Immer wieder sonntags
Deutschlands Warenhäuser wollen es haben wie ihre Konkurrenz aus dem Internet: Sie möchten auch am Sonntag die Tore öffnen. Gute Idee, solange nach dem Aufsperren nicht die Belegschaft zur Arbeit erscheinen muss.
Der Chef des KaDeWe möchte Waffengleichheit mit den Online-Händlern erlangen. 20 bis 30 Prozent der Händler im Internet würden nämlich ihre Umsätze an Sonntagen erzielen, behauptet er. Was der KaDeWe-Boss demgegenüber nicht genauer beleuchtete: Wann machen jene Händler denn dann weniger Umsätze, weil sich die Surfkundschaft wochentags als Laufkundschaft im Laden einfindet? Überhaupt haben wir es bei der Öffnung zur Sonntagsarbeit mit einem Forderung auf Grundlage eines theoretischen Irrtums zu tun, der sich hartnäckig hält in der Betriebswirtschaft: Nämlich mit der irrigen Annahme, dass Märkte unerschöpflich sind, wenn man sie nur bis zur völligen Barrierefreiheit liberalisiert. Ob denn nämlich die Kundschaft, die schon jetzt gezügelte Kauflaune im Bereich der Binnennachfrage zeigt, urplötzlich mehr konsumiert, weil sie nun auch am Sonntag den Verkäuferinnen und Verkäufern auf die Nerven gehen darf, ist wissenschaftlich nur unzureichend verifiziert. Die Empirie falsifiert doch Expansionsbestrebungen auf Grundlage der Lebensbeschleunigung eher.
Vielleicht sollten der KaDeWeler und seine Warenhauskollegen mal alternativ die Bezüge ihrer Angestellten erhöhen oder, falls sie es mal visionärer anpacken wollen, eine Initiative zur allgemeinen Lohnerhöhung mit den Gewerkschaften ins Leben rufen. Nicht auszuschließen, dass da auch etwas für die Warenhäuser abfällt und die Umsätze auch dadurch anziehen.
Immer dann, wenn ein Wirtschaftsfunktionär leise »Immer wieder sonntags« anstimmt, den bekannten Schlager der Deregulierung, den uns Cindy und ihr ächzender Bert als zeitloses Kulturgut der Siebzigerjahre schenkten, dann versucht man es mit Vergleichen, die das bedrohliche Szenario augenfällig machen sollen. Die Bilder, die man in uns hervorzurufen versucht, hinken dann zuweilen etwas. So wie mit dem Internet, dass sonntags arbeitet, während die Warenhäuser verwaisen.
Es mag schon stimmen, dass sonntags verstärkt Bestellungen bei Online-Händlern eingehen. Aber das Personalaufkommen, das diese Händler am letzten Tag der Woche haben, liegt gleich bei Null. Selbst bei Amazon wird nur in Ausnahmefällen am Sonntag gearbeitet. Darüber urteilten sogar schon deutsche Gerichte. Sie schlossen generelle Sonntagsarbeit beim wohl bekanntesten Online-Händler aus. Bei Internet-Kaufhäusern ist am Sonntag hinter den Kulissen auch Ruhetag. Jedenfalls regulär. Ausnahmen gibt es freilich immer. Montag ist allerdings der Tag, an dem man dort nacharbeitet. Wenn der KaDeWe-Chef Waffengleichheit will, dann bitte: Sperrt am Sonntag auf und lasst die Kundschaft flanieren. Dazu muss kein Mitarbeiter im Haus sein. Werter Kunde, nur gucken, nichts anfassen und einfach bloß einen Zettel mit Ihrer Bestellung hinterlassen, wir tüten es dann montags für Sie ein. Sie können natürlich auch unseren Online-Shop besuchen.
Aber die bittere Wahrheit liegt dann doch wohl darin, dass Warenhaus-Konzepte wie die des KaDeWe, Kaufhof oder Karstadt nicht mehr besonders zeitgemäß sind. Ihre Auswahl ist zwar groß, wirkt zuweilen aber beliebig und für einen Fachhandel gestaltet es sich dann doch zu unspeziell. Außerdem liegen Warenhäuser nach wie vor meist in Stadtzentren, die immer weniger frequentiert werden und kaum bis gar keine Parkmöglichkeiten für die Kundschaft bieten. Das sind echte Probleme, die die Warenhäuser tatsächlich haben. Unter der Woche. Aber auch sonntags. Es wird letztlich alles nicht besser, wenn man ein Strukturproblem als ein Flexibilitätsproblem ausgibt und sich keinen Ruhetag gönnt.
So ein Teufelskerl ! Jetzt hat das Robertl doch tatsächlich BWL am Wochenende studiert !
Wieso am Wochenende? Nein, das habe ich fünf Minuten vor der Niederschrift dieses Textes getan.
Vor dem Abschreiben also. Vor copy and paste.
Ich hab kein BWL studiert, sondern nur in einem REWE ausgeholfen und dieser Irrtum den Herr de Lapuente beschreibt ist mir schon nach einem Monat aufgefallen. Man muss nicht BWL studieren um zu erkennen, wie fehlerhaft diese Geisteswissenschaft ist.
Richtig, auch längere Öffnungszeiten werden nicht mehr zu einer Waffengleichheit in diesem „Handelskrieg“ führen. Online-Shopping hat – dem äußerst verbraucherfreundlichen EU-Fernabsatzrecht sei Dank – gewonnen.
[…] öffnen. Gute Idee, solange nach dem Aufsperren nicht die Belegschaft zur Arbeit erscheinen muss.Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Sozialdemokratische Prokrastination Deutschlands Nicht die Trennung der […]
Mal überlegen, was ich im Internet kaufe und warum. Kleidung kaufe ich mittlerweile ganz gerne im Internet, weil ich meist eine größere Auswahl an Größen finde. Da ich offenbar eine Größe habe, die viele tragen, stehe ich dann im stationären Handel oft vor der Stange und finde Kleidung, die entweder zu groß oder zu klein ist.
Außerdem kaufe ich im Internet meist die Dinge, die ich in lokalen Geschäften nicht finde oder nicht zu finden glaube. Schauen wir uns mal die Innenstädte an – Karstadt, Tally Weil, Thalia, Claire’s, Nanu Nana, Nordsee, Deichmann, Bijou Brigitte, dm, Rossmann, The Body Shop, New Yorker, H&M. Preisfrage: welche Innenstadt habe ich da beschrieben? Richtig! Die Einheitsinnenstadt Deutschlands, die man so fast überall findet. Mich reizt es kaum noch, in der Innenstadt (in diesem Fall war es übrigens Bremen) bummeln/shoppen/flanieren zu gehen und auf die unfreundlichen Zicken an den Kassen von Karstadt, die einen meistens behandeln, als würde man sie vom planlosen Herumstehen abhalten, habe ich noch weniger Lust.
Es liegt also bei mir gar nicht am Sonntag, dass ich im Internet einkaufe. Es liegt eher an der langweiligen Innenstadt, dem Verhalten mancher Verkäufer und am teils begrenzten Angebot. An Punkt 1 und 2 lässt sich durchaus was ändern. Punkt 3 ist schwer umzusetzen, weil es mehr Laden- oder zumindest Lagerfläche erfordern würde und das treibt die Kosten in die Höhe. Hilfreich ist es da, wenn Geschäfte, die die Kapazität für so etwas haben, auch im Internet präsent sind und dort Größen anbieten können, für die im Geschäft kein Platz mehr wäre. Vielleicht ließe sich das sogar mit dem Besuch im Geschäft verknüpfen („Wir haben das zwar nicht da, aber wir haben hier so eine hippe Computerecke, wo Sie die Kleidung gleich online bestellen können und wir liefern das zu Ihnen nach Hause!“).
Wie auch immer – man muss die Verkäufer nicht auch noch sonntags quälen. Da werden die Gesichter der Karstadtzicken ja noch grantiger. Nö danke!
Bitte nicht vergessen, dass die Verkäufer kaum etwas verdienen, oft noch unbezahlte Überstunden machen müssen und unmögliche Arbeitszeiten haben. Fragen sie mal in ihrem Aldi: wenn Ladenschluss um 20:00 Uhr ist, dann ist der Laden bestenfalls bis 21 Uhr geputzt, und Aldi traue ich zu, die Überstunden wenigstens noch zu bezahlen. Dabei noch berücksichtigen, dass Ladenöffnungszeiten von 8 bis 8 eben 1,5 Arbeitsschichten darstellen. Würde 1 Arbeitskraft diese 1,5 Schichten durcharbeiten, wären saftige Überstundenzuschläge fällig. Also werden einige der Verkäuferinnen erst ab 14 Uhr oder erst ab 16 Uhr in den Laden beordert, damit ist ein Tag aber auch kaputt und Sport- oder sonstiger Verein nicht mehr machbar.
In unserem lokalen Krankenhaus arbeiten die Küchenkräfte laut Vertrag Halbzeit, d.h. 4,5 Stunden pro Tag. Die Arbeit ist aber bestenfalls nach 6 Stunden getan, aber wenn die Damen eben so „langsam“ sind, dann wird das eben nicht bezahlt. Während die Jahres-Gehälter der Chefärzte des besagten Krankenhauses tatsächlich die Schulden der gesamten (Mittel-)Stadt tilgen könnten.
Das neue Krankenhausgebäude ist ca. 8 km außerhalb des Stadtzentrums, die beiden alten Krankenhäuser waren IM Stadtzentrum. Da meine Stadt sich auf mehrere eingemeindete Dörfer verteilt, können Sie sich die Fahrtzeiten vorstellen, wenn es ein Patien am entgegengesetzten Ende der Stadt wagen sollte, einen Krankenwagen zu benötigen. Das neue Krankenhaus wurde auf dem Ackerland von Landwirten gebaut, die sich gut mit unserem Abgeordneten verstanden haben. Eher billiges Ackerland wurde dann zu teurem Bauland umdeklariert und die Landwirte haben einen unglaublichen Reibach gemacht. Natürlich musste Kanalisation und alles erst noch dorthin verlegt werden, aber das hat ja der Staat bezahlt.
Da wird einem dann klar, was so alles schief läuft. Eine Fußgängerbrücke wurde 50 m entfernt von einer vorhandenen Auto-und-Fußgängerbrücke gebaut, was solls, wir hamms ja. Aber für die Sanierung eines Denkmals und Ausflugziels haben sie 20 Jahre gebraucht – um die Gelder zu organisieren, versteht sich.
Polizeistellen wurden gekürzt. Dadurch konnten die Flüchtlinge nicht mal registriert werden, wieviele gekommen sind, wissen wir nicht.
Lehrerstellen gekürzt bzw. als 1.800€ für Vollzeit Aushilfslehrer über Kettenverträge: PISA Ergebnisse unterdurchschnittlich. Recht große Analphabetenraten für ein modernes Industrieland. 1/3 bricht Ausbildung ab. Recht hohe Schulabbrecherquoten. Wiele Sshüler Deutsz Schwere Sprake nichd vissen.
Ja, die Dominanz des Onlinehandels ist ein Problem. Da stehen ja letzten Endes auch Menschen hinter: Zusteller und Lageristen und die werden grottenschlecht bezahlt. Das geht nicht.
Nur wird der deutsche Einzelhandel da nicht kämpfen, denn
1. werden Verkäufer, Zusteller und Lageristen im Deutschen Einzelhandel auch unterirdisch bezahlt
2. hat der Deutsche Einzelhandel bereits eigene Verkaufsplattformen (siche buch.de)
3. will der Deutsche Einzelhandel mit der 7-Tage-Woche wohl eher die Löhne noch weiter drücken, denn der zusätzliche Arbeitstag soll ja wohl nicht extra vergütet werden, oder wie sehe ich das?
An Sonn- und Feiertagen gilt ein Verkaufsverbot. Dieses Verbot muss begründet werden, nicht die Abschaffung des Verbots. Dass immer noch Öffnungszeiten wie in den 1970er Jahren herrschen, in denen die Hausfrau am Montag vormittag durch die Geschäfte ging, kann ja durchaus mal hinterfragt werden.
Wenn der Schutz der Mitarbeiter vor familienfeindlicher Sonntagsarbeit ins Feld geführt wird, dann ist das zumindest ein nachvollziehbares Argument. Wenn der Handel sich hier gegenüber dem Online-Handel im Nachteil sieht, warum fordert er dann nicht im Sinne der Gleichbehandlung ein Verkaufsverbot an Sonn- und Feiertagen auch für den Online-Handel? Dann würde man sich an Sonntagen bei Amazon zwar informieren können, der Bestellbutton müsste aber deaktiviert sein.
Viel bringen wird es nichts. Der Online-Handel ist sehr häufig deutlich billiger, er bietet wesentlich mehr Möglichkeiten, sich zu informieren, und er ist weniger zeitaufwendig. Hier hat der gewöhnliche Handel einen extremen Nachholbedarf. Der normale Handel könnte ja mehr Leute einstellen, sodass sich nicht alle Kunden an den wenigen geöffneten Kassen anstellen müssen. Er könnte sich ähnliche Informationssysteme für die Artikel ausdenken wie die im Online-Handel. Und er könnte sich überlegen, wie er seinem Kunden ein „Einkaufserlebnis“ bietet, mit dem eine Internetseite nicht mithalten kann.
Aber all das wäre natürlich viel mühseliger als die alte Forderung nach längeren Öffnungszeiten.
völlig realitätsfremd. dann wird es irgendwelche apps oder services geben, die um 0 uhr den button virtuell drücken 😉
insgesamt muss man doch auch mal einfach die realitäten sehen. online ist rund um die uhr. viele menschen und immer mehr menschen bauen das bewusst in ihren alltag ein. ich shoppe seit 15 jahren online und mittlerweile locker 50% meines konsumbudgets. ich habe gar keine zeitfenster, die ich für zeitaufwändigeres offline shopping verbrauchen möchte.
und da haben wir ja noch garnicht von den öffnungszeiten gesprochen^^ bei mir inner gegend hat der großteil der läden um 18.30 uhr zu.
Wieso? Wer Samstags oder Sonntags online bestellt, kriegt die Sachen doch meist erst am Dienstag/Mittwoch, weil Montags die Wochenendbestellungen erstmal nachgearbeitet werden.
Wenn ich mir Sonntags überlege, bei Karstadt einzukaufen, dann kann ich ja auch erst Montag einkaufen gehen.
Der Sonntag sollte geschäftsfrei bleiben. Damals, als der Einzelhandel seine Ladenöffnungszeiten erweitert hat, hat das ja auch nicht zu größeren Profiten geführt. Denn
1. Die Käufer haben nicht viel mehr gekauft
2. Zusätzliche Öffnungszeiten verursachen zusätzliche Personalkosten
Natürlich war es schon gut, dass Alleinerziehende dann die Möglichkeit hatten, auch Abends noch Besorgungen zu machen. Auch die Regelung, einmal oder zweimal die Woche großzügigere Ladenöffnungszeiten anzubieten, war sinnvoll. Bei uns waren dann immer Donnerstags im Stadtzentrum die Geschäfte bis 20:00 Uhr geöffnet.
Aber ganz ehrlich: wenn ich zwischen 21:00 Uhr und 22:00 Uhr in unserem Edeka einkaufen gehe, stelle ich folgendes fest:
– kaum Kunden
– 1 Kasse von 15 Kassen geöffnet
Macht es da Sinn, den Laden geöffnet zu halten? Bis 21:00 Uhr würde auch reichen.
OT
Wer ist der Mann, der Theresa May aus dem Amt jagen will?
Wer ist Jeremy Corbyn ?
http://www.spiegel.de/politik/ausland/grossbritannien-jeremy-corbyn-linker-hardliner-und-netter-nachbar-a-1151042.html
OT
US-Senator Bernie Sanders zeigte an der Freien Universität Berlin,
dass eine international gesinnte Linke gute Argumente hat.
https://www.infosperber.ch/Artikel/Politik/Der-Klassenkampf-spricht-Englisch
„… in diesem Augenblick müssen wir aufstehen, überall auf der Welt gegen diese Milliardärenklasse. Wir müssen ihnen sagen, dass ihre Gier, ihr Egoismus nicht länger akzeptiert werden, und dass wir nun den Kampf aufnehmen.“
Weitere wichtige Faktoren sind:Lohn-, Miet- und Lagerkosten. Diese werden bei Amazon und Co. geringer sein. Das würde sich durch den verkaufsoffenen Sonntag auch nicht ändern. Im Gegenteil, vermutlich müsste der Einzelhandel Sonntagszuschläge bezahlen.
Vergiss nicht, dass Amazon in Deutschland keine Steuern zahlt, weil es irgendwas ausländischesUnternehmen ist inSteueroaseAngemeldet oder irgendsoein Sch**ß!
Der teutsche Einselshans(d)el könnte sich natürlich bemühen, Amazon zu zwingen, hier auch Tariflöhne und Steuern zu zahlen, dann wären gewisse Wettbewerbsvorteile ja erstmal dahin. Aber da will MANN nadürlich nicht. Denn MANN nutzt diese Wettbewerbsvorteile nadürlich selbst auch anderswo.
Für MANN bitte einsetzen: deutsche Unternehmervertreter-Interessenverbände, DIE Reichen, Börsenspekulanten usw.
und selbst wenn die sonntags aufmachen – artikel, die man jetzt schon lieber online bestellt, wird man dadurch wohl trotzdem weiter online bestellen. auswahl größer und billiger, zeitaufwand geringer. punkt.
Genauuuu…..deshalb gibt es jetzt auf dieser Seite auch Werbung für Amazon, den größten Sklaventreiber des Onlinehandels.
Dafür nimmt man gern in Kauf, dass die rechte Seitenspalte ständig springt.
Warum machen die Seitenbetreiber eigentlich grundsätzlich alles falsch was möglich ist ?
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„Billiger“ weiß ich nicht. Hab neulich mal Stoffe als meterware verglichen, mein lokaler Stoffladen ist da leicht billiger und keine Versandkosten. Und mehr Sonderangebote. Allerdings ist das hier eine größere Mittelstadt (>150.000 Einwohner) und der Stoff ist jetzt kein Spezialartikel.
Vergleichen lohnt sich, glaube ich.