In Würde wühlen

Na, wer sagts denn: Die Grünen und die Liberalen haben ja doch ein Herz! Auch sie haben nun soziale Themen im Fokus: Containern, also im Abfall von Supermärkten zu wühlen, soll nämlich laut beiden Parteien endlich straffrei werden. Mehr Weggeschmissenes für alle, die sich nicht mehr leisten können!

Endlich mal eine richtig gute Nachricht: Die kleinen Ampelmännchen sind sich einig – FDP und Grüne wollen das Containern straffrei stellen. Wer künftig im Müll anderer Leute oder Supermärkte buddelt, soll keine Strafe mehr fürchten müssen. Es sei denn, es liegt ein Hausfriedensbruch vor. Bislang wurden Menschen, die sich weggeschmissene Lebensmittel aneigneten, strafrechtlich verfolgt. Aber die gute Menschen der Ampelkoalition möchten in keinem Staat mehr leben, in dem nicht jeder straffrei an Weggeschmissenes kommt. So viel soziales Gewissen haben sie dann doch.

Natürlich verweist man auf die Lebensmittelverschwendung, der man so entgegentreten würde. Warum gute Lebensmittel nicht denen ohne Strafe zukommen lassen, die sie brauchen können? Das ist Sozialstaat 3.0: Nach der Armenspeisung, die wir heute Tafel nennen, jetzt der Müllcontainer. Ganz pragmatisch und liberal. Was sich hier zeigt ist der sattgefressene Pragmatismus von Leuten, die es als soziale Errungenschaft sehen, einem Obdachlosen eine Pfanddose zu überlassen – und die sich dafür feiern lassen.

Pferdelasagne, BSE-Rinderroulade und andere Containerfrüchte

Das, was man für sich selbst oder eine Kundschaft nicht mehr kulinarisch in Anspruch nehmen möchte, an andere zu verschenken, hat in Deutschland eine gewisse Tradition. Jedenfalls dann, wenn die Empfänger solcher milder Gaben arme Menschen sind. So war es vor vielen Jahren schon, als man BSE-Rinder keulte und einige auf die Idee kamen, dass in Nordkorea oder wer weiß wo noch Menschen hungerten, die sich über eine Rinderroulade freuen würden. Ganz nach dem Motto: Besser Schädliches fressen als gar nichts.

In Erinnerung ist auch noch der Gammelfleisch- und Pferdefleischskandal: Tiefgekühlte Lasagne beinhaltete Pferdefleisch, das nicht deklariert war. Und was fiel den gütigen Herzen aus Deutschlands satter Mittelschicht ein: Na klar, Hartz-IV-Empfänger könnte man damit doch beglücken und effektiv abfüttern. Lasagne al cavallo: Gastronomisches Herz, was willst du mehr?

Wenn man es genauer betrachtet, fußt das System der Tafeln auf exakt dem gleichen Prinzip: Bevor was im Abfall landet, lieber in des Armen Magen. Das schont die Umwelt – und den Steuerzahler. Natürlich wird man dort nicht müde zu betonen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum ja nichts über den Zustand des Produktes aussage. Und diese Einwand ist ja auch richtig. Dennoch ist es so, dass die Mehrzahl der Menschen in diesem Lande solche Produkte lieber wegschmeißen als verzehren wollen. Ob zu recht oder unrecht, sei mal dahingestellt. Etwas ganz anderes schwingt in dieser Angelegenheit mit, nämlich eine Haltung, die nach dem Motto funktioniert: Ich bin mir zu schade dafür, aber andere sollen es nicht sein.

Deutlicher gesagt: Mein Müll soll die Freude des Anderen sein. Abfall als Sozialleistung. Genau das sollte der Sozialstaat ja, im Gegensatz zum Suppenküchenstaat vorhergehender Zeiten, besser machen.

Mein Müll, dein Festtagsschmaus

Aber was heißt hier Abfall? Die Lebensmittel bei den Tafeln und in den Containern hinter Supermärkten sind ja nicht schlecht, sind im Grunde ja gar kein Abfall. Sie werden aus Bequemlichkeit weggeschmissen. Das stimmt zwar, aber Müll sind sie trotzdem, denn dass sie es sind, darüber scheint es einen breiten Konsens zu geben: Bei wem gibt es schon Käse zum Abendbrot, der zwei Stunden vorher noch neben welken Kartoffeln und schimmeligen Porree in der Tonne lag? Auch wenn er noch gut ist, noch essbar: Die Wenigsten tischen ihren Lieben solche Milcherzeugnisse auf.

Was ist also Abfall? Was Müll ist und was nicht ist ein gesellschaftliches Konzept. Die Frage der Verwertbarkeit von Materialien fällt insofern immer in die sozialwissenschaftliche Deutungshoheit. Für die Mehrzahl der Menschen in unserer Gesellschaft ist tierische Scheiße nutzlos und damit Abfall; andere düngen damit ihr Feld – und in anderen Weltregionen kachelt man damit seine Hütte. Hier isst man bestimmte Tierpartien nicht, dort gelten sie als besonders delikat. Was Abfall ist und was nicht, ist ein Konzept, basierend auf sozio-ökonomische, teils ökologische Entwürfe.

Nicht alle Menschen sehen dasselbe Erzeugnis als Abfall. Wir nennen es Abfall, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist oder wenn nicht mehr viel fehlt, bis diese Grenze hinüber zum Abfall, erreicht ist. Unser Konzept von Wertigkeit eines Artikels, das sich aus der allzeitigen Verfügbarkeit von Lebensmittel rekrutiert, macht etwas schon vorab zum Müll, noch bevor die offizielle Zeitgrenze überschritten ist.

Letzteres mag man als schlechte Entwicklung betrachten, das ändert aber nichts daran, dass wir es mit Produkten zu tun haben, die kaum jemand regulär erwerben möchte. Aber bestimmte Leute im Lande sollten sie dennoch essen: Und diese Doppelmoral im Hinblick auf die Frische von Lebensmittel darf sich dann sogar noch rege Hoffnungen machen, als soziales Gewissen durchzugehen.

Die Würde des armen Menschen, gleich neben abgelaufenen Fischstäbchen

Dieser vermeintliche Pragmatismus, der sich hinter der Ansicht versteckt, das alles sei ja noch gut, das könne man noch essen, offenbart natürlich das sozialstaatliche Defizit, das bei den Liberalen und den Grünen vorherrscht. Statt über Strukturen nachzudenken, die ein menschenwürdiges Leben garantieren können, übt man sich im libertären Gutmenschentum, das ein soziales Gewissen lediglich simuliert. Schließlich kann man sich so beruhigt zurücklehnen und einreden: Man habe alles getan, um die schlimmste Not zu lindern.

Von der FDP hat man freilich nichts anderes erwartet, seit Jahrzehnten ist genau das ihre Vorstellung von Sozialpolitik. Die Grünen jedoch geben regelmäßig zu Protokoll, sie seien eine gänzlich soziale Partei, hätten ein Herz für die Habenichtse. Und was fällt ihnen für sie ein? Ein Freifahrtschein zum Wühlen im Müll. Sei der auch noch so gut, noch so essbar: Für die, die das Containern straffrei machen wollen, bleibt es dennoch Müll. Sie würden sich kein Mahl aus Zutaten zaubern, die eben noch im Abfall lagen.

Es ist keine Frage der Nützlichkeit oder des Pragmatismus, die sich hier stellt: Wir haben es mit einer ethischen Frage zu tun. Und die geht so: Ist es sittlich, anderen das zuzuteilen, was ich in den Müll werfen würde?

Wer das mit Ja beantwortet, sagt damit auch: Ich bin etwas Besseres. Aber es ist und bleibt eines in diesem Deutschland eindeutig: Arme Menschen haben keine Würde, wegen der es sich um Sittlichkeit zu diskutieren lohnte. Deren Würde liegt auf dem Müll. Und wenn sie demnächst nach essbaren Resten suchen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie gleich die Polizei mit auf das Revier nimmt, finden sie vielleicht zufällig irgendeine entsorgte Würde. Eine, die gleich neben den abgelaufenen Fischstäbchen lag. Die ausrangierte Würde anderer Leute aufzutragen: Mehr kann man als Mensch in Armut in Deutschland nicht erwarten. Auch nicht von einer Bundesregierung, die sich selbst als sozial und progressiv anpreist.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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AusdieMaus
AusdieMaus
1 Jahr zuvor

FDP und die heutigen Olivgrünen sind Triebe aus dem selben Stamm, der letztlich in rechtsliberalem und sozialdarwinistischem Boden wurzelt. Bei den Grünen ist die zur Schau getragene Heuchelei besonders verwerflich. Darin sind sie einfach Spitze.

Mensch
Mensch
Reply to  AusdieMaus
1 Jahr zuvor

…wobei es mir ein Bedürfnis ist darauf hinzuweisen, dass niemand meinen sollte, die anderen Parteien in den Parlamenten wären die bessere Wahl. Diesbezüglich nicht und auch ganz allgemein nicht.

„Ihr“ könnt gern noch bis zum Sanktnimmerleinstag mittels Wählen von beliebigen Parteikombinationen versuchen den Status Quo entscheidend zu beeinflussen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das weiterhin nicht zu den erhofften Ergebnissen führen wird.

All meine gemachten Kreuze bei Wahlen in den letzten mehr als 40 Jahren waren jedenfalls unnütz. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ankreuzen von Zetteln irgendetwas entscheidend verbessert, ist bei einem Lottoschein eher gegeben😱😬😉

Last edited 1 Jahr zuvor by Mensch
Jaheira
Jaheira
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Wenn Lottoscheine kostenlos wären, würde ich natürlich spielen. Die Gewinnchance wäre dann größer, wenn man teilnimmt. Am besten beeindruckt man das System, wenn man Kleinparteien wählt. Es entsteht das Risiko, dass doch Mal eine über die 5% kommt.

Bernd Kulawik
Bernd Kulawik
1 Jahr zuvor

Ich schätze mal, das ganze Herumgestreite wird auf einen Kompromiss hinauslaufen:
– Die Armen dürfen zwar den Müll plündern, aber daneben steht eine extra (hoch) bezahlte Person, die den Wert der Müll-Lebensmittel notiert, damit diese mit dem „Bürgergeld“ verrechnet werden können.
– Die Supermarktbetreiber bekommen dieselbe Summe vom Staat (vulgo: Steuerzahler) erstattet, damit ihnen kein Verlust entsteht …
– und last but not least: Die Politiker, die den Deal aushandeln, bekommen eine „Anschlussverwendung“ als „Frühstücksdirektor“ bei einem der Lebensmittelkonzerne.
Das ist Deutschland: Da werden Sie geholfen – Hauptsache, es dauert lange, ist maximal bürokratisch und kostet viel Geld. (Ach ja: Und es schadet den Ärmsten.) Mit diesen Grundsätzen wurde in DE schon immer „gute“ Politik gemacht.

nadennmallos
nadennmallos
Reply to  Bernd Kulawik
1 Jahr zuvor

…und der entnommene Müll wird vom Müllkontrolleurierenden vom 1-Tonnen-CO²-„Guthaben“ abgezogen. Arme brauchen schließlich nur eine geringere Gutschrift. 3 Tonnen dürfen nur die Mittelguten.

Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Mein Müll soll die Freude des Anderen sein. Abfall als Sozialleistung.

Genau aus diesem Grund exportieren wir ja auch unseren Elektro- und Plastikmüll in anderer Länder, damit sich z.B. die armen kleinen Kinder an den Stränden von Afrika durch das Verbrennen von Kabelummantelungen an den begehrten Rohstoff Kupfer können. So werden die Kleinen an den Arbeitsmarkt herangeführt und lernen früh, welch erhabenes Gefühl es ist, mit eigener Hände Arbeit für den Unterhalt einer ganzen Familie zu sorgen.

Denn:

„Derjenige ist wirklich und wahrhaft sozial, der Arbeit schafft.“ (Alfred Hugenberg, Rundfunkansprache zur Reichstagswahl 28.7.1932)

Oder etwas kürzer:

„Sozial ist, was Arbeit schafft!“ (CDU)

Na dann: in dem ruhigen Gewissen, daß wir alle kleine Sozialarbeiter sind, dürfen wir massenweise Plastik- und Elektroschrott produzieren.

Denn damit tun wir ja etwas Gutes!

Hat Mutti gesagt!

Mensch
Mensch
1 Jahr zuvor

Ich warte bei der „Containern“-Diskussion augenblicklich nur auf das ins Spiel bringen der Haftungsrechtlichen Aspekte. Wir sind schließlich Deutschland😉

Wer haftet dafür, wenn jemand der dann doch beim Containern an wirklich gesundheitsschädlich verdorbene Lebensmittel gelangt ist, was zumindest in Einzelfällen nicht nur denkbar sondern wahrscheinlich ist?

Da wird es dann durchaus zu unterschiedlichen Sichtweisen bei den Parteien kommen, würde ich zumindest vermuten

Bei der FDP wäre Eigenverantwortung die bevorzugte Hafttungsklausel.
Bei den Grünen sollen bestimmt Supermärkte dafür haften und somit dafür sorgen, dass ihr unverkäuflicher Lebensmittelmüll in verzehrungeeignet und verzehrgeeignet getrennt werden muss. Anderfalls droht, Strafe, Knast, Häuten, Teeren, Federn und Vierteilen…😳🤪🤣😉

Mensch
Mensch
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

…die Container-Hymne darf natürlich nicht fehlen.
https://youtu.be/y_1ONN_ijWE

Wütender Bürger
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Wer Lebensmittel selber zubereitet, und sich nicht nur von dem ernährt, was diverse Lieferdiensten bringen, sollte verdorbene von unverdorbenen Lebensmittel unterscheiden können. Das ist nicht nur beim „Containern“ mötig, sondern z.B. auch bei der Versorgung aus dem eigenen Garten. Und bei jedem Einkauf kann es Dir passieren, daß selbst angeblich noch haltbare Lebensmittel sich nach dem Öffnen bei näherem Hinsehen als schlecht erweisen. Ich habe schon das eine oder andere Brot entsorgen müssen, dessen MHD noch mehrere Tage in der Zukunft lag, bei dem es mich aber nach der dritten Scheibe grün angrinste. Von verpackter Wurst und „Frisch“käse ganz zu schweigen!

Was ich für viel gefährlicher halte, ist das Verletzungsrisiko: wenn Du einmal gesehen hast, was so ein zuklappenden Container-Deckel anrichten kann, möchtest Du da bestimmt nicht mehr hineinkriechen, weder ganz noch teilweise!

Mensch
Mensch
Reply to  Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Na ja, ich könnte Dir jetzt entgegenhalten, dass das Zubereiten von Speisen und das Ernten im eigenen Garten nicht minder Gefahren birgt, wie das Rumklettern in so mach Containern🤫

Mag ich aber gar nicht😉 warum es Dir ein Bedürfnis war, mir zu erläutern, was Du mir bzw uns allen erläutert hast, ist mir ein Rätsel🤔

…und was meine Beobachtungen was das sogenannte Containern betrifft anbelangt, wird das vor allen wirklich Bedürftigen eher mit Vorliebe, von jungen Leuten, die es eigentlich nicht nötig haben, denen es aber ein Bedürfnis ist auf die Verschwendung hinzuweisen, betrieben.

Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was genau in Supermärkten wirklich noch an lohnenswerten Lebensmitteln in den “ Containern“ direkt am Supermarkt verschwindet?

Als Supermarktbetreiber hätte ich auch keinen Bock darauf, dass in „meinen“ meist eh auf gesichertem und eben nicht frei zugänglichen Gelände rumgewühlt wird. Zum einen muss ich dann täglich wen dafür bezahlen, dass das dabei entstehende Chaos beseitigt wird(1) und zum andern muss ich mich dann mit den von den „Aktivisten“ erstellten Videos die sie ins Netz stellen, auf denen dann all das angeblich noch gute Zeug was niemand mehr kaufen mag zu sehen ist, herumschlagen. Wer lässt sich schon gern als verschwenderischen, dekandentes Arschloch bezeichnen?

Mit verderblichen Waren zu handeln ist eben kein einfaches Unterfangen. Das sollte sich einjeder bewusst machen.

BTW: Ich würde darauf tippen, dass das Prinzip „Tafel“ in Deutschland nur funktioniert, weil die bösen, bösen Händler, die was gegen das Containern haben, die „Tafeln“ kostenlos mit Lebensmittel versorgen und z.T. gar beliefern.

1: wenn rund um den Container verderbliche Lebensmittel liegen, die bei zweiter in Augenscheibnahne doch nicht mehr für gut befunden werden, sodass das die Ratten anlockt, ist das für einen Betrieb, der mit Lebensmitteln handtierte problematisch.

flurdab
flurdab
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Neben der entstehenden Verschmutzung rund um die Stellplätze stellt sich wirklich die Frage wer denn da „containern“ geht.
Einfach mal so in einen Container oder eine große Mülltonne steigen um die abgelaufene Leberwurst am Boden des Behältnisses zu suchen und zu finden, ist absurd. Zumal in der zwischenzeit garantiert irgendwer den vor der Tonne stehenden Rollator klaut.

Das ist wieder so ein Minderheitenthema was die Grünen aufblasen.
Es nützt niemandem etwas, kostet aber auch kein Geld.
Was ist eigentlich aus der Idee geworden Schwarzfahren nicht mehr als Straftat zu verfolgen?

flurdab
flurdab
Reply to  Wütender Bürger
1 Jahr zuvor

Ich bitte Dich, das ist eine Idee von den Grünen.
Da darfst du doch nicht mit der Realität kommen.
Außerdem habe ich in diversen Live- Reportagen des Bildungsfunks gesehen das da nur kleine Tonnen benutzt werden, in denen die „Lebensmittel“ sorgfälltig eingeschichtet werden. Ein Traum.
Welcher Supermarkt hat schon 20 Kubikmeter- Müllcontainer in 2023. Wir leben doch alle möglichts „Nachhaltig“. 😉

Im Bildungsfernsehen des WDR wurde gestern über die Wiedereröffnung einer Tafel/ Suppenküche im Überschwemmungsgebiet (Ahr 2021) berichtet.
Die haben da mal die Schlange gezeigt, die wartend vor der Tür stand. Beeindruckend.
Aber hey, so toll. Endlich wird den Menschen wieder geholfen. Jubel!11

Last edited 1 Jahr zuvor by flurdab
Atalante
Atalante
Reply to  Mensch
1 Jahr zuvor

Ich warte bei der „Containern“-Diskussion augenblicklich nur auf das ins Spiel bringen der Haftungsrechtlichen Aspekte. Wir sind schließlich Deutschland

Genau DAS wird der Punkt sein, denn diese Lebensmittel werden ja (auch) weggeworfen, weil der LEH bei eventuellen Schäden durch den Verzehr in Regress genommen werden kann.
Hab ich selber erlebt, als MA im LEH: Da kam morgens kurz nach Ladenöffnung eine Dame und fragte, ob sie das Joghurt mit MHD vom Vortag denn noch kaufen könne, auf einen Tag käme es ja wohl nicht an, weil in dem Karton mit dem „neuen“ Joghurt ihre Lieblingssorte nicht dabei war, im MHD-Karton gab es aber noch zwei Becher.
Das mussten wir ablehen, denn wenn die Dame sich den Magen verdorben hätte, wäre der Laden, der ihr dieses Joghurt verkauft/abgegeben hat (streng genommen 7 Stunden! über dem MHD) schadenersatzpflichtig gewesen, so hat es uns die ML erklärt, als wir fragten.

Das ist was, was ich nie verstanden habe: Dem „normalen“ Kunden darf mann aus o.g. Gründen ein solches Produkt nicht mehr abgeben (nicht mal verschenken, selbst, wenn der Kunde vor Ort ne schriftliche Erklärung abgegeben hätte, dass er im Fall des Falles nicht gegen den Laden vorgehen würde, hat uns tatsächlich mal jemand angeboten…), aber für die Armen ist das noch „gut“, da kann man sich ja zusätzlich noch ein „Sozial“ ans Revers heften, wenn man das Zeug, was für regulär zahlende Kundschaft nicht mehr gut genug ist, den Ärmsten „spendet“ (im Zweifel nur, um Entsorgungskosten einzusparen)…

Man könnte diese Lebensmittel auch einfach in nen Korb legen mit nem Schild dran: Zum Mitnehmen, so könnte man der Verschwendung auch entgegentreten und es wäre wesentlich würdevoller für die Betroffenen, als im Müllcontainer rumzukrabbeln. DAS aber ist, afaik, nicht bzw nur in SEHR engen Grenzen erlaubt (ich hatte es tatsächlich mal angeregt, dass man das so machen kann, bekam aber gleich ne Anbsage, dass man das so nicht dürfe.. unter anderem auch aus o.g. Haftungsgründen)

Aber das ist wohl so gewollt, im Sinne der Stigmatisierung…
Schließlich muss es ja noch jemanden geben, der „unter einem selbst“ steht, damit man selber sich besser fühlt und welches Zeichen ist deutlicher, dass jemand „minderwertig“ ist, als wenn der sich sein tägliches Essen aus dem Müll klauben muss?
DAS ist dann wieder was, worauf die gelbgrünen sich so richtig abfeiern…
die einen, weil Arme weiterhin stigmatisiert werden, die anderen, weil sie sich als ökologisch (gegen Lebensmittelverschwendung* kämpfend) profilieren können.

Und jetzt so zu tun, als würde man mit diesem Gesetz(entwurf) für die Betroffenen (Armen) IRGENDWAS verbessern, ist an Zynismus kaum zu überbieten.

Arme waren, sind und bleiben in deren Augen schlicht Müll, von daher ist es nur konsequent, dass sie sich auch ihr Esssen aus selbigem fischen sollen, bloß keine Teilhabe im Sinne von „ich kaufe im Supermarkt ein und suche mir mein Essen selber aus“ ermöglichen, sondern nur ein: „Ich muss nehmen, was im Müll der anderen liegt“, damit der Betroffene auch genau weiß, dass er nur minderwertiger Abfall ist.
ganz ehrlich: DAS IST ABARTIG und eines Staates, der sich „sozial“ nennt, schlicht nicht würdig.

*Und zum Thema Lebensmittelverschwendung: Wie wäre es zum Beispiel mit einfach das Angebot etwas reduzieren oder wieso muss bis zwei Minuten vor Ladenschluss die KOMPLETTE Auswahl an z.B. Backwaren da sein?
Man könnte ja auch (was einige Läden erfreulicherweise schon machen), ab ner bestimmten Uhrzeit sagen: So, Backöfen aus, was jetzt nimmer da ist, ist nimmer da, es wird abverkauft, was in der Auslage liegt und gut ist, same mit Obst/Gemüse…ich verstehe es nicht… und dann immer sagen: „Der Kunde WILL das so“…das würde ich so nicht 100% unterschreiben, sicher gibt es die, aber solches Anspruchsdenken gibt es immer und überall… und das Verständnis, so der Verschwendung entgegenzutreten, wäre sicherlich auch beim Gros der Kundschaft vorhanden, aber vielleicht halte ich die Menschen insgesamt auch für zu „nett“.

Bernie
Bernie
Reply to  Atalante
1 Jahr zuvor

Danke für ich selbst hätte es nicht besser sagen können 😉

Hinter dem Vorhaben steckt die selbe Gemeinheit dahinter HartzIV in Hartz V aka „Bürgergeld“ umzubenennen und den Betroffenen gerade einmal 50 Eoro mehr im Monat als Almosen zu gönnen, die längst von der Inflation…🙄

Gerade denke ich übrigens im Begriff „Bürgergeld“ steckt auch etwas infames – frei nach dem Motto „Was muckst du auf? Wir „Bürger“ bezahlen doch dein „Geld“ bzw. die Stütze 🙄🤔

Sarkastische Grüße
Bernie

Last edited 1 Jahr zuvor by Bernie
flurdab
flurdab
Reply to  Atalante
1 Jahr zuvor

aber vielleicht halte ich die Menschen insgesamt auch für zu „nett“.

Das glaube ich nicht. Aber hier geht es ja auch nicht um Menschen.
Hier geht es um knallharten Konsum und allem was ihn ermöglicht.
Die „Aufbackbäckereien“ in Supermärkten werden als Fremdbetrieb von den Betreibern der Supermärkte vertraglich dazu gezwungen die Brotregale bis Geschäftsschluss gefüllt zu halten. Tuen sie es nicht kommt die Vertragsstrafe oder gleich die Kündigung.
Man geht ja nicht einkaufen um Dinge zu kaufen.
Das war füher so, heute erlebt man beim Einkauf ein Erlebnis.
Volle Regale, ein überbordenes Angebot an stets den gleichen Dingen, die von hunderten Firmen angeboten werden, die doch nur den selben 8 Konzernen gehören.
Man muss nur sehen welche Produktinovationen im Lebensmittelbereich immerzu neu dazu kommen. Gestern war Bio, heute ist es Vegan. Neulich stolperte ich über ein „Eiweißbrot“, weiß der Teufel was das soll.

Das ist das Paradies. Und wenn dir das Geld fehlt daran teil zu haben, dann hast du dich einfach nicht genug angestrengt.
Das Versprechen des Konsum ist die Möhre die die Leute in ihrem Hamsterrad hält.

Mensch
Mensch
Reply to  Atalante
1 Jahr zuvor

„same mit Obst/Gemüse“

Na ja, wenn ich losziehe, um z.B. Bohnen zu kaufen, weil ich Bohnensuppe machen will, werde ich nicht Gurken kaufen, weil keine Bohnen mehr da sind🤫😉

Ich kaufe auch keine angedrückten Äpfel, sondern nehme stets die makellosen. Zum Teil muss ich einen Euro für einen Apfel bezahlen, da werde ich nen Teufel tun und auch noch so „nett“ sein, die angedrückten Äpfel zu nehmen.

…und beim Bäcker nehme ich auch keine sauteuren Vollkornbrötchen, wenn die normalen Brötchen alle sind. Beim Brot, okay, da nehme ich das was noch da ist. Aber auch nur dann, wenn es nicht ein Brot ist, dass ich schon einmal hatte und es als unterirdisch empfand.

Einem geschenkten Gaul, schau auch ich nicht ins Maul. Sobald ich dafür meist nicht wenig Geld bezahlen muss, schau ich schon, dass der Deal auch für mich in Ordnung geht. Das hat nichts mit irgendeiner Form von unangemessenem Anspruchsdenken zu tun. Ich bin, so hoffe ich zumindest, recht umgänglich, höflich und hilfsbereit. Nur übervorteilen bzw verarschen, lasse ich mich ungern😉

Dass Kunden, denen man für Lebensmittel nicht wenig Geld abnehmen will, drauf achten, dass zumindest die Qualität beim Inaugenscheinnehmen stimmen muss, haben gar schon die Bio-Läden begriffen. Die Zeiten, dass das Etikett „Bio“ reichte und sich zumindest die Zotteligen, selbst angegammeltes Obst und Gemüse haben andrehen lassen, sind vorbei😉

Ich hab‘ gar nichts gegen angedötschte Äpfel, oder dergleichen. Um z.B. Apfelkuchen oder Mus zu machen, sind die völlig in Ordnung. Schneidet man das Angematschte halt weg. Kein Problem. Nur muss dann auch der Preis stimmen und zudem muss solch Ware dann auch schnell verarbeitet werden. Wenn’s schimmelt, was bei beschädigtem Obst schnell gehen kann, ist es halt Müll.

nadennmallos
nadennmallos
1 Jahr zuvor

Ja aber, dann geht man doch zu Aldi, denn dort kann man es sich ja leisten (also alles) laut dem neuesten Socialwashing-Werbespot (nette Wortneubildung oder!?).

Cetzer
Cetzer
Reply to  nadennmallos
1 Jahr zuvor

Letzte Jahr hat mir tatsächlich ein Aldi-Kassierer unaufgefordert 50% Rabatt auf ein kümmerliches¹ Bündel Radieschen gewährt, das ein Hobbygärtner vermutlich in hohem Bogen auf den Kompost geworfen hätte -> Last year a AK47² saved my life.
Im Übrigen kenne ich eine internationale Institution, die schon seit etlichen Jahrhunderten Holywashing betreibt, manchmal auch Justicewashing³.

¹Ich esse aus Solidarität Lebensmittel, die schon bessere Zeiten gesehen haben – Genauso wie ich
²Aldi-Kassierer, 47 Jahre
³Hinzurichtende feierlich begleiten und dadurch indirekt Hinrichtungen legitimieren

Last edited 1 Jahr zuvor by Cetzer
flurdab
flurdab
1 Jahr zuvor

„Eat the Ritch“ meine persönliche Empfehlung.

Nebenbei, „You will on nothing und be happy“.
Dieser Empfehlung des Herrn Schwab folgen gerade ganz viele Ukrainer.
Warum der Rundfunk darüber nicht freudig berichtet verstehe ich nicht.

Cetzer
Cetzer
Reply to  flurdab
1 Jahr zuvor

„Eat the Ritch“

Gibt es auch als Film mit flottem Soundtrack. Nur die passenden Gewürze wollten sie nicht verraten.
Ein Tipp vom Profi:

Kein Emmentaler vorrätig? Einfach Börsianer-Nasenscheidewand nehmen!

Frank Heitmann
Frank Heitmann
1 Jahr zuvor

Ich kenne genügende Studenten die aus Müllvermeidungsgründen und dem Nachhaltikeitsgedanken das Containern betreiben.In Gesprächen mit dieser Spezies hatte ich mal angemerkt das ich als Steuerzahler ja ihren Krankenhausaufenthalt mitbezahlen muss wenn sie sich eine Hepatitis einfangen oder sich den Magen verderben.
Das Thema das hier Eingriffe in Rechtsvorschriften die der Handel beachten muss oder das Betreten von Grundstücken und Eigentumsrechte spielte dabei keine Rolle.
Hier entstehen Konflikte zwischen jungen und alten Menschen die sich aus unterschiedlichen Gründe um die Reste balgen werden.
Unsere zugereisten Neubürger werden sich verwundert über uns Deutsche den Kopf schütteln und noch mehr Verachtung für Deutschland ausspucken.

flurdab
flurdab
Reply to  Frank Heitmann
1 Jahr zuvor

Das Konzept ergibt auch nur dann einen Sinn wenn jedem Armen, bevorzugt Armutsrentner, ein Student zu Unterstützung in die 52 Quadratmeter Butze zugewiesen wird.

Wir haben Platz

Cetzer
Cetzer
Reply to  Frank Heitmann
1 Jahr zuvor

jungen und alten Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen um die Reste balgen werden

Kann hohen¹ Unterhaltungswert haben: In Indien, Italien… gab es angeblich Wohltäter, die kleine Münzen unter die vor ihrem Palast darbenden Bettler warfen – Münzen, die sie vorher höchstpersönlich voller Vorfreude im Feuer auf finger-verbrennende Temperaturen erhitzten.

¹Aus hoher Warte bzw. mit FDP-Parteibuch

flurdab
flurdab
1 Jahr zuvor

Typisch Grüne Ablenkung.
Hauptsache der Blick wird von den richtigen Probleme abgelenkt.
Energieversorgung und SicherheitInflationBeendigung des Ukraine- Krieges durch DiplomatieInsolvenzwelle in Handwerk und MittelschichtWohnraumnotMigrationszirkus und dessen Steuerung
Kennt jemand den französischen Historiker Emmanuell Todd?
Er hat der Weltwoche ein Interview gegeben, lesenswert.

In diesem Krieg geht es um Deutschland

https://www.mediagnose.de/wp-content/uploads/2023/01/Todd_Es-geht_um_Deutschland_08-01-2023_06-27-38.pdf

Cetzer
Cetzer
1 Jahr zuvor

Die Grünen und die Liberalen haben ja doch ein Herz!

Und sie schreien laut: Autsch!!, wenn es ihnen auf den Fuß fällt, weil der Lügen-Kleber wieder mal nicht gehalten hat.

Horst Kevin
Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Ich hatte schon mehrfach darauf hingewiesen: https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/326-rtkl-frankreich-supermaerkte-duerfen-lebensmittel-nicht-mehr-wegwerfen
Sicher noch nicht ganz der Weisheit letzter Schluß, aber gewiss besser, als der Schwampelunfug.

Vielleicht kann je mal jemand mit mehr Nähe zu F. erzählen, wie das in der Praxis aussieht.

Rudi K
Rudi K
Reply to  Horst Kevin
1 Jahr zuvor

Wobei was ist mit Lebensmittel wie Hackfleisch bei denen das Ablaufdatum wirklich ernst zu nehmen ist?

Horst Kevin
Horst Kevin
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Nun, soweit ich es weiß, haben Supermärkte mit Eigenaufbereitung reagiert. Da ist auch Hack kein Problem.
Viele Supermärkte in F, wenige auch in D. hatten schon vorher leckerste Theken, wo frisch zubereitete Gerichte oder Teilgerichte zu mitnehme angeboten wurden. Da ists halt etwas Umstellung, ob man aus der Frischetheke kocht, oder von der Resterampe. Aber am Ende kein wirkliches Problem und ne gute Lösung, wenns um das „Retten“ von Lebensmitteln geht.

flurdab
flurdab
Reply to  Rudi K
1 Jahr zuvor

Iiiihh Hack.
Das ist Fleisch, ganz ganz böses Fleisch.
Wenns nach dem Spätzletürken geht ist das bald aus.
Dann können wir froh sein wenns noch Bohnen und Gemüse gibt.
Auf Lebensmittelkarte, oder einer schicken App, auf den tatsächlichen Kalorienbedarf berechnet.

Kriegswirtschaft.

Schwitzig
Schwitzig
1 Jahr zuvor

Die Grünen jedoch geben regelmäßig zu Protokoll, sie seien eine gänzlich soziale Partei, hätten ein Herz für die Habenichtse

Du hast das nur falsch verstanden: Die Grünen sind die Partei für die geistigen Habennichtse.
Sie haben die Philosophie: Müll für den Menschenmüll und damit bewegen sie sich durchaus in traditionellen Bahnen.
Ein Grüner ist für mich <Selbstzensur wegen justiziabler Inhalte>.