… und dann wollte er mir an die Eier!

#metoo! Jetzt hat es mich auch erwischt. Ein Sexist wurde mir gegenüber übergriffig. Zum Glück nur verbal – es geschah via Facebook. Weiß der Deibel, was geschehen wäre, wenn da kein Glasfaserkabel zwischen uns gelegen hätte.

Alles ging mit Jens Berger los. Nein, er belästigte mich nicht. Er schrieb was über die neue Prüderie und diesen neuen Viktorianismus à la Jane Austen. Es sei »nichts Neues, dass der Mensch meint, sein Balz- und Sexualverhalten durch zeitgemäße Verhaltensregeln und Vorschriften einzuhegen«, schrieb Berger. Ich setzte ein Like und dann ging es schon los, einer antwortete mit der wohl rhetorischen, aber nicht gerade sokratischen Frage: »Sammal, wer hat dir eigentlich in den Kopp gekackt, Junge?« Berger antwortete, ich antwortete und der Typ, ein linker Genosse übrigens, legte da erst richtig los, dauernd brachte er meine Hoden und meine Libido thematisch ins Spiel. Ständig reduzierte er mich auf meinen Fortpflanzungsapparat und stufte mich als notgeilen Mann ein, dem er einen »fetten Tritt in [seine] Viagraeier« verpassen möchte.

Me too! Jetzt ist es mir also auch passiert. Ich wurde sexistisch von der Seite angepatscht, weil ich nicht so wollte, wie es sich dieser Verteidiger einer hysterischen Debatte vorgestellt hatte. Direkt ein verbaler Griff ins Gehänge und damit jemanden lächerlich machen wollen, der andere Ansichten hat oder glaubt, dass der ganzen Debatte ein großes Maß an Entspannung wirklich gut tun würde: So lief das. Denn freilich ist nicht alles, was da draußen passiert, gleich Sexismus. Nicht jede Frau, die von jemanden angesprochen wird, der ihr nicht gefällt, ist gleich ein Opfer der Männerwelt. Ganz einfach deshalb, weil nicht jeder Mann eine Abfuhr mit gewaltsamer Triebbefriedigung oder auch nur verbaler Entgleisung kontert.

Ich will nicht behaupten, dass diese Debatte einen neuen antimaskulinen Sexismus entstehen lässt, aber so wie Jens Berger ganz richtig meint, dass da eine neue Prüderie waltet, ist es dann schon. Ganz so falsch ist der sexistische Antisexismus als These dann jedoch wohl auch nicht, wenn man beäugt, mit welcher Reduzierung auf die Sexualität man die Kritiker der Hysterie penetriert. Das ist ja auch das billigste Format, um sich den Stimmen der Maßhaltung gar nicht erst stellen zu müssen. Die Sexualisierung der kritischen Substanz ist der ganz besonders perfide Kniff der Antisexisten. Sie drehen den Spieß einfach um und können sich dann als bessere Menschen fühlen. Freilich sind nicht alle so, aber eben doch viele, die im Hysteriekritiker gleich immer den alten, geilen Mann wittern – denn nur solche Typen könnten ja so empfinden. Nur der Tatscher, der Vergewaltiger und Casanova profitiert ja davon, dass er die Debatte als einen Irrweg abtut.

Echt? Wären nur diese Schmierlappen Profiteure? Und wie steht es mit der Debattenkultur? Mit dem Erkenntnisgewinn? Mit einer analytischen Genauigkeit, die vielleicht auch das gesellschaftliche Bewusstsein verändert? Wie steht es mit den guten alten demokratischen Tugenden, wie Einzelfallbetrachtung und nicht alles über einen Kamm scheren zu dürfen? Anders gesagt: Wäre die Gesellschaft als solche nicht Profiteurin einer Debatte, die sich selbst entspannt und die zwischen wirklichen sexistischen Übergriffen und Strukturen und solchen, die mehr oder minder als Lappalie durchgehen, unterscheidet? Wie wenig Imaginationskraft muss man bitte sehr haben, wenn man so tut, als sei der Kritiker in dieser Angelegenheit an sich auch immer gleich ein Vertreter der Fummelei und anderer Übergriffigkeiten?

Dabei sah selbst etwaige feministische Kritik im Lande die Sache ganz ähnlich. Es ist ja nicht immer alles falsch, was aus diesem Äther blubbert. Das hat dem Sexisten, der mir an die Eier wollte, dann auch jemand via Facebook erklärt. Er akzeptiere diese Kritik der Feministinnen ja auch, antwortete er, aber »chauvinistisches Gebrülle« nicht. Anders gesagt, als Mann habe ich die Leitlinien und Ausuferungen der Debatte entweder affirmativ abzunicken oder aber meinen Mund zu halten. Frei ist das Subjekt in seiner inhaltlichen Positionierung nur, wenn es weiblich ist.

Dabei möchte ich bei solchen Themen immer nur eines: Die soziale Frage inkludieren und die Trittbrettfahrer aussieben. Manches was da draußen passiert, egal zu welchem Thema, ob es jetzt eben Sexismus ist oder aber soziale Aspekte oder multikulturelle Diskrepanzen, muss man einfach mal aushalten können. Nicht alles ist immer gleich Sexismus, Ausbeutung oder Rassismus. Es gibt Grautöne und es gibt eben kein Leben, durch das man sich frei von jeglicher Antastbarkeit winden kann. Diese Einsicht wurde bei #metoo leider vollkommen außer Kraft gesetzt. Da steht die Vergewaltigung gleich neben dem doofen Blick eines bärtigen Kerls am Verkaufsregal, der ganz sicher was vorhatte, wenn nicht zufällig mehrere Leute beim Einkaufen gewesen wären. Früher auf dem Schulhof fragten oft die Raufbolde zu Einleitung, was man so doof gucke. Gucken dürfe man doch wohl, antwortete man. So ähnlich benehmen sich da draußen viele, die ins #metoo einstimmen.

Dass man mir gleich unterstellt, ich hätte nur aus hormonellen Motiven dagegengehalten, macht mich ehrlich gesagt betroffen. Und dass man mir dann verbal in den Schritt fasst und als Luder (»Na, du willst es doch auch!«) behandelt, ist ein schönes Bild, das leider auf viele der Kämpfer für mehr Gerechtigkeit da draußen zutrifft. Sie wollen halt mitmischen, progressiv sein und sind am Ende die gleichen alten Sexisten, die sich männliche Kritik nur als Schwanz denken können. Was rege ich mich denn auf? Wahrscheinlich hat der Typ einfach nur einen kleinen Pimmel.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Heldentasse
Heldentasse
6 Jahre zuvor

ein linker Genosse übrigens, legte da erst richtig los, dauernd brachte er meine Hoden und meine Libido thematisch ins Spiel. Ständig reduzierte er mich auf meinen Fortpflanzungsapparat und stufte mich als notgeilen Mann ein, dem er einen »fetten Tritt in [seine] Viagraeier« verpassen möchte.

Wenn man die sPd öffentlich als politisch womöglich läuterbar deklariert, ist das vermutlich ein falsches Signal an so manche Genossen, und sie wollen einfach nur mehr von Dir. 😉

Beste Grüße

ChrissieR
ChrissieR
6 Jahre zuvor

Gut, nach der Ächtung und beinahe Kriminalisierung der Raucher nun die neue Prüderie. Wann kommt dann die Prohibition? Muss ich wissen, dann lege ich mir noch ausreichend Alkoholvorräte an!
Ich halte diese gesellschaftliche und staatliche Bevormundung selbsterkorener Bessermenschen bald nicht mehr aus!
Mich fickt der Staat jeden Tag, interessiert das etwa #metoo????
John porno , amigos

Heldentasse
Heldentasse
6 Jahre zuvor
Reply to  ChrissieR

Die Woche geht ja mal wieder zünftig los, von mir aus Daumen hoch. 🙂

Allerdings könnte es auch sein, dass mit #metoo ein Eber durchs Dorf getrieben wird, um damit wirkungsvoll von den richtigen Sauereien abzulenken. Auch ist m.E. die Art wie man mit solch wichtigen Themen umgeht, geeignet eine offene und sachliche Debatte zu verhindern, weil das Ergebnis bzw. das politisch korrekte Meinungsspektrum ja schon vorgeben ist.

Beste Grüße

ChrissieR
ChrissieR
6 Jahre zuvor
Reply to  Heldentasse

Das war spontan auch mein erster Gedanke, das mit der Sau (pardon, dem Eber) durchs Dorf und so…
Wenn ich Politikerin wäre, würde ich alle drei Monate ne Fussball- WM machen, dann wäre das Volk völlig sediert…

Nashörnchen
Nashörnchen
6 Jahre zuvor
Reply to  Heldentasse

Ich glaub ja nicht, daß da irgendein Eber durchs Dorf getrieben wird. Ist ja schließlich nicht wie dieses Internetz, wo ausschließlich nur Trumps und Putins und russische Bots und Nazis zu finden sind. #metoo ist anders, da ist schon alles die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit: Frauen, die ihren ganzen Lebensinhalt darin sehen, für sehr viel Geld ausgedachte Geschichten zu erzählen, sind selbstverständlich uneingeschränkt glaubwürdig. Frauen, die jeder Paparazzi-Kamera, die ihnen hingehalten wird, bereitwillig Körperteile zeigen, die ihre Peiniger gar nicht haben, können sich gegen dumme Sprüche natürlich auch nicht wehren. Frühestens nach 30 Jahren Schockstarre. Isso.
Nur eins hab ich noch nicht so ganz verstanden: Wie ist Inge Meysel an hunderte Filmrollen gekommen und eine der berühmtesten Schauspielerinnen geworden? Man weiß es nicht…

asisi1
asisi1
6 Jahre zuvor
Reply to  ChrissieR

seit 50 jahren arbeite ich und werde vom Staat ausgesaugt. wenn ich jetzt sehe wo das ganze geld hingeht wird mir schlecht. leider kann ich die zeit nicht mehr zurück drehen. wenn ich es könnte, würde ich hier keinen finger mehr rühren.

Schlitti
Schlitti
6 Jahre zuvor

Was diesem Blog noch fehlt, sind Pimmelwitze – Erst dann ist er intellektuell am Boden !

Schlitti
Schlitti
6 Jahre zuvor

Ein australischer Bauer besucht einen Tiroler Bauern
im Rahmen eines Studienaustausches. Nach einiger
Zeit fragt der Australier: „Du, habt ihr eigentlich auch Kühe?“

Der Tiroler wortkarg: „Ja!“

Nach einiger Zeit fragt der Australier wieder: „Du, habt
ihr auch Schafe?“ Der Tiroler wieder: „Ja!“

Ganz verzeifelt fragt der Australier nochmals:
„Du, und habt ihr auch Kängurus in Tirol?“

Jetzt wird der Tiroler hellhörig: „Kängurus, nein,
aber was sind eigentlich Kängurus?“

Freudestrahlend der Australier: „Kängurus sind
Tiere, die auf dem Schwanz sitzen.“

Da antwort der Tiroler Bauer : „Jetzt weiß ich,
was du meinst, solche Viecher haben wir auch,
aber bei uns heißen sie Filzläuse oder Sackratten.“

Nashörnchen
Nashörnchen
6 Jahre zuvor

Biologieunterricht in der Schule. Die Lehrerin fragt die Kinder, was es am Menschen alles doppelt gibt. Da kommen dann Antworten wie Hand, Auge, Ohr usw. Nur Fritzchen sagt: „Pimmel.“
„Nee, nee, Fritzchen“, sagt die Lehrerin, „das ist total falsch.“
„Nein,“ sagt der, „mein Papa hat zwei, morgens einen Kleinen zum Pipi machen – und abends einen Großen, damit putzt sich Mutti immer die Zähne.“

Heldentasse
Heldentasse
6 Jahre zuvor

Kennst du einen guten?

Ich weiß nun nicht ob es ein wirklich gelungener Witz ist, oder ob ein pöser Chelm deren Webseite gehackt hat oder sie haben gar wirklich Probleme unten rum? Wie es auch sein, wenn man nämlich in die Suchmaschine seines geringsten Misstrauens „SPD Penis“ eingibt, haben die im Ortsverein SPD Glan-Münchweiler folgende Seite Penis Geruch – warum es auftritt und wie man der Fischgeruch loswerden online gestellt. Der politische Nutzwert wird aber vermutlich überschaubar sein, und ein grundsätzlich linkes Thema ist es auch nicht. Aber vielleicht sagt man denen mal besser Bescheid das es womöglich potentielle WählerInnen abschreckt.

Beste Grüße

Robbespiere
Robbespiere
6 Jahre zuvor
Reply to  Heldentasse

Wie es auch sein, wenn man nämlich in die Suchmaschine seines geringsten Misstrauens „SPD Penis“ eingibt, haben die im Ortsverein SPD Glan-Münchweiler folgende Seite Penis Geruch – warum es auftritt und wie man der Fischgeruch loswerden online gestellt

Ist vielleicht ein Hinweis, wo bei den Genossen der Verstand sitzt, denn wie heißt es im Volksmund:
Der Fisch fängt vom Kopf her an zu stinken. 🙂

ChrissieR
ChrissieR
6 Jahre zuvor
Reply to  Robbespiere

Diese Penisfischgeruchseite ust aber wohl von nem chinesischen Gebrauchsanleitungen-Übersetzer verfasst worden…

Schlitti
Schlitti
6 Jahre zuvor
Reply to  Heldentasse

“ SPD – Penis “ ist ein parteiinternes Synonym für Chulz.
Das ist schon korrekt so. Das muss so.

Mordred
Mordred
6 Jahre zuvor

„Meiner ist nicht nur kurz, sondern auch dünn.“ <- Bester Anmachspruch

ChrissieR
ChrissieR
6 Jahre zuvor
Reply to  Schlitti

Oder wie Otto als offensiver Buchhändler : “ Du kaufst mir jetzt den Simmel ab, sonst schneid ich Dir ins ….Ohrläppchen!

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[…] Weiß der Deibel, was geschehen wäre, wenn da kein Glasfaserkabel zwischen uns gelegen hätte.Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Facebook: Freiheitsgarant und Verfassungsorgan? Nachdem man Storch und Weidel in […]

ChrissieR
ChrissieR
6 Jahre zuvor

Also echt! So ein Fass aufzumachen, nur weil viele Menschen das galante Flirten nie erlernt haben…hier in Frankreich knistert es fasr immer zwischen Mann und Frau…und ich finde, das ist ein Ausdruck von Menschlichkeit!
Plumpe Anmache von teils besoffenen Fahrgästen im Spätdienst habe ich ganz einfach gelöst: Entweder Schnauze halten und gaaaaanz nach hinten durchgehen oder – ab der nächsten Haltestelle ARAL- Werbung ! ( I‘ m walking….)

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