Neues Lügenpresswerk in Betrieb genommen

Die Absprache der Autokonzerne zur Täuschung von Kunden und Öffentlichkeit ist mehr als nur ein Skandal: Sie ist Beleg dafür, dass die deutsche Wirtschaft in vielen Bereichen mehr scheint als sie ist. Im gewaltigen Maschinenpark deutscher Industrie lärmen allerhand Anlagen: Allen voran das Lügenpresswerk.

Die deutsche Wirtschaft boomt. Alleine dieser Satz – oft gehört, oft gelesen – beinhaltet so eine Aussage des schönen Scheins. Klar doch, die deutsche Wirtschaft darbt nicht in Agonie, wie es ihre griechische Schwester tut. Sie schrumpft nicht. Ein bisschen Wachstum geht noch. Aber muss man deshalb gleich vom Boom sprechen? Ja, das muss man wohl – denn es geht bei vielen Aussagen, die rund um die deutsche Wirtschaft getroffen werden, niemals nur um den Wahrheitsgehalt. Alles was das Thema flankiert, wird hierzulande als etwas fast schon Transzendentes behandelt: Die Wahrheit liegt nämlich im Glauben.

Trotz systemischer Krisenszenarien gibt es in Deutschland mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte als sonst, heißt es. Die Zahl der Arbeitslosen sei zudem gesunken, sagt man. Das ist nicht ganz die Wahrheit, auch wenn darin ein wahrer Kern steckt. Es ist mehr so ein Glaubenssatz. Natürlich lassen sich die Zahlen belegen. Nur dass heute mehr Teilzeitstellen denn je besetzt sind, dass Arbeitslosigkeit im Niedriglohnsektor mit geringfügiger Bezahlungen abgefangen wird, das muss man selbst recherchieren, so man denn überhaupt zweifelt.

Nun also ein Skandal, der die Autoindustrie und ihre Zulieferer betrifft – vielleicht sogar das Verkehrsministerium, man munkelt noch. Der Ausstoss von eigentlich umweltfreundlichen Automobilen war demnach doch wesentlich höher. Eine Verabredung zur Schadstoffminimierung in Wort und Bild, aber nicht in Teil und Tat, sollte die deutsche Autoindustrie in der Welt festigen, ihr einen Ruf von Technologie und Ökologie verleihen. Marx hatte unrecht: Es ist der Schein, der das Bewusstsein prägt. Und nicht etwa das Sein. Ganze zwei Buchstaben ist er an der Wahrheit der heutigen Berliner Ökonomie vorbeigeschrammt.

Was aber tatsächlich der Wahrheit entspricht, das sind die modernen Maschinen, mit denen in der deutschen Wirtschaft hantiert wird: 3-D-Drucker, Lasertrenner, Roboteranlagen, der Rentner Herr Mayr, der sein Knowhow weitergibt, um seine Rente aufzustocken, der Kerl mit der Vollzeitstelle, der für Netto 980 Euro unseren Wohlstand garantiert – und natürlich ist da noch dieses Presswerk, das Lügen ausstanzt. Oder nennen wir es mal nicht vulgär »Lügen«, das wäre ohnehin viel zu einfach. Nein, man stanzt Ösen aus, an denen man die tatsächlichen Sachverhalte aufhängen kann, um sie mit matten Lack zu übersprühen.

Absprache unter den Automobilherstellern: Nicht mehr als ein bedauerlicher Einzelfall, oder? Ach was! Diese ganze deutsche Wohlstandssphäre ist mehr oder weniger bloß eine Absprache zur Beugung der tatsächlichen Vorgänge auf dem Arbeitsmarkt.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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[…] Maschinenpark deutscher Industrie lärmen allerhand Anlagen: Allen voran das Lügenpresswerk. Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: CEO, der Wirtschaftsforschungsmann mit dem Koks ist da Wer will diese deutsche […]

GrooveX
GrooveX
7 Jahre zuvor

dieses ‚lügenpresswerk‘ gehört doch auch einem kartell an, dem faktenkartell, maßgeblich mitbegründet vom unaussprechlichen fucktendicken mit dem scharfen blick. sonst wäre den checkern von ard bis süddeutsche, von welt bis fatz längst aufgefallen, dass wir immer und immer wieder von kartellen über den tisch gezogen wurden, sicher nicht angefangen beim phoebuskartell und ganz gewiss beim harnstoffersatzkotkartell* nicht aufgehört. dazwischen, nur kurz, um die bankenkartelle nicht erwähnen zu müssen, das elektrokartell für gasisolierte hochspannungsschaltanlagen, das siemens 2010 schon etwas teuer gekommen ist. sucht doch mal ein paar aufgeflogene kartelle zusammen! mal schauen, wie besonders dieser skandal dann noch ist.

* kot, um teuren harnstoff zu ersetzen – hab ich gehört

Schweißfußindianer
Schweißfußindianer
7 Jahre zuvor

Laberpresswerke sind noch schlimmer !

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