Was ich schon für Bullshit geschrieben habe!
Klar, ich habe mich in den letzten elf Jahren, seitdem ich anfing zu schreiben, schon sehr verändert. Heute sehe ich Sachen anders, neige weniger zum Idealismus, ja bin aus manchem linken Dogma ausgebrochen. Vorwürfe nehme ich zur Kenntnis.
»Verräter!« Nie zuvor habe ich diesen oder einen ähnlichen Vorwurf so oft, so laut vernommen. Im Januar 2008 habe ich mit der Bloggerei begonnen. Damals lief das noch unter dem Label ad sinistram. Seit nun elf Jahren schreibe ich regelmäßig, ja fast täglich. Die publizierten Texte dürften im vierstelligen Bereich liegen – wobei klar ist, dass da auch viel Quatsch, viele schlechte Texte darunter sind. Vor Jahren habe ich Martenstein eine e-Mail geschrieben, in der ich mich bei ihm bedankte. Er, der kolumnistische Großmeister, versorgt sein Publikum seit langer Zeit mit teils echt guten, eloquenten und witzigen Beiträgen – aber mittendrin lese man auch immer wieder mal ganz miese Texte aus seiner Feder, schrieb ich ihm. Mich, den kleinen Blogger, befriedige das, ließ ich Martenstein wissen. Denn wenn die Großen der Zunft sich solche Einreißer leisten, heißt das doch folglich nur: Hier waltet Normalität – und die darf auch ich kleiner Blogger in Anspruch nehmen.
Martenstein antwortete mir mit einer ziemlich geistlosen Metapher, irgendwas darüber, dass eben manche Kartoffeln kleiner und manche größer seien. Nun, manches von dem, was ich publizierte, war mit zeitlichen Abstand kleinkartoffeliger Nonsens, häufig nicht richtig durchdacht – der Druck täglich (mittlerweile veröffentliche ich nicht mehr jeden Tag) etwas zu bringen, verursacht zwangsläufig, dass man sich was aus den Fingern saugt und auf weiße Mäuse schielt, die man da und dort gesehen und flugs beschrieben hat. Als ich mit der Bloggerei angefangen habe, da war ich erst 29 Jahre alt. In diesem Mai werde ich 41. Natürlich haben sich im Verlauf dieses Lebensjahrzehnts auch Ansichten verändert. Was ich als Endzwanziger noch an linken Idealismus in mir trug, hat sich abgenutzt, neu orientiert, empirisch anders justiert – Lebenserfahrungen prägen einen selbstverständlich. Man wird realistischer, vielleicht auch resignierter.
Neulich sprach ich mit dem besten aller Menschen zum Beispiel über Anpassung. Dass die eben einen schlechten Ruf unter Linken hat. Auch bei mir sah es vor Jahren so aus, dass ich den Begriff und was man damit konnotiert, rundweg und wortreich ablehnte. Heute sehe ich es anders. Die liberale Gesellschaft leidet nicht an Überanpassung, jedenfalls nicht dort, wo es notwendig wäre, sich auch mal einzufügen, im Zwischenmenschlichen beispielsweise – sie hat ein Übermaß an Unangepasstheit und Egomanie fabriziert und trichtert den Leuten ein, sie könnten immer alles haben und jeder sein. Man dürfe sich nicht als Teil der Gesellschaft sehen, sondern als Einzelspieler zwischen Einzelspielern. Anpassung, so sehe ich es heute, ist unbedingt notwendig, zumindest in einem gewissen Maße: Anders lässt sich gesellschaftliches Miteinander nicht denken und schon gar nicht bewerkstelligen.
Vor Jahren wäre ich im Dreieck gesprungen, wenn das jemand so gesagt hätte. Uniformes Denken, hätte ich das genannt. Nun ja, man reift und sieht Dinge anders. Auch etwaige Diskussionsbeiträge von einst würde ich heute anders formulieren, ja ich würde an manches Sujets auch grundsätzlich anders herangehen. Ich denke da nur an den Berliner Stadtteilbürgermeister Buschkowsky, den ich oft in die Nähe von Neonazis gerückt habe, weil er seine persönlichen Erfahrungen in seinem Kiez protokollierte. Die haben mir nicht gefallen, passten nicht in mein linkes Weltbild von damals. Was liegt näher, als dem Künder unliebsamer Nachrichten, quasi in alter Sultansmanier, den Kopf abzuschlagen? Heute würde ich sagen, der Mann war ja immer bemüht, er hätte gerne das Zusammenleben besser geregelt gesehen – Neonazis sind dafür ja nicht unbedingt berühmt.
Mittlerweile lebe ich selbst in einem Großstadtkiez. Auch das hat natürlich meine Wahrnehmung verändert. Hier ist nicht alles Kuschelrock, hier gibt es massig Probleme. Ähnlich wie Buschkowsky beschrieben hat. Dass der Mann dann für die Bildzeitung schrieb (und schreibt?), nehme ich ihm allerdings weiterhin übel. Selbst die Causa Sarrazin würde ich heute anders, weniger ideologisch behandeln. Nein, weiterhin sehe ich nicht, wo bei seinen genetischen Taschenspielertricks was Sinnvolles zu finden wäre. Er hat die Lebenssituation in Brennpunkten nach Rassen- nie nach Klassenkriterien dividiert. Aber ich habe seinerzeit halt auch, wie viele Linke, so getan, als breche da jemand in die multikulturelle Gemütlichkeit ein, erfinde jemand Probleme, nur um Stimmung zu machen. Erfunden hat er manchen Missstand, Clan-Strukturen oder No-Go-Areas zum Beispiel, leider ganz und gar nicht. Wer da wegblickt und so tut, als sei mit der Diskreditierung eines Sarrazins jedes Problem behoben, litt an politischer Unreife – und ich zähle mich da gerne in der Nachbetrachtung der Dinge dazu.
Habe ich heute jene Reife, an der es mir damals mangelte? Keine Ahnung, ich bin oft ratlos und als Experte für das TV würde ich mich nie und nimmer eignen, weil mir die Gabe fehlt, so zu tun, als hätte ich den vollen Durchblick. Wo ich aber durchblicke ist, dass ich im Laufe der letzten elf Jahre viel Quatsch publiziert habe. Aus selbst auferlegten Publikationsdruck zuweilen, auch weil ich mich als Getriebener in einer guten Sache sah, so als linker Weltenretter. Letztere rette ich sicher nicht – Bessere als ich haben da schon versagt.
Ich weiß schon, ich habe vorhin von Harald Martenstein geschrieben – und ich weiß wohl, dass er der bei vielen Leuten gar nicht gut ankommt. Eben weil er auch ganz viel Käse verzapft hat im Laufe der letzten Jahre. Damit steht er nicht alleine da – ganz vielen Kolumnisten und Feuilletonisten geht es da nicht anders. Augstein kommt mir da in den Sinn. Ich erlaube mir, Vielschreiber der ich nun seit mehr als einer Dekade bin, dies als Berufsrisiko zu bezeichnen. Wer dauernd liefern soll, wer von diesen Lieferungen auch noch leben muss und daher nicht einfach mal das Schreiben bleiben lassen kann, bis ihm was Besseres einfällt, der läuft nun mal Gefahr, irgendeinen verquasten, aus den Finger gesogenen Scheißdreck zu fabrizieren. Das sehe man uns schreibenden Leuten manchmal nach – jedenfalls dann, wenn der Text nicht vollkommener Bockmist ist.
Erstaunlicherweise gibt es gute Kommentatoren, die mal mehr, mal weniger schlechte Einsprengsel in ihrem Gesamtwerk aufzuweisen haben, ebenso, wie recht schlechte dieser Zunft, die aber auch richtig tolle Sache verbrochen haben. Beispiel der Stunde für die letztere Sorte ist für mich Jan Fleischhauer. In den letzten Monaten hat er oft Artikel geschrieben, die von einer gewissen Weitsicht zeugten. Dass das ein Dauerzustand werden könnte bei ihm, glaube ich allerdings nicht. Es ist im Moment nur einfach ziemlich leicht, den linken Spinnereien der Stunde mit halbwegs nachvollziehbaren Vernunftsargumenten beizukommen. Neben den Genderfanatikern und No-Border-Leuten sieht man halt selbst als Fleischhauer schnell als Mann der gepflegten Ratio aus.
Ich habe viele kommen und gehen sehen. Erinnert sich noch einer an Stefan Sasse, den Oeffinger Freidenker? Oder an Kurt aka Roger Beathacker, einen bereits vor zehn Jahren verstorbenen Bloggerkollegen? Und was wurde eigentlich aus Jacob Jung? Ein halbes Jahr schrieb er fast täglich in seinem gleichnamigen Blog – Knall auf Fall war es aus, keiner wusste wo er abblieb. Jacob Jung war nicht sein richtiger Name. Was der Grund seines plötzlichen Untertauchens ist, bleibt ein Mysterium. Ich bin allerdings noch immer da. Aber wer weiß schon wie lange?
„Ich bin allerdings noch immer da. Aber wer weiß schon wie lange?“ …. noch ?
Mir scheint , du leidest unter einer kleinen Sinnkrise . Stell dich doch nicht so sehr in Frage. Das machen andere doch schon und zwar ständig. Entwickle dich in aller Ruhe weiter und am Ende wird sowieso der Vorwurf laut, die (der) Linke sei querfrontlerisch .
Das bekomme ich neuerdings oft zu hören, obwohl ich nicht schreibe sondern eher rede.
Das passiert immer dann , wenn jenen Mitmenschen die Argumente ausgehen.
Also entwickle dich und mache noch lange weiter wie bisher .
Herzlichst ✌️
Stefan B.
Sinnkrise stimmt schon. Wobei ich glaube, dass wir als Gesellschaft in einer solchen Krise stecken.
Aufhören werde ich deshalb nicht.
Ja, das kann ich absolut nachvollziehen. Auch ich stecke in einer Resignationskrise. Vielleicht auch Winterdepression . Weitermachen ist die richtige Antwort ?✌️
^^
„Stell dich doch nicht so sehr in Frage. “
Doch. Unbedingt. Darum geht es doch bei der Weiterentwickung.
Auch ohne diese öffentliche in Fragestellung entwickelte er sich bis dato weiter ?
Die Empirie gibt dir zwar recht, aber der Zweifel ist auch meinem Wesen immanent. Insofern, ich kann es eh nicht abstellen.
Je nach Quelle wird folgendes Zitat entweder Winston Churchill oder Georges Clemenceau attribuiert. In Italien wird es angeblich Benedetto Croce zugeschrieben. „Wer mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch ist, hat kein Hirn.“
Egal wer es prägte und man kann durchaus nächtelang darüber diskutieren. Für mich persönlich drückt es eben aus, dass sich die Welt ständig wandelt und man seine Meinungen und Überzeugungen nie als sakrosant verstehen darf. Es muss ja nicht gleich der extreme Weg „von links unten, nach rechts oben“ sein, aber starres Beharren auf einstige Überzeugungen helfen niemand weiter.
In diesem Sinne finde ich den Artikel für sehr ehrlich und gelungen. Bravo.
In Deutschland schreibt man das Hans Joachim Vogel zu
Es gibt auch Leute, die reden Bullshit, wie zum Beispiel dieser französischer Ex-Bankendirektor
Ex-Bankendirektor fordert „Anti-Porno-Schwur“ anstatt „Anti-Zins-Schwur“ zum Schutz der Familien ein
https://aufgewachter.wordpress.com/2019/01/08/ex-bankendirektor-fordert-anti-porno-schwur-anstatt-anti-zins-schwur-zum-schutz-der-familien-ein/
Zumindest was Stefan Sasse anbelangt, ist das nicht ganz korrekt. Stefan ist nicht weg, er publiziert nur inzwischen auf einem anderen Blog. Deliberation Daily
Im Prinzip so wie Du, Roberto. Von ad sinistram zu den neulandrebellen, nun als Mehrautorenblog. Das ist auf jeden Fall sinnvoll, da man so genügend Output hat, ohne sich dem Zwang des möglichst täglichen Veröffentlichens auszusetzen. Da hat man auch mehr Zeit, in Ruhe einen qualitativ guten Beitrag zu verfassen.
Das mit Sasse stimmt natürlich. Deshalb habe ich auch noch mal an den Oeffinger Freidenker erinnert. Denn da geht nichts mehr.
Oh, neee…lieber Roberto,
das ist bestimmt bei diesem Schietwetter nix anderes als eine Winterdepression!
Mach Dir einen “ Communard“ ( Rezept meines französischen Freundes, Mitglied der Parti communiste) Ein Glas ? Rotwein mit nen guten Schuss Cassis-Likör!
Färbt auch wieder von Innen rot!
Mach bloss weiter, besser guten “ bullshit“ schreiben als garkeinen!
Je t’embrasse
Christine
Kann man das auch mit Hellem machen?
Es gibt freilich auch andere gute Rezepte – aber danke dafür.
Jo, Roberto! Das heißt dann „Kir“….wenn Du es mit französischer Rülpsbrause ( Champagner) machst, ist es Kir Royal…
Also eher was für Macronisten..
Alloah
Christine
Das weiß keiner, irgendwann sind wir sicher alle weg vom Fenster. Klar scheint nur zu sein, dass es nicht der Reihenfolge nach geht. 😉
Beste Grüße
Ja, das mit der Reihenfolge ist eine der großen Ungerechtigkeiten, die nie in den Griff zu bekommen sind. Ich halte es beim Leben so, wie ich es auf Arbeit nie hielt – schön wäre nämlich: Als erster kommen als letzter gehen 😉
Ups….
Auf der Arbeit kam ich immer als Letzte und ging heim, bevor die Frühschicht kam…?
So ist es auch richtig! Nur so bleibt man gesund 😉
@Roberto J. De Lapuente
Das ist weise, treu nach dem Motto „Wer früher stirbt ist länger tot!“ 🙂
Ansonsten hoffe ich das wir Dich auch hier noch länger als Autor haben, gleichwohl ich nicht immer Deiner Meinung bin, was aber nichts macht, es es sogar das Salz in der Suppe!
Beste Grüße
@Heldentasse
Oh doch, nur das Prinzip dahinter ist unklar. 🙂
Ach, Museen, Industrie-Denkmäler, wir haben auf der letzten Kaffeefahrt (nee, es gab nicht nur Kaffee sondern auch Tee und Limo) mal ein Krematorium in Holland besichtigt… DIE ÖFEN! DIE ÖFEN! ^^
Tiefer darüber nachgedacht bedeutet dies aber schlussendlich auch, dass man sich nicht abwenden und niemanden ausschließen darf; eine gewisse Offenheit gar nötig ist und ein aufeinander zugehen zwingend erforderlich ist. Man kann doch nur in einer Sache kommunizieren (communicare), wenn man weiß um was es unter der Oberfläche geht.
D.h. also auch – neben Offenheit und aufeinander zugehen – den unbedingten Versuch zu unternehmen sich in das Gegenüber hineinzuversetzen (Emphatie).
Eine – an Dich, Roberto, persönlich gerichtete – Anmerkung:
Ich finde es wirklich ganz toll und äußerst wertvoll, dass Du dich so öffentlich und offen selbst reflektierst. Danke dafür.
Danke für das Lob, Gaby.
Ich mag Deine immer wieder überraschende Art. Weiter so und nicht verbiegen lassen!
Auch dir danke ich.
Hier schließe ich mich an und finde es außerdem sehr mutig. Leute, die ihr ganzes Leben lang dasselbe denken, sind mir eh suspekt. Wie verändern uns im Laufe unseres Lebens, oder sollten es jedenfalls. Darum geht es eigentlich. Solve et coagula. 😉
Konfuzius sagte:
Der Weg ist das Ziel.
Sind die Worte im voraus festgelegt, so stockt man nicht. Sind die Arbeiten im voraus festgelegt, so kommt man nicht in Verlegenheit. Sind die Handlungen im voraus festgelegt, so macht man keinen Fehler. Ist der Weg im voraus festgelegt, so wird er nicht plötzlich ungangbar.
Ooooohm….
Heldentasse…und Konfuzius sagte auch: “ Wenn irgendwo ein schwerer Unfall passiert, ist die Ente noch nicht da!“
Vive la vie ohne Ärbäx
Bonsoir
Christine
Chrissie, weißt Du eigentlich, daß man in den 70ger Jahren in dem sicherheitsliebenden Schweden mit der Ente gar nicht fahren durfte? Meine Schwester hatte eine Ente. Sie konnte das Ding ganz auseinandernehmen und wieder zusammensetzen.
Werter Roberto J. De Lapuente
nicht „die Ohren hängen lassen“!
Hör hier mal rein….wird Dir guttun.
https://www.youtube.com/watch?v=eec9hE-WZ0k
Hat mir schon früher oft geholfen und hilft mir heute immer noch.
MfG
biggerB
Ich habe in den letzten paar Jahren deine Wandlung durchaus miterlebt. Vieles kann ich nicht nachvollziehen, möglicherweise da ich nicht in einer Großstadt wohne (schon gar nicht in der Disser-Hauptstadt des Landes…) und denke auch dass viele dieser Probleme in dieser auch politisch gewollt sind und provoziert wurden. Auszusprechen brauche ich es sicherlich nicht, zu welchen Zweck…
Fleischhauer halte ich für einen ziemlich kalten und berechnenden Soziopathen… Und Sarrazin bedarf für mich keiner Diskussion.
Allerdings wird, wie es du schon in dem Artikel sagtest, von einer gewissen Klientel es diesen sehr leicht gemacht. Die Genderdebatte geht mit so etwas von auf den Sack und die vollkommen surreale No-Border-Politik der Grünen und einiger Linker ist ein Doppelfacepalm, da nicht einmal ansatzweise das ganze sozial verträglich durchzuhalten ist.
Selbst die EU-Freizügigkeit halte ich für einige Länder schon für massiv schädlich. Die gesamten östlichen und südöstlichen Länder der EU dürften eigentlich gar nicht dabei sein, beziehungsweise evtl. ein eigenes Abkommen haben, wenn überhaupt! Wenn man es Streng sieht, nicht einmal die gesamten Mittelmeeranrainer (bis auf Frankreich)! Erst müsste in jedem Land ein ähnliches soziales Absicherungssystem geschaffen werden, bevor man gedenkt den Arbeitsmarkt entsprechend durch ein Freizügigkeitsabkommen für die beteiligten Länder zu öffnen.
Letztendlich dient diese nur dazu um ein Race-2-The-Buttom noch zu zementieren und billigste Arbeitskräfte nach Deutschland holen zu können. Wobei selbst die anscheinend nicht mehr billig genug sind, wie man deutlich sieht und noch mehr „Fachkräfte“ aus dem Nicht-EU- Ausland anzuwerben um die Löhne weiter zu drücken und bloß nicht selbst auszugeben für Bildung und Co.!
Alle nur komplett irre und einige der Linken fallen sogar auf das heutige neoliberal motivierte Open-Border-Geschwätz herein… Dabei ist dieses auf den zweiten Blick massiv inhuman und gerade von linker Seite sollte mit linker Argumentation wie man es besser machen sollte um einer Open-Border-Politik in vergleichsweise ferner Zukunft (20+x Jahre? Keine Ahnung, aber bestimmt nicht heute!) realisieren zu können ohne das es massiv gesellschaftliche und soziale Verwerfungen gibt, die man schon jetzt durchaus beobachten kann…
Vielleicht kann ich mitreden. Ich war 30 Jahre in der Nutzfahrzeug-Presse tätig, 12 Jahre nebenberuflich, 18 als freelancer in Vollzeit. Ich sehe jetzt mal ab von den Artikeln, die man schreibt, weil monatlich bestimmte feste Kosten bedient werden müssen. Dann gibt es die Artikel, die man schreibt, weil die Anzeigenabteilung einen bestimmten Kunden besonders gewürdigt sehen will. Und schließlich das, was einen selbst interessiert. Bei mir ist das http://www.trailer-journal.com . Das mache ich heute noch, aber völlig stressfrei, denn ich bin seit zwei Jahren Rentner.
Als früheres Spiegelfechter-Kommentariats-Mitglied möchte ich bemerken, dass bei den Neulandrebellen zu schnell neue Artikel platziert werden.
Macht mal weniger. Gebt den Lesern Gelegenheit, auch 100 Kommentare durchzulesen. Bekanntlich macht kaum jemand in älteren Artikeln weiter, wenn der nächste schon da ist.
Um es mit Roger Chapman & the shortlist zu sagen: Slow down. Dann wird es mit der Reflexion über die eigenen Veränderungen bei der Einschätzung der gesellschaftlichen Wirklichkeit auch einfacher.
Das hab ich schon oft gedacht, lieber Roberto. Manche Perlen aus Deiner Feder entfalten ihren vollen Glanz erst nach mehrmaligem Lesen und zig Kommentaren. Gerade möchte man sich intensiver damit befassen, schwupps, wird man unterbrochen, und das nächste Angebot steht auf dem Programm. Vielleicht würde z.B.ein Hinweis auf ND reichen, und wer will, kann Deinen Artikel dort lesen, aber hier weiter diskutieren. 🙂
Nachtrag: es muß heißen ‚manche Perlen aus Eurer Feder‘, denn das gilt auch für Tom’s Artkel.
Hm, ja, also zum ND – ich habe dort wöchentlich einen Text. Die anderen muss ich ja hier bringen.
Grundsätzlich habt ihr ein bisschen Recht. Es gibt nicht wenig Texte für nur zwei Autoren – einerseits. Andererseits hauen andere Blogformate viel mehr raus am Tag. Es ist aber in der letzten Zeit oft was schiefgelaufen beim Publikationszeitraum. Oft gab es zwei Texte am Tag – mittlerweile sprechen wir uns da besser ab.
Bei mir ist es im Regelfall so, dass es einen Hiob beim ND gibt in der Woche. Dazu zwei Texte hier. Hin und wieder kommt was für den Rubikon oder das Makroskop dazu. Insofern ist das eigentlich übersichtlich.
Den Takt versuche ich zu halten, auch wenn es Phasen gibt, in denen ich schwer nach Themen ringe. In anderen Phasen könnte ich täglich publizieren. Interessant ist, dass ich im Text merke, wenn ich eine schlechte Phase habe – trotzdem werden diese Texte oft besser aufgenommen als solche, die ich für besser halte. Früher habe ich jedenfalls viel mehr geschrieben als heute – ich war in einer langen Phase bei ad sinistram aber auch arbeitslos, hatte mehr Zeitreserven.
Würdet ihr denn sagen, eine Taktung von täglich einen Text (entweder von Tom oder mir), ist Entschleunigung genug?
Ich habe Dich oft als selbstgefälligen und arroganten Pinsel beschimpft, der ein geradezu krankhaftes Liebesverhältnis zur sPD pflegt.
Mit diesem Text hast Du Dich (bei mir) ein gutes Stück weit rehabilitiert. Nicht, dass das (für Dich – oder irgendwen sonst) auch nur ansatzweise relevant wäre: ich habe mich selbst parallel dazu hinterfragt und ich habe für mich eine Antwort gefunden.
Danke dafür.
Anton Chigurh / Brian Du Bois-Guilbert
Nun ist es aber doch nicht so, dass ich damit sage: Alle meine Texte, in denen ich mein „krankhaftes Liebesverhältnis zur SPD“ auslebte, sehe ich heute als Fehler. Diese Texte eher nicht. Manche vielleicht schon, keine Ahnung, dazu bräuchte ich eine Analyse. Insofern denke ich, dass meine Rehabilitation bei dir, auf eine falsche Annahme deinerseits bauen könnte.
Nein. Allein die Bereitschaft zur Selbstreflexion Deinerseits ist es, das mich die Zeilen schreiben ließ, unabhängig von den Texten.
Gut, dann habe ich das falsch verstanden. Die SPD halte ich weiterhin für dringend notwendig. 😉 – Natürlich reformiert und so.
Es wird ja langsam besser, Roberto. Kopf hoch !