… dann klappts auch mit dem Nachwuchs

Als Jens Spahn vor Wochen großkotzig verkündete, er gehe jetzt den Pflegenotstand an, indem er 8000 neue Stellen schaffe, erntete er – wie immer, wenn er den Mund aufmacht – rege Kritik. 8000 neue Pfleger und Pflegerinnen seien viel zu wenig. Ebenso sollten die neuen Stellen mit ausländischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen besetzt werden. Dies gefiel nicht allen. Schließlich tut sich mancher betagte Patient schwer mit kostengünstigen Krankenschwestern, die nicht richtig Deutsch können. Das ist nicht mal aus der Luft gegriffen, fehlende Ansprache ist besonders in der Altenpflege ein häufiges Problem.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Loco
Loco
6 Jahre zuvor

Es ist wirklich schade, dass dieser wirklich gute Artikel in der Nachgeburt des Linken-Parteitags total untergeht 🙁

aquadraht
aquadraht
6 Jahre zuvor

Roberto, ich habe das mit Interesse gelesen, und stimme Vielem zu. Aber: Deine Vorstellung, Nachtschwestern sollten sich wie ein Bereitschaftsarzt hinlegen können, ist utopisch. Was den Arzt angeht: Der hat ja die Bereitschaft obendrauf auf seinen Normaldienst, wenn er total Pech hat, ist in der Nacht der Teufel los und er kommt gar nicht zum Schlafen, und danach folgt ein voller Tagdienst. Da wird dann nicht selten auch Captagon geschmissen ..

Bei den Nachtschwestern sieht es etwas anders aus, aber eben auch nicht besser. Ich kann hier nur die Erfahrungen meiner ersten Frau (heute in Rente) und einer meiner Töchter schildern, beide gelernte Krankenschwestern, meine Tochter hat allerdings nach einiger Berufserfahrung studiert, insofern liegt beides eine Weile zurück, da auch meine Frau noch während unserer Ehe aus dem Nachtdienst ausgeschieden ist. Ich habe auch mal als Krankenpflegehelfer im Nachtdienst gearbeitet, meist Sitzwachen, was lockerer ist, und habe da den Betrieb mitgekriegt, das ist auch sehr lange her. Aber nach allem was ich weiss, ist es seither eher härter geworden, insofern dürfte das Geschilderte mindestens so zutreffen, eher heute schlimmer sein.

Eine Schwester bzw. ein Pfleger im Nachtdienst hat in der Regel 4 Stationen (so war es jedenfalls in den Unikliniken). Die liegen im Allgemeinen nicht auf dem selben Stockwerk, und falls doch, sind dafür die Wege entsprechend länger. Mit Pech liegen sie nicht einmal auf angrenzenden Etagen. Ergo: Nachtwache heisst Rumlaufen, und das nicht zu knapp, auch wenn man Glück hat und nicht zu viele Patienten klingeln und es keine Komplikationen gibt. Allein die Kurven führen ist Arbeit von ein paar Stunden, dazu sind mitunter Bettpfannen zu be- und entsorgen, Patienten umzubetten und so weiter. Die meist illegal gearbeiteten 12 Stunden, von denen bestenfalls 11 bezahlt werden, gehen da mit wenig Ruhe rum, die Ruhe besteht darin, im Aufenthaltsraum mal einen Kaffee zu schlappen. Sich da hinzulegen, ist komplett utopisch. Wenn es viermal soviel Personal gäbe, vielleicht.

Übrigens, muss die Gender_*Iinnen-Schreibweise sein, zwingt das ND dazu oder machst Du das freiwillig? Meinjanur.

a^2

Bella
Bella
6 Jahre zuvor

Von Arbeit muß man leben können, auch in Pflege und Betreuung. Derzeit beträgt der Mindestlohn in der Pflege 10,55 Euro. Mehr ist dieser Geselschaft der alte Mensch, der weder produzieren, noch konsumieren kann, nicht wert. Um Abhilfe beim Pflegenotstand zu schaffen, sind neben viel viel besserer Bezahlung und besseren Rahmennedingungen, vor allem mehr Stellen, nötig. Der Personalschlüssel ist eine Katastrophe, zuwenig PflegerInnen müssen zuviele HeimbewohnerInnen pflegen und betreuen. Über eine bessere und attraktivere Ausbildung wird viel diskutiert. Das alles kostet Geld, viel Geld. Die kapitalistische Gesellschaft ist aber nicht bereit, viel mehr Geld in Menschen zu „investieren“ die aus dem kapitalistischen Verwertungsprozeß ausgeschieden sind und nur noch auf den Tod warten.
Schlimm ist außerdem, daß zunehmend Konzerne die Altenpflege als Geschäftsmodell entdecken und Profite aus auf Kosten der alten Menschen und ihrer Angehörigen erwirtschaften wollen. Hier findet eine weitere Umverteilung statt, weil alte Menschen gezwungen sind ihre Häuser zu verkaufen, um für die Kosten der Pflege und den Profit der Aktionäre der Pflegekonzerne aufzukommen.
Fazit, im Kapitalismus ist nur der mehrwertfähige Mensch etwas wert. Fällt er aus diesem Prozess heraus, hat er seine Funktion erfüllt und soll schnell und sozialverträglich sterben….Amen…

rainer
rainer
6 Jahre zuvor

…@Bella…..ergo…dieser Staat mit seinen verkommenen Politfiguren ist dermassen kaputt. Man muss sich fragen, warum es immer noch so viele Dumme gibt, die diese Figuren in Amt und Würden schaffen.

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