Politik und Bauchgefühl: Warum die Gewalt weiter zunehmen wird

Kommt es hierzulande zu Gewalt, wird diese als etwas beschrieben, das sich außerhalb des normalen Lebens, außerhalb der Gesellschaft befindet. Wer sich nicht lauthals und vehement distanziert, gilt als potentieller Täter, der geächtet wird. Doch Gewalt ist Bestandteil unseres Lebens. Tendenz: steigend.

Zuletzt war es der Gipfel der G20 in Hamburg, der eine scheinbar ausufernde Form der Gewalt zur Folge hatte. Die Täter, angeblich „Linksradikale“ seien weder an der Kritik am Gipfel interessiert, noch hätten sie eine demokratische Legitimation für ihre Taten. Sieht man einmal davon ab, dass diese Darstellung verkürzt und unvollständig ist, lohnt ein Blick auf die Gründe für die Gewalt. Auch in Hamburg gab es nicht „die Gewalt“ oder „die Gewalttäter“, sondern unterschiedliche Gruppen und Beweggründe.

Bilder ohne Aussagekraft

Zum einen gab es mehr Bilder massiver Gewalt, als diese tatsächlich stattgefunden hat. Befeuert durch die sozialen Medien und die Möglichkeit, Live-Streams in Echtzeit online zu stellen, entstand der Eindruck, die zügellose Gewalt hätte die gesamte Innenstadt Hamburgs heimgesucht. Dabei wurde zum anderen die friedliche, weit größere Demonstration weitgehend ausgeblendet, und zwar sowohl von den professionellen Medien als auch von den Privatleuten, die die Ausschreitungen filmten.

Ohne Zweifel gab es Gewalt, und ohne Zweifel hat diese an einigen Stellen Formen angenommen, die grenzenloser Zügellosigkeit glichen. Brandstiftung, zerstörte Fensterscheiben und geplünderte Geschäfte ließen die meisten Zuschauer fassungs- und ratlos zurück. Dennoch hat die Gewalt einen verhältnismäßig geringen Teil des Protestes ausgemacht, dabei jedoch die maximale Wirkung erzielt. Nicht erst seit dem G20-Gipfel in Hamburg ist deutlich geworden, dass Bilder friedlichen Widerstands wenig Interesse hervorrufen. Wenn wir uns an die fast ausnahmslos friedlichen Demonstrationen gegen TTIP 2016 erinnern, dann wissen wir, dass die Demo mit mehr als 200.000 Menschen gemessen an ihrer Bedeutung nicht viel mehr als eine Randnotiz in den Medien gewesen ist, die weit entfernt davon war, noch Tage oder sogar Wochen mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Wäre es zu Ausschreitungen gekommen, hätte die Sache gänzlich anders ausgesehen. Doch die Bilder der TTIP-Demo konnten keine Wirkkraft entwickeln, weil ihnen der „Drive“ fehlte.

Gewalt bietet diesen „Drive“. Doch das allein macht nicht die Faszination an Bildern von Gewalt aus. Es ist zusätzlich die Tatsache, dass friedlicher Protest faktisch (fast) keine Wirkung entfaltet. Wir erinnern beispielsweise uns an Sigmar Gabriel, der zwar 2016 publikumswirksam vermeldet hatte, TTIP sei gescheitert, ja sogar „mausetot“. Doch das war im August, also noch vor der großen Demonstrationen, und es lag an Verhandlungsproblemen. Kurz nach den Demos übte Gabriel massiven Druck auf die SPD-Parteibasis aus, sich für das andere Freihandelsabkommen, Ceta, auszusprechen. Doch die Demonstrationen hatten sich zuvor auch dagegen gerichtet. Die Kundgebungen gegen die Freihandelsabkommen haben letztlich also nichts bewirkt, Angela Merkel ignorierte den Protest einen Monat später einfach . Und erst vor Kurzem konnte man nachlesen, dass TTIP für die SPD wieder ein Thema ist.

Friedlicher Protest ohne Gewalt ist doppelt uninteressant. Erstens weil die spektakulären Bilder fehlen, die inzwischen wichtiger geworden sind als die Gründe für Widerstand. Und zweitens, weil sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass eine noch so große Demonstration letztlich nicht auf die politischen Entscheidungsträger wirkt. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Betonung Angela Merkels darauf, dass Protest gegen den G20-Gipfel völlig in Ordnung sei, so lang es nicht zu Gewalt käme, bezeichnend. Denn die Botschaft dahinter lautet: Ihr könnt demonstrieren, Auswirkungen – welcher Art auch immer – darf das aber nicht haben.

Mit anderen Worten: Protest darf bunt und muss friedlich sein, er muss jedoch folgenlos bleiben. Dass dies in Hamburg nicht geglückt ist, liegt an unterschiedlichen Dingen, zum Beispiel am Austragungsort, der geradezu prädestiniert für die Entstehung von Gewalt war. Und an der Strategie der Polizei, die schon früh zur Eskalation beitrug.

Von wem auch immer und wann genau die Gewalt ausging und eskalierte, sie löste bundesweite Debatten darüber aus, wie mit Gewalttaten umzugehen sei und inwiefern politisch linkes Denken gesellschaftlich akzeptabel sei. Doch dieses Bild zerfällt schnell, wenn man etwas genauer hinsieht.

„Linke Gewalt“ als Exot der Gesellschaft

Geht man vernünftig an die Problematik heran, ist die Unterstellung, es habe in Hamburg vornehmlich „linke“ Gewalt gegeben, kaum haltbar. Denn niemand kann etwas über die Motivation eines schwarz gekleideten und vermummten Menschen sagen, der Steine wirft oder Auto ansteckt. Das mag in den 1970er Jahren noch einfacher gewesen sein. Wer damals auf eine Demo ging und sich für den schwarzen Block entschied, der war in der Regel politisch linksradikal eingestellt und der Meinung, dass friedliche Chorgesänge und Fahnen mit Friedenstauben nicht ausreichend waren, um bedeutsamen Widerstand zu leisten. Heute ist das schwieriger, was auch (aber nicht nur) an der Macht der Bilder liegt. Wo immer es die Aussicht auf Krawalle gibt, tauchen auch Interessierte auf, die sich keine Gedanken über die Gründe von Zusammentreffen machen. Sie nutzen vielmehr die Gunst der Stunde, um – geschützt durch die Masse oder unübersichtliche Situationen – Gewalt auszuüben. Eine politische Motivation fehlt. Der Gedanke an ein breites Publikum und die Chance, ins Fernsehen zu kommen oder auf Facebook geteilt zu werden, stachelt dagegen gewaltbereite Menschen an.

In Anbetracht der Tatsache, dass nach Hamburg Menschen aus ganz Europa angereist sind, ist es noch schwieriger, die Beweggründe der Gewalttäter auszumachen. Und es ist viel zu kurz gedacht und folgt einem Plan, die Gewalt ausschließlich der Linken (als politische Bewegung oder Partei) anzukreiden. Denn erstens muss sich die Politik so nicht den eigenen Fehlern stellen, die es zweifelsohne gibt. Zweitens verlagert sie die Diskussion auf einen oberflächlichen Nebenkriegsschauplatz, der zudem dazu geeignet ist, linkes Denken zu diskreditieren. Und drittens spielen seit den Ausschreitungen inhaltliche Dinge schon längst keine Rolle mehr.

Die Diskreditierung der Linken dient übrigens nicht nur dazu, sie bei der kommenden Bundestagswahl zu schwächen (was nach den derzeitigen Entwicklungen durchaus funktionieren könnte). Es geht noch weiter, denn da die Gewalt reduziert wird auf linkes Denken, wird eben dieses Denken als exotisch ausgemacht, als etwas, womit „die Gesellschaft“ nichts zu tun hat. Das Linke wird somit zu einem Fremdkörper, der sich außerhalb der Gesellschaft befindet, der letztlich geduldet wird, aber keine politische Berechtigung hat. Linkes Denken wird gewissermaßen aus dem gesellschaftlichen Denken eliminiert, mindestens aber der Versuch, dies zu tun, wird unternommen.

Mit der Gewalt wird übrigens ähnlich verfahren, was die gedachte, aber so nicht formulierte Strategie dahinter umso deutlicher macht:

Wir, die freie und demokratische Gesellschaft, haben weder mit der Linken oder linken Gedanken, noch etwas mit der Gewalt zu tun!

Doch beides – wenn auch nicht in dem kläglich lächerlichen Versuch, es in dieselbe Schublade zu stecken – gehört zum gesellschaftlichen Leben dazu. Die radikale Kategorisierung von linker Gewalt ist nicht weniger als der Versuch, das bestehende System einmal mehr als „alternativlos“ zu heroisieren und zügellose Gewalt mit linkem Denken gleichzusetzen. Eine absurde, aber funktionierende Methode.

Man kann darüber streiten, ob der Austragungsort Hamburg bewusst gewählt wurde, um Gewalt zu begünstigen. Man kann auch darüber sprechen, ob die polizeiliche Eskalation schon dem Zweck diente, einige Tage später über die Rolle der Linken insgesamt zu streiten. Man kann genauso darüber uneins sein, ob es in Hamburg staatliche Provokateure gab, die die Stimmung anheizen sollten.
Fakt ist jedoch, dass außer der Positionierung der Linken heute nicht mehr viel übrig ist vom G20-Gipfel in Hamburg. Die Linke wird zur Verantwortung gezogen für eine komplett missratene Gipfelplanung seitens der Bundesregierung. Und ein weiterer Punkt ist wichtig.

Kapitulation vor der Gewalt?

Die Frage wurde emotional geführt, das Ergebnis läuft immer auf eines hinaus: Es wird auch in Zukunft Veranstaltungen wie G20 geben, die in Städten wie Hamburg durchgeführt werden. Also selbst dann, wenn bekannt ist, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach zu Gewalt kommen wird. Die immer wieder geäußerte Begründung: Hätte man aufgrund zu erwartender Gewalt den Austragungsort geändert, wäre das eine Kapitulation vor den Gewalttätern gewesen.

Das ist eine zutiefst aggressive und eskalierende Haltung. Sie lässt nicht etwa Besonnenheit bei der Wahl des Austragungsortes walten, sondern unterstützt Gewaltbereitschaft nach dem Motto: „Kommt doch her, Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt!“ Zu Ende gedacht ist die Behauptung, man werde nicht vor Gewalttätern kapitulieren, erstens eine vorweggenommene Eskalation. Und zweitens die die offene Einladung an Gewalttäter jeglicher Couleur, zur nächsten Demo zu kommen.

Im Übrigen ist das Argument, man werde sich nicht vor Gewalttätern beugen, ein sehr kleiner Ausschnitt der Lebenswirklichkeit. Denn in Hamburg ging es nicht nur darum, mit einer überschaubaren Zahl von Gewalttätern zurechtzukommen. Es ging auch um den Rest der Bevölkerung, die – Privatleute wie Geschäftstreibende – unter dem Gipfel leiden mussten. Eine 82-jährige Frau erzählte, sie habe am Samstag des Gipfels Bilder des Zweiten Weltkrieges vor ihrem geistigen Auge gesehen. Sie sah, wie ihre Mutter sie an die Hand nahm, ein kleines, verängstigtes Mädchen und versuchte, den nächsten Bunker und somit das Überleben zu erreichen. Was in Hamburg geschah, weckte bei der Frau Erinnerungen, die sehr schmerzhaft waren. Wer verantwortungsvoll handelt, denkt nicht nur daran, ob und wie er mit Gewalttätern klarkommt, die er selbst anlockt. Er macht sich Gedanken darüber, wie die Bürger einer Stadt geschützt werden können.

Es geht also nicht um Kapitulation, sondern um die Fürsorgepflicht gegenüber gefährdeter Bürger. Doch genau diese war in Hamburg nicht zu sehen. Im Vordergrund standen a) die Gipfelteilnehmer und b) die Gewalttäter und c) die restlichen Demonstranten. Für den großen Rest reichten die geistigen und physischen Kapazitäten nicht aus.

Gewalt entsteht im Herzen

Wir sind weit entfernt von einem großen Aufstand oder gar einer Revolution. Doch es knackt im Gebälk. Die Ungleichheit im Land nimmt zu, während die Einflussmöglichkeiten der Bürger stetig abgebaut werden. Vielen Menschen wird die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe nach und nach entzogen, wirtschaftliche Probleme der Betroffenen führen zum Gefühl des Ausgeschlossenseins. Auf der anderen Seite verdienen Spitzenmanager immer mehr, werden Privatisierungsmaßnahmen ebenso an den Menschen vorbei beschlossen wie die kontinuierliche Erhöhung der Rüstungsausgaben. Auch die Wirkungslosigkeit einer Demo wie die gegen TTIP und die Machtlosigkeit gegen Hamburg als Austragungsort für den G20-Gipfel tragen zur wachsenden Unzufriedenheit der Menschen bei.

Politische Entscheidungen werden ohne Mitwirkung der Bürger oder auch nur deren Anhörung gefällt, während der flächendeckende Wohlstand längst Geschichte oder ein Märchen ist. Und selbst zu Zeiten vor der Bundestagswahl kann kein Gefühl für eine Veränderung entstehen. Ein Martin Schulz ist auch deswegen so erfolglos, weil er lediglich das Bestehende an einigen Stellschrauben ein wenig modifizieren will. Nicht einmal die Agenda 2010 steht für ihn zur Diskussion, an ernsthafte politische Veränderungen gar nicht zu denken. Das führt nur wenige Menschen zu den Ideen der SPD, die abgestanden wirken, lustlos und wirkungslos.

Die Menschen erleben seit Jahren, wie Grundrechte beschnitten, seit Wochen, wie Staatstrojaner eingesetzt werden und das Fernmeldegeheimnis abgeschafft wird. Sie erleben die Abschaffung des Bankgeheimnisses und stellen gleichzeitig fest, dass ihr Kühlschrank immer leerer wird. Selbst vor der Bundestagswahl werden von der Politik keine grundlegenden Fragen mehr gestellt oder gar grundsätzliche Forderungen formuliert, das gilt also längst nicht nur für die SPD. Aus dem Bauch heraus entsteht zunächst einmal innerer Widerstand, der sich in einer abwehrenden Haltung gegenüber staatlicher Autorität äußert. Das Vertrauen ist dahin, und das ist kein Wunder. Aus dieser inneren „Kündigung“ gegenüber dem Staat heraus folgt nicht selten der nächste Schritt: Praktischer Widerstand in Form von Demonstrationen. Bis zur Gewalt ist es dann nicht mehr weit, selbst wenn es nur eine kleine Gruppe ist, die tatsächlich zu diesem Mittel greift.

Gewalt als logische Konsequenz

Der Reflex, Gewalt wortgewaltig zu verurteilen, liegt nahe, deckt aber nicht das ganze Thema ab. Wenn die Unzufriedenheit von Menschen wächst, wächst mit ihr die Bereitschaft, Gewalt auszuüben. Wir leben in einer Welt, in der davon ausgegangen wird, dass die demokratischen Strukturen, die Menschenrechte, die Chancengleichheit und materieller Wohlstand nicht die Voraussetzungen für Gewalt bieten. Doch diese Fassade hat schon länger Risse, die demokratischen Strukturen werden in immer mehr Lebensbereichen aufgeweicht, die Menschenrechte laufen immer stärker darauf hinaus, für Menschen zu gelten, die sie sich leisten können. Von Chancengleichheit kann schon lange nicht mehr die Rede sein, nur wer in entsprechende Familien hineingeboren wird, hat Chancen, sich nach oben zu arbeiten, und selbst wenn Talent und Wille fehlen, wird ein wenig nachgeholfen. Und der materielle Wohlstand geht an immer mehr Menschen vorbei, sie können sich am Ende des Monats selbst das Notwendigste nicht mehr leisten, von Dingen, die den Begriff „Wohlstand“ rechtfertigen würden, ganz zu schweigen.

In einer solche Atmosphäre wachsen Unzufriedenheit, Frust, Depressionen und eben auch Wut – die Wut im Bauch. Kaum jemand ist in der Lage, alle Zusammenhänge zu durchschauen, mal sind die Methoden leichter zu erkennen, mal fällt es schwerer, das Prinzip der herbeigeführten Zerfalls zu verstehen. Aber „aus dem Bauch heraus“ wird vermehrt wahrgenommen, dass es ganz und gar nicht stimmt mit dieser Gesellschaft, die Armut verstärkt und die Demokratie schwächt.

Aktuelles Beispiel ist eine Wahlkampfforderung von Martin Schulz (gesehen am 17. Juli 2017). Auf Facebook verkündete Schulz (SPD), er fordere, dass man die Verlängerung des Personalausweises auch online beantragen können müsse. In anderen Ländern gehe das schließlich auch. Angesichts der drängenden Probleme der Menschen, die im September zur Wahl gehen, ist Schulz‘ Forderung im Grunde eine Provokation. Die Idee mag ja nicht schlecht sein, als Bestandteil des Bundestagswahlkampfes wirkt sie allerdings nicht nur deplatziert, sondern regelrecht peinlich. Es ist unwahrscheinlich, dass die SPD aufgrund dieser belanglosen Forderung auch nur eine Stimme mehr bekommen wird. Wahrscheinlicher erscheint es, dass Schulz damit mehr Menschen verärgert als für sich gewonnen hat. Es wirkt, als suche Schulz „mit Gewalt“ Themen, die noch nicht besetzt sind, gleichzeitig aber nichts oder fast nichts kosten und das neoliberale Prinzip, dem er verfallen ist, nicht gefährden.

Die Gewalt wird zunehmen in dem Maße, wie die Unzufriedenheit, die Ungleichheit und die Ungerechtigkeit zunehmen. Die Politik bemerkt das offenbar nicht, sie versucht, Gewalttäter als Ausnahmeerscheinungen darzustellen, die mit der täglichen Wirklichkeit nichts zu tun haben. Doch alleine Hamburg und der G20 haben gezeigt, dass es längst nicht mehr nur die „üblichen Verdächtigen“ sind, die gewaltbereit sind bzw. aktiv Gewalt ausüben. In Hamburg war es nicht eine radikalisierte Gruppe linker Autonomer, die Gewalt ausgeübt haben (auch wenn es sie gab). Es waren sehr unterschiedliche Menschen, die ganz verschiedene Beweggründe hatten, gewalttätig zu werden. Eine genauere Analyse würde sicher Interessantes zutage fördern.

Gewalt jedenfalls ist kein Zeichen von Zufriedenheit, sondern ein Alarmsignal, das aufmerksam machen sollte. Hinzu kommt, dass die deutsche Politik selbst alles andere als ein friedvolles Vorbild bietet. Das Forcieren von undifferenzierten Feindbildern wie Trump oder Putin, massive Waffenexporte in diktatorische Länder, die Beteiligung an Kriegseinsätzen, Privatisierungsmaßnahmen, Überwachungen, Hartz-IV-Sanktionen – all das sind keine Belege einer friedlichen Gesinnung. Und alle das trägt nicht dazu bei, dass die Bevölkerung zufriedener wird, wenn sie sieht, wie viel Geld für den Krieg und die Menschen schädigende Maßnahmen vorhanden ist, ihr aber an allen möglichen Ecken und Enden fehlt.

Übrigens: Die gebetsmühlenartig wiederholte Botschaft, wie gut es uns allen gehe, ist kein geeignetes Mittel gegen die Eskalation von Gewalt, sondern das glatte Gegenteil. Es mag Dinge geben, die die Menschen irgendwann glauben, so lange man sie oft genug wiederholt. Aber wirtschaftliche Not von Menschen lässt sich nicht schönreden. Und wer es dennoch versucht, macht sich der Mitverantwortung des Entstehens der Gewalt schuldig.  [InfoBox]

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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R_Winter
R_Winter
7 Jahre zuvor

Ein guter Artikel.

Die politisch motivierte Gewalt wird im gleichen Verhältnis zunehmen, wie sich die Schere zwischen den oberen 10% des Besitzes und den restlichen 90% der Gesellschaft öffnet.

Wir stehen hier erst am Anfang.
In Frankreich sind in der letzten Woche fast 900 Fahrzeuge angesteckt wurden. Es sind scher sehr, sehr viele getroffen wurden, die nichts mit der neoliberalen Politik „etwas am Hut haben“.
Wir sprechen/schreiben intensiv über Maischberger/Bosbach, der Gewalt auf einem Stadtfest, aber kaum über die Gewalt, die uns täglich durch neoliberalen Machenschaften und ihre Helfer-Helfer in Politik und Justiz angetan wird.

Ist da ein Gewaltausbruch aus fast nichtigem Anlass überraschend?

Links schlägt mein Herz!
Links schlägt mein Herz!
7 Jahre zuvor

Der beste Artikel,den ich auf dieser Seite gelesen habe.
Sehr gut beobachtet und formuliert.
Denke,das wird Morgen auf den NDS zu lesen sein.

Weiter so!

aquadraht
aquadraht
7 Jahre zuvor

Danke, sehr guter Artikel. Nun aber etwas, was vielleicht auch nur teilweise OT ist: die Gewalt der Bertelsmann AG bzw. ihres Organs „Stern“ und die allzu unabhängige Gewalt der buskeistischen Hamburger Pressekammer. Deren neueste Randale bzw. Amoklauf: http://blauerbote.com/2017/07/17/neues-zum-fall-bana-alabed-und-dem-gerichtsverfahren/

Wer das noch nicht kennt, entlang der Links lesen. Ein wie üblich abwiegelnder Beitrag von Uebermedien (der scheinkritischen zweiten Verteidigungslinie der Fakeschleudern): http://uebermedien.de/17802/stern-de-autor-muss-sich-nicht-fake-news-produzent-nennen-lassen/

Che
Che
7 Jahre zuvor

Der Artikel ist ein Volltreffer!
Wellbrock: Weiter so.

Schweigsam
Schweigsam
7 Jahre zuvor

Guter Artikel und auch gut auf dem Punkt gebracht.

Carlo
Carlo
7 Jahre zuvor

Da will ich doch mal zynisch sein. Eigentlich könnte die Bundesrepublik Deutschland jetzt das Verbot der „Kommunistischen Partei Deutschlands“ zurück ziehen und sich pompös als generöser Hort der Freiheit darstellen.
Glaub ich aber nicht!.

Robbespiere
Robbespiere
7 Jahre zuvor
Reply to  Carlo

@Carlo

Eigentlich könnte die Bundesrepublik Deutschland jetzt das Verbot der „Kommunistischen Partei Deutschlands“ zurück ziehen und sich pompös als generöser Hort der Freiheit darstellen.
Glaub ich aber nicht!.

Wer wird schon ein gut etabliertes Feindbild entsorgen, das man bei passender Gerlegenheit einfach aus der Schublade ziehen kann?

Robbespiere
Robbespiere
7 Jahre zuvor

Gute Analyse und in Anbetracht der Weigerung der SPD, trotz möglicher Mehrheit einen Wandel in der Politik hin zu einem gesellschaftsbejahenden Kurs zu vollziehen, düstere Aussichten für die Zukunft.
Wer mit dem Rücken an der Wand steht, verliert seine Hemmungen und holt sich, was er braucht da, wo er es am einfachsten kriegen kann oder läßt Dampf ab.
Die Opfer werden leider eher nicht diejenigen sein, de den Karren in den Dreck gefahren haben und aus purem Eigennutz die Gesellschaft zerstören.

Ein Ausdruck für die Zustände im Land ist auch der Inhalt dieses Artikels:

https://www.heise.de/tp/features/Umfrage-Fast-ein-Drittel-der-Bayern-fuer-Austritt-aus-der-Bundesrepublik-3773977.html

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor

Super Artikel 🙂

Franklin
Franklin
7 Jahre zuvor

Das war doch alles geplant. Zu jeder Veranstaltung gibt es Provokateure von der Regierung: Geheimdienste bzw. Gladio. Das sind Unruhemagneten, der die Gehirnamputierten annzieht, die am meisten manipulierten Subjekte der Bevölkerung. Wer dumm ist geht gerne dort hin, um seiner fehlenden Argumentativen Fähigkeiten Ausdruck zu verleihen. Der dumme linke argumentiert mit faschistischen Mitteln. Es fehlt die Weitsicht und überhaupt sind linke Ideen unser Aller Untergang. Diese möchte gern Menschen verlassen den Pfad der Rechtschaffenheit und attakieren Familienwerte, Sowie Nationale Werte, da sie vergessen haben, dass Familien die Ursprünge einer Nation bilden. Eine Nation ist eine zusammenführung der Stämme, welche über Jahrtausende miteinander klarkommen müssen bzw. sich weiterentwickelten und somit Werte und Normen etablierten. Das ist der Ursprung von Zivilisation und linke Gedanken zerstören über Jahrtausende aufgebaute Werte und Ordnungen, weil sie an eine utopisch gemischte Fantasiegesellschaft glauben, welcher von den Naturgesetzen abgekoppelt ist und natürlich keinen Bezug zur Geschichte stellt, wenn doch einen Falschen! Wie wurden die Indianer vernichtet? Anstatt die Spanier als eindringlinge zu behandeln, wurden sie in einem multikulturellen Anfall der Indianer freunlich aufgenommen, anstatt sie alle umzubringen und ihre schiffe abzufacken. Was ist später passiert? 70 Millionen tote Indianer, danke schön. Dazu kommt noch der Sklavenhandel mit 90millionen Toten meines Stammes, danke schön!! Was hat Kolonialismus erschaffen? Ein Land namens Nigeria mit unterschidliche Stämmen auf einem Gebiet aufgestellt, wobei England Die Fulani und Hausastämme misbrauchte , um über die Igbos im Süden zu herrschen bzw. alle Rohstoffe kontrollieren. Zwischen 1967/70 ,euere heiß geliebte Hippiezeit, habe die von England kontrollierten Stämme des Nordens 3,5 Millionen Igbos im Genozid vernichtet. Jetzt lassen wir uns das nicht mehr bieten und kommen als Nation zusammen zu Millionen überall auf dernWelt zusammen undnlösen unser Problem auf einer hohen mentalen Niveau, denn wir sind friedliche Menschen. Wir sind eine friedliche Nation! Wir werden ein befreites Gebiet für unsere Nation Biafra in Biafra Land, was auf alten Karten immer Biafra war! Da wir keine Linken sind werden wir unsere Nation errichten. Immer mehr Mensche aus der Ganzen Welt wachen auf und erkennen ihre Stammesangehörigkeit. Wir sind der größte Stamm in der Welt- USA, Südamerika, Karibik, Westafrika und sonst überal als Nomaden in der Welt verteilt. Wenn linke auf die Hamburgfalle hereinfallen, macht das nur deutlich, dass diese Gruppe das größte Potential an Dummheit bietet. Diese sich wie Tiere benehmenden “Menschen“ sind soch lange neben der Spur, da die Regierung schöne Zeckenprojekte unterstützt, sie Häuser straflos besetzen lässt, seit über 40 Jahren! Dadurch werden idioten mutig bzw. größenwahnsinnig. Muss man sich darüber wundern, dass aus ganz Europa Linksradikale angekarrt wurden? Ich habe einige Linke auf diese Falle aufmerksam gemacht, sie bleiben ignorant und meinen, dass wenn sie genug Gewehre haben, könnten sie aufs Militär schießen…….Was für Geistesgestörte sie doch sind, sich mit dem Militärindustriekomplex anzulegen. Sie werden noch an die Wand gestellt, falls es Bürgerkriegsversuche von diesen Fehlgeleiteten, dumm studierten weißen Penner des Bürgertums geben wird. Ohne Gnade wird man mit diesem Pack als Terroristen abrechnen. Bravo ihr “intellektuellen“ Behinderten, ihr provoziert euren eigenen Untergang, applaus, applaus!!

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor
Reply to  Franklin

Ich nehme an, dass dies hier die Kernthese sein soll?:

Es fehlt die Weitsicht und überhaupt sind linke Ideen unser Aller Untergang. Diese möchte gern Menschen verlassen den Pfad der Rechtschaffenheit und attakieren Familienwerte, Sowie Nationale Werte, da sie vergessen haben, dass Familien die Ursprünge einer Nation bilden.

Deine Argumentation und Beispiele erscheinen mir als Tautologie. Also „is einfach so, weil is einfach so“. Es gibt für all Deine Punkte genug widerlegende Gegenbeispiele. Von daher würde ich sagen, dass Du mal für Deine Beispiele an die Ursachenforschung gehen solltest…

trackback

[…] also der Link zum Original – verbunden mit dem Dank an den Autor und die Neulandrebellen – und in der Folge der Text […]

Andreas
Andreas
7 Jahre zuvor

Auf einen Aspekt möchte ich noch einmal eingehen: auf die Bedeutungslosigkeit friedlicher Demonstrationen. Ich bin mir relativ sicher, dass das Recht auf – friedliche – Demonstrationen nur deshalb von vielen Politikern so hoch gehalten wird, weil sie genau wissen, dass eine solche Demonstration letztlich nur eines im Sinn hat: die Kanalisierung der Wut der Menschen, die Lenkung des Zorns mithilfe rechtsstaatlicher Leitplanken mit dem Ziel, eben diesen Zorn am Ende wirkungslos verpuffen zu lassen. Die Demonstranten klopfen sich gegenseitig auf die Schulter mit dem Hinweis, wie schön bunt und friedlich doch alles war, und die Musik war auch so toll. Und alle gehen nach Hause und fühlen sich politisch tief bewegt.

Wie lächerlich.

Solche Demonstrationen („Latsch-Demos“) rufen im politischen Establishment kaum mehr als ein Schulterzucken hervor, wenn sie überhaupt wahrgenommen werden. Bitte nicht falsch verstehen: das ist kein Plädoyer für gewalttätige Demonstrationen. Aber solange solche Events als Spaßhappening mit ein wenig politischem Content verstanden werden, werden sie, zurecht, nicht ernst genommen. Aber so wie unsere Regierungen mit regelmäßig verfassungsfeindlichen Gesetzesinitiativen die Grenzen des rechtlich zulässigen auslotet und sie damit das Grundgesetz regelmäßig aufs Neue strapazieren, so müssten auch Demonstrationen in Form des zivilen Ungehorsams die Grenzen dessen, was gerade noch erlaubt ist, ausnutzen, um zumindest eine Reaktion zu provozieren. Sie müssen weh tun, in irgendeiner Weise. Ansonsten befriedigen sie höchstens das Ego der „politisch bewegten“.

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor
Reply to  Andreas

Demos sind nicht „modern“ oder angesagt. Gleiches gilt für Thematiken wie G20 oder Ökonomie.

Und wenn dann doch mal eine 200k Teilnehmer hat, wird der Narrativ so gedreht, dass „Querfront“, guilt by association („Da sind rechte mitgelaufen -> Alle Teilnehmer sind rechts“)….

Krischan
Krischan
5 Jahre zuvor
Reply to  Andreas

Sehe ich auch so. Einmal 5 km durch die Stadt laufen hat positive gesundheitliche Wirkung und es ent-stresst und entspannt die Menschen und es ist harmlos. So sehen es wahrscheinlich Politiker. So langsam kommen die Demonstranten auch dahinter und zünden daher Autos und Mülltonnen an, um zu zeigen, dass sie nicht harmlos sind und ernstgenommen werden wollen. Im nachhinein werden Demonstrationen entschärft, indem man sie als Rechte/Linke/Extremisten/Gewalttäter oder sonstwie verunglimpft, die Qualität und Quantität der Demonstration leugnet, verdreht oder erst gar nicht medial präsentiert.
In Frankreich werden von Demonstranten einfach Straßen und Autobahnen blockiert, so verschafft man sich Gehör.
Ich verstehe es aber ich unterstütze Straftaten prinzipiell nicht. Es gibt andere, legale Wege, sich Gehör zu verschaffen und sich mit Mitstreitern zusammenzutun. Parteiarbeit ist zum Beispiel zermürbend, oftmals erniedrigend und vielfach verpufft der Einsatz einfach, aber es ist legal und manchmal haben auch kleine Parteien Erfolg.

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