Lasst uns doch mal wieder kontexten

Schlimm genug, dass so ein Algorithmus keinen Kontext checkt. Dass es die Leute auch immer seltener tun, zeigt allerdings an, dass sie der algorithmischen Sturheit nacheifern und so zu blutleeren Maschinenmenschen werden.

Nachdem uns neulandrebellen die große Weisheit der Zahlenreihen bei Facebook aussortierte, weil wir – genauer gesagt ich – ein Bild eines Turnschuhs posteten, der aussah wie der fliegenschissbärtige Führer, kommen wir nach dem dortigen Neustart nicht mehr so richtig in Schwung. Facebook ging es ganz offenbar darum, dass auf dem Bild eben nicht nur der Treter, sondern auch der Hitler – als Vergleich quasi – zu sehen war. Wenn seine Visage registriert wird, greift das Netzwerk gnadenlos durch.

Vor einigen Tagen habe ich ein Bildchen von einigen KKK-Kerlen mit Kapuzen hochgeladen und dazu geschrieben, dass es in den Staaten sehr wohl Leute gäbe, die die Maskenpflicht ernstnehmen. Keine zehn Minuten später war ich für sieben Tage ausgesiebt. Das Bild der maskierten Amerikaner war Grund genug. Wieder wurde der Zusammenhang nicht erkannt. Algorithmen sind mit die dümmsten Wesen auf Erden. Sie machen es uns nicht einfacher, bei Facebook nochmal Fuß zu fassen. Aber wir fremdeln eh mit der Plattform, daher sind wir jetzt auch nicht allzu traurig.

Heil Hitler, Herr Uhl!

Szene aus der BR-Produktion »Löwengrube«, einer Serie über die fiktive Münchner Familie Grandauer, die sich von 1897 bis in die Fünfzigerjahre erstreckt. Anfang der Fünfzigerjahre kommt Kurt Soleder, ein Schwager der Familie, die Treppe des Mietshauses herunter. Sein Nachbar Uhl läuft an ihm vorbei. Soleder hebt die Hand, er grüßt deutsch, »Heil Hitler, Herr Uhl!«, der erwidert nur kleinlaut, »Guten Morgen, Herr Soleder!« Damals war der Hitler-Gruß schon verboten, Soleder der unverbesserliche Faschist, er konnte es einfach nicht lassen – oder wie ist das sonst zu bewerten?

Wer nur diese Szene kennt, wird das jedenfalls so oder so ähnlich vermuten. Die ganze Geschichte lief aber anders ab. Soleder ist mit einer Jüdin verheiratet, er arbeitete beim Rundfunk und hielt wenig von den Nazis. Wegen der neuen Herrn und seiner große Klappe verlor er seinen Job. Der Nachbar Uhl war Blockwart in jenen Jahren und drangsalierte die Soleders auf eine widerlich auf Freundlichkeit machende Art und Weise. Nach dem Krieg tat der Ex-Blockwart so, als habe er zu den Opfern gehört, als konnte er diese ganze braune Bande nicht leiden. Er biederte sich den Soleders an, als sei nie was gewesen. Kurt Soleder hat das nicht vergessen, er verachtet Uhl und er lässt ihn das spüren.

Eben auch damit, dass er ihn mit deutschem Gruß begegnet. Wer den Hintergrund kennt, wird in Soleders Hitler-Gruß nicht etwa eine Straftat sehen, eine schlimme Verfehlung, sondern im Grunde ja das glatte Gegenteil. Mit Hitler-Gruß macht er die Unfassbarkeit sichtbar, dass er weiter Tür an Tür mit einem lebt, der ihm und seiner Frau das Leben schwer gemacht hat und der jetzt auch noch so tut, als seien beide Parteien gewissermaßen nur Opfer der Umstände gewesen. Im Kontext betrachtet ist Kurt Soleder also nicht als Nazi zu bewerten, der noch immer so grüßt, sondern als jemand, der mit diesem Kniff seine Zugehörigkeit zur Gegenseite aufzeigt.

Demokratie: Keine Selbstverständlichkeit?

Solche Hintergründe beleuchtet so ein dummer Algorithmus natürlich nicht. Er versteht keinen Spaß, keinen Zynismus, keine Ausdrucksweise, die das Gegenteil dessen meint, was man eben zum Ausdruck bringt. Er ist eben das, was Sprachwissenschaftler schon mindestens seit dem lingustic turn wissen: Unbeseelt. Eben genau wie die Sprache an sich, die erst durch den Menschen menschlich wird und die sich daher nicht berechnen lässt. Er sieht zum Beispiel ein Bild von Hitler, daneben einen Turnschuh, der Hitlers Attribute aufzeigt und erkennt den Zusammenhang nicht. Er schlägt aus, weil da ein Bilderkennungsprogramm Hitler entdeckt hat. Zu mehr ist er nicht fähig.

Zu mehr wird er aber befähigt. Die neuesten Pläne der Bundesregierung sehen nun vor, dass etwaige Sperrungs- oder Löschungsgründe gleich noch vom Anbieter der Plattform zur Anzeige gebracht werden müssen. Das heißt, mal auf mich bezogen, dass ich nach dem Posten eines Bildes von Ku-Klux-Klan-Typen unter Umständen einen Brief der Staatsanwaltschaft ins Haus bekommen könnte. Weil mich Facebook angezeigt hat. Ziemlich sicher ist nun, dass es nicht zur Anklage kommt – aber sicherlich zur prophylaktischen Anzeige seitens des Betreibers, so wie er ja jetzt schon wirklich alles, was nur in den Ruch von Strafrelevanz kommt, aus dem Weg räumt.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hat das Vorhaben vor einiger Zeit präsentiert: Kritisiert wurde der Plan allerdings kaum. Oder gar nicht? Man hat sich offenbar im netzwerkerischen Zeitalter damit abgefunden, dass zwischen den Zeilen nichts mehr stattfinden kann. Kontext und Zusammenhang sind aberzogen. Man merkt das immer wieder mal. Schon vor Jahren wütete man im Netzwerk, weil die Bundeskanzlerin gesagt habe, Demokratie sei keine Selbstverständlichkeit. Sie sagte aber mehr: Gerade sie als Ostdeutsche wisse, dass man um Grundrechte kämpfen muss. Kontext? Den gab es bei der Reaktion nicht, die Frau wolle uns in die Diktatur befördern, las man nur noch.

Der Kontext des Kontexts

Nun bin ich ja nicht gerade sonderlich verdächtig, die amtierende Bundeskanzlerin besonders gut leiden zu können. Aber auch sie ist in Zusammenhängen zu betrachten. Die allgemeine Bereitschaft dazu war bis vor einigen Jahren sicherlich noch ausgeprägter. Die Kurznachrichten-Mentalität hat da was verformt, wir kommunizieren nur noch in Stichworten, in einem strukturellen Pidgin. Für erklärte Zusammenhänge fehlt da Zeit und Sprache.

Aber ohne Kontext reduziert man nicht nur die Aussagen seiner Mitmenschen auf einen Kern, der spekulativ bleibt. Man engt auch seine eigene Sichtweise ein. Der Kontext ist die Syntax der menschlichen Kommunikation. Die Entkontextualisierung ist eine Masche, die auf Vereinfachung und Überblickung abzielt. Sie möchte Ordnung in ein Chaos bringen, in dem eine unsympathische Kanzlerin eben nur als Demokratieabbauerin wahrgenommen werden kann. Grauschattierung und Nischen kommen in diesem Kontext absolut nicht mehr vor.

Das Social Media facht diese Wahrnehmung noch an, macht es zur Massenpsychose. Es steht für eine schöne neue Welt, in der es Zwischentöne nicht gibt, Doppeldeutigkeiten ausgeklammert und Zynismus als Angriff auf die Höflichkeit entwertet wird. Nach dieser Maßgabe kommunizieren wir künftig nur noch klar, deutlich und stets freundlich. Wir blenden Unangenehmes aus, leben in einer fröhlichen Welt und reißen nicht aus Laune aus dem Kontext, sondern weil sich so viel leichter Ruhe und Ordnung verwirklichen lässt. Nun nennt mich einen alten weißen Mann, der es nicht besser weiß: Aber so ein Zusammenleben ist spießig, uninteressant und nicht lebenswert. Eine Gesellschaft, in der Menschen die algorithmische Blindheit der Netzwerke annehmen: Das ist keine Alternative für irgendwas. Es ist die Utopie der Langweiler. Wir sollten sie ihnen gründlich vermiesen …

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Rudi
Rudi
3 Jahre zuvor

Eine Gesellschaft, in der Menschen die algorithmische Blindheit der Netzwerke annehmen: Das ist keine Alternative für irgendwas. Es ist die Utopie der Langweiler.

Die algorithmische Blindheit ist ein Herrschaftsinstrument, da der Algorithmus nach Bedarf programmiert werden kann. Es wird wahrscheinlich so sein, dass in Zusammenarbeit von Politik und und Wirtschaft (Kapital) kritische Einwände, satirische Anmerkungen oder Zynismen ausgefiltert werden. Die Problematik wird an dem Begriff Hate Speech deutlich, weil es von ihm keine Definition geben kann. Die kaum mögliche Begriffsschärfe gibt der materiellen Elite trotz oder gerade wegen der justiziablen Elemente, die unter einer Hassrede subsumiert werden können, ein Instrument in die Hand, die ihren Interessen dienende Zensur voranzutreiben. Das Internet als Kommunikations- und Mitteilungsplattform wird mittels Algorithmen stromlinienförmig gemacht. Denn, so die gängige Herrschaftssprache, es gelte, die Demokratie zu schützen.

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Rudi
3 Jahre zuvor

Guude!

Soweit, so schlecht! Aber wie soll ein Algorithmus eine schon lange nicht mehr vorhandene Demokratie schützen?

Überflüssige Subtilitäten der menschlichen Kommunikation wie z.B. Sarkasmus, Humor oder Ironie, ganz zu schweigen von komplizierteren rhetorischen Figuren sind für die angestrebte KI eh unwichtig.

Wir werden in einer Mischung aus deutscher Behördenmentalität und Idiocracy landen…unser Bildungssystem garantiert ja die Schmalspurausbildung zum Fachidioten…

reborn
reborn
Reply to  ChrissieR
3 Jahre zuvor

Das Bildungssystem gewährleistet vor allem blöde Sklaven, die alles nachplappern was ihnen vom Führer vorgesetzt wird.
Von Kindesbeinen an werden die Menschen aufs Nachplappern konditioniert. Nachdenken tut niemand mehr. Das wird bestraft. Nur der Führerbefehl zählt.
Der pervertierte verkrüppelte Deutsche ist der Züchtungserfolg der hiesigen Oberschicht. Darf man nicht vergessen.

Dieses Land geht in Dummheit und Charakterlosigkeit zugrunde.

Rudi
Rudi
Reply to  ChrissieR
3 Jahre zuvor

@ChrissiR
Wir sind durch die Coronakrise bedingt in einem Digitalisierungsschub. Ohne Digitalisierung auf breitester Ebene, gäbe es keinen wirtschaftlichen Fortschritt, würde unsere Wohlfahrtsgesellschaft materiell zurückgeworfen, heißt es von seiten der vermeintlich Fortschrittlichen. Nicht nur die Schule, also die Bildung, ist das Objekt der Begierde, sondern alle Produkte mit elektronischer Bestückung: Kühlschränke, die melden was fehlt, Stromzähler, die weiterleiten zu welcher Tagesminute wir wieviel Strom nutzen, Autos, die weiterleiten wo wir fahren, Fahrkarten-Apps der Bahn etc. Wir werden unserer Privatsphäre beraubt, weil wir überall überschüssige Daten hinterlassen, die zusammengeführt uns zum ideal beworbenen Konsumenten machen. Zur Handelsmarke für Daten-Kapitalisten.

Nahezu jeder Like, den wir klicken, sagt etwas über die politische Haltung aus. Jede Google-Suche liefert Informationen für den Betreiber. Viele Likes und Suchanfragen zusammengeführt ergeben ein Persönlichkeitsprofil, das man von interessierter Seite gezielt manipulieren kann, etwa indem nur bestimmte Beiträge als Vorschläge bei der Nutzung der Suchmaschine erscheinen. Es soll, sagen Fachleute, so gut wie keine App geben, deren Produzenten nicht eine geschäftliche Verbindung zu einem der amerikanischen Digital-Großkonzerne hätte.

In dieser Situation könnte nur eine Institution helfen, und das ist der Staat, der es durch Gesetzgebung ermöglichen müsste, dass die Spuren, die wir im Netz hinterlassen, nur unsere eigenen bleiben, die niemanden etwas angehen, wenn wir es nicht wollen. Nur so könnten wir der Überwachung entgehen. Eine Zerschlagung der Konzerne wäre keine Lösung, da sich am Geschäftsmodell von Google & Co. nichts ändern würde. Es müsste vielmehr illegalisiert werden, so wie es illegal ist, mit menschlichen Organen zu handeln.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Rudi
3 Jahre zuvor

@Rudi

In dieser Situation könnte nur eine Institution helfen, und das ist der Staat, der es durch Gesetzgebung ermöglichen müsste, dass die Spuren, die wir im Netz hinterlassen, nur unsere eigenen bleiben, die niemanden etwas angehen, wenn wir es nicht wollen. Nur so könnten wir der Überwachung entgehen.

Das ist schon deswegen obsolet, weil sich die Vertreter des Staates mit den Interessen der Wirtschaft gemein machen.
Ohne tatsächliche Kontrolle durch die Bürger ist diesem Mißstand nicht Herr zu werden.

Rudi
Rudi
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

@Robbespiere
Was ist die Alternative, außer den Staat, also die gewählten Vertreterinnen, zu bemühen? Dass der Staat in seiner Aufsichts- und Kontrollfunktion mehrfach versagt hat, ist nicht zu bestreiten. Die Beispiele wie Fleischproduktion, Abgasmanipulation oder Börsenbetrug (Wirecard) sind an jeder Ecke zu finden. Das neoliberale Selbstveständnis der meisten Parlamentarierinnen, diese Laissez-faire-Haltung gegenüber den Kapitalisten, ist erschreckend. Trotzdem, meine ich, bleibt nur diese, die gesetzgeberische Möglichkeit. – Oder wollen wir uns auf den Barrikaden treffen und gegen Polizei und Militär (Notstandsgesetze) unsere stumpfen Waffen erheben?

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Rudi
3 Jahre zuvor

@Rudi

Natürlich ist der Staat die Institution, die für den Schutz der Daten seiner Bürger verantwortlich ist, aber der wurde eben von korrupten Parteien im Namen ihrer Sponsoren gekapert.

Nun ist dieser Staat derart konstruiert, dass er dem Bürger außer dem Rechtsweg, der wg. fehlender Sammelklagen teuer und für Viele nicht gangbar ist sowie Bundesrichtern, die von den Parteien selbst „handverlesen“ werden, keine Möglichkeit gibt, Entscheidungen des Staates zu korrigieren.

Von daher bleibt ihm nur die Möglichkeit, seinen Unwillen in Form massenhaften Protestes zu äußern und so den Staat zum handeln zu zwingen.
Die Gelbwesten in Frankreich haben das erkannt, nur sind sie zahlenmäßig noch zu Wenige, ihren Präsidenten zur Aufgabe seiner neoliberalen Reformen zu zwingen, aber sie sind beharrlich dran und das ist wichtig.

Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Olaf
Olaf
Reply to  Rudi
3 Jahre zuvor

Nennen wir Politk lieber Politik, Staat klingt abhängig nach Verwaltung!

Marla
Marla
3 Jahre zuvor

@Roberto…. Ich denke es wird schlimmer…… Denn nur Flachschädelig auf einen Flachschirm zu gucken tötet! Tötet ‚das Mensch‘!
Ja, die Menschheit hat dann keine Überlebenschance… Gerade die Interaktionen, gegründet auf Geschichte, Humor, Körperkommunikation, nonverbale Kommunikation, Wissen um Herkunft, Geschlecht, Sozialisationsrasse, etc schaffen neue Inspirationen….. Das Lebewesen, zum Gefängniswesen verdammt, stirbt!

Aber…. Auch hier bauen wir ja auf eine Klassengesellschaft auf: genau wie die Kids von Silikon Valley in die Waldorfschule ohne Handy gepackt werden, genauso massiv wird darauf geachtet, dass der Blöde verblödet und stirbt!
(Die Totalüberwachung wird dem ‚Hempel‘ nämlich nicht mal das Jahrhunderttausende Recht ‚die Gedanken sind frei‘ erhalten!)
Aber letztendlich stirbt dann alles: Hochkulturen sind brachial untergegangen, u.a. meines Erachtens, weil die Oberschicht alles an sich riss und dann keine Impulse mehr bekam! Geistige Inzucht ist nämlich tödlich!

Marla
Marla
Reply to  Marla
3 Jahre zuvor

Zusatz: da würde auch ein Angriff auf -jetzt schon- viele flachschädelige, mit Menschen besetzte, Institutionen reichen, um mir das Grauen zu ermöglichen!
Die meisten Journalisten, Politiker, sogenannte Experten sind ja mittlerweile heute schon komplett Kontextlos, humorlos, sinnfrei und Historienblöd!
(Es dauert nicht mehr lange und der Russe wird komplett verantwortlich für 33-45 gemacht!)

ert_ertrus
ert_ertrus
Reply to  Marla
3 Jahre zuvor

Siehe die Maya-Elite (das Volk lebt noch heute) – und auch der französische Adel vor der französischen Revolution war bereits so derangiert, dass ihn das aufstrebende Bürgertum in die Tasche stecken konnte. Prominentestes Beispiel ist das Imperium Romanum, welches in die Hände vorwiegend germanischer Söldnertribunen fiel, weil die Führungsschicht infolge der spätrömischen Dekadenz degenerierte.

Marla
Marla
3 Jahre zuvor

Aber Bezug nehmend auf den obigen Artikel:
Meine Idee an der EU war mal, dass dort eine geistige Kulturhoch’heit‘ genutzt wird, um sich eigene und unabhängige Säulen einer Demokratie aufzubauen!

Was mich seit Jahren nachdenklich macht: warum hat Europa kein Google, kein fratzenbuch, kein amazon….. Warum ist die EU in nahezu allen Bereichen so komplett zum Wasserträger der USA geworden?

Ist der Flachschädel schon seit Jahrzehnten unter uns?

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Marla
3 Jahre zuvor

@Marla

Sind es nicht dieAmis, die sich rühmen, Europa von den Nazis befreit zu haben, obwohl die erst kamen, als die Russen unter hohen Verlusten erst die Drecksarbeit erledigt hatten?
Entspechend haben die Europa nach ihren Interessen ausgerichtet und spielen den Hausherrn, immer darauf bedacht, eine eurasische Kooperation zu verhindern, was sie jenseits des Atlantiks aus dem Rennen werfen würde.

Meine Empfehlung wäre, sich eingehend mit Helford John Mackinders „Heartland-Theorie“ und den Werken von Brzezinsky zu beschäftigen.

ert_ertrus
ert_ertrus
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Ganz beiläufig haben die auch von unseren Forschungen profitiert seit der Entwicklung der A- Bombe und darüber hinaus (die haben selber zugegeben, dass Operation Paperclip ihnen 15-20 Jahre Entwicklungsarbeit in der Aerospace-Industrie erspart hat!) Und viele genuin deutsche Patente wurden mehr oder weniger kassiert: Beute machen können die wie niemand sonst, die Wildwestrevolverhelden. Die Sowjets haben das deutsche Steak geklopft und pariert, die Alliierten mussten es nur in die Pfanne hauen (wobei sie sich ganz schön schwertaten und auf Abscheulichkeiten wie Dresdens Bombardement
ausweichen mussten, um den Willen des deutschen Volkes zu brechen) Die Nachkriegspolitik tat ein Übriges, uns komplett zu entkernen …

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  ert_ertrus
3 Jahre zuvor

@ert_ertrus

Die Sowjets haben das deutsche Steak geklopft und pariert, die Alliierten mussten es nur in die Pfanne hauen (wobei sie sich ganz schön schwertaten und auf Abscheulichkeiten wie Dresdens Bombardement
ausweichen mussten, um den Willen des deutschen Volkes zu brechen) Die Nachkriegspolitik tat ein Übriges, uns komplett zu entkernen …

Dresden war aus taktischen gründen genau so unnötig wie Hiroshima, da der Gegner bereits am Boden lag und natürlich haben die Amis abgfesahnt, nachdem sie zuvor den kleinen Gefreiten mitsamt Kriegsindustrie gg. ihren Angstgener „Kommunismus“ aufgebaut und in die Arena geschickt haben, immer schön beide Seiten unterstützend, damit sie am Ende die Leiche fleddern konnten, ohne selbst große Verluste zu erleiden.

Dieses Spiel lief schon bei WWK1 so ab.
Seitdem hat Europa, insbesondere Deutschland quasi Kolonialstatus, auch wenn das die Politik so nicht zugibt.
Es ist dochschon auffällig, wie sich gerade die deutsche Politik am Gängelband durch die Manege führen läßt, man beachte nur die Reaktionen auf die Nordstream-Sanktionen.
Kein wirklich souveräner Staat ließe sich derart demütigen.

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Kein Staat, der zwei Weltkriege anzettelt, totales Chaos weltweit auslöst und dann alles verbaselt, kann danach einfach so „wirkliche Souveränität“ für sich beanspruchen – es sei denn, seine BewohnerInnen sind völlig schmerzbefreit. Doch dafür sind wir ja auch berüchtigt.

Insofern trifft Ihr “ Kein wirklich souveräner Staat ließe sich derart demütigen.“ das deutsche Gemüt ganz gut.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Drunter & Drüber
3 Jahre zuvor

@Drunter & Drüber

Kein Staat, der zwei Weltkriege anzettelt

Die Mär von der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands ist wohl nicht tot zu kriegen.
Wer das mal gefressen hat, interessiert sich nicht mehr für die Absichten der Kriegsgegner, diverse Finanzströme Richtung Rüstungsindustrie oder so einen idiotischen Vertrag wie den von Versailles.
Macht ja auch nichts, wenn es doch so in den Schulbüchern steht und so lange Kohlekraftwerke genügend Asche produzieren, die man sich als unterwürfiger Geist aufs Haupt schütten kann.

Pen
Pen
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

@Rob

Eigentlich müßte sich langsam herumgesprochen haben, wer die wahren Strippenzieher hinter zwei Weltkriegen gewesen sind. Ist es denn nicht erstaunlich, daß ein am Boden liegendes Land urplötzlich in der Lage ist, so aufzurüsten, daß es einen Krieg gegen Rußland beginnen kann? Nichts fürchten England und die USA mehr, als die Verbindung russischer Rohstoffe mit deutscher Technik. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wo immer man einen Blick auf die MSM wirft , nirgends entgeht man dem Feinbild Putin. Und der Michel plappert’s nach und verbreitet brav die Botschaft.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

@Pen

Wr als „Imperium“ seine Vormachtstellung behalten oder ausbauen will und durch Wasser von Kontinent Europa getrennt ist, kann das Zusammenwachsen Eurasiens nur verhindern, wenn er die Brückenstaaten ( Heartland, Mare Nostrum ) kontrolliert.
Das war schon seit 1904 dieStrategie der Briten und folgend der USA.

Dann kam ab 1917 noch der Kommunismus ins Spiel, der wegen des Stellens der Eigentumsfrage der Todfeind jedes Kapitalisten ist.
Bereits 1918 haben GB und die USA die Konterbewegung der weißen Armee materiell und militärisch sogar mit der Entsendung von 6000 Soldaten unterstützt, um die rote Armee zu vernichten und den Zaren wieder an die Macht zu bringen.
Das hat aber nicht wie gedacht funktioniert und so hat man mit dem Aufpäppeln Deutschlands einen gewaltigen Coup gestartet.
Senator Truman, derspätere Präsident, hat offen geäußert, dass man Deutschland und die Soviets aufeinander loslassen wolle, damit sie sich gegenseitig aufreiben.
Der lachende Dritte sollten die USA sein und so kam es ja auch, zumindest im Westen.
Dass die UDSSR nicht nur durch Missmanagement, sondern v.A. durch die irrsinnigen Kosten einer vom Westen aufgezwungenen Rüstungsspirale pleite ging, ist auch kein Geheimnis.
Der Afghanistankrieg, ebenfalls von den USA eingefädelt, um die UDSSR zu schwächen, gab dann den Rest.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks zeigte der Kapitalismus sein hässliches Gesicht, weil er keine Angst mehr vor Konkurrenz fürchten musste und seine Vertreter tobten sich global nach Herzenslust aus.

Putin hat ihnen das Beutemachen auf russischem Territorium gründlich vermiest und das macht ihn zum Bösewicht.
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten erträgt es nicht, wenn man ihm Grenzen aufzeigt und die Vasallen, sowie ihre auf die USA eingeschworenen Medien, ziehen den Schwanz ein und blöken im Chor mit.

Niemand legt diese armselige Arschkriecherei besser bloß als Donald mit der Eichhörnchentolle, wenn er nach Gutsherrenart den Europäern kompromisslos mit Sanktionen droht oder höhere Rüstungsausgaben fordert, so als gehöre ihm Europa.

Es ist mir ein Hochgenuss, unsere Regierungsvertreter sich winden zu sehen wie ein Aal an der Angel, um den Schein von Souveränität zu wahren aber brav die Wünsche der USA zu erfüllen.
Das dürfte auch zunehmend immer mehr Bürgern bewußt werden, auch wenn sie das mit Donald himself verknüpfen dürften, weil ihnen die MSM das so vorgaukeln und die Politik auf die Demokraten gesetzt hat, die sie nicht ganz so erbärmlich aussehen ließen.
Als wären die Vorgänger anders gestrickt gewesen. Sie haben es nur diplomatischer verpackt.

Pen
Pen
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

@Rob

Gute Zusammenfassung der Politik des Imperiums und seines Pudels UK. Wir können/ sollten über die Wahl Trumps eigentlich froh sein, denn nun kann wirklich niemand mehr so tun, als meinten die Amis es gut mit uns. An unseren Volksvertretern habe auch ich viel Freude, ganz besonders an Herrn Seibert und allen die während der Pressekonferenz neben ihm sitzen.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor

@Pen

An unseren Volksvertretern habe auch ich viel Freude, ganz besonders an Herrn Seibert und allen die während der Pressekonferenz neben ihm sitzen.

Ja, die gesamte Sprecherriege wirkt bei Nachfragen von RT oder Thilo Jung wie kleine Jungs in Papas viel zu großen Schuhen. Slapstick vom Feinsten und für Sowas werden die auch noch fürstlich mit Steuergeld belohnt.

Der häufigste Satz ist wohl: „Darüber liegen uns z.Zt. keine Informationen vor“.
Ich sitze zwar an der Quelle, aber mein Name ist Hase, will man uns weismachen.

Pen
Pen
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

@Rob

„Slapstick vom Feinsten“ 🙂

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Also doch! ‚Alleinige Kriegsschuld‘ ist ein inzwischen dermaßen ausgelutschter Begriff, meine Güte! Und ganz nebenbei ist der Vertrag von Versailles eine Folge des von Deutschland angezettelten, die ganze Welt ins Chaos gestürzt habenden und am Ende verbaselten Ersten Weltkriegs! Auf Ursachen folgen Folgen. Und das Ganze transponieren Sie jetzt mal auf das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Vielleicht lesen Sie meinen Einwand ein zweites Mal und mit etwas weniger Phanasie dafür mehr Textverständnis…

Und raus in’s Wochenende

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Drunter & Drüber
3 Jahre zuvor

@Drunter & Drüber

Vielleicht sollten Sie Ihren Text nochmal lesen,.
Da war von „Zwei Weltkriegen“ die Rede.
Im Übrigen ist es nicht meine Aufgabe, Ihnen Nachhilfe in Sachen Geschichte zu geben.
Mit Ihrer überragenden Intelligenz finden Sie sicher selbst heraus ( sofern Ihnen daran gelegen ist ) wer da Alles Öl ins Feuer gegossen hat.

Wenn Sie der Meinung sind, eine antideutscha oder gar masochistische Haltung einnehmen zu müssen, dann machen Sie das eben.
Dann stören Realitäten nur das eigene Weltbild.

Schönes Wochenende

Marla
Marla
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Das Narrative wurde ja auch verkündet, um ‚das Volk‘, also die Fußläufigen klein/demütig/schuld beladen zu halten, damit die eigentlichen Täter frei fröhlich pfeifend davon kommen konnten!
Leider haben dann rotgrünlinke dieses Narrative übernommen! Mit dem Effekt dass an der Erbschuld nicht gerührt werden darf! Ganz paradox m.E.: ‚wir Deutschen machen das und das toll‘ gilt als Nationalistisch…… Hingegen ‚wir Deutschen sind wegen NS-Zeit über Generationen ‚verschuldet‘ und sind böse…. wird dauernd gefordert!

Auch hier schade: ich hatte eigentlich dafür gekämpft, dass mit ‚Gnade der Spätgeburt‘ eine andere Form der Aufklärung ermöglicht werden würde! (Aber wir werden konsequent in Schuld paniert….. wundert es wirklich, dass sich da ‚rechte‘ Leute abschütteln?)

Heute denke ich, die Mischung Deutschlands einerseits Er schuld und andererseits dunkeldeutschlands-tum machte und zum perfekten langen arm der USA ‚heute Deutschland – morgen die ganze Welt‘!

Leider sind sogenannte Nazi-Jäger 2.1 zu doof, um solche Zusammenhänge auch nur abzusenken!

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Marla
3 Jahre zuvor

@Marla

Das Narrative wurde ja auch verkündet, um ‚das Volk‘, also die Fußläufigen klein/demütig/schuld beladen zu halten, damit die eigentlichen Täter frei fröhlich pfeifend davon kommen konnten!
Leider haben dann rotgrünlinke dieses Narrative übernommen!

Das war wohl dem Umstand geschuldet, dass die Altnazis für die USA einen gewissen Wert hatten.
Für ein Lippenbekenntnis, nun astreine Demokraten geworden zu sein, durften die sich wieder v.A. bei Schwarz / Gelb , aber auch Rot rehabilitieren, bis hin zum Bundeskanzler.
Der Feind im Osten war den Amis wichtiger als Sühne für Kriegsverbrechen und den Holocaust, zumal echte Aufklärung ein ganz düsteres Bild auf die eigene Beteiligung am Aufstieg des Regimes geworfen hätte.

Wie erklärt man das z.B. den Nachkommen der eigenen Bürger, die man in den Tod geschickt hat, wo doch die USA nie selbst von Deutschland angegriffen wurden?

Wie erklärt man die Gewinne aus Rüstungskonzernen, an denen man selbst als Anteilseigner dominant beteiligt war und ihre Schonung bei Bombardements?
Die waren übrigens meißt im Umfeld von KZ’s angesiedelt, wegen der billigen „Fachkräfte“ mit Stern auf der Brust, was den Gewinnen regelrecht Flügel verlieh.

Wie erklärt man, dass man von einem Entflohenen sehr wohl wußte, was in den Vernichtungslagern vor sich ging, dies aber ignorierte, bis das erste Lager befreit wurde?
Wäre das Ausmaß der Tragödie nicht zu verringern gewesen, wenn man allein gezielt die Transporte der Opfer per Bahn unterbrochen hätte?

Über NATO-affine SPD oder Grüne muss man keine großen Worte verlieren und Teile der Linken sind auch nicht besser.

Wenn man dem eigenen Volk immer wieder die Schuld an der eigenen Geschichte unter die Nase reibt, läßt es sich viel leichter instrumentalisieren, wo es bei ausgeprägten Selbstbewußtsein vehement widerspräche.

aquadraht
aquadraht
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Tut mir leid, Rob, aber es ist schlimm, wenn da von einer „Mär“ gesprochen wird. Das Naziregime hat vom ersten Tag an auf den Revanchekrieg hingearbeitet, und die Deutschnationalen und Zentrumsleute waren da voll dabei. Die Reichswehr hat seit 1918 auf die Hundertdivisionenarmee für den Revanchekrieg hingearbeitet.

Daran gibt es nichts zu rütteln. Auch wenn Idioten wie D&D im Namen der deutschen Kriegsschuld zu Aggressionskriegen der NATO trommeln, Schleimscheisser des Imperialismus. Der ist nicht satisfaktionsfähig.

Eine andere Sache ist, dass die anderen Mächte auch imperialistisch waren und bis 1939 den Nazis zugearbeitet haben, mit Münchner Abkommen, Spanischem Bürgerkrieg und so weiter. Und natürlich war das Kapital schon damals international vernetzt. Aber daraus eine Schuld der USA am Nationalsozialismus zu konstruieren, geht zu weit.

Dass die Naziwehrmacht Polen überfallen hat, daran ist nicht zu rütteln, und auch nicht am Vernichtungskrieg in ganz Osteuropa, vor allem in Polen und der UdSSR. Das kann man nicht relativieren oder schönreden, und da ist auch weder Hitler noch die deutsche Generalität in irgendwelche Fallen gelaufen, die wollten „den grossen Krieg. .. bis alles in Scherben fällt.“

Daran beisst die Maus keinen Faden ab.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  aquadraht
3 Jahre zuvor

@aquadraht

Es war überhaupt nicht meine Absicht, die Kriegsschuld Deutschlands in irgend einer Weise zu leugnen oder zu relativieren.
Schließlich haben die Vertreter des Regimes beschlossen, das Gemetzel in Gang zu setzen um das zu erfüllen, was ihr geistiger Anführer in seinem Knastpamphlet bereits angekündigt hat, sofern er an die Macht kommen würde.

Mir stinkt aber, dass immer ausgeklammert wird, dass es in beiden Weltkriegen auch Interessen anderer Staaten und Akteuere gab und in beiden Kriegen wurden prächtig Profite gemacht, auch durch die Unterstützung der deutschen Rüstungsindustrie.
Man stelle sich auch mal die Frage, wie so ein armer, wenn auch fanatischer Schlucker wie Schicklgruber an das Geld für seine Wahlkämpfe kam, ohne die ihn kein Aas gekannt hätte.
Das stammte nicht nur von reichen deutschen Industriellen.

Zu einer ehrlichen Aufarbeitung der Geschichte gehören eben auch diese Teile mit dazu.
Das ist längst überfällig, weil man nach dem Krieg auch hier hübsch Gras über die Vergangenheit wachsen lassen wollte und etliche Verantwortliche als geleutert wie Phönix aus der Asche stiegen und wieder zu Ehren kamen.
Das muss für die Opfer eine schallende Ohrfeige gewesen sein und dass dieser Ungeist nicht tot ist, sieht man an dem Größenwahn heutiger Politiker, die gerne wieder die Herren spielen würden. Sie hatten ja die passenden Lehrmeister.

Man muss nicht befürchten, ich sei einer rechten Gesinnung anheim gefallen, aber die Wahrheit ist nunmal nicht eindimensinal.

aquadraht
aquadraht
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Da gibt es keinen Widerspruch. Allerdings ist das seit mindestens 110 Jahren Gemeingut zu wissen, es gab die Imperialismusschriften von Lenin, Rosa Luxemburg, Bucharin und (mit Einschränkung seiner Illusionen eines friedlichen Ultraimperialismus) Hilferding. Auch im bürgerlichen Lager wurde die Kriegsgeilheit der herrschenden Industrie-, Militär-, Adels- und Politikerkreise ja durchaus thematisiert, damals entstand die internationale pazifistische Bewegung, die Krieg als Mittel der Politik verdammte. Die Grünen wie Springerlinke des Typs D&D haben selbst diese anständige bürgerliche Tradition verraten und sind ins Lager der Militaristen und Faschisten übergegangen.

Natürlich haben vor 1914 alle imperialistischen Länder mehr oder weniger auf den Krieg hingearbeitet, gab es Revanche- und Beutebegehrlichkeiten nicht nur beim deutsch-preussischen Militarismus und Imperialismus.

Aber der war in der Tat nicht nur ein bisschen besonders aggressiv, die Quellen zeigen ja, dass sie die Österreicher direkt gedrängt haben, Serbien unannehmbare Forderungen zu stellen, damit es endlich zum Krieg kam.

Obendrein waren die, als ihr Abenteuer mit dem Überfall auf Belgien gescheitert und in Blutbädern an der Marne und bei Verdun/Douaumont und Flandern steckengeblieben war, nicht bereit, von ihren Aggressions- und Annexionswünschen auch nur einen Schritt abzuweichen, als ein Kompromissfrieden mit den ebenfalls erschöpften Gegnern möglich war. Die deutschen Imperialisten waren tollwütige Hunde, die man nur totschlagen konnte, schon im Ersten Weltkrieg.

Erich Kästner verfasste nach dem Krieg ein Gedicht „Wenn wir den Krieg gewonnen hätten“. Es endet mit der Zeile „zum Glück gewannen wir ihn nicht“.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  aquadraht
3 Jahre zuvor

@aquadraht

Erich Kästner verfasste nach dem Krieg ein Gedicht „Wenn wir den Krieg gewonnen hätten“. Es endet mit der Zeile „zum Glück gewannen wir ihn nicht“.

Dem muss man vollumfänglich zustimmen.

Wenn Kriege überhaupt einen Sinn haben sollen, dann den, daraus zu lernen, wie man sie zukünftig vermeidet.

Dazu gehört zum Einen ein sinnvoller Umgang mit dem Verlierer, anders als bei den Versailler Verträgen, über die als Einziger John Mainard Keynes als Verhandlungspartner voraussagte, dass sie die Grundlage für den nächsten Krieg darstellten, was dann ja auch so kam….

….zum Anderen die Schaffung einer supranationalen Institution auf der Basis des Völkerrechts, an deren Prinzipien sich auch alle Mitgliedsstaaten wirklich halten.

….und eine ehrlichen Aufarbeitung der historischen Fehler aller beteiligten Seiten.

Auf all diesen Ebenen haben die Staaten kläglich versagt, weswegen immer noch gerüstet und gemordet wird, was das Zeug hält.
Bestraft werden aber fast nie die Entscheider, sondern ganze Völker.
Die schlimmsten Verbrecher und ihre Systemlinge wie die Globkes, Filbingers und wie sie sonst noch heißen läßt man laufen, ja verhilft ihnen sogar noch zu einem neuen Aufstieg, während man vom einfachen Bürger bis zur X’ten Generation Nachgeborener verlangt, er solle sich für vergangene Verbrechen schuldig fühlen.

Was man damit erreicht, ist das genaue Gegenteil, wie der Aufstieg der AFD-Rattenfänger bestens belegt.
Den Brand gelegt haben allerdings die Etablierten.

Pen
Pen
Reply to  aquadraht
3 Jahre zuvor
ert_ertrus
ert_ertrus
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

U.A. war Schicklgubers Coach und späterer Fotograf Putzi Hanfstaengl Deutschamerikaner und Harvardabsolvent. Der hat den ungeschlachten Adi überhaupt gesellschaftsfähig gemacht (quasi sein Spin Doctor) und Kontakte zu gehobenen Finanz- und Industriellenkreisen (mit)ermöglicht.
Dass Opel seit 1928 zu General Motors gehörte (und im Krieg u. A. den legendären Opel Blitz en Masse für die Wehrmacht vom Band gehen liess) und die Kontakte sowohl der IG Farben zur Standard Oil Company als auch der Deutschen Bank zur Wall Street nicht nur erhalten blieben, sondern sogar vertieft wurden, ist inzwischen historische Allgemeinbildung. Die Auflistung könnte fortgesetzt weden …

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  aquadraht
3 Jahre zuvor

Nachtrag:

Tut mir leid, Rob, aber es ist schlimm, wenn da von einer „Mär“ gesprochen wird.

Warum?

Allein derUmstand, dass es ein Militärbündnis zwischen Österreich und Deutschland gab, straft die Aussage von der Alleinschuld Deutschlands in WWK1 schon Lügen.
Britische ( Verlust der Wirtschaftsmacht ggü. Deutschland ) und russische Interessen ( Panslavismus ) oder das französische Interesse, sich für 1871 zu revanchieren, mal Außen vor.
Nur weil das die Sieger in Versailles so beschlossen haben, ist es noch lange nicht wahr.

Pen
Pen
Reply to  aquadraht
3 Jahre zuvor

Rob aquadraht

Beides ist richtig. Die Nazis und die Großindustrie wollten und brauchten einen Krieg. Die Interessen bestimmter ausländischer Gruppen sind aber ebenso bewiesen.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Nazism_in_the_Americas

https://www.ossietzky.net/19-2016&textfile=3672

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pen
3 Jahre zuvor
Marla
Marla
Reply to  Robbespiere
3 Jahre zuvor

Ja aber….
Schon als junger Hüpfer war mir klar, mit der deutschen Erblast kann da kein unabhängiger Neuanfang gestaltet werden! (Weswegen ich mich übrigens immer immer wieder aufregende, dass die Erzählung lautet: seit ’46 ne Demokratie! Zu einer Demokratie gehört es -so dachte ich mal- Unwahrheiten aus dem Weg zu räumen. Aber das Narrative wurde erzählt, erzählt, erzählt!)

Was ich aber hoffte, also von den Mitleidenträgern 33-45, den Anrainerstaaten, war : sie bringen Deutschland in die ‚Mitte nehmend‘ dazu mit ihnen einen demokratisch verfassten Kontinent aufzubauen, aufgebaut auf Kultur, Friedenswunsch, Dichter- und Denkerhochburgen UND Erfginderreichtum!

Tja, es ist als haben auch alle EU-Länder Kriegsschuld auf sich geladen und können ohne USA nicht handeln, denken und planen…..
Und das versteht ich absolut NICHT!
Auch hier fehlen mir tausende von Kontexterzählungen, um meine Gehirn ‚zu beruhigen‘!
Waren Frankreich, Italien, Niederlande, Großbritannien, Norwegen, Dänemark, Schweden etcpp so begeistert-trunken über das platt-machen Deutschlands, dass sie nicht bemerkt haben, wie sie über den Tisch gezogen wurden?
Ehrlich: ohne Kontext versteh‘ ichs nicht!
Wie hat die USA es geschafft -ohne Widerworte- Hitlers ‚heute Deutschland, morgen die ganze Welt‘ umzusetzen?
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Militärbasen_der_Vereinigten_Staaten_im_Ausland

Schorsch
Schorsch
3 Jahre zuvor

Leider sehr zutreffend.
Gerade wenn sich in der Presse mal wieder über einen einzigen Satz aufgeregt wird, dann ist es ratsam, sich das ganze mal im Kontext durchzulesen, was dann aber oft wieder wegen dieser Algorithmen schwerer ist, als die vorgekaute Interpretation einfach hinzunehmen.

Vor einiger Zeit hatte ich mal das Interview mit Kevin Kühnert auf Zeit-Online gelesen, in dem er angeblich die Verstaatlichung von BMW gefordert hatte. Irgendwann ging das dann rum und ich dachte nur noch:
Hää? Das hat er doch gar nicht gesagt.
Als ich dann das Originalinterview suchte, war es mittlerweile hinter der Paywall verschwunden und auf Zeit-Online war nur noch ein Artikel frei zugänglich, der nur ein oder zwei Sätze im Original zitierte und ansonsten interpretierte, was der Kühnert angeblich gefordert hat. Dabei waren es sogar die Journalisten von Zeit-Online, die im Interview BMW zur Sprache brachten. Und auch sonst brachte Googeln nichts und das habe ich auch immer wieder bei anderen Interview erlebt. Die Suchmaschine schlägt so gut wie nie Originalinterview vor, sondern immer nur haufenweise Artikel, von SPON, Welt, FAZ oder sonstigen, die ihren Ledern erklären wollen, wie etwas gemein war.

Es ist mittlerweile richtig schwer geworden, im Internet noch Originalinterviews zu finden.