Aus dem Tagebuch eines Pflegeheimbewohners

Montag:

Ich darf nicht mehr aus meinem Zimmer. Ganz plötzlich. Weil da ein Virus ist, wurde mir gesagt. Ich weiß darüber nichts, mir sagt niemand etwas. Ich wollte mich heute mit meiner Freundin Emma im Speisesaal treffen. Das geht nicht, wurde mir gesagt. Ich weiß gar nicht, wie es ihr geht, ob sie auch im Zimmer bleiben muss.

Zum Essen durfte ich. Ich musste die Maske tragen, bis ich am Tisch war. Alle anderen trugen auch Maske. Emma konnte ich nicht finden. Ich saß alleine am Tisch, wegen der Ansteckung, wurde mir gesagt. Eine Pflegerin sagte mir, dass das Virus wie eine Erkältung sei, aber viel schlimmer. Das klingt nicht gut, aber ich kann unter der Maske nicht richtig atmen, es fühlt sich nicht gut an. Manchmal wird mir schwindelig. Meistens merkt das aber niemand.

Meine Tochter darf nicht zu mir, mein Sohn nicht. Aber am meisten fehlt mir meine Enkelin Jasmin. Sie ist sicher schon wieder gewachsen. Aber sie ist gefährlich für mich, wurde mir gesagt. Sie könnte mich anstecken, und dann könnte ich krank werden oder sterben. Sterben will ich eigentlich nicht. Aber zu leben ist auch sehr schwer im Moment.

Donnerstag:

Sie wollen, dass ich mich impfen lasse. Aber ich bin ja nicht krank. Ich wollte wissen, ob ich auf jeden Fall krank werde, wenn ich mich nicht impfen lasse. Sie sagten, das könne man nicht sagen, aber mit der Impfung sei es besser für mich. Ich habe gefragt, ob ich nach der Impfung wieder rausgehen kann. Das muss erst noch besprochen werden, wurde mir gesagt.

Ich bin einsam. Ich habe keinen zum Reden. Ich vermisse meine Enkelin so sehr. Einmal war mein Sohn hier, hinter einer Glasscheibe. Ich hätte ihn gern angefasst, nur ganz kurz, aber das ist gefährlich. Meine Augen sind nicht mehr so gut, er war hinter der Scheibe zu weit weg für mich. Ich habe geweint, aber er sagte, dass alles wieder gut wird. Ich weiß nicht genau, ob es wieder gut wird.

Vielleicht werde ich wirklich krank, ich fühle mich so komisch. Mein Rheuma ist schlimmer geworden, ich habe oft Kopfschmerzen und meine Beine tun weh. Ich weiß nicht, ob das am Virus liegt, vielleicht lasse ich mich impfen. Wenn es dann besser wird, tue ich es. Aber eine Pflegerin sagte, dass meine Schmerzen nichts mit dem Virus zu tun haben. Sicher hat sie recht. Aber es geht mir jeden Tag schlechter. Dagegen könne man leider nichts machen, wurde mir gesagt.

Samstag:

Emma ist gestorben, wurde mir gesagt. Ganz plötzlich. Ich verstehe das nicht. Es ging ihr immer so gut, ich habe sie beneidet, sie war so stark, konnte gut laufen, las viel, wir sprachen viel miteinander. Wie kann sie jetzt tot sein?

Jemand hat mir erzählt, dass Emma einen Abschiedsbrief hinterlassen hat. Das stimmt nicht, wurde mir dann aber von einem Pfleger gesagt. Wieso einen Abschiedsbrief? Wenn sie plötzlich gestorben ist? Aber vielleicht stimmt das mit dem Brief ja auch nicht. Keiner sagt mir, woran Emma gestorben ist. Schnell ging es, sie hatte keine Schmerzen, wurde mir gesagt.

Ich fragte nach der Beerdigung. Das geht nicht, das ist zu gefährlich. Warum ist denn alles so gefährlich geworden? Sterben da draußen überall Menschen? Tragen sie Schutzanzüge? Ich habe Angst, ich habe sehr große Angst.

Sonntag:

Ich weiß nicht mehr weiter. Das ist kein Leben. Emma ist tot, meine Familie kann nicht zu mir kommen, nur hinter Glas. Das Glas ist schrecklich. Ich sehe nicht richtig, ich höre nicht richtig, meine Enkelin Jasmin kommt nicht mehr mit zu den Besuchen. Sie ist zu gefährlich für mich, wurde mir gesagt.

Aber was habe ich denn noch?
Was habe ich denn noch?
Vielleicht wäre es besser, wenn ich sterbe. So wie Emma.
Vielleicht machen sie dann für mich eine Beerdigung.

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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Fraenzi
Fraenzi
1 Jahr zuvor

Hoffentlich meint es der Herrgott gut mir und ich sterbe noch vor einen langen Dahinvegetieren in einem deutschen Altenheim! Eher würde ich mir eine Pistole in den Mund stecken und abdrücken!

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Fraenzi
1 Jahr zuvor

Ich war mal nach einer schweren Erkrankung noch wochenlang auf Hilfe beim Trinken und Essen angewiesen, nicht mal den Klingelknopf konnte ich aus eigener Kraft erreichen – er schwebte unerreichbar einige Zentimeter vor meinem Kopf.
Als ich einmal um Hilfe beim Essen aka Fütterung bat, weil ich selbst zu immobil und geistig noch immer nicht immer voll da war (Durchgangssyndrom), meine ich den Satz gehört zu haben: „Friss oder stirb“. Es kann durchaus sein, dass der Satz so nicht gefallen ist und ich ihn nur deliriert habe – aber wo kommen dann solche Träume her?

In der Reha-Klinik hinterher war es eher noch schlimmer – menschenverachtend ist eine treffende Beschreibung dessen, was sich dort einige vom Personal (Ärzte und Pflegekräfte) geleistet hatten.

Bevor ich in einem deutschen Pflegeheim zu Tode gepflegt werde, soll es bitte schnell gehen. Leider besitze ich keine Pistole…

Pentimento
Pentimento
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Es gibt andere Möglichkeiten. Bestimmte Medikamente in der richtigen Kombination und Menge.

Antdepressiva sind wirkungsvoll, aber auch Schlaftabletten.

Last edited 1 Jahr zuvor by Pentimento
Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor

Da hats aber keinen Knalleffekt beim Abgang… 😉

Pentimento
Pentimento
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Dafür ist der Abgang ästhetischer.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor

Ja nu… das ist dann ein Problem anderer Leute. Wenigstens muss dann keiner die Teile im Gleisbett einsammeln.

Pentimento
Pentimento
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Oder man läßt sich gegen Covid impfen, dann stirbt man auch. Entweder gleich oder in 3 bis vier Jahren.

Bilder von Impffolgen für starke Nerven.

https://uncutnews.ch/journalistin-schockiert-twitter-nutzer-mit-bildern-von-seltsamen-blutgerinnseln-wenn-ihr-nur-wuesstet-wie-schlimm-es-ist/

Pentimento
Pentimento
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor

Antidepressiva werden ja gern verschrieben.

Die Armen in diesem kapitalistichen System sind alle depressiv.

Die gut situierten auch, aber sie haben das Geld, sich abzulenken.

Einkaufen, Klamotten vor allem und Lebensmittel „beim Italiener“, schicke Wohnung, Urlaubsreisen, alles, was die Grünen so gern tun.

Darüber definieren sie sich. Auch die Grünen Wähler, denn die rekrutieren sich aus dem wohlhabenden Mittelstand.

Die meisten sind Lehrer, Ärzte oder arbeiten in der Politik.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

@Draussen vor der Tür

Bevor ich in einem deutschen Pflegeheim zu Tode gepflegt werde, soll es bitte schnell gehen. Leider besitze ich keine Pistole…

Und selbst wenn du eine hättest, ist noch lange nicht gesagt, dass du sie noch verwenden könntest.
Manche Leute sind in ihrem Siechchtum soweit fortgeschritten, dass eher die Kugel im Lauf verrostet, als dass sie den Finger am Abzug krumm bekommen.
So geschehen bei einem früheren Kollegen.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Kann ich mir Deine Goldwaage bei Bedarf mal ausleihen?
Bitte nicht immer alles so wörtlich nehmen, ein wenig Zynismus sollte doch erlaubt sein.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

@Draussen vor der Tür

Ich denke da genauso wie du und will es im Ernstfall lieber schnell „hinter mich bringen“, weiß aber mittlerweile auch, dass dies Vielen von uns schlicht verwehrt bleibt.
Zumindest solange, wie noch „Umsatz“ mit einem kaputten Körper zu machen ist.

Pentimento
Pentimento
Reply to  Robbespiere
1 Jahr zuvor

Schrecklich.

Reiche Leute fahren in die Schweiz. Dort ist Sterbehilfe legal. Man bekommt einen Becher mit einem
„Tod sicheren“ Medikamentenmix und schläft friedlich ein.

Hier wird es so ewas wohl nie geben. Die Politik kann sich immer auf das Verbrechen der Euthanasie berufen.

Und weil die Pharmaindustrie gerade an den letzten Lebensjahren eines Menschen nochmal ordentlich absahnt, und die eine starke Lobby haben, wird es nicht um Sterbehhilfe gehen, sondern darum, die Alten bzw. die Kassen noch solange wie möglich zu schröpfen.

Last edited 1 Jahr zuvor by Pentimento
Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor

Die Politik kann sich immer auf das Verbrechen der Euthanasie berufen.Und weil die Pharmaindustrie gerade an den letzten Lebensjahren eines Menschen nochmal ordentlich absahnt, und die eine starke Lobby haben, wird es nicht um Sterbehhilfe gehen, sondern darum, die Alten bzw. die Kassen noch solange wie möglich zu schröpfen.

Genau so ist es.

Wer dazu bereit ist, gesunden Menschen einee Genplörre bis hinunter ins Kindesalter und Schwangeren zu verabreichen, der hat vor sichen Menschen erst recht keine Hemmungen.

Nur der Markt zählt.

Last edited 1 Jahr zuvor by Robbespiere
Wütender Bürger
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Ich habe für den Fall der Fälle meinen Garten, da wächst alles, was ich brauche, um mich ungewolltem Zugriff zu entziehen, sei es pflegender, politischer, kriegerischer oder juristischer Natur. Ich habe zwar nichts verbrochen, aber wer weiß, was dem Regime noch alles einfällt, um unliebsame (weil kritische) Bürger zum Schweigen zu bringen.

Eine Schusswaffe brauche ich nicht, die ist erstens nicht ökologisch und zweitens hätten dann andere Personen durch die Fertigung der Waffe quasi an meinem Ableben mitgearbeitet. Die Genugtun gönne ich ihnen nicht.

Last edited 1 Jahr zuvor by Wütender Bürger
Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Einen grünen Daumen hab ich auch nicht 😉

Wütender Bürger
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Ist für diese Pflanzen nicht wirklich erforderlich. Die Natur nimmt Dir die meiste Arbeit ab. Du musst nur ernten und genießen…

Spartacus
Spartacus
Reply to  Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Ich habe zwar nichts verbrochen, aber wer weiß, was dem Regime noch alles einfällt, um unliebsame (weil kritische) Bürger zum Schweigen zu bringen.

Läuft:
https://taz.de/Verharmlosung-von-Kriegsverbrechen/!5889964/

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Spartacus
1 Jahr zuvor

Interessant – bin gespannt, wie die dann mit der Leugnung von US-Kriegsverbrechen (zB via Ramstein) vorgehen werden… :-/

Spartacus
Spartacus
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Wo kein Kläger, da kein Richter.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Spartacus
1 Jahr zuvor

Potentiell gibt es allein hierzulande Millionen mögliche Kläger… unsere Politiker und Journalisten leugnen und verharmlosen diese Kriegsverbrechen doch fast täglich.

Ich fürchte nur um den Arbeitseifer der Richter und Staatsanwälte, wenn es um diese Kriegsverbrechen geht…

Spartacus
Spartacus
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Ist das so?
Wenn über diese Dinge nicht diskutiert wird, muß sie auch niemand leugnen. Und das ist meine Wahrnehmung der aktuellen Situation.
Hingegen wird jedes behauptete russische Kriegsverbrechen dankbar als wahr angenommen. Und wie sollte irgendein deutsches Gericht das verifizieren?
Das läuft dann doch wohl auf das bewährte Faktencheckerverfahren hinaus. Wenn unsere amtlichen Stellen etwas behaupten, ist es wahr. Somit hätten dann Aussagen unserer grünen Kriegshetzerin quasi Gesetzesrang. Und wenn Du sagst, das stimmt nicht, was die sagt, kannst Du wegen Volksverhetzung belangt werden. Also die genaue Umkehrung der Realität. Es wird doch immer eindeutiger, daß wir auf den Weg in den Totalitarismus sind. Denk ich an Deutschland in der Nacht …

Wütender Bürger
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Der Arbeitseifer ist spätestens nach einem Termin zum Essen im Kanzleramt bei Null.

Schwitzig
Schwitzig
Reply to  Spartacus
1 Jahr zuvor

Und wo ein Kläger, da eine weisungsgebundene Staatsanwaltschaft.

Wütender Bürger
Reply to  Draussen vor der Tür
1 Jahr zuvor

Du verwechselt da etwas: Kriegsverbrechen heißt es nur, wenn es Staaten bzw Regierungen begehen, die nicht „USA“ heißen. Alles, was die USA macht, nennt sich „Verteidigung der Demokratie“.

Bitte merken, das könnte wichtig werden!

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Ist mir schon klar – obwohl die da alle so christlich sind, ist das Splitter-Balken-Gleichnis dort nie angekommen. Das ist wohl schon von Bord der Mayflower damals über die Reling geworfen worden…

Pentimento
Pentimento
Reply to  Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Hoffentlich auch Cannabis

Horst Kevin
Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Lieber Tom,

ich heule!

Ich heule, obwohl ich genau das oft beim Arbeiten in Altenverwahranstalten erlebte.

Aber wenn ich dort war, hab ich mich dem ganzen Mist verweigert und den dort Tätigen gesagt, daß sie sonst die Arbeiten gern selbst ausführen könnten.

Wie glücklich haben die Altchen reagiert, wenn sie mal nen Fremden sahen und den vollquatschen konnten. Wenn sie mich unmaskierten Querulanten sahen, haben sie meist die Maske, so sie denn eine trugen, abgenommen und gelächelt.

Der Grundtenor war immer: Was soll denn das für ein Leben sein? Da sterb ich lieber!
Ich möchte meine Lieben sehen und um mich haben – selbst wenn ich dann etwas früher gehen sollte. Ist doch eh bald an der Zeit.

Es macht mich fassungslos, wie selbst medizinisch Gebildete diesen Unfug mitmachen können. Kann man so gläubig sein, daß man alles erlernte Wissen so negieren kann? Wie kann man diese grundlose Leiden der Alten mitansehen?

Da wird über Sterbehilfe diskutiert. Wie wärs erst mal mit Lebenshilfe?!

Es fühlt sich alles so irrsinnig an. Man dreht sich zwischen Wut, Trauer und Hilflosigkeit.

Irgendwann wirft das den stärksten Eskimo vom Schlitten.

Brian
Brian
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Es macht mich fassungslos, wie selbst medizinisch Gebildete diesen Unfug mitmachen können.

Mich auch, immer wieder. Wobei neben ein paar Überzeugungstätern sicherlich sehr viel
Opportunismus (lässt sich ja schließlich auch eine Menge Kohle mit machen), schlichter
Dummheit (wir beten einfach mal unhinterfragt alles nach, was die Mehrheit so vor sich hinblökt) und die Angst vor Repressalien bzw. Ausgrenzung eine nicht unwesentliche Rolle spielen dürfte.
Fassungslos macht mich das auch gerade bei Vertretern meines Berufszweigs (Osteopathie). Gerade die, die sich so gerne das Mäntelchen der Ganzheitlichkeit umhängen und behaupten, den ganzen Menschen (mit allem, was dazugehört) zu betrachten, lassen sich in großer Zahl vor den Karren spannen und laufen der Cocolores-Möhre hinterher.

Frau Wirrkopf
Frau Wirrkopf
1 Jahr zuvor

Der Mann einer Freundin ist im Heim. Kopf klar, aber die Mobilität ist hinüber. Was ich da in diesem Jahr alles erzählt bekommen habe geht auf keine Kuhhaut. Unter anderem lag er unbeweglich im Krankenhaus und kam nicht ans Essen und Trinken. Man hat es abgeräumt mit der erstaunten Bemerkung: „Sie haben ja gar nichts gegessen!“

Ich habe noch nie so oft über Sterbemöglichkeiten nachgedacht, wie in diesem Jahr. Ich will in diesem System nicht alt und abhängig werden. Aber ich hab auch keine Pistole.

Pentimento
Pentimento
Reply to  Frau Wirrkopf
1 Jahr zuvor

Geht mir auch so.

Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  Frau Wirrkopf
1 Jahr zuvor

Diese Erfahrung kann ich bestätigen, s.o.

flurdab
flurdab
Reply to  Frau Wirrkopf
1 Jahr zuvor

Wollen wir jetzt in die Sterbehilfe gehen?
Das ist er falsche Weg.
Das System muss gebrochen werden.
„Lieber stehend sterben als auf Knien leben“

Bernie
Bernie
1 Jahr zuvor

Lieber Tom J. Wellbrock,

als jemand der viele Jahre lang das langsame Absterben des „Ich’s“ seiner eigenen innig geliebten Mutter miterleiden musste, und dadurch selber mittelschwer depressiv wurde, will ich auf etwas hinweisen was du in deinem Text vergessen hast zu erwähnen – nämlich die schwierige, persönlichkeitsveränderte Krankheit Alzheimer und Demenz.

Vor einiger Zeit las ich, dass gerade hier für die davon Betroffenen, und die sie Pflegenden sich durch die Maskentragerei in Corona-Zeiten gewaltige Probleme auftun – Erstens demente Menschen, auch mit Alzheimer, wissen oft selber nicht mehr was sie tun – was natürlich dazu führen kann das sie sich die Maske ständig von eigenen Gesicht reißen, und zweitens sie Pflegende in Heimen sind oft mit Arbeit überlastet bzw. können schon rein aus diesem Grund nicht immer kontrollieren ob der Patient tut was sie sagen.

Meine Mutter starb zu Beginn der Corona-Krise an ihrer schweren Krankheit Parkinson sowie gleichzeitiger Demenz, und ihr blieb das Thema Corona erspart, und das schreibe ich obwohl iich, und meine 3 Geschwister, ihre Schwerstpflegebedürftigkeit sowie ihren schleichenden Tod jeden Tag zu Hause im einstigen Elternhaus miterleiden musste.

Kurz vor ihrem Tod war sie total auf fremde Hilfe angewiesen und wegen der gleichzeitigen Parkinsonerkrankung ans Bett und einen Rollstuhl gebunden. Als sie Pflegende hatten wir zusätzliche Hilfe durch Caritas und eine polnische Pflegehelferin, die uns eine Agentur vermittelt hat. Eine Hilfe die auch nicht jeder hat, da man schnell lernt wie man finanziell ans Limit, ja sogar in Schulden, kommen kann, weil die Krankenkasse nicht für alles aufkommen kann bzw. Man viel selber machen muss, aber das ist ein eigenes Thema das unsere „Ampel“ einmal angehen sollte – Die Vorgänger unter Merkel waren auch hier durch Nichtstun bekannt, und man merkt rasch wie allein gelassen man wird, wie auch jeder andere Angehörige von Pflegebedürftigen bestätigen kann.

Zum Abschluss ich bin den Caritas-Leuten, den Krankengymnasten, meinen Geschwistern und den polnischen Pflegehelferinen auch heute noch dankbar, dass sie meiner Mutter das wohnen und sterben im eigenen Wohnhaus ermöglicht haben und lasse alles auf mich zu kommen wenn ich einmal alt werden sollte – sein Schicksal kann niemand vorherbestimmen das habe ich in meiner Psychotherapie jetzt langsam gelernt.

Sehr Traurige Grüße
Bernie😭

Last edited 1 Jahr zuvor by Bernie
Bernie
Bernie
Reply to  Bernie
1 Jahr zuvor

Ergänzung:

Die Hausärzte sollte ich auch noch erwähnen bzw. die Ärzte und Ärztinnen. Auch denen sind wir immer noch sehr dankbar.

Gruß
Betnie

Last edited 1 Jahr zuvor by Bernie
spartacus
spartacus
1 Jahr zuvor

Dann steuere ich auch mal einen kurzen Erfahrungsbericht bei.
Meine Tante war die letzte in ihrem Pflegeheim, die sich hat impfen lassen. Irgendwann ist sie halt doch mürbe geworden und hat dem Druck nachgegeben. Da die Impfung hoch wirksam ist, hatten dann irgendwann alle Bewohner des Heims trotzdem Corona – außer ihr. Muß eine Grabesstille dort gewesen sein, denn die mußten alle zwei oder drei Wochen lang auf ihren Zimmern bleiben. Inzwischen wird gar nicht mehr gefragt, die Impfungen werden einfach durchgeführt. Ist schließlich ein christliches Heim und wie wir hier lernen konnten, ist Impfen ja Nächstenliebe. Für ihre tatsächlichen Beschwerden ist die Aufmerksamkeit insbesondere der Ärztin allerdings wesentlich geringer. Wenn man alt wird, hat man halt Schmerzen.

Cetzer
Cetzer
Reply to  spartacus
1 Jahr zuvor

christliches Heim

I hope I die before I get Christenfutter.

Pentimento
Pentimento
Reply to  Cetzer
1 Jahr zuvor

I will! Man muß nur aufhören zu essen.

Brian
Brian
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor

Stell dir das nicht zu einfach vor.

Frau Wirrkopf
Frau Wirrkopf
Reply to  Pentimento
1 Jahr zuvor

Du ahnst nicht, wie lange man leben kann, ohne zu essen.

Brian
Brian
Reply to  Frau Wirrkopf
1 Jahr zuvor

Das Entscheidende ist eh das Trinken. Und auch das geht – je nach
körperlicher Verfassung – weit über die so häufig kolportierten 3 Tage hinaus.

flurdab
flurdab
Reply to  Cetzer
1 Jahr zuvor

Schönen Gruß von Jesus.
Er hat nie an Aktien und den Shareholder- Kapitalismus geglaubt.
Seine Botschaft war deutlich einfacher.
Er hat auch nie daran gedacht das sein Bekenntnis zu Geld/ Gold umgewandelt werden könnte.
Jesus hat den Handel nicht gemocht!

Cetzer
Cetzer
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

Jesus

Erstaunlich was alles in eine Person hinein interpretiert wird, von der wenig mehr als die bloße Existenz halbwegs gesichert ist. Siehe z.B. die ältere BBC-Doku „Jesus was a Buddhist Monk“.
Wenn in einigen Jahrhunderten eine Religion um Batman herum entsteht, werden sie (~ die Religionsformer) vermutlich die düsteren Comics von Frank Miller als Apokryphen verstecken/zensieren und darauf bestehen, dass Bruce Wayne immer pünktlich seine Steuern bezahlt hat, vor allem den Zehnten!

Last edited 1 Jahr zuvor by Cetzer
Draussen vor der Tür
Draussen vor der Tür
Reply to  spartacus
1 Jahr zuvor

„…Ist schließlich ein christliches Heim…“

Erzähl mir nichts von christlicher Nächstenliebe! Ich war in einem katholischen Krankenhaus (das ging noch) und in einer katholischen Reha-Klinik. Was mir in letzterer widerfahren ist, kann ich mit wenigen Worten kaum beschreiben, nur eine Episode unter vielen:

U.a. sollte mir auf der Toilette sitzend (!!!), die in der Nacht von einem Mitpatienten eingekotet und die nur schnell gereinigt, aber noch nicht desinfiziert worden war, Blut abgenommen werden. Als ich mich – nicht nur darüber, es war bereits einiges zusammengekommen – bei der Leitung beschwerte, gipfelte es darin, dass im einzigen (!) 4-Augen-Gespräch, dass der Stationarzt mir zubilligte bzw. auf meinem Zimmer dann ungefragt aufnötigte (alles andere wurde vor zig Ohren auf den Gängen besprochen), dieser mir wörtlich sagte: „Wenn Sie sich weiter beschweren, wird das Pflegepersonal Sie das spüren lassen!“

Ich habe mich dann, als ich einigermassen wieder laufen konnte, selbst aus diesem Folterknast entlassen!