… dann klappts auch mit dem Nachwuchs
Als Jens Spahn vor Wochen großkotzig verkündete, er gehe jetzt den Pflegenotstand an, indem er 8000 neue Stellen schaffe, erntete er – wie immer, wenn er den Mund aufmacht – rege Kritik. 8000 neue Pfleger und Pflegerinnen seien viel zu wenig. Ebenso sollten die neuen Stellen mit ausländischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen besetzt werden. Dies gefiel nicht allen. Schließlich tut sich mancher betagte Patient schwer mit kostengünstigen Krankenschwestern, die nicht richtig Deutsch können. Das ist nicht mal aus der Luft gegriffen, fehlende Ansprache ist besonders in der Altenpflege ein häufiges Problem.
Es ist wirklich schade, dass dieser wirklich gute Artikel in der Nachgeburt des Linken-Parteitags total untergeht 🙁
Danke dafür. Andererseits geht er nur hier unter, sonst hat er schon Anklang gefunden. Die NachDenkSeiten haben gestern auf ihn verwiesen. Und das als ersten Hinweispunkt des Tages.
Roberto, ich habe das mit Interesse gelesen, und stimme Vielem zu. Aber: Deine Vorstellung, Nachtschwestern sollten sich wie ein Bereitschaftsarzt hinlegen können, ist utopisch. Was den Arzt angeht: Der hat ja die Bereitschaft obendrauf auf seinen Normaldienst, wenn er total Pech hat, ist in der Nacht der Teufel los und er kommt gar nicht zum Schlafen, und danach folgt ein voller Tagdienst. Da wird dann nicht selten auch Captagon geschmissen ..
Bei den Nachtschwestern sieht es etwas anders aus, aber eben auch nicht besser. Ich kann hier nur die Erfahrungen meiner ersten Frau (heute in Rente) und einer meiner Töchter schildern, beide gelernte Krankenschwestern, meine Tochter hat allerdings nach einiger Berufserfahrung studiert, insofern liegt beides eine Weile zurück, da auch meine Frau noch während unserer Ehe aus dem Nachtdienst ausgeschieden ist. Ich habe auch mal als Krankenpflegehelfer im Nachtdienst gearbeitet, meist Sitzwachen, was lockerer ist, und habe da den Betrieb mitgekriegt, das ist auch sehr lange her. Aber nach allem was ich weiss, ist es seither eher härter geworden, insofern dürfte das Geschilderte mindestens so zutreffen, eher heute schlimmer sein.
Eine Schwester bzw. ein Pfleger im Nachtdienst hat in der Regel 4 Stationen (so war es jedenfalls in den Unikliniken). Die liegen im Allgemeinen nicht auf dem selben Stockwerk, und falls doch, sind dafür die Wege entsprechend länger. Mit Pech liegen sie nicht einmal auf angrenzenden Etagen. Ergo: Nachtwache heisst Rumlaufen, und das nicht zu knapp, auch wenn man Glück hat und nicht zu viele Patienten klingeln und es keine Komplikationen gibt. Allein die Kurven führen ist Arbeit von ein paar Stunden, dazu sind mitunter Bettpfannen zu be- und entsorgen, Patienten umzubetten und so weiter. Die meist illegal gearbeiteten 12 Stunden, von denen bestenfalls 11 bezahlt werden, gehen da mit wenig Ruhe rum, die Ruhe besteht darin, im Aufenthaltsraum mal einen Kaffee zu schlappen. Sich da hinzulegen, ist komplett utopisch. Wenn es viermal soviel Personal gäbe, vielleicht.
Übrigens, muss die Gender_*Iinnen-Schreibweise sein, zwingt das ND dazu oder machst Du das freiwillig? Meinjanur.
a^2
Ich habe selber längere Zeit Nachtdienst in der NFA gemacht. Als Verwaltungsangestellter allerdings. Du hast recht, wenn du sagst, dass es nicht immer möglich ist. Aber es ist durchaus möglich, da es Nächte gibt, in denen wenig Notfälle anwesend sind. Es kommt auch nicht so selten vor, dass die NFA in vielen Fachrichtungen abgemeldet ist. Noteinweisungen sind nachts eher selten.
Über den Ablauf in einem Krankenhaus bin ich recht gut informiert. Du hast auch recht, dass Ärzte nachts manchmal keinen Schlaf finden. Es kommt aber häufig vor, dass sein Werk irgendwann ab 0:00 Uhr getan ist, dann liegt er mit ein bisschen Glück bis 6:00 im Bett. So ganz schlecht ist das nicht. Die Pflege macht indes Erledigungen, die am Tag zu kurz kommen, d.h. sie arbeitet, obgleich Schlafzeiten möglich wären. Ich halte aufgrund meiner Erfahrungen meine Forderung nicht für utopisch – ich denke, sie wäre nicht jede Nacht umsetzbar. Aber 50:50 wäre schon was.
PS: Gender-Schreibweise ist nicht von mir, das hat jemand im Korrektorat gemacht. Ich teile dein Meinjanur durchaus voll und ganz.
Von Arbeit muß man leben können, auch in Pflege und Betreuung. Derzeit beträgt der Mindestlohn in der Pflege 10,55 Euro. Mehr ist dieser Geselschaft der alte Mensch, der weder produzieren, noch konsumieren kann, nicht wert. Um Abhilfe beim Pflegenotstand zu schaffen, sind neben viel viel besserer Bezahlung und besseren Rahmennedingungen, vor allem mehr Stellen, nötig. Der Personalschlüssel ist eine Katastrophe, zuwenig PflegerInnen müssen zuviele HeimbewohnerInnen pflegen und betreuen. Über eine bessere und attraktivere Ausbildung wird viel diskutiert. Das alles kostet Geld, viel Geld. Die kapitalistische Gesellschaft ist aber nicht bereit, viel mehr Geld in Menschen zu „investieren“ die aus dem kapitalistischen Verwertungsprozeß ausgeschieden sind und nur noch auf den Tod warten.
Schlimm ist außerdem, daß zunehmend Konzerne die Altenpflege als Geschäftsmodell entdecken und Profite aus auf Kosten der alten Menschen und ihrer Angehörigen erwirtschaften wollen. Hier findet eine weitere Umverteilung statt, weil alte Menschen gezwungen sind ihre Häuser zu verkaufen, um für die Kosten der Pflege und den Profit der Aktionäre der Pflegekonzerne aufzukommen.
Fazit, im Kapitalismus ist nur der mehrwertfähige Mensch etwas wert. Fällt er aus diesem Prozess heraus, hat er seine Funktion erfüllt und soll schnell und sozialverträglich sterben….Amen…
…@Bella…..ergo…dieser Staat mit seinen verkommenen Politfiguren ist dermassen kaputt. Man muss sich fragen, warum es immer noch so viele Dumme gibt, die diese Figuren in Amt und Würden schaffen.