Olaf Scholz‘ ganz persönliches Grundgesetz und jede Menge Naturgewalten

Olaf Scholz reden zu hören, ist nicht vergnügungssteuerpflichtig, keine Frage. Dennoch habe ich ihm intensiv zugehört, als er am 6. Mai 2018 zu Gast bei Anne Will war. Das Thema lautete: „200 Jahre Karl Marx – wie sozial ist der Kapitalismus heute?“.

Sieht man mal davon ab, dass es zu vielleicht 10 Prozent um Marx ging (was schon eine recht ambitionierte Schätzung ist), sind die Einlassungen von Olaf Scholz bestechend grausam. Und das liegt nicht nur daran, dass seine Qualitäten als Entertainer überschaubar sind. Es hängt vielmehr damit zusammen, was Scholz sagte.

So kreierte er durch die Blume ein neues, neoliberales Grundgesetz, beklagte sich über globale und wirtschaftliche Naturgewalten und versprach … gar nichts!

„Schön“ ist die Art und Weise, wie Scholz seine neoliberale Gesinnung zu verbergen versuchte. Als noch „schöner“ kann man allerdings die Tatsache betrachten, dass Scholz‘ Auftritt einmal mehr und mit voller Wucht deutlich gemacht hat, dass die Einflussnahme der Politik auf ein solches Minimum abgeschmolzen ist, dass man sie eigentlich nur noch als Missverständnis bezeichnen kann. Ein Missverständnis, das im Grunde längst aufgeklärt worden ist, deren Klärung aber bis zu Olaf Scholz noch nicht vorgedrungen ist.

Das (fast) letzte Wort in diesem Podcast hat übrigens diesmal Sahra Wagenknecht, die auf Scholz‘ Geblubber eine so prägnante Antwort hatte, dass ich diese eingebaut habe.

Hier geht‘s zum „podkästchen“, Folge 4:

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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27 Gedanken zu „Olaf Scholz‘ ganz persönliches Grundgesetz und jede Menge Naturgewalten

  • 14. Mai 2018 um 16:08
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    Schulz wäre der würdige Nachfolger der amtierenden Kanzlerin. Inhaltlich und rhetorisch kaum von ihr zu unterscheiden, einfach ein Blah an das nächste setzend, gerade so, als wäre eine Schellackplatte hängen geblieben. Sie dreht sich fortwährend im Kreis. Nichts Neues mehr zu erwarten.

    Das ist die Seite, die wir als Publikum vorgesetzt bekommen. Es ist sicher nicht so, dass er in inneren Zirkeln, im Augen- und Ohrenkontakt mit den Kapitaleignern die Unterhaltungskanone abgeben würde. Aber als überzeugter Neoliberaler, der von den Hamburger Großreedern so viel Wertschätzung erfahren hat, wird er seiner Sichtweise gemäß dieser Klasse steuerliche und finanzielle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Schließlich ist dies der Auftrag, den sich die Sozialdemokraten selbst gegeben haben. Die Hauptaufgabe der sog. Spitzenpolitiker ist: Jeden Tag mindestens eine Nebelkerze zünden. Und die Eigentümer der wenigen dt. Verlage übernehmen mit ihren Angestellten die Aufgabe, die Nebelschwaden nicht allzuschnell verfliegen zu lassen.

    • 14. Mai 2018 um 16:20
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      @Rudi

      Und die Eigentümer der wenigen dt. Verlage übernehmen mit ihren Angestellten die Aufgabe, die Nebelschwaden nicht allzuschnell verfliegen zu lassen.

      Genau so isses!
      Und selbständige Quatschbudenbetreuer wie Will, Maischberger, Illner & Co. sorgen dafür, dass auch die ÖR unter der Dunstglocke bleiben.

      • 14. Mai 2018 um 17:16
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        Um das Geschwurbel von Scholz noch exakter einordnen zu können, sollte man sich in Erinnerung rufen, dass der Deutschland-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs als beamteter Staatssekretär ins Bundesfinanzministerium berufen wurde. Kukies stand seit 2014 an der Spitze von Goldman Sachs in Deutschland. Zuvor war er bereits seit 2001 für die US-Investmentbank in London und Frankfurt aktiv.

        Auch der zweite beamtete Staatssekretär kommt aus der Wirtschaft: Werner Gatzer stieg erst Anfang des Jahres bei der Deutschen Bahn als Chef der DB Station & Service ein. Zuvor hat er schon unter Steinbrück und Schäuble gedient.

        Man fragt sich, warum Kukies, der Millionen pro anno verdient haben soll, für nun weniger als 200.000 Euro diesen Job angenommen hat. Es könnte sein, aber das ist reine Spekulation, dass er in irgend einer Form weiterhin im Sold von Goldman Sachs steht. Ein Mann in exponierter Stelle an der Quelle zu haben, die von da aus auch noch steuerbar ist, könnte eine ganze Menge Schotter und Herrschaftswissen einbringen.

        • 14. Mai 2018 um 20:03
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          @Rudi

          Man fragt sich, wie lange es wohl noch dauert, bis ein Lobbyist Minister oder Regierungschef wird.
          In Italien mit Monti und Griechenland war das ja schon der Fall und in der EZB sitzt genau so ein schräger Vogel.
          Wir kopieren die Amerikaner wirklich bis ins letzte Detail und der deutsche Untertan sieht tatenlos zu.
          Der wird erst wach, wenn sich Zigmillionen Abgehängter mit Gewalt das holen, was man ihnen unsolidarisch vorenthält und der Bolide vor der Haustür zum sicheren Wegweiser für beute wird.
          Viel Vergnügen beim Bürgerkrieg.

          • 15. Mai 2018 um 20:53
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            hier? bei uns? nie? Oder sind deswegen die Zuwanderer Gold wert? Wie bereits 1984? Die Hoffung liegt bei den Proles?

        • 15. Mai 2018 um 21:45
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          Man fragt sich, warum Kukies, der Millionen pro anno verdient haben soll, für nun weniger als 200.000 Euro diesen Job angenommen hat. Es könnte sein, aber das ist reine Spekulation, dass er in irgend einer Form weiterhin im Sold von Goldman Sachs steht.

          Der Kukis muss erst die Arbeit machen. Anschließend gibt es dann die Erfolgsboni
          (1 Milliarde) incl. Schmerzensgeld wg. 3 1/2 Jahre Scholz.

    • 15. Mai 2018 um 7:51
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      Ob Scholz, Schultz, Chultz oder Schluutz ,alles eine bewusst lügende und bewusst untätige, bzw. einseitig zu Gunsten der Reichen agierende Mischpoke von bezahlten Pseudodemokraten.

  • 14. Mai 2018 um 16:45
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    Schulz oder Scholz? Na ja, auch eigentlich egal…rüülps…

  • 14. Mai 2018 um 17:33
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    Jo, jetzt habe ich mir den Scholz 22 Minuten angetan. Habe aber das Gefühl nicht um 22 Minuten gealtert zu sein, vielmehr um 22 Jahre. Hart, der Scholz ist als Politiker schon eine echte Körperverletzung. Und wir sind schon einiges gewöhnt..;-)

    Trotzdem gutes „Podkästchen“!

    • 14. Mai 2018 um 20:05
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      Trotzdem gutes “Podkästchen”!

      Herzlichen Dank!
      Und ja, Körperverletzung trifft es gut. Ich musste diesmal zwei Anläufe unternehmen, den ersten musste ich abbrechen. Weil mich dieser Typ einfach zu sehr angekotzt hat.
      Womöglich lag es aber auch an meiner Tagesform …

      • 14. Mai 2018 um 20:10
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        @Tom Wellbrock

        Ich musste diesmal zwei Anläufe unternehmen, den ersten musste ich abbrechen. Weil mich dieser Typ einfach zu sehr angekotzt hat.
        Womöglich lag es aber auch an meiner Tagesform …

        Kötelslalom ist nun mal anstrengender als Squash. 🙂
        Hast deine Sache aber trotzdem sehr gut gemacht.

      • 14. Mai 2018 um 21:08
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        Ich musste diesmal zwei Anläufe unternehmen…

        Na, da musst du aber Höllenqualen erlitten haben um das noch durchzuziehen!
        Ich hätte ehrlich gesagt kapituliert. Wahrscheinlich hätte ich zum Scholz am TV-Gerät gesprochen: „Sag mir ganz konkret was du ändern willst bzw. wenn du überhaupt etwas ändern willst. Aber lass den Quatsch. Puhhh“;-)

        • 14. Mai 2018 um 21:20
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          “Sag mir ganz konkret was du ändern willst bzw. wenn du überhaupt etwas ändern willst. Aber lass den Quatsch. Puhhh”;-)

          Offen gestanden: das habe ich 🙂

      • 15. Mai 2018 um 20:56
        Permalink

        Selbst dran schukd. Olaf Schäuble tu ich mir nicht mehr an seit er diese Behauptungen als Verschwärungstheorie zurückgewiesen hat.

    • 15. Mai 2018 um 21:07
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      ich wünsche mir so sehr rumänische Zustände

  • 15. Mai 2018 um 7:41
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    Dieser … – 2 Seiten Selbstzensur – … nur Salbadersalbaderrhababerblablub ….,

    aber die Sätze von Wagenknecht waren es wert gehört zu werden.

  • 15. Mai 2018 um 8:35
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    Ein super und entlarvender Podcast von Tom, vielen Dank dafür!

    Man hört auch sehr schön heraus, dass Herr Scholz ein neoliberal gefärbte Sprechblase nach der anderen daher blubbert. Mit so Aussagen lies sich trefflich Bullshit Bingo spielen, wenn einem nicht schon vorher so übel wird das man die keramische Abteilung aufsuchen muss.

    Beste Grüße

  • 15. Mai 2018 um 11:42
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    KRAFT KETCHUP

    Also, ich habe aus dem Podkästchen mitgenommen, dass es zwei Arten von Kraft gibt:
    Kraft, die kapitalistische Wirtschaft entfalten kann (bei circa 2:40) – die ist super!
    und
    Kraft, die politische Parteien haben können (bei circa 7:40) …die ist nicht so super

    Alles im Niedergang, man
    Markus (der-5-minuten-blog.de)
    P.S. Habe bei den 22 Minuten durchhören, durchleiden, wie auch immer festgestellt, dass ich ne leichte masochistische Ader habe. Mich würde interessieren, wie lange es denn gedauert hat, den Podcast zu erstellen?

    • 15. Mai 2018 um 13:41
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      Mich würde interessieren, wie lange es denn gedauert hat, den Podcast zu erstellen?

      Das kann ich gar nicht so genau sagen, aber im Gegensatz zu den drei vorherigen Folgen habe ich diese in zwei Etappen gemacht.
      Ich schätze, von der Idee über die Vorauswahl der Passagen bis hin zur Musik waren es sicher sechs bis acht Stunden.

      • 15. Mai 2018 um 14:59
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        Wahrscheinlich würde ich durchknallen und das Equipment zerstören, wenn ich diese Type von roter Null die ganze Zeit während dem Erstellen des Schnitts mir antun müsste…
        War schon echt schwer erträglich den im Podkästchen quasi die ganze Zeit hören zu müssen…
        Meinen tiefsten Respekt, Tom!

        • 15. Mai 2018 um 15:02
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          @ niki
          Es sind Rückmeldungen wie diese (und weitere), die mich ermuntern, weiter zu machen. Auch wenn ich drüber nachdenke, künftig fokussierter vorzugehen. Wie genau, weiß ich aber noch nicht 🙂

  • 15. Mai 2018 um 20:50
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    Hallo, weshalb kann man eigentlich euere Podcast-Folgen nicht mehr runterladen oder stelle ich mich nur zu blöd an?

    • 15. Mai 2018 um 21:12
      Permalink

      weshalb kann man eigentlich euere Podcast-Folgen nicht mehr runterladen

      Jetzt geht’s, und nein: Du hast Dich nicht blöd angestellt, ich hatte den Download-Link vergessen.

  • 18. Mai 2018 um 18:35
    Permalink

    SPD am 17.05.18 bei 16%

    https://www.wahlrecht.de/umfragen/

    Scholz und Nahles lallen die SPD problemlos in den nächsten drei Monaten unter 15%.

    An dieser Stelle:

    Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum 80sten an Albrecht Müller

    und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel 🙂

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