Ein ideologisch verbrämter Amoklauf

Wir haben aus Hanau nichts gelernt. Das las man zuletzt öfter. Aber was sollen daraus lernen? Der Täter war kein Terrorist, sondern ein psychisch kranker Amokläufer. Und womöglich müssen wir uns an Amokläufe gewöhnen: Das hat nichts mit Rechtsruck, sondern mit gesellschaftlicher Entfremdung zu tun.

In Hanau stand man unlängst zusammen und gedachte der Opfer des Amoklaufes vom 19. Februar 2020. Richtig eng stand man zusammen. Aber irritiert zeigten sich die Medien und Blockwarte deshalb nicht. Abstandsregeln sind bei Demonstrationen der Guten lässliche Gebote. Das Virus ist schließlich Moralist und greift nur um sich, wenn Querdenker – vulgo auch Nazis genannt – zusammenstehen. Der Bundespräsident verließ gar sein Lustschlösschen, warme Worte und präsidale Ratschläge zum Daheimbleiben waren da für den Augenblick aufgehoben; Kontaktreduzierung mal eben kurz ausgeknipst.

Demokratie war angesagt: Demokratie, die sie meinen. Nicht etwa jene, die gegen Regierungsmaßnahmen die Straßen füllt, sondern die, die die Deutungshoheit der Regierenden nicht antastet und die platte Parolen zum Allgemeingut gemausert hat. Hierzu ist es freilich auch legitim, die Abläufe jenes Tages im Februar letzten Jahres eigenwillig zu interpretieren, sie aus dem Kontext zu verabschieden und so einen kuriosen Antifaschismus zu zelebrieren, der zumindest für diesen Einzelfall mehr als fraglich ist.

Hanau war mehr Amoklauf als Terroranschlag

An dieser Stelle habe ich bereits vor einem Jahr auf diese Dynamik verwiesen. Der Artikel wurde unkommentiert links liegen gelassen. Er kam zu einem schlechten Zeitpunkt, wir traten in eine neue Ära, Corona klopfte an, die Welt wie wir sie kannten, war im Begriff zu verschwinden. Nun haben wir uns an die Logiken der neuen Zeit gewöhnt, an medialen Einheitsbrei und Themen, die zur medialen Inszenierung dienen. Da kann ich es nochmal probieren. Ich schrieb damals: »Man wird nicht zum Mörder, weil man neonazistische Vorstellungen pflegt, aber wenn man mit Gewaltphantasien durch den Alltag geht, nimmt man neonazistisches Gedankengut halt mal nebenbei mit. Man sucht für tiefergehende Probleme Andockstellen, dem Weltbild annehmbare Denkschulen.«

Der Täter galt als psychisch krank. Das war länger bekannt. Er wäre es auch gewesen, wenn er zum Islam übergetreten wäre – und geistig genesen wäre er wohl auch nicht, wenn er Marx und Engels für sich entdeckt hätte. Seine Opfer wären unter Umständen andere gewesen. Jedenfalls wenn es der Zufall des Amoklaufs erlaubt hätte. Hinter dem Anschlag in Hanau steckt eben nicht gezielt rechtsradikaler Terror, eine durchexerzierte Planung, sondern der kranke Geist eines Einzeltäters, der ein Ventil für seine Vorstellungen benötigte – und fand.

Um mal mit Termini einzuordnen: Der Mann hat weniger einen Terroranschlag verübt als einen Amoklauf. Beides unterscheidet sich grundlegend. Hier lief ein Mensch, dessen geistige Erkrankung aktenkundig war, durch die Stadt und schoss auf Menschen. Wäre er bei guter Konstitution gewesen, sähe die Situation ganz anders aus. Er wäre dann vermutlich nicht mal ein Einzelgänger gewesen, sondern er hätte im Untergrund angedockt, sich dort einem rechten Netzwerk angeschlossen und er hätte es wahrscheinlich so angestellt, dass er nicht gefasst worden wäre.

Es ist ein perverses Spiel unserer Mediokratie, gleich nach derart traurigen Ereignissen nach der Herkunft der Tat zu fragen. Dann wird wild spekuliert. In diesem Falle war der Amoklauf schnell als rechtsradikaler Akt kategorisiert. Wochen später schätzte das BKA die ganze Angelegenheit anders ein: Der Täter war paranoid – aber nicht per se Neonazi. Ein rechter Anschlag sei es zwar schon irgendwie gewesen, aber nun mal kein rechter Täter. Da war die Story schon verkauft, die Geschichte ging in die urbanen Erzählungen des linksliberalen Justemilieu über. Der Vorfall erfuhr eine nicht ganz an den Fakten orientierte Interpretation und kaum einer erwähnt dabei, dass der Täter selbst psychisch krank war.

Nie wieder? Wohl kaum!

Stattdessen erzählen wir uns eine ganz einfache Parabel: Wir müssen nur was gegen den Rechtsradikalismus machen, gegen ihn ankämpfen, dagegen protestieren, dann kriegen wir das in den Griff. Aufstehen. Zusammenstehen. Dem Bundespräsidenten lauschen. Die Zivilgesellschaft vereint. Böse Zungen behaupten, dass dieser zum Ritus der bürgerliche Mitte mutierte Antifaschismus als Kitt fungiert, der eine von spalterischen Kräften zerrissene Gesellschaft wenigstens ein bisschen im Zaum hält. Radikalismus ist ja nicht selten eine Frage ökonomischer Teilhabe. Darüber spricht man aber so gut wie nie. Wir gehen die Sache rein moralisch an. Und nun werden die traurigen Taten von geistig kranken Menschen auch noch umgedeutet.

Man muss sich doch aber mittlerweile fragen: Warum drehen in den letzten Jahren so viele Menschen verschiedener Herkunft und unterschiedlicher Denkschulen durch? Wie oft man heute hört, dass einer mit seinem Auto in eine Menschenmenge rast! Das hat es doch noch vor einigen Jahren in dieser Ausprägung nicht gegeben. Plötzlich hat man das Gefühl, dass ständig was los ist. Man liest von Schüssen auf Radfahrer oder Passanten, von Leuten die aus der U-Bahn steigen und dem einsteigenden Gegenüber derart ins Gesicht schlagen, dass der zum Pflegefall wird. Ist das nur Aggression oder nicht auch Ausdruck einer schwindenden psychischen Gesundheit?

Leicht vereinfacht gesagt scheint es so, als ob diese Gewaltbereitschaft ein Produkt unserer Lebensverhältnisse ist. Wir leben in einer lauten, stressigen Gesellschaft, in der wir durchgehend mit Konsumversprechen berieselt und mit Parolen bedrängt werden. Aus dem Rückzug ins heimische Wohnzimmer ist eine Einigelung in eine Netzwerk-Bubble geworden, in der man alles, nur keine Ruhe und Ausgeglichenheit findet. Jeder von uns steht mit einem Fuß vor dem Burnout. Nicht nur Workaholics. Gerade auch die, die sich der umfänglichen Medienpräsenz ausliefern. Und von Corona und der Folgen habe ich noch gar nicht gesprochen.

Vielleicht ist das der Preis der modernen Gesellschaft – vielleicht ist das normal bei dieser Schnelllebigkeit, dass ein gewisser Teil geistig krank wird, psychische Probleme entwickelt, die die ökonomisch gewollte Mangelwirtschaft auch nicht auffangen kann. Unter Umständen haben wir die besten Jahre schon hinter uns gelassen. Lange bevor unser aller Alltag ein Wettrennen wurde. Und das was uns droht, die Durchdigitalisierung und die Einschränkung sozialer Alltagskontakte, verschärft diese Misere noch. Nie wieder ein Amoklauf wie in Hanau? Schön wäre es. Aber für Gewaltlosigkeit wird wenig getan. Kundgebungen auf Marktplätzen helfen gar nichts. Sie vermitteln bei den Teilnehmern, die niemanden verloren haben, nur ein gewisses Gefühl von Engagement und Wärme. Wers braucht …

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Leselotte
Leselotte
3 Jahre zuvor

Ja, so ist es.
Danke.

Pen
Pen
3 Jahre zuvor

Genauso. Danke. Es ist traurig, aber die nächste Diktatur wird von den meisten hier einfach so hingenommen werden.

Verweilverbot! Wer denkt sich bloß so etwas aus?

https://m.tagesspiegel.de/politik/die-kanzlerin-wird-zunehmend-isoliert-merkels-no-covid-strategie-ist-beerdigt/26959026.html?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.nachdenkseiten.de%2F%3Fp%3D70321

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
ShodanW
ShodanW
3 Jahre zuvor

Sehe ich genauso. Vielleicht noch der Hinweis, dass gesellschaftlicher Druck heute anders ausgeprägt ist, in Relation mit Besitz und Status gebracht. Ich glaube, dass dies in Verbindung mit der Ausgrenzung eine Dynamik entfesseln kann, die dann zu Amokläufen führt.

Darüber müsste man ernsthaft reden, öffentlich. Stattdessen zementiert man die eigene Zugehörigkeit und grenzt noch mehr aus. So trocknet man solche Gewalt nicht aus, sondern füttert sie regelrecht. Nur weil man sich nicht mitschuldig machen will.

ChrissieR
ChrissieR
3 Jahre zuvor

Morsche!

Jo, Roberto, da muss ich Dir wie so oft mal wieder 100pro zustimmen!
Mir ist in den vielen Jahren, die ich als Busfahrerin unterwegs war immer mehr aufgefallen, dass wesentlich brutaler gefahren wrd, der Mittelfinger ist das neue “ Hallo Partner-Dankeschön!“ und von den meisten Fahrgästen bekam ich nicht mal ein “ Guten Tag“ zu hören.
Manchmal verstehe ich die Amokläufer sogar sehr gut – nur dumm, dass es meistens nicht die Richtigen trifft!
Das sind die gleichen Frust-Aktionen wie von den Chaoten, die nicht den Tesla oder Cayenne des Bonzen abfackeln sondern den alten Golf oder Astra vom Minijobber, der damit im Drittjob noch Pizza ausliefern muss…
Schade, dass diese Energie sich immer an den falschen Orten entladen muss!

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  ChrissieR

Manchmal verstehe ich die Amokläufer sogar sehr gut – nur dumm, dass es meistens nicht die Richtigen trifft!

Man wundert sich in der Tat, dass die Vertreter des großen Geldes derart geschont werden und sich statt dessen an den armen Schluckern vergriffen wird.
Da scheint das neoliberale Mantra „Jeder sei seines Glückes Schmied und wer arm bleibt ist selber Schuld“ zu wirken.

Ansonsten müßten Bäche von Angstschweiß die Nobelviertel unseres Landes tränken.

Last edited 3 Jahre zuvor by Robbespiere
CAZ
CAZ
3 Jahre zuvor
Reply to  Robbespiere

Prinzipiell stimme ich Dir zu, allerdings wäre man in meinen Augen auch ein in den Nobelvierteln (wenn man überhaupt an die Autos drankommt, die stehen ja wohl zumeist in Garagen) noch nicht bei den Vertretern des „großen Geldes“. Das wären für mich diejenigen, die für die geltende Wirtschaftsordnung verantwortlich sind und an den Stellschrauben sitzen. Und da sind wir wieder bei Big Money, Big Pharma, Big Data, beim militärisch-industriellen Komplex… Und an diese Entscheidungsträger ist ja noch schwieriger ranzukommen…

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  CAZ

@CAZ

Da gebe ich dir recht, die Organisatoren der großen Umverteilung sitzen seltenere in Nobelvierteln, sondern haben ihre Anwesen irgendwo außerhalb.

Dennoch sind die mit den dicken Schlitten auch Profiteure des Systems und zumindest Wähler dessen Verfechter.

Ich möchte hier auch nicht zu Gewaltakten aufrufen, dennoch wundert es mich schon, wenn z.B. beim G20-Gipfel in Hamburg die rote Zora verwüstet wird, während diverse Nobelviertel völlig ungeschoren davonkommen.

Wobei ich es eh für eine False-Flag-Nummer halte, wenn angeblich Linksautonome ein linksautonomes Viertel verwüsten und die reichlich vertretene Polizei eine kollektive „Pinkelpause“ abhält. 🙂

Pen
Pen
3 Jahre zuvor
Reply to  Robbespiere

Das waren doch Rechte, gut verkleidet als schwarzer Block.

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  Pen

@Pen

Der Verdacht liegt nahe….
….so wie bei den engagierten „Reichstagstreppenjoggern“. 🙂

Last edited 3 Jahre zuvor by Robbespiere
CAZ
CAZ
3 Jahre zuvor
Reply to  Robbespiere

Dann sind wir drei ja letzten Endes einer Meinung…;-)

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor

Treffender Artikel, Roberto.

Es sind die politisch-ökonomischen Verhältnisse, die das soziale, kooperative Gefüge unserer Gesellschaft zerreißen und solche Taten ( der inneren Verzweiflung ) begünstigen.
Selbst der Hang zu rechtem Millieu ist nur der destruktive Versuch, dieses Gefüge wieder herzustellen,auf der Basis des Nationalismus.

Menschen, die man wertschätzt und fair behandelt, kennen solche extremen Handlungsweisen nicht, weil es für ein soziales Wesen, integriert in einer Gemeinschaft, dafür einfach keinen Anlass gibt.
Nur Ausgestoßene entwickeln einen derartigen Hass auf ihre Mitmenschen, welcher sie zu solchen Taten befähigt.

Pen
Pen
3 Jahre zuvor
Defi Brillator
Defi Brillator
3 Jahre zuvor

Gewalt ist eine Lösung?

Nureinmensch
Nureinmensch
3 Jahre zuvor
Reply to  Defi Brillator

Ja. Schon immer. Gewalt ist nur dann keine Lösung, wenn man nur drüber redet.

…und bevor Du eventuell Schnappatmung kriegst: Ich behaupte nicht, dass Gewalt immer die beste aller möglichen Lösungswege hervorbringt, sondern weise dich darauf hin, dass Gewalt als Lösung schon so alt wie die Menschheit selbst ist.

Schnoerch
Schnoerch
3 Jahre zuvor
Reply to  Nureinmensch

Auch was die Regierung zur Zeit gegenüber der Bevölkerung ausübt ist Gewalt und keinen Deuit besser. Kostet sogar mehr Menschenleben.

Last edited 3 Jahre zuvor by Schnoerch
Brian
Brian
3 Jahre zuvor

Einfach nur treffend formuliert und auf den Punkt gebracht.

Pen
Pen
3 Jahre zuvor

Klaus Schwaab und seine Freundin Angie: Die Pandemie ist erst zu Ende, wenn die ganze Welt geimpft ist.

Dos kriegn wir scho au noch hin, gell? Wenn der Kuarz uns hilft, denn der hat sich angschaut wies in Israel so läuft.

https://www.servustv.com/videos/aa-25shnp2yd2112/

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
Pen
Pen
3 Jahre zuvor
Reply to  Pen

Die Pharmaindustrie muß mächtiger werden, deswegen muß alle Welt sich impfen lassen.

Last edited 3 Jahre zuvor by Pen
Johnny
Johnny
3 Jahre zuvor
Reply to  Pen

Die Pharmaindustrie müß mächtiger werden, deswegen muß alle Welt sich impfen lassen

Steckt Putin mit der Pharmaindustrie unter einer Decke oder warum lässt er sein Volk auch vergiften?

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  Johnny

@Johnny

Steckt Putin mit der Pharmaindustrie unter einer Decke oder warum lässt er sein Volk auch vergiften?

Hmm, stecken hinter der russischen Pharmaindustrie etwa auch so Investoren wie BlackRock und Co. oder gar ein Bill Gatowitsch?

Last edited 3 Jahre zuvor by Robbespiere
Johnny
Johnny
3 Jahre zuvor
Reply to  Robbespiere

Der Zar wird sich selbst mit Sputnik die Taschen voll machen😅
Unterm Strich genauso ein gewissenloses Arschloch wie die Brut überall. Als ob Wladimir, Wodarg, Füllmich oder Bhakdi ihre brilliante Expertise nicht kennt.

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  Johnny

@Johnny

Unterm Strich genauso ein gewissenloses Arschloch wie die Brut überall.

Na, diese Erkenntnis über „die Brut“ ist doch schon mal ein Anfang.
Wenn du jetzt noch die 60W-Birne einschraubst, kommt dir möglicherweise auch noch die Erleuchtung, was der ganze Hype um Mörder-Corona soll. 🙂

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  Pen

@pen

Hinter den Pharmakonzernen stehen Shitholes wie BlackRock und Co..
Die sind das eigentliche Problem.

Pen
Pen
3 Jahre zuvor
Reply to  Robbespiere

So ist es. Aber nun gehen sie zu weit. Wir müssen uns wehren

Spartacus
Spartacus
3 Jahre zuvor

Um nochmal auf Hanau zurück zu kommen, ich habe die Angelegenheit nie näher verfolgt, habe sie intutitiv immer eher so gedeutet, wie im Artikel beschrieben.
Aber es war doch so, daß der Typ auch seine Eltern erschossen hat, was ja nun mal keinen „rassistischen Hintergrund“ haben kann. Und beim offiziellen Gedenken habe ich mich immer gefragt, ob die bei den Opfern überhaupt mitgezählt werden.

Nureinmensch
Nureinmensch
3 Jahre zuvor
Reply to  Spartacus

Wo hast du das denn aufgeschnappt, dass der Typ seine Eltern erschossen hat?

Dem ist nicht so. Der hat außer den genannten Opfern nur sich selbst gerichtet.

Spartacus
Spartacus
3 Jahre zuvor
Reply to  Nureinmensch

Okay, er hat „nur“ seine Mutter erschossen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_in_Hanau_2020

Und meine Frage kann ich mir jetzt auch selbst beantworten.
Die Mutter gilt nicht als zu betrauerndes Opfer.

Nureinmensch
Nureinmensch
3 Jahre zuvor

Dem Artikel kann ich nicht ganz folgen. Die psychische Erkrankung des Täters war immer Thema. Von Anfang an.

Ob nun Terrorakte oder Amoklauf, wer will das letztendlich entscheiden? Als Amoklauf würde ich alle Taten beschreiben, die sich wahllos gegen alle Menschen richten, die dem Täter in die Quere kommen. Das war in Hanau nicht der Fall.

Das Motiv war die Angst vor Fremden, die sich zum Hass hochgeschaukelt hatte. Dass der Täter im Netz schon vor der Tat auf sich aufmerksam machte und trotz Hinweisen an die Polizei nicht ernstgenommen würde, ist recherchiert worden. Dass der Staat in Form seiner obersten Vertreter darauf nicht eingeht und lieber bekannte Phrasen drischt, wundert zumindest mich nicht wirklich, wäre aber einen Hinweis wert grwesen.

Was mir in dem Artikel fehlt, ist der deutliche Hinweis darauf, was allgemein gern tabuisiert wird. Fremdenangst, bis hin zum Fremdenhass, die Grenzen sind fließend, sowohl beim Begriff Fremd ( Schon der deutsche Nachbar ist dem einen oder anderen so fremd wie es andere erst Menschen mit fremdländischer Herkunft sind), als auch beim Übergang von Angst zu Hass, ist kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten. All das findet sich auch bei Linken und selbstverständlich auch bei denen, die sich lieber in der Mitte einordnen wieder. Wenn diese Menschen alle als eindeutig Rechte bezeichnet werden, dann ist jede Partei von Rechten durchsetzt.

Die Gewaltbereitschaft wächst dort am ehesten an, wo Menschen ausgegrenzt werden.

BTW: Auf den Psycho-Zug als vorderstes Tatmotiv aufzuspringen, finde ich grundsätzlich nicht wirklich gut durchdacht. Letztendlich dürfte jeder Mensch der solche Taten begeht, als psychisch extrem gestört einzuordnen sein. Ob vorher schon diagnostiziert oder auch nicht, ist zweitrangig.

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  Nureinmensch

@Nureinmensch

„Die Gewaltbereitschaft wächst dort am ehesten an, wo Menschen ausgegrenzt werden.“

BTW: Auf den Psycho-Zug als vorderstes Tatmotiv aufzuspringen, finde ich grundsätzlich nicht wirklich gut durchdacht. Letztendlich dürfte jeder Mensch der solche Taten begeht, als psychisch extrem gestört einzuordnen sein. Ob vorher schon diagnostiziert oder auch nicht, ist zweitrangig.

Was wäre denn die Alternative zu dieser Betrachtungsweise?

Fremdenhass hat doch Wurzeln, die sich nicht einfach auf individuelle Bösartigkeit reduzieren lassen.

Welche individuellen, aber auch gesellschaftlichen Bedingungen führen zu solchen Taten?

Nureinmensch
Nureinmensch
3 Jahre zuvor
Reply to  Robbespiere

Soll das jetzt ein Quiz werden?

Was gibt’s denn zu gewinnen?
😉

Angst vor Fremden ist in allen Menschen ganz tief verwurzelt. Irgendwann fangen alle kleinen Kinder an zu fremden. So gesehen ist das eine ganz natürliche Reaktion.

Warum Angst bestenfalls abgebaut wird, oder aber gar in Hass ausartet, das wird viele Ursachen haben. Beim Hass, ist Ideologische Verbohrtheit eine davon. Dass das leider bei vielen nationalistisch geprägten Ideologien schon fast zum guten Ton gehört, vor Fremden zu warnen, davor sollten niemals die Augen verschlossen werden, dann das hat nachweislich oft zu großem Leid, Hass und ausufernder Gewalt geführt.

Nur ist Fremdenangst bzw gar -hass, kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten. Auch davor dar niemand die Augen verschließen. Hass ist niemals zu was Guten. Es gibt keine guten Hasser und auch keine schlechteren Hasser. Wer hasst, der ist einer Überreaktion immer gefährlich nahe.

…und selbstverständlich darf es kein Tabu sein, über religiöse und kulturelle patriachale Strukturen, die mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht zu vereinbaren sind, die bei islamistisch geprägten Familien leider nicht selten vorzufinden sind, diskutieren. Auch das muss eine Selbstverständlichkeit sein.

Sie zahlreichen Sonderrechte der christlichen Kirchen, die aus Sekularisierungsgründen problematisch sind, sind ebenfalls immer einer Diskussion wert. Hat sich je ein Kinder schändender Pfaffe vor einem weltlichen Gericht verantworten müssen?

Die patriachalen Strukturen bei den meist nur als Wachturm verteilen die Spinner angesehenen Zeugen Jehovas sind übrigens nicht minder problematisch.

Will sagen: Egal wo ihr euch selbst einordnet, hört auf damit, Andersdenkende in eine möglichst extremistische Ecke zu stellen. Redet miteinander! Diskutiert
miteinander! Tauscht Argument aus! Seid Argumenten gegenüber aufgeschlossen!

…und was ich gar nicht mehr hören kann, ist, dass die Rechten angeblich alle
strunzdämlich sind. Bullshit. Sind sie nicht.

Ja, ich bin ein linker Vogel. Aus Überzeugung. Mein Herz schlägt links. Nur kotzen mich die GenossInnen und Möchtegernlinksliberalen, die ach so Guten halt, schon länger weitestgehend an. Bei den meisten von ihnen, gehe ich
mittlerweile davon aus, dass es sich um lupenreine Opportunisten handelt.

Zu den linksliberalen Guten zu zählen, ist
gerade fürchterlich angesagt. Hauptsache
ne chicke, nachhaltig gebaute Hütte, mit davorstehendem Tesla und reichlich Kohle auf dem Konto. Dass man selbst bei Ausländern in unmittelbarer Nähe die Nase rümpft und diese Gegenden nicht nur als bevorzugtes Wohngebiet meidet, muss ja niemand wissen. Auch, dass sie nicht selten schon unzählige Male um den Globus geflogen sind nicht. Rassisten und Umweltschweine sind natürlich immer die anderen. Klar….

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  Nureinmensch

@Nureinmensch

Zustimmung……..bis auf das Quiz. 🙂

Nureinmensch
Nureinmensch
3 Jahre zuvor
Reply to  Robbespiere

War ja nur ein kleiner Scherz, die Sache mit dem Quiz.

…ich gelobe in Zukunft sorgfältiger auf dem Smartphone rumzutippern und zumindest die sich eingeschlichen, gröbsten Fehler vorm Absenden zu korrigieren – sorry.

Robbespiere
Robbespiere
3 Jahre zuvor
Reply to  Nureinmensch

@Nureinmensch

😀

Jens
Jens
3 Jahre zuvor

So ein Schwachsinn. Du wächst damit die wirklichen Tatverdächtigen rein. Die Einzeltäter-„Theorie“ der Nazi-Streichler um Bouffier zu übernehmen, ist eine Frechheit. Für den Anfang: https://www.rubikon.news/artikel/dunne-beweislage

Ich schreibe das hier, weil ich denke, dass Du als einer der wenigen auch in der kritischen Szene bist, der nicht zu arrogant ist, um Kritik und Beweislagen anzunehmen.

Natürlich sucht man sich für solche Aktionen immer passende „Täter“ aus. Siehe Anis Amri: https://www.rubikon.news/artikel/ende-einer-illusion-2

Der Vater des Hanau-„Täters“ wird seit 1 Jahr in der Psychiatrie festgehalten. Jedenfalls habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ist das normal? Hat der Mann keine Rechte? Lebt er noch?

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