Sagen, wenn es zu viel wird

Ein klein wenig erinnerte mich der Rückzug Sahra Wagenknechts vor einer Woche an jenen Rückzug des vorherigen Papstes. Der fühlte sich seinem Amt nicht mehr gewachsen, erklärte diesen ersten päpstlichen Rücktritt seit Jahrhunderten mit der Furcht davor, im Laufe seiner letzten Lebensjahre den Anforderungen einer modernen Welt nicht gerecht werden zu können. Auch wenn Kritiker ihm seinerzeit andere Motive unterstellten, besonders im Hinblick auf die Missbrauchsthematik, musste seine Entscheidung doch Respekt abringen. Da stand nämlich einer, der von sich sagte, dass er schwach sei, seinen Aufgaben nicht so nachkommen könne, wie es die Pflicht eigentlich von ihm verlange: Das hatte durchaus Symbolcharakter für die Überlasteten und Ausgebrannten dieser Erde.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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R_Winter
R_Winter
5 Jahre zuvor

Ein klein wenig erinnerte mich
der Rückzug Sahra Wagenknechts vor einer Woche an jenen Rückzug des vorherigen Papstes. Der fühlte sich seinem Amt nicht mehr gewachsen,……..

Ein klein wenig erinnern mich
Deine schnell folgenden Artikel über den Rückzug von Sahra Wagenknecht, an die Machenschaften der Medien gegen Oskar Lafontaine nach seinem Rückzug aus der Regierung Schröder.
Warum? Ich kann es nicht genau sagen….
Wagenknecht mit einem 80 jährigen Papst zu vergleichen, scheint mir etwas weit hergeholt.
Oder hat dieses etwas mit dem Neuen Deutschland und deren Einstellung gegen Wagenknecht zu tun?

R_Winter
R_Winter
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

Wer liest schon das ND?

Mit deinen verschwörungstheoretischen Ansätzen magst du in deiner Bubble groß rauskommen…

Deine „Feststellung“ sagt alles.

Rudi
Rudi
5 Jahre zuvor

Schäfer-Gümbel, SPD-Vize und langjähriger hessischer Spitzenkandidat für das Amt des Ministerpräsidenten, könnte man auch noch nennen. Er legt alle Ämter nieder und wechselt den Job. Gut für den, der es sich erlauben kann, aus der Tretmühle auszusteigen. Diese Chance haben die wenigsten. Leute, die nur ihre Arbeitskraft verkaufen können und sich evtl. mit mehr als einem Job über Wasser halten müssen, haben diese Möglichkeit nicht. Die müssen weiter den Buckel krumm machen, ohne soziale Anerkennung zu finden. Dann bekommen sie noch vom links-grünen Milieu vorgehalten, es an Weltoffenheit und Toleranz fehlen zu lassen, wenn sie ihr Weniges, was sie haben, von Zuwanderung bedroht sehen. Dass die Mieten steigen und steigen, viel mehr als die Löhne, wird schlecht zu bestreiten sein. Dass angesichts dieser Realität eindimensionale Wenn-dann-Beziehungen hergestellt werden, um die eigene Lage zu erklären, ist vielleicht nachvollziehbar.

Sheer Terror
Sheer Terror
5 Jahre zuvor

Der Erziehungsratgeber von Johanna Haarer aus dem Jahre 1934 “ Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind “
wirkt noch in zweiter und dritter Generation nach.
Die Landser haben sich damals noch zerschossen und blind zu ihrer Arbeitsstelle ( Front ) geschleppt um
nicht negativ aufzufallen. Man überträgt dieses Verhalten heute auf den Job. Der Feind, dass sind wir alle.

Link zu “ Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind “ von Johanna Haarer
https://www.spektrum.de/magazin/paedagogik-die-folgen-der-ns-erziehung/1549585

youtube.com/watch?v=l-OP3B7Zkbo

Nashörnchen
Nashörnchen
5 Jahre zuvor

Daß Besserverdiener sich Privilegien leisten können, liegt wohl in der Natur der Sache. Kann man neidisch sein, muß man aber nicht diskutieren.
Was aber viele verdrängen: Otto Normal-Malocher hat im sozialistischen Arbeiter- und Bauern-Paradies jede Woche rund einen Tag länger gearbeitet – 43,75 Stunden war die Norm. Überstunden natürlich obendrauf, wie gehabt. Gereicht hat es trotzdem nie, zum Wochenende war dann gerne noch „Arbeitseinsatz“, selbstredend unbezahlt. Dafür gab es nur 15 Tage Urlaub.
Was sich heute „Gewinnmaximierung“ nennt, hieß damals „Planerfüllung ist oberstes Gebot“, sonst ändert sich nix. Sowas wie „Bournout“ und „psychologisch betreuen“ war noch gar nicht erfunden – wer meinte, nicht mehr zu können, ging auch nicht zum Arzt oder zum Arbeitsamt, sondern wurde zeitnah von der „Abteilung Inneres“ beim Rat der Stadt eingeladen. Und die haben einem dann schon erklärt, wie „überlastet“ man war. Spontanheilung inclusive. Also wenn das alles was mit der Wirtschaftsordnung zu tun hat, bin ich doch recht froh, daß wir jetzt eine andere haben…

Sheer Terror
Sheer Terror
Reply to  Nashörnchen
5 Jahre zuvor

Fahr mal bei Gelegenheit von Rostock nach Greifswald an der Küste entlang.
Leg Joanna Connor auf und überleg mal was du da Böses und Hetzerisches
über die DDR und ihre Bürger verbreitet hast !

https://www.youtube.com/watch?v=iSwoM7WIy5M

Nashörnchen
Nashörnchen
Reply to  Sheer Terror
5 Jahre zuvor

Tschuldigung. Woher soll der Ossi auch wissen, wie er gelebt hat, wenn’s der Wessi ihm nicht erklärt…

Sheer Terror
Sheer Terror
Reply to  Nashörnchen
5 Jahre zuvor

Ja echt ne Quälerei bei 1300 Mark Durchschnittsverdienst, 100 Mark inkl.Nebenkosten und Strom
für eine 80-100 qm Wohnung bezahlen zu müssen. Da bleibt ja kaum was übrig im Monat.
Ein echter Unrechtstaat, die DDR. Den Laden musste die Treuhand einfach zerschlagen.

Nashörnchen
Nashörnchen
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

Ja, isso. In den zwei Stunden kam dann immer der Genosse von der Betriebsparteileitung und hat aus dem Neuen Deutschland rezitiert, wie überlegen der Sozialismus ist…

Loco
Loco
5 Jahre zuvor

Offen zu seinen Schwächen zu stehen und einzuräumen, dass die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit erreicht sind, ist eine Stärke die in der heutigen Zeit nur wenige Menschen haben. Daher mein größter Respekt allen, die den Mut aufbringen dies zu tun und sich damit dem herrschenden Leistungswahn widersetzen.

Allerdings habe ich das Gefühl, dass im Fall von Sahra Wagenknecht dies nur die Spitze des Eisberges ist. Wenn man Äußerungen von Seiten von Sahras Gegnern innerhalb der Linkspartei genau unter die Lupe nimmt und sich die allgemeine Stimmung zu Gemüte führt kann man zu dem Schluss kommen, dass Überarbeitung, Burnout oder wie immer man es nennt, nicht der einzige Grund für den Rückzug sein kann.

Um es beim Namen zu nennen:
Hier war Mobbing im Spiel!

Wie auch immer, mein aufrichtiger Respekt für Sahra Wagenknecht, ihr bisheriges politisches Handeln und dem Mut zu ihren Grenzen und Schwächen zu stehen.

Schweigsam
Schweigsam
Reply to  Loco
5 Jahre zuvor

Wie gesagt, du schreibst Gutes…