Vergangenheit, nur fürchte ich das die wenigsten „Geisteswissenschaftler, Zettelsortierer, Verwaltungangestellte“ dazu bereit sein werden.
Es wäre auch das Ende der Arbeitsteilung.

Andererseits stellt sich die Frage was die arbeiten werden, die sich derzeit noch für unabkömmlich halten, wenn der Rechner ihre Arbeit übernimmt. Z.B. Juristen, Mediziner, Journalisten etc.

Es wird spannend.

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Anders wäre die Steigerung der Erträge nicht möglich gewesen.

Biste dir da so sicher?

Ganz richtig stellst Du auch auf die Mechanisierung ab. Das ist ein Prozess, der bis heute andauert.

Das mit den industriellen Düngern sehe ich als Teil dessen, weil es gewiss praktischer ist, da Pülverchen in den Streuer einzufüllen und zu verteilen, als sich um Fruchtfolgen oder gar Brache Gedanken zu machen.

In meiner Gegend kann ich relativ gut sehen, wie industrielle und „öko“-Landwirte arbeiten.
Die großen sind die industriellen und die kleinen meist die ökos. Jammern tunse alle und genauso schaffen sie ständig schicke teure neue Maschinen an. 🙂
Die großen unterliegen anderen Zwängen und haben den Pakt mit der Dünger- und Saatgutindustrie geschlossen. Die kleinen haben in mehrerer Hinsicht viel mehr Freiheit.

Ich hab mal nach Zahlen bezüglich der Erträge gesucht. Die sprechen von 20% Mehrertrag bei der industriellen Landwirtschaft. Bedenkt man, daß die quasi ohne Fruchtfolge und Brache arbeiten, ist das nicht wirklich überzeugend viel.

Ein weiteres interessantes Detail ist mir dabei noch aufgefallen: D. ist ja nun (noch) kein ausgewiesenes Agrarland. Im Großen und Ganzen hat es aber eine ausgeglichene Im- und Exportbilanz bei landwirtschaftlichen Gütern.

Ja, durchaus spannend. 🙂

flurdab
flurdab
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Ja, da bin ich sicher.
Du kannst ja meinem Quellen- Link folgen, die geben auch Zahlen zu Erträgen an.
Was sicherlich bodenschädlich ist, sind die „Energiepflanzungen“ ohne Fruchtwechsel.
Maiswälder soweit das Auge reicht.

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Jup, und dort steht:

Durch die starke Mechanisierung kann ein Landwirt heute etwa 139 Menschen ernähren,

Es sind auch nicht nur die Energiepflanzungen, die ohne Fruchtfolgen oder Brache gezogen werden. Ich fahre täglich an Getreidefeldern vorbei, die seit Jahren höchstens mal zwischen Weizen und Gerste wechseln.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

@Horst Kevin

Die Düngung ist notwendig, wenn man nicht jedes Jahr einen neuen Acker zum Bewirtschaften hat, weil die Pflanzen dem Boden die Nährstoffe entziehen und es länger dauert, bis diese von allein wieder da sind.

Stimmt, deswegen hat sich hierzulande die Drei-Felder-Wirtschaft etabliert.
Ein Jahr Brache mit Weidenutzung ließ die Böden sich erholen.

flurdab
flurdab
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Du kriegst einen Acker nicht innerhalb eines Jahres zu einer Weide umgestaltet. Würde auch kein vernünftiger Mensch machen, dafür ist Ackerboden zu wertvoll, da er erst durch Bearbeitung in Jahren entsteht.

Zwischen der Entstehung der Drei- Felder- Wirtschaft und heute sind ja glücklicherweise noch eine Menge Zwischensaaten gefunden und entwickelt worden. Ob die allerdings bei den „Bio- Gas Bauern“ oder Großbetrieben eingesetzt werden weiß ich nicht.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Könnten wir das Jahr brache nicht mal für unsere Bundesregierung etablieren?

Kooka
Kooka
1 Jahr zuvor

Die KackiGrünen verlassen sich bei ihrer „Politik“ auf etwas, was sie eigentlich bekämpfen: die sogenannte Klimaerwärmung. Soweit muss man geistig erst mal kommen. Das schafft nicht jeder

Juergen Wehrse
1 Jahr zuvor

Der olle Freud mal wieder. Ich las:

„Über Deutschland lacht die Welt . . .“

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Wie unsere keltischen Vorfahren fürchten wir wieder nur eines: Dass uns der Himmel auf den Kopf fallen könnte.

Und die Maya haben sich bei ihrer Prognose des Weltendes einfach nur um ein paar Jahre verrechnet – das möge man ihnen zubilligen, so ganz ohne Computer und Algorithmen.

Rudi K
Rudi K
1 Jahr zuvor

Wegen den erneuerbaren Energiequellen Wind und Sonne sind wir in dieser Beziehung wieder vom Wetter abhängig. Denn wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint, gibt es weniger Strom.

flurdab
flurdab
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Nein. Nicht wegen „erneuerbaren Energien“ sind wir wieder vom Wetter abhängig.
Wir werden wieder vom Wetter abhängig wegen einer bodenlos dummen Ideologie und einer völlig verfehlten Politik.
Bullerbü funktioniert nur auf dem Papier, als Kindergeschichte!

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

@flurdab

Wir werden wieder vom Wetter abhängig wegen einer bodenlos dummen Ideologie und einer völlig verfehlten Politik.

Korrekt.

Grundsätzlich ist derAnsatz, rgenerative energien zu nutzen ja richtig, nur funktioniert das hier nicht in ausreichendem Maße.
Warum also nicht mit Ländern kooperieren, di z.B. über ausreichend Sonne ( Wüsten ) verfügen?
Das wird natürlich nur dann erfolgreich sein, wenn mn diese Länder nicht wie Kolonialherren von „oben herab“ ansieht und sie finanziell an dem Erfolg beteiligt, bzw. eine andere Gegenleistung erbringt, die deren Wohlstand steigert.

Egal, welche Energieerzeugung wir wählen, wir sind immer von Dritten abhängig.

flurdab
flurdab
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Dumm ist natürlich das die Länder, die sich dafür anbieten würden in den letzen 20 Jahren von unseren „Freunden“, im Zuge einer feministischen Außenpolitik mithilfe „westlicher Werte“, derangiert wurden.
Solarparks mit Gaddafi, hätte funktionieren können.
Solarparks mit Boko Haram oder Daesh, aussichtslos.

Aber dafür kriegen wir ja jetzt 1A Frackinggas zu Spotmarktpreisen.
Unabhänggkeit kann so schööön sein.

Rudi K
Rudi K
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Aber Sonne und vor allem der Wind haben was mit Wetter zu tun. Heute gibt es hier in München Hochnebel und wenig Wind und Sonne.

flurdab
flurdab
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Dafür hat uns der liebe Gott die Kernkraftwerke geschenkt. 😉

Ich bin ein überzeugter Gegner der Sklaverei, deshalb Freiheit für die Sonne und den Wind. Nieder mit den grünen Sklavenhaltern!

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Tja, neben der Erzeugung muss man sich eben auch um die klimaneutrale Speicherung kümmern, damit die Zeiten mit wenig Sonne und Wind überbrückt werden können; in Norwegen ist man da soweit ich weiss mit Wasserkraft schon ganz gut aufgestellt: Mit dem zeitweise überreichlich vorhanden Strom Wasser hochpumpen, mit dem man dann bei Bedarf auf dem Weg nach unten wieder Turbinen antreiben kann… scheitert in Deutschland meisst an den Umweltschützern.

Rudi K
Rudi K
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Es scheitert auch wegen der Geographie.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

@Rudi K

Klar, Norwegen ist gebirgig ( Fallhöhe ) und hat viel Wasser.

Evtl. könnte man das aber durch Wassertürme ( und kleinere Generatoren ) nachahmen, wie sie früher in vielen Fabriken genutzt wurden, um den benötigten Wasserdruck zu erzeugen.

flurdab
flurdab
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Im Ruhrgebiet gab es mal den Ansatz alte Grubenschächte dazu zu nutzen. Davon habe ich allerdings nie wieder was gehört.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Irgendwo in Baden-Würtemberg wurde so ein Wasserkraftwerk quasi als Speicher vor einigen Jahren mal angedacht, scheiterte aber m.W. an Protesten von Umweltschützern.

Christa Meist
Christa Meist
1 Jahr zuvor

So sehr die Vergangenheit in Kulturen nachwirkt, sollte man die Gegenwart nicht vergessen.
Andrea Komlosy, eine österreichische Wirtschaftshistorikerin hat unter dem Titel „Zeitenwende“ ein neues Buch veröffentlich, das ein Kapitel enthält, das „Von der Ausbeutung der Arbeitskraft zur Aneignung der Erfahrung“ überschrieben ist. Der Ausbeutung der Böden, der menschlichen Arbeitskraft folgt gegenwärtig die Ausbeutung der Daten ihrer Lebenspraxis. Sie macht deutlich, dass die Ausbeutung der Menschen durch Menschen mit der Digitalisierung kein Ende findet, wie manche erträumen. Wie zukünftige Entwicklungen verlaufen – das ist meine Sichtweise – wissen wir genauso wenig wie die Ägypter, keltische Bauern, römische Legionäre oder sonstwer vor uns.

Last edited 1 Jahr zuvor by Christa Meist
flurdab
flurdab
Reply to  Christa Meist
1 Jahr zuvor

Wissen tut man es nicht. Aber das Ahnen reicht schon für Alpträume.
Wobei man für die Digitalisierung elektrische Energie braucht, und die scheint uns in naher Zukunft auszugehen. Muss ja nicht alles schlecht sein…

Christa Meist
Christa Meist
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Wenn mich die Alpträume befallen sage ich mir: Alpträume gibt´s schon kange. Trotz der Alpträume sind´s jetzt an die 8 Mrd.Da fällt mir die Wortfolge eines Herrn Remmler ein: „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.“ Der Satz hat was. Morgen ist auch noch ein Tag, Leberwurst und Brot reichen noch.

Bernie
Bernie
1 Jahr zuvor

Lieber Roberto J. de Lapuente,

guter Text.

Was den Kontrollverlust unserer Regierung angeht, da glaube ich, dass derzeit auch gesellschaftlich etwas gewaltig schief läuft in .de wie 2 Fälle innerhalb eines halben Jahres in einer 40 km Entfernung gelegenen Kleinstadt nahe der Schweizer Grenze zeigen.

Ich habe persönlich von so einen Fall bereits 1986 gehört, damals war es noch ein Riesenskandal, dass so etwas in einer Kleinstadt mit ca. 8000 Einwohnern in .Deutschland möglich ist.

Heute gibt es gleich 2 solche Fälle innerhalb weniger Wochen hintereinander im selben Ort:

„[…]Kreis Waldshut – Verstorbene bleiben über Jahre unentdeckt – wie wahrscheinlich ist das denn?

In Grenzach-Wyhlen werden innerhalb weniger Wochen zwei Leichen in Wohnungen gefunden, die dort schon lange lagen. Kommt das häufiger vor? So ordnet die Polizei diese Fälle ein.

von Melanie Völk

Ein Mann liegt sechs Jahre unentdeckt in seiner Wohnung in Grenzach-Wyhlen, bis er Mitte September gefunden wird. Einige Wochen später wird in einer Wohnung Grenzach erneut eine mumifizierte Leiche gefunden. Gibt es tatsächlich eine Zunahme solcher….[…]“

Quelle (leider hinter einer Bezahlschranke mehr Text):

https://www.suedkurier.de/region/hochrhein/kreis-waldshut/verstorbene-bleiben-ueber-jahre-unentdeckt-wie-wahrscheinlich-ist-das-denn;art372586,11356699

Die Bild hat das natürlich auch gleich reißerisch aufgegriffen, aber es ist keine Bild-Lüge sondern tatsächlich passiert:

„[…]Horror-Fund in Gemeinde am Rhein ++ Leichen lagen jahrelang in ihren Wohnungen. Im Tal der Mumien[…]

Quelle und Text (keine Bezahlschranke):

https://www.bild.de/news/inland/news-inland/grenzach-wyhlen-leichen-lagen-jahrelang-in-ihren-wohnungen-im-tal-der-mumien-81843728.bild.html

….wie schon gesagt, dass habe ich schon 1986 von einem Ortspolizisten einer örtlichen Kleinstadt erzählt bekommen – Damals ging es um eine Leiche, die total verwest in der Wohnung lag, und von der sich die Hauskatzen des toten Besitzers (eben der besagten Leiche) ernährt hatten – nicht einmal der Leichenbeschauer, so der Polizist, ging gerne seiner Arbeit nach – ein furchtbarer Zustand für einen einsamen Menschen, der alleine stirbt, und um den sich niemand gekümmert hat – so das das eben passiert ist und damals war das was Neues…..heute scheint nur noch neu zu sein, wenn die Fälle sich 1. in einer Kleinstadt ereignen und gleich 2mal kurz hintereinander solche Leichen gefunden werden….

Wie es in Großstädten – wie Frankfurt oder Berlin aussieht – weis ich nicht, aber ich nehme einmal stark an es ist schlimmer geworden – hier geht es um eine Kleinstadt, Grenzach-Whylen, mit fast 15.000 Einwohnern wo angeblich jeder jeden Nachbar kennt, und da stellt sich schon die Frage wieso die 2 Menschen niemand jahrelang vermisst hat….??????!!!!

Gruß
Bernie

Last edited 1 Jahr zuvor by Bernie
Carlo
Carlo
Reply to  Bernie
1 Jahr zuvor

@Bernie, Bravo! Gut geschrieben! Schick Dein Schreiben an die üblichen Verantwortlichen.

Mit revolutionärem Gruß
Carlo

Last edited 1 Jahr zuvor by Carlo
Carlo
Carlo
Reply to  Carlo
1 Jahr zuvor

@Bernie,
Und hoff drauf „dass! das gelesen wird. Es freut mich immer wieder, einen jungen Kämpfer für Gerechtichkeit „live“ zu erleben.
Hast Du wenigstens schon ein Tatoo, die Froinde aus der Ukraine mögen sowas.

Mit revolutionärem Gruß
Carlo

Last edited 1 Jahr zuvor by Carlo
Carlo
Carlo
Reply to  Bernie
1 Jahr zuvor

Hallo Bernie, bitte entschuldige mir die 2 dummen Postings.
Ärgerlich, daß man das nicht löschen kann.
Ich war blau und hab den Deinen Text gar nicht gelesen.
Jedenfalls habe ich gemerkt, daß ich für Glühwein zu alt bin.
Gruß

Last edited 1 Jahr zuvor by Carlo
Bernie
Bernie
Reply to  Carlo
1 Jahr zuvor

Hallo Carlo,

dachte mir schon so etwas, es sei dir verziehen.

Lieber Gruß
Bernie