Der geizige kleine Bruder der Blockwarte

Die »Junge Freiheit« gilt gemeinhin als das Parteiblatt der Alternative für Deutschland. Das Weltbild lässt sich mancher – unter anderen Vorzeichen – aber auch bei einem konservativen Frankfurter Leitmedium beglaubigen.

Heike Göbel ist bei der FAZ die verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik. Ferner ist sie Mitglied der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und Jurymitglied des Georg von Holtzbrinck Preises für Wirtschaftspublizistik, einer neoliberal getünchten Auszeichnung. In vielen Punkten ihrer Wahrnehmung geht sie mit Hans Werner Sinn konform. Seit Jahren fällt sie nun als Propagandistin des Marktes auf. Die Reformen um die Agenda 2010 gingen ihr immer noch nicht weit genug. Jeden Vorschlag, der auch nur entfernt beinhaltet, Arbeitnehmern kleinste Vorteile zu gewähren, bekämpft sie dogmatisch in ihren Kommentaren.

Neulich tat sie das wieder, als Familienministerin Schwesig ankündigte, etwaige Verbesserungen zur Vereinbarung von Beruf und Elternschaft auf den Weg bringen zu wollen. Man würde den Eltern das Leben mit »Gold pflastern« wollen, geiferte Göbel los. Sie leugnete dabei nicht mal, dass das Kinderkriegen für viele zu einer existenzgefährdenden Situation werden kann. Sie rümpft nur elitär die Nase und lässt die Leser wissen, dass man das ja gewusst haben könnte. Für Kinder entscheidet man sich doch selbst und dann soll man auch die Folgen tragen. Selbstverantwortung und so. Wir kennen diese Fürbitten der Ecclesia neoliberalis seit Jahren.

Man kann übrigens mit den Vorschlägen Schwesiges durchaus kritisch umgehen. Dazu muss man kein neoliberaler Prediger sein. Besonders der Anspruch auf freie Wahl der Arbeitszeit, der ihr für Eltern von Kleinkindern vorschwebt, dürfte in vielen Berufen gar nicht realisierbar sein. Man erkläre mal den Patienten und den Kollegen in einem Krankenhaus, dass auf der Station jetzt leider viele Mütter schuften, die nur noch zwischen 8:00 und 14:30 verfügbar sind. Göbels Kritik ist da viel grundsätzlicher. Sie fürchtet mal wieder um die Arbeitgeber, beanstandet die »teuren Ideen«.

Ihr Artikel erntete übrigens viel Zuspruch in den Kommentaren. Man würde die Menschen beständig bevormunden, hieß es mehrfach. Familienpolitik würde gar nicht mehr betrieben, man tue nichts dafür, dass Mütter ohne Arbeit auskommen könnten. Realitätsblind postulierte man das Bild einer idyllischen Familie, die es als Modell schon seit den Fünfzigern nicht mehr gibt – und die darüber hinaus bei den gängigen Realitäten auf den Arbeitsmarkt ganz schnell in die Bedürftigkeit abrutschen würde, wenn man dem politisch nicht halbwegs entgegenwirkt. Plötzlich klangen die vielen Kommentare wie ein Auszug aus dem familienpolitischen Repertoire der AfD. Das was die Leute unter Göbels Artikel notierten, waren fast ausschließlich Elogen auf das gute alte Sittenbild. Hier und da las man Rüffel an Frauen, die arbeiten wollten. Gleichstellungswahn: Wohin führt uns das nur? Es war, als ob die Adenauer-Ära eine Zeitreise gemacht hätte, nur um bei der FAZ zu kommentieren.

Das man mit Göbels Text gewisse rechtslastige Kreise bediente, hat dann wohl auch die Online-Redaktion bemerkt und die Kommentare schnell abgeschaltet und die bereits geposteten so limitiert, dass man nur noch einige von ihnen lesen kann.

Heike Göbel ist wie gesagt eine Neoliberale. Ist sie immer gewesen. Als eine Rechtsextreme oder gar Rassistin ist sie hingegen nie aufgefallen. Man kann ihr viel unterstellen – aber das eher nicht. Aber an diesem Beispiel kann man recht deutlich erkennen, dass diese Marktgläubigkeit, dieser neoliberale Kurs mit all seinen sozialdarwinistischen Verwerfungen und seinem netten Lächeln bei anhaltender Lebensfeindlichkeit – Stichwort: reziproken Altruismus -, zwangsläufig auch bei klassischen Rechtsauslegern auf fruchtbaren Boden fällt. Man muss kein Neonazi sein, glaubt sich selbst vielleicht sogar als aufgeklärter (Neo-)Liberaler und zieht doch die Motten in das Licht der eigenen kümmerlichen Funzel.

Ob das nun bei der Familienpolitik ist, die der Neoliberale einfach nur zum Privatvergnügen degradiert, weil er sie kostengünstig halten will, während der Neonazi sie ideologisch als eine Sache der Blutehre bewertet. Oder aber in der Sozialpolitik insgesamt, wo der Neoliberale wieder mal auf den Geldbeutel schielt, wo synchron dazu jemand aus den braunen Kreisen etwas von minderwertigen Elementen im Volkskörper salbadert. Hier entstehen Adaptionen. Und die AfD ist nicht umsonst eine rechte Partei mit neoliberalen Fundament. Neoliberale sind so verbissene Sparfüchse, dass sie mancher Rechte glatt als Ihresgleichen einstuft. Und andersrum sind die Konzepte der Rechten halt alles in allem auch billig zu haben.

Dieser neoliberale Sparzwang, er ist wahrscheinlich der geizige kleine Bruder des neonazistischen Block- und Sittenwächters.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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ChrisA
ChrisA
7 Jahre zuvor

Das neoliberale Weltbild setzt auf maximale Eigenverantworlichkeit, spiegelbildlich auf minimale Solidarität und auf damit einhergehendem Schutz der Mächtigen. Wer nicht aktiv zu Gunsten derjenigen ohne Macht interveniert, stützt nämlich durch dieses Nichtstun die Eliten. Aber hey, das ist dann halt „der Markt“…

Was echte Nazis an dem Konzept finden, ist mir schleierhaft. Die wollen doch maximale Soldarität. Mit der Einschränkung, dass diese nur innerhalb der Gruppe des „gesunden Volkskörpers“ zu gewähren ist. Aber gut, Nazis sind nicht die knusprigsten Chips in der Tüte, i.d.R. kennen die sich nichtmal in ihrer eigenen Ideologie aus.

Noch weniger verstehe ich aber, was erzkonservative Menschen am Neoliberalismus finden. Der Artikel analysiert, dass das selbe falsche Wirtschaftsbild beide verbindet. Selbst wenn das stimmt: Wer unter einen Artikel einer Autorin(!), die Eigenverantwortung(!!) quasi als Religion verbreitet, schreibt, dass Frauen auch mal ohne Job auskommen müssen, damit es in der Kindererziehung auch ohne Staat läuft, der ist so wenig knusper wie die o. g. braunen Deppen. Das kann nur die Folge eines Hirnabsturzes sein.

Ich glaube dass die Sparideologie nur ein Vehikel ist, um tief empfundene Staatsskepsis bis hin zur Staatsfeindlichkeit zu transportieren und dass diese das eigentlich verbindende Element ist. Es soll ja nicht generell gespart werden, es soll ja nur der Staat nichts vom Kuchen abbekommen. Denn der verbrennt das Geld, weiß man ja.

Das schlägt den Bogen wieder zu den braunen Dumpfbacken. Die sind nämlich grundsätzlich Staatsfreunde, nur die aktuelle, unarische Form nervt sie. Also hängen die sich wie auch die Erzkonservativen an die einzigen Staatskritiker, die im Mainstream satisfaktionsfähig sind, im Gegensatz zu ihnen selbst: Die neoliberale Garde.

Diese aus der neoliberalen Propaganda hervorgagengene Melange aus Braunen, Schwarzen, und Farblosen mit diffusem Unbehagen der geltenden Politik gegenüber hat dann ja auch Pegida gespeist. Alle vereint unter dem Banner einer Establishmentkritik, die eigentlich nicht ihre ist. Aber wenn es gegen die richtigen geht… in den USA kann man so Präsident werden.

ThomasX
ThomasX
7 Jahre zuvor
Reply to  ChrisA

@chris:
Auch hier unterliegen viele Menschen dem Irrtum, dass „Eigenverantwortung“ von den Neolibs sprachlich im Wortsinne gebraucht wird. Das wäre auch zu schön um wahr zu sein, denn dann hätten die Herrschaften nix gegen die Abschaffung der Erbschaftssteuer oder Abschaffung von Vermögensschenkungen, -überschreibungen und -steuerflucht mehr einzuwenden.
😀
Ist aber nicht so. Nicht umsonst befinden sich 90% der Vermögen in der Hand von Familiendynastien, die sehr wohl bedacht sind, dass ihre Nachkommen völlig uneigenverantwortlich auch weiterhin über das zusammengeraffte Vermögen der Familia verfügen dürfen. Insofern sind Neolibs innerhalb der Familia sogar solidarisch.
Eigenverantwortung ist in deren Wortsinne also immer nur als Blendwerk ggü. den wurstelnden Massen gedacht. 😉

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor
Reply to  ThomasX

sicher. neoliberalismus hat auch immer ne feudale komponente. anders als bspw. bei den libertaristen.

ThomasX
ThomasX
7 Jahre zuvor
Reply to  Mordred

Das könnte bis zu dem Punkt stimmen, an dem die Befürworter solch libertär-fiktiver Szenarien selbst am Fressnapf säßen. Ein schöneres Beispiel, als das der eingeschränkten Freiheit kann man da gar nicht wählen.
Wenn wir von Zivilisation/Gesellschaft im Wortsinne sprechen, heißt das

Zusammen

leben. Was wiederum dazu führt, dass alle die Freiheit aller in gewissem Umfang einschränken. Und die Individualisierung Einzelner würde zur weiteren Einschränkung Anderer führen. Damit führen diese Egomanen ihre eigenen freiheitlichen Ideale ad absurdum, denn die würden/sollen nur für sie selbst gelten. Welcher Mensch mit halbwegs gesundem Menschenverstand würde solch einer sich selbst beschränkenden Gesellschaftsordnung das Wort reden?

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor
Reply to  ThomasX

alles richtig.
ich hätte vielleicht noch erwähnen sollen, dass libertäre im gegensatz zu neoliberalen völlig der realität entrückt sind.

Sabine
Sabine
7 Jahre zuvor
Reply to  ChrisA

Das neoliberale Weltbild setzt auf maximale Eigenverantworlichkeit.

Willst du deshalb nicht bei deinen Eltern ausziehen, ChrisA ?

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor
Reply to  Sabine

Dieser Gag ist in Anbetracht der Thematik intelektuell auf Grundschulniveau.

Heldentasse
Heldentasse
7 Jahre zuvor
Reply to  ChrisA

@ChrisA

Genau! Wenn nur jeder an sich denkt, ist ja an jeden gedacht! 🙁

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor

Dieser neoliberale Sparzwang, er ist wahrscheinlich der geizige kleine Bruder des neonazistischen Block- und Sittenwächters.

interessante aber steile these.
die flüchtlingskrisen-AFDler verfolgen, soweit ich das bisher wahrnehme, nur zu einem kleinen prozentsatz deine these.
den meisten scheint aber „gegen flüchtlinge“ zu reichen. die haben gar keine ahnung von neoliberalismus / ist ihnen egal / parteiprogramm nicht gelesen / purer protest gegen establishment….

Man würde die Menschen beständig bevormunden, hieß es mehrfach. Familienpolitik würde gar nicht mehr betrieben, man tue nichts dafür, dass Mütter ohne Arbeit auskommen könnten. Realitätsblind postulierte man das Bild einer idyllischen Familie, die es als Modell schon seit den Fünfzigern nicht mehr gibt – und die darüber hinaus bei den gängigen Realitäten auf den Arbeitsmarkt ganz schnell in die Bedürftigkeit abrutschen würde, wenn man dem politisch nicht halbwegs entgegenwirkt. Plötzlich klangen die vielen Kommentare wie ein Auszug aus dem familienpolitischen Repertoire der AfD. Das was die Leute unter Göbels Artikel notierten, waren fast ausschließlich Elogen auf das gute alte Sittenbild. Hier und da las man Rüffel an Frauen, die arbeiten wollten. Gleichstellungswahn: Wohin führt uns das nur? Es war, als ob die Adenauer-Ära eine Zeitreise gemacht hätte, nur um bei der FAZ zu kommentieren.

das stützt meine meinung. pro 50er jahre = gegen multikulti. überhaupt: hauptsache dagegen. die deutschen haben ja nur so wenig arbeitlohn, müssen die frauen arbeiten schicken und soviel steuern zahlen, weil die faulen migranten…

R_Winter
R_Winter
7 Jahre zuvor

Die Göbel ist bei der FAZ der schlimmste „rechte“ Finger. Bei aller Toleranz: Sie ist zum Kotzen.

markus
7 Jahre zuvor

Nicht schlecht. Heike Göbel hat es zu einem eigenen Wikipedia Eintrag geschafft. Nicht lang, aber immerhin. Demnach hat sie zwei Kinder. Sie kann also gleichzeitig die Familienpolitik kritisieren und von ihr profitieren. Besser geht’s nicht.
Markus ( https://der-5-minuten-blog.de )

Wahre Lüge
Wahre Lüge
7 Jahre zuvor

Mit Sicherheit nicht, werter Roberto. Menschen mit neoliberalen Wahnvorstellungen nutzen jede(!) Möglichkeit, „ihr“ Geld vom gierigen nimmersatten Steuerstaat „zurückzuholen“. Marktschreier wie Göbel und Siems haben ihre Steuervermeidungsberater im Kurzwahlspeicher.

Heldentasse
Heldentasse
7 Jahre zuvor

Frau Göbel ist ja Mitglied in dieser feinen Gesellschaft:

Die Gesellschaft bezweckt gemäß Statuten die „Förderung der wirtschafts-, rechts- und gesellschaftswissenschaftlichen Forschung und Erkenntnis im Geiste Friedrich A. von Hayeks sowie deren Verbreitung“. Sie veranstaltet jährliche Hayek-Tage mit der Verleihung der Hayek-Medaille sowie mit einem bundesweiten universitären Essaywettbewerb für die Ideen Friedrich August von Hayeks.

Quelle

Und wenn man nun den historischen Fakt dazu zählt , nämlich:

Hayek besuchte Chile im November 1977, vier Jahre nach dem blutigen Militärputsch gegen die demokratisch gewählte Regierung Salvador Allendes. Im Juli und August 1978 machte Hayek seine Unterstützung für das Regime Pinochets in vier Leserbriefen an die britische Zeitung The Times publik. Dort schrieb er: „I have not been able to find a single person even in much maligned Chile who did not agree that personal freedom was much greater under Pinochet than under Allende.“ Hayek traf im Rahmen seiner Reise nach Santiago den Diktator Augusto Pinochet, den er als „honorable general“ und mehrere Regierungsmitglieder die er als “educated, reasonable and insightful men” charakterisierte und denen er zutraute, die Diktatur in einer notwendigen Übergangsperiode für die Verwirklichung von Freiheit einzusetzen.

Quelle

wird es m.E. schon etwas bedenklich.

Beste Grüße

trackback

[…] unter anderen Vorzeichen – aber auch bei einem konservativen Frankfurter Leitmedium beglaubigen. Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Barbaren und andere Menschenfresser Die Beiträge in den konservativen Blättern […]

hart backbord
hart backbord
7 Jahre zuvor

Frau Dr. Joseph Göbel hat dem deutschen Volk noch mindestens vier Kinder zu schenken. Sonst hat sie als deutsche Mutter versagt.

Anton Chigurh
Anton Chigurh
7 Jahre zuvor
Reply to  hart backbord

@ hart
….und wen willst Du dafür zwangsrekrutieren …??
Sukram wirst Du für sowas nicht begeistern können und sonst fällt mir niemand ein…..

redlope
redlope
7 Jahre zuvor

Auch hier wird der Fehler gemacht, „rechts“ zugleich mit „Rassismus“ und „Neoliberalismus“ gleichzusetzen. Tatsächlich muss man sich hier entscheiden, welches „Rechts“ man denn meint? Das „neoliberale rechts“ oder das „traditionalistische rechts“? Ersteres ist globalistisch und großbürgerlich, letzteres regionalistisch und kleinbürgerlich. Und eigentlich passen diese beiden Varianten gar nicht zusammen.
Die „Linke“ aber befindet sich in einem ganz ähnlichen Dilemma! Sie will einerseits „internationalistisch“ sein, aber zugleich den Sozialstaat. Das ist ein Widerspruch, und meist siegt im linken Diskurs der Internationalismus. Damit dient diese Linke aber vor allem den Neoliberalen.
Es sind die Neoliberalen, die die Nation und damit auch den Sozialstaat schleifen wollen und am liebsten direkte Konkurrenz aller Arbeitnehmer der Welt ohne Grenzen und „demokratische Hindernisse“ möchten.
Der „Nationalstaat“ ist also eigentlich ein „linkes“ Projekt. Er löste historisch betrachtet die monarchischen, privatrechtlichen Gebilde ab, und erst in einem definierten Staatswesen konnte soetwas wie „Rechte des Individuums“ festgeschrieben und der „Untertan“ zum „Bürger“ werden.
Heute bedeutet dies, dass es nur in einem definierten Staatsgebilde mit definierten Staatsbürgern es soetwas wie „linke“ Politik geben kann – Umverteilung, Solidarität, Bürgerechte, Sozialstaat. Die „sozialistische Weltgesellschaft“ ist der feuchte Traum aller Weltherrschaftswahnsinnigen.
Insofern hatte Götz Aly doch recht: Wenn man mit „links“ eine gewisse Kollektivität verbindet, so muss man die Nazis als „linke“ Bewegung ansehen.
Wo packen wir da den „Rassismus“ hin? Ist Rassismus „rechts“? Gemeinhin ja, aber neoliberal ist er jedenfalls nicht. Ist er „links“? Das würde wohl niemand vermuten.
Vielleicht sind die Kategorien einfach falsch gewählt und der „Rassismus“ ist, zusammen mit „Sexismus“ und anderen diskriminierenden „Ismen“ in einer anderen Kategorie zu Hause, wird aber gern zum „teile und herrsche“ herangezogen, wenn es darum geht, Unruhe zu stiften.
Ein Staatswesen wiederum kann auf unterschiedlichen Voraussetzungen basieren – Geographie, Kultur, Stammes- oder Nations- oder Religionsszugehörigkeit, irgendwelche anderen Gründe (Verträge, etc.).
Wenn einer dieser genannten Faktoren irrational überhöht und damit zum „ismus“ wird, wird es gefährlich.

ThomasX
ThomasX
7 Jahre zuvor
Reply to  redlope

Die „Linke“ aber befindet sich in einem ganz ähnlichen Dilemma! Sie will einerseits „internationalistisch“ sein, aber zugleich den Sozialstaat. Das ist ein Widerspruch, und meist siegt im linken Diskurs der Internationalismus. Damit dient diese Linke aber vor allem den Neoliberalen.

Da bin ich anderer Meinung.
Einerseits schließen sich Internationalismus und Nationalstaaten zwar theoretisch aus. Andererseits kann es auch eine globalisierte Gesellschaftsform von nationalen Sozialstaaten als Übergangsform/Zwischenlösung geben.

Ganz entschieden wird mein Widerspruch an dem zweiten Punkt: Internationalismus dient nicht nur den Neoliberalen. Es ist im Gegenteil eher so, dass momentan lediglich die Neoliberalen am meisten von dem Konzept der nationalstaatlich begrenzten Zivilgesellschaft profitieren, während lediglich Handel und Wirtschaft globalisiert wurden. Es hat also eine ökonomische Abkopplung stattgefunden, die sich nur dadurch beheben ließe, dass man die Nationalstaaten gesamtgesellschaftlich aufgibt, oder aber die Ökonomie wieder nationalisiert.
Die Linke(n) wollen dieses Übel überwinden, indem sie die Ökonomie international wieder unter Kontrolle bringen. Damit könnten sie zwei Missstände auf einmal beseitigen: Nationalstaaterei und die gesellschaftlich abgekoppelte Wirtschaft.

Sabine
Sabine
7 Jahre zuvor
Reply to  ThomasX

Die „Linke“ aber befindet sich in einem ganz ähnlichen Dilemma! Sie will einerseits „internationalistisch“ sein, aber zugleich den Sozialstaat.

Beides steht nicht in Kokurrenz zueinander. Zuvor aber sollte man das mit der Demografielüge klären, das mit der gewollten und missbräuchlichen Lohndrückerei durch die Arbeitgeberverbände, was Zuwanderung betrifft. Dann
hätten wir da noch ein Einwanderungsgesetz auszuklügeln das den massiven Abzug von Fachleuten unterbindet.

Ich glaube, die Linke befindet sich in keinem Dilemma. Sozialstaat und Internationalismus funktionieren gut neben-,
und miteinander. Was Europa betrifft sind viele Fehler abzustellen. Nicht nur die NATO-Osterweiterung war in dieser aggressiven Form ein Fehler, sondern auch die unbeschränkte Freizügigkeit für die Länder ab Oder ostwärts. Für den Brexit war die Ostzuwanderung die Hauptursache. Man muss Offensichtliches wieder ansprechen dürfen. Dann sind Lösungen möglich.

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor
Reply to  redlope

Die „Linke“ aber befindet sich in einem ganz ähnlichen Dilemma! Sie will einerseits „internationalistisch“ sein, aber zugleich den Sozialstaat. Das ist ein Widerspruch, und meist siegt im linken Diskurs der Internationalismus. Damit dient diese Linke aber vor allem den Neoliberalen.

hä? wieso sollten sich internationale solidarität und der sozialstaat auschließen?
schon mal vorträge von flassbeck gesehen?

was es alleine bringen würde, ne echte weltwährung zu haben…

Gerd
Gerd
7 Jahre zuvor

Dann ist Frau Göbel aber bei verbleibenden Rabauken nach dem Motto „Wenn ich das Wort Kultur höre, greife ich zum Revolver“:
Im ersten Halbjahr 2015 … Auseinandersetzung zwischen Gerd Habermann und Karen Horn, die an den Hayek-Tagen im Juni 2015 eskalierte.* Im Juli 2015 traten rund 50 Vereinsmitglieder aus und veröffentlichten eine Erklärung**, darunter die Vorsitzende Karen Horn, der stellvertretende Vorsitzende Michael Wohlgemuth, drei Mitglieder des Stiftungsrates sowie Lars Feld, IW-Chef Michael Hüther, FDP-Chef Christian Lindner und Hans-Olaf Henkel.
Trotzdem:
Mit Datum vom 9. Februar 2016 hat der Vorsitzende der Hayek-Gesellschaft Frau Beatrix von Storch brieflich gebeten, den freiwilligen Austritt aus der Hayek-Gesellschaft zu vollziehen. Diese auf großer Mehrheit innerhalb des Vorstands basierende Aufforderung findet ihre Begründung in dem öffentlich wahrnehmbaren Verhalten Frau von Storchs, das nach Auffassung des Vorstandes und vieler Mitglieder dem freiheitlichen Gedankengut Friedrich August von Hayeks … nicht entspricht. Frau Beatrix von Storch ist der Bitte zum freiwilligen Austritt bisher nicht nachgekommen.
* http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/liberaler-thinktank-austritte-erschuettern-hayek-gesellschaft-13702542.html
Die (alte) Vorsitzende: „…wenn Leute vor allem danach streben, sich in einem Biotop gleichgesinnter Ideologen zu bewegen, andere hart auf Linientreue zu testen und einander mit einfachen, möglichst scharfen Parolen hochzuschaukeln“. Ihren Gegnern warf sie Sektiererei, Intoleranz, Hass und Respektlosigkeit vor. …Unterwanderung der liberalen Szene durch „Reaktionäre“ gewarnt und eine Abgrenzung von der „rechten Flanke“ gefordert, die Vorurteile etwa gegen „Multikulti“ hege und sich mit Thilo Sarazzin verbünde…
Der Soziologe Erich Weede kritisierte Horn in einem Aufsatz in der Wochenzeitung „Junge Freiheit“, sie biedere sich der „Politischen Korrektheit“ und linksliberalen Denkweisen an. Horn hatte mehr Sensibilität für soziale Themen gefordert und scharfe Kritik an staatlicher Antidiskriminierungspolitik abgelehnt.

** http://www.erklaerung-leipzig.de/
…hat dort ein unerträglicher Stil Einzug gehalten, und es ist ein politisches Milieu ans Licht gekommen, das mit den Zielen einer wissenschaftlichen Gesellschaft … nicht mehr vereinbar ist.

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