Die Renaissance der Hetze

Hartz IV-Betroffenen ging es in den vergangenen Jahren nicht gut. Es wollten sich ihnen keine Perspektiven eröffneten. Der Regelsatz sorgte für eine schrittweise und nachhaltige Verarmung. Stigmatisiert war man ohnehin. Eines war aber anders als in den Anfangsjahren, da das Arbeitslosengeld II zum größten Reformwurf aller Zeiten stilisiert wurde: Die Hetze von einst, sie war ziemlich verklungen. Nicht dass plötzlich das große Verständnis ausgebrochen wäre, Langzeitarbeitslose hatten freilich keine Lobby. Aber die von der Politik angefachte und vom breiten Journalismus angereicherte Kampagne, die man kannte, war vorbei. Thilo Sarrazins (SPD) Speisepläne und Pullover-Empfehlungen waren just in dem Augenblick vergessen, als die Deutschen merkten, dass Armut vielleicht gar kein persönliches Versagen sein müsse, sondern eine systemische Schieflage darstelle.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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10 Gedanken zu „Die Renaissance der Hetze

  • 28. März 2018 um 18:00
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    So bietet sich doch für einige auf die Frage: „Was ist zu tun, um meine Lage zu verbessern?“, als Alternative die simplere Schuldfrage an.

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    • 28. März 2018 um 21:01
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      Was ist zu tun, um meine Lage zu verbessern?

      Ich glaube kaum, das dieses nicht jemand tut… Und häufig werden einen mächtige Steine in den Weg gelegt!

      Nun ist die Frage, ob man sich nötigen lässt jeden Drecksjob anzunehmen oder auch nicht!
      Die Aussage die man hört das ein schlechter Job besser ist als keiner, ist m.E. dem wirklich verwerflichen übertriebenen Arbeitsethos in Deutschland geschuldet. Natürlich wird dieser von den Einflussreichen in der Gesellschaft hoch gehalten. So haben die ein Interesse daran, dass selbst die beschissenste Arbeit geadelt wird. Schließlich kann man dadurch die Menschen leichter ausbeuten…

      Diese Diskussion zur Zeit dient nur um einen weiteren Niedriglohnsektor zu etablieren. Mal wieder um vermeintlich gemeinnützige Arbeiten noch wertloser zu machen. (Es handelt sich eigentlich um ganz normale Jobs die wesentlich besser vergütet werden, als mit dem Mindestlohn… Dazu noch wieder vollkommen unausgebildete Kräfte als Erzieher auf Kinder loszulassen ist nochmals typisch Deutsch…! Da kann mal sehen als wie „WERTVOLL“ Kinder und Jugendliche in der Gesellschaft gelten… Schon schlimm genug dass der Beruf Erzieher in Deutschland kein Studium bedarf… In vielen anderen Ländern ist das so!

      Im Prinzip gibt der SPD-Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, es zwischen den Zeilen zu: Berlin kann es sich nicht leisten viele notwendigen Arbeiten vernünftig zu bezahlen.
      Einfache Methodik: Erfinden wir einen Neusprech-Begriff:
      Solidarisches Grundeinkommen…. So ist das ganze weder solidarisch, noch ein Grundeinkommen.
      Eine Nebelgranate die ihres Gleichen sucht!

      Antwort
      • 28. März 2018 um 21:53
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        Dass völlig unqualifiziertes Personal auf die Menschheit losgelassen wird , hat ja in Deutschland Tradition! Man schaue sich den Werdegang unserer Politiker an!
        In Frankreich müssen Erzieher und Erzieherinnen studieren und verdienen auch korrekt!
        Wenn das so weiter geht, fliegt bald der Bäckergeselle nen Airbus…für 1 Euro…

        Antwort
      • 31. März 2018 um 19:07
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        Also beim grob überfliegen, dachte ich zuerst an die Geschichte von Sisyphos der einen Stein den Berg hochrollte, was mir die Wikipedia, als „Arbeitsethos“ Deutschlands erklärt. Wobei dem zugrunde auch m.E.n. (genau wie in einem Comic das ich vor langer Zeit las), eigentlich die uns überlieferte Frage:“Was denn größer sei, die Energie, etwas gegen einen Widerstand zu beschleunigen, oder die Kraft, die diesen Widerstand erst hervorruft?“ – und wie wir damit umgehen….

        Antwort
      • 5. April 2018 um 12:24
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        Und wieder werden Gründe gesucht, den besonders abgehängten Teil der Langzeitarbeitslsoen auszugrenzen! Klar, machen wir Selbstbefriedigung zum Studienfach, schließen wir alle aus! Ja zur Bürgerarbeit, linksgedrehte Begriffe wie „Arbeitsethos“ sind hier mehr als frech!

        Antwort
  • 29. März 2018 um 14:23
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    Durch die Essener Tafel Geschichte, waren die Sozialabbauer wohl, kurzzeitig, in der Defensive, jetzt schlägt das Imperium
    der Neoliberalen wieder zurück.

    Antwort
  • 29. März 2018 um 16:43
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    Ich bin ja eh dafür die “ Diäten“ der Politiker an den HarzIV Satz anzugleichen und die Pensionen generell zu streichen, was für einen Großteil der Bevölkerung angeblich gut ist, muss für Politiker allemal ausreichend sein!!! Und kommt mir bloß nicht damit, dass sie dann käuflich wären, dass sind sie doch eh, und inkompetend und teilweise auch noch kriminell und Verfassungsbrecher obendrein!! Sonst bräuchten wir keine Lobbycontrol und es würden auch keine Bundeswehrsoldaten im Ausland bei Kriegseinsätzen sterben!!!

    Antwort
    • 29. März 2018 um 17:26
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      GANZ GENAU SO wäre das richtig! Und ohne Nebenjobs bei Konzernen!!!

      Antwort
      • 29. März 2018 um 18:47
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        @ChrissieR

        Man könnte ja bei der Bezahlung unsere „Volksvertreter“ so entlohnen, wie das bei Vertretern üblich ist, also Grundgehalt + Provision, letztere abhängig von der Höhe des erwirkten Mindestlohns, Beschäftigungsgrad, Reallohnzuwachs etc. und während der aktiven plus Karrenzzeit keine Beschäftigung in der freien Wirtschaft.
        Dafür gibt es dann wie früher ein Übergangsgeld, gemessen anteilig am Durchschnittseinkommen der aktiven Zeit.

        Träumen darf man ja noch steuerfrei und ohne Fake-News-Sperre. 🙂

        Antwort
  • 29. März 2018 um 17:04
    Permalink

    Naja, dem jungen Mann fallen wegen Skorbut auch bald die Zähne aus,
    wenn er vom Regelbedarf noch angeblich 100 € zurücklegen kann.
    Kein Grund zur Hetze.
    Viel besser ist das Thema, wie sich die Organisierte Kriminaltät auf
    die Plünderung der Sozialkassen spezialisiert hat. Mittlerweile ein
    Unterweltgeschäft wie Drogenhandel, Menschenhandel und Schiebereien
    aller Art.
    Der Staat guckt diesem Treiben ziemlich hilflos zu. Wer die Staatsquote
    drückt bis es quitscht, braucht sich nicht zu wundern.

    Buch:
    Egbert Bülles: Deutschland, Verbrecherland ?

    Antwort

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