“Flucht” aus Russland ins LGBT-Paradies EU

Die westliche und insbesondere die deutsche Propaganda – sie sind gut gemacht. Das muss man ihnen lassen. Sie wirken weit über ihre geographische Hemisphäre hinaus, bis tief nach Russland hinein. Da kommt kein Taurus-Marschflugkörper hin.

Ein schwuler Bekannter in Moskau ist der Propaganda vom westlichen LGBT-Paradies aufgesessen und hat seine Koffer gepackt. Er ist in die Niederlande gereist, um dort einen Asylantrag zu stellen. Als ich es erfuhr, schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen, dann mir war sofort klar, das war ein lebenseinschneidender Fehler.

Ich kenne natürlich die genaue rechtliche Situation in den Niederlanden nicht, glaube aber, dass sie sich von der deutschen nicht grundlegend unterscheidet. Die ist ganz einfach: Schwule aus Russland haben grundsätzlich kein Anrecht auf Asyl in Deutschland. Das klingt hart und ungerecht, hat aber einen ganz einfachen Grund: Homosexualität steht in Russland nicht unter Strafe. 

Diese Tatsache mag wiederum viele verwundern, denn sie wird gut verheimlicht. Wenn man deutsche Medien verfolgt, bekommt man jedenfalls einen anderen Eindruck über die rechtliche Situation zum Thema Homosexualität in Russland. Dieser andere Eindruck ist natürlich gewollt, aber er ist eben absichtsvoll grob irreführend. Dieser Irreführung sitzen auch Schwule und Lesben in Russland auf. Viele glauben an ihre Unterdrückung, obwohl es niemandem verboten ist, gleichgeschlechtlich zu lieben und zu leben.

Daran hat übrigens auch das Verbot der LGBT-Bewegung nichts geändert. In Russland wurde die Bewegung verboten und nicht Homo- oder Bi- oder Transsexualität. In westlichen Medien findet diese wichtige Unterscheidung nicht statt. Die ist aber zentral. Die LGBT-Bewegung gilt in Russland als extremistisch, denn sie will eine andere Gesellschaftsform, zielt auf die Fragmentierung und Entsolidarisierung der Gesellschaft, verunmöglicht die Kritik an den herrschenden ökonomischen Verhältnissen, diskriminiert traditionelle Lebensentwürfe und trägt zu wachsender Ungleichheit bei. Sie ist zudem ein Instrument des westlichen Imperialismus, denn sie behauptet, ihre Werte seien universal und hätten damit Anspruch auf weltweite Durchsetzung – gegen den Willen von Regierungen und Gesellschaften. Die LGBT-Bewegung repräsentiert eine Form des Extremismus, das hat der russische Gesetzgeber richtig erkannt. 

Mein gleichgeschlechtlich liebender Bekannter, wir wollen hier der Einfachheit halber Nikita nennen, glaubt an seine Unterdrückung in Russland. Ganz abgesehen davon, dass sein Ersuchen um Asyl wenig Aussicht auf Erfolg hat, ist der Zeitpunkt wirklich ungünstig gewählt. Die Gesellschaften der EU stehen massiv unter Druck. Nikita weiß davon nichts. Er weiß auch nichts von der zunehmenden Gewalt gegen Schwule. Er weiß nichts davon, dass der LGBT-Hype seinen Zenit längst überschritten hat und das Pendel inzwischen wieder in die andere Richtung ausschlägt. 

Der Mechanismus dahinter ist einfach zu verstehen. Der Bogen wurde überspannt. Einerseits werden inzwischen im Namen der Anti-Diskriminierung grundlegende Freiheiten geschliffen. Man muss aufpassen, was man sagt. Was vor Jahrzehnten als Kampf um gleiche Rechte begann, hat sich längst in einen Kampf um immer mehr Rechte gegenüber allen anderen gewandelt. Die Bewegung ist zum totalitären Gegenteil von sich selbst geworden und steht für wachsende Ungleichheit sowie Repression. 

Wer meint, die Schwulen und Lesben der EU stünden geeint hinter der LGBT-Bewegung, täuscht sich übrigens. Viele fühlen sich instrumentalisiert, man kann allerdings nichts machen. Diejenigen, die im Namen von Antidiskriminierung und Gleichberechtigung auftreten, sind nicht gewählt, man kann sie daher auch nicht abwählen. Die LGBT-Bewegung ist nicht demokratisch organisiert. Finanziert wird sie überwiegend aus staatlichen Mitteln – ihre Organisationen sind staatliche Vorfeld-Organisationen. 

Von all dem weiß Nikolai natürlich nichts, mit den Auswirkungen aber wird er konfrontiert werden. Von der grassierenden Russophobie in der EU hat er zwar gehört, hält das aber für die Propaganda der russischen Staatsmedien. “So schlimm wird es schon nicht sein”, denkt er. Die Europäer werden zu differenzieren wissen, glaubt er und täuscht sich grundlegend. Was ihn erwartet, wird ihn erstaunen. 

Ihm ist zudem nicht klar, dass die Meinungsfreiheit in der EU inzwischen so weit eingeschränkt ist, dass er vollständig das Narrativ der westlichen Propaganda übernehmen muss, weil er ansonsten Probleme bekommt.

Gegen den Krieg in der Ukraine und gleichzeitig schwul zu sein, reicht bei weitem nicht aus, westliche Gemüter in ihrem Russenhass zu beschwichtigen. Sollte er sich erdreisten zu behaupten, dass die Krim eigentlich schon seit Jahrhunderten russisch ist, fällt er durch. Er wird zudem komplett die antirussische Erzählung bedienen müssen. Er wird es tun, denn es liegt in seinem eigenen Interesse. Er kann nicht erzählen, dass er hier Treffen und Events in Bars und Clubs organisiert hat. Er kann auch nicht erzählen, dass es diese queeren Bars und Clubs immer noch gibt. Er muss das Narrativ bedienen, dass Schwule und Lesben in Russland entrechtet und Menschen zweiter Klasse sind, dass es sich um einen Unrechtsstaat und eine Diktatur handelt. Es bleibt ihm gar keine andere Wahl. Will er bleiben, muss er lügen. Das ist schon deshalb von tiefer Tragik, weil er glaubt, in der EU freier als in Russland leben zu können.  

Dass dies alles in einem gesellschaftlichen Umfeld stattfindet, in dem auch Politik Flüchtlingen zunehmend kritisch gegenübersteht, weil man sich alles, was mit ihnen in Zusammenhang steht, eigentlich gar nicht leisten kann, kommt aktuell noch hinzu. 

Hätte er mich gefragt, ich hätte ihm dringend abgeraten. Doch vermutlich hätte es wenig gebracht, denn gegen die wirklich gut gemachte westliche Propaganda hilft nur die eigene Erfahrung. Ich wünsche Nikita, dass sein Aufprall in der Realität der EU nicht allzu schmerzvoll, dafür aber lehrreich wird. Der Rückweg steht ihm immer offen.<img src=“https://vg01.met.vgwort.de/na/72991b64454b4ee89a2a6fb9ad499c74″ width=“1″ height=“1″ alt=““>

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Gert-Ewen Ungar

Gert Ewen Ungar legte sich kurz nach dem Abi sein Anagramm zu. Er und seine Freunde versprachen sich damals bei einem Kasten Bier, ihre Anagramme immer für kreative Arbeiten zu verwenden. Dass sein Anagramm jemals mehr als zehn Leuten bekannt werden würde, war damals nicht abzusehen und überrascht ihn noch heute. Das es dazu kam, lag an seinem Blog logon-echon.com. Mit seinen Berichten über seine Reisen nach Russland stiegen die Zugriffszahlen und es entwickelte sich eine Zusammenarbeit mit RT DE. Anfang 2022 stieß er zu den neulandrebellen und berichtet über Russland, über Politik, über alles Mögliche.

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3 Gedanken zu „“Flucht” aus Russland ins LGBT-Paradies EU

  • 15. Oktober 2024 um 11:06
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    Geschleift, nicht geschliffen.
    Ansonsten stimme ich dem zu. Die wenigsten Schwulen wollen als LBGTXY* vereinnahmt werden. Sie wissen auch, von wem Bedrohungen im Alltag kommen und wählen AfD an erster Stelle (laut Umfrage).

  • 15. Oktober 2024 um 21:43
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    “ In westlichen Medien findet diese wichtige Unterscheidung nicht statt. Die ist aber zentral. “
    Auf den Punkt gebracht.
    Ähnlich so in den Bereichen Feminismus, schwarze Community, Migrantenvertreter usw….überall haben faschistoide Kräfte das Ruder übernommen während es viele die zu diesen Gruppen gehören, eher skeptisch sehen.
    Dennoch und gerade weil sie so laut schreien, ist die LGBTABCDEFG…-Bewegung über ihren Zenit hinaus, so war etwa der peinliche Auftritt der Fußballer in Katar ein schwerer Rückschlag mit Massenwirkung.
    Im Artikel wird es schon angedeutet, für Schwule und Co. kann es schnell zum Bumerang werden, sich von der Alphabet-Bewegung vertreten zu lassen, genauso wie Frauen gut daran täten, Distanz zur heutigen Form des Feminismus zu halten, Gegenreaktionen sind nur eine Frage der Zeit und teilweise schon am Laufen.

  • 16. Oktober 2024 um 21:13
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    Tom und Gert, gern würde ich Euch unterstützen, aber es reicht nie ganz aus dafür, doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, vielleicht kauft doch mal jemand ein Bild oder ein Gedicht, oder vielleicht kommt mal ein Hauptgewinn irgendwo her, oder eine Erbschaft, und dann werde ich alle, alle Freunde und Bekannte, und diejenigendie es brauchen und wollen, unterstûtzen, mit vollen Händen werde ich helfen und helfen und verteilen, Wünsche erfüllen und viele, viele zufrieden und sorgenfrei machen und Freude schenken, träumen, gute Nacht, Ihr alle,
    Pen

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