Der Weichei-Journalismus!

Toni Kroos war böse zu einem Reporter, weil er dessen »Scheißfragen« nicht beantworten wollte. Dafür wurde der Fußballer kritisiert –  stattdessen muss man diesem total verweichlichten Journalismus mal die Leviten lesen.

Nach dem Champions-League-Finale kam die Empörung: Toni Kroos wollte dem ZDF-Reporter Nils Kaben seine »Scheißfragen« nicht beantworten und rauschte daher schnell von dannen. Der Journalist kommentierte das später bedröppelt: Er »erwarte Respekt«, erklärte Kaben seinen Journalistenkollegen, die seine Aussagen dann zu Artikeln verwursteten. Die Kommentarspalten im Lande pflichteten ihm bei: So dürfe ein Fußballer nicht auftreten, die Medien hätten schon etwas mehr Verständnis vonseiten der Sportler verdient.

Nun hat jener Toni Kroos ja eigentlich nichts Schlimmes verbrochen. Er monierte  und ließ den Reporter Kaben stehen, beleidigt hat er ihn nicht. Offensichtlich wollte Kroos nur dessen Fragen entkommen, die aus seiner Sicht nun mal scheiße waren — ob das zutrifft, darüber wird man wohl streiten können. Mir ist allerdings kein Interview am Spielfeldrand bekannt, dass jemals besonders tiefschürfende Erkenntnisse gehoben hätte. Für einen wirklichen Eklat taugt die Causa Kroos irgendwie nicht. Aber für eine Jammerarie unseres Qualitätsjournalismus war all das natürlich ein gefundener Vorfall.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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5 Gedanken zu „Der Weichei-Journalismus!

  • 15. Juni 2022 um 17:16
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    Ich finde, da sollte man dem Journalistchen nicht gram sein.
    Er macht doch nichts anderes als das, was die Leerer in der Schule mit ihm schon veranstalteten.
    Woher also sollte er denn wissen, daß man sich Respekt verdienen und nicht einfach einfordern kann.

    (Zwinkersmailie)

  • 15. Juni 2022 um 21:07
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    Was erlauben Kroos?
    „Echte Spielerpersönlichkeiten sind sowieso rar geworden, auch hier dominieren Anpassung und diplomatische Glätte. “
    Aber sowas von. Man sehnt sich nach den zahllosen Fettnäpfchen eines Loddar Maddäus, dem Weißbierauftritt von Völler, oder nach musikalischer Inspiration wie dieser hier:
    https://www.youtube.com/watch?v=xLDAbt_CX9Q
    über die der Protagonist selber souverän lachen konnte.
    Aber das wird, um es mit Effenberg zu sagen, „alles nur von den Medien hochsterilisiert“.

    • 15. Juni 2022 um 22:36
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      Oh Gott, jetzt hat er wirklich den Berti beim Ilja rausgekramt. Ganz böse. Dieses Zeitdokument habe ich so gut es geht ausgeblendet. Früher war nicht alles besser.

      • 16. Juni 2022 um 20:28
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        😉

  • 15. Juni 2022 um 22:46
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    Es überrascht nicht sonderlich, dass es ein Skandälchen ist wenn einem dieser Hans Wursten mal einer ehrlich seine Meinung sagt. Auch wenn es nicht gerade ein weltbewegendes Thema ist, ist so ein bisschen Offenheit doch erfrischend.
    Beim Sport“journalismus“ ist es natürlich nicht anders als bei allem „Journalismus“. Die „Reporter“ haben beim Fussball eine einzige Aufgabe: Ein Produkt zu verkaufen. In diesem Fall die Champions League, im lächerlichsten fall, die Bundesliga, deren Produkt wegen seiner erbärmlichen Qualität auf alle Heuchelei und übertriebene Lobhudelei angewiesen ist. Alle wissen ja, um was für Summen es beim Profi Fussball geht.
    Wenn ein „Sportjournalist“ bei einem Blatt wie dem Kicker einen ehrlichen, wahren Artikel, über das was so mancher Millionario auf dem Platz bietet, schreiben würde, würde er am nächsten Tag gefeiert.

    Andererseits muss man halt schon auch fragen, wie sinnvoll eine Gesellschaft ist, in der ein Junge, der mit einem speziellen Talent geboren worden ist und deshalb sein Hobby zu seinem Beruf machen kann nach wenigen Jahren dafür ein neunstelliges Konto auf der Bank verdient hat.
    Leider hat noch niemand etwas gefunden das die Vorherrschaft der Habgier im menschlichen Zusammenleben eindämmen kann. Selbst nach einem Atomkrieg würde sich nichts ändern….

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