Afrika-Forum in Russland: Warum die EU absteigt
Es war eine ereignisreiche Woche. In den US wurde Donald Trump mit überwältigender Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Das prophezeite Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Harris und Trump fiel aus. Es war ein Durchmarsch der Republikaner.
In der Folge brach die Ampelkoalition zusammen. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, sich aus der Finanzierung des Ukraine-Kriegs zurückziehen zu wollen. Deutschland will den Krieg verlängern, aber es fehlen dazu die Mittel. Lindner steht einer Schulden finanzierten Unterstützung im Weg. Der Gralshüter der Schuldenbremse musste daher gehen. Es ist absehbar, dass noch vor der Neuwahl die Schuldenbremse ausgesetzt wird, um damit den für den Westen eigentlich bereits verloren Krieg noch ein bisschen in die Länge zu ziehen – auf Kosten der Ukraine. Die Ukrainer geben ihr Leben gern für eine deutsche Sache, glaubt man in Berlin.
Im Schatten all dieser Umwälzungen fand in Russland das Partnerschaftsforum Russland – Afrika statt. In den deutschen Medien wurde kaum berichtet. Was dort passierte passt auch nicht gut zum etablierten Narrativ. Man hätte schon sehr tief in die Propaganda-Trickkiste greifen müssen, um die Behauptung von der Isolation Russlands aufrecht zu erhalten. Da ist es einfacher die Information einfach wegzulassen. Für die deutschen Medienkonsumenten fand das Forum einfach nicht statt.
Verabredet wurde eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Russland und zahlreichen afrikanischen Staaten nicht nur im Bereich der Wirtschaft, des Handels und der Wissenschaft, sondern auch im Bereich der Sicherheit, der Bekämpfung des Terrorismus, im sozialen und Gesundheitsbereich. Einig war man sich bei der Verurteilung einseitiger Maßnahmen. Wer damit wohl gemeint sein könnte?
Es ist natürlich bedauerlich, dass man die Deutschen mit solchen Informationen so kurz hält, denn an dem, was auf dem Forum passierte, lässt sich erneut analysieren, warum Länder wie Russland und China auf dem internationalen Parkett wesentlich erfolgreicher sind als Deutschland und die EU.
Russland und ebenso China politisieren ihre Beziehungen zu anderen Staaten nicht. Deutschland und die EU tun genau das. Das macht sie unattraktiv. Mit Deutschland gibt keine Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen, sondern von den Partnerländern wird erwartet, dass sie zugleich ein ganzes politisches Paket mit umsetzen – die Russland-Sanktionen beispielsweise. Man bürdet den möglichen Kooperationspartnern hohe Kosten und Risiken auf.
Russland stellt solche Bedingungen nicht. Im Gegenteil hat Russlands Präsident Putin am Donnerstag auf dem Waldai-Forum wiederholt, dass Russland bereit sei, mit allen zu reden. Diese Offenheit kennt der Westen nicht. Die EU und die deutsche Politik verstehen internationale Politik als einen Wettbewerb der Nationen um Macht und Einfluss. Die Staaten stehen nach westlicher Auffassung in einem Konkurrenzverhältnis zueinander.
Das Modell, das Russland, China und mit ihnen die BRICS anbieten, basiert nicht auf Konkurrenz, sondern auf Kooperation. Die BRICS verknüpfen ihre Kooperationsversprechen nicht mit Bedingungen, die in andere Bereiche hineingreifen. Für eine Kooperation mit Russland ist es nicht notwendig, eine bestehende Kooperation mit beispielsweise Deutschland aufzugeben. Umgedreht ist das nicht so. Deutschland politisiert die Zusammenarbeit. Es knüpft beispielsweise Investitionsversprechen an die Umsetzung politischer Maßnahmen. Dadurch stellt sich Deutschland ins Abseits.
Das Afrika-Forum war erneut ein Beispiel für den Erfolg des russischen Modells der Zusammenarbeit. Man hätte es in Deutschland zur Kenntnis nehmen sollen, denn es erklärt, warum Deutschland und die EU immer weiter in die Isolation geraten. Dass deutsche Medien das Forum ignorieren, zögert nur den Moment heraus, man auch in Deutschland erkennt, wie isoliert ihr Land bereits ist. An den geopolitischen Entwicklungen ändert die Unterdrückung der Nachricht natürlich nichts.
Bei „Dem freien Westen“ fällt mir nur noch folgender Witz ein:“Ein Geisterfahrer? Hunderte!“
Lieber Gerd,
Der Kapitalismus ist per definitionem gierig und wird um so gieriger je größer die Profitaussichten, seien sie auch noch so risikobehaftet, sind. Zu appellieren, dass der eine kapitalistische Block (EU, USA) den anderen BRICS (und/oder Russland) in Ruhe arbeiten lassen soll, weil er multipolar aufgestellt ist, ist irreführend.
Meine These:
Solange der Kapitalismus als Formation der Gesellschaften nicht abgeschafft, überwunden ist, solange wird dieser Planet nicht in Frieden leben können. Man schaue sich die BRICS an. Brasilien verweigert Venezuela die Aufnahme. Grund: Verstimmungen. Ehrlicher Grund: Ein Konkurrent weniger in Lateinamerika.
Sämtliche Staaten – bis auf China, und auch dort ist der weitere Weg hin zum Sozialismus, obwohl auf gutem Weg, noch lange nicht zu Ende gegangen – sind kapitalistischer Natur. Welche antikapitalistische Alternative bieten die BRICS? Multipolar? Ist das Gleich zusetzen mit sozialistischen Strukturen, in denen die Völker absoluten Vorrang genießen und nicht das Kapital?
Als Gegenpol zum Hegemon, der diesen Planeten seit Jahrzehnten mit mörderischen Kriegen überzieht, nur um seinen Machtanspruch, seinen Kapitalismus zu retten, sind die BRICS absolut zu begrüßen. Nur ich warne vor übereilten Hoffnungen. Sozialismus oder Barbarei, diese Einschätzung Rosa Luxemburgs gilt heute mehr denn je.