Claus Weselsky am Telefon: Sollen wir besser nachts streiken?
Claus Weselsky von der GDL für ein Interview zu erwischen, gehört sicher nicht zu den einfachsten Unternehmungen. Willig war er, keine Frage. Aber Termine, ein Flughafenaufenthalt mit unzähligen Nebengeräuschen, Verhandlungen und Schlichtungen führten zu einigen Terminverschiebungen. Weselsky aber – das kann ich voller Überzeugung sagen – möchte Zusagen einhalten, und so kam das Gespräch mit ihm am 28. Februar 2017 doch noch zustande. Vom Hotelzimmer aus, und zwischen einer kurzen Nacht und der nächsten Schlichtungsrunde.
Zur Erinnerung …
Claus Weselsky ist Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Mit dem Streik der GDL im Herbst 2014 löste er heftige Debatten aus, die …
Moment mal! Ist das so? War das so? War es wirklich Claus Weselsky, der für die heftigen Diskussion verantwortlich war? Oder nicht doch eher Medien und Politik, die die Gelegenheit nutzten, um Streiks und Gewerkschaften als Feindbilder der Gesellschaft darzustellen?
Das kann man natürlich unterschiedlich interpretieren. Aber Weselsky ist seitdem eine Person, die polarisiert, die provoziert. Und die dafür sorgt, dass das Thema Arbeitskampf, Streik, Widerstand in der allgemeinen Wahrnehmung eine Rolle spielt.
Zum Interview
Als ich Claus Weselsky dann doch am Telefon hatte, saß er in einem Hotelzimmer und gewissermaßen auf heißen Kohlen, denn er hatte am Abend noch eine Menge zu tun, und der nächste Tag stand auch schon vor der Tür. Dennoch fand er die Zeit für ein Gespräch über Gewerkschaften, die Streikkultur in Deutschland und die Rolle der Medien. Wir sprachen über Menschen, die Verständnis für Streiks haben, solange sie nicht selbst betroffen sind. Aber auch von jenen, denen klar ist, wie wichtig der konsequente Arbeitskampf unter bestimmten Voraussetzungen ist.
Und irgendwie ging es zum Schluss auch um gebratene Hühner, die nicht vom Himmel fallen …
Hier geht’s zum Interview:
Und hier zur Soundcloud-Version:
Nachtrag: Die Fragen für das Interview stammen von Roberto DeLapuente.
[InfoBox]
Natürlich waren sie es , weil man eben das Tarifeinheitsgesetz verabschieden wollte, und für diese Beschneidung von Gewerkschaftsrechten Akzeptanz brauchte., und zweitens, weil Gewerkschaften, die ihre Aufgabe als Interessenvertretung Ernst nehmen hier nicht gewünscht sind.Arbeitskampf ja, aber nur solange er niemanden trifft.Wer da abweicht, wie die GDL, muss mit allen Mitteln diffamiert werden.
Ich freue mich schon auf die dummen Gesichter ,nicht nur der Politiker, sondern vor allem auch die vorsitzenden jener DGB-Gewerkschaften, die das Tarifeinheitsgesetz mit gemacht haben , und es unterstützen(bin selber Mitglied von Ver.di , die sich der klage dagegen angeschlossen haben.), und gespannt auf die hilflosen Rechtfertigungsversuche, wenn die Verfassungsrichter das Streikrecht besser schützen ,als die Gewerkschaftsbosse, deren ureigenste Aufgabe dies eigentlich. ist.
Du hast ja ganz schön Vertrauen in die Verfassungsrichter, aber ich hoffe, Du hast Recht. Bei „den“ Gewerkschaftsbossen würde ich etwa mehr differenzieren, aber im Kern geb ich Dir Recht. Der Unternehmerverband wird allerdings im Falle einer Niederlage aus allen medialen Rohren, über die er gebietet (also fast alle Wichtigen), Rotz, Wasser und Unrat auf die Gewerkschaften ballern, dass die sich noch problemlos zum Opfer stilisieren können. Schade! Ich bin auch ein ver.de-Mitglied. In einer anderen Gewerkschaft wäre ich seit Schröder nicht mehr.
@Peter Teichmann
Den Satz kann man getrost doppelt unterstreichen, denn die Unabhängigkeit der Bundesrichter existiert nur in der Theorie.
Gewaltenteilung kann schließlich nicht heißen, daß Politiker der Executive/ Legislative die Richter nach ihrem Gusto, d.h., in Erwartung geringsten Widerstandes gg ihre Politik, so verfassungsfeindlich sie auch sei, küren dürfen.
Gerade durch Urteile, die das Grundgesetz als höchste Authorität quasi im Sinne der Regierung beugen, wie zum Fiskalpakt, ESM oder dem BW-Einsatz im Inneren, zeigt sich m.M.n., wem sich manche Richter verpflichtet fühlen, jedenfalls nicht dem Souverän und seiner Verfassung.
Allein die Ernennung eines Ex-CDU-Ministerpräsidenten zum Bundesrichter ist eine reine Farce in Bezug auf Unabhängigkeit, die besonders deswegen so fatal ist, weil der Souverän keinerlei Einfluß auf die Gesetzgebung durch Volksabstimmungen auf Bundesebene hat, um schon im Vorfeld Gesetzesvorhaben zu stoppen.
Auf die Art kann man Arbeitnehmerrechte bis zur Unkenntlichkeit schleifen und es sind leider die DGB-Gewerkschaften, die hier fleißig mitwirken, anstatt die Arbeitnehmerrechte zu stärken.
Aus meiner Sicht gehört der gesamte wirtschafts-und SPD affine DGB-Filz aufgelöst und unter Stärkung der Mitgliederinteressen vollkommen neu organisiert.
Auch Figuren wie ein Herr Bsierske, der sich für jämmerliche Lohnabschlüsse feiern läßt, die vielleicht gerade mal die Preisentwicklung decken, wo Unternehmensgewinne regelmäßig Spitzenwerte erreichen, gehört wg. aktiver Beihilfe zur Zerstörung der Masseneinkommen und damit des Binnenmarktes in die Wüste geschickt.
Zum Glück interessiert die niemanden.
@Marcel
Tolles Argument, das tiefe Einblicke auf deine geistige Verfasstheit zuläßt.
Was bist denn du für ein selbstgerechter Schwätzer ?
Wenn ich raten müsste: Marcel is the new Axel. Oder besser the new name of Axel. Direkt im ersten Post als selbstgerechter Schwätzer auffallen, ist nur wenigen gegeben.
das ist achsel – das riecht so komisch.
Make Axel schweiß again…
@Peter Teichmann und Robbespierre
Ihr könnt recht haben.allerdings ist die Rechtslage so eindeutig, das es schwer sein wird, sie sich zurecht zu biegen.Ich denke aber, eine 50.50 Chance besteht mindestens.
Zustimmung.Ich sage immer , der fisch stinkt vom Kopf.an vorderster Front, und das weiß ich aus Erfahrung herrscht große Kampfbereitschaft.
Was Bsirske angeht, kann man ihm zumindest zugute halte, das sich Ver.di der Verfassungsklage angeschlossen hat.Im übrigen muss ich dir Recht geben.
@der Doctor
Aus Sicht des „normalen“ Bürgers ist die Rechtslage meist eindeutig.
Es obliegt aber den Richtern, dies auszulegen und oft genug tun sie dies in anderer Weise, als es unserem Rechtsempfinden entspricht.
Aus gutem Grund ist die Bundeswehr als reine Verteidigungsarmee konzipiert worden, nachdem Deutschland zwei verheerende Angriffskriege geführt hat.
Darum heißt es ja imm GG., daß von deutschem Boden nie mehr Krieg ausgehen soll.
Das schließt nach meinem Rechtsvereständnis und als Lehre aus der Vergangenheit Auslandseinsätze der BW sowie Waffenexporte kategorisch aus und ergiebt für jede deutsche Regierung die klare Aufgabe, all ihre Bemühungen ausschließlich auf diplomatische Lösungen für Konflikte zu konzentrieren.
Dies gilt auch für die als Verteidigungsbündnis konzipierte und mittlerweile obsolete NATO, aber offenbar hat das BVerfG dies anders gesehen und die NATO-Einsätze der BW nicht verhindert bzw. dem Ansinnen der Regierung stattgegeben.
Die Gründe dafür ( m.M.n. ) habe ich ja bereits angegeben. Richter sind eben kein politisches Neutrum und zudem in einem gewissen Bringschuldverhältnis ggü. den Politikern mit klaren Zielvorstellungen, denen sie ihr hohes Amt verdanken.
Daher hält sich mein Optimismus bzgl. der genannten Klage in Grenzen.
So Vieles, wie die Kürzung des Existenzminimums durch eine sanktionierende Behörde, müßte aus logischen Gründen durch unser Rechtssystem verhindert werden und trotzdem geschieht es.
Recht bzw. Gerechtigkeit ist m.E.n. schon längst zu einer Frage von Macht und Geld verkommen.
Tolles Interview! In Grunde kann man alles Unterschreiben was Kollege Weselsky ausspricht. Schade nur (gelinde gesagt), dass viele Wahrheiten im Kontext Arbeitskampf heute keine Selbstverständlichkeiten sind.
Beste Grüße
[…] Claus Weselsky am Telefon: Sollen wir besser nachts streiken? Claus Weselsky von der GDL für ein Interview zu erwischen, gehört sicher nicht zu den einfachsten Unternehmungen. Willig war er, keine Frage. Aber Termine, ein Flughafenaufenthalt mit unzähligen Nebengeräuschen, Verhandlungen und Schlichtungen führten zu einigen Terminverschiebungen. Weselsky aber – das kann ich voller Überzeugung sagen – möchte Zusagen einhalten, und so kam das Gespräch mit ihm am 28. Februar 2017 doch noch zustande. Vom Hotelzimmer aus, und zwischen einer kurzen Nacht und der nächsten Schlichtungsrunde. Quelle: neulandrebellen […]
[…] Claus Weselsky am Telefon: Sollen wir besser nachts streiken?Claus Weselsky von der GDL für ein Interview zu erwischen, gehört sicher nicht zu den einfachsten Unternehmungen. Willig war er, keine Frage. Aber Termine, ein Flughafenaufenthalt mit unzähligen Nebengeräuschen, Verhandlungen und Schlichtungen führten zu einigen Terminverschiebungen. Weselsky aber – das kann ich voller Überzeugung sagen – möchte Zusagen einhalten, und so kam das Gespräch mit ihm am 28. Februar 2017 doch noch zustande. Vom Hotelzimmer aus, und zwischen einer kurzen Nacht und der nächsten Schlichtungsrunde.Quelle: neulandrebellen […]
[…] zustande. Vom Hotelzimmer aus, und zwischen einer kurzen Nacht und der nächsten Schlichtungsrunde. Tom Wellbrocks Podcast bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Der Tisch, der Krieg und die Medien Berichten die Medien objektiv? Können oder […]
Wer Claus Weselskys, die Arbeit seiner Gewerkschaft und den Einsatz deren Mitglieder in den letzten Jahren verfolgt hat, wußte eigentlich wie dieser Mann tickt.
In diesem Interview hat er tolle Argumentationen, u.a. für den Sinn der Existens von Gewerkschaften formuliert.
Vielen Dank Tom, für das Arrangieren dieses Superinterviews. So muss ein Gewerkschaftsführer reden und handeln, genau so stelle ich mir einen kompetenten Sprecher und Kämpfer für Arbeitnehmerrechte vor.
Ich möchte an dieser Stelle nur auf etwas verweisen:
https://clausstille.com/2017/03/03/tom-wellbrock-fuehrte-fuer-neulandrebellen-ein-interview-mit-dem-gdl-vorsitzenden-claus-weselsky/
Auch hier beim Freitag zu finden:
https://www.freitag.de/autoren/asansoerpress35/claus-weselsky-sprach-mit-neulandrebellen
[…] wollen auch mehr als nur kommentieren. Doch das bedeutet auch mehr Aufwand. Das Interview mit GDL-Chef Claus Weselsky zum Beispiel hat eine Menge Vorarbeit gebraucht. Terminverschiebungen inklusive. Dem Podcast mit […]
[…] Weselsky, die an eklatanter Aggressivität kaum zu überbieten waren und mit dem ich unter anderem darüber gesprochen […]