„Zeitgeistnutten“ oder: „Die Anstalt“ – reif für die Anstalt

Kürzlich haben wir auf Twitter einen Tweet in die weite Welt hinausgeschickt, der eine satirische Betrachtung der Macht des Robert Koch-Instituts (RKI) darstellte. Daran störte sich ausgerechnet Dietrich Krauß, einer der Hauptautoren der „Anstalt“.

„101 Tage Gefangene des RKI – ein Hilferuf“ – so hieß unser kleines Video, das wir am 21. März 2021 erneut auf Twitter veröffentlichten. Als ein Kommentator schrieb:

Was bleibt Euch anderes übrig, wenn die Kabarettisten abgedankt haben

antworteten wir, dass das Kabarett aus „Zeitgeistnutten“ bestehe. (Zum Vergrößern aufs Bild klicken)

Damit bezogen wir uns auf das Interview, das Monika Gruber und Helmut Schleich dem „Merkur“ gegeben hatten.

„Alles Zeitgeistnutten“ – das war zugespitzt, denn es gibt erfreulicherweise noch Kabarettisten, die ihren kritischen Blick bewahrt haben. Und eben auch solche, die eine andere Entscheidung getroffen haben. Zu ihnen scheint Dietrich Krauß zu zählen, der uns folgt (oder inzwischen auch nur folgte) und sich angesprochen zu fühlen schien.

Und so ging es weiter:

 

Dass ist nicht weiter bemerkenswert, auch wenn Krauß ziemlich schlecht gelaunt reagiert hat. Aber das steht ihm natürlich zu. Interessant wird es danach, denn wir wollten wissen, ob an Grubers Aussage etwas dran sei. In dem Interview hatte sie nämlich gesagt, dass sie aufgrund ihrer Inhalte bei der „Anstalt“ nicht mehr willkommen sei.

Bei der „Anstalt“ ist es übrigens so, dass du nicht mehr eingeladen wirst, wenn du nicht ins Weltbild passt.

Gruber fährt im Interview fort:

Die Szene ist letztlich aber doch eine große Familie, und so erfährt man immer, wer was über wen geäußert hat. Und deshalb weiß ich, dass jemand zu meinem Co-Autor gesagt hat: Die Texte, die die Gruber da bringt, die könnte sie auch bei Pegida bringen. Abgesehen davon, dass das eine infame Behauptung ist, lasse ich mich in keine Schublade stecken, sondern nehme mir nur das Recht heraus, den Finger in manche Wunden zu legen. Und i steh dazua! Kabarett hat die Aufgabe, kritische Fragen zu stellen. Und auch wenn das jetzt etwas deftig formuliert ist: Viele Kollegen, die vermeintlich Kabarett machen, sind nur mehr Zeitgeistnutten.

Das konnte Krauß nicht auf sich sitzen lassen. Doch für uns stellte sich eine ganz andere Frage, nämlich die danach, ob Grubers Aussage korrekt war. Und nun begann Krauß, sich zu winden.

Letztlich hörte der Dialog mit unserem letzten Kommentar auf, Krauß äußerte sich nicht mehr. Und trotzdem sagte er eine ganze Menge. Vor allem aber sagte er nicht, dass die „Anstalt“ solche Selektionen nicht vornimmt. Das ist nun freilich kein Beweis dafür, dass Gruber recht hatte. Aber man kann und muss auf der anderen Seite fragen, warum sie in diesem Zusammenhang die Unwahrheit sagen sollte.

In der Krise zeigt sich, wer einen Arsch in der Hose hat

Ja, es ist schon so: Die tatsächlich kritischen Geister treten in der Krise zutage. Man könnte es aber auch anders formulieren: Die, die keinen Arsch in der Hose hatten, legen ihn sich in der Krise auch nicht zu. In der Corona-Episode hat sich die “Anstalt“ für mein Empfinden ohnehin nicht mit Ruhm bekleckert. Kritische Zeitzeugen aufgrund ihrer Frisur zu beurteilen, erscheint mir nicht gerade künstlerisch wertvoll, und die Auswahl der Gäste der „Anstalt“ steht nach dem Gruber-Interview auch in einem neuen, eher düsteren Licht da. Grundsätzliche Kritik an System und Politik? In der Corona-Episode bei der „Anstalt“: Fehlanzeige.

Es wäre übrigens zu einfach, jetzt zu sagen, dass es halt die TV-Kabarettisten sind, die eher zahm und brav sind, sie haben halt viel zu verlieren (was durchaus verständlich ist). Auch im TV gibt es aber Kabarettisten, die sich nicht anbiedern und ihre kritische Haltung bewahrt haben. Lisa Fitz, zum Beispiel, Mathias Richling, Arnulf Rating und andere. Die Hochachtung gilt natürlich auch den TV-Verantwortlichen, die diese Inhalte zulassen.

Nicht so Dietrich Krauß (über den Rest des Teams will ich nichts sagen, da ich nicht weiß, wer genau die „Pegida-Äußerungen“ gebracht hat). Er sieht sich offenbar auf der Seite der Guten und weiß genau, wer die Bösen sind. Dennoch wäre es für ihn vielleicht hilfreich, wenn auch er das Interview mit Monika Gruber und Helmut Schleich (nochmals) lesen würde, denn Schleich sagte dort auch:

Wir haben im Kabarett, und da sehe ich eine gewisse Parallele zum Journalismus, alles erst mal infrage zu stellen und alles erst mal Scheiße zu finden, was so passiert politisch und gesellschaftlich. Wenn sich dann aber Künstler zum verlängerten Arm der Regierung machen, indem sie sich über die Kritik an der Regierung lustig machen, dann finde ich das sehr bedenklich. Wer Corona-Maßnahmen* infrage stellt, ist noch kein Corona-Leugner, genauso wie jemand, der die EU kritisch sieht, noch kein Europagegner ist.

Früher war alles …

… besser? Ganz sicher nicht. Aber die „Anstalt“ – und das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung – war es definitiv. Es war eine Freude, mit ansehen zu dürfen, wie die Kollegen ohne Rücksicht auf Verluste Missstände aufgedeckt haben, auch keine Angst vor juristischen Auseinandersetzungen hatten und jeden Monat Hintergründe beleuchteten, wie es nur wenige konnten oder wollten. Daran hatte auch und ganz besonders Dietrich Krauß erheblichen Anteil, womöglich wäre all das ohne ihn überhaupt nicht möglich gewesen. Und auch seine Verdienste als Journalist – etwa mit der Doku „Rentenangst“ – können gar nicht hoch genug eingeordnet werden.

Doch in der Corona-Episode gibt es keinen Grund, Krauß den Bauch zu pinseln. Er hat sich – einmal mehr im Kommentarverlauf mit uns – selbst disqualifiziert. Er hat gezeigt, dass er eben keinen „Arsch in der Hose“ hat. Denn wäre es anders, hätte er sich mit den mittlerweile unzähligen Details rund um die Corona-Politik kritisch auseinandergesetzt.

Es wäre vermessen und geradezu unverschämt, würde ich erwarten, dass jemand wie Krauß einfach meine Meinung übernimmt. Darum geht es nicht. Schon, weil ich sicher in zahlreichen Punkten selbst daneben liege. Aber ich kann als langjähriger Freund der „Anstalt“ doch erwarten, dass sich dieses Format in einer Krise diesen Ausmaßes kritisch mit den Herrschenden auseinandersetzt.

Dachte ich zumindest.

Schlussbemerkung:

Ich hätte diesen Text nicht geschrieben, wenn es sich bei dem Austausch mit Dietrich Krauß um persönliche Nachrichten gehandelt hätte. Da er aber öffentlich bei uns kommentiert hat, gehe ich davon aus, dass es ihm recht ist, meine Meinung dazu auch öffentlich zu lesen.

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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Leselotte
Leselotte
3 Jahre zuvor

Danke, Tom.

Vielleicht gehört Dietrich Krauß einfach zu den Hypnotisierten?
____________

Ins politische Spektrum gehört das nun gar nicht aber ich will es unbedingt loswerden, könnte man ja auch als Aufmunterung verstehen.

»Nach grüner Farb‘ mein Herz verlangt, in dieser trüben Zeit« – das schöne Volkslied aus dem 16. Jahrhundert hebt es wieder einmal hervor: Grün tut gut, es ist Farbe der Hoffnung, des Frühlings, des Neubeginns, des Lebens und der Jugend. Das war sicherlich schon immer so.

„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie Und grün des Lebens goldner Baum.“
Johann Wolfgang von Goethe (Faust I)

Hier entnommen:
https://www.storl.de/artikel/alles-im-gruenen-bereich/

ChrissieR
ChrissieR
3 Jahre zuvor
Reply to  Leselotte

@Leselotte

Boah..ey..jaa…gut, dass ich Dich mittlerweile gut genug kenne, dass Du bestimmt damit nicht die Partei der Grünen meinst!

Meine Farbe der Hoffnung ist der Regenbogen..

Leselotte
Leselotte
3 Jahre zuvor
Reply to  ChrissieR

Meine Farbe der Hoffnung ist der Regenbogen..

Ohja, kann ich auch sehr gut leiden 😀

Last edited 3 Jahre zuvor by Leselotte
Heldentasse
3 Jahre zuvor
Reply to  Leselotte

Ach der Herr Goethe war Geheimrat und auch einer von ihnen!

Das Lied vom deutschen Philister (Worte: Hoffmann von Fallersleben) – Christoph Holzhöfer

ChrissieR
ChrissieR
3 Jahre zuvor

Guude!

Ich hab neulich wieder auf nem Bücher-Ramschtisch was gefunden…muss mal eruieren, ob es sich dabei um das Labor von Dr.Osten, AstraCaravan oder Wuhan handelt…😅

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  ChrissieR

Nana, Dr.Osten kann da nix für.
Mit der mickrigen Gates-Spende von gerade mal 250.000$ für die Charite konnte er sich schlicht keine guten Reagenzien leisten. 🙂

Herold Binsack
3 Jahre zuvor

Ich nenne sie „Systemhuren“. Klingt ein wenig grundsätzlicher, also „Huren“ schon immer. Nur hatten sie halt vorher die „bessere“ Zeitgeistschminke.

Klaus
Klaus
3 Jahre zuvor
Reply to  Herold Binsack

„Mietmaul“ ist auch passend für die meisten in der Journaille Tätigen. Es ist auch nicht so beleidigend für die berufstätigen (Sex-)Damen.

Heldentasse
3 Jahre zuvor

Herr Krauß ist doch Grimme-Preis-Träger! Diese dürfen sich doch mit den Mächtigen ins Bett legen, und die kleinen kritischen Medien schmähen.

Nureinmensch
Nureinmensch
3 Jahre zuvor

Was mich immer wieder fasziniert und ab und an gar schockiert, ist die Dünnhäutigkeit bei Leuten, die ansonsten keine Scheu zeigen wenn’s ums derbe Austeilen geht.

Satire darf alles, sagen diese Leute. Nur wenn die Satire sich gegen sie selbst richtet, dann sieht’s plötzlich anders aus.

Mit der Anstalt bin ich jedenfalls fertig. Aus meiner bescheidenen und eh unmaßgeblichen Sicht, haben die sich selbst ins Knie geschoßen. Von denen kritisiert zu werden, wird in Zukunft nicht mehr ernst genommen.

Sollen sie doch mit Karlchen die dritte Welle abreiten und schon einmal die Vierte ankündigen. Nur mit dem Grundgesetz sollten die A****g***** sich nicht mehr befassen, denn das geht denen eh am A**** vorbei.

Heldentasse
3 Jahre zuvor
Reply to  Nureinmensch

Was mich immer wieder fasziniert und ab und an gar schockiert, ist die Dünnhäutigkeit bei Leuten, die ansonsten keine Scheu zeigen wenn’s ums derbe Austeilen geht

Des Volkes alte Weisheit sagt dazu: Getroffene Hunde bellen!

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Offen gestanden, vermisse ich auch so einige Andere „Vor-Coron’ler“ – zumindest aktuell.
Man mag zb vom Semsrott halten was man will, sein letztes Video war vor 4 Monaten (nicht unbedingt spezifisch zum Thema).
Sonneborn ähnlich, vor 6 Monaten. Wo ist ein Til Schweiger – schweigt er? Ein Georg Schramm hätte ich mir gewünscht. Knalltüten wie Mittermaier, oder Barth. Die Liste der sonst so „Lauten“ ist lang, jedoch der Dezibel kaum messbar. Da legen sich eher junge Schauspieler aus Brandenburg vor den rasenden Zug, als jene von denen es man gewohnt ist. Ein Zeichen unserer Verblendung – auch meiner eigenen.

Brian
Brian
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

@Gaby
„Junge Schauspieler aus Brandenburg“…redest Du von Volker Bruch ? Der ist zarte 41…

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  Brian

Nun ja, erster Gedanke galt seiner Frau – die ich deutlich jünger schätze (habe nicht explizit danach recherchiert), aber ja. Wow, 41.. Holà die Waldfee

Brian
Brian
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

@Gaby
Stimmt, Miriam Stein ist ja auch erst süße 32. Von ihr kenne ich allerdings keine
Aussagen bezüglich des Irrsinns. Mit V.B. gab’s ja ein Interview.
Die Aussage mit der eigenen Verblendung fand ich übrigens sehr sympathisch.
Gibt’s ja sogar schon einen Film drüber 😉

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  Brian

Das Interview mit Miriam gibt es hier:
https://1bis19.de/gesellschaft/es-reicht-wir-koennen-so-nicht-weitermachen/

Weitere Audios hier (darunter auch das vom Volker) :
https://1bis19.de/category/audio/

@Brian
„Verblendung“ (Film) – jetzt wo Du’s sagst, ja – ich erinnere mich. Die 3 Originale nach Stieg Larsson fand ich jedoch besser, als jene letzte Hollywood-Verfilmung.

Brian
Brian
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Vielen Dank !
Das mit dem Film war ja eher ein Joke. Ich kenne die Bücher und die Original-Verfilmungen nicht. Die Hollywood-Variante fand ich allerdings gar nicht so schlecht, insbesondere Rooney Mara als Lisbeth Salander hat mir ziemlich gut
gefallen.

JJ
JJ
3 Jahre zuvor

Angst essen Seele auf.
Super Film von Faßbender mit großartigen Persönlichkeiten.

Aber heute haben sie alle Angst eventuell für die ein oder andere tote Person verantwortlich gemacht zu werden. Es geht ja um Menschenleben, long Covid und kranke Kinder.

Achja, wen gar nichts mehr greift, kommen die armen Kinder ins Spiel.
Diese werden ja auch gerne für neue Überwachungsfantatsien misbraucht, indem deren Misbrauch vorgeschoben wird.

Wer sich aus Angst vor dem Tod selbst umbringt hat nichts gewonnen

Robert
Robert
3 Jahre zuvor

Vor etlichen Jahren, vielleicht 20, gab es ein Lied von Tocotronic, das ,,Freiburg“ hieß. Die ersten Textzeilen: ,,Ich weiß nicht wieso ich euch so hasse, Backammonspieler dieser Stadt“ Ein surrealer Text. Wer kann schon was gegen die Spieler haben. Und wieso heißt das „Freiburg“, schon damals die Heimat der Guten und Gerechten.
Vielleicht habe ich das Lied heute zum ersten Mal verstanden.

Wer kann schon Antirassisten hassen. Das sind die Guten.
Mit seinem Tweet imunisiert er sich gegen die Annahme eventuell, für ihn außerhalb jeglicher Vorstellung, kein Guter zu sein. Mit arg gequalter Ironie, also mit uneigentlichem Sprechen, nimmt er Grubers Vorwurf auf: Gruber die einzig Mutige, die sich an den Zeitgeist verhurende Akteure schilt, die sich zum Beispiel dem Kampf gegen den Rassismus widmen. Dieses Beispiel, damit auch die Doofen unter uns verstehen, wie ungerecht die Gruber gegenüber den Edlen ist.

Wir sind die Guten? Als sehr linker Mensch, der ich auch sicher bleibe, hätte ich das für das grundlegende Axiom gehalten. Wir sind die Guten. Wir sind für die Schwachen, die Unterdrückten, die Ausgebeuteten, für die in den Krieg geriebenen, für die Gerechtigkeit. Was uns heute als linker Zeitgeist davon geblieben ist, ist eine Travestie.

Ich kenne diesen Redakteur nicht und sehe auch die Anstalt schon lange nicht mehr. Sie wurde zu wokem Agitprop. Mit seinem ausgeprägten Hang zur Infantilitat ist mir das auch in den Fällen, wo ich denke, dass ich solche Positionen doch vertreten kann, immer peinlicher. Mir missfällt dieses aufgeregte Jacobinertum. Und nicht nur das. Man erinnert sich an diesen Satz von Marx, mit dem er auf Hegels Annahme, das Geschichte sich wiederhole, Bezug nimmt. Er ergänzt, dass die Tragödie sich als Farce wiederhole. Die woken Zeitgeisthuren, die in der gegenwärtigen Farce mit leuchtenden Augen, schlechtem Deutsch, unlustiger Satire oder öder Belestristik die Jakobiner geben, können physisch keine Köpfe abschlagen, weshalb sie sich mit sozialer Vernichtung des Volksfeindes, wenn sie ihn denn mal ausgemacht haben, begnügen müssen. Aber Robespierre, vor 200 Jahren der Ober-Wokie, meinte dereinst schon, ohne Terror sei die Tugend machtlos.
Nun, auch wenn sie im Moment nicht zum Innehalten zu bewegen sind, sein doch in Erinnerung gebracht, dass den Jacobinern die Thermidoraner folgten. Und nein, dass war nicht lustiger und wird es auch diesmal nicht werden. Aber es wird genau so kommen und es werden nach der woken Gegenwartsfarce keine Menschen mehr da sein, um emanzipatorische, linke Ideen zu verteidigen. Auch wenn sie im Moment glauben, vor Kraft nicht laufen zu können, werden sie sehr sicher sehen müssen, dass sie „uns“ bräuchten….

Eigentlich hat der Redakteur einen wunderbaren Tweet abgesetzt, den wir nur nicht so ironisch lesen müssen, wir er es meinte. Wir lassen diese wohlfeile Selbsterhohung als Antirassisten weg und lesen ihn so, wie er da steht. Gruber auf der einen Seite, die tapfer einen Standpunkt vertritt und auf der anderen Seite die Zeitgeistnutten. So steht es in dem Tweet. Eigentlich ein guter Mann. Wo er recht hat…..

Loco
Loco
3 Jahre zuvor

Diese Twitter Unterhaltung ist wirklich interessant. Vielen Dank Tom, dass du das Ganze mit uns kommentiert geteilt hast.

Ehrlich gesagt hinterlässt die Linke (wie immer: sowohl als Bewegung, als auch als Partei…) mal wieder einen sehr unangenehmen Eindruck, wenn es um die Corona-Krise und die damit verbundenen Maßnahmen geht. Ich habe das Gefühl, dass viele sich als „links“ definierenden Menschen grade auf Kuschelkurs mit unserer machiavellistisch agierenden Regierung sind. Ebenfalls ist dabei wenig hilfreich, dass alle Maßnahmen, seien sie noch so diktatorisch und absurd als „humanistisch“ verkauft werden (es geht ja schließlich um Menschenleben…). Das scheint einer der Knöpfe zu sein, um Menschen die sich selber als „links“ bzw. „kritisch“ Definieren auf die merkel’sche Seite der Macht zu ziehen.

Wahrscheinlich ist das alles nur ein weiteres Symptom für den allgemeinen Trend vieler sich als „links“ definierenden Menschen es sich in ihrer postmaterialistischen Blase bequem zu machen, dabei sich auf „Probleme“ die gesellschaftlich eher nebensächlich sind zu konzentrieren und das große Ganz komplett zu ignorieren. Leider bleiben dabei wichtige Themen, wie die Frage nach Armut und Reichtum sowie Friedenspolitik komplett liegen.

Last edited 3 Jahre zuvor by Loco
Brian
Brian
3 Jahre zuvor
Reply to  Loco

@Loco
Sehe ich auch so, v.a. was Deinen letzten Absatz betrifft. Ich frage mich allerdings, ob
man das zwangsläufig politisch definieren muss, denn die gleichen Erfahrungen mache
ich schon seit vielen Jahren auch im privaten/gesellschaftlichen Bereich. Bloß keine
ernsthafte Auseinandersetzung mit Konflikten/Problemen, abblocken, die Verantwortung
auf andere abwälzen und sich mit Nebenkriegsschauplätzen beschäftigen bzw. immer nur an der Oberfläche kratzen; das ist das, was ich seit Jahr(en) und Tag(en) immer wieder erlebe. Ich will mich da gar nicht ausnehmen; allerdings würde ich mal behaupten, daß ich mir zumindest Mühe gebe, daran etwas zu ändern.

QuerdenkerOhnePLZ
QuerdenkerOhnePLZ
3 Jahre zuvor

Danke! Danke, dass Ihr das tut, was man (frei nach Schleich) sowohl von Kabarett als auch von Journalismus erwarten sollte: Den Mächtigen (bzw. in diesem Fall ihren Propagandisten) in aller Öffentlichkeit (da ja jenseits von Twitter nicht mehr viel Öffentlichkeit existiert) ans Bein pinkeln.

Die (sehr sympatische) Art und Weise hat m.E. etwas von Jimmy Dore, der auf Twitter ebenfalls durch gezielte Sticheleien Meinungsblasen zum Platzen bringt. Weiter so!

Die Anstalt gucke ich seit der unsäglichen ViKo-Folge nicht mehr, in der sie sich um 180% gedreht hat, um fortan nicht mehr die Regierung sondern deren Kritiker zu verhöhnen. Kraus‘ antworten bestätigen mich darin leider.
Die ideologische Engstirnigkeit scheint aber nicht neu zu sein. Serdar Sommuncu hat schon ganz am Anfang (Griechenland-Episode, die 3. oder 5. ) sein Solo zensiert bzw. nicht genehmigt bekommen, wie er in seinem Buch „Der Adolf in mir“ schreibt. Sein Solo (welches im Buch abgedruckt wurde) ist ambivalent und differenzierend. Scheinbar nicht rein genug für die Heilslehre der Anstalt.

Last edited 3 Jahre zuvor by QuerdenkerOhnePLZ
ShodanW
ShodanW
3 Jahre zuvor

Guten Morgen und frohe Ostern zusammen!

Ich persönlich gehe nicht so weit, der Anstalt jetzt völlig das Vertrauen zu entziehen, aber ich bin auch im Grunde ein geduldiger Mensch. Wir haben auch bisher die Sendung immer mit Begeisterung geschaut, heute eher mit Skepsis, eben wegen dieser beiden Corona-Themen, die waren sehr, sehr einseitig und völlig untypisch. Da sollte mal das Autorenteam in sich gehen. Ich glaube sogar, dass ihnen das Thema einfach zu heiß war, dass sie es nur mit der Kneifzange angefasst haben. Die einfachen Schmähmechanismen anzuwenden war einfach zu dankbar, statt sich mit dem zu beschäftigen, was hinter den Kulissen abgeht. Deswegen war ich froh, dass man in der letzten Sendung mal die Pflege ansprach und das Thema Corona nur im Subtext finden konnte.

Ich habe trotzdem den Eindruck, dass zu viele von der Situation paralysiert sind. Und wenn man mal „den Arsch in der Hose hat“, etwas zu sagen, getroffene Hunde eben bellen. Da muss man ja froh gewesen sein, dass euer Disput auf Twitter noch so gesittet vonstatten ging. Auf dieses Reizwort-Gewichse hätte ich auch keine Lust gehabt, auch wenn sich Krauß davon wohl getriggert fühlte.

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