Die Bedeutung eines Wortes: Sein Gebrauch in der Sprache
Die Frankfurter »Mohren-Apotheke« soll ihren Namen ändern. Netflix-Abonnenten ärgern sich über die Neunziger-Serie »Friends« – sie sei rassistisch und homophob. Und der geplante Passus für die Nationalhymne »… couragiert mit Herz und Hand« – echt jetzt? Lieber lügen als einen Text mit Maskulinüberschuss ertragen? So hat man sich den linguistic turn sicher nicht vorgestellt.
Einige Frankfurter fühlen sich in letzter Zeit diskriminiert: In einer »Mohren-Apotheke« möchten sie nämlich nicht einkaufen gehen. Man beantragte daher eine Namensänderung. Auch das städtische Denkmalamt schaltete sich in die Debatte ein. In der Fassade des Gebäudes sei der Schriftzug »Zum Mohren« eingelassen – da das Haus allerdings unter Denkmalschutz stehe, würde man einer etwaigen Änderung oder aber Abdeckung nicht zustimmen können. Hochtrabend urteilt darüber die Ausländer- und Ausländerinnenvertretung, dass man sich bitte schon mal entscheiden müsse, was mehr Gewicht habe: Menschenrechte oder Denkmalschutz. Die Geschäftsführerin der Apotheke weigert sich noch nicht mal grundsätzlich, den Namen zu ändern. Kostenintensiv sei es aber, die Betriebszulassung laufe ja auf den Namen »Mohren-Apotheke«. Sie verweist außerdem auch darauf, dass es bundesweit viele Apotheken mit diesem Namen gäbe. Wahrscheinlich komme das daher, weil Apotheken vormals als Ausgabestelle für Arzneien galten, die aus exotischen Rohstoffen hergestellt wurden.
Blöder sieht die Sache in Mainz aus. Thomas Neger ist dort Dachdecker. Sein Unternehmen ist überregional bekannt. Noch bevor sich die Kritiker über das tatsächlich etwas missverständliche, aber letztlich bereits jahrzehntealte Logo seiner Firma echauffierten, regte sich Widerwillen gegen seinen Nachnamen generell. Müsse man ein Unternehmen denn überhaupt so nennen? Nun liegt da ein fataler Irrtum vor – sowohl bei den Sprachpolizisten als auch beim Designer des Logos. Der Nachname Neger, so erörterte Namensforscher Jürgen Udolph mal, komme gar nicht vom Schwarzen aus Afrika, sondern meint nach früher Mundart ein Fingerhandwerk: Ein Neger war ein Näher. Der Dachdecker Thomas N. stammt wohl von Leuten ab, die es mit Nadel und Faden hatten.
Mit der Regulierung sprachlicher Erzeugnisse, die bis in unsere Zeit überdauert haben, geht noch etwas Fundamentales einher: Die Sprachpolizei versteht sich ursächlich als historische Reinigungskolonne. Das sieht man ausgezeichnet an der Art und Weise, wie man sprachliche Entwicklungen nicht als einen sprachevolutionären Akt begreift, sondern als einen, der sich moralisch zu bedingen habe. Sprachsensibilisierung und Geschichtstünche: Beides ist insofern isoliert gar nicht denkbar. Wenn zum Beispiel heutige Zuschauer bei Netflix anklingeln, weil die Serie »Friends« aus den Neunzigern so gar nicht in den heutigen Zeitgeist passt, infolge sie sprachlich und damit inhaltlich Randgruppen diskreditiere, dann haben sie einen binsenweisen Umstand ganz sicher nicht verstanden: Zeiten ändern sich. Und so zu tun, als könne man mit dem heutigen Bewusstsein die vormalige Zeit moralisch in die Schranken weisen, entspricht mitnichten einem Geschichtsverständnis von Weitblick. Man muss die Serie ja auch gar nicht für sehenswert empfinden, man kann sie sogar mit einem Tastendruck ausschalten, aber sie nicht mehr ausstrahlen, weil man sie für nicht mehr zeitgemäß hält, weil das Damals im Heute keine Abbildung finden soll – das hat was von Orwells Winston Smith, wie er historische Relikte in den Schlund wirft, auf dass sie für alle Zeit aus dem Gedächtnis verbrannt werden.
Brüderlich mit Herz und Hand: Auch dieses Passus aus dem »Lied der Deutschen« sei veraltet – wieder mal hat die sprachpolizeiliche Ermittlung ergeben, dass die Hymne reformiert gehört. »Couragiert mit Herz und Hand«, so sollte sie an der Stelle dann besser heißen. Echt jetzt? Haben wir es so weit gebracht, dass wir uns lieber in die eigene Tasche lügen, uns ein couragiertes Land in Liedzeilen packen, nur damit es gut gegendert über die Lippen kommen kann? Couragiert sind in diesem Land bestenfalls die Sprachkriminaler. Aber doch nicht die Regierung und ihr Volk, welches sich nun seit Jahren dieselben Messerwetzer auf ihrem Weg ins Schlachthaus aufnötigen lässt. Und die öffentlichen Institutionen – ich bitte euch recht schön! -, die türmen doch wie die Karnickel, wenn Wirtschaftsinteressen in den Fokus rücken. Courage geht echt anders. Aber die Damen und Herren, die Sprache gerne vom historischen Unrecht säubern wollen, empfehlen dann einfach mal die erbauende Lüge, um einen historisch entstandenen Text zu pimpen. Dass auch so eine Klitterung Unrecht ist, muss ja nicht kümmern. Lieber ein Feelgood-Jingle als Brüderlichkeit …
Wenn das der Wittgenstein noch alles erleben müsste! Die SMS hätte er sicher toll gefunden, erlaubt sie doch strukturierte Kürze, angereichert mit ikoninisierten Zeichen. Wahrscheinlich hätte er darin den Beginn einer machbaren Spracharithemtik gesehen. Aber Sprache zu einer Metaethik zu verklären, das hätte wilde Tweets von ihm provoziert: »Je ne suis pas Sprachnazi! #Aufschrei #BedeutungWortGebrauchInDerSprache #IhrSprachBabos« Ludwig Wittgenstein gilt als einer der Mitbegründer des linguistic turn, der sprachlichen Wende der Philosophie. Mit dieser Schule entstand das Bewusstsein, dass menschliche Erkenntnis durch das Gesagte strukturiert wird. Sprache ist daher mehr als nur Verständigungsmedium. Sie prägt auch die Wahrnehmung – und sie framt das Bewusstsein. Heutige Sprachkritik, vornehmlich aus dem progressiven Lager, stützt sich auf die Erkenntnisse dieser philosophischen Wende. Die Regressiven interessieren sich ja hingegen gar nicht für Kritik dieser Art, denn die versteht sich häufig als Kritik der Sprache der Macht – und was sollen Reaktionär oder Regressiver daran kritikabel finden? Die eigentliche Intention dieser Wende aber, nämlich dem akademischen Umfeld ein Verständnis für sprachliche Akkuratesse zu vermitteln, letztlich sogar eine mathematisch exakte Sprache einzufordern, hat sich dann nicht erfüllt. Sprache ist eben keine Gleichung.
Wittgenstein hatte sich diese Systematisierung der Sprache niemals als sprachpolizeilichen Einsatz gedacht. Für ihn war das eine akademische Kategorie, ein philosophischer Diskurs, besonders ein Betrag dazu, die denkerische Arbeit zu systematisieren. Natürlich mag er sich ausgemalt haben, dass jene Wende nicht nur die Philosophie, sondern auch ihre Nachbardisziplinen beeinflussen würde, aber einem kleinlichen Sprachzelotismus hat er sicherlich nie einen Persilschein ausgestellt. Für ihn galt ja dann auch, dass »die Bedeutung eines Wortes […] sein Gebrauch in der Sprache« darstelle. Anders formuliert: Ein Wort kann verschieden interpretiert werden, nicht nur, weil es zweierlei Bedeutungen haben kann, sondern auch, weil noch andere mögliche Faktoren hineinspielen. Der Kontext etwa, aber selbst der Tonklang oder das textliche Korsett, in dem bestimmte Worte verwendet werden, beeinflussen die Wortbedeutung. Wenn jemand zum Beispiel ganz etymologisch tut und damit kokettiert, dass man doch »Neger« sagen könne, heißt es doch nichts anderes als schwarz oder dunkel, aus dem Lateinischen entlehnt quasi, dann mag da sicher einer ein bisschen auf Belesenheit machen, aber im Zentrum steht Koketterie, ganz dem Sinne nach: Guckt nur, ich Hecht, ich trau mich aber was, was ihr euch nicht traut!
Benutzt man aber dasselbe Wort dazu, um etwas zu unterstreichen, einen Missstand zum Beispiel, indem man die prekäre Situation einer Person hinstellt, wie das Schicksal der Hausneger einst, dann liegt die Gewichtung doch völlig anders. Vor mehr als zwei Jahren hat Joachim Hermann, bayerischer Innenminister und anders als Wittgenstein nicht fürs Denken berühmt, von Roberto Blanco als einem »wunderbaren Neger« gesprochen. Der Aufschrei war groß, die Empörung kochte mal wieder. Aber richtig waren diese Reaktionen vermutlich nicht. Es war in der Talkshow »Hart aber fair«, in der er diese Bezeichnung aufgriff, nachdem ein kurzer Einspieler aus der bayerischen Provinz gezeigt wurde, in dem ein Bayer seinen Argwohn gegen »die Neger« ins Mikro bayerte. Hermann griff diese Szene auf, er meinte sinngemäß, dass jemand wie der dunkelhäutige Schlagersänger oder etwaige schwarze Spieler des FC Bayern München, komischerweise Jubel ernten. (Nicht bei Alexander Gauland!) Diese Schwarzen hielte man für wunderbar – für wunderbare Neger. Dieser Herr Hermann ist ja nun niemals als die hellste Kerze im Leuchter in Erscheinung getreten, er lernte dort mit dem Kopf lose zu nicken, wo man bei der CSU eben nicken muss, wenn man ministerielle Höhenflüge machen will. Aber in der Sache war er nicht der böse Bub. Er verwendete ein Unwort, um damit etwas dick zu unterstreichen. Ein metaphorischer Kniff sozusagen.
Der Historiker Sebastian Jobs meinte diesbezüglich, dass der Begriff immer »Unterwerfung, Gewalt – und zugleich die Rechtfertigung, warum die Unterwerfung gut sei« meine. Da kann man freilich nur zustimmen: Das tut er wirklich. Und daher kann (und sollte) man ihn gebrauchen, um etwas deutlich, zynisch, sarkastisch, vergleichend oder augenöffnend zu unterstreichen und in einen Kontext zu rücken. Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache: Wer das Wort nutzt, um jemanden lächerlich zu machen, seinen Status als Feldneger zu versinnbildlichen, dann ist das eine völlig andere Liga. Solcherlei Begriffe auf sprachpolizeiliche Anweisung zu verschlucken, bedeutet insofern auch, diese historisch bedingten Konnotationen zu verwischen. Dabei ist es nötig, rassistische Handlungsweisen und Denkmuster mit dem Erbe derer zu verquicken, die man einst als Neger bezeichnete. Wenn man etwas sagt, um es als unsäglich zu skizzieren, dann sollte man es richtig arrangiert auch sagen dürfen, ohne dass gleich Menschen auf den Plan treten, die keinerlei Gespür für solche Zynismen besitzen.
Insofern ist ein sprachpolizeilicher Platzverweis überhaupt keine weise Ratgeberin. Der versucht sich daran, eine Kultur der Geschichtsvergessenheit zu installieren, die bei bestimmten Begriffen am liebsten ein Metaphernverbot erlassen will. Ästhetisch könnte man da die Gefahr der Phantasielosigkeit zur Sprache bringen. Historisch, gesellschaftlich, aber auch moralisch geht es allerdings um viel mehr: Eine Sprache, die sich selbst zu einem plumpen Operationalismus degradiert, die also ein bereinigtes Medium sein will, dreht die eigentliche Absicht völlig um. Sie ist nicht das geläuterte Produkt langer emanzipatorischer Kämpfe, sondern ein Instrument zu Vertuschung der Geschichte, ein wortreicher Vorgang zur Verschleierung emanzipativer Errungenschaften. Im Grunde ist es die sprachliche Arroganz derer, die mit dem heutigen Wissen zu einer moralischen Instanz wucherten, die sich auf Grundlage der Gnade der späteren Geburt anschickt, den menschlichen Erfahrungskosmos gesundzuschrumpfen und von den Stilblüten zu befreien, die die Missstände abbildeten – im Grunde sind es also diese Arroganten, die etwas der Vergessenheit überstellen wollen. Mit diesem sprachchirurgischen Vorhaben trennt man letztlich auch diejenigen vom Sagbaren ab, die über Missstände von damals und heute sprechen wollen.
Natürlich hat die Kritik an der »Mohren-Apotheke« nun wenig mit einem Geschichtsbewusstsein zu tun, das die bitteren Erfahrungen der menschlichen Historie sprachlich abbilden will. Jedenfalls nicht unmittelbar. Aber um es mit Wittgenstein zu sagen: Die Bedeutung auch dieses Wortes, konstruiert sich durch seinen Sprachgebrauch. Auch wenn das Wort da steht, es verselbständigt sich ja, die ursprüngliche Konnotation verschwindet; in den Fokus rückt der Ort, an dem man sich Medikamente holt, man sagt Mohren-Apotheke und sieht vor dem geistigen Auge nicht schwarze Gesichtszüge sondern weiße Apothekerkittel. Damit ist bestimmt keine Erinnerungsarbeit geleistet, aber auch absolut sicher kein rassistischer Reflex bedient.
Und ob ein Menschenrecht gefährdet ist, wie das die Befürworter der Namensänderung bezeichnet haben, darf ganz stark bezweifelt werden. Von jener Apotheke ist es übrigens nicht weit zur nächsten U-Bahn-Haltestelle. Mit der U1, U2, U3 oder U8 kommt man in kurzen 19 Minuten an den Frankfurter Hauptbahnhof. Dort sollten die, die ein Menschenrecht in dieser Angelegenheit gefährdet sehen, mal bitte aussteigen. Gehen Sie in die B-Ebene, auf dem Vorplatz, laufen Sie mal durch die Straßen des Bahnhofsviertels. Dort werden Menschen- und Bürgerrechte mit Füßen getreten. Elend existiert neben Kriminalität, Hungerleider neben solchen, die Angst haben, Opfer eines wie auch immer gearteten Übergriffs zu werden. Und Bundespolizei und Sicherheitspersonal? Die gibt es freilich, manchmal sieht man sie auch laufen. Auch sie leiden an Personalknappheit. Wenn wir also von Rechten sprechen wollen, dann bei Strukturen, die entrechten. Aber nicht bei Namen von Geschäften.
[InfoBox]
Nach der Lektüre dieses Artikels war ich dermassen unterzuckert, dass ich erst mal einen Negerkuss essen musste!
Aber eine wichtige sprachliche Änderung hätte auch ich vorzuschlagen:
Volksverräter anstatt Volksvertreter!
Ich glaube, das wäre dem Zeitgeist geschuldet…
ÄH? Ich dachte das müsste heute politisch korrekt „NegerInnenkuss“ heißen? Aber wahrscheinlich ist das auch wieder verkehrt.
Beste Grüße
Synonym wäre noch : Mohrenkopf…..hab ich mir aber verkniffen, weil schlecht genderbar…
Herr Schiller schrieb mal in einem klassischen Werk:
Das sollte sofort umgeschrieben werden, man könnte ja sonst meinen Herr Schiller unterstützt die AfD.
Beste Grüße
Und wenn da zutrifft, dann hat sein Freundesfeind Herr Göthe eine komische Nähe zu einem AfDler in seinem Lebenslauf stehen: Damit wäre klar, alles dichten und denken in Deutschland, ein reiner Naziakt.
Das nennt man auch auf „neuteutsch“ Kontaktschuld, und die hat gewisse Analogien zur Sippenhaftung die in Teutschland vor nicht allzu langer Zeit mal sehr beliebt war.
Beste Grüße
Kontaktschuld – richtig. War mir entfallen.
Jede Menge Leute heißen sogar Mohr mit Nachnamen, schöne Scheiße aber auch 😉
*LOL*
Andere Vorschläge für Änderungen:
Veranstaltung statt Machtdemonstration
Regierungswechsel statt Regimewechel
Präsident statt Machthaber
Von den USA unterstütze Terroristen statt gemäßigte Rebellen
Abgewählt statt gestürzt
Regierung statt Regime
usw. usw.
Mit Sprache und Begrifflichkeiten kann man u.a. trefflich andere manipulieren. Jeder Mensch der sprechen kann macht das, und solange es auf Augenhöhe und ohne die Absicht andere zu (wie auch immer) verletzen geschieht, ist es etwas was menschliche Kommunikation ausmacht.
Das was was uns über Medien präsentiert wird, hat aber einen ganz anderen Hintergrund, es ist ein gemeines Element der Herrschaft.
Quelle
Und für ganz klar und offensichtlich gehört nicht selten der Versuch zur Ächtung von Begriffen dazu.
Beste Grüße
Ich finde diesen Artikel nicht schlecht, nur wäre m.E. ein Bezug zu Mr. Orwell statt zu Mr. Wittgenstein treffenden gewesen. Es besteht m.E. nämlich weniger ein Bezug auf die Philosophie, sondern vielmehr auf Herrschaft.
Beste Grüße
Sich über Begriffe wie „Mohren“ oder „Neger“ als Ausdruck von Rassismus zu entrüsten, gleichzeitig aber wegzuschauen und zu schweigen, wenn die derart benannten Menschen durch Kriege, Ausbeutung und Hunger massenweise zu Tode kommen, hat schon etwas bizarres an sich.
Verbal-Fraternisierung ohne reale Konsequenzen und Verzicht———eine tolle Nummer.
Vollkommen richtig! Die Instanz die Begriffe als unmoralisch definiert und ächtet, müsste selber „sauber“ sein. Das ist oft nicht der Fall.
Beste Grüße
ZigeunerInnen-Soße
Und wie heißt die Operette Der Zigeunerbaron neusprechkorrekt?
Der Romabaron?
Es ist alles nur noch krankes “Neusprech”! Ich habe keine Hemmungen, das Kind noch beim Namen zu nennen und finde, dass andere Kulturen damit wohl auch lockerer umgehen als wir.Ein Beispiel: Ich habe bis Ende 2017 als Linienbusfahrerin gearbeitet. Eines Tages stiegen 5 junge Männer, darunter ein Schwarzer, ein und setzten sich ganz hinten auf die Bank. Ich war gerade losgefahren, da kam der Schwarze zu mir und sagte:” Ich brauch noch nen Fahrschein, die sagen alle, ich wär ein Schwarzfahrer!”. Da musste ich rechts ranfahren und anhalten, ich bekam vor Lachen kaum noch Luft. Der Fahrgast prustete auch los, wir hatten Tränen in den Augen! Mit etwas Humor und Humanismus geht doch wohl alles, diese dogmatische Verkniffenheit werde ich nie verstehen, in Frankreich nennt man solche ( meistens sind es Frauen) ” mal baisée “….
…das hatte ich vor paar Tagen zu einem ähnlichen Thema auf „altermann.blog“ gepostet…
Solange in diesem Land dunkelhäutige Flüchtlinge gefesselt und halbtotgeschlagen in ihren Gefängnszellen verbrennen, ohne daß jemand dafür geradestehen muß, ist das alles überflüssiges verlogenes Geschwätz!!!
In erster Näherung und gefühlt gebe ich Dir recht, aber bei genauerer Betrachtung gibt m.E. eins das andere, d.h. aus unwahrer (ein bessere Begriff fällt mir z.Z. nicht ein) Sprache erwächst Gewalt, oder auch anders herum.
Es könnte ja auch sein, dass es gar nicht um die Begriffe an sich geht, sondern um den Kontext in dem sie gebracht werden. Weiter glaube ich, wenn sich jemand in diesem Zusammenhang um Wahrhaftigkeit bemüht, sollte jeder Begriff erlaubt sein, der seinem Gegenüber klar macht was gemeint ist, natürlich unter der Voraussetzung das es nicht verletzend ist.
Beste Grüße
Nicht nur die, manche Opfer waren auch hellhäutig und hatten Namen wie Rose oder Bichtemann:
https://www.berliner-zeitung.de/politik/drei-tote-in-dessau-ein-eigentlich-unvorstellbares-szenario–29256548
[…] Text mit Maskulinüberschuss ertragen? So hat man sich den linguistic turn sicher nicht vorgestellt.Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Der Kunde ist König – der König ist tot Netflix flötet in den Netzwerken […]
Wieder einmal sehr schön herausgearbeitet!
Das große Problem ist, dass diese Denk- und Sprechverbote, welche aus der Verfallsform des Linksliberalismus made-in-Amiland entstanden sind mittlerweile sowohl innerhalb als auch außerhalb der Linken mit links-sein gleichgesetzt werden. Damit kommt das große Problem für alle sich als links wahrnehmenden Menschen: Wir werden nicht mehr als gesellschaftliche Kraft wahrgenommen, die existenzielle Probleme der Menschen löst, sondern als Ansammlung von pseudointellektuellen abgehobenen und humorlosen Spinnern.
Es handelt sich nämlich bei diesem Mohren mit größter Wahrscheinlichkeit um eine Referenz an den Heiligen Mauritius, den Anführer der Thebäischen Legion aus Nordafrika, der der Legende nach gegen Ende des 3. Jahrhunderts im Wallis (bei St. Maurice) den christlichen Märtyrertod erlitt.
Dieser Heilige wurde seit dem 12. Jahrhundert aufgrund seines Namens und seiner nordafrikanischen Herkunft immer wieder auch als Schwarzer, als Mohr (Nordafrikaner = «Mauretanier» > lat. «Mauritius», «maurus» = «dunkel» > dt. «Mohr») dargestellt. Dergestalt begegnet er in zahlreichen Wappen und Kunstwerken der Zeit, aber auch der Gegenwart, so zum Beispiel im Wappen des emeritierten Papstes Benedikt XVI.
Der Heilige Mauritius galt – aufgrund seiner dunklen Hautfarbe – unter anderem als Schirmherr der Farb- und Tuchhandwerker und -kaufleute. Die Zunft zu Mohren aber war exakt eine solche Handwerk-Erinnung der Tuchkaufleute, der Tuchscherer und Schneider. Damit schließt sich der Kreis – und der seltsame Mohr wird mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizierbar als der Heilige Mauritius, dem man im Mittelalter wohl auch in Bern gläubige Verehrung entgegen brachte und auf dessen Schutz man zählte.
https://www.derbund.ch/bern/kanton/Die-Zunft-zu-Mohren-und-der-Heilige-Mauritius/story/20739922