Die Demokratie vor den Demokraten retten

Der politische Betrieb rettet die Demokratie. Vor dem Rechtsruck, der AfD und rückständigen Ansichten. Nur nicht vor ihr selbst. Doch eigentlich geht es bei diesem Rettungsvorhaben nicht um die Demokratie, sondern um die Rettung des »Weiter-so«-Kurses.

Als die AfD sich anschlich, in den Bundestag einzuziehen, da nahmen alle etablierten Parteien ihren Kampf gegen die neue Rechtspartei erst richtig auf. Aus ganz verschiedenen Gründen. Die Union mochte deren Anti-Europa-Haltung nicht und die Sozialdemokraten mahnten deren Hetze an. Für die Grünen waren sie nicht ökologisch genug und innerhalb der Linkspartei mahnte man das fehlende soziale Programm bzw. den programmatisch dokumentierten Sozialabbau an.

Der Kampf gegen die AfD wird seit einiger Zeit aber unter einem viel höherwertigen Label geführt. Es geht nicht mehr bloß um Parteienkämpfe oder Inhalte, sondern um die Rettung der Demokratie. Unter diesem Motto vereinigen sich die Demokraten, wie sie sich gemeinhin relativ unhinterfragt nennen dürfen, um beim Kampf gegen die AfD nicht einfach nur eine tatsächlich fadenscheinige Partei zu schwächen. Nein, sie sind gewissermaßen im Auftrag der Demokratie unterwegs. Wollen ihre Rettung, betonen das auch wortreich in Dauerschleife in Reden, Talkshows und via soziale Netzwerke.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Molle Kühl
Molle Kühl
4 Jahre zuvor
Roberto De Lapuente
Roberto De Lapuente
4 Jahre zuvor

Mit Demokratierettern der besonderen Sorte habe ich es immer wieder mal in den Netzwerken zu tun. Da treten Leute mit Namen wie „Alerta Antifascista“ auf und zeigen, wie man Demokratierettung in Tyrannei überführt. Schon umwerfend, dass man sich vor diesen Leuten weniger fürchtet als vor den rechten Demokratiefeinden.

Nashörnchen
Nashörnchen
4 Jahre zuvor

Als die Grünen sich anschlichen, in den Bundestag einzuziehen, als die SED sich anschlich, in den Bundestag einzuziehen … gab es noch ansatzweise sowas wie Demokratie. Lang, lang ist’s her.
Man mag der AfD ja vieles vorwerfen. Manches zurecht. Aber die Demokratie haben ganz andere abgeschafft…

Anton
Anton
Reply to  Roberto J. De Lapuente
4 Jahre zuvor

Robetto, Parteien nehmen am polit. Wettbewerb teil. Niemand zwingt dich zur Wahl, alles die eigene Entscheidungen!

Anton
Anton
Reply to  Anton
4 Jahre zuvor

Entscheidung

Anton
Anton
Reply to  Roberto J. De Lapuente
4 Jahre zuvor

Der Wähler entscheidet aus eigenen Stücken, wen er wählt oder halt nicht wählt!

Anton
Anton
Reply to  Nashörnchen
4 Jahre zuvor

Die AFD ist da, man möge sich daran gewöhnen oder lasse es sein!Ändern wird es eh nur der Wähler können!

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Anton
4 Jahre zuvor

Sagen wir’s mal so: Die AFD wurde nicht vom Wähler, diesem souveränsten Souverän auf dem Markt der Wählbaren geschoben sondern von speziellen Interessengruppen mit sehr viel Einfluss, wie der INSM, und von ebenso einflussreichen Personen wie Hans-Olaf Henkel. Gegen solche Einflüsse kann sich der souveränste aller souveränen Souveräne, der Wähler, nicht einmal ansatzweise in Position bringen. Aber schön, dass ihr, wie es sich in einer Demokratie gehört, der notwendige Platz zum demokratischen Wachstum zur Verfügung gestellt wird. Reden wir sie einfach gut! Es ist ja auch nicht alles schlecht an ihr! Es wird viel mehr an uns Deutschstämmige gedacht und an unsere heidnisch-christlichen Wurzeln. Freie Bahn für Elche!

Ich habe neoliberal vergessen, sorry. Neoliberal, neoliberal, neoliberal. Neoliberal alles, was da kreucht und fleucht.

Anton
Anton
Reply to  Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

Es geht nicht um gut oder schlecht, möge eh jeder für sich entscheiden, sondern um die Normoalität einer rechten Partei! Mir wäre sie zu frauenunfrundlich, muss aber nicht für jeden gelten!Natürlich ist die Partei von Globke und Filbinger keine Lobbypartei, echt süß!Henkel ist politisch totes Fleisch, die Geister haben ihn aufgefressen, möge er sie auch selbst gerufen haben

Anton
Anton
Reply to  Anton
4 Jahre zuvor

frauenunfreundlich

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Anton
4 Jahre zuvor

Wir können wirklich von Glück reden, dass die Kriminalitätsrate in der Bevölkerung nicht annähernd so hoch ist wie die in der AfD

Quelle „Deutscher Bundestag“

Anton
Anton
Reply to  Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

Niemand hindert die Linkspartei daran, die AFD zu übertreffen, gelingt den Grünen teilweise durchaus!!

Anton
Anton
Reply to  Roberto J. De Lapuente
4 Jahre zuvor

Du hast die Weisheit gefressen. Sind die Grünen inhaltsleer, dann müsste es ja ein Leichtes sein, die zu übertreffen,. Da reichen aber Verstaatlichungen und die Grünen übertreffende Einwanderung wohl nicht
Es geht um Identitätsthemen, da reichen 10 Euro ALG2 mehr nicht aus
Habe die Linken selber lange gewählt, sind mir auch sympathischer als manche User hier, aber deren Forderung nach Verstaatlichungen, außerhalb des Wohnungsmarktes, da schüttelt es mich

Molle Kühl
Molle Kühl
4 Jahre zuvor

Nicht vergessen: Es war die „aus Erfahrung antifaschistische“ Umfallerpartei SPD, die im „Interesse Deutschlands“ den Status der größten Oppositionspartei im Bundestag an die AfD abgab und damit einige weitere Privilegien wie Besetzung von Ausschüssen und deren Vorsitze.

Anstatt mit Rechten nicht zu reden, sondern mit ihnen radikal zu brechen wurde die AfD regelrecht in den Bundestag hineingetalkt. Es begann mit der Überpräsenz einer damals noch kleinen Partei bei Plasberg, Will, Maischbergeer und Co.

Es lohnt sich, in der Printausgabe des SPIEGEL das komplette Interview zu lesen:

https://www.monopol-magazin.de/aktionskuenstler-ruch-maischberger-bedroht-zusammenhalt-der-gesellschaft

Ruch geht davon aus, dass es in Kürze eine erste Koalition zwischen CDU und AfD geben wird, möglicherweise dogar einen AfD-Ministerpräsidenten. Na ja……….

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Molle Kühl
4 Jahre zuvor

@Molle Kühl

Ruch geht davon aus, dass es in Kürze eine erste Koalition zwischen CDU und AfD geben wird, möglicherweise dogar einen AfD-Ministerpräsidenten. Na ja……….

Davon kann man auch getrost ausgehen, denn die AFD ist Fleisch vom Fleische der neoliberalen Parteien.
Argumentieren wird man dann mit der Verantwortung ggü, unserem Land, wie schon die SPD sich bei der letzten GroKo rechtfertigte.
Der Ausverkauf der Schein-Demokratie ist in vollem Gange und die Mehrheit der Bevölkerung wird für ihr „Stillhalten“ wieder einmal teuer bezahlen müssen, sei es durch einen von Oben arrangierten Krieg, oder durch den Zerfall der Gesellschaft mit bürgerkriegs-ähnlichen Zuständen, wo Jeder zu Jedermanns Feind wird.

Prost Mahlzeit.

Anton
Anton
Reply to  Robbespiere
4 Jahre zuvor

Es ist aber auch nicht einfach In der BRD
Wähle ich die Grünen wegen Umwelt, bekomme ich Multikulti und Identitätsthemen, Frauen sind nicht gemeint, wähle ich die Linkspartei wegen Gerechtigkeit, bekomme ich Enteignung und Reverstaatlchung.
Wähle ich die AFD wegen Flüchtlinge, erhalte ich Frauenfeindlichkeit und Spießertum

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
4 Jahre zuvor

Wen wollen wir als Nächstes tot retten?