Progressive Heimatgefühle
Da haben uns Linken die Konservativen aber was vor die Nase gesetzt: ein Heimatministerium. Einen Heimatminister außerdem, der tief aus dem kleinbürgerlichen Milieu der süddeutschen Provinz stammt. Dort, wo die Schwarzen, also die Christsozialen, noch Heimat mit tiefen Schlucken aus dem Maßkrug schlürfen. Bislang haben diese Leute nur von Leitkultur salbadert, meist in irgendeinem Dialekt, der nicht angedacht war, als man im Zuge der Reichsgründung festhielt, dass das hannoveranerische Hochdeutsch zur Leithochsprache standardisiert werden sollte. Nun haben sie allerdings ein Hochamt über die Deutungshoheit der Heimat. Und das kommt nicht von ungefähr.
@ Roberto schreibt:
„Denn in der neoliberalen Vorstellung ist der Mensch ein heimatloses, d. h. ein nicht sesshaftes Wesen, ruhelos und ohne Basis. Ein Entwurzelter, dem man Flexibilität und Mobilität geradezu aufdrängen muss.“
Das ist richtig, so sehen die Profiteure des neoliberalen Wirtschaftsmodells die Arbeitskräfte. In Ländern, in denen die Menschenrechte weniger ausgeprägt sind als in Mitteleuropa, fristen die Wanderarbeiter ihr Leben unter finanziell und sozial übelsten Bedingungen. Der Osten dieser Republik verliert seit der sog. Wiedervereinigung weiterhin junge Menschen, weil sie ihren Job-Chancen hinterherziehen. In Westdeutschland in den im Politikerjargon so bezeichneten strukturschwachen Regionen sind ähnliche Phänomene zu beobachten. Im internationalen Maßstab wächst die Zahl die Kriegs- und Umweltflüchtlinge stets.
Wo soll da noch „Heimat“ sein? Wie soll dieses Wort „links“ zu definieren sein? Da gibt es nur die Möglichkeit, die neoliberale Doktrin in Frage zu stellen, sie mit neuen Inhalten zu füllen. Aber wer soll das in dieser Republik tun? Die Mitte-Parteien etwa? Die Linkspartei? – Da, denke ich, haben es Seehofer und Freunde leichter, wenn sie ihren Heimat-Begriff an die Landschaft, die Region und die daraus entsprungene Kultur knüpfen. Einfach weil er konkret, verstehbar und handlungsnah ist.
Eine linkssoziologische Begriffsdefinition, die eine politische Theorie des Internationalismus einschließt, wird keine Chance haben. Die Reden der AfD-Politiker, die Heimat nah am Nationalsozialismus definieren, kommen emotional außergewöhnlich gut an. Da tobt der Saal. Aber in echt. Nicht so wie bei den etablierten Parteien, die choreografiert ihren Vorderleuten standing ovations entgegenbringen, damit die Journalisten über die Länge dieser Aktion berichten können. Ohne Gefühl, also Heimatgefühl, wird die Linke nichts reißen.
@Rudi
Da stimme ich dir zu , doch was ist Heimat?
Ist Heimat nur die Stimme des Kuckucks, das Grunzen der Wildsau im Unterholz oder das Röhren des Hirsches im Wald, oder auch das Brüllen des Eisbären und das Heulen der Hyäne in der Serengeti?
Dies Alles ist unsere Heimat, sie läßt sich nicht nur auf Länder und Regionen begrenzen.
Dieser Planert ist endlich, ein geschlossenes System, mit dem wir verbunden sind, nicht entfliehen können und so müssen wir ihn auch betrachten.
Der Begriff „Heimat“, als etwas losgelöstes vom Ganzen, ist nur ein hohler Begriff , der Distanz suggeriert, wo gar keine ist.
Dies und nichts Anderes gilt es zu vermitteln.
@ Robbespiere
„Der Begriff „Heimat“, als etwas losgelöstes vom Ganzen, ist nur ein hohler Begriff , der Distanz suggeriert, wo gar keine ist. Dies und nichts Anderes gilt es zu vermitteln.“
Und jetzt? Wo ist der Punkt, der die Differenz zum landläufigen Begriff „Heimat“ ausmacht? Das Globale des Planeten kann es nicht sein, sonst hätten die Neoliberalen alle Argumente auf ihrer Seite, die andauernde Mobilität der Arbeitskraftbesitzer verlangen. Die urbanesken Spitzenangestellten, denen wichtig ist, mal in dieser oder in jener internationalen Metropole gearbeitet und gelebt zu haben, sind als Messlatte wenig tauglich. Denn diese könnten am wahrscheinlichsten den Globus als Heimatregion emotional verinnerlichen, wenn die Hungerregionen ausgenommen werden. Es muss schon etwas „Losgelöstes“ und Spezifisches sein, das „Heimat“ ausmacht: „Mia san mia.“
Die Benutzer dieses Spruches meinen: „Wir Bayern sind einfach stolz Bayern zu sein und sehen keinerlei Veranlassung uns irgendwelchen fremden Regeln oder Bräuchen unterzuordnen. Wir müssen auch nicht gemocht werden, es ist uns egal ob man über unsere Lederhosen und Traditionen witzelt. Wir haben ein unerschütterliches Selbstwertgefühl, welches wir Tag für Tag zum Ausdruck bringen.“
http://www.mia-san-bayern.de/brauchtum-kultur/mia-san-mia/mia-san-mia.php
@Rudi
Der landläufige Begriff „Heimat“ ist eine rein subjektive Kategorie, die objektiv nicht existiert.
Das universelle Prinzip von Ursache und Wirkung kennt keine Grenzen, keine Inseln der Glückseligkeit, auch wenn das nationalistische Spinner vorgaukeln und ihre Gläubigen das gerne hören.
So ein Idyll ist natürlich bequem, weil es Einen gefühlt von der Verantwortung für die Folgen der eigenen, destruktiven Lebensweise enthebt und sie den Opfern aufbürdet.
Sie werden ’subjektive‘ Kategorien nicht entwerten können, nur weil Sie ihnen diese Subjektivität attestieren. Natürlich ist Heimat keine Kategorie, zumal wovon, von Emotion? Kennen Sie objektive Emotionen, oder objektive Kategorien? Welche und wessen subjektive Entscheidung hat diese geschaffen? Sie sehen, die Dinge werden schnell unübersichtlich, wenn man sich einer unsauberen Sprache bedient. Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass Heimat als Gefühl ein sentimentales Konstrukt ist, ähnlich wie Liebe oder Freundschaft – Ihnen wird da sicher noch mehr einfallen. Der Wert dieser sentimentalen Konstrukte zeigt sich in Begriffen wie Identität, die für die allermeisten Menschen u.A. durch andere Menschen und Orte konstituiert wird. Der alltägliche Missbrauch durch rechtsextreme, sprich rassistische, sexistische, nationalistische, kurz reaktionäre chauvinistische Misanthropen, ändert nichts an dieser doch ziemlich infantilen Weltsicht. Nur Sie kommen mit „Der landläufige Begriff „Heimat“ ist eine rein subjektive Kategorie, die objektiv nicht existiert.“ auf keinen grünen Zweig (um mal etwas heimatlich Vertrautes in den Sprachgebrauch einzubringen).
@Drunter+Drüber
Heimat ist da, wo man beim Kacken die Tür offen lässt.
Heimat ist da, wo man beim Kacken die Tür offen lässt, und dafür keinen Anschiss erhält!
Beste Grüße
OFF
Pressemeldung
Söders Wohnungsdeals im Zwielicht: Geldwäsche-Verdacht im Umfeld des GBW-Verkaufs.
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/extras/pressemeldung-soeder-100.html
Über „Heimat“ gibt es doch auch Filme! Der m.E. beste ist Schloss Hubertus, wo der reaktionäre Graf Egge Sennefeld an der Folge von getrockneter Adler- Scheiße in den Augen erblindet. Da kommen wahre Heimatgefühle auf.
Beste Grüße