Echt klasse!

Auf die klassenlose Gesellschaft zielte die neoliberale Agenda von Anfang an ab. Auch wenn diese Vorstellung auf Sprache und Sozialabbau abgefärbt hat: Wer in der Hierarchie unten steht, der weiß trotzdem wie klasse er ist.

Wer an der Kasse bei Aldi sitzt, der lebt nicht fürstlich, aber als Arbeiter immer noch besser, als zu Zeiten seiner Großeltern. Diesen Sprung in der Lebensqualität muss man als gedanklichen Ursprung der von Neoliberalen attestierten neuen Klassenlosigkeit innerhalb der Gesellschaft verstehen. Trotzdem ist es aber so, dass die Kassiererin oder der Kassierer ein feines Gespür für Klassenunterschiede hat, nämlich genau dann, wenn jemand vor ihm steht, der durch seinen Habitus erkennen lässt, dass er aus ein ganz anderen sozialen Welt stammt. Das kann despektierliches Auftreten sein, die weiße Zahnreihe, eine sonderbare Arroganz des Betuchten, einfach nur eine irgendwie selbstverständlich gezückte, locker aus dem Ärmel geschüttelte Kreditkarte oder ein Bündel Banknoten in der Hemdtasche. Dazu die Aussprache, der Stil des Ausdrucks oder eine Schriftsprachengrammatik, von der wir seit Bourdieu wissen, dass sie nicht nur als Faktor sozialer Mobilität fungiert, sondern eben auch als Distinktionsmittel.

Didier Eribon erwähnt in seinem Buch »Rückkehr nach Reims«, wie er sich bei der Arbeit an einem Buch zur konservativen Revolution mit Raymond Aron befasste, auf dessen Schriften sich die Ideologen der neokonservativen Wende der Achtzigerjahre unter anderem beriefen. Der hatte sich schon früh in Soziologie geübt und in diesem Fach die Klassenzugehörigkeit als etwas abgetan, das es so nicht gibt. Zwar gebe es sicherlich stratifizierende Gruppen, aber selbstbewusste Klassen nicht. Ein Bewusstsein der Menschen bezüglich ihrer Klassenzugehörigkeit stritt er ab. Nun schreibt Eribon, dass Avon aus bestem Hause kam, man merke, dass »ein solches Ausbleiben des Klassengefühls eine bürgerliche Kindheit kennzeichnet«. Die Menschen, die sich in solchen gesellschaftliche Gefilden bewegten, merkten nicht, »dass ihre Welt nur einer partikularen, situierten Wahrheit entspricht«. Ähnlich wie Weiße oder Heterosexuelle nicht bemerkten, dass die sich in einem Kosmos bewegten, der auf weiß und heterosexuell programmiert ist.

Aron habe sicherlich auch eine Putzfrau gehabt, schreibt Eribon weiter. Es sei dem Autor »wohl nie in den Sinn gekommen, dass diese Frau sich vollkommen bewusst darüber war, zu einer anderen sozialen Gruppe zu gehören als er. Er, der wahrscheinlich Tennisstunden nahm, während sie seine Hemden bügelte oder unter dem Regiment seiner Mutter die Badfliesen polierte. Er, der sorgsam auf einen langen Bildungsweg voller Prestige und Privilegien vorbereitet wurde, während ihre Kinder sich für ihren Eintritt in die Fabrik bereit machen.«

Eribon war selbst Arbeiterkind. Ihm gelang mit einigen Mühen ein sozialer Aufstieg. In »Rückkehr nach Reims« setzt er sich mit seiner Kindheit und Jugend auseinander, mit dem Leben im Zirkel der Arbeiterschaft jener Jahre und auch damit, wie er als Akademiker immer wieder Angst hatte, dass seine Herkunft publik würde. Also hat er sie versteckt, hat er in seinem Werk die Fragen des sozialen Status etwas stiefväterlich behandelt, wie er selbst zugibt. Mit seinem Buch, das in Frankreich schon 2009 und damit sieben Jahre früher als in Deutschland erschien, näherte er sich der sozialen Frage an. Mit ihr behandelt er das strukturelle Versagen der Linken, analysiert er den Rechtsruck jener Klassen, die durch Arbeit ihr Brot verdienen, obgleich die Rechtsalternative ihrem Wesen nach stets als ein elitäres Projekt gedacht ist – nie aber als ein emanzipatives.

Nach dem Tod seines Vaters kehrte er zurück an seinen Heimatort. Zurück zu seiner Mutter, die er an seinem Leben in Paris nicht teilhaben ließ. Seine Brüder sind Arbeiter geworden und kommen vom sozialen Stand den Eltern nach. Seinen Vater mochte er nicht, der neigte zu verbaler Gewalt und die Homosexualität des Sohnes vergiftete das Verhältnis dann endgültig. Auch seine Mutter habe die Front Nationale gewählt, schreibt er. Seine Brüder wohl auch. Zunächst wunderte ihn das. Es machte ihn wütend. Aber sich arrogant hinzustellen und moralisch verurteilen, aus der Warte des Intellektuellen, dem es materiell an wenig mangelt, das hielt er schnell für zu einfach. Seine Familie war immer kommunistisch gewesen. Man war in der kommunistischen Gemeinde involviert, nahm an Festen teil, wählte die Parti Communiste und stand mehr oder weniger zu den Vorgaben, die dort zum Wohle der Genossinnen und Genossen beschlossen wurden. Manchmal war man familienintern sogar zu unkritisch, schreibt Eribon, beispielsweise als die Sowjets in Prag einmarschierten und jenen kurzen Frühling der Reformen beendeten. Als er seine Mutter fragte, wie dergleichen zwischen kommunistischen Geschwisterländern geschehen könne, hieß es, er solle nicht so dumme Fragen stellen.

Weshalb nur wählen Leute, die aus so einem Haushalt kommen, eine solche Sozialisierung hinter sich haben, dann doch die Rechten? Eribon gibt sich in seiner Analyse keiner Romantizismen hin, er verweist darauf, dass auch die Arbeiterinnen und Arbeiter nie bessere Menschen waren. Auch in ihren Reihen gab es stets rassistische und sexistische Schreihälse. Aber in Zeiten des Arbeits- oder Klassenkampfes stellte man die Abneigungen gegen Algerier zurück und schlug sich gemeinsam im Sinne des Klasseninteresses gegen die Widersacher. Während die Neue Linke diese antiemanzipativen Tendenzen innerhalb der Klasse beheben wollte, schmiss man sich auf ökonomischer Ebene aber den neokonservativen Spin-Doktoren in die Arme. Dort erlernten sie die apriorischen Grundsätze, die dann dem Marktliberalismus dienstbar in die Hände gespielt werden konnten.

Über die Leugnung von Klasseninteressen etablierte sich auch unter Sozialisten und Sozialdemokraten ein neuer ökonomischer Kurs, der nicht mehr den Ausgleich zwischen Macht und Ohnmächtigen im Sinn hatte, sondern beide Seiten als gleichberechtigte Partner auf dem Arbeitsmarkt kategorisierte. Man löste die Identität auf, erst sprachlich, dann durch eine Verknappung der sozialpolitischen Ausgleichsangebote, die die untere Klasse um den Zusammenhalt bringt. Ein Surrogat einer möglichen Identität bieten da neue rechte Bewegungen an, die zwar nur mimen, für Klasseninteressen zu stehen, eigentlich aber einen antiaufklärerischen Ansatz verfolgten, indem sie Klasse als Volksgemeinschaft an die Wähler verkaufen. Die Neurechten biedern sich den Wählern, die ohne Identität nach Alternativen suchen, die sich dem Druck einer globalen Wirtschaftsordnung zu entziehen versuchen, die sich als dauerhaften Kriegszustand begreift, als Ersatzklassenvertreter an.

So kommen auch jene Menschen für die Rechten an die Wahlurne, von denen man guter Hoffnung sagen könnte: Der niemals, der würde nie solche Parteien wählen. Der weiß woher er kommt. Instinktiv weiß er es tatsächlich, meint Eribon. »Im Alltagsleben macht sich die Gruppenzugehörigkeit […] bemerkbar«, auch wenn man sich einer »Klasse ihrer selbst als Klasse [nicht] bewusst« ist. So hat Eribon das als junger Mensch empfunden. Zu einer Zeit, da man sich gemeinhin schon eher klassenbewusst gab, weil sich Klasseninstitutionen noch als solche begriffen. Aber dennoch weisen »alltägliche Probleme und der unübersehbare Kontrast zu anderen Lebensformen […] einen ständig darauf hin, zu welcher Klasse man gehört, was man ist und was man nicht ist.« Auch wenn man fortwährend betont, dass Klassenspezifika ein alter Hut seien: Man spürt es, wenn man in den unteren Segmenten der Lohnverteilung feststeckt. Es pocht dumpf auf einen ein. Eigentlich spürt man das nur dort, mögen die Zeiten auch als noch so klassenlos interpretiert werden.

Wenn ich in die Straßenbahn steige hier in Frankfurt, wenn ich am Arbeitsplatz mit Leuten von außerhalb zu tun habe, dann ist mir sofort klar, wann mir jemand gegenübersteht, der Vertreter einer anderen sozialen Klasse ist. Er würde das vielleicht leugnen, wahrscheinlich auch glauben, dass das olle Rhetorik ist, auf die er nicht eingehen muss. Und weil er glaubt, dass alle so ticken wie er in seiner bürgerlichen Absicherung, in dieser Gesellschaft, in der er den von den herrschenden Strukturen als Distinktionsüberschuss transformierten Standard als Ideal missversteht, kann er wahrscheinlich gar nicht fassen, dass andere, die in der sozialen Hierarchie tiefer stehen, es ganz anders wahrnehmen.

Welche Reflexe das zeitigt, kann man täglich in der FAZ lesen. Die meisten Autoren, besonders die Herausgeber, haben nicht begriffen, dass die klassenlose Gesellschaft ein Wunschtraum von Leuten ist, die so ticken wie sie selbst. Aber Distinktion zu Bessergestellten (und leider auch zu Schlechtergestellten) ist nun mal etwas, was dem Menschlichen eigen ist. Insofern ist der Instinkt, der Aldi-Kassierer leitet, kein falscher Reflex, sondern ein natürliches Gespür. Wenn man das in Identität münden lassen kann, genau so, wie die Arbeiterbewegung dieses Gespür von Benachteiligung und Ausbeutung in eine geistige Heimat verwandelte, dann kann ein politisch-ökonomischer Kurswechsel vollzogen werden. Nur dann.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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rain
rain
6 Jahre zuvor

Wenn man das in Identität münden lassen kann, genau so, wie die Arbeiterbewegung dieses Gespür von Benachteiligung und Ausbeutung in eine geistige Heimat verwandelte, dann kann ein politisch-ökonomischer Kurswechsel vollzogen werden.

Kurswechsel durch Wahrnehmung: Echt klasse!
So ähnlich ticken auch Heilpraktiker.

Mordred
Mordred
Reply to  Roberto J. De Lapuente
6 Jahre zuvor

wenn man sich wahlbeteiligungen und wer was wählt und wer nicht wählt ansieht, scheint das zu stimmen.

Anton
Anton
Reply to  Roberto J. De Lapuente
6 Jahre zuvor

Robert: Eribon geht es in seinem durchsaus lesenwerten Buch darum, dass es eine kulturelle Entfremdung zwischen der Linken und ihren ehemaligen Milieus gibt! Die Linke, so die beherrschende Grundaussage, hat nicht mehr viel mit den Alltagssorgen der ehemaligen Stammwähler zu tun und lebt völlig enthoben meilenweit in Paris entfernt! Sehr oft, nicht nur bei ihem, wird auch behauptet, dass die Linke auf der Suche nach einem Ersatzproletariat sei! Scheinbar gibt es auch bei vielen AFD-wählenden Arbeitern/Arbeitslose, mrd. teilweise, eine kulturelle Entfremdung der „einheimischen“ Arbeiterschaft vom kulurellen Mainstream, dem es nicht multi-kulti genug sein kann, da er ja auch nicht betroffen ist, alle Probleme betrefffen praktisch ärmere Euopäer! Eribon ist aber kein Gegener der hohen Zuwanderugn, ist für das Publikum hier ja sehr wichtig!!

Murksel
Murksel
Reply to  Roberto J. De Lapuente
6 Jahre zuvor

Identität ist Selbstwert, der sich politisch in eine Währung wechseln lässt.

„Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ ist Marxens Dialektischer Materialismus.

Das erklärt den Quatsch im ersten Satz noch immer nicht.
Du solltest besser aufpassen damit der Finger beim Abschreiben nicht in der Zeile verrutscht.

Heldentasse
Heldentasse
6 Jahre zuvor

Auf die klassenlose Gesellschaft zielte die neoliberale Agenda von Anfang an ab.

Egal welche Quelle man anschaut, die „klassenlose Gesellschaft“ wird angestrebt von den Marxisten und Kommunisten, und dies gilt keinesfalls für die Ziele der Menschen die heutzutage sogn. „Reformen“ oder „Agenden“ fordern und durchsetzen.

Mit stellt sich nun die Frage warum der Autor einen streng marxistischen Begriff auf etwas anwendet, was mit dem Marxismus/ Kommunismus gar nichts zu tun hat?

Beste Grüße

Mordred
Mordred
Reply to  Heldentasse
6 Jahre zuvor

ich glaube die marxisten haben vor allem auf den bildungsstand und die berufliche tätigkeit oder auch sowas wie adel und kirche beim klassenbegriff fokussiert. das wollten sie loswerden. genauso wie eigentum mit kapitalismus.

roberto meint nun, dass die neoliberalen abgesehen von eigentum und kapitalismus ähnliches wollen. und da hat er imho recht. ich würde sogar noch weitergehen und sagen, dass den neos das eigentlich egal ist, sie es aber für ihre primärziele ggf. gerne nutzen.
beispiel ehe für alle:
linke finden die gut. mehr gleichberechtigung, progressiv etc.
den neos ist es eigentlich egal. solange die sich aber damit schmücken können, können die unter dem radar für sie wirklich wichtige themen beackern. und sie bekommen auch noch mehr stimmen vom wahlvieh.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Mordred
6 Jahre zuvor

Marx wird mir in seiner Tiefe immer ein Buch mit Sieben Siegeln bleiben, aber eines ist doch wohl ganz klar, die tief roten Socken wollen nicht den „Klassenbegriff los werden“, sondern die gesellschaftlichen Klassen an sich beseitigen, die mindestens ja aus Herrschern und Beherrschten bestehen.

Was nun nicht gänzlich auszuschließen ist, dass die heutigen Herrscher ihre Herrschaft vernebeln, in dem sie behaupten es gäbe keine Klassen mehr und alle wären gleich. Aber ich glaube es ist viel eher so wie Herr Mausfeld ausführt:

Die Ideengeschichte der politischen Philosophie zeigt, dass die Hirtenmetapher vor allem der
Rechtfertigung des Status der Machteliten dient. Mit dieser Metapher wird das Volk gedanklich zur
Herde gemacht. Sie schafft die ideologische Konstruktion eines ‚unmündigen Volkes‘ und ver-
schleiert zugleich den Eigennutz derjenigen, die sich als Führer anbieten; sie erst schafft die Grund-
lage einer kategorialen Unterscheidung von ‚Volk‘ und ‚Führungselite‘, die das Fundament der
herrschenden Vorstellungen von Demokratie bildet. Genau dieser ideologische Gegensatz von
‚Volk‘ und ‚Elite‘ ist das Fundament unserer gegenwärtigen Vorstellungen von ‚Demokratie‘.

Quelle

Aus dieser Perspektive heraus betrachtet benötigen die herrschenden Eliten sogar die Unterteilung in Klassen, bezogen auf die Schafen wären es dann grob die Herde (=Volk), Schäfer(=Funktionseliten) und Herdenbesitzer(=Machteliten).

Beste Grüße

Mordred
Mordred
Reply to  Heldentasse
6 Jahre zuvor

„elite“ wird heute im gegensatz zu früher fast ausschließlich über einkommen und vermögen definiert. die alten klassen sind insofern nicht mehr genau umreißbar, weil einerseits finanzielle prekarisierung vor hohen berufsständen (zb arbeitslose akademiker) nicht mehr halt macht und andererseits niedere berufsstände (bestimmte langjährige arbeiter in konzernen, selbstständige, fußballer…) extrem aufsteigen können.

funktions- und machteliten gibt es natürlich auch. aber die bzw. deren absichten und taktiken schwimmen heutzutage unter dem radar.

Lutz Lippke
Lutz Lippke
Reply to  Mordred
6 Jahre zuvor

Hohe vs. Niedere Berufsstände ist doch schon selten dämlicher Jargon, der genau das Schema der Verteilungsungerechtigkeit bedient. Der Begriff Verteilungsungerchtigkeit ist ebenso dämlich.
Ich arbeite täglich mit all diesen Berufsständen zusammen und meine Erfahrung ist, dass dieser elitäre Duktus und Standesdünkel regelmäßig persönliche Dummheit, Unvermögen, Faulheit und soziale Inkompetenz charakterisiert. So gesehen, ist der Berufsstand gar kein unterscheidendes Merkmal. Es gibt halt die Spezies, Gruppe oder sogar Klasse der elitär denkenden Dummen in verschiedenen Berufsständen von Akademiker bis Zeitungsausträger. Diese bilden zusammen immerhin eine Wählerklasse, die Merkel’s und Chulz’s projektiv als Führungselite wahrnehmen.

trackback
Echt klasse! – Tagesticker.net
6 Jahre zuvor

[…] hat: Wer in der Hierarchie unten steht, der weiß trotzdem wie klasse er ist.Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Ein fast schon sozialistischer Kanzler Nachdem man nun weiß, wie Schulz sich […]

Murksel
Murksel
6 Jahre zuvor

Die neoliberalen Chigago Boys wollen alles andere als Klassenlosigkeit.
In einer klassenlosen Gesellschaft sind alle annähernd gleich wohlhabend.
Der Neoliberalismus befördert hingegen mit Absicht Reichtum und Superreichtum
auf Kosten der Mehrheit.
Da ist dem Autor gleich im ersten Satz schon etwas durcheinander gekommen, wah ?

Jowi
Jowi
6 Jahre zuvor

Mich dünkt, Roberto J. De Lapuente benützt hier eine Schriftsprachengrammatik(Zitat), die er als Distinktionsmittel (Zitat) verwendet, um sich als belesener Schreiberling zu profilieren.

Entscheidend ist heute doch die Kasse und nicht die Klasse. Siehe z.B. Donald Trump, der halbseidene Casino-Besitzer mit seinem Zuhälter-Outfit und -Gebaren ist nun der mächtigste Mann auf diesem Planeten. Und die CDU/CSU macht vor ihm den Knicks und will, wie von ihm gefordert, den Wehretat kräftig erhöhen. Aus Dank dafür, dass der Schutz der USA im kalten Krieg bedeutet hätte, dass wir das atomare Schlachtfeld gestellt hätten? Wir dürfen ja auch mit deutschen Flugzeugen und Piloten die amerikanische A-Bombe ins rote Zielgebiet fliegen, dessen Koordinaten die Amis vorher übermittelt haben und die exklusiv über den Aktivierungscode verfügen.

Es zählt die Kasse und die wird vererbt, wie einst ein Adelstitel. Und die ganz gemeine Ausbeutung haben wir auf jenseits des Wahrnehmungshorizontes des Durchschnittsmichels outgesourced, Bangladesh etc., damit wir unser T-Shirt für einen Euro kaufen können. Aus den Augen aus dem Sinn. Prost!

Anton Chigurh
Anton Chigurh
Reply to  Jowi
6 Jahre zuvor

Das

Mich dünkt, Roberto J. De Lapuente benützt hier eine Schriftsprachengrammatik(Zitat), die er als Distinktionsmittel (Zitat) verwendet, um sich als belesener Schreiberling zu profilieren.

es fällt schon seit geraumer Zeit auf, dass das pseudowissenschaftliche Geschwurbel von ihm so forciert wird, dass man sich beim puren Lesen die Haxen brechen könnte. Von was will der Mann denn da ablenken…..?

Murksel
Murksel
Reply to  Jowi
6 Jahre zuvor

Mich dünkt, Roberto J. De Lapuente benützt hier eine Schriftsprachengrammatik(Zitat), die er als Distinktionsmittel (Zitat) verwendet, um sich als belesener Schreiberling zu profilieren.

Ditt dünkt mich schon länga ! :-))))

Merkt der nicht das er schon vor einem halben Jahr damit aufgeflogen ist ?

Aber die Geisteswissenschaften sind eh alle nur Laberfächer ….. Kann auch der Hufschmied

Loplop
Loplop
6 Jahre zuvor

Schöner Text, ohne große Umschweife! Sympathischer Kerl, dieser Eribon.

Andrea
Andrea
6 Jahre zuvor

Ich würde behaupten, Roberto wollte sagen, dass die Neolibs vorgeben (!) die Gesellschaft sei klassenlos, weil sich damit dann die Machtverhältnisse verschleiern lassen.

Das ist wie bei dem Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär. Wenn jeder Tellerwäscher Millionär werden kann, dann ist die Gesellschaft klassenlos, weil es ja jeder schaffen kann, wenn er sich anstrengt. Wer es nicht schafft, der hat sich nicht genug bemüht. Eine ganz perfide Geschichte, an die nicht einmal mehr die Mehrheit der Amerikaner glaubt.

Ich möchte noch etwas anfügen. Ich halte die Debatte um Frauenquoten in Aufsichtsräten etc. auch für einen Versuch, so zu tun, als würde man Machtverhältnisse durchbrechen wollen. Allerdings geht es nur um eine Minderheit hochprivilegierter Frauen, von denen vermutlich keine eine Putzfrau zur Mutter hatte.

Die Grenzen verlaufen immer noch zwischen den Klassen, das zeigt auch die Empirie, die sich zurückentwickelt. Die Gesellschaft wird immer undurchlässiger.

Karrieren wie die von Gerhard Schröder wären heute nicht mehr möglich, weil dieses *fieses Schimpfwort einsetzen* gleich die Tür hinter sich zugeschlagen hat, als er selbst es „geschafft“ hatte. Ich wünsche ihm Bauspeicheldrüsenkrebs, diesem *fieses Schimpfwort einsetzen*. Genau wie der Neoliberalismus seine tödlichen Metastasen in die Gesellschaft streut und sie unweigerlich zerstört, genauso soll der Krebs Gerhard Schröder zerstören. Erwähnte ich schon, dass ich die SPD für ihren Verrat leidenschaftlich hasse? Eine Andrea Nahles stellt sich ja auch hin und behauptet, die Armut in Deutschland sei ja nur eine relative Armut und ein Christian Ude stellt sein neues Buch vor und schimpft im Interview über Sahra Wagenknechts unrealistische Utopien, obwohl die nur noch Sozialdemokratin ist und keine Sozialistin mehr.

Ich hasse die SPD, denn die ist maßgeblich schuld an der ganzen Misere.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Andrea
6 Jahre zuvor

@Andrea

Die Gesellschaft wird immer undurchlässiger.

Korrekt!
Wer oben ist, schottet sich und die Seinen nach unten hin ab. Das Establishment denkt dynastisch.

Gutes Beispiel dafür….

Karrieren wie die von Gerhard Schröder wären heute nicht mehr möglich, weil dieses *fieses Schimpfwort einsetzen* gleich die Tür hinter sich zugeschlagen hat, als er selbst es „geschafft“ hatte.

Dieser charakterlose Lump aus armen Verhältnissen hat sich von zig-Millionen Menschen, die nie ein Gymnasium oder eine Uni besuchen, seine Bildung finanzieren lassen und sie dann von der Brücke gestoßen.
Man frägt sich als einfacher Arbeitnehmer doch manchmal, warum man das solidarisch mittragen soll, wenn die Rendite gesamtgesellschaftlich so negativ ausfällt. Da passt was ganz und gar nicht zusammen.
Solidarität ist etwas Großartiges, aber wenn sie dermaßen mißbraucht wird, verliert sie für die betrogene Mehrheit ihren Sinn.

Das ist wie bei dem Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär. Wenn jeder Tellerwäscher Millionär werden kann, dann ist die Gesellschaft klassenlos, weil es ja jeder schaffen kann, wenn er sich anstrengt.

Selbst als dieses Märchen noch für Wenige zutraf, galt:
Jeder kann es schaffen, aber eben nicht Alle (ein treffender Satz von Volker Pispers).

elmarbenninghaus
elmarbenninghaus
6 Jahre zuvor

Eribon mit der Agenda kopulieren zu lassen ist zwar einfallsreich, aber doch ein wenig schwierig. KIar, neoliberale Psychologie ist ein Schwamm der Imagination, – aber wie krieg ich Unter- Mittel- und Oberschicht in eine klassenlose Gesellschaft? Das Ding mit den Schichten wurde unter Bertelsmannstudienauftrag über Forsa gesellschaftsfähig gemacht. Agendual angestrebt, wurde keine klassenlose- sondern eine bewusst leistungsorientierte, – bei der der Sozialstatus mental mit dem Eigentum in Verbindung gebracht wurde und dafür hat man auf der Bösartigkeit und Doppelmoral der bürgerlichen Seele schlicht und einfach das Klavier der Eitelkeiten über Status- und/oder Leistungsempfinden gespielt, bei dem bis zum Schulstoff nichts anderes heraus gekommen ist, als die soziale Beweglichkeit des Besitzenden. Noch heute wird da vom sozial Schwachen und sozial Starken in einem Kontext gedröhnt, der weder was mit sozial aber jede Menge mit dem elitären Gefühl einer Klasse zu tun hat, die natürlich ihre Hierarchie hat. Das geht runter bis zum Facharbeiter, der stolz darauf ist, das Fach davor zu haben. Daran kann man aber arbeiten.

Das geht aber nicht mit Fatalismus.
Aber Distinktion zu Bessergestellten (und leider auch zu Schlechtergestellten) ist nun mal etwas, was dem Menschlichen eigen ist. Insofern ist der Instinkt, der Aldi-Kassierer leitet, kein falscher Reflex, sondern ein natürliches Gespür.

Bitte nicht böse sein, aber das würde ich dann doch überdenken und hier wäre dann auch die kleine Grundsatzfrage angebracht, – wie gehe ich das an?
Als Naturesoterik, – oder konditioniertes Verhalten?